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Die Doppelhammer Hütte (24)

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Rosi stellte ihn immer dorthin, wenn einer leer war, damit Bruno ihn mitnehmen konnte. Das musste sie wohl gestern Abend noch gemacht haben. Bruno fand das eine gute Erklärung, war sich aber gleichzeitig nicht sicher, ob Kalle die leere Kiste nicht gestern Abend schon gesehen haben könnte.

Markus schaute kurz auf Bruno, der aber ganz den Coolen mimte und so beschloss er, der Geschichte ebenfalls beizupflichten.

"Ja, ich weiß gar nicht, ob der Kasten noch ganz voll war, aber ein paar Bierchen haben wir schon gekippt, was Bruno?"

"Ja und deswegen sieht er auch so zerwühlt aus, der scheint schlecht geschlafen zu haben, so grantig der wieder ist."

"War´s das jetzt? Dann könnt Ihr uns ja wieder unsere Ruhe lassen und ich mach dem Markus und mir erstmal Frühstück!" sagte Bruno noch unfreundlicher als zuvor, während er Markus eine Tasse Kaffee reichte.

"Wir gehen ja schon, aber Du solltest Dich auch ein wenig zurecht machen und nicht so halbnackt und verratzt in Deinem alten Bademantel hier rumstehen, hast Du denn Deine Kinderstube vergessen!"

"Schon vergessen, der Markus hat mich gestern schon mit weniger als dem Bademantel gesehen. Und jetzt schleicht´s Euch!"

Beppo schaute fragend auf Kalle.

"Hast Du nicht zugehört? Er hat doch gerade erzählt, dass sie zusammen in der Sauna waren!"

"Ach so, ja dann wollen wir Euch nicht länger stören und gern geschehen mit den Semmeln, Du Grantler!"

"Ja, scho recht und Dankschön. macht´s gut und einen schönen Sonntag!" komplimentierte Bruno die beiden aus der Tür.

"Ich dachte, die gehen gar nicht mehr. Guten Morgen, mein Schatz!" und nachdem Bruno sich vergewissert hatte, dass die beiden weg waren, kam er auf Markus zu, nahm ihn in den Arm und küsste ihn.

"Wollen wir frühstücken?"

"Ich wüsste da was Besseres!" entgegnete Markus, während seine Hände unter Brunos Bademantel wanderten, der kurze Zeit später auf dem Küchenboden lag.

Während der nächsten Tage kümmern sich Max und Frank liebevoll um Vinzenz und Valentin. Markus wollte nicht stören und verbrachte, da er nicht zurück in seine Wohnung wollte, die Zeit bei Bruno in der Pension. Die Nächte verbrachten die beiden immer zusammen in seinem Zimmer. Als Bruno und Markus ihre Zweisamkeit zusammen am Samstag Morgen im Bett genossen, hörte Bruno plötzlich die Haustüre und wie Rosi nach ihm rief. Sofort zog sich Bruno seinen Bademantel über, denn seit Rosi bei Leni wohnte, hatte er jede Nacht mit Markus in seinem Zimmer verbracht und ging Unschuld heuchelnd nach unten.

"Hallo Schwesterherz, na bist wieder da. Ist die Leni über´n Berg.

"Ja, ihr hat es gut getan, dass ich da war."

"Du bist einfach die Beste!" und zu ihrer Überraschung drückte und küsste er sie, was er nur höchst selten tat.

"Können wir reden, Bruno?"

"Worüber?"

"Wart, ich mach uns vorher erst mal einen Kaffee!"

Rosi bereitete den Kaffee und stellte ihnen beiden einen dampfende Tasse frischen Kaffee auf den Esstisch.

"Worüber willst Du reden?"

"Das fällt mir jetzt nicht leicht. Du weißt ja, dass ich mich mit der Leni sehr gut verstehe, besonders jetzt wo sie auch älter ist, ist sie auch nicht mehr so schnippisch anderen gegenüber."

"Ja, Ihr verbringt viel Zeit miteinander. Das ist doch gut."

"Stimmt, aber jetzt wo sie älter wird, da kann sie ja vieles auch nicht mehr so."

