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Die zweite Chance Teil 04

Geschichte Info
Adrenalin-Rausch mit Folgen.
6.8k Wörter
4.7
11.9k
7
Geschichte hat keine Tags

Teil 4 der 8 teiligen Serie

Aktualisiert 12/29/2023
Erstellt 10/06/2023
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Tobias

Die restlichen Weihnachtsfeiertage verliefen für uns relativ ereignislos.

Während der zweiten Übernachtung von Jenny und Mike hörten wir beide eindeutige Geräusche aus dem Nachbarzimmer. Es war nicht zu überhören, dass Jenny Spaß hatte und Mike offensichtlich sein Bestes gab.

Caro grinste mich an und flüsterte mir zu, dass sie den beiden den Spaß gönnen würde. Meine Lust auf Sex stieg und meine Erregung war deutlich sichtbar. Ich versuchte, meine Erektion so gut wie möglich zu verstecken und war froh, dass das Licht im Schlafzimmer aus war und auch der Mond sich hinter den Wolken versteckte. Irgendwann wurde es nebenan ruhiger und auch wir schliefen ein.

Am nächsten Morgen stand ich vor Caro auf und nutzte den Moment des Alleinseins um etwas Druck abzubauen. Der körperliche Kontakt zu Caro während wir uns nachts ein Bett teilten, erregte mich, auch wenn ich mir immer wieder sagte, dass er rein platonisch war. Frisch geduscht kümmerte ich mich dann um das Frühstück.

Irgendwann hörte ich die Dusche im Badezimmer und vielleicht war es nur Einbildung, aber Caro hatte sich auch deutlich mehr Zeit gelassen als sonst und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie mir schließlich einen guten Morgen wünschte.

Mike und Jenny waren schon in ihre eigene Wohnung verschwunden und beim Frühstück erzählte mir Caro von ihrem geplanten beruflichen Neustart. Sie hatte sich online beim Jobcenter gemeldet und hatte sogar einen Termin noch vor Silvester erhalten. In Großstädten, wie z. B. Berlin, sind kurzfristige Termine vermutlich kaum möglich, hier auf dem Land hatte sie zumindest Glück oder es ging wirklich schneller.

Caro hatte nicht vor lange vom Jobcenter abhängig zu sein. Als Physiotherapeutin standen ihre Chancen gut, in Kürze einen neuen Arbeitgeber zu finden. Zumindest wenn dieser kein Problem mit ihrer Lücke im Lebenslauf hatte. Die letzten Jahre hatte sie nicht gearbeitet und konnte diesen Zeitraum auch nicht mit Kinderbetreuung oder etwas Ähnlichem erklären. Aber im Gesundheitsbereich wurde immer Personal gesucht.

Die Zeit bis Silvester verging wie im Flug und unser Alltag spielte sich gut ein. Ich fand es schade, dass wir wieder getrennt schliefen, denn ich hatte mich daran gewöhnt und auch bei Caro wirkte es so, als ob sie gerne in geblieben wäre. Aber so lag ja nur eine Wand zwischen uns. Und meinen Vorsatz, dass ich nichts überstürzen wollte, hatte ich auch nicht vergessen.

An Silvester verabschiedeten sich Jenny und Mike in ihren Kurzurlaub und wir wünschten ihnen einen traumhaften Aufenthalt. Jenny stellte uns noch eine Flasche Sekt in den Kühlschrank und Berliner in die Küche, damit wir standesgemäß ins neue Jahr starten konnten.

Mein Gips hemmte mein Interesse daran irgendwo feiern zu gehen und Caro war auch eher danach, zuhause zu bleiben. Ich hatte das Gefühl, dass sie außerhalb der Wohnung unsicher war. Darauf angesprochen gestand sie mir, dass sie Angst hatte, Adam plötzlich hinter sich zu bemerken. Er wusste zwar nicht wo sie war und ihr alter Wohnort lag knapp 50 km entfernt, aber niemand wusste, wie viel Energie er in die Suche nach ihr investierte.

