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Die Schaufensterpuppe Kap. 14

Geschichte Info
Noch mehr Puppen und Epilog.
9.1k Wörter
4.61
4.1k
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Teil 14 der 14 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 07/22/2021
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Am Abend wartete ich in der Halle auf Julia. Dabei sah ich auf der Treppe wieder die beiden Sexpuppen sitzen und sich in den Armen halten. Ich beschloss, zu ihnen zu gehen und sie zu fragen, ob alles in Ordnung war, als ich gerade los gehen wollte, klingelte mein Handy.

Julia teilte mir mit, daß sie mit einigen Anderen ins Kino gehen wollte und fragte, ob ich mit kommen wollte. Der Film, den sie mir nannte, war allerdings nicht mein Fall. Daher sagte ich ihr, daß ich schon mal alleine ins Hotel fahren würde und wünschte ihr viel Spaß.

Ich steckte das Handy wieder in die Hosentasche und wollte zu den beiden auf der Treppe gehen, doch die waren bereits wieder verschwunden. Also wandte ich mich zum Ausgang und wollte gerade gehen. Doch dazu kam ich nicht, denn die Gruppe, die wir im Zug getroffen hatten, kam auf mich zu. Es war S792, die mich ansprach. »Na, heute so ganz alleine?«, fragte sie.

»Ja. Julia will mit ein paar anderen ins Kino und hat mich sitzen lassen«, sagte ich mit einem schiefen Grinsen.

»Wir haben hier in der Stadt eine Lasertagarena gefunden und wollen gerade da hin, um mal zu sehen, wie die so aufgestellt sind. Wie wär's, willst du mit?«, fragte sie mich.

Ich schüttelte den Kopf. »Danke, aber das ist nichts für mich. Ich werde ins Hotel fahren und etwas lesen«, erwiderte ich.

»Na gut, dann nicht«, sagte S792 und verabschiedete sich von mir.

Im Hotel las ich etwas und schlief irgendwann ein.

Im Laufe der Woche lernte ich noch einige andere Puppen kennen und hatte einige Visitenkarten bekommen, auf deren Rückseiten ich mir immer etwas zu den jeweiligen Puppen vermerkte. Und auch ich hatte am Ende der Woche die Meisten der 100 Karten, die ich mir am Automaten hatte drucken lassen, verteilt.

Am Dienstag gab es im großen Saal eine Versammlung, an der die meisten der anwesenden Puppen teilnahmen. Auf dieser wurde beschlossen den Verein der Puppen zu gründen und wie die meisten Anderen auch, wurden Julia und ich Mitglieder dieses Vereins.

Wir nahmen auch an einigen Workshops teil und hatten alles in allem auch sehr viel Spaß während dieser Woche. Doch wenn ich abends im Bett lag, merkte ich, daß mir etwas fehlte. Ich musste nicht all zu lange überlegen, was das war. Ich hatte mich in dieser Woche immer nur bewegt und kaum eine ruhige Minute gehabt. Es fehlte mir, im Laden oder im Schaufenster zu stehen, nichts zu tun und nur das zu tun, wozu man mich eigentlich gemacht hatte. Es fehlte mir, eine Puppe zu sein.

Ich erfuhr während einer Gesprächsrunde am Donnerstag, daß es nicht nur mir so ging, sondern auch vielen anderen Schaufensterpuppen. Auch die Porzellanpuppen vermissten es, den Tag über still zu sitzen und in den Dämmerzustand abgleiten zu können.

Wir waren uns einig, daß es zwar möglich war, auch ohne die Medikamente diesen Zustand erreichen zu können, es mit diesen aber sehr viel einfacher war. Herr Hansen, der später dazu gebeten wurde, erklärte uns, daß zwar bekannt war, was für Medikamente es waren, die uns verabreicht worden waren, diese jedoch alle unter das Betäubungsmittelgesetz fielen und nicht frei verfügbar waren. Ohne Rezept würden wir diese nicht legal bekommen und kein Arzt würde diese Medikamente jemandem ohne triftigen Grund verschreiben. Also würden wir darauf angewiesen sein, diesen Dämmerzustand durch Meditation und Übung zu erreichen.

