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Erziehung zur Dienstbarkeit

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Naturkundelehrer Georg spielt mit der Muschelsammlung.
9.3k Wörter
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Liebe Leserschaft,

dies ist die direkte Fortsetzung der Anstellungsprüfung. Dort haben wir erfahren, wie Georg, ein Bummelstudent vor dem Herren, in die Fänge der aristokratischen Feministinnen der Gräflichen Erziehungsanstalt für Höhere Töchter gerät. Um der jungen Englischlehrerin Mary Robinson zu helfen, lässt er sich auf ein Verwechselspiel ein, im Verlaufe dessen er einige harte Prüfungen zu bestehen hat. Weil er selbst die strenge mündliche Prüfung durch die Schuldirektorin meistert, bekommt er die Stellung als neuer Lehrer für Naturgeschichte an der Mädchenschule zugesprochen. Er ahnt nicht, welcher Konkurrenzkampf um seine Person damit entbrennt.

***

Mit großen, aufmerksamen Augen beobachtete Gräfin Marianne die Szene, die sich im Kleinen Salon der Erziehungsanstalt für Höhere Töchter abspielte. Sie schien keineswegs schockiert, sondern ein feines, leicht spöttisches Lächeln spielte um ihre Lippen.

Dass die Gräfin trotz ihrer großen Nase und den buschigen Augenbrauen eine so attraktive Frau war, machte die Sache für Georg nicht leichter. Er beobachte sie schon eine ganze Weile, wobei sein Blick immer wieder in ihrem offenen Dekolleté hängen blieb, das mehr von ihrem Busen sehen ließ als es verbarg.

Die Seiten ihrer kleinen, festen Brüste wurden nur notdürftig von den zwei dicken, aufgedrehten Girlanden aus Gaze verdeckt, die lose links und rechts von dem mit türkisblauen Bändern geschmückten Hut der Gräfin herabhingen. Die Girlanden zogen den Blick aber unweigerlich hinab ins Tal zwischen den Brüsten. Dort liefen sie in einer türkisblauen Seidenblume zusammen, die am Rand ihres Oberteils befestigt war.

Auch Marys Brüste mussten so fest sein, dachte Georg und schalt sich im selben Moment, dass er sich hatte ablenken lassen.

„Mein Herr, haltet Ihr noch durch?", fragte Mary mit gespieltem Mitleid. Offenbar konnte sie seine Gedanken erfühlen.

„Ich gebe mein Bestes", erwiderte er gequält und sah hinunter zu der Lehrerin.

Sie kniete vor dem Fauteuil zwischen seinen Beinen und fasste mit den zierlichen Fingern ihrer Rechten fest seinen Schwanz, der aus seiner geöffneten Hose ragte. Dann fuhr sie mit der Hand ein paar mal den von ihrem Speichel gut angefeuchteten Schaft auf und ab, bevor sie wieder einen Vorstoß mit ihrer Zunge machte. Sie leckte sanft die Unterseite seiner Eichel, um sie dann langsam zwischen ihren dünnen Lippen verschwinden zu lassen.

Georg wusste, dass er ihre Behandlung nicht mehr lange durchhalten würde und bald die weiße Fahne schwenken musste. Um sich abzulenken und den Moment so weit wie möglich hinauszuzögern, sah er wieder zur Gräfin Marianne. Fröhlich lehnte sie in ihrem einfachen aber eleganten Anzug, einer türkisblau und weiß gestreiften Rokokoversion eines Matrosenkleides, auf einem improvisierten Lager. Unverändert lächelte sie, als sei nichts geschehen.

Der Maler hatte ein Meermotiv für das Porträt der Gräfin gewählt, das den Kleinen Salon zierte. Georg meinte gar das Rauschen der Wellen und des Windes zu vernehmen. Aber wahrscheinlich war es nur das Blut in seinen Ohren und sein Atem, der unter der Behandlung, die ihm Mary zukommen ließ, immer schwerer ging.

