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Der Arzt

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der mich untersuchte und…
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Einige Anmerkungen zur Geschichte:

Die Geschichte und alle in ihr vorkommenden Charaktere sind fiktiv, ebenso wie Ortsnamen oder sonstige Eigennamen wie z.B. von Bars. Die Story enthält einen größeren Teil bei dem es um medizinische Untersuchungen und Behandlungen geht. Die Geschichte ist nicht mit dem Anspruch geschrieben worden Handlungen medizinisch vollkommen korrekt darzustellen.

Vor einem Monat war ich in diese Stadt umgezogen und hatte jetzt das Gröbste hinter mir. Die Wohnung war renoviert, die Einarbeitung in der neuen Schule hatte ganz gut geklappt und mit den neuen Kollegen kam ich klar. Als Deutsch- und Englischlehrer hatte ich keinen leichten Job. Aber ich war mit Herzblut bei der Sache und die Schülerinnen und Schüler mochten mich.

Dieses Wochenende war das erste an dem ich nicht irgendetwas erledigen musste. Also hatte ich heute Morgen schnell noch für das Wochenende eingekauft und lümmelte nun mit einem Roman in der Hand auf dem Sofa. Ich fror ein bisschen, aber das würde sich bald dank der zwei Wolldecken legen. Der Roman war sehr interessant und gut zu lesen, aber ich merkte, dass ich mich nicht richtig auf das Lesen konzentrieren konnte. Irgendwie war mir nicht gut. Ich fühlte mich schlapp und hatte Bauchschmerzen. Dann versuchte ich ein bisschen zu schlafen.

Es dämmerte schon als ich nach unruhigem Schlaf wach wurde. Mein Bauch tat jetzt stärker weh als vorhin und mir war ein bisschen übel. In meiner Hausapotheke hatte ich noch etwas gegen Magen- und Darmbeschwerden und ich nahm auch eine Schmerztablette ein. Zunächst wurde es etwas besser aber dann wurden die Bauchschmerzen heftiger und waren vor allem in meinem rechten Unterbauch. Aber Sorgen machte ich mir erstmal keine. Der Grund dafür war sehr beruhigend. Ich hatte meinen Blinddarm nicht mehr. Es konnte also keine Blinddarmentzündung sein. Wahrscheinlich war es eine Magendarmgrippe, die ich mir eingefangen hatte. Ich schlief dann nach einer Weile wieder ein.

Es war jetzt draußen ganz dunkel. Etwas desorientiert richtete ich mich vorsichtig auf, aber der Schmerz schoß trotzdem in meinen Bauch. Ich war krank und brauchte Hilfe. Trotz der Mühe, die es mir bereitete klar zu denken, war ich mir dessen bewusst. Ich buchte per App ein Taxi. Es würde in 15 bis 20 Minuten da sein. Mit viel Mühe packte ich eine kleine Reisetasche mit dem Kulturbeutel, Badelatschen, Unterwäsche, Pyjama und Jogginganzug. Unter Schmerzen gelang es mir aus meiner Wohnung zu gehen, in den Aufzug zu steigen und dann stand ich vor dem Haus und fürchtete jeden Moment zusammenzubrechen. Keine Minute später hielt aber schon das Taxi vor dem Haus und der Taxifahrer war so freundlich mir die Tasche abzunehmen und beim Einsteigen zu helfen. Er wunderte sich kein bisschen als ich ihn bat mich in das nächste Krankenhaus zu bringen. Während der Fahrt schaute er ab und zu zu mir herüber.

„Sie haben Leibschmerzen nicht war?”

„Ja, seit heute Vormittag.”

Als wir die Klinik erreichten, parkte der Fahrer gleich neben dem Haupteingang und holte dann Hilfe. Nach einigen Minuten kamen zwei Pfleger und halfen mir beim Aussteigen. Ich schaffte es nicht alleine. Ich legte mich dann auf die Bahre und wurde in die Notaufnahme getragen.

Nach einigen Formalitäten wurde Blut abgenommen und im Ohr die Temperatur gemessen.

