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Eigentlich wollte sie nur . . .

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Eine außergewöhnliche Liebe.
28.6k Wörter
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Eigentlich wollte sie nur . . . .

. . . . einmal in seinem Auto mitfahren.

Eine außergewöhnliche Liebe

Eine zufällige Begegnung zog Ereignisse nach sich, die so weder gewollt noch geplant waren. Eine Beziehung baute sich über mehrere Tage auf, die einen Sturm an Gefühlen auslöste, die aber aussichtslos bleiben musste. Die Beteiligten wussten, dass ihr Verhältnis keine Zukunft haben würde, aber das intensivierte das Geschehen nur noch.

Und der Schluß ist etwas außergewöhnlich und eigenwillig, denn es gibt zwei davon.

*

Auszeit

Robert Wegener hieb auf das Lenkrad. Frustration machte sich in ihm breit. Er hatte sich verfranzt. Warum musste er auch mit dem alten Capri RS 2600 durch die Gegend schaukeln? Natürlich hatte der kein Navi eingebaut, weil es das zu der Zeit noch nicht gab und statt seines modernen Smartphones hatte er nur ein einfaches Mobiltelefon ohne jeden Schnickschnack dabei. Und Straßenkarten hatte er von dieser Gegend natürlich auch keine. Ansonsten war das Auto durch die große Heckklappe praktisch, konnte er seine umfangreiche Fotoausrüstung dank umklappbarer Rücksitze bequem verstauen und erreichen. Aus diesem Grund hatte er sich den Ford ausgesucht. Er brauchte zwar 15 - 18 Liter auf einhundert Kilometer, aber das war damals so üblich und auch sein alter Ford Taunus 2.3 hatte den gleichen Durst gehabt und der hatte gut 50 PS weniger. Sei es drum.

Schließlich hatte er ein noch paar freie Tage, um sich zu regenerieren und vom Stress seines letzten Auftrages zu erholen.

Robert war Fotograf und freier Mitarbeiter mehrerer großer Zeitungen und Magazine. Er war erfahren, abgebrüht und nervenstark. Auch in brenzligen Situationen behielt er einen kühlen Kopf, traf richtige Entscheidungen und hatte dadurch Extremsituationen gemeistert, an denen andere vermutlich gescheitert wären. Er wurde dahin geschickt, wo es schon einmal gefährlich werden konnte, wo die Brennpunkte des Zeitgeschehens waren und seine Fotos waren schon mehrfach ausgezeichnet worden.

Er war 52 Jahre alt, mittelgroß und relativ schlank. Er war seit mehreren Jahren geschieden, weil seine Ehe nicht mit seiner Profession als Fotograf und Reporter vereinbar war. Seine Frau hatte sich während seiner häufigen und meist längeren Abwesenheit einen Liebhaber gesucht, da sie sehr oft alleine und einsam war. Ihr Neuer, den sie nach der Scheidung auch geheiratet hatte, war ein Büromensch und jeden Abend zuhause.

Robert hatte sich pragmatisch damit abgefunden und außer schnellen und kurzen

One Night Stands war nichts bei seiner Suche nach einer neuen Partnerin heraus gekommen, da er einfach zu oft auf Reisen war und seine „Freundinnen" sich nicht damit abfinden konnten oder wollten.

*

Nach seiner Schulzeit und einem Abitur in der Tasche ging er zur Bundeswehr, denn er wollte erst einmal Geld verdienen. Er verpflichtete sich für vier Jahre und machte beim Heer eine Ausbildung zum Scharfschützen, denn er war schon in der Grundausbildung durch hohe Treffgenauigkeit und perfektem Umgang mit dem Gewehr G3 aufgefallen. Auch mit der UZI und der Pistole P1 lag er weit über dem Durchschnitt und wurde von seinen Vorgesetzten entsprechend gefördert. Dann wurde er zu den Heeresbergführern nach Bad Reichenhall versetzt, wo er lernte sich im Gebirge zu bewegen und mit Mulis umzugehen. Am liebsten war er mit den Tieren im Freien bei längeren Übungen, wo Einfallsreichtum und selbstständiges Handeln gefragt war. Nach Ablauf der Zeit begann er an der Medienhochschule in München mit einem Journalistikstudium.

