Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Die verzogene Brut Teil 06

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Obwohl Oliver eine Aussage von Larissa, die tendenziell in diese Richtung ging, erwartet hatte, schockierten ihn ihre unerwartete Offenheit und der Nachdruck in ihrer Stimme kolossal. Mehr noch: Larissa ließ ihm mit ihrer ausformulierten Sicht der Dinge keinerlei Ausweichmöglichkeit mehr. Vielmehr erwartet sie anscheinend von ihm, dass er alles genauso sah wie sie und sich ähnlich verhielt wie die vergangenen Tage. Nebenbei hatte sie ihm unmissverständlich klar gemacht, dass es letzten Endes ´seine Schuld´ gewesen ist, dass es so gekommen war, weil er seine Schwester beobachtet hatte. Was erwartete sie nun konkret von ihm? Oliver wurde zunehmend mulmig beim Nachgrübeln über diese Frage. Andererseits spürte er in seinen Lenden ein merkliches Ziehen, dass ihm signalisierte, dass sein Körper gut zu wissen schien, was das für ihn bedeutete. Und Oliver war der Überzeugung, dass das gleichfalls in seinem ureigensten Interesse lag. Mit Olivers Verstand verhielt es sich in dieser Sache gänzlich anders. Dieser stellte die beklemmende Frage, ob seine Schwester in ihrem Bruder möglicherweise eine Art Ersatzfreund sah. Das wäre ihm entschieden zu weit gegangen! Sie blieb trotz allem seine Schwester. Außerdem kamen Oliver spontan ihre Eltern in den Sinn, die niemals nur eine Ahnung von dem bekommen durften, was in den letzten Tagen in ihrem Hause passiert war. All diese Gedanken durchströmten auf einen Schlag Olivers Verstand und hinderten ihn nachhaltig an einer spontanen Antwort gegenüber seiner Schwester.

Als sich der erste Gedankenstrudel in Olivers Kopf fürs erste gelegt hatte, mochten nur Sekunden vergangen sein. Aber Oliver kam es vor, als habe er die letzte halbe Stunde wortlos neben seiner Schwester am Küchentisch gesessen. Dass dem nicht so war, erkannte Oliver an dem Gesicht seiner Schwester, das geduldig auf die Reaktion ihres Bruders wartete. Dies wäre mit Sicherheit nicht der Fall gewesen, falls er sie mehrere Minuten hingehalten hätte. Um dies nicht am Ende noch zu tun, stieß Oliver unzusammenhängend stammelnd hervor: „Ähm ich, ich habe nicht gewusst, dass... ähm. Wie... wie stellst du dir das denn vor? Ich meine, wie... wie sollen wir...?" Als hätte Larissa eine dermaßen verhaltene und aus ihrer Perspektive abwehrende Reaktion ihres Bruders erwartet, senkte sie bedauernd den Kopf. Ehe Oliver seine vorschnell missinterpretierte Äußerung relativieren konnte, erläuterte Larissa: „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich weiß nur eines: Ich kann nicht mehr zurück - nicht mehr zurück in dieses gespielte Heile-Welt-Leben. Es ödet, nein es kotzt mich an! Immer schön brav, fleißig und prüde alle Pflichten erfüllen, damit meine Eltern oder sonst wer stolz auf mich sein kann. Das kann es nicht sein! Das ist nicht das, was ich will. Verstehst du?"

Im Grunde verstand Oliver herzlich wenig von dem, was seine kleine Schwester vorzubringen hatte. Schließlich hatte er ihre offengelegten Probleme nie gehabt, weil ihn seine Eltern nicht ansatzweise dermaßen gedrillt hatten wie Larissa. Weil ihm dieser Umstand in dieser Minute aufs Neue bewusst wurde und er sich zeitlebens gefragt hatte, wie seine Schwester mit diesem Druck klarkam und sich zu immer neuen Rekordleistungen aufschwang, spürte er ein tiefempfundenes Mitgefühl in seinem Herzen. Er fragte sich zwangsläufig, wie er all die Jahre mit einem dermaßen großen Geheimnis wie seine Schwester an ihrer Stelle gelebt haben mochte. Am liebsten hätte er seine Schwester in dieser Sekunde beruhigend und um sein brüderliches Mitgefühl auszudrücken in den Arm genommen und zärtlich gestreichelt.

