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Der Pornograf II - 04

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„Hört auf! Hört auf! Ihr lügt mich schändlich an. So etwas gibt es nur im Roman, das habt ihr euch für mich aus den Fingern gesogen."

Ich musste heilige Eide schwören, dass wir die Geschichten so erzählt haben, wie wir sie hörten. „Du wirst es glauben müssen, wenn ich dir morgen Bilder von Jutta zeige. Sie hat wirklich und wahrhaftig blaue Augen. Die Haare mögen gefärbt sein, die Augen habe ich mir aber ganz genau angesehen. Die sind echt. Im Übrigen, du kannst auch Mikel anrufen. Er wird die Geschichte sicher bestätigen können.

Mom hatte sich bald wieder beruhigt. Pop wollte wissen, wie viele Filme ich gemacht hätte.

Lis sagte: „199, ein Film wurde wohl versehentlich, unbelichtet entwickelt. Er schmorte sicher in einer Hosentasche und geriet so zu den belichteten Filmen."

„Mein Gott Junge, dann hast du ja doch keine Freizeit gehabt, sondern nur gearbeitet." Er schüttelte in Sorge seinen Kopf. Ich sah mich genötigt, schamvoll zu erröten.

Meine Drei widersprachen dem energisch. Ich war selbst verblüfft, wie viel Freizeit wir wirklich hatten. Dann fiel mir der Beweis ein, ich zog mich bis auf den Slip aus und sagte: „Sieht so einer aus, der sich mit seinem Fotoapparat nur in Zimmer von Frauen herumtreibt?" Dann zog ich den Seitenbund des Slips nach unten „und diese Bräune ist nahtlos. Sie kann also auch nicht bei Aufnahmen im Freien entstanden sein. Nackt fotografiere ich üblicherweise nicht."

Lis lachte laut auf. „Bis auf einmal! Der Sonnenuntergang stand bevor, Paul kam fast zu spät aus dem Wasser und wollte sich gerade die Hose anziehen. Da sah er sein Opfer noch an der Dusche herumtändeln. Er griff sich die Kamera und fotografierte, plötzlich war der Backflash da. Die Hose blieb aus und er hüpfte, fotografierend, wie ein wilder Watz um das Mädchen. Die Fotos wurden erste Sahne. Sein Penis schleuderte wie wild durch die Gegend, sehr zur Freude der anwesenden Girls. Es gab aber keinen Pieps, nur ich machte ihn im Bus darauf aufmerksam. Peinlich war es ihm aber offensichtlich nicht. Aber ihr kennt ja Paul, wenn er mal bei der Arbeit ist ..."

Kim hat schon wegen Pop alles gut gegen Schallwellen gesichert. Die Gläser hielten auch noch Papas Lachen aus. Mom stellte sich das Ganze wohl erst bildlich vor. Ihr Lachen kam leicht verspätet und nicht so laut. Aber so richtig von Herzen. „Heute werde ich wohl schlecht schlafen", sagte sie später. „Bitte, Kim, kannst du mir einen von deinen Zaubertees machen? Sonst versuche ich die ganze Nacht, das Gehörte zu verarbeiten. Morgen, über Tag, bekomme ich das in Griff. Habt ihr die Genehmigung für die Stories?"

„Haben wir. Bei Diana jedoch ohne Namensnennung. Eine Abwandlung oder Nichtnennung der Inselnamen würde gerne gesehen. Es geht hauptsächlich um die Fabrik in England. Aber das ist, wie ich dich kenne, kein Problem."

„Wirklich nicht", schmunzelte Mom -- ganz Beatrix Mai.

Der Nachtisch war gerade durch, das Thema Karibik flaute ab. Das war die Gelegenheit für mich. Ich sauste schnell hoch, holte die neue Fiesta und knallte sie auf den Tisch. „Gibt es dazu irgendeine Erklärung? Mom, du hättest ja wenigstens einen Ton sagen können."