Erst jetzt bemerkte Georg, dass Gräfin Marianne inmitten einiger verstreuter Muscheln und Meeresschnecken abgebildet war. Auch ein Korallenast war zu sehen. Das musste wohl der Grundstock der Conchiliensammlung in Schloss sein, die er dringend einmal genauer inspizieren musste. Vielleicht war schon bei der Gründerin der Schule ein naturhistorisches Interesse vorhanden gewesen.

Die Muscheln... unwillkürlich musste er an die Direktorin von Otten denken und wusste, dass es damit um ihn geschehen war.

Er schloss die Augen und stieß einen heiseren Schrei aus, die Flut seines männlichen Samens ergoss sich, spritzte wie die Gischt auf, um dann langsam zu verebben und hinunter in den Schlund zu sickern.

Nach den Momenten der äußersten Anspannung sank Georg erschöpft in seinen Sessel zurück. Die Ekstase wich Fragen und Zweifeln, die wie ein Schwarm aufgescheuchter Möwen auf den Strand zurückkehrten. Noch eine Weile wollte er seine Augen geschlossen halten, um seine Gedanken zu sortieren, bevor er Mary wieder ins Gesicht blicken konnte. Wie war er in diese Lage gekommen und was hatte sie zu bedeuten?

***

Am Nachmittag hatte der Hausdiener Georg nach Unterrichtsschluss abgefangen, um ihn zur Direktorin zu rufen. Wie bei ihrer ersten Begegnung saß sie hinter ihrem Schreibtisch, nur war ihr Ton jetzt freundlich entspannt, als sie das Wort an ihn richtete.

„Lieber Herr Herwig, ich hoffe, Sie haben sich gut bei uns eingelebt. Ich höre, unsere Mädchen halten große Stücke auf Sie. Alle sind begeistert, einmal etwas Neues zu hören. Ihre Vorträge über die großen wissenschaftlichen Entdeckungsfahrten scheinen gut anzukommen. Aber um eines möchte ich Sie bitten: Um Himmels Willen, bleiben Sie bei Tahiti und meiden Sie Galapagos. Einen Skandal kann ich wirklich nicht gebrauchen."

„Sicher, Frau Direktorin, machen Sie sich keine Sorgen. So detailliert werde ich mit den Schülerinnen nicht in die neueste Forschung eintauchen", beeilte sich Georg zu beschwichtigen. „Ehrlich gesagt bin ich auch begeistert. Ich habe den Eindruck, dass einige der Mädchen sogar interessiert an dem sind, was ich erzähle. Auch die Kollegen haben mich sehr freundlich aufgenommen und in jeglicher Hinsicht unterstützt. Alles in allem ein guter Anfang."

„Weshalb ich Sie zu mir rufe...", fuhr die Direktorin fort und rückte dabei ihren Zwicker zurecht. „Es geht um die Einweisung in die Dienstpflichten. Ich konnte mich ja schon von Ihrer persönlichen Ergebenheit überzeugen... Ich hoffe Sie sind mir nicht böse wegen des kleinen Überfalls bei Ihrer Prüfung. Bevor ich Ihrer Anstellung zustimmen konnte, musste ich absolut sicher sein, dass Sie die richtige Gesinnung mitbringen. Jetzt geht es aber zusätzlich um Ihre Dienstbarkeit gegenüber der Schule und seinen Repräsentanten."

Dabei schaute sie ihn wieder mit dem halb lauernden, halb belustigten Blick an, der ihm schon beim ersten Mal das Gefühl gegeben hatte, nichts als ein Kaninchen zu sein. Doch dieses Mal wollte sich Georg nicht so schnell überrumpeln lassen. Außerdem sträubten sich bei ihm schon bei dem Wort Dienstbarkeit alle Nackenhaare, so dass er für einen Moment seine natürliche Zurückhaltung vergaß.

„Sie wissen, ich bin dankbar für diese Anstellung, die bekanntermaßen auf Ihr und der Gräfin Wohlwollen zurückgeht. Aber Sie können nicht verlangen, dass ich so mir nichts dir nichts meine heiligsten Ideale verrate, mich über Nacht in ein willfähriges Instrument der Adelsherrschaft verwandle. Im Andenken meines Vaters und als Mann der Wissenschaft sind mir solche mittelalterlichen Verhältnisse der Untertänigkeit zuwider. Gewiss können Sie über meine Arbeitskraft gebieten und sich auch meiner beruflichen Loyalität sicher sein. Aber mich irgendeiner Form der Dienstbarkeit zu unterwerfen, lehne ich ab. Ich bekenne es frei heraus: Als Republikaner und Patriot fühle ich mich einzig dem Vaterlande zum Dienst verpflichtet!"

