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Das Virtuelle Spiel Am Anfang

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Sascha soll sich für Dirk als Freundin verkleiden.
9.3k Wörter
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Sascha

Ich hatte vor wenigen Wochen im April das Studium in Berlin aufgenommen, nachdem ich meine Verwandten für zwei Monate in den USA besucht hatte. Von meiner Schule gab es so einige, die mit oder vor mir das Studium in Berlin begannen oder begonnen hatten. Darunter war auch mein guter Freund und Cousin Dirk Schäfer, der mir aus so mancher Patsche mit Schlägertypen geholfen hatte. Er war athletisch gebaut und hatte von seiner Tante ein nettes Vermögen geerntet -- und danach das Studium abgebrochen und mit 23 Jahren ein Computer-Geschäft eröffnet. Dabei hatte ich ihm in Fremdsprachen geholfen, was so gar nicht sein Fall war -- insbesondere mit Französisch hatte er bei seinen Kontakten mit französischen Firmen arg zu kämpfen. Jetzt nach gut einem Jahr war der Shop schon profitabel. Und heute kam er erneut damit an, Hilfe in Französisch zu benötigen - jedenfalls dachte ich das zunächst. Dazu noch mit einer abgefahrenen Geschichte, die ich zuerst nicht glauben konnte. Was Dirk da erzählte, das klang schon sehr fantastisch und kaum glaubhaft.

„Also Sascha, kannst Du mir helfen? Ich habe da eine unglaubliche Gelegenheit mit dieser französischsprachigen Einladung von dieser französischen Firma erhalten. Du hast doch auch gerne Computer-Partys mitgemacht, nicht wahr? Nun, das ist eine sehr spezielle Party, zu der ich eingeladen bin. Angeblich die erste, die ein echt virtuelles Erlebnis bietet, so als ob man wirklich mit allen Sinnen dabei ist. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass diese Einladung für ein Paar ist -- und meine Freundin Thea leider abgesagt hat..."

Es dauerte etwas, bis ich begriff, was er mir damit sagen wollte. Dann wurde ich ärgerlich:

„Hör mal, Dirk -- Deine Freundin hat Dir das vermasselt, nicht ich! Ich kann Dir helfen, ein Schreiben in Französisch aufzusetzen an die Firma, aber damit hat es sich denn auch."

Er seufzte und runzelte mit der Stirn. Er gab es noch nicht auf, das verstand ich jetzt schon. Er war schon immer hartnäckig gewesen.

„Sascha, Du ahnst gar nicht, was für eine fantastische Chance das ist! Du könntest mit zu den ersten gehören, die diesen technischen Fortschritt als erste erleben dürfen. Und es ist nicht so, wie Du vielleicht denkst. In der virtuellen Umgebung musst Du eben spielen, so wie Du auch in anderen Spielen schon mal die Rolle einer Kriegerin oder Zauberin übernommen hast. Weißt Du noch, wie wir damals mit unserer Gruppe den ersten Platz erobert hatten, eben weil wir alle Rollen gut besetzt hatten? Nun, das ist auch nicht anders. Du bekommst einen Helm aufgesetzt -- und alles andere läuft automatisch. Nur kommst Du eben mit mir im Hosenanzug zur Party, bevor es mit dem Spielen losgeht..."

Ich starrte ihn an. Das sagte er so ganz lapidar -- und tat so, als ob es ganz normal sei. Hatte er sie noch alle?

„Zum Mitschreiben, Dirk. Ich werde mich NICHT als Mädchen oder Frau verkleiden, nur weil Du in der Patsche sitzt. Das ist nicht mein Problem, klaro?"

Er rollte theatralisch mit den Augen und machte schnalzende Laute, die sein Missfallen ausdrücken sollten:

„Mensch, Sascha, nun stell' Dich nicht so an! Im Karneval vor zwei Jahren bist Du auch als Hexe gegangen -- und das war sogar im Kleid. Ein Hosenanzug ist doch nicht so ..."