„39,3 Nicht von schlechten Eltern!” meinte der Pfleger, der mir auch das Blut abgenommen hatte, lapidar.

„Der Doktor kommt gleich und untersucht Sie.”

Einige Minuten später kam tatsächlich der Arzt.

„Guten Abend Herr Neumeyer. Ich bin Dr. Murat. Was kann ich für Sie tun?”

Neben der Untersuchungsliege auf der ich lag stand ein mittelgroßer Mann um die vierzig mit einem dunklen Vollbart und kurzen schon etwas ergrauten Haaren.

„Seit heute Vormittag habe ich starke Bauchschmerzen und mir ist schlecht.” versuchte ich meine Beschwerden zu beschreiben.

„Ich muss Sie untersuchen damit wir herausfinden können was Ihnen fehlt. Als erstes werde ich mir Ihren Bauch anschauen.”

Der Pfleger half mir dabei das Hemd aus der Hose zu ziehen. Die Hose musste ich auch öffnen damit der Arzt den Unterbauch untersuchen konnte.

Dr. Murat hatte sich Handschuhe angezogen und sie desinfiziert. Zuerst hörte er den Bauch mit einem Stetoskop ab und tastete dann meinen Bauch ab. Als er in mein rechten Unterbauch drückte, stöhnte ich unwillkürlich auf. Dann nahm er plötzlich seine Hand weg. Ich schrie als der Schmerz sich in meine Eingeweide bohrte.

„Das sieht nach einer akuten Blinddarmentzündung aus. Die Entzündungswerte im Blut sind bei Ihnen auch stark erhöht” meinte der Arzt.

Aber das konnte nicht sein.

„Mir ist vor einigen Jahren der Blinddarm rausgenommen worden. Es kann also keine Blinddarmentzündung sein.”

„Aber Sie haben weder eine Blinddarmnarbe noch Narben von einer laparoskopischen Operation.”

Der Arzt sah mich skeptisch an und wartete auf eine Erklärung.

„Bei einer Unterleibsoperation musste mein Blinddarm entfernt werden, weil er durch Entzündungen stark geschädigt und mit dem rechten Eierstock verklebt war. Ich hatte vor der Operation schon Probleme mit meinem Blinddarm gehabt.”

„Aber ...”

„Als ich geboren wurde hatte ich eine Vagina, eine Gebärmutter, Eileitern und Eierstöcke.”

Dr. Murat schluckte. Sein großer Adamsapfel bewegte sich einmal auf und wieder ab. In seinen Augen sah ich das Begreifen und er fasste sich wieder.

„Wir werden uns Ihren Bauch im Ultraschall anschauen und gucken ob wir die Ursache für Ihre Bauchschmerzen finden.”

Der Arzt nahm den Ultraschallkopf, goss etwas Gel auf meinem Bauch und führte den Schallkopf dann sanft auf meiner Bauchdecke herum. Jetzt war er gerade auf meinem rechten Unterbauch und beobachtete konzentriert den Bildschirm. Es schmerzte und war kaum auszuhalten.

„Da ist etwas wo der Blinddarm sein sollte. Freie Flüssigkeit und noch etwas, was nicht richtig zu erkennen ist. Ich werde eine Laparoskopie bei Ihnen durchführen damit ich die Ursache für die Entzündung in Ihrem Bauch finde”

Der Arzt untersuchte mich dann noch rektal. Mühsam und unter Schmerzen drehte ich mich auf die Seite und der Pfleger zog meine Jeans und Boxershorts runter. Dr. Murat führte einen Finger in meinen Darm ein was einigermaßen schmerzfrei war. Aber als er seinen Finger bewegte, hatte ich das Gefühl als würde er mir die Eingeweide herausreißen.

„Au! Ahhhh!”

Dr. Murat zog seinen Finger aus meinem Darm. Er streifte mit seiner Hand meinen Po. Ich weiß nicht ob es Absicht gewesen war, aber diese Berührung hatte sich gut angefühlt, irgenwie beruhigend.

