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Feierabend

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Unverhoffter Besuch, kommt.
7.5k Wörter
4.7
24.9k
13
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Eine Kurzgeschichte von Lydia Fable

Feierabend

Maximilian hörte das gleichförmige Schnarren das die Türklingel von sich gab. Es war nur ein einziger Ton und er nervte ihn.

'Warum gerade jetzt', dachte er sich. Max war vor einer halben Stunde zur Tür hereingekommen, als er die Nachricht fand, die seine Frau im hinterlassen hatte. Sie würde erst gegen Abend nach hause kommen. Weiter stand dort, sie würde mit ein paar Arbeitskollegen etwas Essen gehen und dann sehen, was sie noch unternehmen wollten. Es könnte spät werden. Sie hätte die Kinder bei der Grossmutter untergebracht, so hätte er einen ruhigen Abend. Oder er könne ja vielleicht mit seinen Freunden treffen, hatte sie ihm auf dem kleinen Brief vorgeschlagen.

Aber dazu hatte er heute keine Lust. Vielleicht nächstes Mal. Ihm war eher danach, seinen Feierabend auf der Couch zu verbringen. Schließlich hatte er ihn sich verdient. So lag er mit der Fernbedienung bewaffnet da und wollte nun sehen, was das Fernsehprogramm heute bot. Kaum hatte er sich ausgestreckt auf das Sofa gelegt, die Rückenkissen angenehm positioniert und die Nackenstütze in die richtige Lage gebracht, meldete sich die Türglocke mit ihrem Schnarren.

Da läutete es ein zweites Mal. Er konnte es sich nicht erklären, aber es hörte sich an, als wäre es drängender gewesen, als das erste Mal.

Zuerst wollte er nicht aufstehen, um die Tür zu öffnen. Vielleicht war es nur der Reklamefritze, und der konnte auch bei jemand anderem klingeln. Als es zum dritten Mal klingelte, stand Max doch auf, um an die Tür zu gehen. Wie gesagt es nervte ihn.

Noch bevor er die Tür erreicht hatte läutete es ein viertes Mal. Und dann auch noch zwei mal. Drööt Drööööt, hörte er. Das machte ihn vollends sauer. Was sollte das, dass jemand so hartnäckig den Klingelknopf malträtierte? Hatte er es sich nicht verdient auch mal Ruhe zu haben. Schließlich war seine Arbeit keine leichte. Er musste körperlich und geistig immer voll konzentriert sein, damit nichts schief ging. Nun taten ihm die Knochen weh und leichte Kopfschmerzen hatte er auch. Außerdem war er nicht mehr der jüngste mit seinen 42 Jahren. Aber wenn er nur schön faul auf seiner Couch hätte liegen können, wäre das sicher verschwunden. So aber musste er zur Türe gehen und sehen wer Unerfreuliches dort draußen war.

Max nahm also die Klinke in die Hand, drückte sie nach unten und zog die Tür langsam auf.

Draußen stand Martha. Eine Freundin seiner Frau. Mit leicht geschwollenen, verweinten Augen.

Er hatte sie schon öfter gesehen aber nie wirklich ein Wort mit ihr gewechselt. Immer noch ärgerlich über die Unterbrechung seines Fernsehabends musterte er sie.

Ihr Make-up war, wenn sie denn eines aufgetragen hatte nicht mehr zu sehen. Sie trug ein weißes Kleid mit farbigen Blumen darauf, das etwa zwanzig Zentimeter überhalb ihrer Knie endete. Es waren schöne Knie, fand er. Genauso, wie der Rest ihrer Beine, von der Sonne oder in der Sonnenbank gebräunt. Gehalten wurde das Kleid von einem etwa 4 cm breiten Träger auf jeder Schultern. Sie trug weiße Schuhe mit etwa fünf Zentimeter hohen Absätzen, die den Durchmesser eines Schnapsglases haben mussten. Bei näherer Betrachtung fiel ihm auf, dass das Kleid aussah, als hätte man es Martha auf ihren schlanken Körper gegossen. Sie war zwar ziemlich dünn, aber noch weit davon entfernt, um mit einer Bulimiekranken verwechselt zu werden. Auch die Form ihrer nicht allzu großen Brüste war zu erkennen. Ihre schwarzen Haare fielen bis zur Mitte ihres Rückens. Max kannte sie mit Zopf, und er fragte sich, warum sie sie heute offen trug. Sie sahen gepflegt aus aber nicht sehr ordentlich. Ihr Gesicht sprach ihn nicht so sehr an, obwohl er ihre blauen Augen mochte. Hätte sie noch ein bisschen Wimperntusche, etwas Lidschatten und vielleicht einen Lippgloss oder Lippenstift aufgetragen, wäre sie wohl nicht allein nach Hause gegangen, wäre sie heute noch ausgegangen.