„Aber Herr Herwig, so beruhigen Sie sich doch", unterbrach die Direktorin Georgs Ausbruch. „Ich versichere Ihnen es geht um etwas gänzlich anderes. Etwas viel Persönlicheres... Aber das wird Ihnen am besten Fräulein Robinson selbst erklären. Sie hat darauf bestanden, Ihre Erziehung zu übernehmen."

Georg erwachte wie aus einem Traum, in dem er Bier und Tabak gerochen und die zustimmenden Rufe seiner Verbindungsgenossen gehört hatte. War grade Marys Namen gefallen? Mit der jungen Lehrerin verband ihn die ungewöhnliche Geschichte seiner Anstellung. Sein Herzschlag beschleunigte sich. In den letzten Wochen hatte er wenig Gelegenheit gehabt, sie zu sehen geschweige denn ein vertrauliches Gespräch mit ihr zu führen. Seine Tage waren angefüllt gewesen mit Antrittsbesuchen, Lehrplanbesprechungen, Besoldungsverhandlungen, Schlüsselübergaben, Treuegelöbniszeremonien &c. &c. &c. So blieb ihm nichts anderes übrig, als vielsagende Blicke mit ihr über die Mittagstafel zu tauschen, an der sich die Lehrer täglich zum gemeinsamen Mahl versammelten.

Deshalb beeilte er sich jetzt, der Direktorin zu folgen, als sie die Verbindungstür des Direktionszimmers zum sogenannten Kleinen Salon öffnete. Dort empfing sie gerne höhergestellte Gäste, meist Eltern zukünftiger Schülerinnen, denen sie schmeicheln oder imponieren wollte. Im Gegensatz zum schlichten Stil der übrigen Schule war der Salon ein weiß getäfelter Raum, der mit Bildern, Teppichen und eleganten Möbeln, wie Georg sie schon bei seinem Besuch im Schloss gesehen hatte, eingerichtet war.

Miss Robinson, die auf der Kante einer meergrünen Chaiselongue saß, sah darin in ihrer hochgeschlossenen schwarzen Gouvernanten-Uniform und den streng zurückgescheitelten, roten Haaren seltsam deplatziert aus. Sie erhob sich, als die Direktorin Georg in den Salon schob selbst aber in der Tür stehenblieb.

„Ich übergebe Ihnen den Zögling, Maria." Und zu Georg gewandt fuhr sie fort: „Versprechen Sie mir, immer recht folgsam zu sein. Enttäuschen Sie Ihre Lehrerin nicht. Fräulein Robinson möchte hier einen ganz neuen pädagogischen Ansatz versuchen. Ich bin zwar skeptisch, dass die dahinter stehende Philosophie trägt, aber meine Neugier ist trotzdem aufs höchste gespannt. Sie hat einige interessante Vorstellungen von der Vermittlung Ihrer Dienstpflichten und Ihrer Formung zum zukünftigen... Kollegen."

Die Direktorin schloss die Tür hinter sich und ließ Georg und Mary allein zurück. Beide lächelten sich verlegen an.

„Dann beginnen wir mit der Arbeit", brach Mary das Schweigen und sah Georg erwartungsvoll an.

„Ganz wie Sie meinen. Ich habe zwar noch nicht ganz verstanden, worum es gehen soll, aber ich bin froh, dass Sie mich aus den Fängen der Direktorin befreit haben. Unserer erste Begegnung war etwas... na, Sie wissen ja wie sie ist."

„Ja, das weiß ich nur zu gut", seufzte Mary. „Deshalb darf unser Vorhaben nicht scheitern. Ich muss mich schon wieder auf Ihr Vertrauen verlassen. Ich hoffe, da verlange ich nach allem nicht schon wieder viel zu viel. Dabei stehe ich schon so tief in Ihrer Schuld." Sie lächelte und senkte ihre blauen Augen zu Boden.

