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"Dann kann er dir doch eine Wohnung mieten."

"Wohnung teuer, und Konrad nicht soooo gut verdient. Und hier ich verdien was. Ist nicht gut, wenn Frau ist abhängig von Mann, oder?"

"Ganz bestimmt nicht. Aber was meint Konrad, daß du hier im --"

"Ich schon in Polen gearbeitet als Nutte --"

"Nutte --"

"Ja, so man sagt doch hier! Als Nutte in Polen nicht gut, nie wieder, sag ich dir. In Polen als Krankenschwester geht, aber verdient wenig. Aber hier in Deutschland als Nutte geht auch. -- Kommst zu mir im Bett?"

"Bist du lepsisch?", fragte ich etwas konsterniert, dieses durch scherzhafte Verdrehung kaschierend.

"Nicht richtig, aber ist doch jede Frau etwas, oder nicht?"

Damit hatte die gute Marya sicher recht. Unsere Zimmer hatten trotz dem Verbot von Herrenbesuchen breite Doppelbetten, und so legte ich mich neben Marya schlafen, und außer einem Gute-Nacht-Kuß machten wir nichts Unanständiges.

Am Morgen wachte ich zum Glück rechtzeitig auf, obwohl ich vergessen hatte, meinen Wecker zu stellen. Während ich, wie verabredet, Guntram anrief und mich warm anzog, denn es war recht kühl, machte Marya uns das Frühstück und auch nicht wenige anzügliche Bemerkungen, und als ich gehen wollte, sagte sie noch:

"Sind doch noch fünf Minuten und nur drei bis Post. Warum gehst so früh? Laß doch etwas warten Guntram, macht man doch als Frau. Komm, iß noch ein Brötchen!"

Ich ließ mich dazu überreden, und während ich das Brötschen aß, gab mir Marya noch weitere gute Ratschläge:

"Sicher will was von dir, nimm mit Präser!"

"Hab ich immer bei mir, seit ich sechzehn oder siebzehn -- nein, doch: achtzehn bin."

"Du erfahrene Frau!", lachte Marya anerkennend und entließ mich endlich, "komm heil wieder!"

Obwohl ich jetzt um mindestens fünf Minuten verspätet war, war bei der Post weit und breit kein Guntram zu sehen. Es war wohl ein merkwürdiger Anblick, zu so "nachtschlafener" Zeit eine Frau allein am Straßenrand wartend, und richtig: Es hielten zwei Herren an und fragten, ob sie mich irgendwohin mitnehmen könnten, ein schleimiger Typ und ein jüngerer Mann, der es wohl ehrlich meinte und keine Nebenabsichten hatte. Ich sagte natürlich in beiden Fällen: "Danke!"

Schließlich kam Guntram angerast. Er entschuldigte sich gleich, daß das Tanken leider etwas länger gedauert habe, "ich war ja blöd und hätte gestern abend tanken sollen, bitte entschuldige!"

"Ist doch nicht schlimm. Aber sag mal, wir haben gar nicht geredet, wo wir eigentlich hinfahren wollen."

"Das ist mir dann auch eingefallen. Ich schlage vor, an die Ostsee."

"Okay, wollen wir da baden?"

"Nicht unbedingt zu dieser Jahreszeit, aber man könnte sicher in Travemünde im Wellenbad --"

"Muß nicht sein."

"Find ich auch; können wir ja in der Sauna."

"Frechdachs! Aber nun fahr mal los!"

Guntram hatte einen angenehm defensiven Fahrstil und war auch sonst sehr ruhig -- genauer gesagt: Er sprach fast kein Wort während des Fahrens, und das wurde mir allmählich langweilig. Ich erahnte den Grund und sagte es ihm auf den Kopf zu:

"Du hast wohl nicht viel Übung mit solchen Eskapaden mit fremden Frauen?"

"Wenn du es genau wissen willst: Es ist das erste Mal für mich."

"Einmal muß ja das erste Mal sein, so ist das mit allem im Leben -- komm, sei lustig, ich beiß nicht und tu dir bestimmt nichts Böses."

