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Dunkler Abgrund Ch. 13

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Ebenso abrupt, wie die Vision sie von der Unterhaltung mit Holly fortgerissen wurde, klärte sich das Bild. Es war kein Gleiten von Farben, die langsam Formen annahmen, sondern es war wie ein Blinzeln und plötzlich ist alles da.

Drückende Schwüle ließ ihn unter seinem Fell schwitzen, doch viel schlimmer als diese unangenehme Hitze und diese feuchte Luft unter der hohen Decke aus tropischen Bäumen und Büschen des Amazonasgebietes, war sein Hunger. Gott, sein Magen hing ihm bis in die Kniekehlen und ständig gluckerte es unangenehm. Wann hatte er das letzte Mal etwas zwischen den Zähnen gehabt? Er konnte sich nicht erinnern, so lange war es schon her. Doch, seine letzte Mahlzeit war zusammen mit seinem Rudel gewesen. Sein Vater hatte ein Tier gerissen und es mit dem Rudel geteilt. Sie waren alle nicht satt geworden, doch es hatte zumindest den schlimmsten Hunger getilgt. Es war schwer geworden, zu jagen. Vielleicht hatte deswegen das Rudel verlangt, dass sie von nun an allein jagen sollten, um weiträumiger wildern zu können. Doch nur die anderen waren zumindest in Zweiergruppen losgeschickt worden. Vielleicht hatten die anderen schon vor Tagen etwas gerissen und es ohne ihn geteilt. Es war ihnen zuzutrauen. Besonders seinem Vater.

Er wusste, was das Problem war. Sein Vater war noch viel zu jung, um einen Erben zu haben. Normalerweise pflegten sich Werwölfe erst ein fruchtbares Weibchen zu suchen, wenn sie Schwierigkeiten bekamen, sich durchzusetzen. Sam war mehr ein Unfall gewesen und sein Vater empfand ihn als Bedrohung. Der Status des Alphawolfs war nun nicht mehr für ihn gefestigt und das machte ihm Angst. Besonders, weil Sam so anders war. Seine Mutter war beim Werfen fast gestorben und hatte seine beiden kleineren Geschwister beim Geburtsvorgang in den Tod gerissen. Nur Sam hatte überlebt, auch wenn es mehr Glück war, als sonst etwas. Sein Vater hatte ihn schon nach wenigen Momenten umbringen wollen, als er erkannte, dass Sam ein Männchen war und somit ein potentieller Erbe. Doch er hatte ihn am Leben gelassen. Vielleicht, weil er ahnte, dass sich die Zeiten änderten. Vielleicht weil das Rudel ein solches Verhalten nicht gebilligt hätte. Jeder Mann im Rudel wurde gebraucht und dabei spielte es keine Rolle, ob er sich richtig unterordnen wollte. Denn das wollte Sam nicht. Das Rudel stand geschlossen hinter ihrem Alphawolf und schloss Sam systematisch aus der Gemeinschaft aus. Essen wurde rationiert; er durfte nicht mehr bei den Mahlzeiten dabei sein, sondern sollte Wache halten. Und er sollte auch noch Dankbarkeit und Respekt zeigen, weil sein Vater ihn nicht nach der Geburt umgebracht hatte.

Vielleicht wäre es anders, wenn die Menschen nicht plötzlich in ihrer Gegend wildern würden und die Tiere mit ihrem lauten Lachen, Tanzen und Festen verjagen würden. Vielleicht hätte sein Vater ihn dann schon früher einfach von einer Kippe gestoßen oder ihn beim Jagen aus Versehen tödlich verletzt. Doch die Menschen waren nun Teil dieses Gebietes und deshalb wurde jeder Jäger gebraucht. Als Schutz für die Weibchen und als Nahrungsbringer.

