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Der Letzte Abend Teil 03

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„Wie sieht es aus?" keuchte er.

„Lass uns jetzt kommen!" erwiderte sie und krallte ihre Hände in seinen Rücken.

Es dauerte noch zwei Stöße, bevor beide ihre Lust herausschrieen und Sebastian endlich ausstoßen durfte, was er so lange zurückgehalten hatte. Er war nur noch in der Lage, seine Freundin zu küssen und ließ sich zurück auf das Bett fallen. Aus den Augenwinkeln erkannte er noch, wie Marie die Kamera ausschaltete und sich nach vorne plumpsen ließ. Im Fallen löschte sie noch das Licht im Zimmer.

Sie lag auf dem Bauch neben Sebastian und guckte ihn aus ihren großen Augen an:

„Decke?"

„Brauchen wir nicht. Draußen ist es heiß!"

Sebastian saß am Frühstückstisch und aß mit großem Appetit sein zweites Brötchen. Marie löffelte ein Müsli, sah dann aber auf:

„Sag mal, haben wir heute nicht wieder Bio?"

Sebastian dachte kurz nach und nickte.

„Müssten wir! Auf der Mitternachtsleiste. Fünfte und sechste Stunde."

Marie schüttelte angewidert den Kopf.

„Und das am Freitag. Man sollte keinen Unterricht Freitags zu dieser Zeit haben. Aber trotzdem kann ich dann ja diesen Film über die Photosynthese mitnehmen."

Sebastian stimmte zu.

„Dann hast du das wenigstens schon erledigt."

Sebastian musste lachen und spuckte versehentlich ein Stück Brötchen aus, als er sah, dass Marie ihren Dackelblick aufgesetzt und ihre Lippen ein Bitte geformt hatten.

„Ich soll ihn holen, nicht war?"

„Wenn du das tun würdest..."

„Wo ist er denn?"

„Mein Vater hat mir, bevor er gestern gefahren ist, geschrieben, er hätte ihn auf meinen Schreibtisch gelegt."

Sebastian verzichtete auf eine Antwort, sondern erhob sich und verließ die Küche.

„Ich liebe dich!" rief Marie ihm noch hinter her.

Sebastian eilte kopfschüttelnd die Treppe hoch.

„Ja, ja und ich liebe Sex. Trotzdem habe ich dich heute Morgen nicht darum gebeten." Es machte ihm Spaß den Beleidigten zu spielen.

Sebastian öffnete Maries Zimmertür, ging an dem Bett und der noch immer aufgebauten Kamera vorbei und stand vor dem Schreibtisch.

„Immerhin ist das Video wirklich hier", sagte er dann und hob das schwarze Band auf. Dann eilte er wieder die Treppe hinunter. Dort wartete Marie auf ihn.

„Hast du es?"

„Jap! War kein Problem."

Der Biologielehrer trat an ihren Tisch.

„Hast du an zufällig an das Band gedacht, Marie?"

Diese begann über das ganze Gesicht zu lächeln.

„Habe ich, Herr Baumann. Hier ist es!" Dann holte sie die Kassette aus ihrer Tasche und reichte sie weiter.

„Vielen Dank, wir wollen uns das Morgen schon auf einer Konferenz ansehen."

Marie schaute überrascht:

„Auf einer Konferenz?"

Herr Baumann nickte:

„Es ist zwar Samstag, aber wir haben eine Fortbildung. Das Hotel soll ganz schön sein. Es ist 150 km von hier, ich fahre heute schon. Morgen wird jemand von meinen Kollegen mit unseren Materialien nachkommen. Der soll den Film dann auch gleich mitnehmen. Unsere eigene Auswahl ist ja schon sehr angestaubt."

Nachdem er das gesagt hatte, verließ er Sebastians und Maries Tisch wieder. Sebastian sah daraufhin seine Freundin an:

„Mehrtägige Fortbildung in einem Hotel? Der Lehrerberuf scheint doch manchmal ganz nett zu sein."