Soweit Max von seiner Frau wusste hatte sie aber einen Freund.

Es war wohl eine Minute vergangen, als er merkte, dass sie langsam ungeduldig wurde. Er wollte nicht den Anschein erwecken, dass er sich freute, dass jemand unangemeldet vor seiner Tür stand.

„Ich bin Martha", sagte sie, als würde er sie nicht kennen. „Ist Doria da? Ich würde gerne mit ihr reden"

Ihre Stimme klang etwas brüchig, so als ob sie gleich wieder anfangen wollte zu weinen. Dennoch hatte sie eine schöne Stimme, fand er. Das fand er schon immer. Selbst nach den zwei Sätzen die er im Laufe der Zeit mit ihr gesprochen hatte.

'Reden', hallte es in seinen Gedanken wider. Die verweinten Augen und das Wort Reden verhießen nichts Gutes. Sie musste wohl ein größeres Problem haben sonst hätte sie Quatschen oder Sprechen gesagt. Nein, sie musste 'Reden'.

Wäre Doria zu Hause gewesen, hätte er sich irgendwohin verziehen müssen oder können, damit seine Frau und Martha 'reden' konnten, ungestört. Wenn Frauen 'reden' wollen, geht das ja meistens die Männer nichts an. So war er ganz froh, dass Doria nicht da war.

Die Lippen leicht zusammengepresst schüttelte er den Kopf. Während er ihr erklärte, was seine Frau heute vorhatte, bemerkte er die große Enttäuschung, die sich in ihrem Gesicht zeigte. Sie zog die Augenbrauen etwas hoch und neigte den Kopf etwas nach vorne. Eigentlich hatte er erwartet oder vielleicht gehofft, dass Martha sich nun umdrehte und ging, damit er sich wieder seinem Feier- bzw, Fernsehabend widmen konnte. Im Grunde tat sie das auch, aber als sie die ersten zwei Treppenstufen hinunter gegangen war, hörte er sie leise schluchzen.

In diesem Moment war sein ganzer Ärger verschwunden und mehr als doppelt so viel Mitleid überkam ihn. Max wusste nicht genau was er tun sollte, aber als der sagte, „Warte", wusste er, dass es mit seinem ruhigen Abend vorbei war.

Sie stand auf der Treppe, hielt sich mit der linken Hand am Geländer fest und drehte den Kopf in seine Richtung. Er konnte genau sehen, wie eine Träne aus ihrem rechten Auge über die Wange lief und langsam bis zum Kinn glitt. Dort fing sie einen Lichtstrahl, der von draußen durch das Treppenhausfenster hereinkam ein, blitzte kurz auf und tropfte dann ab.

Maximilian senkte leicht, fast unmerklich den Kopf und bat sie herein zu kommen.

„Nein, ist schon gut", sagte sie auf seine Aufforderung.

„Ich gehe wieder nach Hause. Vielleicht kann Doria mich ja anrufen, wenn sie wieder heim kommt."

Aber Max's Entscheidung war schon gefallen. Vielen Männern scheint es angeboren zu sein, weich zu werden, wenn sie Frauen weinen sehen. Vielleicht ist das ein Gendefekt oder einfach nur Beschützerinstinkt. Aber Maximilian war einer von diesen Männer und er konnte Martha nicht gehen lassen, in diesem Zustand. Wie er ihr helfen könnte, wusste er auch nicht, aber er konnte sie nicht gehen lassen.

