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Die Koloskopie

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Micha erlebt etwas sehr Unangenehmes. Aber es eröffnet Neues.
7.6k Wörter
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Micha

Caroline hat mich vorhin zur Arztpraxis gebracht und holt mich nach der Koloskopie, die gleich bei mir durchgeführt wird, wieder ab. Ich habe seit einiger Zeit unbestimmte Bauchschmerzen, deren Ursache bisher noch nicht festgestellt werden konnte. Ich habe kein gutes Gefühl, fast schon ein bisschen Angst. Einerseits vor der Untersuchung und andererseits vor dem was dabei herauskommen könnte.

Außer mir ist niemand mehr im Wartezimmer, aber es ist auch schon nach eins und die Praxis wahrscheinlich schon für die Mittagspause geschlossen. Nach einer halben Stunde im Wartezimmer ruft mich die Arzthelferin auf und führt mich in eine Umkleidekabine.

„Bitte ziehen Sie die Hose und Unterhose aus und wickeln Sie sich das Handtuch um die Hüften. Wenn Sie so weit sind, dann gehen Sie bitte durch diese Tür in den Untersuchungsraum." Die Arzthelferin zeigt auf die zweite Tür.

Mit dem Handtuch um die Hüften geschlungen öffne ich die Tür und trete in einen Raum mit einem großen Untersuchungstisch, Aparaten und Monitoren. Der Arzt kommt auf mich zu und begrüßt mich.

„Guten Tag Herr Schmitz. Sie hatten bei der Vorbesprechung gesagt, dass Sie keine Sedierung möchten."

„Ja, das ist richtig." antworte ich.

„In den Unterlagen, die mir Ihr Hausarzt zugeschickt hat, ist vermerkt, dass Sie vor 21 Jahren eine Notfall-Appendektomie hatten."

Ich schaue den Arzt fragend an und er fügt erklärend hinzu: „Sie hatten einen Blinddarmdurchbruch und in Folge dessen eine Bauchfellentzündung. Sehr oft kommt es danach zu Verwachsungen im Bauch, die bei einer Darmspiegelung Schmerzen verursachen können. Falls gleich bei der Untersuchung starke Schmerzen auftreten, wären Sie damit einverstanden das Medikament zur Sedierung gespritzt zu bekommen?"

„Ja, natürlich."

Der Arzt dreht sich zu einer Schautafel an der Wand um und erläutert kurz das Verfahren.

„Ihr Darm wird mit CO2 aufgebläht und dann führe ich das Endoskop durch ihren After ein und schiebe es durch den ganzen Dickdarm bis zu Ihrem Blinddarm vor."

„Mein Blinddarm wurde mir doch entfernt!" Ich bin verwirrt. Hatte der Arzt eben nicht selbst gesagt, dass ich eine Blinddarmoperation hatte? Mal abgesehen davon, dass die Blinddarmnarbe an meinem Bauch kaum zu übersehen ist.

„Bei einer Blinddarm-OP wird nicht der Blinddarm selbst, sondern der Wurmfortsatz, der an ihm hängt und sich bei einer sogenannten Blinddarmentzündung entzündet, entfernt." erklärt der Arzt. „Wenn ich mit dem Endoskop in Ihrem Blinddarm angekommen bin, ziehe ich das Endoskop langsam wieder heraus und begutachte dabei ihren Darm."

Und wieder etwas dazu gelernt. Ein bisschen nervös lege ich mich wie geheißen in Seitenlage auf den Untersuchungstisch.

„Zunächst muss ich noch Ihren Enddarm abtasten und danach können wir mit der Koloskopie beginnen." sagt der Arzt.

Ein Finger drückt gegen mein Poloch und dringt in mich ein.

„Au! Ahhhh!" Es tut weh.

„Versuchen Sie sich zu entspannen. Der Schmerz lässt gleich nach." beruhigt mich der Arzt.

Sein Finger tastet behutsam und gründlich in mir. Es erregt mich. Ein Stöhnen kann ich nicht unterdrücken.

„Haben Sie Schmerzen?" fragt der Arzt.

„Nein, ich... es fühlt sich nur etwas merkwürdig an."