Am Tag darauf gab es eine weitere Gesprächsrunde, in der eine Trainerin, die noch am selben Tag eingeladen worden war, erklärte, wie man diesen leichter erreichen konnte. Ich konnte einige ihrer Tipps gut umsetzen und schaffte es darauf hin sogar bewusst, diesen Zustand zu erreichen.

Am Nachmittag versuchte ich, mein gewonnenes Wissen in die Tat umzusetzen. Ich suchte mir einen freien Tagungsraum und stellte mich bequem neben das große Whiteboard. Tatsächlich schaffte ich es alleine durch die Techniken, welche die Trainerin uns gezeigt hatte, in einen sehr tiefen Dämmerzustand zu gleiten. Vor diesem Versuch hatte ich einen Wecker auf meinem Handy eingestellt, so daß ich nicht zu lange hier stehen bleiben würde.

Während ich so da stand und die Zeit vergaß, gingen mir viele verschiedene Dinge durch den Kopf. Ich erinnerte mich daran, schon einmal in solch einem Tagungszentrum gewesen zu sein, als ich mit Gertrud auf dieser Erotikmesse gewesen war. Bei der Erinnerung daran, wie die Putzfrauen sich damals erschreckt hatten, musste ich breit grinsen.

Als mein Handy sich meldete, kehrte ich allmählich in die Realität zurück und schaltete den Wecker aus. Nun erst bemerkte ich, daß ich nicht mehr alleine im Raum war. Vor mir befand sich jetzt ein Stuhlkreis, in dem etwa zwanzig Sexpuppen saßen. Und sie alle waren nackt und schauten nun, zu mir. Ich konnte deutlich sehen, daß bei den mir zugewandten Puppen auch die Scham unbedeckt war. Ohne mich zu bewegen, schaute ich fasziniert zu ihnen und stellte erstaunt fest, wie viele verschiedene Sexpuppen es hier gab.

Gut die Hälfte von ihnen waren sehr realistisch aussehende Sexpuppen mit eher großer Oberweite und schmaler Taille. Aus einem Katalog im Laden wusste ich, daß diese Art Puppen, also die künstlichen, nicht unter 2000 € zu haben waren und sich angeblich sehr realistisch anfühlen sollten. Trotz allem Realismus waren diese Puppen deutlich als solche zu erkennen, ganz genau so wie die hier anwesenden. Ich sah auch mehrere Latexpuppen mit auffällig gefärbten und übertriebenen Mündern und ausgeprägter Scham und sogar zwei Puppen, die aussahen, wie diese billigen Puppen zum Aufblasen. Bei ihnen waren sogar die Schweißnähte ausgeformt, die diese Puppen aufwiesen und sie sahen auch von den Proportionen her etwas unnatürlich aus. Eine wandte mir nun den Kopf zu und ich sah, daß ihr Mund auch innen aussah, wie der einer solchen Gummipuppe.

»Na, aufgewacht?«, fragte mich eben diese Gummipuppe mit einer etwas undeutliche Aussprache.

»Entschuldigung. Ich wusste nicht, daß hier noch jemand rein kommt«, sagte ich verlegen und ging in Richtung Tür.

»Na, was denkst du denn, wofür diese Räume da sind?«, fragte eine schwarze Latexpuppe kichernd.

Eine andere sagte: »Na, wenigstens hast du ja etwas zu sehen bekommen.« Sie stand auf, drehte sich von mir weg, spreizte die Beine und fasste sich an den Hintern um mir ihre doch sehr realistische Scham zu präsentieren, was die Anderen kichernd und lachend zur Kenntnis nahmen.

Ich war gerade bei der Tür angelangt und wollte diese öffnen, verfehlte jedoch die Klinke und lief vor die noch geschlossene Tür. Es dauerte einen Moment, bis ich ein »Entschuldigung« stammelnd endlich die Klinke fand und unter dem Gelächter der anderen Puppen den Raum verließ.