Ich holte die Feuerschale aus dem Keller, entfernte die Abdeckung vom Strandkorb auf der Dachterrasse und legte mehrere Sofadecken bereit. Von der Dachterrasse hatte man eine herrliche Aussicht und da dieses Jahr auch wieder Feuerwerk erlaubt war, würden mit Sicherheit eine Menge Geld in die Luft geschossen werden.

Filou hasste Knallerei und im Allgemeinen verbrachte er seinen Tag auch in der Wohnung und eher selten auf der Dachterrasse. Um 0 Uhr verkroch er sich schließlich immer unter dem Sofa oder unter dem Bett. Er würde sich freuen, dass ich jetzt wieder ein Bettgestell besaß unter dem genug Platz zum Verstecken war.

Wir hatten uns von Mike ein Fondue-Set geben lassen und uns für Fondue Chinoise entschieden. Dazu gab es verschiedene Dips, die Caro vorbereitet hatte und etwas von dem leckeren Baguette, das die Landbäckerei um die Ecke anbot.

Beim Essen sprachen wir darüber wie überraschend unkompliziert die Anmeldung beim Jobcenter verlaufen war. Mit dem Untermietvertrag hatte es keine Probleme gegeben. Bei einer Überprüfung durch das Jobcenter hätten wir mit den getrennten Schlaf- und Badezimmern auch kein Problem bekommen. Für Caro war es schön, wieder etwas unabhängiger zu sein und eigenes Geld zu besitzen. Wenn in Kürze auch noch ein neuer Job in Aussicht war, konnte das neue Jahr ja nur gut werden.

Mit meiner Chefin Miriam hatte ich besprochen, dass ich im neuen Jahr langsam wieder starten würde. Sie weigerte sich, mir jetzt schon neue Schadenfälle zuzusenden, aber es lagen noch ein paar Abschlussberichte auf meinem Schreibtisch. Hohe Abschlagszahlungen waren schon geleistet worden, aber es fehlte noch meine abschließende Einschätzung.

Richtig los gehen sollte es frühestens, nach Abnahme des Gipses. Eine Physiotherapeutin hatte ich ja praktischerweise quasi direkt vor Ort.

Kurz vor Mitternacht knallte es mehr und mehr und Filou verzog sich mit nach hinten gelegten Ohren ins Schlafzimmer. Dort hatte ich die Jalousien runtergefahren und ruhige Musik zur Beruhigung laufen lassen.

Jenny und ich gingen auf die Dachterrasse und pünktlich zum Jahreswechsel stießen wir mit einem Glas Sekt an. Als ich gerade das Sektglas weggestellt und mich wieder zu ihr umgedreht hatte, drückte sie mir einen Kuss auf den Mund. Das war für mich so überraschend, dass ich richtig perplex war. Sie löste den Kuss, lächelte mich an und zog mich zum Strandkorb. Ich schürte das Feuer in der Feuerschale und atmete im Schein des Feuers kurz durch. Dann setzte ich mich zu ihr in den Korb.

An meine Schulter gelehnt, unter Decken gekuschelt und vom Feuer gewärmt genossen wir das Feuerwerk. Selten war ich mit einem so guten Gefühl ins neue Jahr gestartet.

Wenige Minuten nach 0 Uhr erreichten mich mehrere SMS mit Glückwünschen zum Jahreswechsel von Arbeitskollegen. Bei Jenny ging eine Nachricht ein - es war ein Video von Jenny und Mike. Sie standen in der Hütte und wünschten uns ein frohes neues Jahr. Das Strahlen in ihren Gesichtern sprach Bände und die Frage ob es ihnen wohl gefiel, konnten wir uns selbst beantworten. Wir schickten ihnen einen kurzen Videogruß aus dem Strandkorb und wünschten ihnen noch einen schönen Aufenthalt.