Marie verzichtete auf eine Antwort und gab ihm stattdessen einen Kuss.

Sebastian kringelte mit einer Gabel die letzten Spaghetti, die sich auf seinem Teller befanden, trank zeitgleich einen Schluck Eistee und beobachtete Marie, die sich statt eines warmen Essens einige Erdbeeren in eine Schüssel mit Corn Flakes geschüttet hatte. Nachdem er den Schluck getrunken hatte, begann er mit zwei Fingern immer schneller auf das Glas zu tippen. Er hatte versucht, es zu ignorieren, aber die Neugier brachte ihn fast um. Er biss sich auf die Lippen und schrie fast auf, weil er viel zu viel Druck ausgeübt hatte. Er wusste einfach nicht, wie er das Thema ansprechen sollte, aber er hatte Glück, da Marie irgendwann von ihrer Schüssel aufschaute und ihn mit ihren großen Augen, in denen Sebastian sich so oft verlor, anblickte.

„Schatz, du wirkst so nervös. Geht es dir nicht gut?"

Sebastian schluckte die Nudeln herunter.

„Ehrlich gesagt nicht so besonders. Bist du gar nicht neugierig?" Er dachte, als er die Frage gestellt hatte, er könne ein Blitzen in ihren Augen wahrnehmen, aber sie sah nur wieder auf ihre Schüssel herunter.

„Worauf denn?"

„Auf den Film."

„Über die Photosynthese?"

Sebastian schüttelte entgeistert den Kopf. Sie konnte das doch nicht wirklich meinen.

„Ich meine unseren Film. Den wir gestern Abend gedreht haben."

Marie begann laut zu lachen und irritierte Sebastian so noch mehr.

„Ich hatte schon befürchtet, du würdest nie fragen und ich hätte es als Erste ansprechen müssen. Komm, wir gehen rauf!" Kaum hatte sie die Sätze beendet, ließ sie ihren Löffel fallen und stand auf. Sebastian folgte ihr und es begann ihm langsam zu dämmern, dass sie ihn wieder drangekriegt hatte.

„Du bist so böse." rief er ihr dann im Spaß auf der Treppe zu. Sie blieb stehen und grinste.

„Dann bist du nur ein weiterer Kerl, der auf böse Mädchen steht." Danach eilte sie weiter in Richtung ihres Zimmers. Sebastian sah ihr noch einen kurzen Moment hinterher.

„Einmal, nur einmal, würde ich gerne mal so einen verbalen Schlagabtausch gewinnen."

Mit ausholenden Schritten hatte Sebastian Marie doch noch erreicht und sie betraten gemeinsam ihr Zimmer. Marie lief an ihrem Bett vorbei und schob auf dem Schreibtisch ihre Schulsachen beiseite. Sebastian beobachtete sie und bekam zum ersten Mal ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend, atmete dann aber durch, als er sah, wie sie triumphierend eine schwarze Kassette in die Höhe hob.

„Hier ist er!"

Sebastian ließ sich aufs Bett fallen. Marie schob das Band in das Abspielgerät und kuschelte sich dann zu ihm. In ihrer Linken hatte sie die Fernbedingung und drückte die Play- Taste.

„Die Photosynthese ist einer der spannendsten und lehrreichsten Prozesse in der Natur ..."

Sebastian und Marie sahen sich fast zeitgleich erschrocken in die Augen und wurden käseweiß. Sebastian fand als Erster seine Sprache wieder.

„Wie groß ist die Chance, dass noch ein dritter Film auf deinem Schreibtisch lag?"

Maries Augen waren weit aufgerissen, sie schüttelte ungläubig den Kopf:

„Die besteht nicht!"

„Dann haben wir Herrn Baumann ..."

Marie nickte und beendete seinen Satz:

„...Unseren Privatporno gegeben."

Die beiden hatten ihre Schuhe in absoluter Rekordzeit angezogen, sich ihre Fahrränder geschnappt und traten mit ihrer ganzen Kraft in die Pedalen, um in die Schule zurückzukommen. Sebastian atmete schneller, als er das ehemals rote und inzwischen schrill gelb gestrichene Gebäude vor ihnen auftauchen sah.