Mit dem Ansatz eines Lächelns bat er sie nicht zu gehen. Zumindest nicht bevor sie mit ihm einen Kaffee oder Tee oder von ihm aus auch einen Whiskey getrunken hätte.

Bei dem Wort Whiskey musste sie lächeln und erklärte sich einverstanden.

„Vielleicht kommt Doria doch früher nach Hause und dann könnt ihr reden. Ich werde mich dann in meine Stammkneipe machen", meinte er, wobei seine Schultern leicht zuckten und sein Kopf mit kleinen Bewegungen hin und her wippte. Wieder versuchte er zu lächeln.

Maximilian drückte mit seinem Rücken die Tür etwas weiter auf, damit sie anstandslos hereinkommen konnte. Die Jacken die auf der Innenseite der der Türe hingen sorgten immer dafür, dass diese nicht ganz aufging. So musste er etwas nachhelfen.

Während sie an ihm vorbeiging und die Wohnung betrat roch er ihr Parfüm. Es hatte so etwas fruchtiges an sich. Nachdem er viel von diesem Duft eingesogen hatte, nahm er sich vor, Martha danach zu fragen, weil er seiner Frau das gleiche Parfüm besorgen wollte.

Als sie an ihm vorüberging kam er sich fast etwas schäbig vor, wie er so da stand in seiner hellblauen Jogginghose und dem grünen T-Shirt, das er eigentlich zum schlafen benutzte. Als er sie in die Küche gebracht hatte ging er schnell ins Bad und sprühte sich sein Deodorant unter die Arme. So fühlte er sich etwas besser.

„Also, was willst du trinken?" wollte er wissen, als er wieder zurück war.

„Och, ein Glas Wasser reicht mir", antwortete sie.

So ging er zum Schrank mit dem Gläsern, entnahm diesem Zwei und befüllte sie mit Wasser. Eines der beiden reichte er ihr und setzte sich dann, wobei er gleichzeitig von seinem Glas nippte.

„OK.", sagte er nach ein paar Minuten in denen jeder von Beiden sein Glas Wasser anstarrte.

„Ja", sagte sie dann etwas langgezogen. „Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich mit dir darüber reden kann. Aber was soll's. Nun bin ich ja schon mal da."

Sie rutschte auf ihrem Stuhl etwas nach hinten und zog gleichzeitig ihr Kleid etwas nach unten. Dann drückte sie die Lippen leicht zusammen und atmete einmal tief ein und hörbar wieder aus. Während dessen wischte sie etwas an den Glas ab, was Max nicht erkennen konnte.

„Mein Freund hat mit mir Schluss gemacht", begann sie während sie ihn ruckartig anblickte.

'Ist das alles?', dachte er sich. Es war doch nichts weltbewegendes, wenn man verlassen wurde. Aber er erinnerte sich an eine solche Situation in seinem Leben in der eine Freundin mit ihm Schluss gemacht hatte und er schon fast soweit war, sich das Leben nehmen zu wollen. Nur innerlich schüttelte er den Kopf. Diese Erinnerung schmerzte ihn immer noch. Und so verstand er ein wenig von dem was sie jetzt fühlen musste. Vielleicht hatte sie ihn ja geliebt. Auf der anderen Seite ist es wohl immer schwerer, wenn man verlassen wird, als dass man verlässt. Außerdem war sie ja nicht hässlich und würde bestimmt bald einen neuen Freund finden. Vielleicht sogar jemand den sie nach einiger Zeit des Zusammenseins heiraten würde.

Mehr sagte sie nicht. Aber sie sah ihn an, als wartete sie auf etwas. Sie meinte ein leichtes Zucken seiner Augenbrauen wahrgenommen zu haben, als sie ihm das eröffnete, über was sie eigentlich mit Doria hatte reden wollen. Martha interpretierte das als Interesse und war sich schon etwas sicherer damit, dass sie mit ihm darüber reden wollte. Obwohl er ein Mann war und die sowieso immer zusammen halten, räumte sie eine Chance ein, dass er Verständnis für sie aufbringen würde.