Mein Cousin wollte es wohl nicht begreifen oder er tat so als ob.

„Mann, das ist nicht dasselbe! Karneval zum Spaß oder als deine angebliche Freundin..."

Dirk

Er wusste schon, was er da von Sascha forderte. Wenn Thea als seine Freundin schon nicht positiv reagiert hatte, dann war es eigentlich unverschämt, das von Sascha zu erbitten. Gleichzeitig war aber Sascha ein Fan von Online-Rollenspielen, was man von Thea nicht so behaupten konnte. Das konnte man auch von seiner Cousine Ilsa nicht mehr behaupten, also waren seine Chancen, eine Partnerin für diesen Event zu finden, ausgesprochen beschränkt. Sascha hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Ilsa, was beide seit einigen Jahren inzwischen vehement abstritten. Vor rund fünf Jahren hatten sie noch Spaß daran gehabt, sich im Karneval zu verkleiden, indem sie ihre Kleidung tauschten. Das war aber inzwischen vorbei.

Ilsa fand es schon seit drei Jahren beleidigend, mit einem jungen Mann verglichen zu werden. Sascha fand es erst seit zwei Jahren mies, überhaupt nur an weibliche Verkleidung zu denken. Daran war dieser Karneval vor zwei Jahren schuld, wo seine Schulkameraden sich derartig über ihn lustig gemacht hatte, dass er nun ein gebranntes Kind war. Es war ein Jammer, weil er seitdem auch nicht mehr für weibliche Rollen in Online-Spielen zur Verfügung stand. Dabei war er als Zauberin erste Klasse gewesen, weil er es perfekt beherrscht hatte.

Natürlich war es viel von Sascha verlangt, ihm zu helfen. Gleichzeitig war das aber auch seine einzige Chance für den Event in zehn Tagen, die er hatte. Die nächste Einladung würde in fünf bis sechs Monaten verfügbar sein. Jedenfalls hatte man das so gesagt. Er erinnerte sich noch gut an die Einführung, die er erhalten hatte -- und die Aufregung, als er begriffen hatte, wie grundlegend diese Erfindung war.

„Die Teilnehmer werden später zu einer Vorführungsparty eingeladen. Es gibt Vorträge während eines Festessens. Dann gibt es einen venezianischen Ball mit obligatorischen Masken, die mit einer speziellen Technik samt Elektroden ausgestattet sind. Die Masken sind mit einer raffinierten 360°-Projektion ausgestattet und für jedes Paar synchronisiert in einer der fünf dafür ausgestatteten Kabine. Deshalb werden auch nur Paare angenommen als Testkandidaten. In dieser Projektion werden alle drei Hauptsinne wie Sehen, Hören und Riechen per elektronischer Maske stimuliert werden. Der visuelle und auditive sowie auch der olfaktorische Eindruck wird so sein, als ob man wirklich auf einem der zur Wahl stehenden Abende ist. Für die Einführung wird der zunächst der Besuch eines Galadinners im Style eines Filmfestivals genutzt, damit die Vorträge im festlichen Rahmen ablaufen. Die geplanten Demonstrationen von halbstündiger Dauer sind schon etwas Besonderes: Die Geburtstagsparty mit den virtuellen Kennedys und Marylin Monroe in den 60igern, die tolle Silvesterparty im Adlon zum Jahreswechsel 1999/2000, ein Festessen im virtuellem Hogwarts mit Magie von Harry Potter oder eine Veranstaltung im Imperial Palace von Star Wars sowie ein Ball in Cannes während der Filmfestspiele mit legendären Filmstars. Die Wahl ist dem Losverfahren überlassen. Natürlich gibt es auch noch den Hauptgewinn per Los. Das ist -- so wie im Stil unserer Demonstration -- entweder eine durch den virtuellen Harry Potter geführte Tour durch Hogwarts oder ein dreistündiger Aufenthalt in der Villa in Cannes während der Filmfestspiele, wo z.B. Grace Kelly und Emma Watson eingeladen worden sind. Dies eben nur nicht als halbstündige Demonstration, sondern als dreistündige Vollversion."