Das taute ihn auf, und wir erzählten uns einiges aus unserem Leben. Er war es, der begann:

"Darf ich dich was fragen?"

"Du darfst mich alles fragen, aber ob ich das beantworte, das mußt du mir überlassen."

"Natürlich -- und du wirst diese Frage schon tausendmal gehört haben --"

"Ich kann es mir schon denken."

"Wie bist du zu dem Job gekommen -- du bist doch überhaupt keine typische -- nicht so eine --"

"Sag's schon: Hure. Nein, bin ich nicht, aber welche Frau ist schon so eine typische -- du weißt schon. Und ich hab diese Frage bisher noch nicht so oft gehört, denn ich mach das erst sein kurzem. -- Warst du schon öfter in der Sauna?"

"Seit etwa einem Jahr immer mal wieder."

"Dann kennst du sicher die Gudrun."

"Ja, die kenn ich -- die ist auch ganz anders als die meisten. Kennst du die -- woher kennst du die?"

"Gudrun ist meine Cousine. Die mußte sich nach Scheidung und Schulden unbedingt was dazuverdienen -- daneben macht sie noch ihren richtigen Job -- aber das kann sie dir alles selbst erzählen, wenn sie wieder in den Club kommt -- wir haben ihr in der Familie natürlich angeboten, ihre Schulden zu übernehmen, wenigstens erstmal leihweise, aber sie wollte und will nicht annehmen, und da hat sie schließlich angefangen anzuschaffen -- und als sie sich jetzt den Fuß gebrochen hat, bin ich für sie eingesprungen. Ehrlich gesagt, ich war etwas neugierig und wollte mal sehen, wie es im Gewerbe so zugeht -- die Kerle reden ja nicht darüber --"

"Und hast du deine Neugier befriedigt?"

"Zur Genüge -- aber jetzt bleib ich dabei, bis Gudrun wieder auf dem Damm ist. -- Und du -- du bist auch nicht der ganz typische Hurenbock."

"Ach ja, ich bin ein Spätentwickler. Ich hab nicht studiert, sondern bin nach dem Abitur gleich in die Firma, das heißt, in den Laden meiner Eltern eingestiegen. Ehrlich gesagt: Das hat mir auch Spaß gemacht und macht mir auch noch Spaß. Aber ich hab auch weiter im Haus meiner Eltern gewohnt und war mit fünfundzwanzig noch Jungfrau -- bitte lach nicht darüber, ich hab das außer meiner Frau und Konrad noch niemand erzählt -- und da fand ich, es wäre endlich mal Zeit und ging eines Abends ins Eros-Center. Das war ein Reinfall, aber ich traute mich zwei Tage wieder dahin, und da hat es geklappt. Kurz darauf hab ich Marion -- das ist meine Frau -- kennengelernt, sie war Sekretärin einer befreundeten Firma, und wir sind bald intim geworden. Marion hat mich auch in meinem Zimmer verführt, und das hat mein Vater mitgekriegt, und er sagte nächsten Tag zu mir: ,Tu dir keinen Zwang an, min Jung, das ist gut so, wir dachten schon, du bist andersrum.` Kurz darauf haben wir geheiratet, und ein Jahr später kam unsere Tochter."

"Aber das macht dich doch nicht zu so einem erfahrenen Besucher von Etablissements."

"Wart doch ab! Während der Schwangerschaft und nach der Geburt war dann liebesmäßig natürlich ziemlich Sense, und unser Sexleben hat sich nie wieder richtig erholt. Wir liebten uns immer seltener, dann hatte Marion Schmerzen, deren Grund auch ihre Frauenärztin nicht rausfinden konnte, dann --"

"Habt ihr nicht mal da drüber geredet?"

"Haben wir immer wieder mal, aber jetzt meint sie doch, in unserem Alter hätte man ja nicht mehr so das Bedürfnis -- hat die eine Ahnung!"