Mom wurde tatsächlich rot. „Paul, es war eigentlich die Idee von uns allen, um dir eine Freude zu machen. Vor allem mit einem Sonderheft, das man auch mal in besseren Familien rumzeigen kann. Die Eltern deiner Schulfreundinnen werden zwar nicht begeistert, aber auch nicht geschockt sein. Willi Wollweber schwebt im Wäschehimmel. Es erscheint auch in Deutsch."

„Wenn ich es mir so überlege - dann ist damit der riesige Überhang bei Willi auch stark geschmolzen. Wir können also wieder neue Fotos für ihn machen. Ihr habt recht, ich freue mich doch über das Heft. Nun muss mir nur noch was einfallen, um das zusätzliche Geld für die Models, die ja kaum etwas davon ahnen, gerecht zu verteilen. Da müssen Lis und Kim wohl in alten Abrechnungen wühlen. Du Mom, hast ja dein Geld sicher schon bekommen. Deine Stories sind übrigens klasse. Ich habe sie zwar nur quer gelesen, aber, es ist typisch Beatrix Mai, wie ihre Leser sie lieben.

Um Elf gingen die Gäste. Eine halbe Stunde später war ich im Bett. Ich wartete. Zehn Minuten später war Kim da. Sie jauchzte vor Vergnügen, als ich ihr Löffelchen zeigte. So klein wie sie nun mal ist, konnte sie sich so besonders schön ankuscheln. Es wurde ihre favorisierte Stellung. Sie bekam mächtig Ausdauer darin.

Normaler Alltag. Dienstagmittag klopften wir unsere Aufsätze fest. Mittwoch, es war wieder einmal einer dieser Zufälle, die uns schon so oft geholfen haben, Französisch bei Herrn Lemaire:

„Das Schulamt hat festgestellt, endlich, dass die Schüler der Oberstufen, fraglos einen guten Wortschatz und gute Kenntnisse in der französischen Grammatik haben. Dafür so gut wie keine Praxis in der Aussprache. In der freien Rede schon gleich gar nicht. Meine Damen und Herrn, wir werden nicht umhin können, wir müssen das üben. Irgendwelche Vorschläge dazu?"

Lis hob die Hand.

„Ja, Fräulein Bronner?"

Sie stand auf und sagte in fließendem Französisch: „Wir hatten ja nun genug Gelegenheit es in Martinique zu üben. Ich denke, es würde Genügen, wenn jeder einfach ein bisschen aus dem Urlaub erzählt. Da haben alle was davon. Dann könnten wir darüber diskutieren."

„Ja, das ließe sich denken. Wollen sie in der nächsten Stunde damit anfangen, Fräulein Bronner?"

„Wenn sie möchten, kann ich das auch sofort."

„Na dann fangen sie mal an. Ich bin gespannt", sagte Lemaire.

Lis erzählte, frei weg, was sie sich für ihren Aufsatz in Deutsch, ausgedacht hatte. Sie plapperte gute fünfzehn Minuten. Fast ohne Punkt und Komma.

„Das war ja ... Ich bin sehr zufrieden mit dieser Leistung. Auch das Thema war gut", freute sich Lemaire.

Ich hob die Hand und sagte: „Ich könnte es noch vertiefen."

Lemaire wurde bleich. „Habt ihr etwa gewusst was ich heute zu besprechen habe?"

„Nein", antwortete ich. Und dann erzählte ich ihm, auf Französisch, wie es dazu kam, dass uns Knorr die Strafarbeit aufdrückte und, dass wir gestern das Konzept ausarbeiteten. Dann trug ich mein Thema, auf das ich ja vorbereitet war, ganz lässig vor. Lemaire saß auf seinem Stuhl hinter dem Pult und stieß hin und wieder nur die deutsche Übersetzung eines Wortes heraus. Es war wohl bisher noch nicht im Lehrplan. Dann war ich am Ende.

„Ganz hervorragen. Ein paar wenige syntaktische Fehler, die kommen leider nur zu oft auch in der deutschen freien Rede vor und werden dort nicht angekreidet. Ihr habt einen deutlichen Akzent, wie er im Midi üblich ist. Der Lehrplan verbietet dies aber eben so wenig, wie er unseren Landesdialekt verbieten kann. Was bleibt mir anderes übrig als euch eine weitere Eins zu geben. Nach der neuen Regelung mit einem Plus vermerkt. Nun meine Damen und Herrn, dies war ein klarer Beweis dafür, dass nur die Praxis zu solchen Leistungen führt."