Das war revolutionierend genug, wobei Dirk ein Fan der fantastischen Plätze Hogwarts und Imperial Palace war, aber es kam noch mehr dazu.

„Was heißt Vollversion? Nun, damit werden alle Sinne simuliert, inklusive Tastsinn und so. Sie können also im Pool der Villa schwimmen und sich dabei einen Drink genehmigen oder in der eleganten Veranda tanzen und sich den besten Cognac oder Whiskey aus der gut bestückten Baraussuchen. In Hogwarts können Sie auf den fliegenden Besen schwingen und sich an den Resultaten erfreuen, aber beschweren Sie sich nicht, wenn Sie Übelkeit verspüren. Auch da macht Übung den Meister! Dies ist allerdings mit einer relativ simplen Maske nicht mehr zu machen, sondern es erfordert einen elaborierten Helm und mehr. Diese Art von längeren Ausflügen braucht so etwas, wie es im Film ‚Avatar' vorgestellt wurde. Es wird allerdings ein kostenträchtiges Vergnügen für diese Spielsitzungen werden, aber bei dem heutigen Hauptgewinn wird das für die beiden glücklichen Testkandidaten alles kostenlos sein."

Die Begeisterung, die er dabei gespürt hatte, versuchte er nun an seinen jüngeren Cousin und Freund Sascha zu vermitteln, aber irgendwie sprang der Funke nicht so ganz über, bis auf ein Aufhorchen, als er das Filmfestival in Cannes erwähnte. Da war guter Rat teuer. Wie konnte er seinen achtzehnjährigen Vetter dazu motivieren? Er überlegte rasch, was er ihm anbieten konnte im Austausch für diesen großen Gefallen. Das war gar nicht so einfach. Es gab nur wenig, was realistischerweise infrage kam. Einfach ein Essen im Restaurant würde es nicht bringen, obwohl Sascha ein Gourmet war. Ein Wochenendtour per Segelyacht in warmen Gefilden war viel zu viel, obwohl Sascha immer davon geschwärmt hatte. Ein Kinobesuch war viel zu wenig. Das brachte ihn aber auf eine andere Idee.

„Was hältst Du davon, wenn ich Dir eine Matinee vermitteln kann, wo Du diesen Regisseur treffen kannst, der Dich damals so interessiert hat?"

Sascha horchte auf, das konnte Dirk sehen. Jetzt musste er nur noch liefern und sicher sein, dass er sein Versprechen auch halten konnte.

„Ich werde einen Kumpel anrufen und versuchen, den Termin bestätigt zu bekommen. Bist Du dann bereit, mir diesen Gefallen zu tun?"

Er wartete gespannt auf eine Antwort von Sascha, der sichtlich zögerte. Es brauchte wohl noch mehr, um es machbar erscheinen zu lassen. Dann ging ihm ein Licht auf. Klar, sein Cousin hatte natürlich keine passende Kleidung -- und wollte sich auch garantiert mehr keine beschaffen nach dem erlebten Hänseln nach der Karnevalsparty. Nun, auch das würde er organisieren können. Seine Cousine Ilsa war ähnlich groß oder klein wie Sascha, je nachdem wie man das sah.

„Natürlich besorge ich auch die Kleidung und passende Schuhe, Sascha -- keine Sorge! Das kriege ich alles hin."

Er war unendlich erleichtert, als Sascha etwas widerwillig nickte, nicht ohne noch Bedenken zu äußern:

„Dirk, meine Stimmhöhe -- das passt doch nicht!"

„Mach' Dir keinen Kopf darüber, Sascha. Emma Stone klingt zum Beispiel gar nicht so viel höher als Du. Es wird nicht auffallen."

Dirk machte sich da keine Sorgen. Sascha hatte nun wirklich keine so tiefe Stimme, die alles gleich verraten würde. Sonst hätte er Sascha gar nicht erst gefragt.

