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Das Schloss Teil 01

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Ich schaue mich erst Mal in aller Ruhe um. Links vom Eingang befindet sich eine kleine aber gut ausgestattete Küche, an die ein Essbereich angrenzt. Am Tisch können locker sechs Personen Platz nehmen. Auf der rechten Seite erstreckt sich ein schönes, großzügig geschnittenes Wohnzimmer. Die Möbel sind modern und wohnlich. Mir ist sofort klar, dass ich mich hier drinnen wohlfühlen werde. Eine gesamte Rückwand des Wohnbereiches ist als Bibliothek gestaltet. Mein Onkel muss ein sehr belesener Mann gewesen sein, sofern er alle diese Bücher auch wirklich gelesen hat.

An der dem Eingang gegenüberliegenden Seite und damit an der seitlichen Außenwand des länglich gehaltenen Schlosses, befindet sich ein sehr großzügig und modern gestaltetes Bad. Man kann ohne Übertreibung von einem kleinen Wellnesstempel sprechen. Etwa die Hälfte der Wand im Bad, ist mit einem großen Spiegel versehen, der sich aus mehreren größeren Einzelteilen zusammensetzt. Es kommt mir vor wie ein großes überdimensionales Mosaik. Mit etwas Fantasie kann man darin die Umrisse einer nackten Frau erkennen. Diese Erkenntnis amüsiert mich. Das passt doch perfekt zu dem Bild, das ich mir in dieser kurzen Zeit von meinem Onkel bereits machen konnte.

Rechts vom Bad schraubt sich eine Wendeltreppe nach oben. Neugierig gehe ich hinauf und betrete ein Arbeitszimmer. Neben einem großen Schreibtisch sehe ich mehrere Schränke mit Akten und Ordnern. Hier hat mein Onkel wohl so manche Stunde lang über den Büchern gebrütet und gearbeitet.

Ich befinde mich über dem Bad und über einem kleinen Teil des Wohnzimmers. Den restlichen und damit deutlich größeren Teil der Fläche im oberen Stockwerk nimmt ein zweiter Raum ein, der den Schlafbereich bildet. Dieser ist in das eigentliche Schlafzimmer und einen kleineren, durch eine dünne Wand abgeteilten, Ankleidebereich getrennt. Es ist modern eingerichtet und damit ganz nach meinem Geschmack.

Zurück im Arbeitszimmer wird mir endlich klar, was Sonja mir vorhin versucht hat zu erklären. Während sich im unteren Bereich nur an den beiden Längsseiten des Schlosses, Fenster befinden, gibt es hier oben im Arbeitszimmer auch auf der Breitseite ein Fenster und eine Tür. Als ich diese öffne, stehe ich nicht etwa auf einem Balkon oder einer Terrasse. Vor mir liegt ein in den Stein gehauener Weg, der über wenige Stufen hinab auf einen riesigen Felsbrocken führt. An diesen Felsen ist das Schloss angebaut. Lediglich der obere Bereich des Nordturms ragt über ihn hinaus. Nur deshalb ist es möglich, durch diese Tür auf den riesigen Stein hinaufzugehen. Ich bin fasziniert.

Von hier oben aus hat man eine unglaubliche Aussicht. Ich bleibe eine Zeitlang einfach nur stehen und blicke staunend in die Runde. Der Fels ist richtig groß. Er fällt zu allen vier Seiten hin fast senkrecht oder gar überhängend ab. Er ragt ein Stück in den See hinein und grenzt damit den Stand, der zum Hotel gehört, gegen den auf der anderen Seite liegenden Bereich perfekt ab. Vom Boden aus auf den Felsen hinauf zu klettern würde eine beachtliche bergsteigerische Fähigkeit erfordern. Somit habe ich die Fläche auf diesem Felsen für mich allein. Einen anderen Zugang gibt es nicht.