Dann wurde ich für die Operation vorbereitet. Der Anästhesist erledigte die Aufklärung und zeigte mir wo ich auf den Formularen unterschreiben musste.

Als ich zum OP gebracht wurde, hatte ich schon ein Medikament bekommen, dass mich beruhigte. Ich bekam nicht mehr alles um mich herum mit, merkte aber noch wie ich umgebettet wurde und dann auf dem OP-Tisch lag. Der Anästhesist redete mit mir aber ich wurde müde und konnte die Augen nicht mehr offen halten.

Der Chirurg betrachtete aufmerksam den Monitor. Die Kamera, die er durch den Bauchnabel des Patienten in die Bauchhöhle eingeführt hatte lieferte Bilder vom Blinddarm des Patienten. Der Patient hatte recht gehabt. Der Wurmfortsatz, der fälschlicherweise umgangssprachlich Blinddarm genannt wurde, war ihm entfernt worden. Lediglich ein mit einer Metallklammer verschlossener Stumpf war von ihm übrig geblieben. Sowohl der Anfang des Dickdarms in den der Dünndarm mündete und der der eigentliche Blinddarm war als auch der Appendixstumpf waren krankhaft verändert und entzündet. Dr. Murat behandelte die Stumpfappendizitis. Allerdings musste er dazu einen Wechselschnitt machen um besser an den Blinddarm heranzukommen.

Nach eineinhalb Stunden hatte der Arzt die Operation erfolgreich abgeschlossen. Er nähte gerade noch den Bauchschnitt zu. Er dachte an den Mann, den er gerade eben operiert hatte und hoffte, dass die Entzündung in seinem Bauch mit Hilfe der Operation und der Antibiotika, die der Patient intravenös bekam, zurückging und der Darm heilen konnte.

Ich bekam von all dem nichts mit. Erst im Aufwachraum nahm ich um mich herum vage Stimmen und andere Geräusche wahr und einige Zeit später öffnete ich das erste mal die Augen. Nur kurz, aber die Krankenschwester bemerkte es.

Als ich dann richtig wach wurde, war ich schon in einem anderen Zimmer. Drei Patienten waren hier untergebracht. Ich wurde freundlich von meinen Mitpatienten begrüßt und wir machten uns miteinander bekannt. Der Zimmernachbar zu meiner Linken war ein junger Mann, der mit seinem Motorrad schwer gestürzt war als ihm ein Auto die Vorfahrt genommen hatte und er nicht mehr rechtzeitig hatte bremsen können. Er hätte dennoch in gewisser Weise Glück gehabt, meinte Felix. Es hätte auch böse enden können. Rechts neben mir lag Manfred. Seines Zeichens Tischlermeister. Ein Bandscheibenvorfall hatte ihn ins Krankenhaus befördert. Beide waren mir auf Anhieb sympathisch. Felix bekam regelmäßig von seiner Freundin Besuch und die beiden unterhielten sich und alberten sogar schon wieder ein bisschen herum. Für Christin sei es ein Schock gewesen als sie erfuhr, dass er einen Unfall hatte und dabei schwer verletzt worden war, hatte ihm Felix erzählt. Manfreds Frau kam so oft sie konnte aus der Krankenhausverwaltung, in der sie arbeitete, zu ihrem Mann und munterte ihn immer wieder auf. Das tat Manfred sichtlich gut. Er litt unter starken Schmerzen, denn er vertrug die Schmerzmittel nicht so gut weshalb sie bei ihm sehr niedrig dosiert waren und eben leider nicht ausreichten. Manfred hatte gefragt, ob ich auch eine Freundin hätte. Die hatte ich nicht. Wahrheitsgemäß erklärte ich meinen Mitpatienten, dass ich schwul war.

„Und? Hast Du einen Freund?” fragte Felix.

„Leider nicht!”

„Naja, was nicht ist, kann ja noch werden.” bemerkte Manfred trocken.

Es erleichterte mich ungemein, dass die beiden offenbar kein Problem damit hatten, dass buchstäblich in ihrer Mitte ein schwuler Mann lag.