Sams Pfoten schleppten sich träge durch das Gebüsch, während sich sein Magen ein weiteres, qualvolles Mal vor Hunger zusammenzog. Es konnte einfach nicht sein, dass die anderen ebenfalls keinen Erfolg beim Jagen hatten. Schließlich hatten ein paar von ihnen die dichten Wälder durchstreift, in denen es noch vor Tieren wimmelte. Nur Sam war in das lichte Gebiet geschickt worden; dort, wo sich auch die Menschen vor hundert Jahren angesiedelt hatten. Natürlich war das nur eine weitere Demütigung seines Vaters, denn hier würde Sam nie etwas reißen können und es stolz dem Rudel präsentieren. Nein, das war den anderen und seinem Vater vorbehalten.

Plötzlich verharrte Sam und lauschte. War das ein Wolfsheulen? Hatten sie doch etwas gefangen? Sein Herz machte einen aufgeregten Hüpfer, doch dann veränderte das Echo das Geräusch. Verdammt, nur ein einzelner, mutiger Schreiaffe, der zum Sonnenaufgang den Tag begrüßte. Eine geeignete Beute, wären diese Viecher nicht so verdammt schnell. Sam blieb trotzdem stehen. Die Sonne ging tatsächlich schon auf. Hatte er die ganze Nacht erfolglos das Waldstück durchstreift? Ohne auch nur eine einzige Duftspur zu erhaschen? Wie war das möglich?

Siedend heiß wurde ihm klar, dass er sich viel zu nah am Dorf der Menschen aufhielt. Von hier aus waren es kaum noch zweihundert Meter bis zur ersten Hütte. Sam hob den Kopf und schnüffelte. Tatsächlich. Er war so fixiert darauf gewesen, ein Wild zu erhaschen, dass ihm gar nicht aufgefallen war, wie sehr sich die Luft langsam mit dem Duft von Menschen durchsetzte. Angespannt sah er sich um. Bisher war die Nacht noch nicht vorbei. Wahrscheinlich war er gar nicht entdeckt worden. Vorsichtig setzte Sam den ersten Schritt zurück. Es war still hier. Die Vögel hatten noch nicht begonnen, ihre Gesänge von sich zu geben, doch nicht das war das ungewöhnliche. Es war wirklich still. Vielleicht war das Dorf verlassen. Vielleicht waren die Menschen weitergezogen. So wie sie vor hundert Jahre auch einfach hier aufgetaucht waren, könnten sie sich ein neues Fleckchen gesucht habe. Neugierig geworden trat Sam geduckt näher und atmete noch einmal tief ein. Seine feinen Sinne nahmen den Geruch von Menschen wahr, doch mehr nicht. Er wurde nicht schärfer; der Duft von Feuer, Früchten und ungewaschener Haut. Selbstbewusster trat Sam ein weiteres Stück nach vorn und versteckte sich hinter einem kleinen Busch. Sein Vater hatte davor gewarnt, den Menschen näher zu kommen, weil sie nicht in der Lage waren, richtig zu jagen. Sie mussten Waffen benutzen, um Tiere reißen zu können. So ganz anders als die Werwölfe, die einfach als Wolf durch die tropischen Wälder zogen. Sowieso schien sein Vater die Verwandlung in einen Menschen als lästig anzusehen, doch Sam mochte es irgendwie. Besonders, wenn er den kleinen Teich aufsuchte, war es wundervoll das kühle Wasser auf nackter, haarloser Haut zu fühlen. Vielleicht waren die Menschen gar keine Gefahr, dachte Sam plötzlich. Schließlich konnten die Menschen hier überleben, obwohl sie alle Tiere verscheucht hatten. Vielleicht hatten sie Möglichkeiten gefunden, anders an Nahrung zu kommen.

Sam hatte von einigen Frauen aus dem Rudel gehört, dass sie in der Umgebung Früchte wie Affen pflückten und sie aßen. War das möglich? Lebten sie allein davon?