Wäre nicht mein Überzug, wäre ich nun vermutlich so rot gewesen, daß ich einer Tomate Konkurrenz hätte machen können.

Ich ging noch einmal in den Speisesaal, um mir einen Kaffee zu holen. Diesen brauchte ich gerade dringend, um mich etwas zu beruhigen. Mit der Tasse in der Hand ging ich in den Park. Dort setzte ich mich auf eine der Bänke und beruhigte mich allmählich. Diese Situation war mir sehr peinlich gewesen und so etwas musste ich nicht noch einmal erleben, also beschloss ich, so etwas, besser nur im Laden oder in unserer Wohnung zu tun.

Während ich meinen Kaffee trank und die Nachmittagssonne genoss, hörte ich auf einmal ein Geräusch. Ich sah mich um, konnte aber nichts sehen. Erst, als ich mich umdrehte und aufrichtete, sah ich auf einer Bank auf der anderen Seite der Hecke zwei Puppen sitzen und sich in den Armen halten. Nun erkannte ich auch, was das für ein Geräusch war. Die Beiden weinten.

Es waren die selben beiden Puppen, die ich im Laufe der Woche bereits mehrmals so gesehen hatte.

Ich fragte mich, was mit den Beiden los war, warum sie so unglücklich zu sein schienen. Dieses Mal behielt ich sie im Auge, während ich aufstand und um die Hecke herum ging. Einerseits war ich neugierig und zum Anderen hatte ich die Beiden bisher nur alleine und nur traurig gesehen und hatte irgendwie Mitleid mit ihnen, obwohl ich gar nicht wusste, warum sie so traurig waren und es mich eigentlich auch gar nichts anging.

»Hallo«, sagte ich vorsichtig, als ich bei der Bank war. »Darf ich mich zu euch setzen?«

»Entschuldigung«, sagte eine der Beiden. »Wir gehen, dann können Sie sich setzen.«

»Nein, so hab ich das nicht gemeint«, sagte ich. »Ich hab euch schon ein paar Mal gesehen und mich gefragt, warum ihr immer so traurig ausseht«, gab ich offen zu und setzte mich einfach zu ihnen.

Die Beiden sahen mich nun an und eine sagte: »Entschuldigung, wir wollen doch niemanden Belästigen.«

»Wieso denn belästigen?«, fragte ich erstaunt. »Nein, so hab ich das nicht gemeint.«

Sie sahen mich nun erstaunt an.

»Ich bin Veronika«, sagte ich.

»Hallo«, sagten beide schüchtern.

»Ich bin Elke«, sagte die mir näher sitzende Puppe. »Und das ist Sabine.«

»Darf ich fragen, warum ihr so traurig seid?«, fragte ich vorsichtig.

Sabine sah mich nur an, während Elke leise und nur schwer verständlich anfing, zu sprechen. Doch je länger sie sprach, desto sicherer schien sie zu werden, aber auch um so trauriger.

Die Beiden waren vier Jahre lang in einem Club und hatten dort gearbeitet. Als die Agentur geschlossen wurde, hatte der Besitzer ihnen gedroht, sie rauszuwerfen und sie durften nur weiter dort bleiben, wenn sie keinen Lohn verlangten. Doch vor Kurzem hatten sie den Besitzer gebeten, ihnen zumindest etwas Freizeit und Taschengeld zu geben. Als nun die Einladung zu diesem Treffen kam und die Beiden ihn gebeten hatten, sie wenigstens hier her kommen zu lassen, war er sehr verärgert, hatte ihnen aber schließlich die Fahrkarten bezahlt. Am Tag als sie fahren wollten, wollte er sie nicht gehen lassen, doch die Beiden bestanden darauf, weil sie ja schon zugesagt hatten. Darauf hin hatte er sie, ohne ihnen mehr als die Kleidung, die sie nun trugen, zu geben, raus geworfen und ihnen gesagt, daß sie nicht mehr wieder zu kommen brauchten.