Sascha

Ich hatte ein Faible für eine bestimmte Art von Filmen. Dabei war der Mainstream, das was in allen Kinos läuft, nicht so sehr mein Ding. Es war eher das, was man als Artcinema bezeichnet. Dazu gehörten auch Vorstellungen der Filme durch die Regisseure oder die Regisseurinnen selber. Das war halt so eine Vorliebe von mir. Dirk hatte sich offensichtlich daran erinnert, dass ich einmal ganz begeistert von dem einen geredet hatte. Nun, das war auch nicht einfach, an solche Karten bei der Berlinale zu kommen. Damit konnte er mich ködern -- und hatte das erfolgreich geschafft.

Verkleiden an sich machte mir ja Spaß und ich hatte auch Spaß an wechselnden Rollen dafür, selbst weibliche, aber ich hatte es nicht billigen können, dass ich nach dem letzten Karneval wegen des Hexenkostüms gehänselt worden war. Wenn sich Freunde über einen lustig machen, dann macht diese Art von Verkleiden keinen Spaß mehr. Ich hatte mir eigentlich geschworen, mich nicht mehr öffentlich in irgendeiner Verkleidung zu zeigen, die als weiblich oder gar als weibisch interpretiert werden konnte. Nun sah es so aus, als ob ich das nicht durchhalten konnte.

Dabei war ein Hosenanzug etwas, was im Grenzbereich lag. Manche Hosenanzüge hatten solche Hosenbeine und Reißverschlüsse, dass sie auch für Männer ohne auffallende Eigenschaften genutzt werden konnten. Jedenfalls würde ich keinen beschaffen, sonst würde es wieder heißen, dass ich ein Transvestit war, obwohl ich das mit dem Hexenkostüm nur im Karneval gemacht hatte -- und da auch nur an zwei Tagen.

Dirk hatte mir versprochen, einen Hosenanzug sowie eine Bluse von seiner Cousine zu beschaffen und für mich abändern zu lassen. Da seien nur wenige Korrekturen nötig, da sowohl seine Cousine als auch ich so um die 1, 65 m groß waren. Mit den Schuhen war es anders, da lebte sie auf eindeutig kleinerem Fuß -- und selbst ihre offenen Sandalen würden mir nicht passen. Auch das sollte nicht meine Sorge sein, obwohl es mich schon wunderte. Ein Paar Damenschuhe, die gut zu einem Hosenanzug passten, waren teuer. Das war aber das Problem von Dirk -- und nicht meins.

Die Eile, in der Dirk alles erledigte und es auch fertigbrachte alles zu beschaffen, hätte mich schon warnen sollen, wie wichtig ihm das war und wie weit er gehen würde, um diese spezielle Computer-Party mitzumachen. Andererseits war ich halb beruhigt, als er mit der Kleidung vernünftig geblieben war. Der hellgraue Hosenanzug von Ilsa war in einem positiven Sinn konservativ, da er so neutral wie möglich geschnitten war und der Schnitt keine Betonung der Weiblichkeit bezweckte. Der einzige unverkennbare Hinweis war der seitliche Reißverschluss, der aber sehr dezent und unauffällig gestaltet war.

Den ersten Hinweis darauf, wie wichtig ihm das tatsächlich war, bekam ich als die Anprobe der Kleidung durch einen echten Kostüm- und Maskenbildner erfolgen sollte, der im Studio Babelsberg arbeitete. Ich war platt! Dieser Andreas Bergner war sicher nicht billig, aber er war auch voll professionell, als wir seine Werkstatt betraten. Ich meine damit, dass er total darauf fokussiert war, mich von dem Studenten Sascha Saphirst zu der angeblichen Schauspielerschülerin Sascha Saphir zu machen -- und dies ohne auch nur jemals anzudeuten, wie merkwürdig das doch war.

