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Erziehung zur Dienstbarkeit

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„Siehst du, was ich meine", brummte Jannis. „Und jetzt zurück an die Arbeit."

Georg machte sich daran, einen zweiten Kaffee nach der gelernten Methode zuzubereiten. Allerdings konnte er sich dieses Mal nicht voll auf den Zauber der chemischen Verwandlung in seiner Kaffeekanne einlassen. Denn wenn er den Kopf zur Seite drehte, konnte er aus sicherer Entfernung Tine beobachten, die am Tisch saß und den Kohl putzte.

Die Ähnlichkeit mit ihrem Vater erhellte sich erst auf den zweiten Blick. Wo Jannis schmal und drahtig war, war Tine drall und saftig. Aber beide hatten denselben dunklen Teint, dieselben braunen Augen und die schwarzen Locken, die unter ihrer einfachen weißen Haube hervorquollen, waren von derselben Farbe wie sein Schnurrbart.

Der Blickfang war ihr üppiger Busen. Georg konnte die Seiten ihrer Brüste durch das lose geschnürten Mieder aus ihrem Hemd hervorquellen sehen. Bis auf die Farbe glichen sie den Kohlköpfen, die Tine nach und nach aus den äußeren grünen Blättern hervorschälte.

Sie musste Georgs hungrige Blicke gespürt haben, denn sie sah von ihrer Arbeit auf und blinzelte ihm wissend zu. Georg fühlte sich ertappt und senkte den Blick in die Kaffeekanne, in der sich grade die ersten braunen Schlieren bildeten.

Als er es das nächste mal wagte, zu ihr hinüberzuschauen, erwartete sie ihn bereits. Aus der Deckung eines Kohlblattfächers warf sie ihm einen glühenden Blick zu. Dann ließ sie den Fächer sinken und setzte eine theatralisch-blasierte Miene auf, während sie so tat als würde sie Konversation mit einer imaginären Sitznachbarin machen.

Georg musste lachen, warf einen schnellen Blick auf seinen Kaffee und nahm ihn zur Sicherheit ein bisschen weiter vom Feuer.

Das nächste mal waren es zwei Fächer. Der eine verdeckte die untere Hälfte ihres Gesichts, der andere ihr Dekolleté. Sie bewegte beide langsam zu entgegengesetzten Seiten, und präsentierte Georg so das strahlendes Lächeln ihres breiten Mundes und die tiefe Spalte zwischen ihren prallen Brüsten, die sie noch herausstreckte, indem sie Schultern nach hinten zog.

Wie der Kaffee wurde auch Georg immer heißer, jedes Mal, wenn er zu Tine hinüberspähte. Mit den beiden Kohlblättern bedeckte sie jetzt ihren Busen, um die Fächer dann in einer lasziven Geste ein wenig herunterzuziehen und wieder heraufzuschieben. So gab sie allmählich immer weitere Teile ihres Dekolletés preis.

Dieses Spiel trieb sie so lange, bis auf der linken Seite der Rand ihres blassgrünen Mieders zum Vorschein kam. Dann blickte sie Georg direkt in die Augen und bewegte das Blatt auf der rechten Seite ruckartig nach unten. Doch anstatt des Mieders blitzte kurz ihre rechte Brust auf, bevor diese wieder hinter dem Fächer verschwand.

Tine grinste maliziös, als sie Georgs entgeisterten Blick sah. Sie fuhr fort, das rechte Kohlblatt wieder nach unten zu bewegen, dieses Mal ganz langsam. Immer mehr von ihrer Brust wurde entblößt, die wie ein schwerer Tropfen über den Rand des heruntergezogenen Mieders hing. Schließlich erreichte sie den dunklen Hof mit dem fast schwarzen Knopf in der Mitte. Als sie mit dem Rand des Kohlblatts über ihrer Zitze fuhr, richtete sie sich ein wenig auf. Wie einer Fernwirkung unterworfen spannte auch Georgs Schwanz in der Hose.