„In Ihrem Enddarm ist alles in Ordung. Ihre Prostata habe ich auch untersucht. Der Tastbefund ist ebenfalls unauffällig." informiert mich der Arzt.

„Nicht erschrecken, ich führe jetzt das Endoskop in Ihren Darm ein."

„Ahhhhh! Das tut weh!"

Der Arzt hält inne und ich entspanne mich langsam.

„Geht es wieder?"

„Ja"

Das Endoskop bohrt sich langsam in meinen Darm. Ich versuche so gut es geht die Schmerzen zu ertragen.

„Aua! Ahhhh" wimmere ich. Es tut so weh!

„Bitte drehen Sie sich auf den Rücken. Das hilft manchmal."

Ich wälze mich auf den Rücken.

„Bitte die Beine spreizen und anwinkeln."

Die Füße aufgestellt liege ich jetzt mit gespreizten Beinen auf dem Rücken. Das Handtuch ist zur Körpermitte gerutscht, so dass mein Intimbereich kaum mehr bedeckt ist.

Der Positionswechsel hat kaum etwas gebracht, es ist immer noch sehr schmerzhaft. Der Arzt spritzt mir das Medikament und ich merke wie ich schläfrig werde.

Als ich aufwache und wieder etwas zu mir komme, liege ich in einem anderen Raum auf einer Untersuchungsliege. Der Hintern tut weh, aber es ist erträglich. Das Handtuch ist über meinen Unterleib ausgebreitet und mir ist ein bisschen kalt. Es klopft an die Tür und der Arzt kommt herein.

„Wie geht es Ihnen, Herr Schmitz? Haben Sie Schmerzen?"

„Der Po tut noch etwas weh, aber sonst ist es okay."

„Mit Ihrem Darm ist alles in bester Ordnung. Keine Polypen oder sonstige Auffälligkeiten."

Ich bin sehr erleichtert.

„Die nächste Darmspiegelung brauchen Sie erst in 13 Jahren zu machen. Ab dem fünfzigsten Lebensjahr gehört das zur Vorsorge dazu. Ich taste noch mal Ihren Bauch ab und dannach können Sie gehen, wenn Ihre Begeitung schon da ist, um Sie abzuholen."

Die großen stark behaarten Hände des Arztes tasten gründlich und erstaunlich sanft meinen Bauch ab. Das Handtuch hat der Arzt so weit heruntergezogen, dass der Penisansatz gerade noch nicht zu sehen ist. Ich betrachte den Arzt, sehe mir genau sein Gesicht an. Kantig-männliche Gesichtszüge mit einem kräftigen und sehr dichten Bartwuchs, der selbst im glattrasierten Zustand die Haut großflächig dunkel durchscheint. Kurze dunkle Haare, Geheimratsecken und eine kleine Narbe am Haaransatz über der Stirn. Gutaussehend und sympathisch, das ist der Eindruck, den ich vom Arzt habe. Eine tiefe, angenehme Stimme und wache braune Augen vervollständigen seine Erscheinung.

„Tut es beim Abtasten weh?"

„Nein"

„Der Bauch ist weich, keine Auffälligkeiten beim Tasten. Alles in Ordnung. Dann sehen wir uns nächste Woche zur Magenspiegelung." sagt der Arzt und versbschiedet sich.

Ich lächle den Arzt erleichtert an und wünsche ihm noch einen schönen Tag. Noch etwas wackelig auf den Beinen gehe ich mit Caroline zum Auto und wir fahren zu meiner Wohnung. Wir trinken noch einen Kaffee zusammen, aber dann muss sie auch schon wieder los und ihren Freund von der Arbeit abholen.

In der Stadt am Straßenstrich fahren die Freier langsam an den Strichern vorbei. Ab und zu steigt einer der jungen Männer in ein Auto. Christoph fährt weiter und biegt auf die Hauptstraße ab um nach Hause zu fahren.

‚Das war ein geiler Fick! Schlanker Typ mit einem sexy Body, einem schönen Gesicht, unbehaart und bartlos. Genau das, was ich brauche.' denkt Christoph.