Unabhängig von dem Umstand, ob Larissa das Verständnis in den Augen ihres Bruders erkannt haben mochte oder nicht, erhob sie nochmals ihre Stimme. Irrigerweise klang der von Larissa angeschlagene Tonfall für Oliver auf einmal wesentlich lockerer und aufgeräumter als zuvor. Außerdem hatte Larissa bei ihren an ihren Bruder gerichteten Worten ihren Kopf aus ihrer gebückten Haltung erhoben und blickte Oliver unverwandt an. Ihre Worte waren: „All diese ewigen Regeln und Vorschriften. Das hat schon in frühester Kindheit angefangen. Erinnerst du dich alleine an die zahllosen Benimmregeln am Tisch, die uns unsere Eltern fortwährend mitgegeben haben? Sprich´ nicht mit vollem Mund, sitz´ aufrecht, beide Hände gehören auf den Tisch, wenn man mit Leuten zusammen sitzt.... Weißt du, was ich mir bei der letztgenannten Ermahnung häufiger vorgestellt habe, als ich älter wurde? Ich habe mir ausgemalt, wie ich demonstrativ meine rechte Hand vom Tisch nehme und mir in meine Shorts schiebe. Ich habe mir vorgestellt, wie unsere Eltern schauen würden, wenn ich demonstrativ vor ihren Augen masturbieren würde. Wie ich mir meine jugendliche Pflaume fingern würde. Wie sie mich, ihre perfekte und engelsgleiche Tochter anstarren würden. Wie sie mich entrüstet ansprechen und nachdrücklich fordern würde, dass ich mit dem unzüchtigen Zeug aufhöre. In meiner Vorstellung habe ich Ma und Pa anschließend ausgelacht und anstatt aufzuhören laut gestöhnt, während ich mir meine Möse gerieben habe. In Wahrheit hätte ich mich Derartiges niemals getraut. Aber in meiner Phantasie haben mich diese Gedanken verfolgt und meine Muschi noch am Mittagstisch beinahe zum Auslaufen gebracht. Im Anschluss an das Essen habe ich mich stets auf mein Zimmer verdrückt, die Türe abgeschlossen, Musik angemacht, dass mich niemand hört und mir die heiß ersehnte Erleichterung verschafft. Wusstest du das, Oliver?"

Larissas abschließende Frage war absolut überflüssig, sofern sie Olivers sprachlosen Blick zutreffend zu lesen vermochte. Larissas Bruder war nicht nur sprachlos, sondern starrte sie noch mit offenem Mund an, als Larissa bereits wieder nach ihrer Gabel griff. Mit einer Selbstverständlichkeit widmete sie sich ihrem Essen als habe sie sich erinnert, dass ihr Essen kalt zu werden drohte. Dabei wand sie Oliver ihr Profil zu, während dieser seine Augen nicht von seiner Schwester zu lösen vermochte. Erneut hatte seine Schwester Oliver mit ihrer Aussage wie vor den Kopf gestoßen, weil er nicht fassen konnte, dass er sich all die Jahre in ihr dermaßen getäuscht haben konnte. Wie hatte er bloß übersehen können, was tief in der Seele seiner Schwester brodelte und an die Oberfläche zu gelangen suchte? Mit derartigen Phantasien übertraf sie seine eigenen in jugendlichem Alter bei weitem, wie Oliver mit einer Mischung aus Überraschung, und steigender Faszination erkennen musste. Jetzt saß er schweigend und starr neben Larissa am Tisch und sah ihr zu, wie sie einen Bissen des selbstgekochten Essens in sich hineinschob.