Auch Max war aufgefallen, dass er unbewusst mit den Augenbrauen gezuckt hatte. Er musste etwas sagen, sonst wäre sein Hilfsangebot umsonst und lächerlich gewesen.

„Und warum?", fragte er dann, weil ihm grade nichts besseres einfiel.

Sie sah sich an. Sah auf ihre Schuhe. Und anscheinend auf ihre Knie. Dann ballte sie die rechte Hand zu einer leichten, nicht ganz geschlossenen Faust und drückte sich das erste Glied ihres Zeigefingers unter die Nase. Dabei drehte Martha den Kopf zur Seite und schloss die Augen. Sie musste sich beherrschen, um nicht wieder anzufangen zu weinen.

„Das tut mir leid. Ich meine, das mit deinem Freund", sagte er dann und suchte nach Worten, um die Situation zu entschärfen.

Es tat ihm wirklich leid. Sie war eine junge, hübsche Frau von vielleicht 25 maximal 30 Jahren, und wie sie so vor ihm saß, anscheinend mit ihrer Welt am Ende, konnte sie ihm nur leid tun. Andererseits hatte der jetzt Ex-Freund bestimmt seine Gründe. Vielleicht war sie nervig und zickig. Das konnte er ihr aber nicht sagen, sonst wäre sie möglicher Weise einfach aufgestanden und gegangen, und er wollte ihr doch helfen, wenn er auch nicht wusste wie.

Das beste was ihm dann einfiel war: „Wer dich verlässt, muss wahrscheinlich ein Idiot sein."

Er machte eine kleine Kunstpause und gerade als sie etwas sagen wollte, begann er weiter zu sprechen.

„Wenn..", sagte er und sie: „Ich..", gleichzeitig.

„Sprich weiter", forderte sie ihn auf.

„Nein, du wolltest etwas sagen.", meinte er, und dachte sowieso, dass das was er sagen wollte nicht das Richtige war, also war es ihm nur recht, dass sie jetzt weiter reden sollte.

„Nein, bitte sag was du sagen wolltest. Ich wollte dich nicht unterbrechen. Ja?"

Dieses letzte Wort kam sehr süß über ihre Lippen und er konnte nicht mehr zurück.

„Na gut, wenn ich das sagen darf. Ich finde, du bist eine hübsche Frau und bestimmt nicht dumm. Doria hat vor Kurzem bei dir gegessen und ein paar Reste mit nach Hause gebracht. Ich habe die dann verputzt und muss sagen, wenn du immer so gut kochst, dann muss der, der dich verlässt wirklich nicht ganz richtig im Kopf sein."

Max hoffte, dass Komplimente jetzt etwas gutes waren. Außerdem log er ja nicht. Als er mit dem essen damals fertig war, wollte er tatsächlich zu Martha fahren und fragen, ob sie vielleicht noch etwas übrig hätte, so gut war es.

Während er so darüber nachdachte, fiel ihm ein, dass er damals etwas getrunken hatte und nicht mehr fähig war, Auto zu fahren. Grundsätzlich scheiterte es aber daran, dass er gar nicht wusste wo sie wohnte.

Er erzählte es ihr, außer das mit dem Betrunken sein, und plötzlich tauchte da ein kleines Lächeln in ihrem Gesicht auf.

„Danke", sagte sie. Mit dem Lächeln sah sie viel hübscher aus, als ohne.

Gleichzeitig beugte sie sich etwas nach vorne und legte ihre beiden Hände auf seine linke, um ihrem Dank einen größeren Ausdruck zu verleihen.

In diesem Moment machte sein Herz einen heftigen Schlag und pumpte binnen Sekunden sehr viel mehr Blut durch seinen Körper als er gewohnt war. Ihre Hände waren kalt, aber das war es nicht, was ihn seine Hände versuchen lies, sie zurück zu ziehen. Eigentlich zuckte sein ganzer Körper.