„Schneller!" versuchte er Marie anzutreiben, die etwas zurückgefallen war.

„Fahr vor! Ins Lehrerzimmer!" kam zurück.

Exakt 1 Minute und 23 Sekunden später, das hatte Sebastian über seinen rasselnden Atem ausgemessen, warf er sein Rad achtlos zur Seite, sprintete zu den großen Eingangstüren, riss sie auf, durchquerte die Lobby, bog links in das Schulforum ab, dessen linke Seitenwand auch gleichzeitig eine Außenwand des Lehrerzimmers war und öffnete eine der großen Türen.

„Herr Baumann?" rief er in den weit auslangenden Raum, ohne ihn gesehen zu haben und stützte keuchend seinen Oberkörper mit Hilfe seiner Arme auf seinen Knien ab.

Die anwesenden Lehrer sahen sich überrascht um und Sebastians Englischlehrerin, die selbst noch sehr jung war, kam besorgt zu ihm.

„Sebastian! Wie siehst du denn aus?"

Anstatt die Frage zu beantworten, wiederholte dieser nur seine Eingangsbemerkung.

„Herr Baumann? Ist er noch hier?"

Seine Englischlehrerin schüttelte den Kopf und Sebastian hatte den Eindruck, als würde klirrend etwas in seinem Kopf zerbrechen.

„Verdammt!" Er drehte sich mit einem verzweifelten Kopfschütteln weg, als ihn die Stimme seiner Englischlehrerin zurückhielt.

„Aber er ist gerade erst gegangen. Wenn du schnell bist, kannst du ihn noch auf dem Parkplatz erwischen."

Sebastians Lebensgeister erwachten sofort wieder, ohne sich zu bedanken, drehte er sich um und verließ wiederum rennend das Lehrerzimmer.

Vor den Eingangstüren wartete schon Marie, die ihn fragend ansah. Sebastian deutete nur zu der Straße, die neben dem Schulgebäude von der Hauptverkehrsstraße entlang führte und, das war vom Schulhof aus nicht sichtbar, auf dem Parkplatz endete.

„Da lang!" rief er und lief weiter ohne stehen zu bleiben.

Als sie fast Dreiviertel des Weges zum Parkplatz zurückgelegt hatten, kam ihnen von dort ein Auto entgegen. Marie und Sebastian traten an die Seite und es dauerte ein paar Sekunden bis Sebastian realisiert hatte, wer an ihnen vorbeigefahren war.

„Das war er!" schrie er über die Straße und drehte sich sofort um die eigene Achse, hob seine Arme, begann zu winken und dem Wagen hinterherzulaufen. Marie tat es ihm gleich. Sebastian kam genau vier Schritte weit, in denen sich seine Geschwindigkeit und seine Hoffnung gleichsam erhöhten. Aber genau in diesem Moment, in dem Sebastian zu schreien beginnen wollte, um so vielleicht Fußgänger, die sich noch vor dem Auto seines Lehrers befanden, auf den Wagen aufmerksam zu machen, übersah er das große runde Geschoss, dass sich mit rasender Geschwindigkeit seinem Kopf näherte und mit einem lauten Aufschlag mit seiner rechten Gesichtshälfte zusammenzuprallte. Sebastian öffnete gerade den Mund, dann explodierte der Schmerz und er begann zu taumeln, um dann zu stürzen. Schreiend hielt er sein Gesicht. Marie bliebt sofort stehen, drehte sich um und lief zu Sebastian zurück.

Sebastian brauchte zwei Minuten, bis der Schmerz nachließ und er das Gesicht wieder ohne komisches Gefühl bewegen konnte. Er sah, dass Marie sich zu ihm heruntergebeugt hatte und ihn sorgenvoll ansah. Aber Sebastian musste noch immer die Desorientierung bekämpfen.

„Was war das?" wollte er wissen.