Georg war sich sicher, dass er das Krauthaupt, die Kohlrouladen oder was Jannis sonst morgen zu servieren gedachte, mit gesteigertem Appetit essen würde. Er hoffte, er konnte von Maria Verständnis erwarten. Er zweifelte nicht daran, dass Tine ihrer Freundin alles im Detail erzählen würde.

Ein Brodeln und dann ein Zischen riss Georg aus seinen Betrachtungen. Der Großteil des Kaffees hatte sich über den Herd ergossen und der Rest, der noch in der Stilkanne blubberte, roch angebrannt. Verzweifelt schaute er auf die Sauerei vor sich, während hinter ihm ein lautes Lachen erscholl.

„Hui, zum Kaffee kochen taugt er ja nicht grade", spottete Tine. „Aber vielleicht finden wir ja eine andere Verwendung für ihn. Er könnte unser Leckbursche werden. Ich hab gehört, er hat Talent in sowas."

Zum Glück schritt jetzt Jannis ein, der aus dem hinteren Teil der Küche herbeieilte. Er rettete Georg vor weiterem Spott, indem er die immer noch glucksende Tine in den Kartoffelkeller schickte. Mit hochrotem Kopf begann Georg von neuem: Aller guten Dinge sind drei. Ohne weitere Unterbrechungen war er bald darauf mit einem Tablett auf dem Weg zurück in den Salon, froh die Küche, diesen Ort der Schmach, fliehen zu können.

***

Mary saß in einem Sessel und war in ein Buch vertieft, als Georg mit dem Tablett den Salon betrat. Etwas zögerlich sagte er den Spruch auf, den Jannis ihn gelehrt hatte:

„Gnädiges Fräulein, ich bringe euch den Kaffee, den ihr bestellt hattet. Mit besonderer Empfehlung der Küche."

„Danke, er kann hier servieren", erwiderte sie, ohne von ihrem Buch aufzublicken.

Georg trat zu ihr und stellte das Tablett auf einen kleinen Beistelltisch. Etwas unschlüssig, was nun zu tun sei, wartete er einen Moment, bevor er den Deckel von der Stilkanne nahm und vorsichtig den Kaffee einschenkte. Er achtete sehr darauf, nichts zu verschütten. Dann trat er einen Schritt zurück.

Nach einer Weile legte Mary das Buch zur Seite, nahm die Tasse und trank geistesabwesend einige Schlucke. Sie lächelte zufrieden und schaute ihn an.

„Das hat er gut gemacht. Und meinen Dank auch an Jannis für seine Geduld. Er kann das jetzt wieder mitnehmen", womit sie sich erneut in ihr Buch vertiefte.

Georg stand wieder herum und wartete, ob noch etwas passieren würde. Irritiert stellte er die Tasse zurück und machte sich auf den Weg in die Küche. Zum Glück waren weder Jannis noch Tine dort, so dass er das Tablett einfach stehen ließ.

Auf dem Rückweg hätte er fast eine der Erzieherinnen umgerannt, die sich um die praktischen Belange der Internatsschülerinnen kümmerten. Zuerst stutzte sie, doch als sie ihn erkannte fing sie an, breit zu grinsen. Da merkte George, dass er noch seine Kochschürze trug. Bevor er den Salon wieder betrat, riss er sie ärgerlich herunter.

Zu gerne hätte er ein paar Erklärungen von Mary verlangt, doch sie war nicht im Salon. Stattdessen rief ihn ihre Stimme vom Korridor ins Empfangszimmer der Schule. Sie war grade dabei, sich in einen großen Schal zu wickeln, als er sie fand.

„Lieber Herr Herwig... oder ist es an der Zeit Georg zu sagen? Ich dachte, nach dieser höchst erfolgreichen ersten Lektion können wir ein bisschen entspannen. Wollen Sie mit mir spazieren gehen? Wir können uns dann in Ruhe unterhalten, wir hatten schon so lange keine Gelegenheit mehr dazu."

