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Die Piratenbraut - Teil 06

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Sie ist so süß, wenn sie verlegen ist. Heute hat sie noch keine Ahnung, wie schön das Leben sein kann. Ich werde wohl noch mit ihr über diesen Vorfall reden müssen und ihr irgendwie beibringen, dass das alles nicht so schlimm ist.

„Warte draußen, ich komme gleich", weise ich sie an.

Sofie schaut mich irgendwie dankbar an, wirft aber dennoch einen verstohlenen Blich auf den inzwischen erwachenden Blake und verschwindet auch schon augenblicklich aus der Kajüte. Ich ziehe mich schnell an, während Blake weiter wach wird.

„War da jemand in unserer Kabine?", kommt ganz schlaftrunken seine Frage.

„Ja, Sofie ist hereingeplatzt und hat dich in deiner vollen männlichen Pracht gesehen", grinse ich.

„Wie bitte? Sie hat was?", ist er immer noch überrascht und versteht nicht ganz.

„Sie hat soeben zum ersten Mal einen nackten Mann gesehen", lache ich.

„Wen?", ist er noch immer nicht ganz klar im Kopf.

„Dich!"

„Wie mich?"

„Du bist nackt auf dem Bett gelegen und hast deine Männlichkeit ganz offen hergezeigt", versuche ich ihm zu erklären.

„Aber ich bin ja unter dem Leintuch"

„Jetzt schon."

Blake scheint endlich zu verstehen und wird etwas rot. Das erste Mal, dass ihm etwas so peinlich ist, dass er rot wird. Ist das zu glauben!

„Ich gehe zu Sofie, die braucht jetzt ihre Tante. Komm später nach. Ich liebe Dich!", informiere ich ihn lachend und gebe ihm einen Kuss.

Als ich vor die Kabinentür komme, steht da eine völlig verstörte Sofie. Ich nehme sie in den Arm und wir gehen zusammen an Deck, an meinen Lieblingsplatz, ganz vorne am Bug.

„Mach dir keinen Kopf. Du wirst noch öfter einen Mann nackt sehen", versuche ich sie zu beruhigen.

„Aber das gehört sich doch nicht", hält sie mir entgegen.

„Glaubst du, der Liebe Gott hat Mann und Frau erschaffen, damit sie sich nicht ansehen? Das sind doch nur Regeln, die sich irgendwelche verkorkste Männer ausgedacht haben. Mann und Frau können sehr viel Spaß zusammen haben und glaube mir, ich weiß, wovon ich rede."

Sofie denkt etwas über meine Worte nach. Ich kann richtig sehen, wie ihr Köpfchen raucht, wie sich dort meine Worte und ihre Erziehung einen Schlagabtausch liefern.

„Aber dieses riesige Ding passt doch nie und nimmer bei mir hinein. Das soll Spaß machen?", platzt plötzlich ihre Frage und Sorge heraus.

„Du scheinst ja die Theorie schon ein wenig zu kennen", grinse ich und Sofie wird noch eine Nuance roter. „Ich kann dir versichern, dass dieses Ding, das du gesehen hast, etwas größer ist als der Durchschnitt, aber es passt perfekt zu dem, was wir Frauen besitzen. Das ist alles dehnbar und genau das macht den Reiz aus."

„Wenn du das sagst! Aber irgendwie mache ich mir doch Sorgen", gesteht sie.

„Eines Tages wirst du den richtigen Mann treffen und dann auch sehen, dass es wunderschön sein kann. Aber lass dich erst auf einen Mann ein, wenn auch du es willst. Ich hatte mit Blake großes Glück. Das weiß ich und das werde ich nie vergessen. Ich liebe ihn und bin froh, dass ich nicht den Mann heiraten musste, den mein Vater für mich ausgesucht hat", erkläre ich ihr.

„Glaubst du meine Mutter wird für mich einen Mann aussuchen, da ja Vater uns verlassen hat?"

„Ich werde mit deiner Mutter reden, damit sie dich selbst den Mann aussuchen lässt, mit dem du dein Leben verbringen willst. Das ist das größte Geschenk, das sie dir machen kann."