Nun hatten die Beiden sich die ganze Zeit hier aufgehalten und nachts im Park hinter einer Hecke geschlafen. Selbst die Versorgungseinheiten und sogar Schläuche, um zur Toilette gehen zu können, hatte er ihnen nicht gegeben und so hatten sie hier, unter dem Vorwand, diese vergessen zu haben, immer jemanden gefragt, ihnen einen Schlauch zu leihen, wenn sie auf die Toilette mussten.

Doch nun, wo das Treffen um war, wussten die Beiden nicht, was sie tun sollten, da sie niemanden hatten, zu dem sie hätten gehen können.

Ich sah die Beiden entsetzt an und nahm Elke, die beim Reden immer mehr geweint hatte und nun hemmungslos heulte, in die Arme und streichelte ihr den Rücken.

Ohne lange nachzudenken, sagte ich: »Ihr kommt mit uns mit. Wir finden dann schon irgend eine Lösung.«

Die Beiden sahen mich nun erstaunt an. Elke wischte sich die Tränen ab und fragte: »Wirklich?«

»Ja. Ihr könnt doch nicht so ganz alleine bleiben und wo wollt ihr denn hin? Wollt ihr auf der Straße leben? Und was ist, wenn ihr aufs Klo müsst? Wenn ihr den Verschluss ohne den Schlauch auf macht, gibt es doch eine riesengroße Sauerei«, sagte ich entschlossen.

»Das geht?«, fragte nun Sabine.

»Ja, das geht schon. Aber dann geht alles daneben. Ihr müsst dazu ...«, ich unterbrach mich und sagte: »Das ist doch jetzt nicht so wichtig. Also, was sagt ihr? Ihr kommt mit zu uns nach Hause, damit ihr wenigstens ein Dach über dem Kopf habt. Danach sehen wir weiter.«

»Wirklich?«, fragte Elke noch einmal.

Ich nickte, stand auf und hielt den Beiden die Hände hin.

Die Beiden nahmen meine Hände und standen auf. Zusammen gingen wir nach drinne und nun bemerkte ich zum ersten Mal, daß ihre Kleider ziemlich mitgenommen aussahen. Wären sie keine Puppen, würden sie vermutlich sogar ziemlich stinken, da sie sich schon eine Woche lang nur in den Waschräumen hier gewaschen hatten.

In der Eingangshalle traf ich Julia, die sich gerade von ihren Freundinnen aus der Galerie verabschiedete. Sie kam zu mir und sagte: »Ich bin hier fertig, meinetwegen können wir ins Hotel. Aber vorher würde ich noch mal gerne etwas Essen. In der Nähe unseres Hotels gibt es einen Burgerladen, da wollte ich die ganze Zeit schon mal hin.«

»Warte mal«, sagte ich und deutete zu Elke und Sabine. »Ich hab da noch was.«

»Ja?«, fragte Julia verwundert und sah mich fragend an.

In kurzen Worten erzählte ich ihr, warum ich den Beiden angeboten hatte, mit uns zu kommen.

Julia sah die Beiden kurz an und nickte. »Aber in den Burgerladen gehen wir trotzdem.« Zu den Beiden sagte sie: »Ich lade euch ein. Aber so könnt ihr da sicher nicht hin.« Sie hob Sabines Kleid, welches bei Licht betrachtet recht schmutzig aussah.

»Dann gehen wir vorher ein paar Sachen kaufen. Das ist sicher im Hotel auch besser«, sagte ich.

»Das geht doch nicht. Wir haben doch gar kein Geld«, wandte Sabine leise ein und fing wieder an, zu weinen.

»So viel Geld hab ich noch. Es müssen ja erst mal keine teuren Markenklamotten sein«, sagte ich, während Elke Sabine in den Arm nahm und versuchte, sie zu trösten.

»Gut, dann sollten wir aber wirklich los. Ich weiß nicht, ob die Läden hier so lange auf haben, wie bei uns«, sagte Julia.

»Gut, ich hab mich schon von allen verabschiedet, von denen ich mich verabschieden musste«, sagte ich.