Max war es nicht gewohnt von anderen Frauen angefasst zu werden, außer von seiner eigenen.

Sie bemerkte das und zog ihre Hände sofort zurück und legte sie auf ihren Oberschenkeln ab.

„Tut mir leid", sagte sie leise. „Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Aber es war nett, was du gesagt hast. Und da wollte ich..."

„Nein, nein", unterbrach er sie. „Ich.."

Es war zwar ungewohnt, aber nicht unschön für ihn. Im Grunde hatte es ihm gefallen. Erst wollte er sagen, dass ihre Hände kalt waren und ihn das erschrocken hätte, aber dann beschloss er bei der Wahrheit zu bleiben.

„Ich habe sonst nicht viel Hautkontakt mit anderen Frauen, außer wenn ich ihnen vielleicht die Hand gebe zur Begrüßung".

Dabei hatte er ihre rechte Hand von ihrem Oberschenkel genommen und in seine gelegt, die andere lag auf ihren Handrücken. Fast wie ein Sandwich.

„Achso, ich dachte schon ich wäre eklig für dich oder sowas.", sagte sie.

„Nein, nein, nein", gab er zurück, wobei er ihre Hand wieder losgelassen hatte, und bewegte seine Hände in Höhe seines Gesichtes abwehrend voreinander.

„Ganz und gar nicht. Es ist so wie ich gesagt habe."

„Ok, es ist nur weil du plötzlich rot geworden bist. Da dachte ich du schämst dich."

„Ach nein, mach dir keine Sorgen. Es ist alles in Ordnung. Aber ich glaube, ich brauche jetzt ein Bier."

„Wenn du für noch eines übrig hast, trinke ich eins mit."

Max nickte beim Aufstehen und ging zum Kühlschrank.

Als er wieder zurück kam, hatte er ihre Flasche bereits geöffnet und in ein Glas eingeschenkt.

Er selbst trank aus der Flasche. Wobei er überlegte, ob er nicht doch hätte auch ein Glas nehmen sollen.

Martha hielt ihm ihr Glas hin und wartete.

Max nahm seine Flasche und stieß mit ihr an. Dann nahmen beide einen Schluck.

Sie schien jetzt etwas beruhigter zu sein. Es interessierte ihn zwar noch immer, warum ihr Freund mit ihr Schluss gemacht hatte aber er wollte warten. Vielleicht ergab es sich von selbst..

„Was arbeitetest du eigentlich?" wollte er dann wissen, um sie noch etwas vom Thema Freund ab zu lenken.

„Ich bin Sekretärin.", antwortete sie. „Ab und zu, wenn der Chef nicht da ist, muss ich alles koordinieren. Also den Leuten sagen was sie tun sollen, meine ich. Wir sind nur ein kleiner Betrieb. Und du?"

„Ach, ich..", begann er etwas verlegen. „Ich bin in unserer kleinen Gruppe quasi der Leiter. Unsere Firma stellt Teile für Industriemaschinen her. Momentan haben sie uns, beziehungsweise mir, ein kleines Projekt übertragen, in dem wir uns überlegen sollen, wie man an bestimmten Stellen leichtere, also günstigere Verbindungsteile verbauen kann."

„Ach das hört sich ja interessant an.", sagte sie und machte dabei ihre sowieso schon großen Augen noch größer. „Kannst du mir mehr darüber erzählen oder ist das geheim?"

„Nein", begann er wieder aber diesmal etwas sicherer. „Geheim ist es nicht, wir haben bisher nicht viel. Bis jetzt rechnen wir ein paar Beispiele durch und wollen sehen ob die Statik dann noch passt. Im Moment möchte ich darüber aber nicht reden, weil es eigentlich nur Zahlen sind. Und das dürfte für dich ziemlich langweilig sein, denke ich. Ist auch nicht weiter dramatisch. Wir müssen halt nur schauen, dass die Maschine nicht auseinanderfällt, oder an kritischen Stellen reißen kann."