"Und da hast du angefangen --"

"Und da hab ich angefangen -- ich hab mir die Kleinanzeigen angesehen, und dann hab ich, wenn ich andere Firmen besucht hab, immer mal eine Stunde abgezweigt, ich konnte mir das leisten, ich war wohl mindestens einmal pro Woche auf diese Weise unterwegs --"

"Alle Achtung --"

"Na ja, das ist ja keine Leistung, mit der man groß angeben kann, ich hab ja viele Nutten getroffen -- anders kann man nicht sagen --, aber auch manches nette Mädchen, aber eine wie dich trifft man nur ganz selten."

"Aber doch auch."

"Manchmal ja, ich hab schon auch echte Damen getroffen."

"Na, siehst du! -- Und deine Frau hat nichts gemerkt?"

"Ich weiß nicht -- ich glaube, nicht. Wir haben seit dem Anfang unserer Ehe einen solchen Spruch: ,Wenn du nicht willst, geh ich in den Puff!` Und das nicht aufs Sexuelle bezogen, sondern bei ganz gewöhnlichen Begebenheiten. Und jetzt -- das mag einige Monate her sein -- sagt sie darauf lachend: ,Dann geh doch, mein Schatz, ich hab nichts dagegen!` Aber eben lachend."

"Dann weiß sie es wahrscheinlich oder nimmt es als sicher an."

"Aber du hast noch nicht erzählt, was du sonst gemacht hast."

"Soll ich dir das wirklich erzählen? Ich bin Studienrätin, übe den Beruf auch immer noch aus, ansonsten bin ich geschieden."

"Und warum, wenn ich fragen darf?"

"Du wirst reichlich persönlich --"

"Ich hab dir auch Sachen erzählt, die ich noch niemandem erzählt hab."

"Du hast ja recht, und es ist ja auch nichts Schlimmes. Wir haben uns mit meinem Mann auseinandergelebt, sind auch schon über Jahre in der Liebe unsere eigenen Wege gegangen, und als mein Mann nach Leipzig versetzt wurde, bin ich nicht mitgegangen, und wir haben uns getrennt, man kann sagen, in Freundschaft. Und damit du es gleich weißt: Ich hab ziemlich viel Liebhaber gehabt, und du viele leichte Mädchen. -- Fahren wir nicht oben ans Brodtener Ufer?"

"Gute Idee! Wir sind gleich da."

Oberhalb der Steilküste erwartete uns ein überwältigender Anblick. Beide hatten wir so etwas nocht nicht gesehen: Die noch fast völlig vereiste Ostsee mit Riesen-Eisblöcken am Ufer; es sah aus wir am Polarmeer. Wir fanden eine Treppe, die das Steilufer hinab zum Strand führte, kraxelten sie runter und machten einen Strandpaziergang. Guntram legte mir beschützend seinen Arm um die Schulter, ging dann bald tiefer und umtastete durch meinen dicken Wintermantel die Kurven meiner Hüften und meines Pos. Ich lächelte ihn an und tastete meinerseits in der Gegend seines Schritts und fand auch etwas leicht Vergrößertes. Wir lächelten uns an, und Guntram fragte leise: "Später?" Ich lächelte weiter, aber mir war bald klar, daß dies ein Fehler war. Sicher hatte Guntram das so verstanden, daß wir als krönenden Abschluß noch eine Runde in der Sauna drehen würden, aber das ging ja nicht, und in meine Wohnung konnte -- und wollte -- ich ihn auch nicht einladen. Ich brachte es nicht übers Herz, ihn darüber aufzuklären, und so bekam der ganze weitere Tag etwas Schiefes.

Wir kletterten wieder hoch, und ich fragte, ob wir nicht in dem Restaurant, das sich da befand, etwas essen sollten. Aber Guntram meinte:

"Lieber nicht hier. Ich hab Verwandte in Lübeck, und wenn die gerade hier essen gehen sollten -- die sollen mich nicht mit dir sehen."

"Na gut -- und was schlägst du dann vor? Ich krieg allmählich Hunger."

"Es ist ja noch sehr früh. Fahren wir noch nach Dahmeshöved und sehen uns auf dem Weg Cismar an."