„Ist Liebe so schön?"

„Wenn du den richtigen Mann an deiner Seite hast, dann erst ist das Leben unglaublich schön."

„Du redest so locker über diese Dinge. Mit Mutter könnte ich das nie."

„Ich wurde in diese Welt hinaus gejagt. Mein Bruder hat es so gedreht, dass ich nicht in London bleiben konnte. Am Anfang war für mich alles fürchterlich und durchaus auch bedrohlich. Doch mit Blake hat sich alles zum Guten gewendet. Ich habe die Welt und die Natur gesehen und bin immer mehr davon überzeugt, dass diese Regeln und Zwänge, die uns die Gesellschaft auferlegt, furchtbar sind. Sie werden schon sein müssen, damit so viele Menschen auf engem Raum zusammenleben können. Aber wenn alle ein wenig guten Willen haben, dann kann es auch ohne Regeln gehen und die Welt könnte um so vieles Schöner sein.

Ich muss dir ganz ehrlich sagen, ich würde am liebsten wieder zurück in die sogenannte Wildnis und dich mitnehmen, um dir zu zeigen, wie großartig die Welt ist. Aber das geht nicht, noch nicht", versuche ich ihr zu erklären.

„Aber ist die Wildnis nicht gefährlich?"

„Die Wildnis wird nur von denen, die sie noch nie gesehen haben, so genannt. Ich nenne sie das Paradies."

„Wirst du mich wirklich eines Tages mitnehmen?", fragt mich Sofie und ihre Wangen färben sich vor Aufregung ein wenig rot.

„Wenn es irgendwie geht und du es willst, ja!", sage ich ganz versonnen.

Ich mochte Sofie schon als kleines Kind. Sie ist inzwischen eine junge Frau geworden und sie ist mir in den wenigen Tagen, die wir wieder zusammen sind, sehr ans Herz gewachsen. Ich sehe in ihr irgendwie mich, als ich noch in ihrem Alter war.

„Aber deswegen bist du sicher nicht in unsere Kabine geplatzt", wechsle ich etwas abrupt das Thema und mache mich auf den Weg zum Frühstück.

„Ich wollte dir von Mutter mitteilen, dass das Haus inzwischen soweit hergerichtet ist, dass Ihr einziehen könnt", meint sie.

Beim Frühstück treffen wir Blake, der auch Sofie eine Tasse Kaffee anbietet, weil das hier an Bord so üblich ist. Sofie nimmt die Tasse und schaut mich fragend an.

„Das ist Kaffee, wenn du möchtest, kannst du gerne trinken. Es ist aber auch kein Problem, wenn du lieber Tee hast", lache ich, weil mich Sofie etwas an mich erinnert, als mir das erste Mal auf dem Piratenschiff von Blake eine Tasse Kaffee angeboten wurde.

Sofie entscheidet sich für den Kaffee und trinkt schließlich die ganze Tasse leer, offenbar schmeckt er ihr. Danach packen wir alles, was wir brauchen in die Kutsche und übersiedeln ins Haus. Auch Eleonora kommt mit. Sie hat sich bisher im Hintergrund gehalten. Ich möchte ihr aber eine wichtige Rolle zukommen lassen. Aus diesem Grund muss auch sie mit ins Haus ziehen.

Nachdem wir uns mit den wenigen Habseligkeiten eingerichtet haben, gebe ich Sofie den Auftrag, zusammen mit Eleonora ein passendes Gebäude für die Weiterverarbeitung des Kautschuks zu suchen. Ich weise zudem einen jungen Matrosen an, die beiden zu begleiten und für ihre Sicherheit zu sorgen.

„Begleitest du mich?", frage ich Blake ganz zaghaft.

„Wovor hast du Angst? Wo willst du hin?", kommt seine überraschte Frage.

„Du siehst mir an, dass ich Angst habe?", bin ich verwundert.

„Mein Schatz, ich kenne dich inzwischen recht gut. Willst du zu deinem Vater? Natürlich komme ich mit. Du weißt, dass du auf mich zählen kannst."