Die Fläche oben auf dem Felsen schätze ich auf etwa siebenhundert Quadratmeter. Er ist echt riesig! Der überwiegende Teil ist wie ein kleiner Park gestaltet. Man erkennt sofort die Liebe zum Detail. Ein kleinerer Bereich ist als gemütliche Terrasse hergerichtet. Jetzt kann ich verstehen, warum mein Onkel ausgerechnet diese Räumlichkeiten für sich beansprucht hat. Es sind mit Sicherheit die mit Abstand schönsten Räume im ganzen Schloss. Davon bin ich überzeugt. Mein Onkel hat also nicht nur gearbeitet, er hat auch gelebt.

Ich nehme alles ganz genau in Augenschein und kehre anschließend zurück in den unteren Bereich meiner Wohnung. Ich gönne mir heute den Luxus eines Bades. Ich bin sonst eher der Typ für eine schnelle Dusche. Doch heute nehme ich mir vor, mich in die Badewanne zu legen. Dabei kann ich sicher herrlich entspannen. Mir bleiben noch etwas mehr als zwei Stunden, bis ich mit Pia zum Abendessen verabredet bin. Also lege ich mich in der Whirlpool und lasse mich von den aufsteigenden Bläschen verwöhnen. Es ist herrlich, in die Wanne zu steigen und ins Wasser zu gleiten. Eine angenehme Wärme empfängt mich. Der heutige Tag war sowohl körperlich durch die lange Fahrt, als auch emotional sehr anstrengend. Das Bad ist eine wahre Wohltat.

Als meine Haut schon recht schrumpelig wirkt, steige ich aus der Wanne, trockne mich ab und ziehe mir den Bademantel über, den ich an der Garderobe finde. Das Bad hat tatsächlich einen eigenen, großzügigen Bereich, um sich aus- und anzuziehen. Einen solchen Luxus habe ich noch nie gesehen.

Zurück im Wohnzimmer setze ich mich gemütlich auf die Couch und nehme ein Buch zur Hand. Ich blättere es ein wenig gedankenverloren durch und nehme das nächste. So geht das eine ganze Weile und ich tauche dabei immer mehr in die Welt ein, an der mein Onkel offenbar interessiert war. Ich studiere mit wachsender Neugier die Bücher, die er gesammelt hat. Sie sind alle fein säuberlich eingereiht, nach Themen sortiert und alphabetisch geordnet. Mein Onkel hatte offenbar ein besonderes Interesse für die Mythologien der verschiedensten Länder. Gar einige Bücher haben mit Schlössern zu tun und wieder andere drehen sich um den Gardasee und die Geschichten, die sich um dieses Gebiet rankt. Natürlich finde ich auch Romane, Sachbücher und einiges andere mehr.

Da ich doch recht lange im Bad verbracht und dann in den Büchern geschmökert habe, ist die Zeit wie im Fluge vergangen. Es ist schon fast zwanzig Uhr, als ich nach längerer Zeit auf die Uhr blicke. Eilig springe ich auf und schlüpfe wieder in meine Kleidung. Zum Glück habe ich Wechselwäsche und meine Toilettensachen dabei, so dass ich zumindest diesen Abend kleidertechnisch einigermaßen überstehe.

In der Lobby treffe ich auf Pia. Sie hat sich umgezogen und trägt ein wunderschönes Minikleid. Es ist ein Hauch von Nichts. Der schneeweiße und hauchzarte Stoff umschmeichelt wunderbar ihren Körper. Darunter kann sie unmöglich Wäsche tragen, denn die würde man sehen, überlege ich, während ich sie begrüße. Die Kleine sieht umwerfend heiß aus. Ich spüre förmlich, wie mein Hirn Hormone ausschüttet. Mein Körper wechselt ins Balzverhalten. Dabei sollte ich genau das im Moment nicht. Es gibt Wichtigeres zu tun und zu besprechen. Nur, wie soll ich das meinen Instinkten erklären. Ich bin schließlich auch nur ein Mann.