"Das geht doch allen irgendwann so, oder?"

"Ja, aber ihre Kinder haben jetzt überlegt sie in so eine seniorengerechte Wohnung einzumieten, da ist sie gut versorgt und es ist immer jemand da!"

"Hey, ist doch super und ist sie damit einverstanden?"

"Ja, absolut, sie freut sich sogar drauf."

"Wo ist denn das Problem? Hast Du Angst, dass Du sie nicht mehr besuchen kannst? Wo ist das Wohnheim denn? Wenn es mein Dienst zulässt, fahr ich Dich natürlich, jederzeit!"

"Bruno, ich werde auch älter. Und ich habe mir das durchgerechnet. Meine Rente ist auch nicht schlecht und ich überlege, ob ich das auch nicht machen sollte. Ich merke doch auch, dass ich nicht mehr alles so schaffe wie früher."

Schmerzhaft wurde ihm bewusst, dass seine Schwester mehr als 1 Jahrzehnt älter als er war.

"Du willst also auch in dieses Wohnheim ziehen?"

"Ja, ich würde schon gerne, aber was wird denn da mit Dir und mit der Pension?"

"Ich komm schon klar und die Pension läuft doch schon seit Monaten nicht mehr. Wann hatten wir vor Markus denn den letzten Gast? Ich kann mich jedenfalls nicht mehr erinnern, vielleicht sollten wir das mit der Pension aufgeben?"

"Aber Du kannst doch den Markus nicht einfach rausschmeißen?"

"Nein, natürlich nicht. Aber mit Markus ist das sowieso mittlerweile ne andere Sache?"

"Inwiefern?"

"Na, als Du zur Leni verduftet bist, hattest Du mir doch die Sauna schon vorgeheizt. Und da habe ich ihn spontan eingeladen, mir an Deiner Stelle Gesellschaft zu leisten."

"Und das hat er einfach so akzeptiert?"

"Warum denn nicht? Wir haben hinterher auch noch ein paar Bierchen zusammen getrunken und uns ein bisschen angefreundet. Also, das Ganze ist jetzt eher so ein bisschen mehr wie eine WG als wie bei den üblichen Gästen. Er macht sich ein Brot wenn er Hunger hat und ich muss nicht auftischen."

"Und ihr lauft hier nur im Bademantel rum, was?"

"Rosi, Männer sind nun mal so."

"Ich weiß, mein Alois lief ja auch am liebsten nur in seiner Unterhose rum."

"Will dieser Markus denn noch länger bleiben?"

"So wie ich ihn verstanden, ja. Er arbeitet ja in München als ITler und hat ne Frau bei Salzburg. Die ist aber Musikerin und reist viel in der Welt herum. Da er viele Kunden hier in der Gegend hat, spart er so viel Zeit und Geld, wenn er hier wohnt. Ich habe sowieso schon überlegt, wenn er weiter hier wohnen will, dann regeln wir das unter uns und das Finanzamt braucht davon ja nichts mehr zu wissen."

"Und Du meinst, ich soll das machen?"

"Wenn es das ist, was Du willst, auf jeden Fall! Denk einfach nur an Dich und nicht an mich oder die Pension, Du hast Dich eh die ganzen Jahre für mich und unser Elternhaus aufgeopfert."

"Ich hatte ehrlich gesagt, nicht erwartet, dass Du damit einverstanden sein könntest."

"Dann kennst Du Deinen kleinen Bruder aber schlecht!"

"Ehrlich?"

"Ja, meinen Segen hast Du!"

Überglücklich umarmte sie ihn und war ganz aufgeregt und erzählte von ihren und Lenis gemeinsamen Plänen, als Markus die Treppe herunterkam. Überrascht sah er die Geschwister in inniger Umarmung. Als Rosi ihn sah, sprang sie sofort auf und sah ihn ebenfalls im Bademantel die Treppe herunterkommen.

"Steht Ihnen gut der Bademantel. Wie ich höre, haben Sie und mein Bruder sich inzwischen angefreundet, wenn Sie hier nur im Bademantel miteinander frühstücken.

"Rosi, warum so förmlich. Ich habe Dir doch schon erzählt, der Markus und ich, wir waren schon mehrere Male zusammen in der Sauna. Warum sollten wir also so förmlich miteinander umgehen?

"Habt ja Recht, ist ja auch nichts dabei."

Und dann frühstückten sie zu Dritt und dann packte Rosi ihre Sachen und Bruno fuhr sie zurück zur Leni und von nun an lebten er und Markus, zumindest zeitweise unter einem Dach. Doch da war immer noch seine Frau, zu der er wieder nach Hause musste. Das Verhältnis zu Bruno behielt Markus gegenüber den anderen trotzdem für sich, da er nicht den nächsten Feuchtmooser einfach outen wollte.

Max und Vinzenz organisierten die Beerdigung von Werner und Wendelin, welche an einem verschneiten Februartag stattfand. Die beiden wurden auf einem Waldfriedhof miteinander beerdigt, da keiner wollte, dass Wendelin zu seiner Mörderin in ein Grab kam.

Zu der Beerdigung erschienen alle, auch Thorsten und Massimo reisten extra aus Berlin an, als sie hörten, dass das, was alle befürchtet hatten, wahr geworden ist. Obwohl Werner und Wendelin nun schon fast 2 Jahrzehnte verschwunden waren, ließen es sich viele von der Motorradszene ebenfalls nicht nehmen, Werner und Wendelin nun die letzte Ehre zu erweisen.

Den restlichen Winter trafen sich Max und Vinzenz hauptsächlich nur an den Wochenenden, da Vinzenz sich ein klein wenig zurückzog, um über sein Leben nachzudenken.

Als endlich an einem Mittwoch im Mai der Frühling Einzug hielt, erhellte sich auch Vinzenz Gemüt und er fasste einen Entschluss. Aber erst musste er noch jemanden von seinen Plänen überzeugen.

Kurzerhand verschob Vinzenz alle restlichen Termine der Woche und fuhr beschwingt zu Max. Auf halber Strecke allerdings machte sein doch inzwischen in die Jahre gekommener Opel, ihm einen Strich durch die Rechnung und blieb auf der B472 bei Bad Tölz einfach stehen. Bis dann alles mit dem ADAC geklärt war und Max ihn in Bad Tölz geholt hatte, wurde es schon spät und er verschob sein Vorhaben auf den nächsten Tag.

"Ich bin froh, wenn wir jetzt dann bei Dir Zuhause sind und nochmals danke, dass Du mich geholt hast."

Max grinste Vinzenz an. "Ich würde für Dich um die halbe Welt fliegen, wenn Du meine Hilfe brauchst."

Vinzenz küsste Max intensiv, bis sich dieser davon befreite, als der Spurhalteassistent aufpiepste.

"Warten wir bis zuhause, dann kannst Du Dich revanchieren."

Dabei legte Max Vinzenz seine Hand auf den Oberschenkel und strich mit dem kleinen Finger über die deutliche Ausbuchtung in Vinzenz´ Hose.

"Ich dachte, Du musst morgen Früh raus, wegen der Auktion?"

"Ja, stimmt, aber ein bisschen geht doch immer." Max grinste Vinzenz schelmisch an.

Es wurde schließlich eine kurze Nacht, denn aus dem bisschen, wurde ein leidenschaftlicher Akt, der bis tief in die Nacht dauerte.

Als Max am nächsten Morgen nach getaner Stallarbeit aus dem Bad kam, nahm er bereits den Duft nach frischen Kaffee war. In der Küche stand bereits Vinzenz und wirbelte durch die Gegend.

"Guten Morgen mein Schatz, ich hab Dir bereits Kaffee gemacht."

Max drückte Vinzenz einen liebevollen Kuss auf die Wange. "Du hättest doch noch liegen bleiben können."

"Ich würde heute gerne ein paar Kleinigkeiten erledigen. Könnte ich mir dein Motorrad dafür ausleihen? Nachdem mich ja mein Auto im Stich gelassen hat."

"Aber natürlich, Deine Lederkombis hängen im Schrank und der Schlüssel liegt draußen in der Schale."