Caros Telefon vibrierte erneut und eine unbekannte Nummer wurde im Display angezeigt. Ich spürte einen kurzen Moment der Unsicherheit bei ihr, aber als sie die Nachricht geöffnet hatte, atmete sie entspannt durch. Es war eine SMS von Kira, die ebenfalls liebe Grüße sendete und stolz war, so lange aufbleiben zu dürfen. Ein Selfie mit Oma und Opa ergänzte die Nachricht und auch wir sendeten Grüße an die Dreierbande zurück.

Nach einer Stunde wurde es uns trotz Feuerschale und Decken draußen zu kalt und wir gingen wieder in die Wohnung. Die Müdigkeit übermannte uns und wir verabschiedeten uns voneinander. Wie gerne hätte ich die Nacht zusammen mit Caro verbracht, sie im Arm gehalten und ihren Atem gespürt. Ob es ihr auch so erging?

Caroline

Mittlerweile hatte ich das Gefühl, angekommen zu sein. Das Zusammenleben mit Tobias war harmonisch und unkompliziert. Und damit das Gegenteil von dem, was ich zuletzt gekannt hatte.

Trotzdem ging es mir nicht immer gut. Mich belastete die Tatsache, dass ich kein eigenes Geld verdiente, enorm. Zusätzlich hatte ich immer wieder Phasen in denen ich mich total erschöpft fühlte, ohne etwas Anstrengendes getan zu haben. Auch meine Alpträume signalisierten mir deutlich, dass mich meine Vergangenheit immer wieder einholte.

Bei einem Gespräch mit Jenny machte sie mir klar, dass es keine Schwäche war, sich Hilfe zu suchen. Ich äußerte meine Bedenken, dass einen Therapieplatz zu kriegen vermutlich Ewigkeiten dauern würde. Sie stimmte mir zwar zu, aber jedes Zögern von mir würde den Start einer Therapie weiter verzögern.

In den nächsten Tagen nutzte ich häufig Tobis Laptop um Bewerbungen zu versenden. Bewerbungsfotos hatte ich noch vor Silvester machen lassen und zusammen mit Anschreiben und Lebenslauf gingen alle Bewerbungen digital den potenziellen Arbeitgebern zu.

Die ersten Rückmeldungen waren zwei Absagen. Ich war etwas niedergeschlagen. Vermutlich lag es an meiner langen Pause, die ich beruflich eingelegt hatte und potentielle Arbeitgeber abschreckte. Immer wieder war ich kurz davor aufzugeben und nicht selten zog ich mich stundenlang in mein Zimmer zurück, damit niemand meine Tränen mitbekam. Meine Selbstzweifel waren riesig.

Ich wollte so gerne neu anfangen -- im Beruf und im Leben. Natürlich hatte ich viele Fehler gemacht und dadurch auch den Kontakt zu meiner Familie und zu allen Freunden von früher verloren. Aber ich war und bin gut in dem was ich gelernt hatte, mir fehlte nur die Möglichkeit, es zu beweisen.

Tobi versuchte, mich so gut es ging aufzubauen und auch Jenny gab ihr Bestes. Die Freundschaft zu ihr gab mir Selbstvertrauen und es tat gut, so eine Freundin an meiner Seite zu haben. Offensichtlich gab es nicht nur Liebe, sondern auch Freundschaft auf den ersten Blick. Bereits im Krankenhaus hatten wir uns auf Anhieb verstanden.

Nach einer Weile gab es dann doch auch positive Rückmeldungen auf meine Bewerbungen. Gleich zwei Einladungen zum Vorstellungsgespräch lagen an einem Tag in meinem Emailpostfach. Die Freude war groß und die Erleichterung ebenfalls. Ein größeres Therapie-Zentrum und eine kleineren Physiotherapiepraxis hatten mich eingeladen. Jetzt bekam ich neuen Aufwind und bereitete mich intensiv auf die Gespräche vor.

Bei der Vorbereitung halfen mir die Fachbücher, die ich mir bestellt hatte und auch im Internet konnte ich mein Wissen wieder auffrischen. Trotzdem hatte ich ähnlich viel Angst vor den Terminen, wie damals bei meiner Abschlussprüfung. In meinen Träumen spielten sich die abstrusesten Szenarien ab.