In den ersten Jahren seines Journalistenlebens arbeitete er sich vom Lokalreporter zum Sportreporter und schließlich zum Spezialisten für ungewöhnliche Angelegenheiten empor. Sonderaufträge, Blitzreportagen und irgendwelchen Paparazzi-Scheiß. Irgendwann kam er zu dem Schluß, dass es besser wäre, sich selbstständig zu machen, damit er nicht jeden Mist zum bearbeiten bekam, sondern sich seine Aufträge selber aussuchen konnte.

Also kündigte er bei seiner Zeitung, um als freier Fotoreporter sein Geld zu verdienen.

*

Er war schon in der ganzen Welt unterwegs gewesen, hatte sich heimlich über den Himalaya mit tibetanischen Führern und Mönchen von Indien nach Tibet aufgemacht und dort Dinge fotografiert, die ihn nach deren Veröffentlichung nicht gerade zum Freund der chinesischen Behörden stempelten. Versteckte Drohungen und Andeutungen, auch von der eigenen politischen Seite, waren noch das geringste, was ihm zugetragen wurde. Aber er hatte auch Freunde unter den Oppositionellen, gerade in Hongkong, Tibet und Afghanistan.

Er dokumentierte Missstände in Nord- und Südafrika und prangerte sie an, aber auch in Europa und Amerika deckte er Dinge auf, über die maßgebende Personen am liebsten das Mäntelchen des Schweigens ausgebreitet hätten.

Er hatte ein Talent dafür, den verantwortlichen Personen auf die Füße zu treten, sie zu provozieren und ins Rampenlicht zu zerren und hatte sich so schon einige Feinde gemacht. Wenn er einmal eine Spur aufgenommen hatte, dann lies er nicht mehr locker, bis er sein Ziel erreicht hatte. Mehr als ein Rücktritt politisch Verantwortlicher und sogar von Ministern kam auf sein Konto, als die trotz aller Unschuldsbeteuerungen und falscher Aussagen sich nicht mehr aus der Affäre ziehen konnten und Verantwortung für ihre ungesetzlichen Taten übernehmen mussten. In einigen Ländern, die er massiv kritisiert und angeprangert hatte, war er zur "Persona non grata" erklärt worden und ein Einreiseverbot war gegen ihn ausgesprochen worden.

Aber sein letzter Auftrag in Indien hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Er sollte die Lebensumstände der unteren Bevölkerungsschichten dokumentieren und hatte in Mumbai angefangen, nach geeigneten Motiven zu suchen und diese festzuhalten. Das Elend, das ihm dort begegnete, erschütterte in zutiefst. Als er sah wie dort Erwachsene und Kinder hausten und dahinvegetierten, brach in ihm der Glaube an die Menschheit zusammen. Es war das erste Mal, dass er einen Auftrag nicht beendete, aber hätte es nicht eine Minute länger in Indien ausgehalten. Er kam nicht mit der Art zurecht, wie Arme und Reiche in verschiedenen Welten in ein und dem selben Land lebten und das Kastensystem war für ihn ein Relikt aus dem tiefsten Mittelalter. Mochten die Inder auch noch so stolz auf ihre Errungenschaften auf den Gebieten Industrie, Raumfahrt und Computerwesen sein, gesellschaftlich standen sie für Robert noch in der Steinzeit, eher noch weit darunter.

Ein persönlicher Schicksalsschlag lies ihn dann die Flucht ergreifen, als auch sein Leben plötzlich bedroht war.

