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Das Refugium - Kapitel 002

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Die Station war mit einigen Hundert der fähigsten Forscher und Ingenieure der EU besetzt worden, und schnell zeigte sich, wozu die Menschheit fähig wäre, wenn man den Kreativen Priorität über die Erbsenzähler, Politiker, Militärs und Patentjuristen gäbe. Alles erarbeitete Wissen wurde in eine zentrale Datenbank gespeist und stand allen zur Verfügung. Jeder konnte es abrufen, und nach eigenem Gutdünken in seinen Entwicklungen verwenden. Hier lief auch das Internet, befreit von Werbung und fetten Javascript-Frameworks, zu wahrer Größe auf, samt einer Suchmaschine, die sich ausschließlich um das Katalogisieren und Verschlagworten von Inhalten zu kümmern brauchte, statt um das möglichst umfassende Untermischen von dümmlichen Werbespots. Praktisch das ganze Wissen der Menschheit konnte so von einem kleinen zentralen Server verwaltet und allen Interessierten sauber geordnet und frei von der Verschmutzung durch Trolle, Verschwörungstheoretiker und notorische Besserwisser präsentiert werden.

Manfred war elektrisiert, und begann unverzüglich, sich in die Station einzuarbeiten. Zuallererst lernte er alles zu seiner Zugangskarte. Sie war einem Smartphone nicht unähnlich, nur wesentlich moderner, frei von Ad- und Bloatware und dank super kleiner und energiesparender Mikroelektronik so dünn und biegsam wie eine Scheckkarte. Sie war Zugangskontrolle, Steuergerät und Kommunikator in Einem, und über einen Biosensor auf ihren Besitzer geprägt. Das Problem der Energieversorgung hatte man pragmatisch gelöst: die Scheckkarte diente nur als Controller. Der energiefressende Bildschirm fehlte, statt dessen war praktisch jede Wand innerhalb der Station mit einer Art LED-Pixel Tapete bestückt. Um sie als Bildschirm zu nützen, hielt man einfach die Karte kurz an die Wand. Überall waren empfindliche Antennen verlegt, die Scheckkarte musste also keine nennenswerte Sendeleistung aufwenden um dauernd mit dem Netzwerk der Station verbunden zu sein. Dennoch benötigte ihr Energiespeicher natürlich alle paar Tage eine Aufladung, dies geschah aber automatisch: legte man die Karte ruhig irgendwo hin, richtete sich nach einigen Minuten automatisch ein Mikrowellenstrahler, von dem in jedem Zimmer mindestens einer verbaut war, auf sie und lud sie wieder voll. Für Notfälle verfügte sie auch über zwei vergoldete Ladekontakte wo man ihr praktisch jede denkbare Spannung verfüttern konnte.

Mit diesem Controller hatte man zugriff auf so ziemlich jede technische Einrichtung der Station. Das zentrale Element der Station war, neben dem vollautomatischen Wasserkraftwerk, der Fertigungstrakt, zu dem Manfred fast als Einziger direkten Zugang hatte. Reihe um Reihe standen hier Fertigungsmaschinen, die fast allesamt riesigen 3D Druckern sehr ähnlich sahen. Man hatte das Prinzip allerdings verfeinert, und einen Drucker für so ziemlich jedes Material entwickelt, von Kunststoff über Stahl und Glas bis hin zu organischem Material ließ sich praktisch alles verarbeiten. Man spezifizierte das Teil, welches man haben wollte, auf einem der vielen Computer, lud es in die Fertigungs-Queue und sobald es fertig war, wurde es automatisch von einer Transportplattform gebracht. So funktionierte übrigens auch das Essen, man gab ein Rezept ein, oder ließ sich aus den umfangreichen Datenbanken eins heraussuchen, und wenig später bekam man es per Transportplattform zugestellt.

Jede Maschine war in sich als geschlossener Regelkreis ausgelegt, der sich permanent selbst überwachte. Die Anlagen waren dank der ständigen Verbesserung durch Experten aus den verschiedensten Fachgebieten weitgehend störungsfrei. Ging aber trotzdem einmal ein Teil kaputt, kam Manfred ins Spiel. Er bekam einen Alarm auf seinem Controller angezeigt, und es war seine Aufgabe, das ausgefallene Teil durch ein Neues zu ersetzen. In der Regel musste er dazu mit einer Transportplattform zu der betroffenen Anlage fahren, wo das neu produzierte Ersatzteil bereits auf ihn wartete, und den Tausch vornehmen. Dabei zeigte irgendein bildschirmtaugliches Stück Wand in der Nähe die notwendigen Arbeitsschritte in Form von Bildern oder kurzen Animationen an.

Etwas erstaunt fragte er sich, wieso eigentlich man das nicht auch automatisiert hatte. In den Forschungsberichten der Station fand er auch die Antwort. Man hatte es durchaus versucht, war aber nach Jahren der Forschung mit künstlicher Intelligenz darauf gekommen, dass man auch unter höchstem Einsatz geballter Computerpower und nach jahrelangem Training neuronaler Netze kaum die Intelligenz eines Vorschulkindes erreichen konnte. Wenn man Energieeffizienz, Flexibilität und geringen Ressourcenverbrauch relativ weit hoch in der Prioritätenliste ansetzte gab es kein technisches System, das mit einem gewissenhaft arbeitenden und gut ausgebildeten Menschen auch nur annähernd mithalten konnte. So entstand die Rolle des „Hausmeisters", wichtigtuerisch „CTO" genannt, und er war nicht wenig stolz darauf, dass man genau ihn dafür ausgesucht hatte.

