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Die Opernfans 04

Geschichte Info
Hüllenlos auf Korsika.
8k Wörter
4.63
14.6k
1

Teil 4 der 4 teiligen Serie

Aktualisiert 06/11/2023
Erstellt 03/04/2022
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Wozu die blöde Pandemie so alles gut sein kann. Weil ich nicht aus dem Haus konnte, hatte ich jetzt mal ein paar Tage Zeit, um an Hannahs Geschichte weiterzuschreiben. Hoffentlich ist der Text nicht zu sehr coronageschädigt. Aber lest am besten selbst! Und kommentiert so fleißig wie die letzten Male! Über Kommentare freue ich mich mindestens so sehr wie über gute Bewertungen-.

Hannah stand auf dem obersten Deck der Fähre. Es war dunkel, aber warm. Neben ihr stand ihr Bruder. Gemeinsam blickten sie aufs Meer, das vom Mond silberhell erleuchtet war. Hannah hatte ein T-Shirt und eine leichte Hose an, aber weder Slip noch BH. Auch ihr Bruder war vollständig bekleidet. In seiner Hose war deutlich eine Ausbuchtung zu sehen. Die Geschwister lieferten sich einen Wettbewerb, wer die versauteste, selbst erlebte Geschichte erzählen konnte. Außer ihnen beiden war niemand auf dem Deck. Der Wind strich sanft über ihre Körper. Viel sanfter, als es angesichts des Tempos der Fähre zu erwarten gewesen wäre.

In die stampfenden Geräusche des Schiffsmotors mischte sich ein anderes Geräusch. Zunächst kaum hörbar, dann immer stärker. Ein Vogelzwitschern. Hannah wunderte sich, wie der Vogel auf das Schiff gekommen sein mochte. Dann schlug sie ihre Augen auf. Statt auf dem Oberdeck der Fähre zu stehen, lag sie im Zelt neben ihrem Bruder. Sie hatte auch weder T-Shirt noch Hose an, sondern lag nackt auf ihrer Isomatte unter der leichten Bettdecke.

Nur der zwitschernde Vogel war real. Er sang ein freundliches Lied. Weniger freundlich war, dass er das fast unmittelbar über ihrem Kopf tat. Er musste sich auf dem Baum niedergelassen haben, unter dessen ausladender Krone Patrick und sie vorgestern ihr Zelt aufgebaut hatten. Eigentlich war der Platz ideal. Der Baum warf so viel Schatten, dass das Zelt nicht schon am frühen Morgen in der prallen Sonne lag. Nur an singende Vögel hatte keiner gedacht. Aber das war nicht schlimm. Sie waren im Urlaub. Man konnte sich auf die andere Seite drehen und weiterschlafen. Oder ein paar Seiten im E-Reader lesen. Die „Zeit" von letzter Woche. Oder wieder eine erotische Geschichte wie an dem Abend in Lindau.

Wie spät war es eigentlich? Viertel nach Sieben. Definitiv noch keine Frühstückszeit. Hannah fühlte sich dennoch wach und ausgeschlafen. Acht Stunden Schlaf sollten reichen, fand sie. Zumal sie hervorragend geschlafen hatte. Nachdem letzte Nacht nachgeholt worden war, was am ersten Urlaubsabend und auch gestern Morgen nicht stattfinden konnte: Das „erste Mal" mit Patrick. Es war einfach genial gewesen. Ihr Bruder, der in Wirklichkeit nicht ihr Bruder war, erwies sich als der erwartete Volltreffer. Sie war voll auf ihre Kosten gekommen. Zuerst hatte er sie mit Zunge und Mund verwöhnt, dann hatten sie „ganz normalen" Sex und nachdem sich beide eigentlich schon gute Nacht gesagt hatten, war die Lust doch noch stärker gewesen als die Müdigkeit und sie hatte Patrick langsam und gefühlvoll geritten, während er ihre Brüste liebevoll verwöhnt hatte. Ein absolut gelungener, sehr ausgefüllter Abend. Ganz ohne das schlechte „Bruder-Schwester"-Gewissen der letzten Tage.