*

Bei seinen weiteren Aufträgen mied er Asien und spezialisierte sich auf Mittel- und Südamerika, aber dort wurde die Lage nach 3 Jahren so prekär für ihn, dass er wieder nach Deutschland zurückkehrte. Er war körperlich und geistig total ausgebrannt, dass er beschloss, vorläufig nicht mehr als Fotoreporter tätig zu sein.

Also nahm er sich eine Auszeit auf unbestimmte Zeit um abzuschalten, wieder herunter zu kommen und ein normales Leben in normaler Umgebung zu führen.

Zwar hatte er einige Angebote für lukrative Aufträge, aber als er sich die Unterlagen durchsah und feststellte, wohin es gehen sollte und was er recherchieren sollte, da lehnte er dankend ab. Er hatte von der modernen, marktschreierischen Gesellschaft genug und wollte die in seinen Augen sensationsgierigen und oberflächlichen Gelüste nicht länger befriedigen.

Geld hatte er genug und so konnte er einige Zeit Urlaub machen, ohne dass er finanziell unter Druck geriet. Als es noch Zinsen für sein Erspartes gab, hatte er mit Tagesgeld seine Guthaben vermehrt und danach mit vorsichtigen Aktienspekulationen eine solide Grundlage für sein Alter geschaffen.

Er wollte nur ein paar unbeschwerte Tage mit seinem alten Ford durch die Berge bummeln, sich einige schöne Täler anschauen und Fotos machen, die sein Auge erfreuen würden und dass sich nicht seine Nackenhaare aufstellten. Davon hatte er die Schnauze momentan voll. In seinen Gedanken entstand die Idee von einem Bildband über die Schönheiten der Alpen mit ihren Bergen, Tälern und kleinen Siedlungen, abseits vom Massentourismus und der Geschäftemacherei.

Ein Freund von einer kleinen unabhängigen Agentur bat ihn händeringend, wenn er schon durch die Berge streifen sollte, dann möge er doch bitteschön ein paar Bilder von malerischen Bergbauernhöfen, schön gelegenen Bergkirchen und Kapellen, sowie von alten Sägewerken und Mühlen machen. Die bräuchten sie bei Gelegenheit, um Kalender aus den Bergregionen in Österreich, der Schweiz und dem Schwarzwald zu gestalten.

Seufzend stimmte Robert zu, da er diesem Freund noch einen Gefallen schuldig war, packte seine umfangreichen Kamera- und Fotoausrüstungen zusammen, ein Solarladegerät für seine Akkus, Blitzgeräte und Lampen und steckte sich eine größere Anzahl von Speicherkarten ein.

*

Die ersten zwei Wochen streifte er durch Österreichs Bergwelt, durchstöberte die Steiermark, Tirol und Vorarlberg nach passenden Motiven und wechselte dann in die Schweiz. Durch Graubünden, Tessin, Uri und das Emmental führte ihn sein Weg wieder zurück nach Deutschland. Er hatte herausgefunden, dass es im Hochschwarzwald noch sehr viele alte Sägewerke und Mühlen geben sollte, so dass sich ein Abstecher vielleicht lohnen würde.

Und nun stand er hier, wie er meinte, am Arsch der Welt und hatte keinen Schimmer, wie es weitergehen sollte. Also, in Zentralasien fand er sich leichter zurecht. Wald, nichts als Bäume wohin er auch schaute, ein paar Wiesen und keine Menschenseele weit und breit.

Genervt wendete er den Ford und schlich wieder über die Feldwege in Richtung der Landstraße.

Siehe da, es gab doch Menschen in dieser gottverlassenen Gegend. Vielleicht konnte er jemanden fragen, wie er weiterfahren sollte.

Links bog ein schmaler Weg ab, an dessen Ende kurz vor dem Wald ein Bauernhof lag. Er war mittelgroß und hatte die typische Schwarzwälder Bauart.

Davor, auf einer Wiese oder einem Feld, schob eine Frau das abgemähte Gras mit einem großen Holzrechen zusammen.

Robert hielt bei ihr an und stieg aus.