„Franz hat in den letzten zwei Jahren öfters von Ihnen gesprochen. Es war wirklich ein großer Wunsch von ihm, Sie kennen zu lernen. Er hat das Leben, das er gelebt hat, genossen und hat öfters erwähnt, er würde noch einmal alles genau gleich machen, wäre er noch einmal jung. Nur eines hat er bereut, dass er nach seinem Weggehen nie wieder den Kontakt zu seiner Familie gesucht hat. In den ersten Jahren war er wohl zu jung und unbeschwert dazu. Er hat es vermutlich immer wieder hinausgeschoben und wohl gedacht, das hätte noch Zeit. Nur irgendwann war es dann zu spät", erklärt Pia. Sie weist mir gleichzeitig mit einer eleganten Handbewegung den Weg. Sie schlendert gelassen neben mir her in den Garten und dann weiter über die Rasenfläche.

„Sie haben ihn sehr gut gekannt", stelle ich fest.

„Ich glaube, Franz hat niemand wirklich gekannt. Er war ein Typ für sich. Liebenswert, herzlich -- ganz bestimmt - aber andererseits auch ein Einzelgänger. Ich bin erst in den letzten Jahren in sein Leben getreten. Da war er schon etwas älter und am Ende dann auch gesundheitlich angeschlagen. Da hat er sich etwas mehr geöffnet, als früher. Ich bin eine Frau, war aber andererseits zu jung für ihn und damit wohl eher ein Sinnbild für seine verflossene Jugend", erklärt sie. Sie muss beim Erzählen nach Worten suchen. „Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Ich glaube, er hat mich als sein weibliches Ebenbild gesehen, als er noch jung war. Am Ende war wohl nur noch ich da, bei der er sein Herz ausschütten konnte."

„Es ist eigenartig, erst nach seinem Tod zu erfahren, wo und wie mein Onkel gelebt hat. Ich kannte ihn nur aus den Erzählungen meiner Mutter, die sich ihrerseits lediglich auf Kinderzeiten beziehen konnte. Mir fehlen die Jahre zwischen dem Jugendlichen, der von zu Hause weggegangen ist und dem alten, kranken Mann, den Sie mir beschreiben."

„Das tut mir leid. Wenn Sie möchten, können Sie gerne mit meiner Mutter plaudern. Sie hat Franz schon viel länger gekannt als ich und die beiden hatten wohl auch ab und zu etwas miteinander. Ich bin nie ganz dahinter gekommen, welche Anziehung die beiden wirklich verband. Meine Mutter wollte nie darüber sprechen."

„Pia, ich würde vorschlagen, wir sagen Du zueinander. Schließlich sollen wir, wenn es nach dem Willen meines Onkels geht, zusammen dieses Hotel führen. Ich kann mir das inzwischen bereits ein klein wenig vorstellen, wenn ich ehrlich bin. Je mehr ich über meinen Onkel erfahre umso faszinierter bin ich von seiner Welt. Allerdings bin ich nicht sicher, ob ich dir tatsächlich eine große Hilfe sein kann. Das gebe ich ehrlich zu."

„Du bist mein Chef", grinst Pia etwas verlegen. „Deshalb habe ich mich an das Sie gehalten. Aber auch ich glaube, dass es von Vorteil ist, wenn wir zum Du übergehen. Thomas, richtig?"

„Meine Freunde sagen Tom", biete ich an.

„Ich darf mich schon zu deinen Freunden zählen?", antwortet sie ein wenig schelmisch.

„Wenn wir es im Moment noch nicht sind, so hoffe ich doch, dass wir es werden", antworte ich ebenfalls locker.

Die seriöse, etwas unsichere und zurückhaltende Pia, die ich am Nachmittag getroffen habe, ist einer gelassenen, fast schon vergnügten, aber auf jeden Fall hammerscharfen Pia gewichen. Ihr Lächeln ist so wunderschön und offen, dieses Mädchen ist eine umwerfende Persönlichkeit.