"Na gut, wenn du meinst."

Ich hatte die Geographie dieser Gegend nicht mehr so im Kopf, auch Guntram wohl nicht, und der Weg zog sich länger hin als erwartet. Ich hatte genügend Zeit, dem interessiert zuhörenden Guntram andeutungsweise von meinen Erlebnissen an diversen FKK-Stränden dieser Gegend zu erzählen. Wir verschoben Cismar auf nach dem Essen und suchten den Weg nach Dahmeshöved. Diese Stelle mit Leuchtturm und Restaurant ist ja nur auf Feldwegen zu erreichen, und diese waren noch völlig vereist. Es gab dort zwar keine Steigungen, aber es war doch recht abenteuerlich. Außerdem hatten wir Angst, daß das Restaurant unter diesen Bedingungen und zu dieser verrückten Jahreszeit womöglich geschlossen sein könnte. Aber nein: Wir bekamen gerade noch den letzten Parkplatz und haben gut und reichlich gegessen.

Im März ist es abends ja schon recht lange hell, und so hatten wir genug Zeit für eine Besichtigung des ehemaligen Zisterzienserklosters Cismar, und weil immer noch viel Zeit bis zum Abend war, beschlossen wir, auf dem uns beiden bekannten Schleichweg über Schönwalde (diesmal ohne Besteigung des Bungsbergs), Eutin, Berlin und Segeberg nach Hamburg zurückzufahren. Zu Abend aßen wir in demselben türkischen Restaurant im Univiertel, in dem ich seinerzeit mit Karl war, und ich erzählte Guntram auch von dieser meiner Beziehung, die eine meiner schönsten war.

"Heute hast du leider keinen kurzen Rock und keine Strumpfhosen an, die ich begutachten könnte", kommentierte Guntram diese Erzählung.

"Strumpfhosen schon. -- Aber, Guntram, da muß ich dir was sagen: Dich in die Sauna mitnehmen, das darf ich nicht."

"Aber ich dachte --"

"Das hab ich befürchtet, daß du das dachtest, aber das geht wirklich nicht."

Guntram wurde sehr traurig und sah mich mit Dackelaugen an. Ich wagte zu sagen:

"Geht es nicht bei dir zu Hause?"

"Nein -- ja -- aber nein, ich hab so neugierige Nachbarn, die kriegen das sofort mit -- nein, das geht auch nicht."

"Na, dann komm dienstags oder freitags oder samstags wieder in die Sauna!"

"Mach ich bestimmt", sagte Guntram wieder lustiger, "ich werd's überstehn."

"Davon bin ich überzeugt."

Und auf dem letzten Weg des heutigen Tages hatte ich eine Eingebung und lotste Guntram auf einen -- eigentlich für Autos gesperrten -- Weg in der Eidelstedter Feldmark, ließ ihn am Wegesrand anhalten und sagte:

"So, Guntram, nun hol nochmal dein Ding raus -- und mach um Gottes Willen das Innenlicht aus!"

"Was soll ich -- hier?"

"Womit du deine Tochter gemacht hast -- nun zier dich nicht!"

Ich half ihm, seinen Hose zu öffnen und das schon recht fleischige Dingen rauszuholen, ermunterte Guntram auch, meinen Mantel aufzuknöpfen, meinen Hosenbund zu öffnen und nach meiner Muschi zu tasten. Ich beugte mich zu Guntrams Schwanz hinab, nahm die dicke Spitze unter Verzicht auf ein Kondom in den Mund, schob mit der Zunge die Vorhaut zurück, spielte um Öffnung und Bändchen und hatte bald die weiße Freude zu schlucken. Dann ließ ich mich noch von Guntrams in der engen Strumpfhose recht ungeschickt tastenden Fingern verwöhnen, wir gaben uns einen innigen Zungenkuß -- angenehm, daß Guntram ein strenger Nichtraucher war -- wir ordneten unsere Garderobe, ich lotste Guntram wieder auf öffentliche Straßen, er fuhr mich zur Sauna, wir verabschiedeten uns mit einem weiteren Kuß, ich stieg aus, winkte Guntram noch einmal zu und verschwand durch den Nebeneingang in das Saunahaus.