„Ach Mary, Sie verzeihen die vertrauliche Anrede, natürlich können Sie sich auf mich verlassen. Ohne Ihr Eingreifen wäre ich schließlich gar nicht hier. Und von irgendeiner Schuld kann gar keine Rede sein."

„Das höre ich gerne", sagte sie leise, indem sie ihn kurz am Arm berührte. Dann trat sie einen Schritt zurück und zupfte an ihrem Ärmel herum, aus dem sie ein kleines, gefaltetes Blatt Papier zog. Sie stellte sich betont aufrecht hin, zog ihren Anzug zurecht und richtete erneut das Wort an ihn, wobei sie von Zeit zu Zeit eine Blick auf ihren Spickzettel warf:

„Lieber Herr Herwig, dann wollen wir beginnen mit den Lektionen in Dienstbarkeit, die uns in den kommenden Tagen beschäftigen werden. Zur Abgrenzung des Themas: Wir werden unseren Gegenstand nicht im staatspolitischen Sinne betrachten. Es geht uns vielmehr um den allgemein menschlichen Standpunkt. Dazu ist es nötig, dass wir zunächst die Scheuklappen von Stellung und Geschlecht durch einen Wechsel der Perspektive ablegen. Nur so erlangen wir ein tieferes Verständnis unseres Gegenstandes."

„Ich hoffe, das hört sich für Sie nicht zu radikal an?", unterbrach sie ihre Ansprache. Als Georg nur eine wegwerfende Geste machte, strahlte sie: „So habe ich Sie auch eingeschätzt, Georg." Dann fuhr sie in ihrem Vortrag fort.

„Nun ein paar Worte über meine pädagogische Methode: Die Natur des Gegenstandes verlangt, dass wir ihn nicht nur theoretisch angehen. Unser Ziel ist die ganzheitliche Erziehung, das didaktische Mittel der Wahl ist die Anschauung. Wir nehmen keine Bücher zur Hand, sondern wollen den Gegenstand selbst mit den Händen begreifen. Und dazu... erlangen wir durch alle Sinne... Arbeit am Gegenstand... Erkenntnis... learning by doing, wie schon Aristoteles... ... beginnen mit dem praktischen Teil... ... ... Georg?... Georg, sind Sie noch da?"

Georg schreckte hoch. Eingelullt von Marys Stimme war er in eine Vorlesungs-Trance gefallen. Überrascht stellte er fest, dass sie nicht mehr in der Mitte des Raums stand, sondern vor dem Fauteuil kniete, auf dem er sich niedergelassen hatte.

„Ich hatte gefragt, ob Sie bereit für die erste praktische Übung sind?"

***

Georg hatte das Gefühl, beobachtet zu werden und öffnete die Augen wieder. Mary kniete immer noch vor ihm und sah ihn aufmerksamen an. Er wusste nicht, was er sagen sollte, geschweige denn, wie er die ganze Situation zu verstehen hatte. Zum Glück war es Mary, die zuerst sprach, auch wenn das, was sie sagte, wenig Sinn ergab.

„Es war mir eine Freude, Ihnen zu dienen, mein Herr. Das war der erste Teil der Lektion. Jetzt kommt der zweite. Bitte folgen Sie mir."

Sie erhob sich und strebte zum Ausgang des Salons, sodass Georg, der noch dabei war, hastig seine Hose zuzuknöpfen, Mary erst auf dem Korridor wieder einholte. Er war froh, dass er sich nicht erklären musste und folgte ihr stumm durch das zu dieser Zeit leere Schulgebäude. Die Stille wurde nur durch das Geräusch ihrer Stiefel auf dem Parkett unterbrochen. Sie bogen in den Seitentrakt ab, durchquerten den Speisesaal, um in die Küche zu gelangen.

Jannis, der Koch, erhob sich von dem großen Tisch in der Mitte der Küche und legte das Heft beiseite, in das er geschrieben hatte. Mit ausgestreckten Armen kam er auf Mary zu und beide begrüßten sich herzlich.

