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Die feuerrothaarige Frau

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Nebeneinander an der Rezeption stehend und den Meldezettel ausfüllend richtete Lorna plötzlich eine Frage an die Rezeptionistin. „Können wir die beiden Einzelzimmer in ein Doppelzimmer umtauschen?"

Die Rezeptionistin zog zunächst ihre Augenbrauen in die Höhe und schaute wechselweise Lorna und mich an. Dann nickte sie. „Ich schaue mal, was ich tun kann." Wenig später standen wir beide in unserem Doppelzimmer, stellten unsere Rucksäcke ab und nahmen uns in die Arme. „So haben wir noch eine gemeinsame Nacht", flüsterte Lorna mir ins Ohr. „Ich freue mich schon drauf."

Ich wusste bereits, dass die drei Frauen am nächsten Morgen mit dem Bus nach Inverness und dann mit dem Zug 5 Stunden nach Wick fahren würden. Ihr Urlaub ging zu Ende und sie mussten wieder zurück an ihren Arbeitsplatz. Mich quetschten sie beim Abendessen nach meinen weiteren Reiseplänen aus.

„Die nächste Etappe ist vorgeplant", erläuterte ich. „Ich nehme den Zug nach Mallaig, unterbreche nur für eine Zuglänge am Glenfinnan Monument und Viadukt und setze dann mit der letzten Fähre nach Skye über. Dort erkunde ich für drei Tage die Insel per Bus und zu Fuß und nehme dann den Zug von Kyle of Lochash nach Inverness. Die restlichen sieben Urlaubstage bis zum Rückflug habe ich noch nicht im Detail geplant. Eigentlich wollte ich in die Speyside und ein paar Destillerien besuchen. Glenfiddich soll ein hochinteressantes Besucherzentrum haben und Führungen durch den Betrieb anbieten."

„Da haben wir und ich ein besseres Angebot", ergriff Lorna meine Hand. „Wenn Du in Inverness angekommen bist, nimmst Du am nächsten Tag den Zug nach Wick. Du fährst fünf Stunden durch die aufregende Landschaft der nördlichen Highlands und dann bist Du für ein paar Tage mein Gast. Man kann in Caithness viel Interessantes besichtigen, während ich im Krankenhaus arbeite. Und ich besorge Dir eine Führung durch unsere Old Pulteney-Destillerie." Sie warf ihren Kopf lachend nach hinten und strahlte mich an. „Die haben kein Besucherzentrum, aber Dich führt der Betriebsleiter persönlich. Ist mein Bruder."

Nach der versprochenen Liebesnacht mit Lorna stand für mich fest, dass mir nichts Besseres passieren konnte, als die Einladung nach Wick anzunehmen. „In die Speyside kann ich auch ein anderes Mal fahren", sagte ich noch zu ihr. Ich konnte nicht ahnen, dass ich fast fünfzehn Jahre brauchen würde, um diesen Plan in die Wirklichkeit umzusetzen.

Die letzte Urlaubswoche in Wick war in vielfältiger Weise unerwartet spektakulär. Zum einen gab es wirklich mit John O'Groats, dem Castle of Mey, das der Königinmutter gehörte, dem kleinen, aber hochinteressanten Museum der Stadt zur Geschichte der Heringsfischerei, die Wick einhundert Jahre zuvor reich gemacht hatte und der Destillerie-Besichtigung ein anregendes Programm, zum anderen hatten die drei Freundinnen noch eine gemeinsame Überraschung für mich parat. Am letzten Abend meines Aufenthaltes hatten Vicky und Eilidh uns zum Abendessen in ihr Zuhause eingeladen, was später am Abend in ihrem Schlafzimmer endete. Ich wurde zwar nicht, wie in meinem verrückten Traum im Kingshouse, an Bettpfosten gefesselt, sondern durfte meine Arme und Hände frei bewegen. Aber die drei Frauen bedienten mich und sich in genau der erträumten Weise. Abwechselnd auf meinem Prachtstück reitend und mir genauso abwechselnd ihre Pussies zum leckenden Liebesdienst darbietend, während sie sich streichelnd und küssend gegenseitig verwöhnten, erfüllten sie einen wahren Männertraum. Diese Miniorgie war jedenfalls so animierend für mich, dass ich im Verlauf von mehr als zwei Stunden tatsächlich in jeder der drei Freundinnen abspritzen durfte und konnte. Ich muss jedoch gestehen, dass ich danach so fix und fertig war, dass Lorna in ihrem Zuhause bis zum kommenden Morgen warten musste, bis ich Sie noch einmal ganz friedlich zu zweit lieben konnte.