Unsere Reise hatte uns also, so als Nebeneffekt, eine Eins eingebracht. Das war mir eigentlich egal, dass wir jetzt leidlich gut Französisch sprachen, das fand ich gut. Unser Spanisch, bedurfte noch einiger Kenntnisse in Grammatik, denke ich. Verständigen konnten wir uns aber schon ganz gut. Ich nahm mir vor, zusammen mit Lis, doch auch einen Crashkurs in Persisch zu machen. Irgendwie fühlte ich mich als persischer Graf dazu verpflichtet. Schaden kann es auch nicht. Unser Hirn war gut trainiert für die Schule. Also, rein damit, was reingeht.

Abends, endlich mal wieder mit meinen Frauen gemeinsam im Bett, machte ich den Vorschlag wegen dem Crashkurs. Kim wollte auch mitmachen. Das Sprachgenie wird uns wohl wieder überholen.

Lis war gerade gegangen, da rief Mikel an. Der Verlag war vollauf zufrieden mit meinen Bildern aus der Karibik. Sie hätten vor, schon vorab, ein Sonderheft mit einer Auswahl der schönsten Fotos zu drucken. Das soll in den USA und in der Karibik billig gestreut werden, mit Sonderangeboten für ein Abo. Natürlich mit dem Hinweis auf die Misswahl. Dieses Heft soll relativ jugendfrei sein, die kritischen Stellen bekommen wieder den Punkt, mit dem entsprechenden Hinweis. Man bräuchte also dringend alle Originale. Leihweise, wie üblich, wegen der Kooperation mit Willi. Vor allem würde es ihnen sehr helfen, wenn ich eine Liste meiner besten Zwanzig von jedem Ort abliefern könnte. Im Verlag sei ein, natürlich nicht ernsthafter, Streit darüber ausgebrochen. Demnach seien fast alle Girls prädestiniert zu gewinnen. Eine gewisse Blauäugige, sei zumindest unter den Top Ten, soweit es die Redaktion angeht. Besonders dankbar wäre er auch, wenn ich Einfluss auf meine Mutter nehmen könnte, eine Art Leseprobe oder eine Vorschau auf die zu erwartenden Novellen, kurzfristig zu liefern. Er hätte auch wieder einmal Wunderdinge über mich gehört.

„Die Direktoren haben mich gebeten dir zu sagen, du und dein Team sollen im Sommer nichts planen. Wenn ich eine Hexe wäre, würde ich eine sehr lange, sehr große Reise in meiner Kugel sehen. Und im Übrigen, viele Grüße aus London an das Team."

Ich meckerte noch ein wenig, wegen des Sonderheftes, das ohne mein Zutun erschien. Mikel tat zerknirscht und fragte, ob es denn zu wenig Geld gewesen sei. Ich verneinte. Man soll ja nicht übertreiben. Ich ging sofort zu Mom, um ihr vom neuesten Stand der Dinge zu berichten und dem Artikel von dem Mikel träumt.

„Das können sie natürlich haben. Ich rufe Mikel morgen selbst an. Ich habe ja das Skript von euren Erzählungen mit stenograviert. Die waren alle so gut, da brauche ich nicht viel daran zu ändern. Nur den Stil etwas anpassen und alles ein wenig auffüllen. Gerechter Weise gebe ich den Mädchen ein Drittel des Honorars ab. Du bist reich genug und kannst damit meine Reha mitfinanzieren."

„Oh ich armer, armer Sohn. So viel Mühe und kein Geld dafür", jammerte ich, des Prinzips eines Schwaben wegen. Dann gestand ich ihr: „Natürlich spende ich das Geld für wohltätige Zwecke und dir tut die Reha wohl gut." Ich erzählte ihr noch von der Androhung einer großen Reise in den Sommerferien und, dass ich, falls sie nicht von ihr gebraucht würde, Kim diesmal mitnehmen wolle. „Je nachdem, was für ein Auftrag es ist."