Mein Gott, wie dieser Mann mich kennt und seine Antwort ist ein unglaublicher Liebesbeweis. Ja, ich weiß, dass ich auf ihn zählen kann. Immer und überall! Ich schäme mich fast schon, dass ich das für einen kurzen Moment in Zweifel gezogen habe. Aber ich bin furchtbar unsicher, meinetwegen.

„Ja, ich muss mich den Dämonen meiner Vergangenheit stellen. Das ist mir seit meiner Ankunft bewusst geworden", gestehe ich.

„Na dann, lass uns auf Geisterjagd gehen!"

Kapitel 29 - Die Dämonen der Vergangenheit

Als die Kutsche vor dem Armenhaus vorfährt, verursacht das, großes Aufsehen. Wohl selten bleibt eine prachtvolle Kutsche mit Garde vor dem Armenhaus stehen.

„Sie wollen wirklich hierher?", erkundigt sich der Beamte, der immer noch zu meiner Verfügung abgestellt ist.

„Das Leben nimmt oft seltsame Wege", antworte ich ihm bewusst etwas kryptisch.

Als die Insassen des Armenhauses herausströmen, wollen mich die Gardisten abschirmen. Ich gebe ihnen jedoch Zeichen, dass das nicht notwendig ist. Ich gehe vielmehr auf die Leute zu und dann in das Haus hinein. Blake bleibt immer an meiner Seite und unterstützt mich auf der Suche nach meinem Vater. Schließlich zeigt uns die herbeigeeilte Direktorin einen Mann, der im Garten auf einer Bank sitzt. Er wirkt apathisch und völlig der Welt entrückt.

„Er sitzt den ganzen Tag hier im Garten. Ich weiß nicht warum?", sagt sie.

„Weil sein Lieblingsplatz zu Hause auch eine Bank im Garten war", flüstere ich eher für mich, weil mir das erst jetzt so richtig bewusst wird.

Kaum sehe ich den Mann, erkenne ich in ihm meinen Vater, erkenne ihn aber nicht wieder. Aus dem stolzen und herrisch auftretenden Mann, der über alle und über alles bestimmt hat, ist ein gebrochener Mensch geworden. Mir ist, als würde sich eine eiserne Faust um mein Herz legen und es zusammendrücken.

„Geh zu ihm hin", flüstert mir Blake ins Ohr und weckt mich damit aus meiner Schockstarre.

Ich gehe mit zögernden Schritten auf ihn zu, bleibe wenige Schritte vor der Parkbank stehen und betrachte den Mann, der mit ausdruckslosem Blick zu Boden starrt.

„Papa!", bringe ich nur ganz leise hervor und erneut zieht sich die Faust um mein Herz zusammen.

Tränen steigen mir in die Augen und rinnen über meine Wangen. Was ist aus meinem Vater geworden? Aus diesem Mann, von dem ich geglaubt habe, dass ihn nichts umwerfen könnte. Doch der Mann, der nun vor mir sitzt, ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Verraucht ist jeder Zorn auf ihn, verraucht auch jeder Vorwurf. Diese abgrundtiefe Enttäuschung über seine Zurückweisung und Nichtbeachtung ist in einem einzigen Augenblick wie weggeblasen. In meinem Inneren sind nur noch meine Liebe zu meinem Vater, das Bedauern über seinen Zustand und eine endlose Traurigkeit. Wie könnte ich diesem Mann zürnen?

„Papa! Mein Papa! Ich bin es, Annie, dein Sonnenschein", stammle ich unter Tränen und wieder bricht es mir fast das Herz, ihn so zu sehen.

Als ich meinen Namen sage, hebt mein Vater den Kopf und seine ausdruckslosen Augen mustern mich von oben bis unten.

„Du bist nicht meine Annie, mein Sonnenschein. Ich würde es nicht verdienen, dass sie vor mir steht", sagt er mit einer dünnen, tonlosen Stimme.

„Nein Papa, ich bin es wirklich. Ich bin gekommen, um dich hier herauszuholen", versichere ich ihm.