Bevor ich den Nachmittagszug von Wick nach Inverness und dann abends den Caledonian Sleeper nach London nehmen konnte, hatte mir Lorna noch einen Gesprächstermin in der Verwaltung des National Health Service für Caithness und Sutherland besorgt. In dem sehr zuvorkommenden Gespräch wurde mir dargelegt, dass allein in diesem Verwaltungsbezirk siebzehn Stellen für niedergelassene Allgemeinmediziner unbesetzt waren, teilweise seit Jahren.

„Viele junge Ärzte haben einfach keine Lust, in die ruhige Einsamkeit der nördlichen Highlands zu gehen", erläuterte mir die Verwaltungschefin. „Hier muss man sich seine Unterhaltung und seine Kultur selber gestalten. Wir haben in ganz Caithness drei Kinos und kein festes Theater. Aber wenn man sich selbst engagiert, haben wir ein pralles Kulturleben."

Wir vereinbarten, dass ich ihr eine vollständige Bewerbung mit Zeugnissen und Qualifikationsnachweisen zusenden würde, wenn ich mich für eine Anstellung interessieren würde. „Sie dürfen sicher sein, Dr. Ross, die Menschen hier würden sie als Arzt wie als Mitbürger mit absolut offenen Armen empfangen", verabschiedete sie sich von mir, nachdem sie mir eine Liste der siebzehn freien Stellen überreicht hatte. „Ich befürchte, an dieser Liste wird sich in den kommenden Monaten nicht viel ändern. Vielmehr stehen in den kommenden zwei Jahren noch ein paar Ärzte zur Pensionierung an, so dass sie eher noch anwachsen wird. Sie haben also die fast freie Auswahl."

Auf der langen Zugfahrt von Wick über Inverness nach London holte ich die Liste mehrfach hervor und versuchte, über die verschiedenen Ortschaften in meinem Reiseführer mehr zu erfahren. Dazu waren meine großen Wanderkarten, die ich mir in Wick in einer Buchhandlung gekauft hatte, eine gute Orientierungshilfe.

Mein ernsthaftes Nachdenken über einen möglichen Wechsel zum NHS hatte gleich mehrere Gründe. Zum einen war die Struktur der ärztlichen Versorgung in den neuen Bundesländern in einem tiefen Umbruch, niemand wusste so richtig, wohin die Reise wirklich gehen würde. Die traditionelle DDR-Poliklinik begann zumindest in den größeren Städten unter Konkurrenz zu neuen Gemeinschafts-Arztpraxen zu kommen. Dies bedeutete in den einen oder anderen Form, dass man ein selbstständiger, niedergelassener Arzt werden musste. Man war kein Angestellter mehr, sondern Gesundsheitsunternehmer. Ich kannte bereits einige Kollegen, die diesen Schritt sowohl im Osten als auch nach Abwanderung im Westen gewagt und sich dabei für die Einrichtung ihrer Praxis massiv verschuldet hatten; mir war sehr unwohl bei diesem Gedanken, mir eine solche Schuldenlast aufzubürden. Zum anderen hatte ich Lorna in den drei Tagen unserer Wanderung und der einen Besuchswoche sehr lieb gewonnen. Jetzt allein im Zug sitzend und unverändert ihre Wärme und Liebe auf meiner Haut spürend, konnte ich mir vorstellen, dauerhaft mit ihr zusammen zu leben. Zum dritten hatte mein langjähriges Traumziel der schottischen Highlands tatsächlich meine Erwartungen erfüllt. Die Landschaft war gigantisch und die Menschen, nicht nur die drei Krankenschwestern, waren unglaublich freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit. Lediglich ihr teilweise heftiger Akzent war für mich, mit sechs Jahren ostdeutschem Schul-Englisch nur sehr mäßig geschulten Mann, sehr schwer zu verstehen.