Einmal träumte ich davon, dass ich stundenlang umherirrte und die Praxis nicht fand. Natürlich konnte ich auch die Tasten auf meinem Handy nicht drücken um zumindest anzurufen und mir den Weg erklären zu lassen.

Der schlimmste Traum war aber der, in dem sich der potentielle Chef beim Vorstellungsgespräch zu mir umdrehte und als Adam herausstellte. Ich hatte wohl in dem Moment nicht nur im Traum geschrien, denn als ich aufwachte, stand Tobi in meinem Zimmer und nahm mich zur Beruhigung in den Arm.

Es tat gut nicht allein zu sein.

Tobias

Am 10. Januar hatte ich einen Kontrolltermin beim Arzt und damit auch die Hoffnung, diesen verdammten Gips endlich los zu werden. Es war zwar nach 4 Wochen noch etwas früh, aber zumindest lag es im Bereich des Möglichen.

Da Caro bei ihrem ersten Vorstellungsgespräch war, fuhr Mike mich zum Arzt. Nach einer knappen Stunde kam ich strahlend aus der Praxis heraus. Mike bemerkte sofort, dass der Gips ab war und freute sich für mich. Ich musste zwar noch vorsichtig sein und regelmäßig zur Physiotherapie gehen, aber dieses nervige Ding war endlich weg und somit auch der elendige Juckreiz.

Zuhause war die Stimmung etwas gedrückt, denn Caros Vorstellungstermin war nicht wie gewünscht verlaufen. Der erste Termin war bei der kleineren Praxis und der Chef stellte sich als überheblicher Typ heraus, der aus dem Gespräch eher eine Prüfung gemacht hatte. Die fachlichen Fragen zu beantworten, war für Caro kein Problem gewesen, aber die Vorhaltungen darüber, dass sie in den letzten Jahren nicht gearbeitet hatte, waren ihr sehr unangenehm. Der Chef beendete das Gespräch schließlich mit der üblichen Floskel - „Wir melden uns bei Ihnen". Caro antwortete jedoch mit „Nein, danke. Ich habe kein Interesse mehr an der Stelle." Dem Chef fiel daraufhin alles aus dem Gesicht.

Ich war sehr stolz auf sie und ihre gesunde Reaktion auf ein solches Arschlochverhalten. Nicht alle Arbeitgeber hatten offensichtlich bemerkt, wie sehr sich der Arbeitsmarkt durch den Fachkräftemangel geändert hatte.

Für morgen stand schon das nächste Vorstellungsgespräch an und eigentlich konnte es ja nur besser laufen. Den ersten Kunden konnte sie auf jeden Fall schon mitbringen, denn ich hatte ihr verraten, dass ich mein Physiotherapierezept natürlich nur in einer Praxis einlösen würde, bei der sie arbeitete.

Schon während der letzten Wochen hatte Caro immer mal wieder nach meinem Arm geschaut und mit aktiven und passiven Mobilisationstechniken die Beweglichkeit in Schulter, Ellenbogen und Fingern verbessert. Physiotherapietermine für die Zeit „zwischen den Jahren" zu bekommen, war unmöglich.

Jenny begleitete Caro am nächsten Tag zum zweiten Vorstellungsgespräch. Das Therapie-Zentrum lag nur wenige hundert Meter entfernt von unseren Wohnungen. Bei besserem Wetter wäre es gut mit dem Fahrrad zu erreichen.

Mike war arbeiten und ich saß bereits an neuen Schadensfällen. Ich wollte wieder arbeiten. Es waren jetzt vier Wochen seit dem Unfall vergangen und ich mochte meinen Job so sehr, dass ich auf eine weitere Krankschreibung verzichtet hatte.

Während einer telefonischen Terminvereinbarung platzten Jenny und Caro jubelnd in die Wohnung und ich beendete das Gespräch schnell. Der Jubel ließ natürlich nur eine Schlussfolgerung zu: es war sehr gut gelaufen.

