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Beziehungsunfähig 06

Geschichte Info
L'étrange Oui.
8.3k Wörter
4.26
26.9k
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Geschichte hat keine Tags

Teil 6 der 10 teiligen Serie

Aktualisiert 06/07/2023
Erstellt 10/01/2014
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Hallo, ich bins mal wieder.

Als erstes möchte ich mich für die vielen, konstruktiven Kritiken meiner kleinen Geschichte bedanken.

Hätte nicht gedacht, dass sie so ankommt.

Und gleichzeitig habe ich bemerkt, wie Unterschiedlich die Wahrnehmung des geneigten Lesers sein kann. Als Beispiel: was der eine als „Drumherum ist treffend inszeniert" sieht, empfindet ein Anderer als „Längen".

Das soll jetzt nicht als Kritik an der Kritik gesehen werden; ich find das gut, dass ich bei Unterschiedlichen Personen unterschiedliche Regungen mit meinem Geschreibe hervorrufe.

Was ich beim letzten Teil, war, nicht deutlich zu machen, dass er lediglich das Ende des „Sarah-Zykluses" darstellt.

Schließlich geht es ihr um Ben; nicht um Sarah.

Und jetzt kommt es dazu, wovor sich der Ein oder Andere Graute: Ich kann nach Längerem den siebten Teil der Geschichte einreichen.

Hoffentlich stößt er auf Wohlwollen.

Noch ein paar Worte vorneweg, bevor ich Ben das Wort überlasse.

Das sie nicht jedem gefallen wird, ist mir durchaus bewusst; ich bin jedoch für Kritik empfänglich; sowohl positiv als auch negativ. Nur konstruktiv sollte sie sein.

Mir ist ebenfalls klar, dass ich die Klientel, welche auf der Suche nach „Ram-Bam-Thank-You-Mam"-Geschichten sind, nicht befrieden werde.

Macht aber nichts; dass hatte ich eh nicht geplant.

Ich versuche, dass Ganze so realistisch wie in solchen Geschichten möglich aufzubauen. Ohne das Ganze unnötig auszubremsen.

Das dieser Spagat nicht ganz einfach ist, wird der geneigte Leser vielleicht verstehen. Und hier und da Nachsicht üben.

Im Grunde genommen habe ich mir als Ziel gesetzt, eine Geschichte zu schreiben, wie ich sie selbst mal wieder gerne lesen würde.

Mal schaun, obs mir gelingt.

Zum eigentlichen Inhalt und zum Verständnis.

Ich versuche es so auf zu bauen, dass sich der Protagonist, während der Ereignisse und der Zeit, mit der Geschichte entwickelt. Also bitte keine unnötige Ungeduld an den Tag legen.

Ich arbeite auch verhältnismäßig oft mit dem Mittel des inneren Dialogs (Einfache Hochkommas). Vielleicht sorgte das in den voran gegangenen Teilen hier und da für Verwirrung; deshalb schreib ich das einfach mal hin.

Wie andere Autoren auch bitte ich, eventuelle Fehler, in Sachen Rechtschreibung als auch Ausdruck, nach zu sehen. Egal, wie oft man einen Text durch geht und korrigiert, nach dem man ihn veröffentlicht hat, findet man noch was. Jedes mal ärgerlich.

Vielleicht noch als Hinweis: ich bin ein rechter Freund des Wortspiels und der Wortschöpfung; also nicht alles, was wie ein Ausdrucksfehler anmutet, ist auch einer. Humor halt.

Ich lasse das den Leser entscheiden, ob es gelingt.

Na denn, genug des Geschwafels.

Viel Spaß beim lesen

Oder Auch nicht...

--

EWK

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L'étrange Oui

'Wie bitte???'

Nach dem gerade gehörten Satz musste ich mir alle Mühe geben, mein Getränk bei mir zu behalten.

Aber ich glaube, dass ist ein schlechter Einstiegspunkt für diese Geschichte. Auch, oder gerade weil ich nicht besonders stolz darauf bin, was nun folgt.

Also mal überlegen...

In den letzten Jahren, seit ihr wisst schon wem, ist nicht all zu viel passiert bei mir.