Während der Herbstwochen schrieben Lorna und ich uns häufig und vertelefonierten ein halbes Vermögen. So entschloss ich mich kurzfristig Mitte Dezember, ihrer Einladung zum gemeinsamen Weihnachtsfest in Caithness zu folgen, flog am 22. Dezember von Berlin über Düsseldorf nach Edinburgh und kam nach einer neunstündigen Zugreise spätabends in Wick an. Als ich am 29. Dezember zurückreiste - ich hatte über Silvester und Neujahr Notdienst - hatte ich meine Bewerbung beim NHS für die vakante Stellung als praktischer Arzt, kurz GP genannt, in Dunbeath, im Süden von Caithness direkt oberhalb einer malerischen Steilküste gelegen, abgegeben. Diese Position beinhaltete eine rund achtzig Jahre alte Ärztevilla als Wohnhaus, in deren einstöckigem Anbau eine volle Arztpraxis untergebracht war. Als Lorna und ich am zweiten Weihnachtsfeiertag Dunbeath und die Räumlichkeiten besichtigten, konnte ich mein Glück kaum fassen. Die mit zwei Wohnzimmern, vier Schlafzimmern und zwei Bädern ausgestattete Villa war in einem guten Zustand und lag oberhalb der Steilküste mit freiem Blick auf die hundert Meter tiefer liegende Nordsee sowie auf das schneeweiße Dunbeath Castle weiter südlich.

„Ich bekomme eine eigene Praxis und dazu ein Wohnhaus, ohne mich auch nur für einen Pfennig verschulden zu müssen", schaute ich meine Geliebte mit Begeisterung. „Alles gestellt und dazu ein wirklich ordentliches Gehalt. Ganz ohne Risiko. Ich muss nur arbeiten!"

Lorna teilte meine Begeisterung und Freude, gab es ihr doch die Zuversicht, ihren Geliebten dauerhaft in den Norden Schottlands zu locken.

Dann ging alles ganz schnell. Ich trat meine Stellung als neuer GP in Dunbeath am 1. April 1992 an. Im Spätsommer desselben Jahres heirateten Lorna und ich mit einer großen Familienfeier im Ackergill Tower Hotel, wo ich zum ersten Mal, nach ein paar vorherigen Übungsstunden mit Lorna, Erfahrungen mit tanz- und musikbegeisterten Schotten sammelte. „Strip the Willow" und andere schottische Country Dances hielten uns als Brautpaar, aber auch unsere Familien und Freunde, den ganzen Naschmittag und Abend in Bewegung. Besonders meine Eltern und meine Schwiegereltern, alle in ihren Fünfzigern, freundeten sich auf der Tanzfläche so gut miteinander an, dass daraus eine eigene Freundschaft fürs Leben entstand.

Dunbeath House wurde unser dauerhaftes Zuhause, nach dem Umzug der Arztpraxis in einen Neubau zwei Kilometer südlich, gehörte es uns auch. Lorna schenkte uns kurz hintereinander zwei Kinder; unser Sohn Gary folgte der Familientradition und arbeitete seit 2019 als praktischer Arzt, unsere Tochter Fiona Christine hingegen studierte an der Kunsthochschule in Glasgow und arbeitete als Kunstlehrerin wie als freischaffender Malerin auf der Isle of Skye.

Das ungetrübte Familienglück endete abrupt mit meinem 65. Geburtstag 2020. Zuerst hatte ich mich mit dem neuartigen COVID-19-Virus bei einer noch ungeschützten Untersuchung eines Patienten angesteckt. Während die Krankheit bei mir schwach verlief und mich kurz darauf wieder in den Dienst zurückkehren ließ, erkrankte Lorna, die zwei Jahre zuvor eine Darmkrebserkrankung erfolgreich überstanden hatte, schwer und starb drei Wochen später einen brutalen Erstickungstod.