Ich setze mich ganz vorsichtig neben ihn auf die Bank. Ich nehme seine Hand und halte sie zwischen den meinen. Dann hebe ich sie hoch zu meiner Wange und drücke sie dagegen.

„Warum solltest du das für mich tun, nachdem ich dich so schändlich verstoßen habe?"

„Weil ich dich lieb habe, Papa! Einfach, weil ich dich so sehr liebe."

„Nach allem, was ich dir angetan habe?"

„Du bist auf Philipp hereingefallen, er hat uns alle getäuscht", gestehe ich ihm unter Tränen.

„Er ist die Enttäuschung meines Lebens. Ich mache mir immer wieder aufs Neue Vorwürfe, dass ich ihm damals geglaubt habe und dir nicht. Ich hätte es ja besser wissen müssen", stammelt er vor sich hin.

„Papa, lass uns die Vergangenheit vergessen. Es ist schon viel zu viel Zeit vergangen, in der wir getrennt waren."

Ich nehme meinen Vater in den Arm und drücke in an meine Brust. Seine Augen werden rot und zuerst langsam und dann immer heftiger kullern lautlos Tränen über seine Wangen. Mein Vater weint an meiner Brust die vielen ungeweinten Tränen der vergangen Jahre. Ich hätte nie gedacht, dass ich es einmal sein werde, die ihn in die Arme nimmt, um ihn zu trösten.

Bisher war es eher umgekehrt. Mein Vater war immer da, wenn ich Schmerzen hatte, sowohl körperliche als auch seelische. Gerade deshalb war damals die Zurückweisung für mich so fürchterlich. Wenn ich jedoch sehe, was der Kummer und der Gram aus ihm gemacht haben, dann wird es endlich Zeit, diesen verfluchten Ballast hinter uns zu lassen. Das bedeutet auch, dass ich ihn tröste.

Ich gebe ihm die Zeit, die er braucht. Wir sagen kein Wort. Wir liegen uns in den Armen und weinen beide. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sich Blake entfernt und mit der Direktorin spricht. Er wird wohl die Formalitäten regeln. Auch ihm ist klar, dass ich meinem Vater nicht länger böse sein kann und ihn mit zu uns nehme. Er hat schon viel zu sehr und viel zu lange unter dieser Situation gelitten.

„Komm!", sage ich nur zu meinem Vater, als unsere Tränen langsam versiegen. „Wir gehen nach Hause."

Ohne Widerspruch lässt er sich hochziehen und kommt mit mir. Er steigt wie ferngesteuert in die Kutsche ein und wir fahren zu unserem alten Haus. Als wir davor halten, schaut mich mein Vater ganz traurig und schuldbewusst an.

„Das ist nicht mehr unser Zuhause. Das Haus habe ich verkaufen müssen. Es gehört uns nicht mehr", bringt er leise und entschuldigend hervor.

„Ich habe es zurückgekauft und Mary hat es hergerichtet. Das ist wieder dein Zuhause", versichere ich ihm.

Sein Blick sieht mich erstmals verwundert und auch ein wenig dankbar an. Die Hoffnungslosigkeit, die bisher aus diesen Augen sprach, macht nun teilweise der Hoffnung Platz.

„Womit habe ich eine Tochter wie dich verdient. Du warst immer schon mein Sonnenschein und das Beste, was mir je passiert ist", gesteht mein Vater und erneut kullern Tränen über seine Wangen. „Was habe ich damals nur getan!"

Ich nehme ihn in den Arm und drücke ihn fest an meine Brust. Ich lege in diese Umarmung die ganze Sehnsucht und das viele Leid, das in all´ den Jahren wie ein Stein auf meine Seele gedrückt hat. Mit diesem Geständnis seiner immer noch vorhandenen Zuneigung und Liebe für mich, verschwindet auch der letzte Schatten, der auf meinem sonst so grenzenlosen Glück gelegen hatte, obwohl ich nicht genau sagen konnte, was es ist.

