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Endlich Zusammen

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Mit dem Klassentreffen kam die Zukunft.
8.9k Wörter
4.65
15.5k
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Warum hatte ich mich nur überreden lassen? Jahrgangstreffen der ehemaligen Abiturstufe. Fünfzehn Jahre war das nun her. Zehn Jahre davon war ich schon nicht mehr in München, meiner Geburtsstadt gewesen. Und das aus gutem Grund.

Und jetzt quälte ich mich auf der Autobahn von Frankfurt nach München. Ich musste doch bekloppt sein.

Wie gesagt wurde ich in München geboren.

Meine Eltern, stockkatholisch und so konservativ eingestellt, das es ein Graus ist. Dazu noch überheblich und verlogen. Schon Scheiße wenn man das über seine Eltern sagen muss. Aber so ist es nun mal. Warum also lügen.

Vielleicht wäre mein Leben damals anders verlaufen, wenn ich nicht so eingeschüchtert gewesen wäre und dem Druck standgehalten, mich vielleicht sogar aufgelehnt hätte. Das Verhältnis zu meinen Erzeugern wäre aber auch so im Arsch gewesen. Selbst genug Leichen im Keller, aber nach außen hin die heile Welt und Gottesfürchtigkeit vorspielen. Zum Kotzen.

Der einzige Lichtblick in dieser scheinheiligen Welt war meine große Liebe gewesen. Leider war nur nie was draus geworden. Erstens zu schüchtern.

Zweitens Angst vor den Konsequenzen. Und drittens unsicher, was ich da überhaupt fühlte. Und nach dem Abi sowieso nie wieder gesehen. Meine heimliche Liebe zog weg. Ziel unbekannt. Fragte auch nicht nach. Zuviel Schiss.

Studierte dann BWL. Auch so ne Schnapsidee meiner Eltern. Dann ,mit zweiundzwanzig, in eine Ehe mit einem jungen Arzt gedrängt. Der war sechs Jahre älter und ein echtes Arschloch. Vögelte alles was nicht bei drei auf nem Baum war, solange es Titten hatte. Und machte nicht mal ein Hehl daraus.

Kommentar meiner Mutter: „Er ist ja auch ein Mann. Ist doch normal."

Musste sie ja auch sagen. Vater ging ja auch ständig fremd. Aber Hauptsache der Status passt. Nach außen perfekte Familie. Nach innen Kriegsgebiet.

Jedenfalls hatte ich nach zwei Jahren die Schnauze endgültig voll und reichte die Scheidung ein. Für meine Eltern eine Katastrophe: „Leute wie wir lassen sich nicht scheiden." Nee. Ist klar. OK. Mord wäre auch noch ne Alternative gewesen.

Aber sich an so einem Scheißkerl auch noch die Finger schmutzig machen? No Way.

Vater drohte mir mit Enterbung. Da drehte ich erst richtig auf. Eltern verklagt. Auszahlung des Erbes verlangt. Prozess. Gewonnen. Vier Millionen auf dem Konto. Und keine Eltern mehr und keinen Ehemann mehr.

STRIKE. Endlich frei.

Die Ehe war sowieso von Anfang an eine Farce gewesen. Er kein Interesse an mir und ich nicht an ihm. Also zog ich nach Frankfurt, bekam eine Stelle in einem großen Unternehmen, wo ich heute Abteilungsleiterin in der Buchhaltung bin.

Wie gesagt. Mit vierundzwanzig geschieden. Trotzdem dauerte es noch fast ein Jahr, bis das ich akzeptierte was ich bin. Lesbisch.

Wäre ich damals so mutig gewesen, meiner großen Liebe zu gestehen was ich empfinde, wäre diese Erkenntnis wohl früher gekommen. Aber der äußere Druck war einfach zu groß, meiner Liebe zu folgen.

Sylvia, so hieß die Angebetete, war in meiner Stufe gewesen, saß meist schräg vor mir im Unterricht. Und ich schmachtete sie an. Hört sich echt kitschig an, aber genau so war es. Aber ein Coming-Out? Damals undenkbar. Vor allem in Bayern.