Wir gingen zum Ausgang und gingen zur Straßenbahn, mit der wir in die Innenstadt fuhren. Hier fanden wir auch schnell einen Laden, der preiswerte Kleidung verkaufte. Es dauerte nicht all zu lange, Sabine und Elke Wäsche, lange Röcke, helle Blusen und Schuhe zu kaufen. Nachdem wir alles bezahlt hatten, fragte ich die Verkäuferin, ob die Beiden sich noch in den Umkleiden umziehen durften, was diese bejahte. Für die alten Sachen ließen wir uns eine Tüte geben.

Am Ende war es Julia, die uns noch eine Weile aufhielt. Sie hatte einige Sachen gefunden, die ihr gefielen und die sie anprobieren wollte. Sie verließ den Laden mit einer großen Tüte mit neuen Sachen.

Anschließend fuhren wir mit der Straßenbahn zum Hotel. Der Burgerladen, der nur eine Straße von diesem entfernt lag, entpuppte sich als kleines Restaurant im Stil der amerikanischen 50er. Wir betraten das Restaurant und wurden von einer Bedienung an einen freien Tisch geführt.

Nachdem wir bestellt hatten, wollte Julia von Elke und Sabine wissen, was genau passiert war. Zu meiner Erleichterung behielten die Beiden die Fassung und brachen nicht erneut in Tränen aus, während sie ihre Geschichte noch einmal erzählten. Doch sehr traurig sahen sie trotzdem aus.

Das Essen, welches kurz darauf kam, war einfach köstlich und nicht zu vergleichen mit den Burgern der Fastfoodketten.

Nachdem wir die zumindest für mich, viel zu großen Portionen gegessen hatten, fragte Julia: »Und ihr Beiden, seid ihr ein Paar?«

Ich hatte gerade etwas getrunken und musste husten. Um meine Cola nicht über den Tisch, Julia und Elke zu verteilen, die mir gegenüber saßen, musste ich mir eine Serviette vor den Mund halten.

Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, sah ich Julia vorwurfsvoll an. Ich hatte manchmal das Gefühl, daß sie überhaupt kein Taktgefühl besaß. Doch Elke und Sabine schienen diese Frage nicht so schlimm zu finden. Sehr zögernd fassten sie sich, über den Tisch hinweg, an den Händen und nickten.

»Im Club durften wir uns noch nicht mal an den Händen halten. Der Besitzer hat uns einmal dabei erwischt, wie wir uns geküsst haben«, sagte Sabine und eine Träne lief ihr über die Wange.

»Er ist sehr wütend geworden und hat uns mitten im Club auf ein Podest gestellt und uns zusammen gefesselt, ohne die Versorgungseinheit. Als er uns nach zwei Tagen wieder los gemacht hat, hatten wir schon Krämpfe im Bauch, weil wir nichts gegessen hatten und weil wir aufs Klo mussten«, fuhr Elke fort.

»Und dann hat er gesagt, daß er uns eine ganze Woche so stehen lässt, wenn er uns noch mal dabei erwischt«, sagte Sabine weinend.

Auch Elke hatte wieder angefangen zu weinen und die Beiden drückten fest ihre Hände.

»Dürfen wir bitte mal auf die Toilette und uns frisch machen?«, fragte Elke, nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatten.

Ich holte den Beutel, in dem ich meinen Schlauch aufbewahrte aus der Handtasche und gab ihn den Beiden. Zögernd standen sie auf und gingen in Richtung Toilette.

»So ein Arsch«, meinte Julia nur und ich nickte zustimmend.

Nun sah sie mich an und sagte: »Wie sollen wir die Beiden denn mit nehmen? Als Handgepäck?«

Ich sah sie erstaunt an und konnte mit ein Lachen nicht verkneifen. »Wieso das denn?«, fragte ich.

»Ich glaube, die Fahrkarten gelten nur für uns«, gab Julia zu bedenken.

»Ach so. Daran hab ich überhaupt nicht gedacht. Dann kaufe ich ihnen eben die Fahrkarten. Und vielleicht sollte ich auch nachfragen, ob man die Sitzplatzreservierungen ändern kann.«

Julia nickte zustimmend.