Während der COVID-Krise, deren erste, verrückte Welle mit täglich steigenden Todes- und Erkrankungszahlen mit einer kurzen Sommerunterbrechung bis zum Frühjahr 2021 andauerte und die durch das maßlose Fehlverhalten der Londoner Regierung unter Boris Johnson sich weiter verschärfte, betäubte sich mein Schmerz über den Verlust Lornas durch Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit. Dann war ich aber so ausgebrannt, dass ich den NHS um meine Pensionierung bat, jedoch zusicherte, meinen Nachfolger als GP in Dunbeath so gut es ging zu unterstützen. Im Endeffekt endete dies damit, dass ich immer noch zwei Tage pro Woche in der Praxis Dienst tat und insbesondere langjährige Patienten weiter betreute.

Jegliches soziale Leben war eingestellt, selbst für private Besuche musste man Vorschriften beachten. Bis zu Lornas Krebserkrankung hatten wir beide viel Spaß als langjährige Mitglieder einer schottischen Country-Tanzgruppe, die wir einmal pro Woche zum Training besuchten und mit der wir gelegentlich bei gesellschaftlichen Ereignissen oder Highland Games-Wettbewerben auftraten. Alles war eingestellt, die Pandemie hatte das soziale und gesellschaftliche Leben auf Videocalls aus der erzwungenen Isolation mit Familienmitgliedern oder Freunden reduziert. Mein schon seit zwanzig Jahren amateurhaft betriebenes Hobby, die Marinemalerei, wurde zum Flucht- und Mittelpunkt für mein vereinsamtes Leben. Ich hatte schon Jahre zuvor die ehemalige Arztpraxis in ein Studio und eine kleine Galerie umfunktioniert, meine Bilder von speziell schottischen Meereslandschaften und Schiffen in schottischen Gewässern hatten lokal und regional erfreulich viel Anerkennung erfahren. Natürlich war der jahrzehntelange Kriegshafen der Royal Navy auf Scapa Flow und im Moray Firth ein oft wiederkehrendes Motiv, aber auch die Vergangenheit des von Heringsfischkuttern geradezu überlaufenden Hafens von Wick war ein vorzügliches Motiv. Mit Hilfe meiner künstlerischen Tochter hatte ich in Glasgow sogar einen Galeristen gefunden, der meine Bilder professionell vermarktete. Jetzt arbeitete ich an sieben Tagen in der Woche in meinem Studio und war selber erstaunt über den produktiven Output meiner Malerei.

Umso überraschter und erfreuter war ich nach dem zweiten COVID-Winter, als im April 22 unsere frühere Leitung der Country-Tanz-Gruppe anrief. „Ich versuche wieder, eine neue Tanzgruppe aufzubauen, lieber Markus. Ich weiß, dass Du Lorna verloren hast. Wir haben leider nicht nur sie, sondern auch einige andere Mitglieder unserer Gruppe in den letzten Jahren verloren. Aber es hat uns früher immer sehr viel Vergnügen bereitet, zu trainieren und aufzutreten." Cathrine Gunn brauchte nicht lange, um mich zu überreden, am kommenden Dienstag zum ersten Übungsabend ins Lybster Arms Hotel zu kommen.

„Es wird Zeit, wieder unter gesunde Menschen zu kommen", merkte ich trocken an. „In den letzten Jahren habe ich nur noch Kranke und Sterbende gesehen. Mit Gesunden durften wir ja regierungsamtlich nicht verkehren."

„In der Tat", merkte Cathrine mit zynischem Unterton an. „Nicht jeder war so glücklich dran wie der Londoner Gesundheitsminister, der seine junge Geliebte am Hintereingang des Ministeriums abknutschen konnte."