-Lesbisch sein ist pervers. Teufelswerk! Lesben gehören auf den Scheiterhaufen!-

Hat sich übrigens bis heute nicht wesentlich geändert, diese Einstellung.

Zumindest nicht bei diesen Bauern und geistig Eingeschränkten.

Aber Pfaffen die Kinder ficken ist ok. Oder Promis und Politiker, die fremdgehen und uneheliche Kinder in die Welt setzen. Echte Saubermänner. Lachhaft. Verlogenes Pack.

Und wie immer, wenn eine Frau eine gravierende Veränderung durchmacht, verändert sich auch ihr Aussehen. Tausende Frauen rennen nach der Scheidung zum Friseur, kaufen plötzlich Tonnen von Reizwäsche, Kartons voller Dildos und Vibratoren oder Schuhgeschäfte leer.

Meine Erkenntnis über meine Sexualität führte dazu, das ich eines schönen Tages beim Tätowierer saß. Eine Dornenranke, aus der große Blüten wachsen, zieht sich seitdem vom Oberschenkel über den halben Rücken, um die Taille bis zu meiner linken Brust. Dazu kamen noch ein Bauchnabelpiercing und Ringe durch meine Brustwarzen. Sieht übrigens voll geil aus. Diese Veränderungen waren ja auch nicht so offensichtlich, was ich mir in meinem Job auch gar nicht hätte leisten können. Business-Outfit und pinke Haare passen nun mal nicht unbedingt zusammen.

Und so hatte ich meinen ersten lesbischen Sex mit fünfundzwanzig.

Kurze heiße Affären wechselten sich mit dutzenden One-Night-Stands ab.

Im Job die brave, adrette Bürodame, verwandelte ich mich im Bett durchaus zu einer dauergeilen Schlampe. Viel wurde ausprobiert. Einiges wieder verworfen.

Von zart bis extrem geil war alles dabei. Nur eines nicht. Etwas Festes. Was fürs Herz. Liebe und Zärtlichkeit. Man kann halt nicht alles haben.

Wenn ich allerdings, nach einer heißen Nummer, abends (oder eher Morgens) nach Hause kam und wieder alleine in meinem viel zu großen Bett lag, dachte ich sehr sehr oft an Sylvia.

Lange hatte ich mit mir gerungen, doch zu diesem Klassentreffen zu gehen.

Mein Verstand suchte Ausreden. Zu viel Arbeit. Keine Zeit. Keine Lust.

Und was er sich noch so alles einfallen ließ. Doch in mir war noch etwas anderes. Eine unbestimmte Sehnsucht. Vielleicht der sinnlose Versuch, dieses Kapitel meines Lebens endgültig abschließen zu können. Ich dachte an mein damaliges Leben zurück. Ausgeliefert den Zwängen und dem Druck meiner Familie, versucht der verlogenen Wirklichkeit zu entfliehen und dem fehlenden Mut.

Im Nachhinein betrachtet, war ich schon damals eher an Mädchen interessiert.

Doch zugegeben habe ich mir das selbst erst viel viel später. Der Tag, an dem ich mir selber gestehen musste, das ich eine nasse Muschi erregend finde, während mich ein steifer Pimmel eher abtörnt, war die Initialzündung gewesen .

Es hatte mich nicht einmal besonders geschockt, mir das selber einzugestehen.

Der eigentliche Schock war eher, das ich durch erzwungenes Hetero sein , wahrscheinlich so manche Chance vertan hatte. Und da kam wieder Sylvia ins Spiel.

Wäre mein Leben anders verlaufen, wenn ich damals mehr Mut gehabt hätte?

Müßig darüber nachzudenken. Man kann die Zeit nun mal nicht zurückdrehen. Leider. Oder auch ganz gut so. Kommt auf die Perspektive an.

Hatte ich mich schon damit abgefunden, rastlos durch immer andere Betten zu toben? Da war sie wieder. Die alte Unsicherheit. Die Sehnsucht. Gott sei Dank waren solche Momente seltener Geworden. Momente, in denen die alten Geister hochkamen. Meist schaltete sich blitzschnell mein Verstand ein, drängte die dunklen Gedanken wieder in die hinterste Ecke meiner Seele. Und so war es auch nicht verwunderlich, das ich, kurz vor dem Zielort, meine Entscheidung daran teilzunehmen bereits wieder bereute.