Gerade war ich etwas eingedöst als es an der Tür klopfte und Dr. Murat eintrat. Er grüßte und kam dann an mein Bett.

„Bei Ihnen lag eine Stumpfappendizitis vor. Das ist sehr selten. Wie sie ja gemerkt haben, macht ein entzündeter Appendixstumpf praktisch die gleichen Symptome wie ein entzündeter Appendix. Appendix oder Wurmfortsatz ist das, was wir landläufig Blindarm nennen auch wenn das nicht korrekt ist. Die Operation war erfolgreich und zusammen mit den Antibiotika wirkt das gut gegen die Entzündung in Ihrem Bauch.”

„Danke, Herr Doktor!” sagte ich und war wirklich dankbar und erleichtert, dass der Arzt die Ursache für die Schmerzen in meinem Bauch gefunden und beseitigt hatte.

Als der Arzt gegangen war, fragte Manfred wie das denn möglich wäre, dass ein Mensch zweimal eine Blinddarmentzündung bekam. Ich wusste es genauso wenig wie er.

„Gut, dass das meine Frau nicht weiß. Ihre Blinddarmoperation war für sie der Horror. Wenn sie wüsste, dass sie das gleiche Problem noch einmal bekommen könnte...”

„Es kommt ja nur sehr selten vor.” meinte ich.

Die ersten drei Tage vergingen ereignislos. Ab heute durfte ich wieder etwas essen. Zunächst nur weiche und kaum gewürzte Nahrung aber trotzdem

freute ich mich darüber auch wenn ich immer noch kaum Appetit hatte. Als die Krankenschwester nach dem Mittagessen die Tabletts abräumte, erwähnte sie beiläufig, dass mir heute Nachmittag der Blasenkatheter entfernt werden musste. Es dauerte keine Viertelstunde als Dr. Murat dann zu uns ins Zimmer kam. Felix fragte ihn, ob er noch etwas mehr Schmerzmittel bekommen könnte. Daraufhin öffnete der Arzt die Klemme am Tropf etwas weiter.

„Wenn es nötig ist, sprizt der Pfleger heute Nachmittag noch etwas Schmerzmittel in den Tropf.”

“Danke!”

Dann wandte sich Dr. Murat zu mir um. „Wie Schwester Nadine Ihnen schon mitgeteilt hat, muss ich Ihnen den Katheter entfernen.”

Ich nickte und folgte den Anweisungen des Arztes. Als ich mit nacktem Unterleib dalag, spreizte der Arzt meine Beine, griff mit seiner linken Hand nach meinem Penis, hantierte am Katheter und zog dann kurz und relativ kräftig. Mühelos hatte er den Katheter aus meinem Penis gezogen. Es war nicht schlimm gewesen. Es hatte nur einmal kurz weh getan.

Als ich mich wieder zudeckte, meinte Dr. Murat. „Haben Sie noch gar kein Besuch bekommen? Von Ihrer Freundin zum Beispiel?”

„Ich hatte noch nie eine Freundin ...” und nach kurzem Zögern sagte ich „Vor einem halben Jahr hat mich mein Freund verlassen.”

„Oh, tut mir leid, das wusste ich nicht.”

Natürlich hatte er das nicht wissen können. Es war eine reflexhafte Antwort in einer peinlichen Situation gewesen.

Als der Arzt das Krankenzimmer verlassen hatte, meinte Felix „Jetzt weiß er dass Du schwul bist.”

„Es ist mir lieber er weiß es als dass ich so tun muss als ob ich heterosexuell wäre.” antwortete ich.

„Das kann ich verstehen.” sagte Felix.

Nachts als die anderen beiden schliefen und mal mehr mal weniger laut schnarchten dachte ich über die Situation als der Arzt mich gefragt hatte ob ich Besuch bekommen würde nach. Seine Frage bedurfte nicht der Antwort, die ich ihm gegeben hatte. Ich hätte mit Leichtigkeit auch ausweichend antworten können. Ich ahnte weshalb ich so geantwortet hatte. Dr. Murat gehörte zu den Männern, die mich stark anzogen. Ich fühlte mich zu maskulinen Männern mit starkem Bartwuchs und kräftiger Körperbehaarung hingezogen und genau zu diesen Männern gehörte der Arzt. Ich machte mir keine Illusionen. Die Männer, die mir „gefährlich” werden konnten, waren in den meisten Fällen heterosexuell.