„Hier bringe ich dir Herrn Herwig", sagte Mary. „Du hast ihn bestimmt schon einmal beim Essen gesehen. Aber wie besprochen ist er heute nur Georg für dich. Du bringst ihm alles bei, was er wissen muss, und dann schickst du ihn wieder zu mir. Alright?"

Der kleine, drahtige Mann mit der Hakennase und dem enormen Husarenschnauzbart musterte Georg von oben bis unten. Dabei machte er ein ernstes Gesicht und wiegte den Kopf hin und her.

„Ich werde mein Bestes tun, meine Liebe. Ich bring den Burschen schon auf Trab."

Georg wollte schon den Mund öffnen, um zu protestieren. Sicherlich war er in den Augen des Älteren ein Bursche, aber gemessen an seiner Stellung als Lehrer dieser Anstalt war der Ton doch reichlich fehl am Platze. Doch als er Marys strengen Blick sah, schloss er den Mund wieder. Er verstand auch ohne Worte, dass dies Teil der Lektion war und dass sie seine Kooperation erwartete. Dann verabschiedete sie sich lächelnd und ließ ihn mit Jannis alleine.

Zunächst einmal gab der Koch ihm einen große, weiße Schürze, „damit der schöne neue Rock nichts abbekommt". Dann drückte er ihm einen Zylinder aus glänzendem Messing mit einer merkwürdigen Kurbel in die Hand und begann, noch einige andere Kochgeräte zusammenzusuchen. Währenddessen schaute sich Georg den Gegenstand genauer an. Er war vielleicht zwei Handspannen hoch und rundum mit einem Relief aus Zweige mit langen Blättern und länglichen Früchten verziert. Die Kurbel endete in einem Griff aus Elfenbein aber erst der Geruch versicherte ihn, dass es sich um eine Kaffeemühle handeln musste. Allerdings sah diese hier ganz anders aus als diejenige seiner Großmutter.

Georg begann langsam an der Kurbel der Mühle zu drehen. Knackend wurden in ihrem Inneren die Bohnen zermahlen und der Kaffeeduft intensivierte sich. Offenbar tat er das richtige, denn der Koch nickte ihm bestätigend zu und winkte ihn zum Herd heran, wo ein kleines Kupfergefäß mit einem langen Stiel, eine Dose, ein Wasserkrug und mehrere kleine Tassen bereit standen. Jannis nahm die Mühle und zog ihr unteres Ende ab, das ein Gefäß zum Auffangen des gemahlenen Kaffeepulvers bildete. Er deutete auf die bereitgestellten Gerätschaften.

„Pass gut auf, du misst ein oder zwei Portionen Wasser ab und nimmst genau so viele Löffel vom Kaffee und vom Zucker."

Georg nickte eifrig. Er hatte beschlossen, es wie in der ersten Lektion zu machen und einfach den Anweisungen zu folgen. Wobei dieses mal wohl seine eigene Geschicklichkeit gefragt war, um das rechte Ergebnis zu erzielen.

„So, und jetzt rührst du erst mal kräftig um. Das Kaffeepulver und der Zucker müssen sich auflösen. Verstehst du? Und dann vorsichtig auf dem Feuer erhitzen. Immer schön langsam. Hier am Rand ist es gut. Je langsamer desto mehr Schaum bildet sich. Und dabei ein bisschen schwenken. Mit Gefühl sonst schwappt alles über. Den Dreh kriegst du mit der Zeit schon raus. Sanft aus dem Handgelenk und immer aufpassen, dass sie nicht zu heiß wird, die Kanne."

Georg machte es, wie Jannis gesagt hatte. Langsam verschwanden die letzten Reste des extra feinen Kaffeepulvers, die noch an der Oberfläche schwammen. Zunächst blickte er in den tiefschwarzen Spiegel im Stielkännchen, aber schon bald begannen sich, ganz langsam feine, hellbraune Schlieren auf der Oberfläche zu bilden. Unglücklicherweise zerstörte Georg sie mit einer etwas zu hastigen Bewegung gleich wieder. Doch nach einiger Zeit erschienen sie von neuem und klumpten dann an einigen Stellen zu einem tiefbraunen Schaum zusammen. Der Kaffee war jetzt so heiß geworden, dass ein feiner Dampf aufstieg.