Das Hotel war gut. Nicht oberste Preisklasse, aber dem Anlass angemessen.

Die Zimmer waren klein, aber sauber und gemütlich. Eine Nacht ließ sich darin locker aushalten. Mehr allerdings auch nicht.

Kurz frisch gemacht und die Kleidung überprüft. Ich hatte mich für einen schwarzen, knielangen Rock und eine dunkelrote Bluse entschieden. Seidenstrümpfe, mein schwarzer Tanga mit dem passenden BH, sowie dunkelrote Pumps mit acht Zentimeter Absatz vervollständigten das Bild.

Mit meiner Figur bin ich recht zufrieden. Weiblich, mit den richtigen Rundungen an den richtigen Stellen und einer ordentlichen Oberweite. Auch bei meinen Gespielinnen achtete ich stets darauf, eine richtige Frau im Arm, bzw. Bett zu haben. Ich steh nicht auf Lesben, denen zum Kerl nur der Schwanz fehlt. Auch weil solche Frauen anders beim Sex sind. Sich fallenlassen, auszuliefern und einfach nur genießen, fällt solchen Frauen extrem schwer. Vielleicht gehen mit zunehmendem männlichen Hormonspiegel die weiblichen Gefühle und Empfindungen verloren.

Im Hotelrestaurant war schon so einiges los. Überall standen Ehemalige herum.

Es wurde geredet, erzählt, ab und zu hörte man ein Lachen. Manch einer hatte sich nicht groß verändert. Bei einigen konnte ich mich überhaupt nicht erinnern.

Da waren Klaus und Hermann. Sie kamen als Paar. Schon damals liefen Gerüchte, das die beiden wohl schwul seien, was heute bestätigt wurde. Ich wurde von beiden herzlich begrüßt. Wohl auch weil ihr geschulter Blick ihnen sagte, das ich keinesfalls Interesse an Männern hatte. Eigenartigerweise haben Schwule und Lesben ein untrügliches Gespür für die Sexualität ihres Gegenübers.

Kenn ich von mir ja auch.

Uns so entspann sich ein lockeres, aber durchaus herzliches Gespräch. Ansonsten waren meine Gespräche mit anderen eher oberflächlich.

Lukas, der einst so hagere Junge, war ziemlich auseinander gegangen. Dafür war sein Haar ihm scheinbar ausgegangen. Und das mit Mitte dreißig. Die Jahre waren an niemandem spurlos vorüber gegangen. Der eine hatte sich zu seinen Vorteil, der andere stark zum Nachteil entwickelt. So ist das Leben halt.

Jutta, damals unser Superhirn mit dem besten Abi aller Zeiten, lebte inzwischen auf einem Öko-Bauernhof in einer Kommune. Vier Kinder hatte sie schon, das nächste war bereits unterwegs, wie ihr praller Bauch verriet. Und scheinbar wusste sie nicht wirklich, wer der bzw. die Väter ihrer Kinder sind.

Muss jeder selber wissen.

Oder Katja. Es wurde damals gemunkelt, das sie etwas mit unserem Lehrer, Dr. Breuer, hatte. Er hatte sich damals, kurz vor dem Abi, von seiner Frau getrennt. Und so wie die zwei, Hand in Hand, den Saal betraten, war jedem klar, das die Gerüchte von damals nicht nur Vermutungen gewesen waren.

Aber Schwamm drüber.

Jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich, wie ich aus eigener, schmerzvoller Erfahrung weiß. Nur das ich es damals total verkackt hatte.

Und diese Erkenntnis hatte mich spät, aber dafür umso härter getroffen.

Wieder so ein Moment, wo man sich wünscht, die Zeit zurückdrehen zu können.

Doch einmal gemachte Fehler bleiben für immer als schwarze Punkte auf der Seele bestehen. Hauptsache man lernt daraus. Tun allerdings nicht viele.