»Und was wird Gertrud dazu sagen?«, fragte sie.

»Ich glaube nicht, daß sie mir böse sein wird. Und wenn doch, dann wird sich mich dafür eben bestrafen. Aber das ist mir egal. Ich kann die Beiden doch nicht hier alleine lassen, ohne Geld und ohne Dach über dem Kopf.«

»Ich denke nicht, daß sie besonders böse sein wird«, meinte Julia in dem Moment, in dem Elke und Sabine von den Toiletten wieder kamen.

Wir tranken noch aus und bezahlten, danach gingen wir zum Hotel. Der Mann am Empfang sah mit einem etwas seltsamen Blick zu uns, sagte aber nichts weiter, als wir durch die Lobby zum Aufzug gingen.

In unserem Zimmer angekommen, schickte ich Elke und Sabine erst einmal ins Bad, damit sie sich duschen konnten. Es dauerte nicht all zu lange, bis sie in Bademänteln des Hotels wieder kamen und unschlüssig im Raum standen.

»Ich geh mich auch mal duschen«, sagte Julia und ließ mich mit den Beiden alleine.

»Ihr könnt euch ruhig setzen«, sagte ich.

Mit einem »Danke« setzten sie sich auf das Sofa, hielten sich an den Händen, blieben aber etwas auf Abstand.

»Darf ich fragen, ob ihr beiden, also du und Julia, auch zusammen seid?«, fragte Sabine zögernd.

»Ich? Und Julia?«, fragte ich lachend. »Nein, ich glaube nicht, daß das lange gut gehen würde. Wir sind zwar gute Freundinnen aber wir sind nicht zusammen. Wie haben beide ... ähm ... Freundinnen«, sagte ich. Ich wollte ihnen nicht gleich sagen, daß Gertrud und Heike unsere Herrinnen waren.

»Oh, Entschuldigung. Ich dachte nur, weil ihr nur ein Bett habt.«

»Das hat Gertrud, also meine Freundin, so reserviert«, sagte ich und fügte noch ein »Warum auch immer« hinzu.

Ich saß auf dem Bett und sah zu den Beiden herüber. Sie hielten noch immer etwas Abstand zueinander, so als hätten sie Angst, daß ich etwas dagegen sagen würde, wenn sie näher zusammen sitzen würden.

»Ihr könnt euch ruhig zusammen setzen und wenn ihr euch küssen wollt, tut euch keinen Zwang an. Ich drehe mich auch um, wenn es euch lieber ist«, sagte ich, weil die Blicke, die die Beiden sich zuwarfen, schon sehr sehnsüchtig aussahen.

Ohne etwas zu sagen, rutschten die Beiden zusammen und nahmen sich in die Arme.

Zögernd ließen sie ihre Hände zum Gesicht der Anderen wandern und fingen an, sich zu streicheln. Als sich ihre Lippen einander näherten, hatte ich den Eindruck, daß sie sehr aufgeregt waren. Sie küssten sich erst beinahe vorsichtig auf die Lippen und streichelten sich weiter. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie ihre Lippen öffneten und in einem langen Kuss versanken.

Ich seufzte leise, denn dieser Kuss war so vorsichtig und zärtlich, wie ich es noch nie gesehen hatte. Es sah aus, als würden sie dies das erste Mal tun und Angst haben, zu weit zu gehen.

»Wow«, hörte ich Julia neben mir leise sagen. Ich hatte nicht mitbekommen, wie sie sich aufs Bett gesetzt hatte.

Ohne den Blick von Elke und Sabine zu nehmen, nickte ich wortlos.

»Wolltest du auch ins Bad?«, fragte Julia leise, worauf hin ich nickte.

Es dauerte eine ganze Weile, bis die Beiden ihren Kuss lösten und ich fragte mich, ob sie zwischendurch nicht mal Luft holen mussten. Ich sah, daß sie Tränen in den Augen hatten, dieses Mal war ich mir aber sicher, daß es Freudentränen waren.