Max schenkte sich den Kaffee in einen Thermobecher, küsste Vinzenz noch zum Abschied und war schon fast zur Tür raus, als er noch rief.

"Fahr vorsichtig und pass auf meinen Bock auf."

Er unterstrich seine Doppeldeutigkeit mit einem Augenzwinkern.

Vinzenz machte noch klar Schiff, schmiss sich in eine enge Vanucci Kombi und betrachtete sich zufrieden im großen Spiel. Kurz darauf brauste er schon davon und machte erst einmal im Dorf am Marktplatz Station. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es noch zu früh war, bei Frank vorbeizugehen, denn das hatte er die ganzen Monate immer wieder vor sich her geschoben. Von seinem WhatsApp Status wusste er, dass er frei hatte. Er ging ins Cafe und trank erst einmal einen Kaffee. In dem Alte-Damen-Cafe fiel er natürlich in seinem hautengen Lederdress ziemlich auf. Auch bei einer jungen Frau, die ebenfalls einen Kaffee holen wollte, weckte er Aufmerksamkeit.

"Vinzenz? Vinzenz Doppelhammer? Lässt Du Dich auf mal wieder blicken?"

"Vroni?"

Die beiden fielen sich in die Arme und busserlten sich.

"Ja, ich bin gelegentlich hier, ich muss doch immer mal wieder nach dem Rechten sehen. Was gibt´s Neues?"

"Eine Menge. Hast Du schon gehört, der Niedermayer geht in Rente!"

"Was und jetzt bist Du arbeitslos?"

"Quatsch, ich habe ihm den Laden abgekauft und werde ihn bald wieder eröffnen, aber erst wenn wir alles umgebaut haben. Ich möchte einen modernen Laden."

"Und was treibst Du mittlerweile? Hab ja gehört, dass Du viel durch die Welt gereist bist. Nach Nepal und wer weiß wo sonst noch hin!"

"Stimmt, ich bin zwar seit 20 Jahren wieder in Deutschland sesshaft, aber mich zieht es immer mal wieder in die Ferne. Wir sind übrigens mittlerweile sowas wie Kollegen."

"Kollegen? Du als Friseur?"

"Nicht ganz, ich habe einen Barbershop am Chiemsee und lebe jetzt auch dort."

"Barbershop, soso. Ich habe auch mal einen Lehrgang gemacht und mich daran versucht. Aber mir liegen Dauerwellen und Haare färben und schneiden einfach mehr. Aber beim Umbau habe ich auch schon überlegt, ob ich nicht auch einen Platz nur für´s Bart Trimmen einrichten soll. Auch bei uns wird die Nachfrage immer größer."

"Na dann mach doch."

"Ja so ganz habe ich die Idee auch noch nicht aufgegeben. Besonders jetzt, wo ich auch schon eine Azubine in Aussicht habe. Drück mir mal die Daumen, dass alles klappt!"

"Das mache ich."

"Was machst Du denn eigentlich hier? Bist Du Deinen Sohn mal wieder besuchen?"

"Auch!" wich Vinzenz der Frage erst einmal aus.

"Aber Du wohnst doch bei ihm? Dein Haus hast Du ja noch an die Moni und ihren neuen Kerl vermietet, wenn ich das richtig mitbekommen habe.

"Ja und nein!"

"Was ja und nein?"

"Also ja, das Haus ist noch vermietet und nein, ich wohne nicht bei Valentin!"

"Wo dann?"

Vinzenz grinste vielsagend.

Durch die große Scheibe des Cafes sah Vroni, wie ein großer Mercedes vor ihrem Laden hielt.

"Du Vinzenz, lass uns später weiterreden, da kommt gerade der Mann von der Bayern-Bank."

"Ja, machen wir." antwortete Vinzenz als Vroni eilig ihre 2 Kaffee bezahlte.

"Warum kommst Du nicht gleich, wenn Du Deinen Kaffee ausgetrunken hast, rüber und schaust Dir alles an?"

Vinzenz leerte mit einem großen Schluck seinen Kaffee und legte etwas Geld auf den Tisch.

"Schon erledigt. Ich habe noch was Zeit, bevor ich zu Frank fahre nach Schwengeln fahre."

