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Devoter Heine

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Exkurs zu einem Pariser Fuß
1.4k Wörter
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Morgen hab ich eine Prüfung über Heinrich Heine. Ich saß unter einem Stehtisch in der Bibliothek, und über mir auf einem Barhocker eine Freundin, die ebenfalls für Heine lernt. Ihre verlatschten Sneaker genau auf meiner Augenhöhe. Ich habe mich wohl da unten gefühlt -- Zu wohl, um so ganz konzentriert weiterzulernen, als das Bild eines weißen Zimmers und eines vorsichtigen Großen Zehs, bestrumpft natürlich, in meine Gedanken drängte. Na ja -- die Prüfung ist eh unbenotet (4 aufwärts also). Ne? ;) Immerhin kennen wir uns gut genug, dass ich sie einzwei Mal in die Waden knuffen durfte...

[ © Emanuel Senden 2020 / This text makes use of italics ]

***

Es ist ein Pariser Zimmer. Ihr kennt Alle Pariser Zimmer. Dieses weißlich grelle Licht, was dem Herz Europas spätestens seit dem 18. Jahrhundert die Schatten nimmt.

Manchmal scheint auch die Sonne, dann blüht es in der Farbe von Urin. Eine gesunde Farbe.

Alle diese weißen Pariser Möbel übernehmen die gelbe Farbe ihrer Stadt unverdrossen. Ihre Herrschaften befinden sich wohlweißlich draußen, bei irgendeinem Aufstand.

Ich liege zu den Füßen einer Frau, während ich dies schreibe. Die Herrin dieses Zimmers ist daheim geblieben -- Ich denke nicht, dass sie sich darum sorgt, Rente zu empfangen oder dergleichen. Sie weiß, dass ich für sie sorgen werde, was immer mit ihr geschieht.

Runzeln werden mich nicht aufhalten in ihren Zügen diese Delikatesse amüsiert entkernter Verachtung zu finden, die sie gerade aufgesetzt hat.

Mein Portemonnaie ist prall, bauchig, just das Gegenteil von ihr, die ich tausendmal mehr verehre als alle Papierblüten darin, und es drückt in meinen Steiß.

Alles was ich, mit großem Selbstbewusstsein, zurückfordere, ist Zärtlichkeit. Ich lebe davon, ihre verzehre sie, ohne dass ich dieses seidig silberne Bassin, in der Farbe ihres jetzt im Spätnachmittagslicht schillernden Haars, dieses Gedankenbassin, aus dem ich trinke und verdurstend wiedertrinke, jemals ausschöpfen könnte.

Auch sie drückt mich: Vorsichtig fährt ihr großer Zeh im Hofstaat ihrer übrigen Zehen über meinen Wangenknochen. Es riecht subtil nach Fußschweiß.

-- Bitte, ich will Sie nicht mit derartigen Obszönitäten verärgern. Der Geruch steht nur zart in meiner Nase, es ist ja verständlich, und Sie, der Sie sphärisch fremd im Raum stehen, ab und zu einen Blick aus dem Fenster in die Rue de Faubourg-Poissonnière riskierend, werden ihn kaum wahrnehmen.

Sie ist immerhin keine vulgäre Person, die sich etwa Mühe gegeben hätte, besonders zu schwitzen in ihren schwarzen Flachhalblern, oder sie nicht beim Hereintreten abgestreift hätte, um die Spitzen ihrer Strumpfhose etwas zu lüften, bevor sie meine Nase damit quäle. Es ist ihr nicht darauf aus, mich zu quälen.

Nein, Sie können sie ja sehen: Sie lächelt verträumt. Süßlich, wie -- es nun einmal ihr Geruch ist. Fragen sie mich nicht, wo ich hinter den Kalkklüften ihrer Fußnägel Blütenduft herhalluziniere -- Manchmal verdächtige ich sie, aus der Galeries Lafayette extra ein Parfum für ihre Fußsohle und Zehenzwischenräume, diese Matten und Pfade, in denen ich mich am meisten verliere, erstanden zu haben, um mir eine Freude zu machen. Ist das nicht allerliebst?