„Ach ja, wegen Kim. Ich habe heute in der Zeitung eine Anzeige gesehen." Mom wühlte in ihren Unterlagen. „Da ist sie ja. Die bieten einen vierwöchigen Kurs, vormittags von 8 bis 12 Uhr, für eine Ausbildung zur Visagistin. Der Preis scheint mir angemessen. Das wäre doch bestimmt auch für dich von Nutzen, wenn Kim das Angebot annehmen würde. Wie ich Kim inzwischen einschätze, läuft sie uns nicht so schnell weg. Die 1000 Mark hast du also schnell wieder raus. Wenn es, für vier Wochen, bei uns mal nicht so glänzt, dann werden wir kaum daran sterben. Kim wird einen Riesenspaß und alle Frauen die sich hierher verirren, darunter zu leiden haben. Die Wohnung wird trotzdem auf Hochglanz sein, wenn ich auch immer noch nicht weiß, wie sie das eigentlich macht."

„Die Idee ist superb. Wo ist sie eigentlich?"

„Natürlich arbeiten. Nur wo? Vielleicht kannst du sie suchen."

Ich suchte und ich fand. Als ich die Türe zur belle Etage öffnete sah ich sie; selbstvergessen saß sie auf dem Boden, summte eine Melodie und putze dabei unser Tafelsilber.

„Hallo Kim. Ich habe eine Überraschung für dich."

Sie fuhr zusammen. „Oh Paul, hast du mich aber erschreckt. Du hast dich angeschlichen. Pfui. Man kontrolliert seine Freunde nicht. Ich wollte doch Heinzelmännchen spielen. Aber was für eine Überraschung hast du für mich?" Die Neugierde siegte dann doch.

„Komm bitte mit zu Mom. Sie hat da was entdeckt, vielleicht gefällt es dir ja."

„Hallo Kim", begrüßte sie Mom. „Hat Paul dich also gefunden. Hör zu, ich habe da eine Anzeige. Mit Paul habe ich darüber schon gesprochen und wenn du Lust hast, er will es dir, nicht ganz uneigennützig, bezahlen." Sie gab Kim die Anzeige.

Aufmerksam las sie. „Was ist eine Visagistin?" Mom erklärte es.

Die Augen von Kim funkelten. „Dann kann ich ja die Models schön machen. Wie oft habe ich mir schon gedacht, so etwas sei dringend nötig. Visagistin. Visa ... ach ja, Visage sagt man ja hier zum Gesicht. Bin ich dumm, das nicht zu wissen. Aber, kann ich denn so viel Zeit überhaupt frei nehmen? Was ist mit dir, Mom, wer kümmert sich dann morgens um dich? Nein, ich glaube es geht doch nicht."

„Ganz langsam Kim. Ich stehe die vier Wochen eine Stunde früher auf, dann ist genug Zeit für das Wichtigste. Als du nicht da warst, musste es ja auch gehen. Im Übrigen sparst du dir die Zeit bei Paul, schließlich bist du ja indirekt für ihn tätig. Also, auf zum Lernen?"

„Ja. Ich hätte Spaß daran." Kim verneigte sich tief und faltete die Hände vor dem Gesicht, wie immer wenn sie sich für etwas ganz besonders herzlich bedankt. Mom griff zum Telefon. Kim war ruckzuck angemeldet. Die Rechnung wird geschickt, zusammen mit allen Daten. Kim war happy. In zwei Wochen geht es schon los.

***

Willi rief Freitag an und gratulierte zu den Bildern. Ich erzählte ihm von der Sonderausgabe, die der Verlag plante. Willi schwieg eine ganze Weile, dann meinte er: „Das ist ja eine völlig neue Perspektive. Ich habe gesehen, du hast uns wieder gut verkauft. Da muss ich mit dem Vorstand reden. Ich rufe am Montag auch Mikel an. Was sagst du übrigens zu der German Lingerie?"

„Ich wurde damit überrascht, finde sie aber toll."