In den letzten Tagen sah ich Dr. Murat nur noch einmal. Gestern hatte er mir die Fäden gezogen und heute Mittag würde ich entlassen werden. Ich fand es sehr schade ihn wahrscheinlich nicht wiederzusehen. Aber so war es nun mal.

Es war Freitag und am frühen Nachmittag gab es anscheinend keine freien Taxis mehr. Wohl oder übel musste ich den Bus nehmen. In meiner Straße war zwar 50 m entfernt eine Bushaltestelle, aber es war nicht die Buslinie, die am Krankenhaus hielt, die dort fuhr. Ich war noch ein bisschen wackelig auf den Beinen und traute mir eigentlich die lange Busfahrt mit Umsteigen nicht zu. Aber es würde sicher irgendwie zu schaffen sein dachte ich.

Der Bus kam und ein junger Mann machte den Sitzplatz im Eingangsbereich für mich frei. Ich hatte ihn nicht darum gebeten, war aber sehr froh, das er von sich aus mir seinen Sitzplatz überließ und bedankte mich bei ihm. Der Bus schien fast endlos durch kleine Straßen in einem Wohngebiet zu fahren. Die Straßen waren sehr schlecht. Schlaglöcher und gegflickte Stellen machten die Strasse zu einer einzigen Buckelpiste. Durch die permanente Erschütterung begann mein Bauch weh zu tun. Die Schmerzen wurden immer schlimmer und ich beschloß bei der nächsten Haltestelle auszusteigen. Ich konnte kaum noch gehen und setzte mich erstmal auf die Bank im Haltestellenhäuschen.

Dann versuchte ich noch einmal ein Taxi zu bestellen. In frühestens einer Stunde konnte mich ein Taxi abholen und nach Hause fahren. So war die wiederholte Ansage bei den Taxi-Unternehmen. Ich bestellte ein Taxi zu der Haltestelle wo ich jetzt auf der Bank saß und wartete. Mein Bauch schmerzte immer noch von der kurzen Busfahrt. Um mich herum war niemand und ich schloss die Augen um mich zu entspannen. Die Schmerzen würden sicherlich bald nachlassen.

Ich wusste nicht wie lange ich dort mit geschlossenen Augen gesessen hatte als ich hörte wie ein Auto hielt. Ich dachte mir erstmal nichts dabei und hielt die Augen weiterhin geschlossen. Dann summte ein kleiner Motor und ich öffnete die Augen. Vor mir stand ein Auto mit heruntergelassener Fensterscheibe auf der Beifahrerseite.

„Herr Neumeyer, was tun Sie denn hier?” fragte Dr. Murat.

Im ersten Moment war ich ziemlich perplex, aber dann erklärte ich warum ich mitten in einem Wohngebiet in einem Haltestellenhäuschen auf der Bank saß.

„Wenn Sie möchten, kann ich Sie nach Hause fahren. Es ist ziemlich kühl bei 15 Grad C nur im Jogginganzug draußen zu sitzen.”

Tatsächlich fror ich schon ein bisschen und nahm deshalb dankbar das Angebot von Dr. Murat an. Er packte meine Reisetasche in den Kofferraum und half mir beim Aufstehen und Einsteigen in das Auto.

Das Auto war erheblich besser gefedert und der Arzt fuhr den direkten Weg zu meiner Wohnung.

„Soll ich ihnen die Reisetasche noch schnell in die Wohnung tragen?” fragte Dr. Murat als er vor meinem Haus geparkt hatte und ich gerade ausstieg. Aber da hatte mich schon mein Nachbar entdeckt.

„Hey Chris! Wo hast Du denn gesteckt? Hab’ Dich schon ein paar Tage nicht gesehen!”