*

Landleben

„Grüß Gott, entschuldigen sie bitte, vielleicht können sie mir weiterhelfen", sagte er. „ich glaube ich habe mich ordentlich verfahren."

Die Bäuerin wischte sich den Schweiß aus der Stirn und schob sich eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie hatte relativ kurzes, dunkelbraunes Haar und ebensolche Augen. Mit offenem Blick schaute sie Robert an.

„So, verfahren? Aus München, wie?", fragte sie, nachdem sie einen Blick auf sein Kennzeichen geworfen hatte. "Wo möchten sie denn hin?"

„Ähem, ich suche die Schlachtersäge. Sie soll hier irgendwo in der Gegend sein. Ist es noch weit?"

Sein Gegenüber stützte die Hände in die Hüften.

„Schlachtersäge, sagten sie, die vom alten Sepp? Die ist doch gar nicht mehr in Betrieb. Da empfehle ich ihnen eher die Schlagsäge, die ist nicht so baufällig, oder gehen sie zum Zimmermann, da können sie noch miterleben, wie Holz verarbeitet wird. Was wollen sie da eigentlich?"

Ihre Blick wurde mißtrauisch und sie wich einen Schritt zurück.

„Keine Sorge", beschwichtigte er. „Mein Name ist Robert Wegener und ich bin Fotograf. Ich mache Bilder für einen Kalender von Bauernhöfen, Mühlen und alten Sägen. Ich war schon in Österreich, komme gerade aus der Schweiz und will nun noch einige Tage im Schwarzwald fotografieren. Leider habe ich in meinem alten Auto kein Navi und Landkarten habe ich auch keine dabei."

„Kein Smartphone mit Internet?"

Er hielt sein altes Mobiltelefon in die Höhe und sie lachte.

„Na ja, zum Werfen ist es ja noch geeignet, aber sonst?"

„Telefonieren kann man aber auch noch damit. Ich wollte halt im Urlaub meine Ruhe haben und nicht immer für alles und jeden erreichbar sein", meinte Robert trocken.

„Nun, der Weg zur Säge ist etwas kompliziert. Sie müssen den Weg hier zurück und an der Landstraße rechts abbiegen. Die zweite Abzweigung dann links und einen Kilometer geradeaus. Dann wieder links, oder war es rechts? Nach dem nächsten Hof wieder Links und dann . . . . , mhhh, wie war das noch? Ich muss noch mal überlegen, einen Augenblick."

Sie stützte ihr Kinn auf ihrer Faust auf und legte die Stirn in Falten.

Robert hatte nun die Muße, sie etwas genauer zu betrachten.

Sie war etwa 165 cm groß und relativ schlank. Er schätzte ihr Alter auf ungefähr, na ja, es war gar nicht so leicht wie er es gedacht hatte. Ende Dreißig, vielleicht?

Sie trug eine an den Knien eingerissene Jeans, wie es sonst eigentlich nur junge Mädchen und Frauen machten. Aber das war sie sicher nicht mehr. Darüber hatte sie ein Baumwollhemd in Holzfäller Art, das einige Nummern zu groß für sie war. Er schätzte, dass es wohl ihrem Mann gehören würde. Ihre Arme unter den hochgekrempelten Ärmeln waren braungebrannt und zeigten, dass sie körperliche Arbeit kannte.

Ihr Gesicht war schmal, vom Staub und trockenen Grasresten ein wenig schmutzig und wo der Schweiß seine Spuren hinterlassen hatte, sah es aus als wäre Wimperntusche an ihren Wangen nach unten gelaufen.

Ihre Mund war schön geformt und die Lippen waren fein geschwungen. Eine schmale gerade Nase gab ihr ein klassisches Aussehen, nur die dunkle, fast schwarze Farbe ihrer Augen irritierte ihn.

Es war als würde er in einen tiefen schwarzen Moorsee schauen, der seinen Blick festhielt und nicht mehr loslassen wollte.