„Ich denke, ich kann den Vorstand überzeugen auch in dem Sonderheft zu werben. In den Fiestas natürlich auch, womöglich können wir wieder eine deutsche Ausgabe als eine Zusammenfassung der schönsten Mädchen in unserer Wäsche machen. Schreibt deine Mutter wieder eine Geschichte dafür?"

„Du glaubst doch nicht im Ernst, sie könne es noch lassen dafür zu schreiben, wo es ihr so viel Spaß machte. Sie hat Mikel schon scharf auf mindestens drei Novellen gemacht. Meine Frauen bekommen ganz feuchte Augen, wenn sie nur an die Themen denken. Als wir Mom den Stoff vortrugen, wurde sie zornig, weil sie dachte wir nehmen sie auf den Arm, dabei ist es eine bewiesene Tatsache. Such dir mal die Bilder von der blauäugigen Negerin raus. Sie ist Hauptperson der absolut tollsten und dann auch noch wahren Geschichte, die ich kenne."

„Blauäugige Negerin? Du verarscht mich wohl!" Willi legte auf. Eine halbe Stunde später rief er an und entschuldigte sich. Ich erzählte ihm die Geschichte in Kurzfassung.

***

Die Zeit verging. Ich ging jetzt montagmittags in die Berufsschule. Von Freunden hatte ich erfahren, dass die Fotografen da Unterricht haben und zwar die Theorie. Pop hatte an einer Schraube gedreht, so war es möglich, dass ich Gasthörer wurde. Ich machte auch die Klausuren mit. Bisher mit zufrieden stellendem Erfolg. Leider geht es dort streng nach dem Lehrbuch und das ist - nach meiner Meinung - ganz einfach völlig veraltet. Die lernen dort noch, wie man eine fotoempfindliche Schicht auf Glasplatten aufbringt. So bescheuert kann doch keiner mehr sein. Das heutige Filmmaterial ist so gut, dass man vom Kleinbildfilm sehr wohl Plakate vergrößern kann. Dynamische Fotografie auf Glasnegativen? Da konnte ich nicht mehr darüber lachen. Das gab auch Pop zu, meinte aber, es gehe halt um die Technik.

Von Renate kam ein sehr langer und sehr ausführlicher Bericht über Thailand, mit vielen Postkarten zur Dokumentation. Da hat sie wohl einige Abende dran gesessen. Das persönliche Begleitschreiben konnte ich allerdings nicht lesen. Es war in einer mir völlig unbekannten Schrift geschrieben. Es dauerte eine Weile, bis ich die richtige Idee hatte. Ich rief nach Kim.

Die war voll verblüfft: „Der Brief ist doch an dich."

„Das nehme ich an. Ich kann ihn aber nicht lesen. Kannst du es?"

„Natürlich, das ist thailändisch."

„Wenn nachher Lis kommt, dann lies ihn uns bitte vor. Ich meine, übersetze ihn uns. Du kannst ja schon mal üben", bat ich sie.

Lis kam und Kim las. „Lieber Paul, geliebte Lis und treue Kim. Ich wähle diesen Weg, um den versprochenen Bericht aus Thailand zu krönen. Diesen persönlichen Begleitbrief kann hier wohl kaum einer lesen, obwohl ich sicher bin, dass meine Post jetzt ungeprüft weggeht. Paul hat uns ja sehr überrascht mit der schönen Suite im Indra Regent Hotel. Die 180 qm haben wir weidlich genutzt. Wir sind jetzt sicher, dass aus uns etwas wird. Wir sind uns so sehr ähnlich und vielleicht deshalb so nahe. Da wurde übrigens mit Kikki gut geübt, wir kommen sehr gut zurecht. Ich denke, das sollte zu diesem Thema reichen, wir alle wissen ja Bescheid, was vor sich geht. Auch du, liebe Lis, brauchst jetzt nicht mehr deine Neugierde aus zweiter Hand zu befriedigen." Als Nachsatz stand da noch: „Ich habe in unseren Schwur, damals in Japan, für mich jetzt auch Kim mit einbezogen. Lis schreibt so viel und so nett von ihr und zwischen deinen leider so seltenen Zeilen, lieber Paul, kann man auch mehr herauslesen, als da steht. Gebt ihr eine feste Umarmung und viele liebe Küsse von eurer Renate.