Als er in der Nähe seiner Wohnung endlich einen Parkplatz gefunden hat und durch die schöne Lindenallee mit den um 1900 erbauten Mehrfamilienhäusern geht, holt ihn die Düsternis wieder ein. Nein, nicht die Dunkelheit, weil es sieben Uhr abends im November ist, sondern die innere Dunkelheit. Wie schön wäre es, wenn er in seine Wohnung käme und der Typ von vorhin würde ihn zur Begrüßung umarmen, sie würden sich küssen, zu Abend essen und dann vögeln bis die Nachbarin um Mitternacht gegen die Wand klopft, um anzudeuten, dass sie ihre Nachtruhe braucht. Er versteht sich gut mit der älteren Dame. Aber sie klopfte nie nachts gegen die Wand. Genau genommen weiß er gar nicht, ob sie das tun würde, denn er brachte nie jemanden mit zu sich in die Wohnung. Er lebt alleine, so wie die Nachbarin auch. Aber eigentlich stimmt das gar nicht. Sie hat eine Katze. Mausi heißt sie.

„Willst Du ins Haus?" Er hat die Haustür aufgeschlossen und hält der Katze die Tür auf. Sie kommt ins Haus und streicht um seine Beine. Er weiß nicht warum, aber irgendwie mag sie ihn. Sie lässt sich sogar streicheln und schnurrt dabei.

In derselben Stadt, aber in einer anderen Wohnung:

Ich bin immer noch ziemlich erledigt von der Darmspiegelung heute Mittag. Aber alles ist in Ordnung und das ist das Wichtigste. Eingekuschelt in mein Bett lese ich noch ein bisschen.

Wie ein Käfer liege ich unbeweglich auf dem Rücken. Jemand hebt behutsam meine Beine hoch. Sehen kann ich es nicht, aber fühlen. Meine Unterschenkel werden auf irgend etwas abgelegt. Etwas drückt gegen mein Poloch. Es überwindet den Widerstand und dringt in meinen Darm ein. Ein Endoskop? Aber das Ding in mir ist warm und bewegt sich vor und zurück. Es fühlt sich anders an als das Endoskop. Es ist aus Fleisch und Blut. Ich nehme noch etwas wahr. Einen warmen Körper, der mich berührt. Der zwischen meinen gespreizten Beinen ist. Dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Das Ding in mir ist ein Penis! Ein Mann fickt mich gerade in den Darm! Ich versuche meine Augen zu öffnen, die Lider sind aber so schwer. Durch einen Schleier kann ich etwas weißes erkennen. Der Mann, der sein Glied immer wieder tief in mich hineinstößt, trägt einen weißen Kittel. So einen wie Ärzte sie tragen. Ist der Mann ein Arzt?

‚Wie geht es Ihnen, Herr Schmitz? Haben Sie Schmerzen?' Es ist der Mann mit dem weißen Kittel, der mich fragt.

Was ich antworte, weiß ich nicht, denn ich konzentriere mich gerade vor allem darauf das Gesicht des Mannes zu erkennen. Seine Stimme habe ich schon mal gehört. Also muss ich ihn kennen.

Jetzt sind meine Augen offen. Ich sehe aber nichts, weil es dunkel ist. Nur ein schwacher Lichtschimmer vom Fenster scheint links und rechts durch die Lücken zwischen Jalousie und Wand. Ich taste nach dem Lichtschalter. Im Schein der Nachtischlampe sehe ich mein Schlafzimmer. Es ist niemand außer mir hier. Ich liege zwar auf dem Rücken in meinem Bett, meine Beine sind aber ganz normal auf der Matratze ausgestreckt.

Also habe ich es geträumt. Habe geträumt, dass ein Mann Sex mit mir hat. Ich weiß nicht wer der Mann im Traum war. Aber er ist offenbar ein Arzt. Wahrscheinlich habe ich in dem Traum einfach nur die Darmspiegelung, der ich mich unterziehen musste, verarbeitet. Nach einer Weile schlafe ich wieder ein.