Ich zog mich schnell aus, wusch mich und legte mich zur lieben Marya ins Bett, was sie sehr erfreute:

"Danke, daß bist gekommen gleich zu mir. Na, wie war?"

Und ich erzählte in allen Einzelheiten. Dann fragte ich:

"Und wie war das Gespräch mit deiner Mutter?"

"Sehr gut war. Ich ihr gesagt, daß bestimmt heiraten Konrad und ich, und sie sehr froh."

"Weiß sie eigentlich, was du hier machst?"

"Mama weiß. Findet nicht gut, hat aber selbst gemacht so was, nicht im Puff, aber im Krieg, im Widerstand. Wenn da ein Kamerad wollte, Frau nicht sagt nein, kriegt auch was dafür, Brot oder Käse oder so."

Wir gaben uns noch ein Küßchen und schliefen händchenhaltend ein. Am nächsten Morgen machte mir Marya wieder das Frühstück, damit ich rechtzeitig zum Dienst verschwinden konnte. Die Woche verlief ohne besondere Vorkommnisse bis zum Freitag. Da kamen Guntram und Konrad wieder zusammen in die Sauna, wollten etwas von uns, luden uns aber auch wieder am Sonntag zu einem Ausflug ein. Die Wetteraussichten waren nicht allzu rosig, aber natürlich sagten wir zu, und als wir hinten bei Sekt zusammen saßen und Treffpunkte und Ähnliches näher besprachen, fragte ich:

"Soll das jetzt zur Regel werden, diese Sonntagsausflüge?"

"Warum nicht, ihr Täubchen?", lachte Konrad.

"Und wohin gedenkt ihr uns zu entführen?"

"Ich hab gedacht, nach Dänemark, da war Marya noch nie."

"Keine schlechte Idee; hoffentlich spielt das Wetter mit. -- Wollt ihr vielleicht nochmal?"

"Vielleicht andersrum?", fragte Marya; sie wollte wohl ihrem Konrad etwas Gutes tun.

"Muß nicht sein", sagte ich darauf, "Konrad, bleib ruhig bei deinem neuen Glück und geh nicht gleich fremd!"

"Das hatte ich auch gar nicht vor. Aber in unserem vorgerückten Alter, da blamiert man sich leicht -- aber so jung kommen wir nicht wieder zusammen; komm, Marya!"

Und auch Guntram wagte es, noch einmal mit mir zum Bodenturnen anzutreten. Ich spürte dabei mehr und mehr, daß ich eine belebende Wirkung auf ihn hatte, ich war ja für ihn auch eine "junge Frau".

Am Sonntag war das Wetter naßkalt, aber es regnete nicht. Marya und ich, wir beiden Grazien, standen verfroren bei der Post, sehr zur Verwunderung eines distinguierten Herrn, der schon zu so früher Zeit seinen ersten Brief in den Kasten warf, aber bald darauf kamen unsere beiden Galane in Konrads geräumigem Audi. Wir begrüßten uns mit viel Hallo und verteilten uns paarweise auf Vorder- und Hintersitze. Da Konrad fuhr, hatte ich hinten mit Guntram mehr Gelegenheit für erste Zärtlichkeiten.