Meine Lorna war nun schon zwei Jahre tot und ich hatte mittlerweile Sehnsucht danach, wieder unter normale Menschen zu gehen. Vielleicht waren Ceilidh und Strip the Willow der richtige Weg, die Mühsal und Belastungen der Pandemie hinter mir zu lassen und noch ein wenig mein malerndes Pensionärs- und Aushilfsarzt-Dasein zu genießen. Ich konnte nicht ahnen, was das Leben noch für mich bereit halten sollte.

Am besagten Dienstag setzte ich mich rechtzeitig in meinen Land Rover Discovery und fuhr die wenigen Kilometer über unsere Hauptstraße nach Lybster. Ich war in dem angegebenen Hotel selten zu Gast gewesen, so dass ich mich nach dem Betreten der Lobby erst einmal ratlos umschaute, um den Weg zum von Cathrine angegebenen Übungssaal zu finden. Dann trat ich an die Rezeption und drückte auf die silberne Klingel, um eine Hotelmitarbeiterin herbeizurufen.

„Entschuldigen Sie bitte", sprach ich bereits los, als sich die Tür zur daneben liegenden Bar öffnete. Dann sah ich die Rezeptionistin an und mir blieben meine Worte buchstäblich im Hals stecken. Ich muss die junge Frau vermutlich fassungslos angestarrt haben, denn sie trat schnell ein paar Schritte vorwärts, so dass wir nur noch durch die schmale Rezeption voneinander getrennt waren.

„Wie bitte? Ist Ihnen nicht gut?"

Ich starrte die Frau weiter sprachlos an. Vor mir stand meine Lorna, genauso wie sie 1992 vor mir hergelaufen war und in meinen Armen gelegen hatte. Der einzige Unterschied waren die feuerroten Haare, diese hier fielen in langen Locken bis auf ihre Schultern herab während Lorna immer Kurzhaarfrisuren bevorzugt hatte. Ansonsten stimmte alles: die graugrünen Augen, die alabasterfarbene Haut, durchbrochen von ein paar Sommersprossen. Sogar die Lippenform und Lippenfarbe stimmte.

Ich schüttelte mich. „Entschuldigen Sie, dass ich Sie hier wie ein Idiot anstarre. Darf ich Sie fragen, wie sie heißen?"

Die Hotelangestellte ließ sich nicht anmerken, dass sie mich für einen vertrottelten alten Mann hielt. Ich war mir jedenfalls sicher, dass sie mich für einen solchen halten musste. „Mary O'Driscoll, Herr", antwortete sie mit einen leichten Lächeln, was sie noch verführerischer machte. „Was kann ich für Sie tun?"

Ich schüttelte mich noch einmal. „Noch einmal Entschuldigung. Ich wollte sie nicht so anstarren. Aber sie erinnern mich unglaublich an eine Frau, die ich sehr geliebt habe." Dann streckte ich meine rechte Hand zur Begrüßung aus, was in dieser Situation schon wieder eine ungewöhnliche Geste war. Trotzdem ergriff sie meine Hand und drückte sie leicht. „Ich bin Markus, eigentlich Dr. Ross. Der frühere GP aus Dunbeath. Ich suche eigentlich den Weg zu dem Saal, wo heute die Highland Country Dance-Gruppe zusammenkommt."

„Das ist ganz einfach." Sie wies mit ihrer Hand in Richtung einer Türe am Ende der Lobby. „Durch diese Tür, dann den Gang entlang. Hinter der zweiten Türe ist dann der Saal." Ich drehte mich bereits zur angegebenen Tür hin, als sie noch ein paar Worte nachsetzte. „Tanzen Sie in der Gruppe mit?"

„Ja", drehte ich mich noch einmal zu ihr hin. „Cathrine ist eine alte Freundin von uns", ich zuckte kurz mit meinen Schultern, „jetzt wohl nur noch von mir. Wir haben vor COVID gerne unter ihrer Regie Ceilidh und all die anderen schottischen Stammestänze getanzt."

„Dann wünsche ich Ihnen viel Vergnügen. Ich muss leider arbeiten, sonst hätte ich vermutlich zugeschaut. Ich habe als Mädchen viele Highland Dances mitgemacht."