Die Anzahl der Anlagen, die in der Station arbeiteten, war gewaltig. Dennoch hatte er sehr wenig zu tun, das hing damit zusammen dass ausgefallene Teile nicht einfach nur getauscht und dann recycelt wurden, vorher wurden sie von den Entwicklern genauestens untersucht, die Ursache für den Ausfall festgestellt und ein verbessertes Teil entwickelt. Dabei brauchte man kein Rücksicht auf die Fähigkeiten gewisser Lieferanten zu nehmen, oder zweitbeste Lösungen wählen weil man keine Patentrechte für die Besten erhalten konnte, und es war auch nicht nötig, aus Konkurrenz- oder Prestigegründen viele mehr oder weniger gleichwertige Lösungsansätze zu unterstützen. Man einigte sich auch nicht demokratisch auf einen mittelmäßig genehmen Ansatz, was dauerhaft seinen Zweck erfüllte konnte bleiben, alles Andere wurden recycelt, und deren technischen Unterlagen wegarchiviert, und sei es nur dazu, später aus den Fehlern zu lernen.

Natürlich hatte bei so einem Projekt das Militär einen großen Einfluss. Ein großer, manche meinten, zu großer Anteil des Aufwandes ging in das Entwickeln und Verbessern von Waffen aller Gattungen. Dementsprechend lagerte in den weitläufigen Hallen auch vieles, was die Augen der Generale hätten glänzen lassen, vom einfachen Kampfmesser bis hin zu kompletten Panzern, Hubschraubern und Drohnen war alles vorhanden was Zweibeiner zu brauchen meinten, um sich ihrer Artgenossen erwehren konnten.

Während der prä-apokalyptischen Zeit waren diese Entwicklungen stationsintern eher ein belächelter Nebenast der ernsthaften Forschung, die meisten Wissenschaftler der Station hielten sie für eine lästige Notwendigkeit, um die Finanzierung der Station zu gewährleisten. Hin und wieder leakten sie zum Gaudium aller Informierten Gerüchte über unmittelbar bevorstehende Launches von Wunderwaffen, die dann aber in der Regel nicht über bunte 3D Animationen hinauskamen, weil sie in der realen, von Konkurrenzneid, Geiz und Gier dominierten Welt in nennenswerten Mengen sicher funktionierend nicht zu vernünftigen Kosten produzierbar waren. Irgendwo fand sich immer ein Oberschlauer, der meinte, hier und dort ein paar Cents wegoptimieren zu können, ohne sich der gesamten Tragweite seiner Maßnahmen bewusst zu sein. Danach musste er den größten Teil seiner kreativen Energie darauf verwenden, das Desaster jemand Anderem in die Schuhe zu schieben, und war erst einmal mit sich selbst beschäftigt. Hin und wieder mischten die Wissenschaftler auch blanken technischen Unsinn unter ihre Publikationen, wie zum Beispiel einen zu 100% kompostierbaren Schützenpanzer. Die Abgeordneten gewisser Öko-Parteien waren durchaus nicht abgeneigt und genehmigten noch eine Weile weitere Mittel.

Manfred war jedenfalls im siebten Himmel, und er las sich durch technische Dokumentationen durch wie Andere sich durch erotische Romane. So kam es, dass er nach einigen Monaten intensivem Studium der Station schließlich der einzige Mensch war, der einen Gesamtüberblick hatte, vom Wasserkraftwerk bis zu den Kavernen unter künstlicher Sonne wo die grundlegenden Nahrungsmittel wuchsen, über die Labore, die Wohntrakte und die Transportsysteme bis zu den Fertigungs- und Lagerhallen. Auch die Forscher bemerkten bald, dass sie einen ebenso fleißigen wie fähigen CTO bekommen hatten, der ihnen einen großen Teil der lästigen Realität vom Leib hielt, und bedankten sich auf ihre Weise. Erstens gewährten sie ihm mit der Zeit immer mehr Zugriffsrechte auf alles Mögliche, bis er schließlich der Einfachheit halber das Recht, sich selber Rechte nach Gutdünken zuzuteilen, erhielt. Und sie machten ihm hin und wieder, meistens um seinen Geburtstag herum, das eine oder andere technische Geschenk.

Als Manfred Jahre später klar wurde, welche Ausmaße der große Crash angenommen hatte, und voraussah, dass die nächsten „dunklen Jahrhunderte" angebrochen waren, in denen das Faustrecht regierte, kamen ihm viele dieser Kenntnisse und die meisten Entwicklungen aus der Militärabteilung zu Gute. Einige der Waffen baute er in die Berghänge über dem Stationseingang ein, um sich ungebetene Gäste vom Leib zu halten, und die nach dem Weggang der Forscher frei gewordenen Rechenkapazitäten setzte er für die weitgehende Automatisierung der Verteidigung ein.

Und von einigen der speziellen Geschenke wird auch noch die Rede sein.

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Anonymous
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3 Kommentare
AnonymousAnonymvor mehr als 1 Jahr

Sehr spannender Anfang, klar und schnörkellos geschrieben, interessant zu lesen, bitte weiter so.

Sunny3429Sunny3429vor mehr als 1 JahrAutor

Für die Freunde einhändigen Lesens: morgen kommt der nächste Teil, der wieder mehr euren Erwartungen entsprechen wird. Der hier soll eher denjenigen, die an der Gesamtgeschichte interessiert sind, ein paar Hintergrundinfos liefern, wie ich mir das Refugium vorstelle.

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