Um der Wahrheit die Ehre zu erweisen: so gut wie nichts.

Meine Lehre lief so, wie man es sich vorstellt.

Arschbacken zusammen pfitzen und durch.

Da es sich um einen rustikalen Beruf in der Metallverarbeitung handelte, war das Umfeld auch entsprechend... ich nenne es mal rüde.

Ich hatte es mir zur Angewohnheit gemacht, in den meisten Fällen lieber mein Maul zu halten, als etwas darauf zu riskieren.

Nicht, dass ich meinen Mit-Lehrlingen zum Groß körperlich unterlegen gewesen wäre.

Aber man weiß ja wie das läuft: Einmal auf dem Kieker, immer auf dem Kieker.

Und das wollte ich mir ganz gerne ersparen.

Nennt das ruhig feige; im Nachhinein war es die richtige Überlebenslösung gewesen.

Ich konnte mein Privatleben, bzw. dessen Nichtexistenz, fast komplett außen vorlassen; mich gab es so gesehen in der Gruppe gar nicht.

Bis auf einmal. Bei dieser Gelegenheit wurde ich von einem 'Kollegen' angesprochen, er hätte mich mit einer „ziemlich heißen Schnecke", wie er sich ausdrückte, gesehen.

Nach kurzer Überlegung kam ich zu dem Schluss, dass er mich erstens an dem Disko-Abend in Bekleidung meiner Cousine gesehen haben musste, und zweitens ich genau dieses Detail lieber für mich behalten sollte.

Zu viel Ehrlichkeit konnte hier kontraproduktiv ausfallen.

So ließ ich ihn in dem Glauben, es wäre meine, und ich zitiere erneut, „Schnitte".

Mit seiner kopfschüttelnden Bemerkung „Ich fass es nich, der fette Ben hat ne Kirsche." war das Ganze dann auch ad acta gelegt.

Im Sommer darauf hatte ich mich völlig idiotisch-aussichtslos in die Freundin der Freundin eines Freundes verguckt. Aber so richtig, mit Herzschmerz und dem ganz Pi Pa Po. Nur war das von Anfang an aussichtslos; sie hatte sich zum gleichen Zeitpunkt in jemand Anderes verrannt. Aller Vernunft zum Trotz gab ich meine trottelige Liebelei zu ihr nicht auf.

Meine Bemühungen, mich bis dahin als unsichtbar zu manifestieren, waren ebenfalls nicht sonderlich hilfreich.

Schmachtend den Tag verbringend und so gut wie jede Mahlzeit verpassend, gelang es mir wenigstens, bei dem Stress ein wenig ab zu nehmen.

So schaffte ich es, bei einer Körpergröße von 1,80 Meter, von anfänglich 98 bis Ende der Lehre 78 Kilogramm runter zu kommen.

Ich will allerdings niemanden was vormachen: ich hatte immer noch Übergewicht; empfand dies damals aber rückblickend wohl größer, als es tatsächlich war.

Ja, sich selbst belügen ist immer noch am einfachsten.

Im Sommer darauf, ich war nun im dritten Jahr meiner Lehre, machte ich den Führerschein. Wer jetzt anfängt, wild rum zu rechnen: ich konnte ihn nicht mit 18 machen, da ich ihn mir von meinem wirklich, wirklich nicht üppigen Lehrgeld zusammen sparen musste.

Ich konnte und wollte meinen Eltern damit nicht zur Last fallen.

Dann noch eine billige Schissenbrede (Anm. Autor: Gut gebrauchtes Auto; älter als zehn Jahre), und schon war ich mir sicher, dass sich dadurch Alles, doch aber sicherlich Vieles ändern würde.

Ich weiß noch, wie hoffnungsvoll ich war.

Nichts änderte sich.

Als ich im Frühjahr darauf meine Lehre erfolgreich abschloss, im Übrigen waren wir aus der gesamten Gruppe nur zu Zweit, die das von sich behaupten konnten, wurde ich von meinem Ausbildungsbetrieb übernommen.

Das war schon was.

