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Gejagt - Teil 04

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„Aber er hat genervt?"

„Sehr sogar. Am Ende gab es kein anderes Thema mehr."

„Wer von Euch hat die Handbremse gezogen?"

„Ich."

„Das dachte ich mir", schmunzle ich. „Du kennst dich aber noch recht gut hier aus."

„Ich war auch eine lange Zeit in dieser Küche beinahe wie zuhause. Außerdem sind wir immer noch Freunde."

„Peter hat aber immer noch keine Frau?"

„Nicht, dass ich wüsste."

„Hängt er immer noch an dir?"

„Kann schon sein", antwortet sie nachdenklich. „Aber keine Sorge. Er ist keine Gefahr für dich."

Der herrliche Duft von Kaffee breitet sich in der Küche aus und Fee holt Butter und Marmelade aus dem Kühlschrank.

„Viel Auswahl haben wir nicht", meint sie.

„Für mich reichts. Kaffee und frisches Brot sind alles, was ich brauche. Wenn es dann auch noch Butter dazu gibt, bin ich mehr als glücklich."

„Rufst du deinen Vater?"

Ich gehe zur Tür und rufe nach ihm. Als ich mich wieder umdrehe, schaut mich Fee nachdenklich an.

„Wie ist es bei dir mit dem Kinderthema?"

„Ich möchte schon irgendwann Kinder. Aber das hat noch Zeit", antworte ich. „Und bei dir?"

„Ähnlich, wie bei dir. Irgendwann schon. Aber bis dahin haben wir noch genügend Zeit, um darüber zu reden."

„Wir sind schon beim Kinderthema?" frage ich.

Fee grinst. Sie schaut mich auf eine Art an, die ich nicht zu deuten in der Lage bin. Es ist Liebe - definitiv. Aber es ist noch etwas anderes dabei.

„Mit dir könnte ich mir tatsächlich vorstellen, Kinder zu haben. Ehrlich!"

Mein Vater kommt in die Küche und beendet das Gespräch. Er muss aber beim Eintreten die besondere Stimmung gespürt oder Bruchstücke unseres Gesprächs aufgeschnappt haben. Er sieht zwischen mir und Fee hin und her. Nach einiger Zeit grinst er zufrieden in sich hinein. Er sagt jedoch kein Wort.

---

Das Frühstück hat wunderbar geschmeckt. Die Brötchen, die Fee besorgt hat, sind unglaublich lecker. Ich habe wieder einmal zu oft zugelangt. Das passiert mir in letzter Zeit öfters. Wir wohl die angenehme Gesellschaft machen. Ich sitze völlig überfressen hinterm Tisch und beobachte meinen Vater und Fee, die noch ihren Kaffee austrinken.

„Ich werde mich bei Werner melden müssen", überlegt Fee laut.

„Wer ist Werner?", erkundigt sich mein Vater.

„Mein Vorgesetzter", erklärt Fee.

„Und wenn er der Maulwurf ist?", gibt er zu bedenken.

„Werner?"

„Kann doch sein?"

„Das wäre ein Problem", gesteht Fee.

„Trotzdem wirst du dich bei ihm melden müssen", überlege ich.

„Das schon, aber ich werde vorsichtig sein. