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Das Bangkok Syndikat 13

Geschichte Info
Marias Ungeduld, Chai bleibt auf der Fährte, Nori hilft.
8.7k Wörter
4.7
8.9k
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Teil 13 der 18 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 10/23/2019
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37. Einundzwanzigster Tag, mittags, Bangkok

„Ich verstehe das einfach nicht. Warum wollen sie mir den Namen dieser Frau nicht nennen?"

Maria fuchtelte mit ihrem linken Arm durch die Luft, als ob sie gegen einen imaginären Einbrecher anzukämpfen versuchte. Den Hörer des Telefons mit der rechten Hand am Ohr haltend, durchmaß sie den Raum mit weit ausholenden Schritten. Sie war wütend auf diesen Kerl. Er glaubte, die Täterin gefunden zu haben, hielt ihr solch eine wichtige Information aber vor? Das durfte und konnte einfach nicht wahr sein. Sollte sie wieder den ganzen Tag in diesem Hotel herumsitzen und darauf warten müssen, bis die nächste Nachricht von diesem Wichtigtuer eintrudeln würde? Auch sie hatte doch ihre Möglichkeiten, warum nur ließ er sie diese nicht nutzen?

„Bitte beruhigen sie sich doch, Frau Dr. Silami. Ich weiß, es geht um ihren Sohn und sie wollen ihren Beitrag leisten, ihn wiederzufinden. Ich bitte sie aber um Verständnis, dass ich beim derzeitigen Stand der Ermittlungen nichts aufs Spiel setzen möchte. Ich habe sorgsam Notiz geführt über meine bisherigen Erkenntnisse und habe Vorsorge getroffen, dass ihnen diese zugespielt werden, sollte mir in den nächsten Tagen etwas zustoßen."

Doch die Rechtsanwältin wollte keine Beschwichtigungen hören, lediglich eine Antwort auf ihre Frage.

„Mein lieber Herr Na Ajutthaja, mir reißt jetzt wirklich gleich der Geduldsfaden. Beantworten Sie mir bitte meine Frage. Bisher haben sie stets offen mit mir gesprochen und mich über den Verlauf ihrer Ermittlungen informiert. Warum also jetzt nicht mehr?"

„Ich habe einen Namen und eine Fährte, mehr nicht. Kein Motiv, keinen Hintergrund und auch keine Vorstellung davon, was mit ihrem Sohn und dessen Freunden passiert sein könnte. Würde man diese Person jetzt auffinden, wäre damit noch lange nicht gewährleistet, auch ihren Jungen gefunden zu haben. Stellen sie sich vor, man könnte ihr nichts nachweisen, dann wäre sie gewarnt und könnte sich ihrer Last entledigen. Eine Möglichkeit, die hier in Bangkok leicht zu realisieren wäre. Bitte, Frau Doktor Silami! Vertrauen sie mir und meiner Intuition. Sowie ich konkret werden kann, werde ich sie eingehend informieren. Oberste Priorität hat das Leben ihres Sohnes und demgemäß werde ich handeln."

Maria Silami versuchte sich zu beruhigen, setzte sich in eines der Fauteuils und zögerte, die ihr eigentlich wichtigste Frage zu stellen. Tief holte sie Luft, dann überwand sie ihre Furcht.

„Glauben Sie, dass Alain noch lebt?"

Na Ajutthaja antwortete prompt und ohne nachzudenken.

„Ja! Dessen bin ich mir ziemlich sicher. Ein Mord würde zu dieser Person nicht passen, wenn mir ihr Motiv auch noch immer nicht klar ist. Geben Sie mir bitte noch etwas Zeit, bald werden wir mehr wissen."

Maria Silami gab sich zufrieden, verabschiedete sich von dem Ermittler, wünschte ihm viel Glück und bot ihm nochmals ihre Hilfe an. Nachdenklich legte sie das Telefon beiseite, lehnte sich zurück und ließ ihren Ängsten freien Lauf. Sie wollte nicht allein sein in diesem Moment, mit jemandem sprechen, doch ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass in Deutschland noch tiefe Nacht herrschte und Maurice daher wohl noch schlafen würde. Eine andere Möglichkeit kam ihr in den Sinn und so griff sie nach ihrem Handy, um nach der Nummer ihres thailändischen Kollegen zu suchen.