Vorsichtig drehte sie sich auf die andere Seite und sah nach Patrick. Den schien der gestrige Abend angestrengt zu haben. Er schlief tief und fest. Und richtig süß sah er aus, im Tiefschlaf. Haare leicht verstrubbelt, entspannte Gesichtszüge, gleichmäßige Atmung. Am liebsten würde sie ihm jetzt durch die Haare streichen und sie weiter verstrubbeln. Aber sie wollte ihn so früh nicht wecken. Der Arme brauchte seinen Schlaf. Um wieder fit zu sein. Spätestens heute Abend. Es gab so viel, was sie noch gemeinsam ausprobieren mussten: Doggy, Löffelchen, Neunundsechzig. Vielleicht sogar anal? Anal hatte sie bisher noch nie versucht. Mit Patrick konnte sie sich auch das vorstellen.

Hannah war klar, dass sie zügig entscheiden musste, wie sie den angebrochenen Morgen fortsetzen wollte. Wenn sie ihre Gedanken in die gerade eingeschlagene Richtung weiterwandern ließ, würden synchron zu den Gedanken die Hände auf Wanderschaft gehen. Die eine würde sich um ihre süßen, festen Brüste kümmern, deren Warzen jetzt schon angefangen hatten, sich zu versteifen. Die andere würde testen, ob weiter unten noch alles trocken war.

So konnte man einen Urlaubsmorgen willkommen heißen. Das wäre die angemessene Fortsetzung des gestrigen Abends. Und absolut risikolos. Würde Patrick wach, würde er ihr entweder zusehen, es ihr gleichtun oder ihre Hand durch seine ersetzen. Oder, noch besser, gleich durch seine Zunge. So wie gestern Abend. So war sie noch nie geleckt worden. Zärtlich, verspielt, raffiniert. Einfach himmlisch. Der Bursche konnte mit seiner Zunge umgehen. Und er wusste offensichtlich, was Frauen guttat. Schon bei diesem ersten Höhepunkt hatte sie Mühe gehabt, nicht den ganzen Campingplatz zusammenzuschreien.

Schon war es passiert. Ohne dass es ihr richtig bewusst geworden war, hatten sich ihre Hände auf den Weg gemacht. Und sie wollte sich auch nicht mehr bremsen. Es war so schön, in der morgendlichen Stille (der Vogel hatte aufgehört zu singen) an sich zu herumzuspielen und die Erlebnisse der Nacht Revue passieren zu lassen. Und natürlich war sie feucht. Am liebsten wollte sie es schnell und heftig zu Ende bringen. Noch bevor Patrick aufwachte. Weil das gerade ihr eigenes Ding war. Ihr Spiel mit sich selbst. Etwas, das nur ihr allein gehörte.

Deswegen ließ sie ihre Lust freien Lauf. Abwechselnd verwöhnte sie ihre Perle und fuhr tief in ihren triefend feuchten Lustkanal. Zuerst mit einem Finger, dann nahm sie einen zweiten und einen dritten hinzu. Und wurde immer schneller. Und kam. So heftig, dass sie fast Sterne sah. Und so, dass sie sicher war, dass sie geschrien hatte, als sie sich über die Klippe brachte. Das stimmte aber ganz offensichtlich nicht. Denn Patrick schlief immer noch tief und fest. Und sah immer noch richtig süß aus. Sie musste sich sehr zusammenreißen, ihm nicht einen dicken Schmatz auf die Wange zu drücken. So süß fand sie ihn, auf den Wellen ihres langsam abklingenden Höhepunkts.

A propos Wellen. Das wäre es doch jetzt: Ein Sprung ins Meer, um den Tag richtig zu begrüßen. Jetzt wo das Wasser noch ganz still dalag. Und noch niemand unterwegs war. Halb acht war es erst. Immer noch genug Zeit bis zum Frühstück.

Vorsichtig erhob sie sich von der Isomatte, öffnete leise den Reißverschluss des Zelts und stand dann im Freien. Nackt, wie Gott sie geschaffen hatte. Und wie sie sich am wohlsten fühlte. Rasch hatte sie ihr Handtuch von der Leine genommen, war die fünfzig Meter vom Standplatz zum Strand gejoggt, die ersten Meter ins noch flache Wasser gelaufen und dann mit einem geschmeidigen und eleganten Satz losgestartet.