Wir schlendern über den Rasen und erreichen nach einiger Zeit den Rosengarten. Ich muss zugeben, der Ort ist wirklich sehr abgeschieden und unglaublich romantisch. Auf einem halbrunden Platz, der von unzähligen, üppig blühenden Rosenstöcken gesäumt wird, steht ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Ein Kellner wartet etwas abseits, um uns zu bedienen. Er kann, so vermute ich, nicht hören, was am Tisch gesprochen wird, kann aber sehen, ob etwas gebraucht wird oder ob ihm jemand ein Zeichen gibt, dass er gebraucht wird.

„Und du hast wirklich keinen Freund, der eifersüchtig sein könnte, wenn wir so romantisch im Rosengarten essen?", frage ich sicherheitshalber noch einmal nach.

„Hast du schlechte Erfahrungen mit eifersüchtigen Freunden gemacht?", neckt sie mich.

„Nein, aber man hört so viel von heißblütigen Italienern", kontere ich.

„Wie schon gesagt, du brauchst dir keine Sorgen zu machen, es gibt keinen heißblütigen Italiener, den du meinetwegen fürchten musst. Wie sieht es bei dir aus? Bekomme ich Schwierigkeiten mit der Chefin?", kommt ihre Gegenfrage.

„Ich bin schon seit zwei Jahren Single."

„Schlägst du deinem Onkel nach?"

„Nicht aus Prinzip. Es hat sich einfach noch nicht ergeben. Wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich sogar zugeben, dass ich im Moment fast froh bin, dass es so ist. Ich muss zwar schauen, wie ich das Problem mit meiner Arbeit löse, aber zumindest beziehungstechnisch bin ich frei und unabhängig. Sollte ich tatsächlich in irgendeiner Form im Hotel ein Hilfe sein, dann muss ich auf keine Freundin Rücksicht nehmen", erkläre ich ihr.

„Deine Arbeit kannst du gerne an den Nagel hängen. Hier gibt es mehr als genug für dich zu tun und auch Geldsorgen brauchst du in Zukunft keine mehr haben. So viel Einblick in die Bücher habe ich."

„Das schon, aber liegt mir das Hotelgewerbe?", werfe ich ein. „Ich bin Architekt und habe keinen blassen Schimmer, wie man ein solches Haus führt."

„Um ehrlich zu sein hatte ich Sorge, da kommt ein präpotenter Typ, der sich für den großen Zampano hält und einen auf dicke Hose macht. Du weißt schon, einer, der alles radikal verändern will und glaubt, die Welt aus den Angeln heben zu können. Das sind die Schlimmsten. Solche Typen lassen sich nichts sagen, denn sie verstehen ja eh alles besser.

Du hingegen bist fast schon zu bescheiden und stellst dein Licht etwas zu sehr unter den Scheffel. Es ist keine Schande keine Ahnung von etwas zu haben, Hauptsache man will lernen. Und da habe ich bei dir ein recht gutes Gefühl", gesteht mir Pia. Sie überrascht mich mit ihrer Ehrlichkeit.

Ich kann ihr nicht darauf antworten. Denn im selben Moment kommt der Kellner, reicht uns den Aperitif und nimmt unsere Bestellung auf. Ich lasse mich von Pia beraten, schließlich kennt sie den Laden am besten. Die anfängliche Spannung zwischen uns ist wie weggeblasen, auch wenn noch eine gewisse Distanz bleibt. Doch das ist in Anbetracht der Situation auch ganz verständlich. Schließlich haben wir uns heute Nachmittag zum ersten Mal gesehen.

Während des Essens erzählt mir Pia das Wichtigste über den Betrieb, die Philosophie des Hauses, alles über die Angestellten und noch einiges mehr. Ich höre aufmerksam zu, bin ihr dankbar, dass sie mir einen wirklich umfassenden und einen auch für einen Laien verständlichen Überblick gibt. Als wir beim Dessert angekommen sind, habe ich zwar die wesentlichen Informationen über das Schloss und den Betrieb in mich aufgesaugt, dafür brummt mein Kopf wie ein Bienenstock.