Aus Caro sprudelte es nur so heraus. Die Teamleitung war von ihr begeistert und die Lücke im Lebenslauf war nur kurz ein Thema gewesen. Caro hatte nur kurz „eine problematische Beziehung" erwähnt, als die Teamleiterin Michaela sofort weitere Erklärungen abwinkte und meinte: „Alles klar. Ich habe selbst eine schwierige Beziehung hinter mir und ich helfe Ihnen gerne beim beruflichen Neuanfang."

Ihre Erfahrung im Bereich Aquafitness war ein echter Vorteil für Caro und das Therapie-Zentrum bot alles, was man sich als Physiotherapeutin vorstellen konnte - verschiedene Kursangebote wie Pilates, autogenes Training, Yoga, Kardiotraining, Krafttraining und natürlich die klassische Physiotherapie. Caro hatte war Bedenken, ob sie wirklich alles konnte, aber Michaela nahm ihr die Angst. Sie könne sich erstmal darauf konzentrieren wieder „reinzukommen" und ihren neuen Arbeitsplatz kennenlernen. Über verschiedene vom Arbeitgeber finanzierte Fortbildungen konnte sie sich weiterbilden, aber das würde nach und nach kommen. Einen kleinen Teil des Teams lernte Caro sogar bereits beim Rundgang nach dem Vorstellungsgespräch kennen.

Als kleinen Test sollte sie einen Behandlungsplan für einen Patienten erarbeiten und einige Behandlungsformen am Gerät vorführen. Michaelas Reaktion darauf überraschte Caro, denn die Teamleiterin meinte nur: „Das sieht so gut aus, dass wir uns das Praktikum sparen können. Wenn du möchtest, kannst du nächste Woche Montag hier anfangen. Wir können jede weitere Hand sofort gebrauchen."

Auch finanziell war das Angebot attraktiv. Die Bezahlung lag deutlich über dem sonst üblichen Stundenlohn, es gab eine betriebliche Altersvorsorge und eine Prämie von 2.500 Euro bei Einstellung. Caro sollte sich das Angebot durch den Kopf gehen lassen und am nächsten Tag melden, ob sie es annehmen wollte oder nicht. Diese Bedenkzeit nahm sie gerne an, war sich aber schon in dem Moment sicher, es probieren zu wollen.

Am nächsten Morgen rief Caro noch vor dem Frühstück bei Michaela an und sie vereinbarten für den Nachmittag einen Termin zur Unterschrift des Arbeitsvertrags.

Für den gleichen Abend reservierte ich einen Tisch in einem griechischen Restaurant, um das Ereignis zu feiern. Jenny, Mike und Kira lud ich ebenfalls ein und so hatten wir einen lustigen Abend zu fünft.

In den nächsten Wochen normalisierte sich unser Alltag weiter. Meine zu bearbeitenden Schadenfälle nahmen wieder einen großen Teil meines Lebens ein, Caro wurde eingearbeitet und hatte innerhalb kurzer Zeit sehr viel Freude bei ihrer Arbeit. An manchen Tagen sahen wir uns wenig, denn meine Besichtigungstermine waren oft am späten Nachmittag und Abend und auch die Praxis war bis 20 Uhr geöffnet. Je nach Schicht ging Caro entweder früh zur Arbeit oder kam spät nach Hause. Aber zumindest meine Termine für die Physiotherapie führte sie durch, anfangs noch mit einem Kollegen zusammen und später dann alleine. Sie kontrollierte auch zuhause, ob ich meine „Hausaufgaben" erledigte. Aber mein Ziel war es, spätestens um Ostern herum wieder gegen Mike Basketball spielen zu können und die milden Temperaturen ließen die ein oder andere Fahrradtour zur Verbesserung meiner Kondition zu.

Caro brachte zwischendurch hin und wieder zwei Kolleginnen von der Arbeit mit, um den Feierabend auf der Dachterrasse zu genießen. Nicht nur Jenny und Mike, auch ihre Kolleginnen spürten offensichtlich schnell, dass zwischen uns mehr war als in einer normalen WG. Vermutlich war es für alle klar, außer für uns selbst.