Oliver musste endlich ein Wort sagen und bemühte sich, dieses Mal nicht zu stammeln. Zögerlich setzte er an: „Ähm, Larissa, das... das ist...." „...verdorben, nicht wahr? Das habe ich mir jedes Mal im Anschluss einzureden versucht. Und meistens habe ich mir dermaßen starke Selbstvorwürfe wegen meiner Gedanken gemacht, dass ich mich im Anschluss richtig schlecht gefühlt habe. All das änderte nichts an der Tatsache, dass die Gedanken jedes Mal zurückgekommen sind. Sofern ich es genauer bedenke, sind sie mit den Jahren nur schlimmer und extremer geworden.", unterbrach Larissa ihren Bruder. Oliver blieb nichts anderes übrig, als dem eine unerwartete Entwicklung nehmenden Gespräch mit seiner Schwester, das eher ein Monolog von ihrer Seite aus geworden war, verblüfft zuzuhören. Merkwürdigerweise unterbrach Larissa ihren Redeschwall in der nächsten Sekunde und lachte kurz und für Oliver ohne erkennbaren Grund auf. Im ersten Moment machte sie auf ihn einen leicht wahnsinnigen Eindruck, wie sie am Küchentisch mit Messer und Gabel in der Hand dasaß, offen aus ihrem wahrlich verworrenen Gefühlsleben plauderte und das Ganze durch ein abstruses Lachen krönte.

Oliver erwog, ob er seine Schwester fragen solle, was so lustig sei. Aber Larissa war auf einmal dermaßen in Fahrt, dass sie ihre Erklärung unmittelbar nachschob, ohne dass Oliver nachhaken musste. Ihren Blick abwechselnd auf den Teller Nudeln und in Olivers Richtung gewandt, bemerkte sie: „Erinnerst du dich, dass diese spezielle Variation von Spaghetti Bolognese als Kinder unser beider Lieblingsessen gewesen ist, Oliver? Natürlich tust Du das. Ich erinnere mich noch an etwas anderes. Ich weiß noch, dass unsere Mutter dieses Essen nie uneingeschränkt gerne für uns gekocht hat, weil die rote Soße, wie sie sagte, Flecken auf den Klamotten undsoweiter hinterließ, sofern man nicht aufpasste, die sie im Nachhinein nicht oder nur unter großer Mühe beim Waschen herausbekam. Falls man das bedenkt, das falsche Essen für jüngere Kinder, die ohnehin am liebsten der Einfachheit halber mit den blanken Fingern essen würden. Aber das gehört sich ja überhaupt nicht - schon gar nicht für erwachsene Menschen wie uns...."

Schlagartig hatte Oliver eine böse Befürchtung. Seine Schwester beabsichtigte doch nicht allen Ernstes...? Noch ehe er seinen Gedanken zu Ende gedacht hatte, handelte Larissa. Sie legte Messer und Gabel jeweils links und rechts neben dem Teller vor sich ab. Ehe sich Oliver versah, langte seine Schwester mit der bloßen Hand in den mit roter Fleischsoße durchsetzten Berg Spaghetti und versuchte mit drei Fingern einen Teil zu fassen zu bekommen. Nachdem ihr das leidlich gelungen war, führte sie ihre Hand mit den an ihr baumelnden Nudeln und der teilweise abtropfenden Soße auf ihren Mund zu und schob sich das Essen umständlich hinein. Bei dieser Aktion wurde der Bereich um ihren Mund schlagartig rot von der mit Rotwein angereicherten Bolognese-Soße. Als hätte Larissa noch nie in ihrem Leben Köstlicheres probiert, gurrte sie: „Hmmm, das schmeckt auf Anhieb viel besser als zuvor. Probier´ es doch auch mal, Brüderchen. Mit den bloßen Händen essen macht das Geschmackserlebnis um einiges größer. Glaube mir!"

Ob Oliver seiner Schwester das Gesagte abnahm oder nicht, spielte keine Rolle. Es war die abstruse Situation, die Oliver emotional gefangen hielt. Wie sollte er auf den Anblick seiner Schwester reagieren, die wie ein Kleinkind mit den Händen aß? Während sein Verstand an dieser Frage knabberte, wurde sein Sprachzentrum tätig und er hörte sich seine Schwester fragen: „Ähm, meinst du nicht, dass es einen vernünftigen Grund gibt, dass man nicht mit den Fingern essen sollte? Du müsstest dich nach deinem ersten Bissen im Spiegel ansehen." Nachdem Oliver seine im Vorfeld unreflektierten Worte mit einiger Verblüffung zur Kenntnis genommen hatte, kamen sie ihm bloß noch lächerlich vor. Sollte er sich nicht lieber andere und tiefgreifendere Gedanken machen als diese? Wie sich zeigte, amüsierten seine Worte seine Schwester nicht minder als ihn selbst. Sie lachte und erwiderte: „Ha! Glaube mir, ich weiß auch ohne den Blick in einen Spiegel wie ich aussehe. Doch wen kümmert das? Wir zwei sind unter uns. Niemand kriegt das Geringste von dem mit, was hier passiert. Komm, Oliver, probiere es mal. Oder möchtest du lieber, dass ich dich mit meinem leckeren Essen füttere?"