„Etwas muss ich dir noch erzählen. Himmel, wie soll ich das sagen. Das wird nicht einfach", druckst Pia herum. Ich will gerade meinen Löffel in das Tiramisu stecke. Der Kellner ist wieder außer Hörweiter.

„Wie meinst du das?", frage ich vorsichtig.

„Bist du streng katholisch, prüde oder so in diese Richtung? Du weißt schon", will sie zu meiner großen Überraschung wissen. Sie spricht immer noch recht zögerlich.

„Jetzt machst du mich aber echt neugierig. Was hat das mit dem Hotel zu tun?", antworte ich gespannt. Dann füge ich vergnügt hinzu, „Du kannst beruhigt sein, ich bin nicht streng katholisch, nicht prüde und schon gar nicht so."

Trotz meines Versuches, die Situation mit einem Scherz etwas aufzuheitern, bleibt Pia todernst. Ihr Blick huscht hin und her. Sie vermeidet zum ersten Mal direkten Blickkontakt.

„Ist dir an unseren Gästen nichts aufgefallen?"

„Es sind viele Paare hier. Keine Familien."

„Und bei den Paaren ist dir da etwas aufgefallen?"

„Was soll mir da aufgefallen sein?", frage ich. Dabei spreche ich eher langsam und langgezogen, weil ich nachdenke. „Nun ja, meist sind es ältere Herren und recht junge Frauen. Ich hatte den Verdacht, dass gar einige die Geliebte dabei haben."

„Nun ja, du bist auf dem richtigen Weg, aber es stimmt nicht ganz", meint sie.

„Und wie verhält es sich dann?", frage ich nun doch recht neugierig nach.

„Wie soll ich dir das erklären?", zögert sie immer noch.

„Jetzt mach es nicht so spannend. Du hast damit angefangen, also wirst du es mir notgedrungen verraten müssen", werde ich langsam ungeduldig.

„Die meisten Gäste sind Mitglieder in einem sehr exklusiven Club. Sie zahlen für das Hotel, aber meist auch für die Begleitung", kommt etwas zögerlich über ihre Lippen.

„Dann sind es Nutten?", frage ich. Dabei versuche ich meine Überraschung zurückzuhalten und einen sachlichen Ton zu wählen.

„Nutten ist eine ausgesprochen unschöne Bezeichnung. Die Mädchen werden entweder über einen Escort-Service in Deutschland gebucht und mitgebracht, oder, wenn jemand eine italienische Begleitung bevorzugt, organisieren wir die Dame hier vor Ort", erklärt sie weiterhin sehr vorsichtig. Sie wählt die Worte auffallend sorgfältig.

„Was hat das Hotel damit zu tun?", frage ich.

„Genau genommen nichts. Franz gehört auch ein Club, über den diese Buchungen abgewickelt werden. Mit dem Erbe wirst du der neue Vorsitzende dieses Clubs."

„Der was?"

„Der Vorsitzende des Clubs."

„Und was muss ich da machen?"

„Eigentlich nicht viel. Ein Büro in Verona und eines in München koordinieren die Anfragen und Wünsche der Clubmitglieder. Sie organisieren die Mädchen und buchen das Hotel. Man könnte es mit einem speziellen Reisebüro vergleichen. Doch natürlich arbeiten wir vom Hotel und der Club eng zusammen. Das ist ein sehr einträgliches Geschäft und die Nachfrage ist gewaltig", erklärt sie mir.

Man sieht ihr an, dass sie sich Sorgen macht, mir das zu beichten. Nun gut, ich bin nicht prüde und von mir aus kann jeder seine Ferien gestalten wie er möchte. Wenn die Mädchen nicht dazu gezwungen werden und außerdem gut verdienen, dann soll mir das Recht sein. Es ist zwar ein eher unübliches Geschäftsmodell, aber es ist eine Dienstleistung, wie es wohl auch andere gibt.

„Und wie heißt der Club?", frage ich nach.

„Glücksmomente."