Nach dem Silvesterkuss auf der Terrasse passierte erst mal nichts weiter zwischen uns. Wir konzentrierten uns zu sehr auf unseren Arbeitsalltag. Vielleicht war ein Anstoß von außen nötig, aber mit einem solchen Anstoß wie er dann kam, rechneten wir nicht.

Caroline

Vielleicht waren wir zu gutgläubig. Wir dachten, dass Adam aufgegeben und mich vergessen hatte. Immerhin waren zwei Monate vergangen und es fühlte sich an, als ob meine schlimme Vergangenheit noch wesentlich länger her war.

Doch plötzlich zogen dunkle Wolken auf, nicht nur durch den Regen, der tatsächlich aus den grauen Wolken fiel. Er prasselte auf einen kräftigen Mann, der vor dem Therapie-Zentrum stand. Er schaute auf den Eingang und bei einem Blick aus dem Fenster erschreckte ich mich so sehr, dass ich meine Tasse. Das Gesicht des Mannes war zwar nicht genau zu erkennen gewesen, aber ich wusste sofort, wer vor dem Gebäude stand.

Michaela hörte das Klirren der zerbrechenden Tasse und kam in den Aufenthaltsraum. Sie erkannte an meinem Gesichtsausdruck sofort, dass etwas nicht stimmte und richtete ihren Blick ebenfalls aus dem Fenster. Selbst ihr machte dieser Mann, der den Eingang anstarrte, Angst.

Michaela nahm all ihren Mut zusammen, denn sie wusste aus eigener Erfahrung, dass es nicht von alleine aufhören würde. Sie ging raus und wollte sich diesem dunklen Ungetüm stellvertretend für mich stellen. Aber als sie draußen war, war er bereits verschwunden.

Auf dem Weg zurück in den Aufenthaltsraum bat sie eine Kollegin, den nächsten Termin für mich zu übernehmen und schloss die Tür hinter sich. Vermutlich hatte er mich über die Homepage des Therapie-Zentrums gefunden, denn dort wurden alle Mitarbeitenden genannt und es waren sogar Fotos hinterlegt. Wir hatten einfach nicht dran gedacht, dass Adam mich auf diesem Weg finden könnte.

Michaela wusste, was zu tun war und half mir bei der Umsetzung. Über den Weißen Ring nahm ich Kontakt zu einem Anwalt auf und ließ diesen eine Unterlassungsverfügung bei Gericht beantragen. Gleichzeitig teilte der Anwalt Adam schriftlich mit, dass er bei weiteren Kontaktaufnahmen Anzeige erstatten würde. Jetzt mussten wir hoffen, dass diese Drohung Wirkung zeigte.

Tobias

In den nächsten Tagen organisierten wir immer einen Fahrdienst für Caro, damit sie nicht alleine unterwegs sein musste. Mike, Jenny und ich wechselten uns ab und auch Jennys Vater sprang bei Bedarf ein. Durch das Schreiben des Anwalts und die Unterlassungsverfügung schien Adam zumindest vorsichtiger geworden zu sein, denn wir sahen ihn in den nächsten Wochen nicht mehr. Aber irgendetwas stimmte nicht und auch wenn er nicht sichtbar war, waren wir uns sicher, dass er da war und sich nur gut versteckte.

Trotzdem musste das Leben irgendwann weiter gehen und auch Caro wollte wieder einen normalen Alltag haben. Also fuhr sie mit ihrem neuen E-Bike alleine zur Arbeit. Es war Freitag und sie hatte Spätdienst, der um 17:30 Uhr endete. Zumindest das Wetter spielte mit und trotz der noch winterlichen Temperaturen war es eine angenehme Kälte.

Caroline

Der Arbeitstag verlief gut. Ich wollte Tobias noch eine kleine Freude machen und ihm seine Lieblingschips mitbringen. Also drehte ich eine Runde mit dem Rad und fuhr in Richtung Einkaufszentrum. Auf dem Weg dahin wurde mir mulmig.