‚Die Tage vergehen kaum, aber jetzt sind es nur noch drei Tage. In drei Tagen sehe ich ihn wieder. Drei Tage können ziemlich lang sein, wenn man nahezu ununterbrochen an jemanden denkt.' Christoph sitzt in seinem Büro und zerbröselt sein Brot auf dem Teller vor ihm. Er merkt es nicht. Genauso wenig wie er merkt, dass er Hunger hat. Die Gedanken an ihn nehmen Christoph vollkommen ein.

Einige Tage später:

Zum zweiten mal innerhalb einer Woche sitze ich in diesem Wartezimmer. Vor einigen Tagen hatte ich einen Anruf aus dieser Praxis bekommen. Ob der Termin auch auf Dienstagabend verschoben werden könnte, wurde ich gefragt. Es war mir recht gewesen und deshalb sitze ich hier nun als letzter Patient im Wartezimmer an einem Dienstagsbend im November. Der Traum in der Nacht nach der Darmspiegelung hat mich in den letzten Tagen sehr beschäftigt. Wie wäre es ganz real einen Mann zu lieben? Sex mit ihm zu haben? Von ihm penetriert zu werden? Ich habe bis jetzt noch nie Sex mit einem Mann gehabt. Warum beschäftigte es mich dann so sehr? Weil ich bei der Koloskopie intim von einem Mann untersucht worden bin? Der Arzt war mit seinem Finger in mich eingedrungen und hatte mich von innen abgetastet. Auch die Prostata. Und das hatte mich erregt.

„Herr Schmitz, kommen Sie bitte!" Die Arzthelferin riss mich aus meinen Gedanken. Ich folge ihr und werde in das Untersuchungszimmer geführt in dem schon die Darmspiegelung stattgefunden hatte.

Der Arzt begrüßt mich freundlich und bittet mich auf dem Untersuchungstisch Platz zu nehmen.

An den Arzt gewand sagt die Arzthelferin „Herr Schmitz ist der letzte Patient. Brauchen Sie mich hier noch oder kann ich schon gehen? Dann komme ich noch rechtzeitig zur Kita um meinen Sohn abzuholen."

„Kein Problem, ich komme auch alleine klar. Aber schließen Sie bitte die Tür hinter sich ab. Nicht, dass sich hier noch jemand in die Praxis verirrt, wenn niemand am Empfang ist."

„Danke! Und ich schließe natürlich hinter mir ab!"

Die Arzthelferin wünscht uns noch einen guten Abend und verlässt eilig den Raum.

„So, dann wollen wir mal. Sie wollten die Spritze haben, oder?" fragt der Arzt.

„Ja, ich glaube ohne schaffe ich es nicht." antworte ich, denn ich bin ziemlich empfindlich bei allem wo der Würgereiz ins Spiel kommt.

Ich liege auf der Seite und merke wie die Spritze wirkt und meine Augenlider schwer werden.

Es ist wieder in mir. Oder besser gesagt er. Warm und fest bewegt er sich in meinem Darm. Ich möchte wissen wer er ist und versuche die Augen zu öffnen. Es gelingt mir nicht, obwohl ich mich anstrenge. Er dringt jetzt tief in mich ein.

Er atmet schwer. Kein Wunder. So kraftvoll und schnell wie er mich jetzt fickt.

Jetzt blinzele ich und mir gelingt es schließlich die Augenlider zu öffnen. Zunächst etwas verschwommen, aber dann zunehmend klarer sehe ich den Mann über mir. Seine von Schweiß verklebten Haare hängen in seine Stirn, Das Gesicht ist übersät von dunklen Bartstoppeln. Die untere Gesichtshälfte ist vollständig damit bedeckt. Er keucht und rammt seinen Penis immer wieder in meinen Darm. Als er zum Höhepunkt kommt, ejakuliert er mehrmals und lässt sich dann erschöpft auf einen Stuhl sinken. Ich höre wie ein Reißverschluß hochgezogen wird. Dann begegnen sich unsere Blicke.

Er schließt seine Augen für einen kurzen Moment. Der eben noch entrückt wirkende Gesichtsausdruck drückt nun Qual aus.

„Es tut mir leid... ich... ich weiß nicht.. wie das passieren konnte." Dr. Roth sieht mich fassungslos an.