Georg hätte sie lieber gleich hier zur Rede gestellt. Doch die letzten Sonnenstrahlen des kalten, klaren Novembertages, die durch die kleinen Fenster des Empfangszimmers fielen, stimmten ihn um. Als sie das Gebäude verließen und den Weg in den Schlosspark einschlugen, fühlte er sich wie befreit. An der frischen Luft verblassten die Erinnerungen an die letzten Stunde wie ein seltsamer, beschämender und doch erregender Traum.

So drehte sich ihr Gespräch, das sich nach einer Weile entspann, um andere Dinge. Georg erzählte von seinem Einstand in der Schule in den vergangenen Wochen und er merkte, wie Mary sichtlich erleichtert zur Kenntnis nahm, dass er den Schritt in sein neues Leben nicht bereute. Im Gegenzug weihte sie ihn in den Schulklatsch ein: die sexualwissenschaftliche Fehde Schwester Gerdas mit ihrem Bruder, das allgemeine Erstaunen über die Zwillingsgeburt von Frau Prof. Deutschmann, der Gattin eines Honorarlehrers aus der Stadt, den nächsten Faschingsball im Schloss... Sie lachten viel und Georg fühlte, wie die Vertrautheit vom Anfang ihrer Bekanntschaft schnell zurückkehrte.

Sie waren schon einen Weile durch den Schlosspark gewandert, als Mary abrupt in einen Durchlass zwischen zwei Hecken abbog mit den Worten sie müsse ihm etwas zeigen. Er folgte ihr, nur um erneut vor einer Hecke zu stehen, so dass er sich für links oder rechts entscheiden musste. Mary rief seinen Namen, war aber nicht zu sehen. Das verwelkte Laub, das noch an den Buchenhecken hing, nahm ihm jegliche Sicht.

Er entschied sich für links, ging einige Meter, wo er einen neuen Durchgang fand und so erneut vor derselben Entscheidung stand. Er rief Marys Namen und versuchte, die Richtung einzuschlagen, aus der er die Antwort hörte. Aber mit jeder Abzweigung, mit jedem neuen Durchgang und jeder Richtungswahl verirrte er sich mehr im Heckenlabyrinth des Schlossparks.

Mit einem Mal war alles still und nur noch der Wind im dürren Laub war zu hören. Georg scheute sich, laut zu rufen. Mittlerweile war es dämmrig geworden und er fragte sich, wie er den Weg nach draußen finden sollte. Da sah er aus dem Augenwinkel einen Schatten, der um eine Ecke huschte... eine Katze, nein, eher ein Hund. Er lugte vorsichtig um die Ecke und sah, wie sich ein Fuchs in gemächlichem Trab entfernte. Da hielt das Tier kurz inne, schaute ihn über die Schulter an und verschwand mit einem Satz durch die Hecke.

Georg eilte hinterher und fand den Durchgang, durch den der Fuchs passiert sein musste. Er betrat einem rechteckigen Platz, in dessen Mitte sich ein in Stein gefasstes Wasserbecken befand. Am Rand stand eine einzelne kahle Trauerweide. Das Wasser war kalt und dunkel und ein leichter Dunst stieg von ihm auf, was dem Ort eine gespenstische Atmosphäre verlieh.

„Im Sommer ist es hier ganz anders, fröhlich und ausgelassen. Wir baden hier manchmal," sprach Mary leise, die von hinten an ihn getreten war. Georg war zusammengefahren, beruhigte sich aber, als er ihre warme Hand auf seiner Schulter spürte.

Ohne sich umzudrehen, starrte er weiter auf die dunkle Wasseroberfläche. Er konnte sehen, wie Mary sich entspannt im Wasser treiben ließ, das in der Sommersonne glitzerte. Ihr offenes Haar schwamm um ihren Kopf und umkränzte ihn wie ein rotes Korallengeflecht. Ihr weißer Körper hob sich vom dunklen Boden des Beckens ab. Dann spritzte das Wasser auf, als Tine zu Mary hineinsprang. Das Bild verblasste unter Schreien, Lachen und Prusten.