So wurde ein wenig mehr Geld in die Kassen gespült, sodass ich beschloss, dass es damit Zeit für meine erste eigene Wohnung wäre.

Was ich auch umsetzte.

Sie war nicht groß, aber sie reichte. Und sie gehörte mir.

Und schon war ich mir fast sicher, dass sich dadurch Vieles, doch aber sicherlich Manches ändern würde.

Ich weiß noch, wie hoffnungsvoll ich war.

Nichts änderte sich.

Dieser Umstand beruhte auf einem einfachen Grundprinzip: egal, was ich in meinem Leben auch anpackte (ob nun gelungen oder nicht spielte keine Rolle), änderte, wegließ oder neu einfügte -- es gab immer eine Konstante, die die durchaus auch positiven Änderungen relativierte:

Mich.

Wobei ich nicht den Eindruck erwecken will, ich hätte überhaupt keine sozialen Kontakte gehabt; nein Sir.

Ich ging regelmäßig unter Leute. Spielte viel Billard. Und das gar nicht mal so übel. Lernte immer wieder neue Menschen kennen; ich kann sogar behaupten, dass ich in dieser Epoche einen sehr breit gefächerten, bunten Freundes- und Bekanntenkreis hatte.

Vielen davon bin ich bis heute verbunden geblieben, aber die Meisten sind in alle Himmelsrichtungen verstreut.

Wie das Leben so spielt.

Trotz alledem schaffte ich es nicht, auch nur annähernd interessant für jemanden zu sein.

Man kam und ging.

Ich blieb.

Eine Bekannte äußerte damals mal mir gegenüber den Satz „Ben, man muss dich erst richtig kennen lernen, um zu sehen, wie du bist."

Ich glaube, sie meinte das positiv.

Nur nahm sich selten jemand die Zeit, um mich richtig kennen zu lernen.

Teuflisch.

So war ich der nette Ben; immer zu einem Späßchen aufgelegt. Immer hilfsbereit. Freundlich. Kaum mal Ansprüche. Und immer allein.

Gerade der letzte Punkt war so stabil, dass sich wohl kaum jemand fragte, warum das so war.

Um ehrlich zu sein, gehörte sogar ich dazu.

Vielleicht hatte ich ein wenig Angst vor der Antwort.

Irgendwann war das halt Normalität geworden.

Der damalige Treffpunkt war eine kleine Spielhölle.

Egal, was der geneigte Leser jetzt denken mag; so wild war das nicht.

Irgendwo musste man sich ja vor eventuellen Regen schützen.

Und immer noch besser als ein Busbahnhof.

Vorgelagert gab es dort einen Parkplatz; so wurde auch so mancher Grillabend verbracht.

Einfach, schlicht und schön. Eine kleine, feste Gemeinschaft.

Es gab auch noch eine zweite Gruppe, welche sich das Terrain mit der Unsrigen teilte. Und das, verblüffender Weise, völlig reibungslos. Parallel. Man nickte sich zu; mehr aber auch nicht.

Zum Groß zumindest.

Klar gab es auch hier und da einzelne Schnittpunkte; mal eine Partie Billard, mal ein kurzes Gespräch. Aber es wurde nie wirklich was 'gemeinsam' geplant oder unternommen. Auch bestand kein Bedarf danach.

Eines Abends nun, es war kurz vor Beginn meines Zivildienstes und ich hatte bereits meinen Resturlaub angetreten, war ich, wie so oft und so üblich, in der Spielothek.

Da es Sonntag war und alle vernünftigen Menschen am nächsten Morgen raus mussten, war die Frequentierung recht überschaubar.

Eigentlich war ich von Neunzehn Uhr bis kurz vor Neun der einzige Gast gewesen.

So nutzte ich den Freiraum, meine Billard-Qualitäten zu festigen. Vielleicht sogar zu steigern. Ich war da ergebnisoffen.

Ich überlegte bereits, ob ich es für den Tag gut sein lassen sollte. Möglicherweise noch ein kleiner Plausch mit der Bedienung; ein freundlicher Herr Mitte der Vierziger. Und anschließend heim laufen. Ich hatte nur fünf Minuten Fußweg bis nach Hause. Also war ich hier recht ungezwungen.