Dirk hatte bereits meinen Studentenausweis geschickt abändern lassen, indem er von meinem zweiten Namensteil das -hirst zu -hir gemacht hatte durch Löschen der Buchstaben. Diese Sascha Saphir hatte er auch als Gasthörerin in den Französisch-Kurs der Uni sowie in eine private Schauspielschule für Zusatzkurse eintragen lassen. Er überließ nichts dem Zufall!

Die Jacke von Ilsas Hosenanzug war mir in der Schulter zu eng, deshalb stand ich nur in der weißen Bluse und der relativ weiten, hellgrauen Anzugshose vor ihm, wobei die Jacke nur umgehängt war. Er musterte mich aufmerksam. So angenehm der Typ auch war mit seiner unaufdringlichen und höflichen Art, so war er doch auch sehr auf Perfektion bedacht:

„Eine seriöse, authentische Schauspielerschülerin wie Sascha Saphir trägt unter einer weißen Bluse einen ebenso weißen gefütterten Büstenhalter, der ihre Rundungen dezent betont. Eine weiße Bluse ohne BH, selbst unter einer Jacke -- das geht gar nicht! Ein gefütterter BH, gegebenenfalls mit Silikon-Einlagen, ist Standard in der Filmbranche für Mädels, die einen kleinen Busen haben. Wir werden die Perfektion anstreben. Wir werden uns an den Standard halten, Punkt!"

Der Punkt war so deutlich ausgesprochen, dass ein Widerspruch sinnlos war. Im Karneval war es nicht um Authentizität gegangen, sondern um den Spaß an der Verkleidung, wobei das Ausstopfen des Kleid-Oberteils gereicht hatte. Herr Berg machte klar, dass es hier nicht um den Spaß ging, sondern um das Ziel seines Auftraggebers. ‚Herr Schäfer' wollte zu dieser Einladung eine glaubhafte Partnerin mitbringen -- das war die Aufgabe von Andreas Berg, die er erfüllen würde.

„Der lieblos weit geschnittene und eintönig graue Hosenanzug mit dem simplen grauen Gürtel selber ist ja vielleicht okay für den Alltag, aber für ein Galadinner bei einem Filmfestival ist er eindeutig nicht pfiffig genug, Herr Schäfer! Das würde unerwünschte Aufmerksamkeit auf Ihre Partnerin lenken. Ich schlage also entweder einen Kauf eines farblich interessanteren Outfits vor -- am besten ein Kleid - oder eine Änderung des Anzuges in Richtung auf einen besseren Schnitt mit besseren Accessoires. Ihre Wahl, Herr Schäfer!"

Dirk warf mir sofort einen besorgten Blick zu, als ich daran war, beim Wort ‚Kleid' indigniert zu protestieren -- und machte eine beruhigende Handbewegung:

„Herr Bergner, ich verstehe Ihr Anliegen. Könnten wir es so machen, dass der Anzug soweit geändert wird, um dem Anlass genügend Rechnung zu tragen? Andererseits bitte aber auch nur soweit, dass Sascha weder positive noch negative Aufmerksamkeit erregt."

Andreas Bergner schnaubte leicht irritiert und fühlte sich offensichtlich in der Berufsehre angegriffen:

„Herr Schäfer -- das Ziel bei einem Festival für jemanden am Anfang der Karriere als Schauspielerin ist es doch gerade, etwas herauszustechen aus der Menge und aufzufallen. Also, etwas positive Aufmerksamkeit müssen Sie schon zulassen! Eine graue Maus würde bei diesem Anlass auffallen wie ein grauer Spatz unter lauten bunten Wellensittichen!"

Er musterte uns beide etwas zweifelnd und schnaufte dann leicht indigniert:

„Na gut, ein attraktiverer, engerer Schnitt ist eine Maßnahme. Ein bordeauxroter Gürtel und ein rot verzierter, rückwärtiger Reißverschluss, der die schön vorhandenen Pobacken dezent betont, werden wohl ausreichen. So ähnlich habe ich mir das schon nach der Beschreibung gedacht. Den Reißverschluss habe ich dabei. Den Büstenhalter und ein formendes Mieder wegen des engeren, taillenbetonten Schnittes müssen Sie gleich besorgen, Herr Schäfer, nachdem ich Maß genommen habe. Und wenn Sie einkaufen, dann sollten Sie auch die einfachen, schwarzen Schuhe mit den Pfennigabsätzen durch solche mit bequemeren Absätzen, aber eleganterem Aussehen ersetzen."