Die ersten zehn Minuten kraulte sie mit starken, entschiedenen Bewegungen aufs Wasser hinaus. Danach schnaufte sie tief durch, drehte sich, machte den Rücken gerade und ließ sich ein wenig vom Wasser tragen. Entspannt und deutlich langsamer machte sie sich auf den Rückweg ans Ufer. Dabei nahm sie das Bild der vor ihr liegenden Küste bewusst in sich auf. Der helle, um diese Zeit noch menschenleere Strand. Dahinter Bäume und Büsche, zwischen denen Zelte, Caravans und Wohnmobile standen. Und im Hintergrund die korsischen Berge. ‚Ein traumhaftes Fleckchen Erde', dachte sie, als sie aufstand, um die letzten Meter im Wasser zu Fuß zurückzulegen.

Ihr Weg führte sie zur nächsten Stranddusche. Noch spürte man nur das weiche Wasser auf der Haut. Spätestens bei der zweiten Hälfte des Frühstücks würde das Salz auf der Haut zu jucken beginnen. Ein Gefühl, das sie nicht leiden konnte. Deswegen schloss sie die Augen und drehte beherzt am Wasserhahn. Das Wasser war so eiskalt, dass sie mit einem lauten „Puuuh" reagierte. Aus einigen Metern hörte sie eine weibliche Stimme, die auf Französisch fragte, ob es wirklich so kalt war. „Noch viel kälter", antwortet sie spontan und ebenfalls auf Französisch.

Hannah versuchte, zügig das Salz vom Köper abzuwaschen. Zum einen, weil die Wassertemperatur wirklich hart an der Grenze des Erträglichen war. Zum anderen war sie aber auch neugierig geworden. Die Stimme von eben hatte interessant geklungen. Leicht belustigt, fast spöttisch. Aber auch warm und weich.

Als Hannah das Wasser abdrehte und die Augen aufschlug, stellte sie fest, dass vor ihr das rothaarige Mädel stand, das Patrick und ihr schon auf der Fähre aufgefallen war. Anders als damals war die junge Dame jetzt vollkommen unbekleidet. Hannah konnte nicht anders, als einen zweiten Blick zu riskieren. Der Anblick, der sich ihr bot, passte perfekt zum Klang der Stimme: Die Locken waren eher dezent, nicht wild. Das Gesicht war offen und sympathisch. Wie in der klassischen Klischeevorstellung von rothaarigen Mädchen mit Sommersprossen, die aber auch eher unauffällig waren. Die Augen waren überraschenderweise nicht grün, sondern graublau. Dazu kam ein großer, schlanker, aber zugleich sehr sportlicher Körper. Kleine, aber unheimlich süße und fest aussehende Brüste. Und sie war, wie Hannah, nicht komplett rasiert. Kein riesiger Busch, sondern gepflegtes, rötliches Schamhaar.

Hannah gefiel das, was sie sah, ausgesprochen gut. Die Unbekannte grinste sie an, als sie an ihr vorbei unter die Dusche trat und das Wasser aufdrehte.

„Vielen Dank! Du aber auch!", sagte sie in akzentfreiem Deutsch.

Hannah war so perplex, dass sie am liebsten ‚Häh?' gesagt hätte. Das wäre peinlich gewesen. Stattdessen fragte sie vorsichtig:

„Was meinst Du, bitte?"

Die andere lachte laut und sagte dann:

„Alles gut! Du hast mich gerade megadeutlich abgecheckt und dann so geschaut, als wolltest Du sagen ‚Hey, die gefällt mir!'"

„Und weil ich nicht so gut Gedanken lesen kann..."

„...wollte ich Dir nur sagen, dass es mir mit Dir genauso geht."

Nice! Was für eine Begegnung am frühen Morgen. Aber Hannah wäre nicht Hannah, wenn sie sich nicht nach der ersten Irritation schnell wieder gefangen hätte. Sie blieb einfach stehen, trocknete sich in aller Ruhe ab und sah „der Rothaarigen" beim Duschen zu. Die hielt dem Ansturm des kalten Wassers so lange stand, dass allein das Hannah schon bemerkenswert erschien.