Georg musste innerlich über seine Vision lachen. Wie einfach war sie als Phantasiegespinst zu entlarven, denn die ehrbaren Frauen der Anstalt wären hier wohl nie ohne ein anständiges Badekleid zu sehen. Er wollte Mary diskret fragen, wie er sich das Becken im Sommer vorzustellen hätte und drehte sich um.

Ihre Gesichter waren nur eine Handspanne voneinander entfernt, so eng stand sie an ihn gelehnt. Er sah, wie es in ihren Augen aufblitzte und sie kurz die Zähne fletschte, um dann zuzuschnappen. Reflexartig versuchte er auszuweichen, doch ihre kalten Lippen trafen ihn im Mundwinkel. Es dauerte eine Weile, bis er den Schreck überwunden hatte, dann erwiderte er ihren Kuss immer noch vorsichtig.

„Ich denke, wir sollten uns langsam auf den Rückweg machen", sagte Mary, als sie die Uhr vom Schloss schlagen hörten. „Das Abendessen wird bald fertig sein. Ich habe schon Hunger."

„Ja, wir sollten... das war unerwartet. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Danke, dass du mich hierher geführt hast."

„Ein geheimnisvoller Ort, nicht? Gib mir lieber deine Hand, Georg, damit du nicht noch einmal verloren gehst. Wir müssen bald einen Termin für die zweite Lektion machen. Du bist ein guter Schüler. Es geht schneller voran, als ich gedacht habe."

***

Mit einem guten Gefühl sah Georg der bevorstehenden Lektion entgegen, denn er hatte sich bestens auf seine anstehenden Dienstpflichten vorbereitet. Die Wissenschaft hatte ihn dabei vorzüglich unterstützt. Er war euphorisch, denn es war selten, dass sich theoretische Erkenntnis und ihre praktische Nützlichkeit auf so vollkommene Weise ergänzten.

Am Vortag hatte er endlich Zeit für einen Besuch im Schloss gefunden. Bei seiner Einstellung war vereinbart worden, dass er die Bestände der gräflichen Bibliothek und der Sammlung nach geeignetem Lehrmaterial durchsehen konnte. Die Gräfin, der er bei der Gelegenheit seine Aufwartung machen wollte, war nicht zugegen gewesen, aber der major domus hatte ihn ohne Widerspruch in die Schlossbibliothek geführt und dort alleine gelassen.

Georg konnte sofort sehen, dass es in der gräflichen Familie eine Reihe eifriger Sammler gegeben hatte. Die hohen Regale der Bibliothek spiegelte die Vorlieben der Jahrhunderte wider. Aus den flachen Schubladen des großen Lesetisches, der die Mitte der Raumes ausfüllte, zog er einige schöne Festungspläne und Stadtansichten. Aber am meisten reizte ihn das übermannshohe Raritätenkabinett, dessen schwere Türen aus poliertem, dunklem Holz er behutsam öffnete. Er fand ein Herbarium, eine Mineraliensammlung, Fossilien und Münzen, die zum Teil in einiger Unordnung waren.

Sein Herz schlug höher, als er die Schubladen mit der Conchiliensammlung entdeckte. Die einzelnen Muscheln und Schneckenhäuser wurden wie in einem Setzkasten auf tiefblauem Filz präsentiert. Er meinte gar einige Stücke vom Porträt der Gräfin Marianne im Kleinen Salon wiederzuerkennen, zum Beispiel eine stachelige Purpurschnecke und ein schönes Exemplar einer runden, gefleckten Schnecke. Als er das Schneckenhaus, das sich wie Porzellan anfühlte, anhob, verriet ihm ein kleiner, vergilbter Zettel, dass ihr wissenschaftlicher Name Cypraea tigris war.