„Guten Tag, Herr Doktor Katanaa! Maria Silami hier."

Ihre Stimme klang nüchtern und professionell. Schnell waren die Begrüßungsfloskeln erledigt, dann kam sie auch schon auf den Punkt. Als Anwältin war sie es gewöhnt, sich klar und unmissverständlich auszudrücken, und bemüht, das Gespräch in zeitlicher Hinsicht effizient zu gestalten.

Doktor Katanaa schien von Maria Silamis Anruf vollkommen überrascht worden zu sein.

„Frau Doktor?! Wie geht es ihnen? Gibt es Neuigkeiten von Alain und seinen Freunden?"

„Ja und nein. Der Detektiv hat konkrete Hinweise auf eine, mit dem Verschwinden meines Sohnes im Zusammenhang stehende Person erhalten, verweigert mir aber nähere Auskünfte. Er scheint sogar schon den Namen zu wissen, möchte aber nicht, dass ich mich in seine Ermittlungen einmische."

Ein heiserer Unterton mischte sich in Doktor Katanaas Stimme.

„Er ist ein Profi, Frau Doktor. Ich möchte ihnen anraten, ihm vorbehaltlos zu vertrauen und seine Methoden zu respektieren."

Der Anwalt räusperte sich und fuhr dann beinahe entschuldigend fort.

„Verzeihen sie meine Unhöflichkeit, werte Frau Kollegin. Richten sie ihrem Gatten bitte meinen Gruß aus. Ich hoffe, sie haben trotz der widrigen Umstände auch immer mal wieder ein wenig Licht gesehen."

„Maurice ist wieder in Deutschland, ich bin also allein. Ich würde sie gern zu einem Dinner einladen, das ist der eigentliche Grund meines Anrufes. Mir fällt hier im Hotel schön langsam die Decke auf den Kopf. Könnten sie vielleicht ein paar Stunden für eine Kollegin erübrigen?"

Doktor Katanaa ließ ein geschmeicheltes Lachen hören.

„Zu freundlich, Gnädigste. Gern heute Abend, wenn ihnen das passt. Auch ich kenne solche Momente, seit meiner Scheidung ist es in meinem Haus doch sehr leer geworden. Wissen sie was, Frau Kollegin? Mir kommt da eine Idee. Ich hole sie ab und wir kochen uns gemeinsam ein Abendessen. Ich könnte ihnen einige Besonderheiten der hiesigen Küche vermitteln, sollte sie das interessieren. Vielleicht wäre das ja eine Möglichkeit, ihre Sorge um ihren Sohn ein klein wenig erträglicher werden zu lassen."

„Danke, werter Kollege, ich nehme ihr Angebot gerne an. Doch lassen sie mich wenigstens den Wein besorgen!"

Der thailändische Rechtsanwalt zeigte sich umgehend einverstanden. Endlich hatte Maria Silami einen Grund, dieses Zimmer für einen Abend verlassen zu können.

„Gegen zwanzig Uhr in der Lobby, mein lieber Doktor Katanaa? ... Also abgemacht! Wirklich sehr nett von ihnen, dass sie sich Zeit für mich nehmen. Ich darf annehmen, dass sie pünktlich sind, mein Lieber?!?"

Einundzwanzigster Tag, abends, Bangkok

Nori hatte ihren Rundgang beinahe beendet, als sie hinter sich im Gang eilige Schritte vernahm. Sie war müde, hatte an diesem Tag fünf Kunden abzufertigen gehabt, deren zwei sich an Tom vergnügt und verausgabt hatten. Der junge Deutsche ertrug diese unwürdigen und zutiefst demütigenden Prozeduren mittlerweile ohne jegliche erkennbare Reaktionen, es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis sein Marktwert deutlich sinken würde. Sie löste sich aus diesem Gedanken, wandte sich der Richtung zu, aus der ihr das ungleichmäßige Stakkato auf den Boden knallender Absätze entgegen hallte.