Ich ließ meinen Blick durch den Raum wandern. Sylvia war nirgends zu entdecken.

Gott sei Dank. Oder vielleicht auch doch nicht? Gefühlsmäßig saß ich gerade zwischen allen Stühlen. Einerseits würde ich mich freuen sie wiederzusehen, selbst auf die Gefahr hin, nicht zu wissen wie ich reagieren würde. Andererseits eine scheiß Angst, meine so lange verborgenen Gefühle nicht im Zaum halten zu können.

Scheiß Situation. Scheiß Idee. Wäre besser zu Hause geblieben. Späte Einsicht.

Weder falsch noch richtig. Wieder einmal ein Weglaufen. Wie so oft. Doch das Schicksal nahm mir diesmal die Entscheidung ab. Ich spürte sie, noch bevor ich sie sah oder hörte. Dieses Kribbeln, diese Gänsehaut im Nacken, wo sich alle Häärchen aufstellten.

„Hallo Lea." Oh Gott. Diese Stimme. Leise, fast nur gehaucht, mit einer Kraft die Steine zum zerspringen brachte. Leicht rauchig, sehr sehr erotisch und dazu gemacht, Wasser in die Augen und meine Möse zu treiben. Langsam drehte ich mich herum. Flucht?? Unmöglich!

„Hallo Sylvia." War das meine Stimme? Nicht wirklich. Eher ein hilfloses Krächzen. „Schön dich wiederzusehen," sagte Sylvia. Die Worte drangen kaum zu mir durch. Ich sah ihre bernsteinfarbenen Augen, die kleine Nase, ihre Lippen, das ganze wunderbare Gesicht. „Ich....ich... freue mich auch ."

Ganz bestimmt konnte sie meinen Herzschlag hören, so laut war der.

„Ist lange her." „Ja. Viel zu lange," flüsterte ich. „Ist viel passiert inzwischen." Noch immer war ihre Stimme so leise. Jedes Wort von ihr schlug in meine Seele ein wie ein Geschoss. „Zu viel. Zu wenig. Viel falsches. Selten etwas richtiges."

Hatte ich das tatsächlich gerade gesagt? „Lass uns gehen."

Wie in Trance folgte ich ihrer Aufforderung. Wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Längst war mein Kopf leer. Irgendwas oder Irgendwer hatte die Steuerung meines Körpers, meines Geistes übernommen. Widerstand zwecklos.

Sie ging vor mir, strebte dem Ausgang entgegen, gab mir die Möglichkeit ihren tollen Körper zu betrachten. Der war meinem nicht unähnlich. Der Hintern voll und knackig. Lange Haare in einem seltsam goldenen Braun fielen bis aufs Schulterblatt. Feste, gerade Beine, die eine immense Kraft erahnen ließen.

Das geblümte Kleid stand ihr hervorragend. Ihre Pumps strafften die gesamte Erscheinung. Ich schluckte. Sylvia war über die Jahre noch schöner geworden.

Und dieser Umstand trug nicht wirklich dazu bei, meinen, eh schon desolaten Zustand, in irgendeiner Form zu verbessern. Schmerzlich wurde mir bewusst, das ich sie noch immer liebte. Wahrscheinlich, nein ganz sicher sogar noch mehr als vor fünfzehn Jahren.

Nebeneinander gingen wir scheinbar ziellos durch die Straßen. Wie oft wollte ich irgendwas sagen, unterließ es dann doch. So wie ich mich kenne, wäre eh nichts vernünftiges dabei herausgekommen.

Aber ist Liebe wirklich vernünftig?? Eher nein. Und da war außerdem noch dieses andere Gefühl. Angst. Die ganze Situation war einfach nur so....bizarr.

Wir erreichten ein kleines Bistro. Sylvia blieb unvermittelt stehen, drehte sich mir zu, sah mich nur an. Wieso fiel mir gerade jetzt Shakespeare ein?

Sie ging einen Schritt auf mich zu. Noch einen. Stand nun direkt vor mir.