Bevor Marie antworten konnte, traten drei Jugendliche, die Sebastian als Neuntklässler identifizierte, an die beiden heran.

„Ähm, können wir vielleicht unseren Fußball wieder haben?"

Erst jetzt bemerkte Sebastian den Ball, der seelenruhig einige Meter neben ihm zum Stillstand gekommen war. Besorgt sah er zu Marie:

„Der Baumann?"

Sie biss sich auf die Lippen.

„Weg!"

„Shit!"

„Ähm, unser Ball?"

Sebastian wurde zornig, griff den Ball und schmiss ihn in Richtung der Jungs, die neben der Straße auf der Wiese gegenüber vom Schulgebäude gespielt hatten, bis einem von ihnen der Schuss ausgerutscht war.

Sebastian griff nach Maries Hand und stand zitternd auf, um dann ein paar Schritte auf die Jungs zuzugehen.

„Wer von euch hat geschossen?"

Die Jungs sahen sich erst schweigend an, schließlich trat dann der Größte aus der Gruppe hervor.

„Herzlichen Glückwunsch! Das war eventuell ein one million dollar shot!"

Marie und Sebastian hatten das Schulgelände verlassen, waren auf den Marktplatz gegangen, hatten sich ein Eis gekauft und auf eine der Bänke am Ententeich gesetzt. Keiner von beiden sagte etwas. Schließlich schluckte Sebastian sein letztes Bisschen Eis herunter und brach das Schweigen:

„Was machen wir jetzt?"

Marie zuckte mit den Schultern:

„Bei ihm anrufen?"

„Schöne Idee. Leider hat er keine Familie und er hat doch gesagt, dass er heute schon in dieses Hotel fährt. Wo das genau ist, hat er natürlich nicht gesagt!"

Marie, die sich bis eben an Sebastians Schulter gelehnt hatte, zog mit einem Mal den Kopf weg. Sebastian blickte sie fragend an und erschrak, als er sah, dass ihre Gesichtszüge seltsam hart wirkten.

„Geht es dir nicht gut?"

„Wieso hast du heute Morgen nicht einfach die Beschriftung auf dem Video gelesen? Auf dem Biofilm stand in großen und breiten Buchstaben Photosynthese!" Ihre Stimme klang aggressiv, Sebastian zog sich instinktiv einige Zentimeter zurück.

„Vermutlich aus demselben Grund, aus dem du unser Privatvideo direkt neben dem Biofilm deponiert hast! Und jetzt komm wieder runter! Wenn wir uns streiten, bringt uns das den Film auch nicht zurück!"

Marie ließ ihre Schultern, die bis eben angespannt waren, wieder sinken und nickte. Sebastian musste ein Lächeln bekämpfen. Der Tag hatte doch etwas Gutes. Er hatte sein Streitgespräch gewonnen.

Marie unterbrach mit zögerlicher Stimme diesen inneren Triumph:

„Vielleicht ist ja doch noch nicht alles verloren."

Sebastian konzentrierte sich sofort wieder auf sie.

„Wie meinst du das?"

„Nun ja, wir wissen, dass sich unser Film noch in der Schule befindet. Er hat es gesagt. Der soll erst Morgen mitgenommen werden."

Sebastian nickte.

„Nur leider wissen wir nicht, wann und von wem."

Maries Augen blitzten.

„Aber wir wissen, dass er heute Nacht in der Schule ist. Da könnte man ihn wiederbeschaffen."

Sebastian konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

„Du willst in die Schule einbrechen? Das hier ist keine amerikanische Teenagerkomödie!"

Marie zuckte mit den Schultern:

„Wenn du keine bessere Idee hast? Es sei denn, es ist dir egal, wenn morgen früh Lehrer aus dem ganzen Land uns beide in Aktion sehen können."

Sebastian verschluckte mit einem großen Happen seine Eiswaffel.

„Okay, aber alleine werden wir das nicht schaffen."

Marie spitzte ihre Lippen.