Gerade wollte ich die Kugeln einsammeln und für die Zeit bezahlen, um es mir noch für eine letzte Zigarette gemütlich zu machen, da kam Oui.

Eigentlich hieß sie Martina Krjtzwtzk. Jedenfalls nach Personalausweis, den sie mir einmal zeigte, um zu beweisen, dass ihr Nachname für die deutsche Zunge nicht auszusprechen war.

Aus einem mir nicht bekannten Grund wurde sie Oui genannt. Wie das französische Ja.

Und sie mochte diesen Spitznamen; passte er doch auf eine ulkige Weise zu ihr.

Und nebenbei bemerkt mochte sie ihren Vornamen ebenfalls nicht.

Wie dem auch sei.

Oui war die Freundin des, sagen wir mal, bestimmenden Mitgliedes der anderen Gruppe.

Man kannte sich vom sehen. Man war sich nicht ungrün. Man hatte ein kurzes Personalausweis-Gespräch inklusive fassungslosem Bestätigen ihres Nachnamensdillemas.

Das war es dann aber auch schon.

Jedenfalls bis zu dem genannten Abend.

„Hi." sagte sie.

„Hallo." grüßte ich freundlich zurück; gemütlich in meinem Sessel rauchend.

Ganz offen gesagt dachte ich mir nichts dabei; es kam immer wieder vor, dass das Einrücken in das Objekt tröpfchenweise vollzogen wurde.

Wenn es dann mehr werden würden und den Billardbereich für sich beanspruchten, würde ich wie üblich das Feld räumen.

Niemand musste niemanden auffordern.

Alles easy.

Oui kam direkt zu mir und setzte sich auf die Kante des Billardtisches.

Ich sah zu ihr auf. Im ersten Augenblick schien es, als ob sie etwas sagen wollte. Doch es kam nichts.

Nun lief die Situation aus ihrem gewohnten Prozedere.

Oui saß da; den Po an dem Tisch, die Beine durchgestreckt. Ihr Blick war auf ihre Finger gerichtet, welche sorgsam ineinander verschränkt waren.

'Sollte ich ihr meinen Platz anbieten? Traut sie sich nicht zu fragen?'

Ich kannte sie zwar nicht richtig, aber sonst machte sie einen quirligen Eindruck. Vielleicht wirkt das auch nur so, wenn man etwas kleiner ist; Oui maß laut Ausweis 1,55 Meter. Sie war auch kein Hungerhaken, wie in der Zeit von der Werbung als Ideal beschrieben wurde; viel eher kann man sie als gut proportioniert bezeichnen. Am Auffälligsten war wohl ihre recht große Oberweite. Womit sie aber weder unnötig hausieren ging noch sie blödsinnig versuchte zu kaschieren. Es war halt ein Teil von ihr. Und was da war, muss man auch nicht weg reden. Ganz normal.

Aufgrund ihrer geringen Körpergröße wirkte es möglicherweise auch größer. Kann ich nicht objektiv sagen. Und für eine zweite Meinung ist es nun zu spät.

Es fällt mir immer recht schwer, das Aussehen anderer zu beschreiben, wodurch der geneigte Leser mir eventuell nachsehen wird, das ich, sagen wir mal, bekanntere Personen als Vergleich heranziehen muss.

Wenn ich Oui's Erscheinungsbild versinnbildlichen darf, würde ich auf eine junge Frau verweisen, welche in letzter Zeit durch ihre Webcam-Aktivitäten auf sich Aufmerksam macht. Einer ihrer Synonyme ist „Jaqlynn", ein anderer ist „PrincessD".

Ich will jetzt nicht behaupten, dass sie Zwillinge sein könnten; aber vom Typ her ähneln sie sich. Nur waren damals solche grellen Haarfärbungen noch nicht in Mode.

Gott sei dank.

Wie dem auch sei; sie war still heute. Ungewohnt still.

Normaler Weise würde sie sich jetzt schon mal das Beste Queue reservieren.