Georg beobachtete fasziniert die allmählichen Veränderungen in der Stilkanne. Es hatte dieselbe Anziehungskraft wie die eines chemischen Experiments. Doch seine wissenschaftliche Beobachtung wurde jäh unterbrochen: Zuerst spürte er ein Rumoren vom Boden der Kanne, das sich bis auf den Griff übertrug. Dann erschreckte er, denn der Kaffee kochte hoch. Er wäre wohl übergekocht, hätte Jannis, der die ganze Zeit neben ihm gestanden hatte, nicht seinen Arm gepackt und die Kanne vom Feuer gezogen.

„Immer schön aufpassen", ermahnte er Georg. „Und jetzt gießt du ein bisschen in ein Tässchen, lässt den Rest noch einmal aufkochen und gießt ihn dazu. Dann wollen wir mal prüfen, wie das erste Mal geworden ist."

Georg war grade dabei, wie geheißen ein wenig des fertigen Kaffees in ein bereitstehendes Tässchen abzugießen, als er hinter sich einen dumpfen Aufschlag hörte. Er fuhr zusammen und ein großer Schwall brachte das Tässchen zum überlaufen. Noch im Umdrehen hörte er den zweiten Aufschlag.

Auf dem Tisch lagen zwei Kohlköpfe. Die Küchenmagd, die unbemerkt hereingekommen war, hatte sie dort unsanft platziert.

„Mein erstes Mal war süüüß", gurrte sie und schaukelte zu Georg an den Herd. „Mal sehen, ob man das von deinem auch sagen kann."

Sie schnappte sich die Tasse und nahm vorsichtig einen kleinen Schluck und noch einen. Ein Lächeln verbreitete sie auf ihrem runden Gesicht und sie drehte ihre kleinen, lustigen Augen theatralisch gen Himmel. Dann gab sie die Tasse weiter an Jannis.

„Schon ganz gut. Was meinst du, Papa?"

„Danke, mein Täubchen", erwiderte Jannis warm lächelnd und nahm auch einen Schluck. „Für 's erste Mal schon ganz passabel. Aber wenn du ihn gleich Maria servierst", fuhr er an Georg gewandt fort, „dann achte darauf, dass du ihr ein paar Bläschen mit in die Tasse zauberst. Das bringt Glück."

„Ist das etwa Mariechens Augenstern? Sieh an, und ich dachte, er wäre ein studierter Herr und kein gemeiner Küchenbursche. So prahlerisch kenne ich meine liebe Freundin gar nicht", rief die Magd erstaunt aus, indem sie Georg genauer betrachtete.

„Ist schon richtig", antwortete Jannis, „Herr Herwig ist der neue Lehrer für Naturkunde. Aber heute ist er nur George. Maria will, dass er etwas lernt und ich werde dafür Sorge tragen, dass nichts dazwischen kommt."

„Am besten hütest du dich vor meiner Tochter", sagte er dann zu Georg. „Tine ist eine rechte Kätzin. Vorne leckt sie, hinten kratzt sie! Sie wird Maria bestimmt alles aufs genaueste weitererzählen, was hier geschieht."

Tine lachte und erwiderte: „Was soll er denn schon von dir lernen, Papa. Etwa kochen?" Dann trat sie von der Seite einen Schritt an Georg heran und drückte ihn sanft mit ihren ausladenden Hüften an den Herd. Dabei lächelte sie zuckersüß und blickte ihn von unten mit ihren dunklen Augen an.

„Also von mir könnte er etwas viel Nützlicheres lernen. Marias Schaden wär 's nicht." Sie befeuchtete kurz den Zeigefinger, steckte ihn dann in die Zuckerdose, um ihn genüsslich abzulecken. Damit kehrte sie kichernd und mit schwingendem Hintern zu ihren Kohlköpfen an den Tisch zurück und ließ Georg erstarrt gegen den Herd gedrückt stehen.