„Da hast du Recht. Christian und Laura helfen uns bestimmt. Wir haben ja eh noch nicht gewusst, was wir heute Abend machen wollten!" Beim letzten Teil lachte sie laut auf.

Sebastian fiel auf einmal etwas ein, er legte seine Stirn in Falten.

„Beim Abistreich von Mike hat sein Jahrgang über Nacht die ganze Schule mit Wasserbomben ausgelegt. Er war damals im Streichkomitee. Er sollte eigentlich wissen, wie wir da reinkommen."

„Glaubst du, er würde uns helfen?"

Sebastian zückte sein Handy.

„Ich werde ihn fragen müssen!"

Es klingelte zwei Mal, bevor am anderen Ende abgehoben wurde.

„Sep, kann ich dich später anrufen?" Michael klang gestresst.

„Es ist wichtig. Hast du nicht jetzt Zeit?"

Einige Sekunden gab es nur Rauschen in der Leitung.

„Wir sind hier im Reisebüro und holen uns Angebote für die Flitterwochen. Kannst du mir vielleicht mit einem Satz beschreiben, worum es geht?"

Sebastian begann zu lachen:

„Wie wäre es mit „ich möchte in die Schule einbrechen"?"

Michael brauchte einige Zeit bis er antworten konnte.

„Wo seid ihr?"

Zwei Stunden später saßen Christian, Laura, Michael, Julia, Marie und Sebastian beim Italiener. Sebastian hatte mit kurzen Worten, wobei sein Kopf mindestens ebenso rot, wie der von Marie geworden war, das Problem erläutert. Anfangs hatten alle gelacht, aber nachdem sie das Problem in seiner Tiefe verstanden hatten, war nur noch Stille am Tisch. Schließlich war es Julia, die wieder Bewegung in die Sache brachte, indem sie nickte, um dann zu sagen:

„Ihr habt recht. Ihr müsst euch den Film zurückholen!"

Sebastians Bruder streichelte die Hand seiner Verlobten:

„Ich sehe da auch keinen anderen Weg. Ihr wollt ja nichts stehlen, sondern nur euer Eigentum zurückbekommen. Und das ist so privat, dass ich euch helfen werde."

Christian schlug mit der Hand auf den Tisch:

„Auf mich könnt ihr auch zählen!"

Laura nickte:

„Auf mich natürlich auch! Wenn ihr mir versprecht, dass wir den Film nicht sehen müssen. Damals das im Wald, das hat schon gereicht!"

Sebastian hatte Maries Hand unter dem Tisch gegriffen und beide drückten fest zu. Dann ergriff er das Wort:

„Ich danke euch. Auch für eure Reaktionen. Mike, bei eurem Abistreich ward ihr doch schonmal über Nacht in der Schule. Wie seid ihr damals reingekommen?"

Michael trank einen Schluck des Bieres, dass vor ihm stand.

„Übers Dach. Aber wir sollten warten bis es elf ist und nicht mehr so viel Verkehr auf den Straßen fährt. Wir müssen ja nicht von aller Welt gesehen werden."

Marie nickte:

„Sehe ich auch so. Und um uns die Zeit zu vertreiben: Herr Wirt, noch eine Runde auf unsere Rechnung!"

Die Zeit war dahin geschlichen, aber schließlich hatte der kleine Zeiger doch die Elf erreicht und die Sechs waren auf das Dach der Schule, was etwa 30m über dem Erdboden lag, mit Hilfe der Feuerwehrleiter geklettert. Michael hatte sie zu einem Verschlag geführt, aus dem eine eiserne Tür ragte.

„Von hier kommt man in die Kunsträume und den Rest der Schule", erklärte er.

Julia stand dicht neben ihm.

„Die Tür ist aber abgeschlossen."

„War sie damals auch. Man bekommt sie ganz leicht mit einer Kreditkarte auf." Kaum hatte Michael zu Ende gesprochen, da reichte ihm Sebastian auch schon seine EC -- Karte.

„Ist nur gerecht, wenn meine Karte kaputt geht."

Michael lächelte.