Und was mir auch gerade auffiel war, dass sie eine neue Frisur hatte. Waren ihre glatten, braunen Haare vorher Schulterlang, so trug sie jetzt einen Pagenschnitt, welcher ihr hübsches Gesicht umrahmte.

Stand ihr genauso gut.

Ich fand, dass sie schon immer etwas Puppenhaftes hatte. Durch die Pagenfrisur wurde das sogar noch verstärkt.

Ein hübsches Puppengesicht. Schöne Augen, eine kleine Stupsnase. Gekrönt von süßen kleinen Wangen; von dem Typ, in die Omas so gerne kneifen. Und ein kleiner, aber dennoch geschwungener Mund, welcher fast immer lächelte.

'Nur eben jetzt nicht.'

Das stimmte. Ich wusste doch, das noch etwas anders war.

„Hübsche Frisur!" sagte ich. Nur um dieses schweigende Nebeneinander zu brechen. „Steht dir wirklich gut."

Oui sah mich kurz an; ein winziges Lächeln huschte über sie.

„Dankeschön." bevor sie wieder den Blick senkte.

„Alles ok?" fragte ich nach einer kurzen, meiner Meinung nach angemessenen Pause.

Oui zuckte mit den Schultern.

„Du weiß es nicht?" Fragte ich sie.

Oui stand weiterhin schweigend da.

Ich war mir fast sicher, das, egal was ich als nächstes tat, es falsch sein würde. Davon mal ausgegangen, war es ja schon wieder fast gleich, womit ich Fehler machte.

Trotz dieses logischen Schlusses war mir diese seltsame Situation langsam unangenehm.

Einfach so gehen kam mir aber auch nicht richtig vor.

Mitten in diesem Gedankengang sagte Oui dann schließlich doch etwas.

„Ganz schön leer heute." Dieser Satz kam so, wie ich es von ihr gewohnt war. Von meiner empfundenen Verlegenheit war bei ihr keine Spur.

„Ja, das ist schon so, seit ich hier bin." bestätigte ich. „Hab vor Langeweile ein wenig mit mir selbst gespielt."

Oui sah mich an. Mein gewolltes Wortspiel schien angekommen zu sein.

„Billard meine ich." ergänzte ich noch zum Schein.

„Ja, klar. Was sonst. " Nun grinste Oui mich an.

Ich kann es nicht Bestimmtheit sagen, aber aus irgendeinem Grund fühlte ich mich nun wesentlich angenehmer. Auch das Gefühl, jemand hätte mir Juckpulver in mein T-Shirt geschüttet, ließ langsam nach.

„Wollen wir eine Runde schieben?" fragte mich Oui.

„Klar, wenn du magst." Warum hätte ich ablehnen sollen. Ein unbekannter Gegner, wie reizvoll.

Ich nahm die Triangel und baute die Kugeln auf, während Oui sorgsam ihr Queue einkreidete. Ein wenig viel für meinen Geschmack, aber was soll's.

Dann zog sie Ihre dünne Jacke aus; wohl, damit sie beim Spiel weniger behindert werden würde.

Das, was Oui unter der Jacke zum Vorschein brachte, hatte ich so noch nie bei ihr gesehen. Es war eine Art Schlauchtop; ihr kurzärmeliges Oberteil schien aus zwei verschiedenen Stoffen zu bestehen. Alles war zwar schwarz, aber von unterschiedlicher Beschaffenheit. Der Bauchbereich schien normal verhüllt; der obere Teil, mit Beginn des Rippenbogens, dagegen war transparent. Hindurch konnte ich ein hochgeschlossenes, weißes Oberteil sehen, welches am Halssaum mit Rüschen verziert war. Und die ziemlich großen Rundungen darunter gewagt zur Geltung brachte.

'Du starrst sie an!'

Ruckartig riss ich meinen Blick nach oben. Peinlich, peinlich.

Oui grinste mich an, den Kopf leicht schräg gelegt.

'Scheiße, wie peinlich ist das denn? Jetzt bloß nicht rot werden.'

Zu spät. Welch ein Fauxpas.

Oui ging zum Punkt des Anstoßes. Beugte sich zur Karambolage.