Diese Sehnsucht muss es gewesen sein, die mich zurück nach London gezogen hat. Nun kann ich abschließen und nach der Umsetzung meines Projektes wieder in mein ganz persönliches Paradies zurückkehren.

Mary kommt aus dem Haus und geht auf die Kutsche zu. Der Page hatte die Tür geöffnet, aber wir sind bisher nicht ausgestiegen.

„Mary, Sie sind auch wieder da", begrüßt sie mein Vater.

Mit der ihm vertrauten Umgebung kommen auch langsam seine Lebensgeister wieder. Er steigt aus und sieht sich um.

„Da hat sich ja nichts verändert. Wie hast Du das Haus zurückkaufen können? Das muss ja teuer gewesen sein", meint er und schüttelt Mary die Hand.

Das ist eine für ihn ganz und gar ungewöhnliche Geste. Früher hätte mein Vater so etwas nie gemacht. Da gab es eine strikte Trennung zwischen der Familie und den Bediensteten. Aber sie zeigt, wie gern er Mary im Grund seines Herzens immer hatte und wie sehr ihm die vertraute Umgebung gefehlt hat.

„Papa, darf ich dir meinen Mann vorstellen?", sage ich, als hinter uns auch Blake aus der Kutsche steigt.

„Sie haben also all´ die Jahre auf mein Mädchen Acht gegeben? Danke!", sagt Vater und schüttelt Blake die Hand.

„Annie kann sehr gut auf sich selbst aufpassen. Sie ist eine sehr bemerkenswerte Frau und ich bin glücklich, dass ich ihr damals begegnet bin", gesteht Blake.

„Ja, meine Annie war schon immer etwas Besonderes", bestätigt mein Vater stolz. „Ihr müsst mir erzählen, wie ihr Euch kennen gelernt habt. Wie lange seid ihr denn schon zusammen?"

„Das ist eine lange Geschichte, die ich dir erzähle, wenn du dich etwas erholt hast. Aber Blake und ich sind zusammen seit ich London verlassen habe", erklärte ich meinem Vater.

„Darf ich in den Park, den habe ich immer besonders geliebt", meint plötzlich mein Vater.

„Natürlich!", antworte ich kurz und nehme ihn unterm Arm.

Wir durchqueren das Haus und gehen auf der Rückseite wieder hinaus in den großen Park samt Garten. Mein Vater schaut sich ausgiebig um.

„Der Garten ist etwas heruntergekommen. Da wird sich jemand darum kümmern müssen", meint er etwas abwesend.

„Du hast jetzt doch Zeit. Du kannst den Garten so gestalten, wie es dir gefällt", erkläre ich ihm.

„Das ist lieb von dir", meint er und geht auf die Bank zu, auf der er immer gesessen hat, wenn er nachdenken musste.

Wir sitzen einige Zeit nebeneinander da. Blake kümmert sich um andere Dinge und lässt uns allein, nachdem er mich kurz gefragt hat, ob ich ihn brauche. Mein Vater schaut sich in aller Ruhe um.

„Ich freue mich darauf, wieder hier zu wohnen und mit dem Garten machst du mir die größte Freude. Wie konntest du nur das viele Geld aufbringen, um das Haus zu kaufen?", meint Vater, der nun immer stärker wieder zum Leben zieht.

„Ich habe ein kleines Vermögen erwirtschaftet. Und da du mit der Insel, die du mir zum Abschied geschenkt hast, den Grundstein dafür gelegt hast, ist es nur richtig, dass ich das Haus zurückgekauft habe", erkläre ich ihm.

„Die Insel ist wirklich so schön? Der Mann, der sie mir vor Jahren verkauft hat, war ganz begeistert davon. Er hätte sie nie hergegeben, wenn er nicht zu alt gewesen wäre, jemals wieder dorthin zu reisen."

„Die Insel ist das Paradies auf Erden. Vor allem mit Blake zusammen ist das Leben dort einfach wunderbar", erkläre ich ihm.

„Du liebst ihn! Und er liebt dich! Das sieht man", stellt mein Vater fest und schaut mir tief in die Augen.