„Hast Du das nach der Darmspiegelung auch mit mir gemacht?" frage ich. Immer noch liege ich auf der Pritsche, zu erschöpft um mich aufzurichten oder gar aufzustehen.

„Ja" Dr. Roth sieht jetzt auf den Boden. „Ja, dass habe ich auch nach der Koloskopie mit Ihnen gemacht."

„Ich glaube, wir können uns duzen. Immerhin haben wir schon zweimal Sex miteinander gehabt." Ich weiß nicht wieso ich das sage, es kommt einfach aus meinem Mund heraus.

„Du könntest mich wegen Vergewaltigung anzeigen."

„Ich weiß nicht, ob ich das möchte. Aber ich werde darüber nachdenken."

Meine Gliedmaßen sind immer noch wie Gummi. Mühsam richte ich mich auf und ziehe mich an. Ich habe nur mit einem T-Shirt bekleidet auf der Untersuchungsliege gelegen.

Wie in Trance bin ich nach Hause gegangen. Wie weiß ich nicht, aber jetzt stehe ich vor meiner Wohnungstür und öffne sie. Ich bin vollkommen erschöpft. Zu erschöpft um zu duschen oder sonst etwas zu tun. So wie ich bin lege ich mich ins Bett. Ich träume von ihm. Von Christoph Roth. Es ist ein wirrer und verstörender Traum.

Am Morgen als ich aufwache, ist es das erste woran ich denke. Er war ihn mir. Zweimal. Vielleicht auch beide Male mehr als nur einmal. Aber sein Sperma ist nicht in mir. Er hat ein Kondom benutzt. Ich nehme mir vor heute zu entscheiden, ob ich ihn anzeige. Wenn ich das tun würde, wäre er in mehr als einer Hinsicht ruiniert.

Nachdem ich mich krank gemeldet habe, dusche ich und esse dann mit wenig Appetit ein Müsli zum Frühstück. Es fühlt sich eigenartig an an einem ganz normalen Mittwoch einfach zu Hause zu bleiben. Ich fehle praktisch nie und wenn, dann nur, wenn es mir richtig schlecht geht. Aber heute fühle ich mich außer Stande zu unterrichten. Englisch, Französisch und Deutsch sind meine Fächer. Ich mag meinen Beruf, auch wenn er oft sehr anstrengend ist.

Immer wieder denke ich darüber nach was gestern passiert ist und was mir eine Woche zuvor schon einmal widerfahren ist. Ich bin immer noch erschüttert, fühle mich aber schon deutlich besser als gestern Abend. In mir reift der Entschluss mit Christoph Roth zu reden. Ich glaube nicht, dass ich ihn anzeigen werde.

Nun stehe ich vor dem Haus in dem er wohnt. Es ist ein altes Haus mit hohen Fenstern und Verzierungen. Typisch für die Gründerzeit. Seine Adresse habe ich im Telefonbuch gefunden. Gerechnet hatte ich damit eigentlich nicht, weil viele Menschen gar nicht mehr im Telefonbuch stehen und schon gar nicht mit Adresse.

„C. Roth" steht auf dem Klingelschild. Ich klingele. Es tut sich nichts. Mittwochnachmittag ist die Praxis zwar geschlossen, aber das muss nicht heißen, dass Christoph Roth zu Hause ist. Ich drücke noch mal auf den Klingelknopf.

„Zu wem möchten Sie denn?" höre ich die Stimme einer älteren Frau hinter mir.

Ich drehe mich um. Vor mir steht eine Frau etwa Mitte siebzig um deren Beine eine Katze streicht.

„Ich möchte zu Herrn Roth." antworte ich.

„Ach, der arme Mann! Er ist gestern Abend verunglückt. Liegt jetzt schwer verletzt im Krankenhaus."

Mir wird mit einem mal kalt.

„Wissen Sie in welches Krankenhaus er gebracht worden ist?"

„Nein, aber wahrscheinlich in die Universitätsklinik. Die sind auf Verletzungen an der Wirbelsäule spezialisiert."

Als sie mein fragendes Gesicht sieht, fügt die Frau hinzu, dass Herr Roth gestern Abend von seinem Balkon gestürzt sei.