Von einem plötzlichen Schub an Zuneigung mitgerissen, vergrabe ich meine hingebungsvolle Grimasse tiefer in ihrer Zehenfalte. Überrascht von meiner plötzlichen Wollust lässt sie ihren Vorderfuß hochzucken, erst einige Momente später, wie von der trägen Nachmittagsluft berauscht, damit ich etwas Zeit habe mit den Ausläufern ihrer Hornhaut, auf der sie nun den ganzen Tag gestanden hat.

Der Schatten ihres grauen zackigen Rocks -- ich bitte Sie, sie ist Pariserin -- schweift mein Gesicht.

Sie hat den Überschlag ihrer Beine gelöst mit ironisch aufgewölbten Augenbrauen -- ironisch, weil sie sich wölben wie, ja, wenn Sie mit Tagespolitik vertraut sind, wie Ersatztempel für die Uiguren oder derartiges, deren Religion die Chinesen für sie sicherlich auch neu aufrichten werden, im roten Morgen sozusagen, sobald erstmal die letzte Blutlinien dieses Ostvölkchens zerrieben sind.

Manchmal, und ich muss gestehen, das sind die unpassendsten Momente; gerade gestern -- und, bitte, lassen Sie sich nichts anmerken, sie mag es nicht, wenn andere von ihren zeitweiligen »Verfehlungen« plaudern -- gerade gestern, als sie sich auf mich setzte, auf mich senkte, sagen wir, der Schatten ihres Rockes wuchs und wuchs, bis ich voll von ihm und der Wärme und dem stillen Regen mich ausgefüllt sah -- da wunderte ich mich erst, ob das Rot der Chinesen denn im Zeichen von Abend oder Morgen stünde.

Und dann denke ich, dass wie auch immer ein Gewitter ansteht, nur erreichen mich seine Signale nicht, über all das Gestöhne.

Verziehen Sie keine Miene! Sie haben es versprochen. Nein, sie wünscht es so, dass Sie uns auf diese Weise sehen: Wie wir hier jeweils das Sofa besetzen und darunter liegen, ihre Zehen kokett in mein Gesicht gestreut.

Ich in völliger Hingebung, als gäbe es keine Arbeit in der Welt und sie ruhend, herrschend, wie ein Sturmwind, gleichsam in der Reserve hinter grauen Wolken zurückgehalten.

Ich gebe zu; manchmal plagt sich meine Hosennaht allzusehr damit, nicht einfach heraufzugreifen und das zu gelüsten, das Tor, welches Gott mir in die Wiege gelegt hat zu brandschatzen.

Aber wissen Sie, ich bleibe treu. Zuweilen will sie mit ihren Zeh, ihrem schwitzigen, blumigen Zeh, einem Ruhmschwert der Älteren gleich, denn so prunkvoll stechen diese Ausflüge in meiner empfindlichen Lunge, mein Brustbein hinunterfahren; und wie ein Pflug schnippt sie dann die Hemdknöpfe auf.

Doch dann, auf einmal, wenn sie gekostet hat, wie durch einen Wetterumschwung, wendet sich fühlsam die Elektrizität aller ihrer zarten Härchen und sie tritt mich, wenn ich es nicht geschafft habe, meine Hemdknöpfe schnell genug wieder zu schließen.

Tritt mich mitten ins Gesicht, scharf und strafend. Es kümmert sie dann nicht, dass es knacksen könnte oder sie meine Nase brechen.

Ich habe kein Recht, mich vor ihr nackt zu zeigen. Aber ich ahne, dass auch sie, in den seltensten Momenten, den dunkelsten Stunden der Nacht quasi, mit sich kämpft. Das würde niemals nach außen dringen, nein, nicht durch ihre feine Contenance.