Hatte Oliver das gerade richtig verstanden? Seine Schwester gedachte ihn zu füttern? Wie zur Bestätigung ihrer Worte, langte Larissa erneut in den Berg Nudeln und hielt Oliver anschließend ihre rot verschmierte Hand voller Nudeln und Fleischsoße hin. Verdammt, das entwickelte sich für Olivers Geschmack doch zu abstrus! Was dachte sich seine Schwester bloß bei ihrer Frage? Instinktiv rutschte Oliver mitsamt seinem Stuhl ein Stückchen vom Tisch weg und rief abwehrend: „Nein! Ich lasse mich doch nicht von dir füttern! Und am wenigsten auf diese Weise! Ich finde, du solltest lieber schnellstens runter kommen, Larissa."

Obwohl Olivers spontane Reaktion und seine Wortwahl unbeabsichtigt schärfer geklungen hatten, als er es beabsichtigt hatte, taten sie bei seiner Schwester umgehend ihre Wirkung. Diese fiel um einiges heftiger aus, als es sich Oliver gewünscht hätte. Als erstes sichtbares Zeichen, dass Larissa mit einer anderen Erwiderung ihres Bruders gerechnet hatte, zuckte sie körperlich zusammen, als habe er sie geschlagen. Ihre Hand ließ sie merklich sinken und zog sie mehrere Zentimeter zu sich zurück. Ihre Augenlieder flackerten und sie schüttelte einmalig ihren Kopf, als müsse sie sich nach der für sie bildlichen Ohrfeige sammeln. Diese Handlung erfolgte schneller, als von Oliver befürchtet, und wurde von einer verbalen Erwiderung gefolgt: „Ich soll... runterkommen? Was soll das heißen, Oliver? Hältst Du mich jetzt für verrückt, oder was?"

Im Grunde lag Larissa mit dieser Annahme nicht ernsthaft falsch. Immerhin hatte sich ihr Bruder diese Frage soeben gestellt, obwohl er innerlich zu dem Schluss gekommen war, dass dies nicht zutraf und seine Schwester lediglich überreizt sein musste. Das musste von der Flut neuer Eindrücke herrühren, die sie überschwemmten, seit sie von ihrem Bruder beim Masturbieren erwischt worden war. Bei ihm verhielt es sich diesbezüglich im Grunde nicht anders. Er reagierte nur im Gegensatz zu seiner Schwester auf eine weniger extrovertierte Weise. Das war der entscheidende Unterschied zwischen seiner Schwester und ihm. Mit Verrücktheit hatte das in seinen Augen nichts zu tun. Das musste Oliver Larissa schleunigst und für sie glaubhaft versichern. Er setzte an: „Nein, Larissa. Natürlich halte ich dich nicht für verrückt. Ich fühle mich nur im Moment ein klein wenig überfordert. Das geht mir alles viel zu schnell und ich weiß nicht, wie ich auf deine Aktionen reagieren soll."