„Ein Wunder, dass er das überlebt hat. Er wohnt im dritten Stock."

Erschrocken mache ich mich auf den Heimweg. Hat er versucht sich umzubringen? Oder war es ein Unfall? Aber einfach so vom Balkon fallen ist nicht sehr wahrscheinlich. Als ich zu Hause angekommen bin, überlege ich zur Uni-Klinik zu fahren.

Am Empfang der Universitätsklinik nennt man mir Etage und Station. Als ich auf der Station angekommen bin, spreche ich einen Pfleger, der gerade an mir vorbei geht, an und frage nach Christoph Roth.

„Das erste Zimmer auf der rechten Seite. Es ist ein Einzelzimmer." antwortet der Pfleger. Ich bedanke mich und gehe zögernd auf das Zimmer zu. Ist es richtig, dass ich hierher komme? Aber wie sonst könnte ich ihm sagen, dass ich keine Anzeige erstatten werde?

Jetzt stehe ich schon beinahe vor der Tür als die Tür von innen geöffnet wird und eine Krankenschwester aus dem Zimmer kommt. Sie schließt die Zimmertür hinter sich.

„Kann ich Ihnen helfen?" fragt mich die Krankenpflegerin.

Da kommt mir eine Idee. „Würden Sie Herrn Roth etwas von mir geben?

„Sicher, wenn's kein Wodka ist." Die Krankenschwester lächelt mich an.

„Ich würde schnell etwas auf einen Zettel schreiben. Könnten Sie den dann Herrn Roth geben?"

Die Pflegerin nickt. Ich schreibe in meinen Taschenkalender auf eine leere Seite des Monats April, reiße sie heraus, falte sie zweimal und reiche sie der Krankenschwester.

„Vielen Dank und einen schönen Abend noch!" verabschiede ich mich.

In der Straßenbahn auf dem Weg zu meiner Wohnung denke ich über mein bisheriges Liebesleben nach. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir nie viel aus Sex gemacht. Es war immer meine Freundin gewesen, die ab und zu Sex wollte. Sie hat immer den aktiven Part übernommen. Wenn sie es nicht getan hätte, wäre mir Sex noch unangenehmer gewesen. Unangenehm? So habe ich das bisher nicht gesehen. Aber es stimmte, Sex mit Frauen machte mir im Grunde genommen keinen Spaß. Ich dachte immer Sex würde mir generell weniger als anderen Menschen bedeuten, aber war das wirklich so? Was war mit Männern? Würde mir Sex mit Männern gefallen? Ich konnte mir definitiv nicht vorstellen einen Mann zu ficken.

„T'schuldigung!" Ein Mann quetscht sich an mir vorbei, weil er wohl bei der nächsten Haltestelle aussteigen will.

Verstohlen betrachte ich den Mann. Anfang bis Mitte vierzig, Bartträger, schütteres kurzes Haar, drahtiger Typ. Etwas ungepflegt, aber durchaus attraktiv.

Wie wäre es, wenn er mich berühren würde? Meine nackte Haut streicheln, meine Penis anfassen, meine Hoden in die Hand nehmen und dann in mich eindringen und mich ficken würde?

Mein Körper gibt eine Antwort, die eindeutiger nicht sein könnte.

Die letzten hundert Meter zwischen der Haltestelle und meiner Wohnung gehe ich durch eine belebte Straße mit kleinen Geschäften. Vor meinem inneren Auge sehe ich jetzt nicht mehr den Mann in der Straßenbahn, sondern Christoph Roth. Für meinen Körper macht es offensichtlich keinen Unterschied, er ist nach wie vor erregt.

Heute Abend bin ich ganz durcheinander. Ich versuche mich mit Fernsehen abzulenken nachdem ich es aufgegeben hatte den Roman weiterzulesen, was ich sonst sehr gerne tue und damit viel Zeit verbringe. Um zehn Uhr gehe ich zu Bett. Morgen habe ich gleich die ersten vier Stunden Unterricht und muss deshalb früh aufstehen. Ich bin todmüde, aber schlafen kann ich trotzdem nicht.