Das wurde mir allmählich nun doch etwas zu viel! Mit dem Hosenanzug und der Bluse von Ilsa hatte ich ja akzeptiert -- und das war mir vom Karneval ja auch nicht sooo fremd. Weibliche Unterwäsche war allerdings ein Novum für mich -- und das aus gutem Grund.

Im Grundschulalter hatte ich in den Ferien bei meiner Oma die alten Schlüpfer meiner Cousine für eine Woche auftragen müssen, weil mein Koffer erst verspätet ankam. Meine Freunde hatten mich gnadenlos damit aufgezogen und ausgelacht, als sie es entdeckten. Oma hatte nur mit den Achseln gezuckt und dazu gemeint, dass jeder echte Freund verstehen würde, dass es eine Notlage war. Immerhin hatte sie mir Geld für Eis bewilligt, so dass ich meine echten Freunde zu einem Eis einladen konnte, wenn sie versprachen, mich nicht zu ärgern. Bei den meisten funktionierte das auch -- aber eben nicht bei allen. Deshalb war es eine Art Trauma.

Dirk war aber clever genug gewesen, um die Wahl des Kostümbildners so zu gestalten, dass er jetzt die Pluspunkte seiner Recherche herausstreichen konnte:

„Ich verlasse mich auf Ihre Wahl, Herr Bergner. Sie kennen doch auch die Kostüm- und Maskenbildner von ‚Fantasy', nicht wahr? Dem Film von diesem Regisseur. Sascha ist ein Fan von ihm..."

Geschickt gemacht von ihm. Denn nun wollte ich unbedingt mehr darüber von dem Kostümbildner hören. Vielleicht kannte er ihn sogar? Andreas Bergner war auch nicht scheu, seine Kontakte herauszustreichen. Ich hörte so einiges an Interna, die mir neu waren. Alleine das war schon einiges wert. Noch mehr lohnend war es, über die Termine zu hören, an denen es öffentliche Auftritte von dem Regisseur gab. Es hörte sich nach einer Bestätigung von dem Versprechen von Dirk an. Immerhin eine gute Aussicht für mich.

Nach der guten Nachricht über die Termine war ich motiviert, um Dirk bei seinem Traum zu helfen. Wenn ihm so viel an dieser Einladung lag, dann würde ich mich bemühen, um für ihn die Rolle für diesen Abend zu spielen. Danach war ich dann halb versöhnt mit dem ganzen Theater, selbst mit der Unterwäsche konnte ich mich halbwegs arrangieren, die Dirk besorgt hatte. Der BH mit den Einlegschalen störte mich dabei weniger als das Mieder. Das stark elastische Gewebe vertrug sich weder gut mit meinen Kronjuwelen noch war die optische Wirkung wie gewünscht. Es zeichnete sich noch zu viel ab.

Nach unnützen Versuchen meinerseits zur Korrektur gab er mir genaue Anweisungen. Die Hoden drückte ich in den sogenannten Hodenkanal, was erstaunlich gut klappte. Dann bog ich meinen Penis auf seine auf Anregung nach hinten, da es der beste Kompromiss war, wenn es auch unbequem war. Es sah viel besser aus - das behauptete er jedenfalls. Für die unbehaglichen Symptome gab er mir ein Gel, das eine temporäre Penisverkleinerung bewirkte. Widerspruch war da zwecklos. Danach ging es, solange die Schritte klein genug blieben. Es wäre auch mehr damenhaft, meinte Andreas Bergner zufrieden. Immerhin war er damit einverstanden, dass ich das Biegen erst nach dem Ausziehen des Frühjahrsmantels ausüben würde.

Gesa
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