Sam huschte ein weiteres Stück näher an das Dorf und erstarrte, als ihm der Geruch von Wild um die Nase schlug. Sofort drehte er den Kopf und vergaß das Dorf, als er sich abwandte und der Spur folgte. Ein Tapir hatte sich hierher verirrt. Sam folgte fast blind der eindeutigen Spur, die sich an einem Flusslauf plötzlich verlor. Er schnupperte angestrengt und fuhr dann zusammen. Jaguarfell. Nass und warm. Offensichtlich hatte der Tapir nicht nur ihn angelockt. Vorsichtig setzte Sam seinen Weg fort und folgte den beiden Spuren, bis der Flusslauf in einem Wasserfall endete. Gespannt reckte Sam den Kopf und sah über den Abgrund hinab. Es waren kaum zwei Meter, die ihn von einem tiefen, aber kleinen See trennten. Doch dort unten fand er keinen Tapir; nur den glänzenden Rücken der aggressiven Wildkatze und einen weißhaarigen, kleinen Mann.

Das Fauchen der Wildkatze ließ Sams Nackenhaare zu Berge stehen. Hier hatte kein Raubtier außer ihm etwas zu suchen! Dies war das Gebiet der Werwölfe! Instinktive Wut ließ seine Lefzen hochziehen und ein Grollen ertönte aus seiner tiefen Brust. Mit einem Satz sprang Sam über die Kante und landete unten im weichen Sand des Ufers. Knurrend näherte er sich der Katze, weniger um sie von dem alten Mann zu verscheuchen, als vielmehr um sein naturgegebenes Recht zu verkünden. Dies hier war sein Land! Sein verdammtes Revier!

Der kleine Mann schrie laut auf und wich vor ihm zurück, während die Katze sich aufrichtete und mit dem Schwanz schnellte. Zum Kampf bereit grollte Sam sie an. Doch dann sprang die Katze herum und verschwand im Urwald.

Sam wollte ihr gerade hinterherhetzen, als der Mann plötzlich einen Satz auf ihn zumachte und ihn angriff. Sam wich zurück. Was zur Hölle meinte dieser Mensch denn, was er da tat? Glaubte er tatsächlich, dass er eine Chance gegen ihn hatte? Sein Kopf reichte ihm selbst in Wolfsgestalt bis zur Brust! Selbst in jungen Jahren hätte der Mann niemals den Hauch einer Gefahr für ihn dargestellt. Und dieser Mann... Sam verharrte und starrte dem Mann ins Gesicht. Das war kein altes, zerfurchtes Gesicht, sondern das Gesicht eines Kindes. Eines panischen Kindes, das in die Ecke gedrängt plötzlich Krallen zeigte und in den Angriff überging. Weshalb hatte er dann weißes Haar? Sam hatte diese Art von Haar bisher nur bei einer ganz bestimmten Rasse von Menschen gesehen. Und selbst bei denen wurden nur die alten weißhaarig. Für gewöhnlich waren die Menschen in dieser Gegend klein, schmächtig und hatten schwarzes Haar und eine rotbraune Haut. Dieser Junge allerdings war vollkommen weißhaarig und hatte eine helle Haut. Selbst seine Augen hatten eine ungewöhnliche Farbe. War das... rot?

Als der Junge mutiger geworden, durch Sams Rückzug, einen weiteren Angriff auf ihn starten wollte, richtete sich Sam auf und knurrte ihn an. Sofort fiel der Junge hinten über und krabbelte von ihm weg, bis sein Rücken gegen einen Baum stieß. Das war es? Das war die große Bedrohung? Dieser kleine Wicht?

Selbst hunderte von ihnen könnten nicht gegen einen wie ihn ankommen; einen Werwolf. Sein Vater hatte offensichtlich den Verstand verloren. Sie hätten sie vom ersten Moment an verjagen müssen. Dann gäbe es jetzt auch nicht dieses Jagdproblem.

Doch bei allem Widerwillen, den Sam gegenüber diesem Menschen empfand, blieb er doch in der Nähe und betrachtete ihn. Wie alt er wohl war? Wahrscheinlich gerade mal erwachsen. Vielleicht fünf- oder sechshundert Jahre alt. Nein, Menschen starben schon nach hundert Jahren. Gott, was machte ein Mensch denn in so einer kurzen Zeit? Quetschte er alles einfach in ein paar Tages, was Werwölfe jahrelang erlernten? Oder waren sie irgendwie besser entwickelt, sodass sie bei allem schneller waren?