„Nächstes Kompliment: Du hältst es ja ganz schön lange aus im Eiswasser."

„Ach, das ist doch nichts Besonderes. Im Winter nach der Sauna finde ich die eiskalte Dusche wesentlich schlimmer", ließ sich die junge Dame vernehmen. Nach diesen Worten stellte sie allerdings das Wasser ab und gesellte sich zu Hannah. Energisch rubbelten sich beide trocken. Dann fragte die Unbekannte:

„Wollen wir uns noch fünf Minuten in die Sonne setzen oder musst Du gleich los?"

„Gerne. Fünf Minuten habe ich auf jeden Fall noch. Ich bin übrigens Hannah."

„Freut mich. Chiara"

„Cool. Das hatten wir schon gedacht, dass Ihr Italiener seid, als wir Euch auf der Fähre gesehen haben. Wir haben angenommen, dass man irgendwo aus der Nähe kommt, wenn man mit dem Fahrrad an Bord geht. Aber -- Achtung: nächstes Kompliment! -- Du sprichst ja akzentfrei Deutsch!"

„Tatsächlich sind wir aus Bozen. Das ist die meiste Zeit easy mit dem Rad. Zuerst geht es immer an der Etsch lang, also leicht bergab, dann ganz flach durch die Poebene. Die Berge kommen erst am Schluss. Deswegen waren wir auch ein bisschen groggy, als wir an der Fähre ankamen."

„Besonders groggy wirkte das nicht, was ich von Euch gesehen habe."

„Muss mir das jetzt peinlich sein? Es war so ein besonders Gefühl an dem Abend: endlich die lange Radstrecke geschafft, jetzt fängt der faule Teil des Urlaubs an, alles schläft schon. Wir hatten einfach Bock und haben geschaut, dass uns keiner zusieht. Ihr wart die einzigen, die in der Zeit vorbeigekommen sind."

„Vor mir muss Dir das sicher nicht peinlich sein. Im Gegenteil. Ich fand es ziemlich cool und hätte am liebsten mitgemacht."

„Aber Dein Freund wollte nicht?"

„Das war mein Bruder. Wir sind mit unseren Eltern hier. Im Campingbus."

„Und wo kommt ihr her?"

„Aus München."

„Ah fein. Da war ich auch schon öfter. Und der Daniel, also mein Freund, will im Herbst in München Erasmus machen. Die Zusage ist aber noch nicht da."

„Studiert Ihr auch in Bozen?"

„Ja, das ist eine kleine, aber ganz coole Uni. Ich studiere Design und Daniel Informatik. Meine Eltern arbeiten auch an der Uni. Das ist auch der Grund, warum ich in Bozen aufgewachsen bin. Mein Vater kommt eigentlich aus dem Süden, aus Reggio di Calabria. Und meine Mutter aus Polen. Beide haben ihre erste Stelle an der Uni in Bozen bekommen und sich zuerst in die Stadt und dann ineinander verliebt. Und dann kamen meine beiden Brüder und ich. Wir sind dreisprachig aufgewachsen: Italienisch, Polnisch und Deutsch, weil das halt in Südtirol gesprochen wird."

„Und dann auch noch Französisch und sicher auch Englisch. Fünfsprachig also. Da ist schon wieder ein Kompliment fällig."

„Ach Du, das ist gar nicht so schwer, das läuft einfach so mit. Ich bin vor allem froh, dass meine Mama uns Kindern Polnisch beigebracht hat. Ohne die Sprache hätten wir jetzt nicht so einen tollen Kontakt zu der Familie meiner Mama. Also den Großeltern, Onkel und Tanten und Cousins und Cousinen in Polen. Von denen sprechen nämlich die wenigsten Deutsch. Mit ihnen ist es immer total lustig und interessant. Ich bin da total gerne, weil es einfach ganz etwas anders ist als das kleine Südtirol. Deswegen mache ich jetzt auch ein Erasmus-Semester in Krakau. Das ist ganz in der Nähe von dem Ort, wo die Familie meiner Mutter herstammt. Und eine Cousine und ein Cousin von mir studieren da auch."

„Das wird sicher cool."

„Ich freu' mich auch schon total. Mal schauen, wie unsere Beziehung das überlebt, wenn wir ein Semester getrennt sind."