„Na gut", sagte sie nickend. „Mit Zahlen habe ich sowieso genug zu tun. Und über die Arbeit brauchen wir auch nicht weiter reden. Ist ja Freitag, und wir freuen uns auf das Wochenende."

Bei dem letzten Satz wurde sie wieder trauriger. Das Wochenende hätte sie sicher mit ihrem Freund verbringen wollen der ja jetzt nicht mehr ihr Freund war.

„Hast du irgendwelche Hobbies?", fragte er dann schnell, und nahm seine Flasche um daraus zu trinken.

„Ja, habe ich", gab sie zurück. Ihr Glas bewegte sich auf seine Flasche zu. „Aber sag mal. Ich habe mich vorgestellt und weiß gar nicht, wie du eigentlich heißt.?

„Stimmt", lächelte er verlegen. „Ich Unhöfling heiße Maximilian. Aber du kannst du Max zu mir sagen."

„Ich bin die Martha. Einige sagen auch Marty zu mir aber Martha ist mir doch irgendwie lieber. Marty sagte Jochen immer zu mir. Und seine Freunde."

„Mhm", machte er. Jochen hieß also ihr Ex. „Martha gefällt mir auch besser. Aber sag mal, wo hast du so gut kochen gelernt."

Es musste doch möglich sein, sie diesen Kerl ein bisschen vergessen zu lassen. Das mit dem Kochen schien sie ein bisschen Stolz zu machen.

„Viel habe ich von meiner Mutter gelernt. Beziehungsweise von meinem Vater. Der hat auch viel gekocht. Und ich durfte immer zusehen, als kleines Kind. Später habe ich die Rezepte meiner Eltern genommen und sie ein bisschen verändert. Mal mehr mal weniger. Das was du gegessen hast ist, glaube ich, aber eines meiner besten Gerichte gewesen. Wenn du willst kann ich es für dich kochen."

„Ja, das wäre schön", freute er sich. „Aber vielleicht nicht heute. Muss morgen einkaufen weil der Kühlschrank leer ist. Es ist also nichts da, womit man was anfangen könnte."

„Das hört sich an, als würdest du auch manchmal kochen", bemerkte sie.

„Ja, aber nur hin und wieder, wenn ich allein bin. Aber heute hatte ich keine Lust. Ich wollte ursprünglich nur auf der Couch liegen und faulenzen."

„Ach, und da komm ich und nerv mit meinen Problemen. Ich geh besser wieder, damit du deine Ruhe hast."

Sie stellte ihr noch halb volles Glas ab und war dabei aufzustehen. Martha schämte sich ihn von seinem entspannten Feierabend abzuhalten. Wenn sie jetzt ginge hätte er vielleicht noch ein bisschen um aus zu ruhen. Andererseits blieb sie auch gerne in Gesellschaft. Was sollte sie auch allein zu Haus. Dort würde sie nur vor sich hin heulen.

„Nein, bleib sitzen.", sagte er und nahm sie dabei am Arm. „Ich meine wir reden doch grade so nett miteinander. Außerdem ist dein Glas noch nicht leer. Wenn es das wäre könnten wir über das Gehen reden."

Das sollte ein Scherz sein. Sie nahm es auch so auf und lächelte wieder.

„Na gut, wenn du es unbedingt willst.", sagte sie. Dabei tat sie so, als ob es für sie eine unmenschliche Überwindung darstellen würde. Ihre großen Augen rollten. Ihren Kopf schüttelte sie hin und her und machte mit den Armen weit ausholende Gesten. Auch er begriff den Scherz und lachte.

Max erfuhr, dass sie in letzter Zeit das Stricken für sich entdeckt hatte. Ihre Freundinnen, und auch ihr Ex-Freund machten anfangs darüber Witze, dass das doch nur Omas machen würden. Martha hattet aber ein kleines Talent dafür. Und als sie dann eines Tages mit einem selbstgestrickten Pulli auf einer Party erschien, von dem viele wissen wollten, ob man den irgendwo kaufen konnte, hörten die Witze schnell wieder auf. Es war ein hochwertig gemachter Pulli. Er war grün und vorne ein goldfarbenes Muster eingearbeitet.