Sam trat einen Schritt auf ihn zu. Der Junge drängte sich augenblicklich näher an den Baum und wandte halb das Gesicht ab. Mit geschlossenen Augen wartete er ab, während sich seine Brust immer schneller hob und senkte. Was machte so ein kleines Kind eigentlich allein hier? War das unter Menschen üblich, dass sie ihre schutzlosen Jungen einfach der Gefahr der Wildnis aussetzten?

Unwillkürlich krampfte sich Sams Magen zusammen. Doch diesmal nicht wegen des Hungers, sondern aus Mitgefühl. So einsam und verlassen war er auch. Das Rudel schnitt ihn, sobald sein Vater dabei war und ließ ihn allein. Augenblicklich wollte er nicht mehr, dass der Junge Angst vor ihm hatte. Sie waren sich so ähnlich. Beide waren sie allein hier. Verlassen von Familie und Freunden. Doch weshalb war der Junge nicht umgeben von menschlichen Vertrauten? War er auch ein Erbe?

Ein scharfer Geruch stieg Sam in die Nase und er erstarrte. Wieder regte sich Mitleid mit ihm, als der kleine Junge die Kontrolle über seine Blase verlor und sich vor Angst in seinen Lendenschurz erleichterte. Das hatte er nicht gewollt. Er sollte keine Angst vor Sam haben. Das fühlte sich nicht richtig an, dass der Junge gerade mit dem Tod rechnete. Das war... falsch.

Es geschah so plötzlich, dass Sam erst bewusst wurde, dass er sich verwandelte, als es auch schon zu spät war. Nackt und in menschlicher Gestalt stand er plötzlich vor dem Jungen und sah auf ihn hinunter.

Der Junge keuchte, doch dann hielt er die Luft an. Sein Blick zuckte über Sams Gestalt und richtete sich dann in Sams Gesicht. Wieder ließ er seine seltsam rötlichen Augen wandern, als Sam nichts machte, außer stehen zu bleiben, damit er seine Neugierde befriedigen konnte. Seltsamerweise gefiel Sam das. So angestarrt zu werden. In seiner menschlichen Gestalt. Ein verwirrendes Gefühl setzte in seiner Brust ein, als der Junge nun seinen Blick unverhohlen auf Sams Schwanz richtete. Ein schweres, heißes Brennen setzte ein und verwirrt bemerkte Sam, dass er auf dieses Starren mit... Lust reagierte. Fassungslos wich er einen Schritt zurück, doch der Junge schien das nicht zu bemerken. Sein Blick war immer noch unverwandt auf ihn gerichtet und seine Augen füllten sich mit dem selben Ausdruck, den auch Sam tragen musste. Verwirrung, Scham und Vorsicht leuchtete auf seinem erhitzten Gesicht und seine Wangen füllten sich mit Röte.

Plötzlich öffnete der Junge den Mund. „Was bist du?"

Überrascht, dass er nur mit einem starken Akzent, aber deutlich verständlich sprach, öffnete Sam seinen Mund und schloss ihn gleich darauf. Seltsam desorientiert wich er einen weiteren Schritt zurück und zuckte mit den Schultern. „Und was bist du?"

„Der Fluch meiner Mutter", sagte der Junge so ernsthaft, dass sich Sams Herz schmerzhaft zusammenzog. Der Junge lächelte unsicher und zeigte auf sich. „Die Götter haben meine Mutter verflucht, als sie ihr Dorf verließ und sich den Nucnuc anschloss. Deshalb hat sie mich bekommen. Einen farblosen Jungen."

Sam schüttelte unwillkürlich den Kopf, doch er sagte nichts. Irgendwie schien das Kopfschütteln den Jungen zu freuen, denn er wich leicht von dem Baum zurück und näherte sich Sam. „Von welchem Stamm bist du?"

„Rudel", korrigierte Sam unwillkürlich. „Ich gehöre zum Rudel meines Vaters."