Konrad zeigte uns mit viel Sachkenntnis den alten Ochsenweg, wir nahmen uns aber nicht die Zeit, Städte wie Schleswig oder Flensburg zu besichtigen, da wir ja noch weiter wollten. Wir wollten beim alten Grenzübergang Krusaa nach Dänemark einreisen. Der Übergang war auch noch geöffnet -- aber Marya wurde ihr Paß nicht wieder ausgehändigt, sondern sie wurde höflich, aber bestimmt, in ein Grenzerhäuschen gebeten. Aus Solidarität gingen wir alle mit, Konrad und ich sprachen ein wenig Dänisch, aber die Beamten verstanden noch besser deutsch, und nach wenigen Minuten des Suchens wohl im Fahndungscomputer war alles "i orden". Ich wollte dann aber doch wissen, warum man Marya herausgebeten hatte, und -- es war wohl der Chef -- entschuldigte sich und sagte, sie hätten schlechte Erfahrungen mit osteuropäischen Damen, die in Dänemark heirateten und sich damit irgendwie die dänische Staatsbürgerschaft erschlichen. Ich hab nicht ganz verstanden, wie das funktionieren sollte -- jedenfalls durften wir mir einem freundlichen "god rejse" unsere Fahrt fortsetzen.

Wir fuhren zunächst einmal an Graasten vorbei nach Sönderborg und Broager auf Als. In Graasten wehte die dänische Fahne auf dem Schloß, und Konrad glaubte zu wissen, daß das bedeute, daß die Königin hier weilte. Andererseits galt aber Graasten als Sommerresidenz. Wir nahmen uns nicht die Zeit, dies bei der Schloßwache aufzuklären -- und wir hätten wohl sowieso keine Audienz bei "Dronning Margarethe" bekommen. Wir fuhren weiter nach Broager und besichtigten die imposante zweitürmige Kirche mit der herrlichen mittelalterlichen ornamentalen Bemalung; zum Glück war die Kirche geöffnet.

In Sönderborg streiften wie ziemlich gehetzt durch die Altstadt, denn Konrad wollte uns unbedingt noch eine andere wenig bekannte Sehenswürdigkeit zeigen, die Kirche in Hjerpsted -- nur die stand an der West- und nicht an der Ostküste Jütlands. So rasten wir auf der Nationalstraße 8 quer über die Halbinsel, wobei wir in dieser für Dänemark letzten Provinz nur drei oder vier Autos begegeneten -- so kam uns es jedenfalls vor. Auch die geplante Kaffeepause verschoben wir in das Restaurant, das angeblich in Hjerpsted sein sollte.

Diese "Gewalttour" hat sich aber wirklich gelohnt. Die einsam an einer Steilküste stehende Kirche -- leider geschlossen -- war mit ihrer Umgebung wirklich ein einmaliger Anblick, und auch die eisgraue Nordsee einmal nicht in der Urlaubssaison zu sehen, war ein Erlebnis. Da keine Besichtigung möglich war, ohne irgendwo in der Umgebung nach dem Küster zu suchen (immerhin war seine Telephonnummer an der Türe angegeben), kletterten wir den steilen Feldweg hinunter, der um die Kirche herum zum Strand führte. Wir machten einen kleinen Strandspaziergang, dann wollte Konrad weiter zum Restaurant fahren, das in einem der fünf Häuser sein sollte, die noch in der Nähe der Kirche standen. Konrad fand es auch auf Anhieb, nur es war "sluttet". So beschlossen wir, mit knurrendem Magen noch weiter bis zum Dagebüller Strandrestaurant zu fahren, das wir alle von den verschiedensten Urlaubsreisen kannten.

Wir verließen Dänemark über den gemütlichen kleinen Übergang bei Aventoft, und was ein Tante-Emma-Laden im Einzelhandel ist, das ist dieser Grenzübergang in der internationalen Politik. Der eine Beamte, der hier Dienst tat, war sichtlich froh, zu etwas nützlich zu sein, und er ließ sich in einem längeren, freundlichen Gespräch von Marya erzählen, wie es jetzt in Polen zuginge.

Das Dagebüller Strandrestaurant war zum Glück geöffnet, und wir aßen mit Heißhunger eine Nordeescholle. Wie unter anständigen Menschen üblich, entspann sich eine Diskussion, wer auf Alkoholisches verzichten sollte, um uns nach Hause fahren zu können, und ich bot mich dazu an, denn ich kannte ja die Strecke in allen Einzelheiten. Die Korona war auch damit einverstanden, daß ich meinem Geschmack entsprechend die Autobahn meiden wollte -- "wir haben ja Zeit genug."