P.S. Ich kann natürlich kein Thai. Er hat sich mit Pong, dem Assistent Front Office Manager im Indra, angefreundet. Der hat diesen Brief nach Diktat, noch in Bangkok, geschrieben."

Kim las auch noch den Bericht von Renate über Thailand, seine Tempel und seine Menschen, vor. Sie hatte feuchte Augen, als sie das viele Lob über ihr Volk vorlas.

An diesem Abend schliefen wir wieder einmal alle drei in meinem Bett. Renate war auch bei uns, in Gedanken natürlich nur.

***

Kim ist die geborene Visagistin. Unsere Kunden nahmen ihren Service mit Begeisterung an. Kim war es erst peinlich, dass sie immer wieder Trinkgelder bekam. Ich musste sie beruhigen, dass dies völlig in meinem Sinne sei. Gutes Geld für gute Arbeit. Sie wird immer unentbehrlicher. Seit Axel voll im Laden von Papa eingespannt ist und neuerdings Gutachten für das Gericht macht, hatte er kaum noch Zeit. Kim ließ sich von ihm einweisen und zeigt auch hier, wie geschickt sie ist. Aus Spaß ließ sie sich einmal das T-Shirt vom Master of Lights geben; es gab zehn Minuten Unterbrechung bei der Arbeit, denn ich konnte die Kamera nicht mehr ruhig halten - vor Lachen. XXL kann sie locker als halblanges Kleid tragen, nur mit der Weite hapert es, sie hätte fast in einen Ärmel gepasst. Ich bestellte ihr einen Satz T-Shirts mit dem Master of Lights Aufdruck, in ihrer Größe und mit einer extra Polsterung der Schultern. Bei der Arbeit sieht sie jetzt irgendwie 10 Zentimeter größer aus. Eine Gehaltserhöhung verweigerte sie jedoch kategorisch. Da muss ich mir etwas einfallen lassen für sie.

Samstagabend kam sie angeschlüpft. Es ist längst nicht mehr so wie früher, das Schönste für Lis und Kim war kuscheln und reden. Heute waren wir alleine, Lis war zu einem Geburtstag eingeladen.

„Kim, hast du oft Heimweh nach Thailand?", begann ich.

Es kam wie aus der Pistole geschossen: „Nein, schon lange nicht mehr." Nach einer kurzen Pause erläuterte sie: „In Konstanz war ich viel alleine, da kam es natürlich sehr oft über mich. Ich freute mich wahnsinnig über das Geld von den Fotos. In Thailand war ich dann aber auch ziemlich alleine. Ich habe es dir nie erzählt, aber meine Mutter dort, ist eigentlich nur meine Pflegemutter. Meine Schwester und ich sind Vollwaisen. Die Eltern starben bei einem Busunglück und eine Versicherung zahlte unsere Ausbildung. Etwas Geld war auch da und die Nachbarin, meine Tante, nahm uns einfach in ihre Familie auf. Sie behandelte uns wie ihr eigenes Kind, sie hat auch den gleichen Familienname wie wir. Dort wieder leben? Nein, ich will - möchte sehr gerne bei euch bleiben. Hier in Deutschland."

Mir schoss eine verwegene Idee durch den Kopf. Ich schlief schlecht, weil ich lange darüber nachdachte. Am Sonntag, nach dem Frühstück, bat ich Kim oben auf das Telefon aufzupassen, wegen eines wichtigen Gesprächs, das ich erwarte. Kim zog los.

Ich begann: „Mom. Ich sehe es immer wieder, Kim scheint dir viel zu bedeuten und du Pop, hast sie wohl auch etwas lieber, als nur eine Angestellte. Oder täusche ich mich da womöglich."

„Kim ist mir unentbehrlicher geworden. Da sie Krankenschwester ist, kann sie mir auch bei Dingen helfen, die ich Renate natürlich nicht zumuten konnte", bestätigte Mom.

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