„Ich liebe ihn von ganzem Herzen. Er ist mein Leben!", gestehe ich aufrichtig.

„Dieser Mann kann sich glücklich schätzen, dich zu haben", meint er nachdenklich.

„Vater, auch ich bin so unglaublich dankbar, dass er mich vor zehn Jahren befreit und mich dann zur Frau genommen hat. Ohne ihn wäre ich jetzt tot."

„Auch deine Mutter war für mich das Liebste auf der Welt. Und ich habe mit meinem Starrsinn alles kaputt gemacht. Sie wollte mich davon abhalten, dich wegzujagen. Dabei hatte sie so Recht, aller Schmuck der Welt kann nicht so wichtig sein, wie die Liebe einer Tochter. Aber ich Depp habe nicht auf sie gehört. Und so habe ich dich und dann auch sie verloren.

Ab dem Tag, als du uns verlassen musstest, war sie nie mehr die Gleiche. Sie hat nur noch geweint und hat hier draußen im Garten gesessen. Sie hat nicht mehr gegessen und ist fürchterlich abgemagert. Als wir auch noch das Haus verkaufen und ins Armenhaus gehen mussten, ist ihr Herz dann endgültig gebrochen. Das Haus hat sie immer an dich erinnert, hat sie gesagt. Mit dem Haus ist auch ihre Hoffnung, dich jemals wiederzusehen gestorben", erzählt mir mein Vater nachdenklich.

Wir sitzen immer noch auf der Bank im Garten und Mary hat uns freundlicherweise Tee und Gebäck gebracht. Ich erzähle meinem Vater, wie es mir ergangen ist. Dass mein Bruder auch das Geld eingesteckt hat, das er ihm für meine Überfahrt gegeben hatte. Dass er mir ein derart grausames Schicksal zugedacht hatte, das schockierte ihn besonders.

„Das ist kein Mensch, das ist eine Bestie von der schlimmsten Sorte", entfahr ihm.

Ich will ihm dieses Detail nicht verheimlichen. Er soll die ganze Wahrheit erfahren. Natürlich lasse ich die Einzelheiten aus, wie ich vergewaltigt werden sollte und, dass Blake mich noch in dieser Nacht zur Frau gemacht hat. Auch die Überfahrt nach Silhouette habe ich grob zusammengefasst, dabei aber nicht ausgelassen, dass wir in Kapstadt geheiratet haben.

Als ich ganz begeistert von der Insel erzähle und meine Augen dabei leuchten, strahlt auch er. Ich sehe in seinen verträumten Augen, dass auch er die Insel gerne sehen würde, die Insel, die eigentlich sein Abschiedsgeschenk war.

„Hast du Philipp noch einmal gesehen?", frage ich.

„Nachdem er aus mir kein Geld mehr herausquetschen konnte, hat er sich nie mehr blicken lassen. Ich war zu nichts mehr gut. Ich weiß nicht einmal, wo er umgeht. Wenn ich ehrlich bin, dann ist er für mich gestorben", meint mein Vater und sein Gesicht verdüstert sich.

„Ich habe gehört, dass er im Schuldenturm sitzt. Ich werde nachher dorthin fahren und nach ihm schauen. Möchtest Du mitkommen?"

„Ich habe keinen Sohn mehr!", meint darauf mein Vater und seine Entschlossenheit und die Endgültigkeit seiner Aussage erschrecken mich.

Ich lasse ihn in der Nachmittagssonne auf der Parkbank sitzen und suche Blake, weil ich seine Nähe brauche, wenn ich nun auch nach meinem Bruder schauen will.

„Willst du dir das schon antun?", ist er ehrlich besorgt.

„Ich muss mich den Dämonen meiner Vergangenheit stellen, im Guten und im Bösen. Mit meinem Vater konnte ich Frieden schließen. Wie ich auf meinen Bruder reagieren werde, das macht mir Sorgen. Ihn verachte ich wirklich abgrundtief. Bei ihm kann ich mir keine Versöhnung vorstellen. Begleitest du mich bitte?", erkläre ich ihm.