Jasmin! Der Thai-Domina war es alles andere als recht, dass die Klub-Chefin aufkreuzte. Leicht humpelnd näherte sich Jasmin der Thailänderin. Irgendetwas musste ihr widerfahren sein.

„Nori! Wartest du bitte?"

Die Stimme der rothaarigen Frau klang gebrochen und weinerlich. Nori musste sich ihre Neugier eingestehen, wollte sie doch den Grund für Jasmins augenscheinliche Beeinträchtigung erfahren. Schweigend lehnte sie sich an die grob verputzte Mauer und wartete ab, bis Jasmin sie eingeholt hatte. Die Klub-Chefin zeigte Anstalten, die in schwarzem Latex gekleidete Domina umarmen zu wollen, wurde jedoch hart zurückgestoßen. Nori mochte keine Nähe, zumindest nicht jene von solchen Menschen. Ihre offizielle Chefin taumelte zurück, während Tränen aus ihren Augen drangen. Laut schluchzend heulte sie los und wand sich regelrecht in einem Weinkrampf. Die Domina aber blickte nur interessiert in das von deutlichen Blessuren gezeichnete Gesicht.

„Entschuldige, aber hilf mir bitte! du bist die einzige Person, die das vermag."

Nori neigte ihren Kopf zur Seite. Es kam nicht wirklich oft vor, dass man sie um einen Gefallen bat. Sie antwortete zwar nicht, ging aber auch nicht weiter. Jasmin wertete dies als stilles Einverständnis der Thai-Domina, ihr vom erlittenen Unglück zu berichten. Sie versuchte, die richtigen Worte zu finden, um ihr von Long zu erzählen, der sie jetzt den dritten Tag hintereinander brutal vergewaltigt, geschlagen und gedemütigt hatte. Wieder war er es heute gewesen, der das Geld für den Paten abgeholt hatte, wie auch die beiden Tage davor. Neuerlich hatte er sie mehrmals ungehemmt ins Gesicht geschlagen, auf den Tisch gedrückt und sie hemmungslos missbraucht. Er hatte ihr unverhohlen zu verstehen gegeben, dass er sie nun täglich „besuchen" werde und sie sich gefälligst um ihn zu kümmern hätte.

Jasmin zitterte am ganzen Körper. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn, während das Blut aus ihrem Gesicht gewichen war. Sie stand wohl immer noch unter Schock. Nori registrierte den Zustand ihrer Chefin sehr wohl, dennoch zeigte ihr Gesicht nicht die geringste Regung.

„Er will, dass ich zu ihm komme. Verstehst du? Er will mich dort weiter quälen und schänden."

Jasmin heulte wieder mit piepsiger Stimme los.

„Was soll ich nur tun, Nori? Wang wird mir nicht helfen, oder?"

Der Blick der Domina veränderte sich, bestürzt stellte Jasmin jedoch fest, dass sie bei ihrer Gesprächspartnerin wohl nicht auf Mitgefühl hoffen konnte. Stattdessen grinste die Thailänderin breit und wäre beinahe in schallendes Gelächter verfallen.

„Du hast keine Ahnung, was das bedeutet, oder?"

Jasmins Augen weiteten sich augenblicklich, während sie die Thai-Domina weiterhin anstarrte. Diese aber erklärte sich ihr nicht und schien stattdessen ihren Weg fortsetzen zu wollen.

„Nori! Bitte! Warte doch. Erkläre es mir."

Die Domina blieb tatsächlich stehen und drehte sich zu ihrer Chefin um.

„Wang muss Long gegenüber etwas geäußert haben, das dich ziemlich schlecht aussehen lässt. Niemals sonst würde er es wagen, dich so zu behandeln."

Jasmin gaffte die Domina an, als sei diese ein fahrender Zug, der sie zu überrollen drohte.

„Das kann nicht sein, Nori. Ich habe mir doch nie etwas zuschulden kommen lassen und ihm doch immer gut gedient. Warum also sollte er sich über mich negativ geäußert haben?"