Ihre Augen riefen „Liebe mich". Ihre Lippen „Küss mich" . Doch ich stand da, wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange, unfähig mich zu rühren. Sanft legte sie ihre Arme um meinen Nacken.

„Darauf warte ich jetzt schon so lange," flüsterte sie. Ihr Gesicht kam näher, ihre süßen Lippen legten sich meine. Ich schloss die Augen, schlang meine Arme um ihre Taille, erwiderte diesen Kuss, wollte diesen Augenblick festhalten.

„Oh Gott. Wenn es dich wirklich gibt, lass das hier nie zu Ende gehen," schickte ich ein Stoßgebet zum Himmel. Doch auch dieser Kuss ging einmal zu Ende. Naja. Atmen sollte man zwischendurch ja auch einmal.

„Ich liebe dich," flüsterte ich. „Schon immer. Ich habe dich vermisst. So sehr vermisst." Ihr Lächeln verzauberte mich. Genau wie schon damals.

„Wir haben soviel verpasst. All die ganzen Jahre. Ich will dich nicht noch einmal verlieren." Sylvia hatte bisher noch kein Wort gesprochen. Nur meiner Beichte lächelnd zugehört. Ich legte ihr mein Herz zu Füßen, selbst auf die Gefahr hin, das sie es zertreten würde.

„Ich hatte so gehofft, dich heute hier zu treffen," gestand sie. „Egal mit welcher Frau ich im Bett war, immer hatte ich gehofft, sie würde dein Bild in meinem Herzen verblassen lassen. Doch keine hat das je geschafft. ja. Auch ich liebe dich. Habe mich so sehr nach dir gesehnt."

„Wir waren zu jung, zu dumm, zu schüchtern," erwiderte ich.

„Lass uns bitte nicht in der Vergangenheit graben," bat sie. „Vielleicht hat das alles ja auch einen Sinn gehabt. Heute weiß ich was ich will. Heute weiß ich, das ich lieben kann." Ein zärtlicher Blick. Ein noch zärtlicherer Kuss.

„Vielleicht klingt es verrückt Lea. Ich sag es trotzdem. Ich will mit dir leben, dich lieben, mit dir alt werden. Sag. Wünsche ich mir zu viel?"

Ich sah die Angst in ihren Augen. Wollte ich nicht genau dasselbe? Hatte ich mich nicht all die Jahre nach ihr gesehnt? Mir ein Leben mit ihr erträumt?

War der ganze Sex mit ständig wechselnden Partnerinnen nicht der Versuch gewesen, die Leere zu füllen, die damals in mir entstanden war? War sie nicht das Ying zu meinem Yang?

Alle diese Fragen hatten nur eine Antwort. Ein lautes und deutliches JA!

„Nein Sylvia. Auch ich wünsche mir das. Und noch so viel mehr," beruhigte ich sie.

Hand in Hand betraten wir das Bistro, suchten uns einen Platz in der Ecke. Ungestört durch andere. Dort erzählten wir uns unsere Lebensgeschichten. Ohne Tabus. Ohne falsche Bescheidenheit. Und ohne schlechtes Gewissen. Es gab nichts zu beschönigen, nichts zu verschweigen, nichts wofür wir uns schämen müssen.

Alles was wir erlebt hatten, alles was wir denken und fühlen, all das macht uns zu dem Menschen, der wir heute sind. Und nur eines davon war wirklich wichtig.

Die Erkenntnis, das wir uns schon immer geliebt hatten. Und das es einmal fünfzehn Jahre dauern würde, bis das wir es auch sagen würden, daran konnte doch damals keiner denken. Doch jetzt hatten wir es gesagt. Endlich.

Und das war gut so.

„Du bist noch schöner als damals," begann ich. Vor uns dampften zwei Tassen Cappuccino. „Und du siehst noch schärfer aus als damals," grinste meine Sylvia.

„Wo wohnst du eigentlich?" fragte sie. „Frankfurt." Dann erzählte ich von meinem Job, meiner großen Eigentumswohnung. „Und du?" wollte ich wissen. „Heidelberg."

„Oh," entfuhr es mir. „Aber nur noch eine Woche," grinste sie.