„Er ist bestimmt stolz auf dich." Die Anerkennung, die bei diesen Worten mitschwang, ließ Sams Schwanz pulsieren. Es machte ihn an. Aus irgendeinem Grund machte ihn dieser Junge an. War das der Grund, warum er niemals Interesse an den Weibchen im Rudel gezeigt hatte? Sondern nur an seinen Männchen? Er wusste es nicht. Und es war ihm auch egal, solange sein härter werdender Schwanz den Jungen nicht abstieß. „Wie heißt du?"

Der Junge schüttelte den Kopf und verzog leicht das Gesicht. Schweigend drückte er sich am Baum ab und richtete sich auf. Mit vorsichtigen, aber zielgerichteten Schritten umrundete er Sam und ging zum See. Dort streifte er seinen Lendenschurz ab und warf ihn ins seichte Wasser, bevor er kopfüber ins Wasser sprang. Sam sah ihm zu, wie er sich langsam wusch und fühlte wieder diese schneidende Lust in sich aufsteigen, während er dastand und ihn betrachtete. Glitzerndes Wasser umspülte seinen überraschend erwachsenen Körper und diese helle, weiche Haut, die an weiße Flusssteine erinnerte. Sein dichtes Schamhaar war genau wie sein Schopf sehr hell, doch es wurde dunkler, als Wasser es benetzte. Fasziniert trat Sam näher, bis er die kleinen Wassertröpfchen auf seinen weißen Wimpern glänzen sah. Das Schauspiel, wie sich der Junge vor ihm seinen Schwanz wusch und dann die Beine spreizte, um sich zwischen den Schenkeln zu waschen, ließ Sams Mund trocken werden.

Erst, als das Wasser seine Brust umspülte, merkte Sam, dass er dem Jungen gefolgt war. Er blieb vor ihm stehen, doch nicht aus Unsicherheit, sondern um dem Jungen einen Moment zu geben sich auf das vorzubereiten, was nun kam. Dann fasste er nach seinem Arm und zog ihn näher. Seine Haut war kühler als Sams. Vielleicht, weil er länger im Wasser war. Vielleicht weil die Temperatur von Werwölfen erhöht war. Es spielte auch keine Rolle. Der Junge hob ihm das Gesicht entgegen und Sam senkte den Kopf. Es war ganz natürlich, dass sich ihre Lippen trafen. Und es fühlte sich noch natürlicher an, als der Junge seine Hand auf Sams Hinterkopf legte und ihn näher zog.

Grace wollte verweilen. Wollte in diesem Traum bleiben. Diese wunderschöne Vereinigung erleben, doch es reichte ein Blinzeln und sie war woanders. Sam versteckte sich hinter einem Fels, während er auf seinen Geliebten wartete. Das Rudel hatte immer noch nicht nach ihm gerufen, deshalb hatte er den Tag über hier am See gewartet. Zum Sonnenuntergang kam er wieder und brachte Essen. „Es ist nicht viel, ich weiß", entschuldigte er sich, während Sam fassungslos die Fische anstarrte, die sein Geliebter gebracht hatte. Wärme schnürte ihm die Kehle zu und blinzelnd versuchte Sam zu verbergen, wie viel ihm dies bedeutete. Vorsichtig, mit zitternden Händen, nahm er einen der Fische und lächelte ihn an. „Danke."