„Wer baut, der haut!" Ich konnte gerade noch intervenieren.

„Ok." Sie räumte das Feld.

Ich will nun die Partie nicht zu ausschweifend erzählen; nur soviel, das sie sich alles Andere als dumm anstellte. Und ich hatte wirklich den Eindruck, dass sie sich echte Mühe gab.

Sie war sogar, ziemlich schnell, als Erste mit ihren Kugeln fertig und bemühte sich um die Acht.

Ich bemerkte, leicht amüsiert, dass sie ein wenig aufgeregt war. Dieser Umstand half ihr so gar nicht; sie versemmelte die Ein oder Andere gute Chance.

So holte ich stetig auf.

Bei einem Versuch, die Partie für sich zu entscheiden, ließ sie sich richtig viel Zeit.

Sie guckte von vorn, wie die Acht lag. Dann von hinten. Wieder von vorn. Fast hätte ich erwartet, dass sie ihren Zeigefinger anfeuchtet und in die Luft hält, woher der Wind weht.

Schließlich schien sie mit sich einig zu sein, was sie tun sollte.

Oui beugte sich zum Stoß; musste sich ein wenig nach vorne recken. Und vergrub mit ihrer rechten Brust meine letzte Kugel.

Die Zwölf.

Weg war sie.

Ein grobes Foul.

Ich räusperte mich.

Oui beachtete mich gar nicht. Stieß. Und scheiterte erneut.

„Mist." fasste sie zusammen.

„Du hast meine Kugel berührt." sagte ich.

„Welche?" fragte sie mit Erstaunen.

Ich zeigte auf meine letzte Kugel.

„Echt? Hab ich gar nicht bemerkt!" Das sagte sie so überzeugend, dass ich es ihr beinahe abnahm.

Aus irgendeinem Grund mochte ich mich nicht darum streiten.

„Ich kann mich auch geirrt haben."

Oui's Augen blitzen kurz spitzbübisch; ich denke, ich handelte richtig.

Ich kürze jetzt hier mal ab: schließlich schaffte ich es, die Partie für mich zu entscheiden.

Wir gaben uns, ganz sportlich, die Hände, und räumten das Spielgerät wieder weg.

Ganze 20 Minuten hatten wir so verbracht.

Ich setzte mich wieder in meinen Sessel; Oui kam, zu meiner Überraschung, wieder zu mir.

Nach einer kurzen Schweigeminute hob sie wieder an.

„Ich wusste ja, dass keiner von uns da sein würde." Wobei sie mit 'uns' ihren Freundeskreis meinte. „Aber das es gerade heute so leer sein würde..." Dabei sah sie sich um.

Ich nickte. Was konnte ich auch schon anderes tun.

Aber halt, eine Zwischenfrage kam mir hoch.

„Gerade heute?"

Ich konnte ein kurzes Zucken um ihre Augenwinkel erahnen.

Dann sagte sie „Na ja." überlegte kurz, „Och, vergiss es."

Bitte vergebt mir diese menschliche Neigung; langsam machte die Angelegenheit mich neugierig.

Ich sah sie eine Weile an. Sie blickte immer mal kurz zu mir.

„Jetzt guck nich so." sagte sie schließlich, wobei sie anfing zu lächeln. „Du machst mich ja ganz verlegen." ergänzte sie noch; die Betonung legte sie dabei auf das Wort 'verlegen'. Wohl um zu zeigen, dass sie es nicht in Gänze ernst meinte.

Das stimmte mich zuversichtlich, dass der Abend vielleicht doch nicht so öde werden würde, wie es anfangs schien.

„Na los, was ist denn gerade heute." Drängelte ich, ebenfalls übertrieben betont. Was ihr Lächeln breiter werden zu lassen schien. Sie blickte mich an, und das Lächeln um ihre Augen empfand ich in dem Moment einfach als schönsten Lohn für meine Bemühungen.

„Ok ok, du Drängelbär." sagte Oui, immer noch grinsend. „Ich hatte gehofft, heute jemanden zum quatschen zu finden. Und so. Hier."