„Das wird sie nicht." Dann nahm er die Karte und begann die Tür zu bearbeiten, wobei Julia ihn fasziniert beobachtete.

„Schatz, wir kennen uns so lange. Und jetzt muss ich sehen, dass du so etwas wirklich schon mal gemacht hast."

Michael ging auf das Kompliment nicht ein, sondern begann zu fluchen.

„Irgendwas ist anders! Das Scheißding geht nicht auf!"

Sebastian klopfte seinem Bruder auf die Schulter und versuchte ihn zu beruhigen.

„Lass dir Zeit! Wenn nötig bis morgen früh. Nur mit der Ruhe!"

Der sah ihn genervt an:

„Ich habe Ruhe, was nichts daran ändert, dass diese Scheißtür nicht aufgeht!"

Das laute Aufstampfen eines Fußes ließ alle aufhorchen.

„Herrschaften, ich denke das reicht jetzt! Bitte alle umdrehen und die Hände hoch! Polizei!"

Die Lichtkegel zweier Taschenlampen durchschnitten die Dunkelheit und ein männlicher, sowie ein weiblicher Polizist kamen näher. Der männliche Polizist hatte eben auf sich aufmerksam gemacht. Sebastian sah verzweifelt zu Christian und flüsterte:

„Hat denn keiner Schmiere gestanden?" Dessen Gesichtsausdruck war Antwort genug, aber bevor Sebastian sich beschweren konnte, ergriff wieder der Polizist das Wort:

„Wer von euch will mir denn nun erklären, was das hier werden soll?"

Sebastian schüttelte resignierend den Kopf und wollte die Schuld auf sich nehmen, aber Julia war mit ihrer Reaktion schneller.

„Johannes? Steffi? Seid ihr es? Michael, schau, das sind doch die beiden!"

Sebastian erkannte, dass sie ihre Augen in der Dunkelheit zusammengekniffen hatte, um besser sehen zu können. Auch sein Bruder schaute nun die Polizisten an und schien sie identifizieren zu wollen. Der Lichtkegel des männlichen Polizisten strahlte erst Julia und dann Michael ins Gesicht, dann sah Michael, wie der männliche Polizist anfing zu lachen.

„Ihr beide! Was macht ihr denn hier? Um Gottes Willen, nehmt die Hände wieder runter!"

Sebastian sah verstört zu seinem Bruder, der durchzuatmen schien.

„Mach dir keine Sorgen, Sep. Sie haben mit uns Abi gemacht. Aber ich denke, du wirst jetzt etwas erzählen müssen."

Sebastian nickte und sah zu den beiden Polizisten.

„Ich und meine Freundin müssen das wohl auf uns nehmen. Aber wir sehen keine andere Möglichkeit mehr!"

Zum ersten Mal ergriff die weibliche Polizistin das Wort:

„Da bin ich aber gespannt!"

Sebastian erklärte zum zweiten Mal die verzwickte Situation, in der sich er und Marie befanden, um dann auf die Reaktion von Johannes und Steffi zu warten. Johannes sah ihn an und biss sich dann auf die Lippen:

„Ich habe Verständnis für eure Lage. Aber ich bin inzwischen Polizist. Ich kann euch nirgendwo einbrechen lassen."

Marie nahm Sebastians Hand und nickte:

„Das verstehen wir. Bleibt uns also nur zu hoffen, dass der Baumann unseren Film schnell ausmacht und ihn uns am Montag wiedergibt."

In dem Moment trat Steffi ruckartig einen Schritt vor, ihre Augen waren weit geöffnet.

„Baumann? Karl Baumann? Biologie?"

Sebastian nickte nur. Steffi wandte sich ab und ging energischen Schrittes zur Tür.

„Der hat mich durchs Abi fallen lassen. Mit der lächerlichen Karte kriegt ihr diese Tür nie auf! Johannes, komm gefälligst her und hilf mir!"

Der lachte:

„Ich kann euch zwar nirgendwo einbrechen lassen, aber ich kann euch scheinbar dabei helfen."