„Haben Sie immer Mittagschicht?" Ich machte mir bereits Hoffnung, dass diese wunderbare Frau zu unseren Tanzstunden dazu kommen würde. „Wenn ich Cathrine richtig verstanden habe, wollen wir wieder einmal pro Woche zusammenkommen."

„Nein. Normalerweise bin ich die Frühschicht hier. Als Mädchen für alles, Rezeption, Frühstück, Lunch in der Bar. Aushilfsweise, wie heute auch am Nachmittag, wenn plötzlich Not am Mann ist. Ich habe dann nur immer das Problem, dass ich dann kurzfristig die Betreuung für meine achtjährige Tochter organisieren muss."

Ich riss mich jetzt zusammen. „Wäre schön, sie bei uns begrüßen zu können. Ich bin mir sicher, dass Cathrine begeistert wäre." Ich lächelte etwas verlegen zurück. „Und ich auch."

Mary nickte mir freundlich zu, während ich mich in Richtung der angegebenen Tür in Bewegung setzte. „Ich werde es mir überlegen." Dann verschwand sie wieder durch die Seitentür in der Bar.

Cathrines neue Tanzgruppe hatte am ersten Übungsabend sechs Teilnehmer, sie selbst, drei Frauen, alle jenseits der 45 sowie George und mich als Männer. Wir sechs kannten uns alle aus den Vor-COVID-Zeiten und hatten alle in den zurückliegenden drei Jahren Verluste hinnehmen müssen, beruflich wie privat. Insofern war diese Rückkehr zur tanzenden Normalität für uns alle eine gewisse Form von Befreiung.

Neunzig Minuten später waren wir alle ziemlich aus der Puste und beschlossen, uns in der Hotelbar noch einmal zusammenzusetzen.

„Wir müssen uns überlegen", wurde Catharine sehr deutlich, als wir uns um den runden Stammtisch in der Ecke versammelt und bei Mary unsere Getränkebestellung platziert hatten, „wie wir unseren kleinen Stamm von Überlebenden um neue Mittänzer aufstocken können. Vorschläge sind mehr als herzlich willkommen. Der Hotelinhaber hat uns den Saal für die ersten drei Monate kostenlos zur Verfügung gestellt, solange unsere Übungsabende nicht mit Reservierungen kollidieren. Dann müssen wir einen kleinen Mietobolus entrichten."

„Es wäre wirklich schön, wenn wir wie früher wieder auf zwölf oder gar mehr regelmäßige Teilnehmer kommen könnten", ergänzte George, wie ich mittlerweile im Ruhestand und verwitwet. Er hatte sein Berufsleben im Kernkraftwerk von Dounreay verbracht und von uns sechs ‚Überlebenden' den längsten Anfahrtsweg nach Lybster.

„Bei uns in der High School in Wick lernen die Jungen wie Mädchen in S3 und S4 schottische Tänze und viele haben einen heftigen Spaß daran", ergänzte Cathrine. „Aber zu so einem Übungsabend wie in unserer Gruppe würde nie einer der Schüler kommen. Diejenigen, die Highland Dances machen wollen, gehen dann in die mehr sportlichen Wettbewerbsklassen. Es gibt Mädchen, die tanzen seit ihrer Kindheit. Aber das ist nicht der Pool, aus dem wir unsere Kandidaten fischen können."

Mary brachte uns gerade unsere Getränke an den Tisch, als mir eine Idee durch den Kopf zuckte. Ich drehte mich zu ihr hin. „Fragen wir doch einmal ganz direkt unsere wunderhübsche Bedienung, was unsere Gruppe machen muss, um für ihre Altersklasse so attraktiv zu sein, dass sie Lust zum Mitmachen haben." Mary schaute mich zunächst verblüfft an, weil sie vermutlich meine Frage gar nicht richtig verstanden hatte. Deshalb wiederholte ich mich in direkter Form. „Was müssen wir machen, damit wir eine attraktive Endzwanzigerin dazu verführen können, in unserer schottischen Volkstanzgruppe mitzumachen?"

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