„Das wird schon funktionieren. Man sagt ja, der Härtetest für die Beziehung ist gar nicht, länger getrennt zu sein. Am schwierigsten ist es angeblich, wenn man zusammenzieht. Erst der Alltag entscheidet, ob man gut miteinander klarkommt."

„Dann hätten wir es schon geschafft. Wir sind in den Weihnachtsferien zusammengezogen. Das hat überhaupt nicht geschadet. Eher im Gegenteil. A propos. Ich glaube, ich muss jetzt los. Du bist nicht böse, oder?"

„Warum sollte ich böse sein? Es war schön mit Dir hier am frühen Morgen, wenn alle anderen noch schlafen. Das können wir gerne wiederholen."

„Au ja, aber dann schwimmen wir gemeinsam los, weil wir dann schon im Meer miteinander plaudern können. Hast Du Lust?"

„Na klar. Sagen wir morgen um viertel nach sieben?"

„Super. Ich freu mich jetzt schon. Dann hab' einen ganz schönen Tag mit Deiner Familie und bis morgen, Hannah. Ich mag Dich!"

Nach diesen Worten drückte sie der verdutzten Hannah ein Küsschen auf die Wange, winkte zum Abschied und lief los.

Hannah blieb noch ein paar Minuten in der Morgensonne am menschenleeren Strand. Und dachte nach. Was für ein merkwürdiges Zusammentreffen. Natürlich war sie neugierig gewesen, das rothaarige Mädel kennenzulernen. Immerhin hatten sie und ihr Freund sich auf der Fähre, na ja, auffällig verhalten. Diese Neugierde war erst mal befriedigt. Hannah wusste jetzt die Basics über Chiara und Daniel. Und die waren durchaus interessant: die Familiengeschichte, der Aspekt mit Polen. Und überhaupt Südtirol, eine Gegend die Hannah liebte (auch weil man da gut klettern konnte).

Aber sie fand Chiara nicht nur als Mensch interessant. Das Interesse ging tiefer. Oder sollte man sagen, in Köperregionen, die deutlich tiefer lagen als das Gehirn? Der Anblick der nackten, frisch geduschten Chiara hatte eine spezielle Saite bei ihr zum Klingen gebracht. Durch das Abschiedsküsschen und die hingehauchten Worte „ich mag Dich" war das deutlich verstärkt worden.

Schon eigenartig: Bis zu den Erlebnissen in Korfu wusste Hannah nicht, dass Frauen für sie mehr als nur „normale" Freundinnen oder Sportpartnerinnen sein könnten. Inzwischen hatte sie mit Lea zwar schon ein wenig „geübt". Aber wie gelassen, ja fast selbstverständlich sie sich eingestand, dass sie Chiara auch erotisch interessant fand, war bemerkenswert. Vielleicht war das Interesse an Frauen ja schon länger in irgendwelchen tieferen Schichten vorhanden und musste nur geweckt werden. Vielleicht ja nicht nur bei ihr, sondern bei allen Frauen? Oder überhaupt bei allen Menschen?

Sicher hatte es die Natur zur Arterhaltung so eingerichtet, dass das Interesse am „opposite sex" in aller Regel dominierend war. Aber vielleicht brauchte es nur eine Art „grundsätzlicher Offenheit", um zuzulassen, dass Sex mehr sein konnte als nur der Austausch von Körperflüssigkeiten zwischen Mann und Frau. Sie war froh, dass sie sich diese Offenheit zugelegt hatte. Und sie wünschte auch ihrem Bruder (in neunzig Prozent der Fälle dachte sie an Patrick immer noch als ‚ihren Bruder'), dass er die ersten Ansätze einer solchen Offenheit weiterentwickeln konnte. A propos Patrick! Was machte der jetzt wohl? Inzwischen müsste er doch längst wach sein. Und wenn er wach war, die ‚Eltern' aber noch nicht, könnte man ja vielleicht noch ganz schnell...