Noris Laune schien sich sichtlich gebessert zu haben. Long erwies mit seinem Tun Wang keinen Dienst. Jasmin war dem Paten treu ergeben, hätte ihm sicher liebend gern uneingeschränkt berichtet, was sie alles für ihn leistete. Doch jetzt? Sie wurde gezwungen, Abstand zum Paten zu nehmen, und würde alles daran setzen, nicht mehr bei ihm aufzufallen.

„Du hast dich nie zu Wang bekannt. Bist alt und schrullig. Du wirst ersetzt durch eine Jüngere, früher oder später. Geh lieber! Es ist deine einzige Chance, heil und gesund zu bleiben. Obwohl es vielleicht schon zu spät dafür ist. Long scheint dich als Opfer bereits zu schätzen. Wahrscheinlich bist du für ihn nichts anderes mehr, als eine der Sklavinnen in unserem Haus. Du tust immer so fein und edel, es wird ihm Spaß machen, dir deinen neuen Platz zu zeigen."

Die Leiterin des Klubs sah die Thailänderin verständnislos an, witterte böse Absicht hinter Noris Worten.

„Und du glaubst wirklich daran? Bist nicht du die junge Frau, von der du sprichst?"

Nori wandte sich wortlos zum Gehen. Sie hatte genug von dieser seltsamen Begegnung. Jasmin aber dachte an den chinesischen Mafioso und dessen Ankündigung.

„Warte! Nori! WARTE! BITTE!"

Die Domina setzte ihren Weg, Jasmins Worten ungeachtet, fort, sodass sich die verzweifelte Klub-Chefin gezwungen sah, ihr hinterherzulaufen. Rasch holte sie die Thailänderin ein, griff nach deren rechten Oberarm und versuchte, sie zu sich herumzureißen. Nori schnellte herum und schlug ihr brutal ins Gesicht. Jasmin taumelte zurück, prallte gegen die Wand und rutschte laut kreischend an dieser zu Boden.

„Bitte! Hilf mir!", heulte sie.

Sie hielt sich die Wange und blickte aus verweinten Augen zu der im schwarzen, hautengen Overall gekleideten Domina auf.

„Gib mir Geld! Du machst mir morgen ein Angebot! Dann überlege ich es mir vielleicht."

Zweiundzwanzigster Tag, morgens, Bangkok

Tom versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Körper schmerzte an mehreren Stellen. Brust, Rücken, Gesäß und Oberschenkel erinnerten ihn an die unentwegten Misshandlungen, denen er ausgesetzt gewesen war. Nori war äußerst rücksichtslos vorgegangen, hatte ihn immer wieder in den Sessions verzweifeln lassen, indem sie ihn mit Stöcken, Gerten und Peitschen an seine Grenzen getrieben hatte. Er sollte schreien, vor seinem Kunden an seiner Situation verzweifeln, zeigen, wie sehr er unter seiner Vergewaltigung litt. Doch der tägliche Wahnsinn war langsam zur Gewohnheit geworden und die Kunden schienen diesen Umstand zu spüren. Zwar war er nach wie vor ausgebucht, doch Nori keinesfalls mit den Erträgen zufrieden, die er ihr einbrachte. Trotz all ihrer Schläge und Hiebe ließ sich seine Jungfräulichkeit nicht mehr zurückholen und sein Marktwert sank von Tag zu Tag. Er spürte selbst, dass er mehr und mehr abstumpfte, sein Gehirn Wege und Lösungen fand, die ihm diese Welt erträglicher erscheinen ließen.