*

„Wie bitte?"

Sie hatte ihn etwas gefragt, aber er hatte es nicht mitbekommen.

„Ich habe sie gefragt, ob ich es ihnen noch einmal erklären soll, oder ob ich es ihnen lieber zeigen soll?", meinte sie und ein rätselhaftes Lächeln umspielte ihre Lippen. Und was ihm sofort auffiel, ihre Augen lachten mit und wirkten auf einmal ganz anders. Freundlich und seltsam hell?

„Ich wollte schon immer mal in einem solchen Wagen mitfahren, aber bisher hatte ich nicht die Gelegenheit dazu. Wenn nicht jetzt, wann dann?"

„Können sie denn den Hof so einfach alleine lassen?", fragte er sie.

„Die paar Kühe die wir haben sind da hinten auf der Weide und ich muss sie erst heute Abend in den Stall treiben. Und die Arbeit hier läuft mir nicht davon."

„Ist denn keiner da, der ihnen helfen kann?", wollte Robert ungläubig wissen.

„Mein Mann ist mit den Kindern heute morgen zu seiner Mutter gefahren. Die zieht diese Woche ins Seniorenheim um und da helfen sie alle mit. Aber einer musste auf dem Hof bleiben und das bin ich."

Ihre Miene verfinsterte sich leicht als sie das sagte.

„Bin ich unhöflich wenn ich frage, ob sie gerne mitgefahren wären?"

Sie atmete tief durch und schaute an ihm vorbei in die Ferne. Dann sah sie ihm wieder ins Gesicht.

„Nein, das sind sie nicht. Ich war froh, dass ich hierbleiben konnte, denn ich habe mich mit meiner Schwiegermutter noch nie gut verstanden. Mit meinem Schwiegervater schon, als er noch gelebt hat, aber mit ihr? Nein, wir waren einfach zu verschieden und selten einer Meinung. Und dann gab ein Wort das andere. Von meinem Mann habe ich da wenig Unterstützung erhalten. Er traute sich nicht seiner Mutter zu widersprechen. Pfft!"

Dieses „Pfft" sagte ihm so ziemlich alles, aber das war nicht seine Angelegenheit.

„Aber ich bin unhöflich", fuhr sie fort.

Er schaute sie fragend an, weil er nicht wusste, auf was sie hinaus wollte.

„Ich weiß wie sie heißen, aber ich habe mich nicht vorgestellt. Also, ich heiße Marlies Gerspach und dieser Hof ist der Gerspach - Hof und gehört meiner Familie und mir. Gut so?"

Robert lachte.

„Vollkommen, jetzt bin ich informiert und weiß das Wichtigste."

"Ja, aber nicht den Weg zur Sägemühle", gab Marlies zurück.

„Ist denn der jetzt noch wichtig?" fragte Robert leise, eigentlich mehr zu sich selbst. Aber sie hatte ihn gehört und auch das was sich dahinter verbarg. Oder bildete sie sich das nur ein?

„Wenn sie noch fotografieren wollen, dann schon. Fahren wir, bevor es zu dunkel wird."

Sie stellte den Rechen an die Wand, wusch sich am Wassertrog das Gesicht und sperrte die Haustüre ab.

Er öffnete die Beifahrertür und Marlies nahm in dem hellbraunen Ledersitz Platz. Sie atmete tief ein und schaute Robert an, der sich gerade festschnallte.

„Echtes Leder?", wollte sie wissen.

Er grinste lausbubenhaft.

„Jo, nachgerüstet. Riecht einfach besser als das schwarze Kunstleder und man verbrennt sich nicht so leicht den Hintern bei der Hitze, wenn man mal kurze Hosen anhat."

„Oder keine." Erschrocken hielt sie inne, als ihr das so unvermutet heraus gerutscht war.

„Oder so", gab er trocken als Antwort, als wäre es das natürlichste der Welt, was sie soeben gesagt hatte.