„Gut, wenn alle glückliche Momente erleben und niemand zu seinem Glück gezwungen wird, dann geht das für mich in Ordnung", erkläre ich.

„Echt?"

„Ja, warum nicht?"

„Ich hatte Sorge, du würdest es nicht verstehen. Oder so."

„Ich bin schließlich kein Religionslehrer", sage ich etwas belustigt.

„Nun ja, so gut kenne ich dich auch noch nicht", verteidigt sie sich.

„Und wie kommst du mit alledem zurecht. Als Frau sieht man das möglicherweise aus einer etwas anderen Perspektive."

„Ich war, wenn ich ehrlich bin, doch etwas geschockt, als mir Franz sein besonderes Geschäftsmodell erklärt hat. Nun ja, ich war damals gerade neunzehn Jahre alt und sollte die Vermittlung der Mädchen hier vor Ort koordinieren. Dabei hat mich Franz ganz schön ins kalte Wasser geworfen. Heute bin ich derselben Meinung wie du, solange alle ihren Spaß dran haben, kann es nichts Schlechtes sein."

„Findet man hier vor Ort leicht Mädchen, die mitmachen?", frage ich. Inzwischen bin ich neugierig geworden.

„Wir können unter den hübschesten Mädchen wählen. Der Andrang ist groß und sie sind ausgesprochen disponibel. Manche tun fast alles, nur um in den Kreis aufgenommen zu werden. Sonja zum Beispiel hat angeboten, hier im Hotel zu arbeiten und nur dann einzuspringen, wenn sie gebraucht wird. Sie kommt auf diese Weise ins Geschäft und uns ist geholfen, weil wir im Bedarfsfall sofort ein Mädchen griffbereit haben. Zudem ist sie recht geschickt als Mitarbeiterin im Hotel.

Die Mädchen verdienen für ihre Verhältnisse einen richtig schönen Batzen Geld. Vor allem gemessen an der Zeit, die sie mit ihren Kunden zusammen sind. Es ist für sie schnell und leicht verdientes Geld. Schließlich sind es meist ältere Herren, die sexuell nicht mehr sooo aktiv sind", meint sie und zwinkert mir dabei zu.

„Und du, hast du auch schon?", frage ich vorsichtig nach.

„Ich? Spinnst du? Nein, ich würde so etwas nie tun", wehrt sie vehement ab. Ich bin von ihrer heftigen Reaktion überrascht und glaube ihr aufs Wort. Ich wechsle schnell das Thema.

„Gut, dann hast du mir das auch gebeichtet. Gibt es noch andere Geheimnisse, die ich wissen sollte?", frage ich vorsichtig nach.

„Nein, das wäre für den Augenblick echt alles. Ich glaube das reicht schließlich für den ersten Tag als Hotelbesitzer", lächelt sie mir aufmunternd zu.

„Dann habe ich noch zwei Dinge, die ich unbedingt mit dir besprechen muss. Kannst du mir Tipps geben, wo ich einkaufen kann? Ich habe nicht ausreichend Kleider und Wäsche dabei. Ich war nicht davon ausgegangen, dass ich länger hier bleibe. Genau genommen wollte ich gleich nach der Testamentseröffnung wieder zurück nach München. Ich konnte doch nicht ahnen, dass ich ein Hotel erbe. Wenn ich mich hier umsehe, bin ich auch nicht schick genug gekleidet. In diesem Haus gelten höhere Ansprüche, als in meinem bisherigen Leben."

„Ich würde vorschlagen, Sonja begleitet dich morgen nach Verona. Sie hat ein recht gute Händchen in Sachen Mode, weiß wohin gehen und ist auch sonst eine recht angenehme Begleitung. Da macht dir das Einkaufen gleich doppelt Freude", grinst sie hinterhältig.

„Willst du mich verkuppeln?", frage ich neckisch nach.

„Nein, ganz sicher nicht. Das Problem ist nur, ich selbst komme morgen unmöglich hier weg. Sonst hätte ich dich selbst begleiten."