Dann keimen Wünsche, die sie des Tags bereuen würde. Diese Abstecher ihrer, und, wie Sie immerhin beobachten können, auch unserer Sexualität, verstehe ich als Tagträume jener dunkelsten Stunden.

Wo etwas tierisches, rötlich pulsierendes sich in ihren Lippen verfängt und in deren feinen Scharten festsetzt, wie Teer in Asphalt.

Wo sie versucht ist, alles infrage zu stellen, weswegen ich an jenem einen denkwürdigen Soiréeabend einer Fremden in die Damentoilette folgte, um ihren weißen Stiletto zu verschlingen. Der Tag, ab dem wir wussten, an dem wir verstanden, was Liebe heißt. Das ist uns doch anzusehen, nicht wahr?

Natürlich darf meine eigene Hand niemals in die unteren Gefilde einbrechen, die mein Hosenstall gleich einem goldenen Vorhängeschloss unter ihren wachsamen Morgenblicken endgültig versiegelt; wenn sie noch investigativ blinzelnd auf dem Bett lehnt und ich mich für die Arbeit richte.

Was sich darunter an rundem und starkem, ja, Feministinnen pflegen es »toxique« zu nennen, Fleisch verbirgt, dient uns in unserer Beziehung vielleicht manchmal immerhin als Wetteranzeiger, den Luftdruck zu messen, dem wir uns freiwillig in unserer kleinen schäbigen Parisinnenstadtwohnung auszusetzen bereit sind, gleich einem Strohhalm, den man in einen Tannenzapfen pfropft, um den allesernüchternden Regen vorauszusagen.

Ich möchte behaupten, dass mit dem prunklosen Untergang der Verbotenen Stadt, Anfang des letzten Jahrhunderts, Paris zur letzten Hauptstadt der Eunuchen erhoben wurde.

Wir versammeln uns, irgendeinem Park zustrebend, in unseren beigen Trenchcoats und die Älteren von uns mögen Hüte tragen, wo die Jüngeren sich in Justin-Bieber-Frisuren ergehen.

In unseren scheuen, mausgrauen Blicken aber eint uns Alle dies: Der uns einander rötlich anschweigende Fußabdruck eines uns vertrauten Mädchens. Ach, was sag ich: Einer unserer Göttinnen, bringen wir es auf den Punkt!

Wir unterliegen ihnen mit dem Pathos, den die Amerikaner nicht kennen.

Ich weiß, drüben schneiden sie ihnen die Schwänze ab oder kicken sich ihre Gehänge in die Unfruchtbarkeit. Sie spießen sich auf, sie baden sich in Exkrementen und Abfall, sie pfloggen sich die gespreizten Ärsche zu. Manche zerreiben ihren Rest an Psyche durch unwiederbringliche Metamorphosen, zu Kleinkindern, Hunden, Pferden, Schweinen, etc. in die sie ihre Seele einschreiben. Alles, um ihre Devotion zur Schau zu tragen.

Wir Europäer, besser: wir Franzosen, haben so etwas nicht nötig. Billige Kulisse der Extrema.

Wenn die auch nur ahnen könnten, welche Weltreiche sich uns öffnen im subtil blumigen Schweißgeruch dieser einen weiblichen Fußsohle -- welche napoleonische Musen sich mir mit auch nur einem Tropfen Sabber ausgießen, welcher sich in einem geblasenen Atem unserer Herrinnen zerlassen hat oder eben auch nicht zerlassen.

Das ist Poesie in ihrer menschlichsten, schmutzigst kristallinsten Form.

Hier gehören wir hin. Hier, flach in diesen milbenen Teppich gepresst, Sie und Ich.

Aber das brauche ich Ihnen wohl nicht zu darzulegen. Schließen Sie nur, in Herrgottsnamen, endlich Ihre Hose!

Ich glaube, ich höre ihre Schritte kommen. Klack -- Klack

***

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