Zudem bemühte sich Uaan redlich, ihn die schrecklichen Erlebnisse vergessen zu lassen. Vorsichtig wusch sie ihn und kühlte seine Schlagmahle mit schmerzlindernder Salbe. Zu Sex kam es zwischen den beiden schon seit einigen Tagen nicht mehr. Tom hatte jegliches Interesse an ihr verloren, musste mit sich ringen, um keinen Hass gegen dieses Mädchen aufkommen zu lassen. Nori hatte aus der süchtigen Uaan eine perfekte Komplizin geformt. Anfänglich hatte er mit Uaan noch über seinen unbedingten Wunsch, diesem Schrecken zu entkommen, gesprochen, doch mittlerweile hatte er davon Abstand genommen. Die kleine Thailänderin würde ihn an die Domina verraten, sobald er auch nur die Möglichkeit einer Flucht erwähnen würde. Er war ihr Garant, weiterhin an ihre Droge zu kommen. Ohne ihn würde sie Qualen durchleben müssen, die ohne weiteres mit jenen, die Nori ihnen bereiten konnte, vergleichbar waren. Die Domina betonte immer wieder, dass Uaan keinerlei Wert mehr für sie hatte, sobald sie nicht mehr mit Tom in der Zelle zusammen hausen würde.

Die kleine Frau hockte nackt auf der Matratze und hörte mit einem kleinen MP3-Player Musik. Tom hatte dreihundert Euro an Nori dafür bezahlen müssen, ein unwirklicher Preis. Doch die Thai-Domina beutete sie schamlos aus, alles, was über die Grundversorgung hinausging, hatten die beiden teuer zu bezahlen. Dabei ging sie jedoch keinerlei Risiko ein. Sie achtete strikt darauf, dass nichts, was sie ihren Opfern verkaufte, missbräuchlich zu verwenden war. Sogar das Kabel der Kopfhörer war nur wenige Zentimeter lang, zu kurz, um sich damit zu strangulieren.

Tom schüttelte den Kopf. Wieder musste er sich beherrschen, um seinem Drang, Uaan anzuschreien und sie zu verletzen, nicht nachzugeben. Er erinnerte sich noch gut an ihren Absturz, den sie nur durch Noris psychische und physische Zuwendungen unbeschadet durchzustehen vermocht hatte.

Noch deutlicher war ihm Noris Rache in Erinnerung geblieben, die sie an ihm genommen hatte. Er dachte an die Dunkelheit, in der sie ihn wehrlos gefesselt zurückgelassen hatte, den Druck in Blase und Darm, den ständigen Wechsel von Wärme und Kälte, die immer wiederkehrende Atemnot. Die Gedanken an diese Stunden ließen ihn erzittern, Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Dieses Erlebnis hatte ihn stark geprägt. Auch wenn er keine Ahnung gehabt hatte, wo und wie lange er von der Außenwelt vollkommen abgeschnitten, an der Befriedigung jedes existenziellen Bedürfnisses gehindert und kontrolliert worden war, würde er sich lieber foltern und schlagen lassen, als diesen permanenten Grenzgang zwischen Leben und Sterben nochmals über sich ergehen lassen zu müssen. Er hatte sich vor Nori auf den Boden geworfen, ihr die Sohlen ihrer Stiefel geküsst, sie angefleht, ihm zu verzeihen. Im Moment seiner Befreiung war er gebrochen und es erschien ihm wie ein Wunder, dass er ansatzweise wieder eigenen Willen und den Wunsch nach Würde in sich fand.

„Ich habe Alain gesehen."

Tom wandte sich Uaan zu, zögerte, ob er ihr Glauben oder Interesse schenken wollte. Nach einigen Sekunden Stille überwand er sich.

„Wann?"

„Vorhin, als Nori mich wieder zurückbrachte. Es scheint ihm gut zu gehen. Er hat dir Grüße bestellt. Es scheint ihm gut zu gehen mit seiner Herrin."

Der Deutsche starrte die kleine Thailänderin an, als sei sie dem Wahnsinn verfallen.

„Was hat er genau gesagt?"

„Dass er hofft, dass du mit deiner Nori genauso viel Spaß hast, wie er mit seiner Kim."

Tom wurde aus ihren Worten nicht schlau. Was wollte Alain ihm damit sagen? Er spürte Unsicherheit. Sein Freund war nur sehr schwer einzuschätzen, wenn es um Lust und Perversion ging. Es war ihm durchaus zuzutrauen, dass er sich vielleicht in der Zwischenzeit mit seiner Situation arrangiert hatte. Uaans piepsige Stimme löste ihn erneut aus seinen Gedanken.