Hannah lief zurück zum Zelt. Als sie vom Hauptweg in Richtung Stellplatz abbog, musste sie feststellen, dass durch Schwimmen, Duschen, das Gespräch mit Chiara und die anschließende Reflexion zu viel Zeit vergangen war: Die ganze Familie war schon auf den Beinen und bereitete gerade den Frühstückstisch vor. ‚Schade', dachte Hannah. ‚Aber nicht zu ändern. Heute Abend ist auch noch ein Tag. Und außerdem habe ich jetzt auch Hunger.'

Von den anderen dreien nach ihrem Verbleib befragt, erklärte sie erst einmal, dass sie nach dem Baden noch ein nettes Mädchen getroffen und sich mit ihr etwas „verratscht" hatte. Durch die Kombination der Begriffe „rothaarig" und „italienisch" transportierte sie Patrick eine versteckte Botschaft. Die dieser sofort verstand, wie sein dreckiges Grinsen zeigte.

Danach war wieder alles gut. Die vier unternahmen an diesem und den nächsten beiden Tagen schöne Wanderungen in den Bergen und kamen erst am späten Nachmittag ans Meer zurück. Chiara war am Strand des Campingplatzes nie zu sehen. Wohl aber morgens zum gemeinsamen Schwimmen, wie verabredet. Ihre Gespräche beim Schwimmen und beim „Aufwärmen" nach der Eisdusche wurden immer vertrauter. Bei Begrüßung und Verabschiedung wurden inzwischen die italienisch-französischen „Dreier-Wangenküsschen" links-rechts-links ausgetauscht. Und beim ersten gemeinsamen Schwimmen hatten sie sich beim Hineinlaufen ins Wasser schon an den Händen gefasst. Am nächsten Tag auch beim Hinauslaufen.

Hannah konnte diese Nähe zu Chiara besonders genießen, weil sie ansonsten gerade wunderbar ausgeglichen war. Dafür sorgten nicht nur die Meeresluft und das Gefühl der völligen Freiheit im Urlaub. Mindestens genauso wichtig war, dass der Sex mit Patrick abends im Zelt gigantisch war. Dass für die beiden aufgrund der Umstände keine romantische Beziehung in Frage kam, war von Beginn an klar. Diese Klarheit und die geschwisterliche Vertrautheit führten schnell dazu, dass sie sich offen und ohne Scheu über Vorlieben und Abneigungen, Bedürfnisse und Hemmungen austauschen konnten. Die Folge war großartiger, intensiver Sex. Jede Nacht.

Hannah war bewusst, dass das in ihrem zarten Abiturientinnenalter alles andere normal war. Sondern vielmehr ein einmaliges und wunderbares Geschenk. Umso dankbarer war sie ihrem Stiefbruder. Seinem Ruf als „Frauenversteher" wurde er auch in ihrem kleinen Zwei-Mann-Zelt jede Nacht aufs Neue gerecht. Bei ihm hatte man von Anfang an das Gefühl, dass ihm der Spaß seiner Partnerin genauso wichtig war wie sein eigenes Vergnügen. Und offenbar hatte es der Schlingel tatsächlich geschafft, in dem kleinen Supermarkt auf dem Campingplatz eine Tube Gleitgel zu erstehen. Mit dessen Hilfe und seiner Vorsicht und Zärtlichkeit hatte er in der letzten Nacht ihre anale Entjungferung zu einem reinen Freudenfest gemacht.

Am nächsten Morgen traf Hannah Chiara zum vierten Mal am Strand. Sie war nach dem Sex der letzten Nacht und acht Stunden Schlaf so voller positiver Energie, dass sie den nächsten Schritt machte. Auch weil sie spürte, dass Chiara einen solchen Schritt selbst nicht machen würde. Als sie wieder Hand in Hand aus dem Wasser liefen und kurz vor Erreichen des Ufers langsamer wurden, griff sie mit der anderen Hand nach Chiaras Schulter und zog die Italienerin zu sich. Dass der sich anschließende erste „richtige" Kuss Chiara unvorbereitet traf, war Hannah klar. Umso mehr freute sie sich, als das anfängliche Zögern einer immer größeren Bereitschaft wich. Chiara öffnete nicht nur ihren Mund für Hannahs Zunge, sondern antwortete immer aktiver mit der eigenen Zunge auf Hannahs Zärtlichkeiten. Irgendwann hatten dann auch beider Hände den Po der jeweils anderen umfasst.