"Frank, der beste Kumpel von Deinem Valentin? Seid Ihr auch noch befreundet?"

"Ja, so kann man sagen!" kommentierte es Vinzenz und hielt Vroni die Tür auf, die sogleich rief:

"Hallo Herr Marquardt, wir kommen."

"Hallo Frau Vossheider, nur keine Eile. Ich habe gleich Herr di Tazzi mitgebracht!"

"Ja, wo ist er denn?"

"Er sitzt noch im Auto und telefoniert!"

Herr Marquardt und Vroni schüttelten sich die Hände, worauf sie ganz hektisch begann den Laden aufzuschließen.

"Und Sie sind dann sicherlich Herr Vossheider, nehme ich an?"

"Nein, nein, ich heiße Vinzenz Doppelhammer und bin ein alter Bekannter von Frau Vossheider und habe sie gerade im Cafe wiedergetroffen. Ich bin auch aus Feuchtmoos, mich hat es aber nach meiner Weltreise an den Chiemsee verschlagen.

"Aber nicht mit Ihrem Motorrad, nehme ich an?"

"Wie meinen?"

"Na, Ihre Weltreise?"

"Haha, nein, das Bike hat mir ein Freund geliehen, bei dem ich hier in Feuchtmoos untergekommen bin."

"So die gute Stube ist jetzt offen!" unterbrach Vroni ihr Gespräch. Mit Begeisterung stellte sie fest, dass Vinzenz offenbar Herrn Marquardt in eine gute Stimmung zu versetzen wusste. In ihren vergangenen Gesprächen hatte sie ihn stets als nüchternen Verhandlungspartner kennengelernt, einer von der Sorte, die zum Lachen in den Keller ging. Doch nun schien er wie ausgewechselt zu sein. Er lächelte sogar.

"Kommen Sie mit Herr Doppelhammer?"

"Ja, ich bin auch schon ganz neugierig auf den Laden und was daraus werden wird."

"Ach ja, sagten Sie nicht, Sie seien nur ein alter Bekannter!"

"Ja, aber wenn ich wieder nach Feuchtmoos zurückkehre, dann brauche ich doch einen guten Friseur."

"Was machen Sie eigentlich beruflich, wenn ich fragen darf?"

Dass Vroni sich gerade ziemlich überflüssig vorkam, hätte sie eigentlich verärgert, aber sie spürte sofort, welch ein glücklicher Zufall sie heute morgen ereilt hatte, dass sie auf Vinzenz gestoßen war und dass Herr Marquardt in Vinzenz´ Gegenwart so umgänglich wurde, ja man konnte sagen er war auf einmal richtig locker, da spielte sie gerne die 2. Geige.

"Ich habe einen Barbershop in Rohrbach, wenn Sie das vielleicht kennen?"

"Ah, deswegen der perfekt geschnittene Bart. Sehr schön!"

"Vielen Dank, aber mein Kollege, der sie betreut, scheint sein Handwerk auch gut zu beherrschen oder schneiden Sie sogar selbst?"

Vroni glaubte ihren Augen nicht zu trauen, wenn sie es nicht besser gewusst hätte, so hätte man meinen können, die beiden Männer hier vor ihr flirteten gerade auf Teufel komm raus miteinander.

"Wenn Sie mal in der Gegend sind, zeige ich Ihnen gerne, was ich so alles kann!" flötete Vinzenz in seinem tiefen Bass und fingerte eine seiner Visitenkarte aus seiner Bauchtasche.

"Rohrbach, sagten Sie? Am Chiemsee bin ich nächste Woche, vielleicht nehme ich Sie beim Wort!"

Sie wollten gerade Vroni in den Laden folgen, als der Innenarchitekt aus seinem Wagen stieg. Und Mann war das ein Hingucker. Sehr gut gekleidet, in einem teuren Designeranzug, der sehr körperbetont sich um seinen muskulösen Körper schmiegte.

"Herr di Tazzi, das ist Herr Doppelhammer und Frau Vossheider kennen Sie ja schon."

"Freut mich Sie kennenzulernen. Dann ist das sicher Ihr Bike da drüben?"