Georg blätterte einige Zeit in der Sammlungsbeschreibung, einer handgeschriebenen Kladde, in der weitere Informationen zu den einzelnen Stücken vermerkt waren. Er staunte nicht schlecht über die Summen, die die gräflichen Sammler für einige Muscheln bezahlt hatten. Darüber hinaus konnte man hier mehr über ihre Herkunft erfahren und oft waren auch taxonomische Details notiert. Es wurde klar, dass nicht allein die schönen Schalen der Mollusken im Mittelpunkt standen, sondern dass die Sammlung durchaus auch einen wissenschaftlichen Anspruch hatte.

Beim Durchblättern blieb er an einer kleinen schematischen Zeichnung hängen, die aus Linnaeus' Standardwerk kopiert worden war. Eine Muschel imitierte hier unterhalb der Stelle, wo ihre beiden Schalen zusammenhielten, schamlos die Formen des offenen Schoßes einer Frau. Georg musste schmunzeln. Man konnte es der Muschel wohl nicht Übel nehmen, sich so ihrem Namen, Venus dione, anzupassen. Ebensowenig dem großen Taxonomen, dass es ihm in den Fingern gejuckt und er die Stelle entsprechend beschriftet hatte. Mit vulva, labia, nympha und rima hatte er die Muschel so erst vollständig zum Dienst an der Liebesgöttin befähigt.

Georgs Freude der Wiedererkennung war groß und insgeheim dankte er der Direktorin von Otten für ihren Anschauungsunterricht. Bald begann jedoch der wissenschaftliche Zweifel an ihm zu nagen. Was war von einer Nomenklatur zu halten, die den Verschluss der Muschel mit dem Schoß der Göttin gleichsetzte? Außerdem weckten die ausgeprägten Stacheln, die an den Rändern der Muschelschalen herauswuchsen, sein Unbehagen.

Georg seufzte. Auch die wissenschaftlichen Riesen, auf deren Schultern sie alle standen, waren wohl nicht immer frei von profanen Gelüsten. Und dennoch öffnete er am nächsten Tag die Tür zum Kleinen Salon mit dem Gefühl, seinen Dienst mit höchstem wissenschaftlichem Segen anzutreten.

Maria saß wieder auf der Chaiselongue. Sie war leicht zurückgesunken und ihr Buch lag aufgeschlagen auf ihrem Schoß. Ihre Augen waren geschlossen und selbst als Georg sie leise ansprach, rührte sie sich nicht.

Offenbar war sie eingeschlafen, während sie auf ihn gewartet hatte. Er studierte in Ruhe ihr entspanntes Gesicht, das ohne die lebhafte Mimik, den schnellen Mund und die strahlenden Augen ganz verändert war. Ihr Gesicht erschien ihm blasser und noch spitzer als sonst. Einen Moment überlegte er, die Gelegenheit zu ergreifen und ihre Sommersprossen zu zählen. Sollte er sich setzten und warten oder sich einfach aus dem Zimmer stehlen, um so die heutige Lektion zu schwänzen? Aber würde das nicht so aussehen, als wolle er sich vor dem Dienst drücken?

Vielleicht musste er in dieser außergewöhnlichen Situation die Unterrichtsplanung selbst in die Hand nehmen. Wenn er ihr seine neu erworbenen conchologischen Kenntnisse demonstrieren wollte, musste er Mary wohl oder übel wecken. Er trat ein wenig näher heran, doch dann überkam ihn einen eigentümliche Scheu, die Schlafende zu berühren. Zum Märchenprinzen war er wohl nicht gemacht; er musste die Sache anders angehen und verließ seine Unentschlossenheit überwindend das Zimmer.

Tine, die am Tisch saß mit einem Eimer voller Äpfel zwischen den Knien, wunderte sich sehr, als Georg zögernd die Küche betrat. „Hast du wieder Hunger auf Kraut... oder dieses mal lieber auf was Süßes?", fragte sie ihn lachend und biss die gute Stelle aus einem halbverfaulten Apfel.

„Nein, bitte... ich müsste noch einmal Kaffee kochen. Könnten Sie mir helfen? Wo sind denn die Sachen? Ich mache dann schon", stotterte Georg.