Anfangs schien es, als beruhigte sich Larissa langsam, nachdem sie über Olivers Worte nachgedacht hatte. Die Verärgerung wich sichtbar aus ihrem Gesicht und machte zu seiner Erleichterung einer milden Nachsichtigkeit Platz. Das nahm Oliver jedenfalls im ersten Moment an. Falsch lag er mit dieser Einschätzung nicht. Andererseits hatte Larissa eine Ansicht, wie sie mit dieser verständlichen Zurückhaltung ihres Bruders umzugehen hatte, die für Oliver nicht im Ansatz verständlich erschien. Mit auffällig weicherer Stimme als zuvor setzte Larissa an: „So, dir geht das alles zu schnell, hm? Na, das verwundert mich, wo du ansonsten meinen Eindrücken zufolge nicht derjenige bist, der lange mit sich hadert. Ich dachte, du bist im Gegenteil schnell bei der Sache. Na gut, ich kann dich ja verstehen. Weil du ausnahmsweise nicht so schnell akzeptieren kannst, was hier gerade vor sich geht, muss ich eine Lösung finden, wie ich dir auf deinem Weg nachhelfen kann."

Insbesondere der letzte Satz in Larissas Bemerkung löste bei Oliver ein beklemmendes Gefühl in der Magengegend aus. Er gab nicht gerne die Kontrolle ab. Angesichts von den für ihn undurchschaubaren Gefühlswallungen seiner Schwester überließ er ihr noch unlieber die Initiative, wobei er nicht die leiseste Ahnung hatte, was Larissa als nächstes vorhaben mochte. Oliver haderte mit sich, ob er nochmals das Wort ergreifen und seiner Schwester erklären sollte, dass er von ihr nicht im Unklaren gelassen werden mochte, was sie mit ihm vorhatte. Andererseits lief er bei diesem Unterfangen Gefahr, dass Larissa nochmals wegen einer nicht gut durchdachten und in der Folge missverständlichen Äußerung von seiner Seite aufgebracht werden könnte. Im Moment war Oliver dankbar, dass er seinen Fehler von vorhin noch korrigiert bekommen hatte. Dass sich sein Zögern am Ende nachteilig für ihn auswirken würde, erfuhr er in der nächsten Sekunde schmerzlich am eigenen Leib.

Hatte Larissa bis dato noch einen beherrschten und ruhigen Eindruck auf ihren Bruder gemacht, änderte sich seine Einschätzung schlagartig. Larissa hatte unverändert ein Knäuel aus Nudeln und roter Bolognese-Soße zwischen den Fingern ihrer rechten Hand. Plötzlich holte sie mit ihrem rechten Arm aus und schleuderte in Diskuswerfer-Manier mit den Lebensmitteln in ihrer Hand in die Richtung von Oliver. Weil dieser zu nah saß und mit ihrer Wurfattacke nicht gerechnet hatte, verfügte er über keinerlei Ausweichmöglichkeiten. In der Folge musste er erdulden, dass er von Nudeln und Soße mitten auf seinem T-Shirt getroffen und entsprechend besudelt wurde. Erschrocken war Oliver auf seinem Stuhl zurückgewichen und schaute an sich herunter, wo es mitten auf seinem Shirt einen roten Soßenflecken und in seinem Schoß auf seiner Hose die Nudelmasse zu sehen gab. Als Oliver seinen Blick langsam anhob und in das schmunzelnde Gesicht seiner Schwester sah, brach sich seine Entrüstung in einer einzigen aber pointierten Frage Bahn: „Was soll DAS denn?"

Larissas Grinsen wurde trotz Olivers hörbarem Unwillen noch breiter, als sie erläuterte: „Es ist, wie ich sagte. Ich versuche lediglich, dich ein klein wenig zu lockern. Na spürst Du schon, dass du lockerer bist als zuvor?" Lockerer? Oliver glaubte seinen Ohren nicht mehr trauen zu können. Wie sollte er lockerer werden, wenn seine Schwester ihn mit Essen bewarf? Und nebenbei bemerkt: WARUM sollte ER lockerer werden? Oliver spürte in sich ein Gefühl aufsteigen, dass seiner Lockerheit eher hinderlich, nein viel mehr konträr zuwiderlief - Verärgerung. Diese drückte sich in seiner unmittelbar folgenden Erwiderung aus, die er in deutlich lauterem Tonfall als bisher hervorbrachte: „Lockerer?! Was soll die bescheuerte Frage? Schau dir das an. Jetzt kann ich meine Klamotten für nichts in die Wäsche schmeißen, falls das rote Zeug überhaupt...." Plötzlich brach Oliver in seiner Aussage ab, weil ihm der tatsächliche und trotzdem krude Sinn von Larissas Handlung aufging. Er hatte es erkannt, als er exakt die Worte auszusprechen im Begriff war, die Larissa vor nur wenigen Minuten in verächtlicher Weise ihrer Mutter zugedichtet hatte. Der Umstand, dass Oliver wie ein dressierter Hund wortgleich die gleiche Formulierung verwendete, die ihm und seiner Schwester ihre Mutter eingetrichterte hatte, beschämte ihn auf eine sich merkwürdig anfühlende Art.