Sein Geliebter strahlte zurück und das Gesicht blieb, während sich die Umgebung veränderte. Sam sah ihn grinsend an und zeigte vorsichtig auf eine Spur an einem verwachsenen Flussbett. Baumwurzeln und Pflanzen bildeten einen Überhang über dem Wasser und verbargen so die Höhlen der Capybara. Sams Hände waren zu sehen, wie er nach einem Tier griff, dann waren Sams Hände auf dem Körper des Jungen. Sam fühlte sich vom ausdauernden Liebesspiel müde, trotzdem konnte er nicht aufhören, die seidige Haut des Jungen anzufassen. Er hasste seinen Namen, der Verfluchter bedeutete, deshalb nannte Sam ihn nur „meinen Geliebten". Er liebte es, so genannt zu werden. Jedes Mal strahlte er über das ganze Gesicht und alles in Sam füllte sich mit Wärme. Warme Finger legten sich auf seine Lippen, um ihm zu bedeuten leise zu sein. Sams hervorragende Augen sahen in der nächtlichen Schwärze, wie eine Gruppe von Erwachsenen durch die Bäume streifte, auf der Suche nach bunten Fröschen. Mit ihnen vergifteten sie die Spitzen ihrer Pfeile, hatte sein Geliebter ihm verraten. Während die Gruppe nur ein paar Meter von ihnen entfernt war, verschloss Sam mit einer Hand den Mund seines Geliebten und drückte ihn zu Boden. Leise drang er von hinten in seinen Arsch ein und schloss die Augen. Als er die Augen wieder öffnete, war er umgeben von Männern. Sein Vater stand vor ihm und sah ihn angewidert an.

„Wo warst du?"

Sam antwortete nicht sofort. „Jagen."

„Nichts gefangen?", fragte sein Vater höhnisch und hinter ihm lachten einige Männer. Die, die am erfolgreichsten gejagt hatten, lachten am lautesten.

„Nein."

„Sollen wir dich durchfüttern, oder was?" Sein Vater schlug ihm ins Gesicht. Blut spritzte aus seinem Mundwinkel, doch Sam unterdrückte einen Laut des Schmerzes. Stumm drehte er den Kopf zurück und sah seinen Vater abwartend an.

„Du bist kein Kind mehr. Und auch keine alte Frau. Weshalb sollten wir dir also etwas abgeben?"

Sams Blick fiel auf das frisch gerissene Wild. Saftiges, frisches Blut trat aus ihrem Hals hervor und lockte ihn. Die Fische seines Geliebten stillten zwar den Hunger, doch es schmeckte nicht. Zumindest hatte er aufgehört, ihn mit Früchten zu locken. Am Ende hatten sein Geliebter ihn sogar gejagt und mit den tropischen Früchten beworfen. Bevor Sam es verhindern konnte, bildete sich ein feines Lächeln in seinem Mundwinkel.

„Findest du das komisch?", brüllte sein Vater plötzlich und schlug ihn erneut. „Verschwinde und komme erst wieder, wenn du etwas erlegt hast und deinen Beitrag leistest."

Sein Geliebter hockte neben ihm und bedeutete ihm ein weiteres Mal, still zu sein. Auf der kleinen Lichtung regte sich immer noch nichts, deshalb begann Sam gelangweilt über die Haut an seinem Rücken zu streicheln. Er zuckte zurück und warf ihm einen bösen Blick zu, den Sam unschuldig erwiderte. Plötzlich roch er es. Nabelschweine. Eine ganze Rotte von gut vierzig Tieren kroch aus dem Gebüsch auf die Früchte zu. Sein Geliebter hatte ihm gezeigt, wie man diese Tiere mit Fressen anlockte. Fassungslos sah Sam zu, wie sie sich auf die Früchte stützten. Er hatte drei Tage, während sein Geliebter im Dorf war, damit verbracht, den Spuren der Tiere zu folgen. Und plötzlich kamen sie direkt auf ihn zu.

Sam warf ein Bündel zusammengeschnürter Tiere in die Mitte der Rudelmitglieder und schenkte seinem Vater nur einen kurzen Blick. Sechs Nabelschweine waren mehr, als das Rudel in den letzten Wochen insgesamt gefangen hatte. Doch Sam suhlte sich nicht in seinem Triumph. Effizient zerteilte er das Fleisch und warf zuerst den Frauen und Kindern, später den Männern und ganz zum Schluss seinem Vater einen gerechten Teil zu. Die Männer schlugen ihm auf die Schulter. Zwei bedankten sich sogar. Doch es war Sam egal. Das einzige, was ihn besorgte, war der rotglühende Hass im Gesicht seines Vaters.