Herbert nahm Dr. Murat die Reisetasche aus der Hand und betrachtete mich dann von oben bis unten.

“Hattest Du einen Unfall? Du gehst ja so komisch!”

“Ich erzähle es Dir gleich der Reihe nach. Ich muss mich aber erst noch von meinem Arzt verabschieden.”

Ich dankte Dr. Murat für alles was er für mich getan hatte und für’s nach Hause Bringen. Der Arzt griff in die Innentasche seiner Jacke und zog ein Etui hervor in dem Visitenkarten steckten und überreichte mir eine.

“Wenn Sie Probleme mit Ihrem Bauch bekommen, rufen Sie mich an.”

Ich nahm die Visitenkarte und lächelte.

“Vielen Dank Herr Dr. Murat.”

Als der Arzt in sein Auto gestiegen und weggefahren war, konnte Herbert sich nicht mehr zurückhalten.

“Wer war das denn? Hast Du einen neuen Lover?” fragte Herbert ungeduldig.

“Leider noch nicht. Das war der Mann, der mich zum zweiten mal am Blinddarm operiert hat.”

“Du hast doch Deinen gar nicht mehr!”

„Stimmt, aber das Stückchen, was als Rest übriggeblieben war, hatte sich entzündet. So bekam ich sozusagen zum zweiten mal eine Blinddarm-OP.”

Herbert lud mich zum Abendbrot ein und ich erzählte ihm haarklein was passiert war.

„Angenommen Du würdest den Doktor wiedersehen. Wärest Du interessiert?”

„Ein Arzt darf sich doch gar nicht mit einem Patienten einlassen ...”

„Aber jetzt bist Du nicht mehr sein Patient.”

„Ja und deswegen werde ich ihn wohl leider nie wiedersehen.”

„Dachte ich mir doch, dass Du ihn magst.”

Ich musste lächeln und an die Zeit denken als Herbert und ich uns kennengelernt hatten. Herbert war Rentner und wachte mit Argusaugen über das kleine Mehrfamilien in das ich vor einem Monat eingezogen war. Einmal hatte mein Ex-Freund mich besucht und bei mir übernachtet. Es war anscheinend offensichtlich gewesen, dass wir mehr als nur Freunde gewesen waren. Herbert war damit nicht glücklich gewesen Schwule in „seinem” Haus zu haben. Er hatte mir ins Gesicht gesagt, was er von Liebe zwischen Männern hielt.

Als vor drei Wochen sein Hund von einem Auto angefahren wurde und der Fahrer einfach davon fuhr, war Herbert verzweifelt gewesen. Er hatte seinen Hund in die Tierklinik gebracht und um dessen Leben gebangt. Zur Angst um den Hund kamen die finanziellen Sorgen. Wie sollte er die Tierarztrechnung bezahlen?

Als der Unfall passierte war ich nicht direkt vorm Haus wo Jimmy, Herberts Hund, angefahren worden war, sondern etwa einhundert Meter entfernt. Das Auto, das Jimmy schwer verletzt hatte, kam mir entgegen und ich prägte mir das Nummernschild ein. Ich hatte aus der Entfernung zwar nicht genau sehen können was passiert war, aber dass es ein Unfall war, war nicht zu überhören gewesen. Es hatte ordentlich gekracht als der Wagen auf den Gehweg und an der Garagenmauer entlang gefahren war, so dass sogar Funken flogen. Das Unfallfahrzeug konnte ermittelt und schließlich auch der Unfallfahrer festgestellt werden. Der Fahrer musste sich wegen Fahrerflucht verantworten und Jimmys Tierarztrechnung begleichen. Jimmy hatte mit sehr viel Glück, dank der Tierärzte und mit Herberts Beistand überlebt und war inzwischen auf dem Wege der Besserung. Er würde wieder ganz gesund werden. Herbert hatte dann von der Polizei erfahren, dass ich mir das Kennzeichen des Unfallautos gemerkt hatte. Seit dem hatten Herbert und Jimmy mich in ihr Herz geschlossen.