Larissa hatte ohne den geringsten Zweifel Olivers Verunsicherung mitbekommen, weil sie unentwegt grinste und zusätzlich noch ein triumphierendes Gesicht aufsetzte. Olivers Ablenkung und die eingehergehende Phase der Unaufmerksamkeit nutzte seine Schwester unerwartet dreist und rücksichtslos aus. Zwischen einem Auflachen setzte sie seine Aussage fort: „...falls das rote Zeug überhaut... was? Beim Waschen rausgeht? Ist es das, was dir Sorgen macht? Ach, richtig. Ein guter Junge passt auf seine Anziehsachen auf und verhindert, dass diese ohne triftigen Grund schmutzig werden. Stimmt´s nicht? So haben wir es von unseren Eltern beigebracht bekommen. Halte unter allen Umständen deine guten, teuren Klamotten sauber. Und da fragst du noch ernsthaft, ob du lockerer werden musst? Falls es sein muss, werde ich dir in dieser Frage auf meine Weise absolute Klarheit verschaffen."

Das ließ Oliver auffahren und entgeistert „Nein!" rufen. Aber es war zu spät. In den Sekunden, die er für die Verarbeitung von Larissas Aussage bis zu seiner Reaktion benötigte, hatte sich seine Schwester dem Esstisch zugewandt und nach dem sich darauf befindlichen Rotweinglas gegriffen, das noch zur Hälfte mit dem vom Kochen übrig gebliebenen Traubengetränk gefüllt war. Mit dem Glas in der Hand vollführte sie zu Olivers Entsetzen eine ähnliche Armbewegung wie zuvor mit den Nudeln - mit dem gleichen Ergebnis. Dieses Mal ergoss sich ein Schwall Rotwein über Olivers Oberkörper, obwohl er sich noch eilends wegzudrehen versuchte. Nichtsdestotrotz durchtränkte die rote Flüssigkeit sein bis dato noch halbwegs sauberes T-Shirt in Gänze. Damit war besiegelt, dass die Flecken mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr zu entfernen sein würden. Und mit dieser Absicht hatte Larissa ohne den kleinsten Zweifel gehandelt, wie sich durch ihre folgende Bemerkung eindeutig zeigte.

Als hätte sie ihren großen Bruder von einer beeinträchtigenden Last befreit, sagte sie triumphierend: „So, das hätten wir. Ein Problem weniger. Hast du noch ´was zu meckern? He! Hier spielt die Musik!" Larissa hatte augenscheinlich bemerkt, dass Oliver seinen Blick von ihr abgewandt hatte und stattdessen fassungslos an seinem vor Wein tropfenden Oberkörper hinabsah. Von Larissas herrischen Worten aufgeschreckt, hob er just rechtzeitig in dem Moment seinen Kopf, um noch in einer unscharfen Bewegung zusätzliche Dinge auf sich zufliegen zu sehen. In der nächsten Sekunde wurde Oliver aufs Neue von Nudeln mit Bolognese-Soße getroffen, wobei die größere Menge im Vergleich ihn schlussfolgern ließ, dass seine Schwester eine volle Hand nach ihm geschleudert haben musste. Erneut prallte das Meiste des Lebensmittels von Olivers Brust ab und landete in seinem Schoß oder daneben und in der Folge unten auf dem Küchenfußboden. Dieser neuerliche Beschuss ließ Oliver endgültig aus der Haut fahren. Die Arme theatralisch von sich weggestreckt, dass Larissa sehen konnte, was sie angerichtete hatte, schrie er seine Schwester an: „Verdammt! Was machst du? Spinnst du, oder was? Schau dir an, was du gemacht hast! Was soll der verdammte Scheiß?!"