„Aber ich dachte der Unterricht heute ist abgeblasen", warf Tine kauend ein. „Hat jedenfalls Maria gesagt. Wir sind gestern noch ewig nach dem Bad zusammengesessen. Sie fand ihr ‚albernes Experiment' auf einmal ganz und gar überflüssig und wollte es ein für allemal beenden."

„Was denn für ein Experiment?", hakte Georg begriffsstutzig nach.

„Na, die ganze Sache mit der Bedienung. Ich fand die Idee stark, dass auch mal die Männer die Frauen bedienen. Das ist mir noch nie passiert", seufzte sie, blickte Georg verträumt an und leckte sich dabei gedankenverloren die Finger ab. „Aber wenn du hier bist, geht es wohl doch weiter."

„Ich weiß nicht. Ich wollte Mary mit diesem Liebesdienst überraschen. Sie ist im Salon eingeschlafen. Da dachte ich, ein Kaffee wäre ein schöner Weg, sie aufzuwecken. Aber wenn Sie sagen, sie will den Unterricht abbrechen... "

„Eingeschlafen... so, so, dann war es wohl wirklich zu lang gestern Abend. Also von mir weißt du nichts", und Tine verschloss ihren Mund mit einem imaginären Schlüssel. „Natürlich macht ihr weiter. Was für eine Frage. Es ist doch alles auf dem besten Wege."

Sie stand auf, wischte sich ihre Hände an ihrer Schürze ab und half ihm, das Kaffeegeschirr zusammenzusuchen. Georg machte sich halbherzig an die Arbeit, doch Tine wich nicht von seiner Seite und trieb in an, bis er den Kaffee bereit hatte. Sie fand zwei besonders schöne, rote Äpfel, die sie mit auf das Tablett mit den Kaffeetässchen und der Stilkanne legte. Dann schob sie ihn mit einem breiten Grinsen aus der Küche mit dem Auftrag, Maria auch einen Kuss von ihr zu geben.

Als Georg den Kleinen Salon wieder betrat, wäre er fast mit Mary zusammengestoßen. Sie entschuldigte sich wortreich, dass sie eingeschlafen war und bedankte sich überschwänglich für den Kaffee. So eine schöne Geste hätte sie nicht erwartet und auch nicht verdient. Sie sei auf der Suche nach ihm gewesen, um ihm etwas wichtiges mitzuteilen.

„Ja, ich habe es schon gehört", erwiderte Georg mit hängendem Kopf, „Sie wollen den Unterricht einstellen. Ich hatte mich schon auf die heutige Lektion gefreut aber wenn Sie meinen, dass es der Mühe nicht Wert ist, dann war dieser Kaffee wohl meine letzte Tat. Ich habe mich redlich bemüht Ihrem Plan zu folgen, aber offenbar war ich nicht gelehrig genug. Dabei wäre unser Austausch über die Conchologie heute sicher sehr anregend geworden."

Mary reagierte entsetzt, als sie sah, wie niedergeschlagen Georg war. „Ach Georg, nein, ich will den Unterricht nicht einstellen. Ich wollte ihn nur abkürzen. Du hast gleich in der ersten Lektion das Prinzip der Dienstbarkeit verstanden, so wie ich es vermitteln wollte. Da müssen wir das nicht mehr weiter stumpf exerzieren. Außerdem hat mir unser anschließender Spaziergang viel mehr Vergnügen bereitet als die blöden Lektionen. Dort sollten wir weitermachen. Deinen Diensteifer hast du schon genügend unter Beweis gestellt."

„Draußen ist es schon dunkel und ziemlich ungemütlich. Wie wäre es mit einem Kaffee anstatt eines Spaziergangs?", sagte Georg etwas steif aber innerlich wurde ihm ganz warm ums Herz.

Also setzten sie sich gemeinsam auf die Chaiselongue und tranken schweigend bei Kerzenschein ihren Kaffee. Während in der gesamten Schule schon moderne Petroleumlampen installiert worden waren, wurde der Kleine Salon noch auf altmodische Weise beleuchtet.