„Er hat noch gemeint, dass du überall Freunde hast, sogar hier in diesem Kerker."

Der junge Deutsche starrte vor sich hin. Egal, wie er es auch drehte, ihre Worte ergaben keinen Sinn für ihn. Sicher, sein Freund hatte ihm etwas zu sagen versucht, doch konnte er die eigentliche Botschaft hinter seinen Worten nicht erkennen.

38. Zweiundzwanzigster Tag, nachmittags, Bangkok

Pünktlich wie immer war Long mit dem kleinen Lieferbus auf dem Hof des Club Bizarr vorgefahren. Er hatte für Jasmin dieses Mal sogar eine kleine Gerte mitgenommen und würde ihr damit zeigen, wie sehr ihre Angst vor ihm gerechtfertigt war. Er dachte an die rothaarige Businessfrau. Für ihr Alter war sie wirklich noch durchaus ansehnlich und ihre Möse fühlte sich ganz ordentlich an. Wie schnell hatte er sie von ihrem hohen Ross heruntergeholt, wie sehr hatte er sich an ihrem Geschrei und Flehen aufgegeilt. Schade nur, dass Wang ihn nicht dabei sehen konnte, wie er dessen Gelder eintrieb und welche Furcht, welchen Schrecken er bei dessen „Kunden" hinterließ. Er wäre sicher sehr zufrieden. Schließlich hatte er es dieser Weißen genauso hart und böse besorgt, wie Wang dieser geilen Lederhure. Ihr den Platz gezeigt, den sie in der Organisation innehatte. Der Pate war hinsichtlich seiner Fähigkeiten und Wesenszüge Longs großes Vorbild. Er würde alles daransetzen, so zu werden, wie der Alte. Sechs oder sieben Jahre vielleicht noch, dann würde Wang die Früchte seiner Arbeit genießen können. Bis dahin aber würde Long schon dafür sorgen, dass es nur noch einen einzigen Vertrauten gab, der Wangs Besitz verwalten durfte, ihn selbst.

In seinen Gedanken gefangen wuchtete er die schwere Brandschutztür auf und ging den Flur entlang, der zum Büro der Klub-Chefin führte. Er würde sie heute hart rannehmen, sein Komplize im Wagen wusste Bescheid und würde geduldig warten, falls es länger dauern würde. Sie sollte an ihn denken, auch wenn er nicht bei ihr war. Unter jeder verrinnenden Minute leiden, wenn sie auf sein Eintreffen wartete. Wie er dieses arrogante Pack hasste, diese Farangs, wie sie von den Thailändern auch genannt wurden. Dieses dekadente Volk, welches auf sie herabblickte, sie ausbeutete und die ganze Welt mit ihrer Scheiße überzog, die sie selbst Kultur nannten. Eine Woche noch, dann würde er mit Wang reden. Diese Jasmin sollte ihm zu Hause wie eine Sklavin dienen, ihm gehören und an jedem Tag daran verzagen, dass sie als „Weiße" geboren worden war. Er würde ihr sogar seine Scheiße zu fressen geben, nur um ihr ihren eigentlichen, wahren Wert zu demonstrieren. Er grinste bei diesem Gedanken und spürte ein verhaltenes Pochen in seinem Glied, das sich bei diesen Überlegungen zusehends versteifte. Er blieb vor der einfachen Zimmertür stehen, legte seine rechte Hand auf die Klinke und drückte diese hinunter. Er klopfte nicht an, warum auch, die weiße Schlampe würde schon auf ihn warten, panisch vor Angst, wie schon die Tage zuvor.

„Was machst du hier? Wo ist die andere?"

Nori saß hinter dem Schreibtisch, lehnte sich betont gelangweilt zurück und blickte den Schergen des Paten an. Long spürte Wut in sich aufsteigen, diese Lederhure sollte nicht denselben Fehler begehen, wie bereits deren Chefin.

„Sie will dich nicht mehr sehen."

Die in einer weißen Bluse, ledernem Korsett und knielangem, schwarzem Rock bekleidete Frau schob ein dickes Geldbündel über die Tischplatte.