Trotzdem lief sie rot an und kicherte verlegen. Was sagte sie da nur? Sie kannte ihn doch gar nicht und redete mit ihm, als wäre er ein intimer Freund. Und dieser Robert nahm das einfach so hin, als wäre es normal so zu reden.

Dann musste sie sich darauf konzentrieren, ihm den Weg zu zeigen.

Am Sägewerk angekommen, baute Robert seine Kameras auf und Marlies staunte, als sie sah, was er alles dabei hatte. Sie war immer der Meinung gewesen, eine Kamera würde für alles reichen, aber Robert baute 3 Kameras auf Stativen auf und mit der vierten Kamera ging er umher und suchte sich die besten Motive aus den unmöglichsten Winkeln aus.

Als er sich zwischen zwei Balken hindurch zwängen wollte, eilte sie zu ihm und hielt ihn am Ärmel zurück.

„Gehen Sie bitte nicht rein, Robert. Da ist alles einsturzgefährdet. Nicht dass dir, Entschuldigung, Ihnen etwas passiert."

Das sagte sie mit so viel Sorge und Gefühl in der Stimme, dass es ihm heiß über den Rücken lief. Er schaute sie nachdenklich an und sie erwiderte seinen Blick.

Wie lange sie sich anstarrten, das wussten sie nicht, aber irgendwann wurde ihr Schweigen peinlich. Robert räusperte sich und versuchte sich unbefangen zu geben, während Marlies sich mit den Fingern durch die Haare fuhr und so tat, als müsste sie sich ihre Frisur richten. Aber da war nichts zu richten.

Robert packte seine Ausrüstung zusammen, verstaute alles im Kofferraum und dann setzten sie sich wieder in das Coupé. Er lies den Motor an und fuhr in Richtung des Hofes. Er fuhr nicht schnell, so als wollte er den Zeitpunkt des Abschiednehmens so lange wie möglich hinauszögern.

*

Am Hof angekommen half Robert ihr höflich aus dem Auto, dann standen sie nahe beieinander und wussten nicht, wie es weitergehen sollte. Eigentlich sollte er jetzt fahren, wollte es aber nicht wirklich. Und sie musste ihn gehen lassen, aber alles in ihr sperrte sich dagegen.

„Wo finde ich einen Gasthof, wo ich ein Zimmer für ein paar Tage nehmen könnte?", wollte er von ihr wissen.

„Nirgends!" brach es aus ihr heraus, als wäre das der Ausweg, nach dem sie gesucht hatte. „Es ist Ferienzeit und alles ist ausgebucht. Aber hier am Hof haben wir ab und zu Feriengäste und deswegen auch Ferienzimmer. Du, ääähhh, Sie können gerne für ein paar Tage hierbleiben. Dann müssten Sie nicht immer so weit fahren, wenn sie zu mir, äähh, uns auf den Hof kommen wollten und ich könnte dir, oh nein, Ihnen noch ein paar schöne Motive zum Knipsen zeigen."

Marlies verhaspelte sich und wurde rot, als ihr gewahr wurde, was sie eben alles so von sich gegeben hatte. Aber Robert und seine Anwesenheit machte sie nervös und konfus.

Er sah seine Chance und griff zu.

„Gerne, ich bleibe natürlich gerne. Du hast, äh, Sie haben Recht, da erspare ich mir viel Fahrerei."

Wie er zu dieser Erkenntnis kam, war ihm selbst nicht ganz klar, aber es war das erste, das ihm einfiel.

Aber vor allem war er dann in ihrer Nähe und aus welchem Grund auch immer erschien ihm das erstrebenswert.

„Aber ich hätte eine Bitte."

Sie schaute ihn fragend an.

„Wenn wir schon die nächsten Tage uns so, äh, nahe sind, sollten wir uns mit ´DU´ anreden. Sonst ist das so umständlich, oder?"

Sie nickte zustimmend.

„Nun gut, ich heiße Marlies."

"Und ich Robert."

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