"Ja so ist es!" sagte Vinzenz knapp, der für den jungen angeberischen Schnösel sofort nichts übrig hatte.

"Dann gehen wir doch besser rein, Herr di Tazzi hat noch weitere Termine heute!"

"Ja Frau Vossheider, hier sind die Pläne. Alles so wie wir es bereits besprochen hatten."

Doch Vroni fühlte sich ein wenig überfordert mit der ganzen Angelegenheit und dummerweise hatte ihr Freund Rico heute ausgerechnet keine Zeit. Deswegen war sie ja auch so froh, Vinzenz getroffen zu haben und dass er sich bereit erklärt habe, bei dem Treffen dabei zu sein.

"Und was hältst Du davon?"

"Sieht doch alles sehr vielversprechend aus. Aber Dir muss es doch gefallen, nicht mir."

"Ja, aber ich hätte gerne auch Deine Meinung gehört. Du wirst das bei Deinem Salon ja auch gemacht haben, nehme ich jedenfalls an?"

"Mein Laden ist ja nicht so groß und ich habe nur 3 Stühle, naja eigentlich vier. Aber lass mal sehen, hier der Empfang, dann links und rechts die Frisierplätze und da hinten die Waschbecken. Sieht für mich alles stimmig aus. Aber hier ist irgendwie eine Lücke."

"Ja, Herr Marquardt fand das Konzept von Frau Vossheider auch sofort sehr gut. Er hat nur vorgeschlagen, hier auf der Herrenseite einen Extraplatz für Bartrasur etc. einzurichten. Das sei enorm im Trend. Vielleicht können Sie das bestätigen?" mischte sich Herr di Tazzi ein.

"Ja, was soll ich sagen, ich habe selber einen Barbershop und mache ja nichts anderes!"

Vinzenz kramte in seiner Tasche und suchte nach einer weiteren Visitenkarte um sie Herrn die Tazzi zu geben, dabei fielen ihm auch noch seine Zigaretten raus, was er aber zunächst nicht bemerkte, da er sich im Gespräch mit dem Innenarchitekten befand. Herr Marquardt hob sie auf, unterbrach sie aber erst einmal nicht. Er hatte plötzlich eine Idee.

"Ja, Vroni, das klingt doch alles sehr gut?"

"Ach ich weiß nicht, ich wollte doch endlich mal selbstständig sein und neben der Azubine kann und will ich mir keine weiteren Angestellten leisten."

"Verstehe!"

Als Vroni und der Innenarchitekt über die Vorzüge weiter fachsimpelten, kam Herr Marquardt von der Toilette zurück. Vinzenz sah, als er in der Tür zum Friseurladen stehen blieb und ihn ernst anblickte, dass er sein Jackett mittlerweile ausgezogen hatte. Er war zwar nicht so bullig wie dieser junge Typ, aber seine Oberarme waren auch nicht schlecht ausgebildet.

Obwohl er ihn direkt als nicht unattraktiven Kerl wahrgenommen hatte, schaute er ihn nun genauer an. Auch bei ihm konnte man deutlich sehen, dass auch er mit einem ordentlichen Paket zwischen den Beinen ausgestattet war und während er versuchte seinen Blick zu deuten, kam der auf ihn zu und fasste ihn an der Schulter und nahm ihn beiseite.

Vinzenz überkam auf einmal ein starkes Gefühl eindeutiger körperlicher Anziehung. Es ging ihm fast wie damals in 1997, es musste irgendwie mit seiner Geschichte und mit Feuchtmoos

zusammenhängen, kaum war er wieder hier, fühlte er sofort wieder überall dieses Knistern, wenn er einem Kerl begegnete.

Sicher hatte er in den vergangenen Jahren keinesfalls wie ein Klosterbruder gelebt. Und vor allen Dingen in seinem Hinterzimmer hatte er mit seinen Kunden regelmäßig immer wieder sehr befriedigende Momente erlebt. Aber irgendwie schienen hier in der alten Heimat sich ähnliche Situationen wie damals mit Frank und Werner zu ergeben. Ja, sie schienen ihm förmlich vor die Füße zu fallen.