„Muss beruflich umziehen," berichtete sie.

Eine Stille Angst überfiel mich, fast schon Panik. Konnte das doch bedeuten, sie wieder zu verlieren. „Und wohin geht es?" Ich merkte selbst wie meine Stimme zitterte, sah ihr breites Grinsen, das ich nicht verstehen konnte.

Sie ließ mich zappeln, im eigenen Angstschweiß schmoren. „Frankfurt," ließ sie die Bombe platzen. „Würdest du denn eine arme, wohnungslose Frau aufnehmen? Oder muss ich eine Betriebswohnung nehmen?" grinste sie. Mein Herz machte einen Satz.

Tausend Gedanken rauschten durch mein armes Hirn. Ich muss wohl ziemlich dämlich aus der Wäsche geschaut haben, denn plötzlich lachte meine Sylvia laut auf, konnte sich gar nicht mehr beruhigen. „Du....Du...du meinst das echt ernst?" stotterte ich.

Da wurde sie plötzlich ruhig. Tief schaute sie mir in die Augen. Liebe sah ich darin. Eine tiefe Liebe. Und einen festen Willen.

„Wie lange brauchen wir bis Frankfurt?" ihre Frage. „Etwa drei Stunden," sagte ich. Sie hatte mich voll überrumpelt. Aber böse war ich deshalb auf keinen Fall.

Im Gegenteil. Sie blickte kurz auf die Uhr, schien zu rechnen.

„Ich würde sagen," sprach sie weiter: „ Wir holen unser Gepäck und verduften. Dann können wir um Mitternacht zu Hause sein."

Sie legte eine Geschwindigkeit an den Tag, das mir schwindlig wurde.

„Du willst das wirklich?" „Ich will dich Lea. Wollte dich schon immer. Und ich will keine Zeit verlieren. Das haben wir schon zu lange. Zu viel verpasst. Doch meine Zukunft will ich mit dir verbringen. An deiner Seite. Ich liebe dich Lea." Verschwörerisch zwinkerte sie mir zu, beugte sich nah an mein Ohr. „Und außerdem will ich endlich mit meiner Liebsten ins Bett. Ich will heißen, geilen, hemmungslosen und versauten Sex mit dir. Ich will, das wir uns gegenseitig den Verstand rausficken. Verstehst du?"

Bei ihren Worten wurde mir heiß. Meine Brüste spannten. Meine Brustwarzen versuchten Löcher in den BH zu stanzen. Und mein Slip war nicht ansatzweise in der Lage, all die Nässe aufzunehmen, die aus meiner klatschnassen Möse strömte.

Allein die Vorstellung des kommenden ließ mich fast kommen. Ich warf einfach zwanzig Euro auf den Tisch und zog Sylvia hinter mir her. Kichernd rannte wir wie zwei Verrückte Hühner ins Hotel zurück. Trennten uns mit einem Heißen Kuss und stürmten in unsere Zimmer. Ich machte mir nicht die Arbeit meine Klamotten zu falten. Einfach alles in den Koffer gestopft und raus. Die ganze Aktion hatte nur wenige Minuten gebraucht, schon trafen wir uns wieder in der Lobby.

Schlüssel abgegeben und schon saßen wir in meinem Wagen. Wie gut das Sylvia mit dem Zug angereist war.

Wir fuhren das kleine Stück bis zur Autobahn, bogen ab auf die Betonbahn Richtung Frankfurt. War ich vorher noch aufgeregt, ja fast hektisch, erfasste mich jetzt eine unheimliche Ruhe. Eine sehr positive Ruhe.

„Was denkst du?" fragte mich Sylvia. Kurz sah ich zu ihr. Ihre bernsteinfarbenen Augen hatte einen seltsamen Glanz. Seltsam und unheimlich schön.

„Weißt du Sylvi. Ich weiß nicht wie es dir geht. Ich habe so manchen Fehler in meinem Leben gemacht. Aber das, was wir hier gerade machen, ist definitiv keiner." „Du willst mich?" „Mit Haut und Haaren, Liebling," bestätigte ich.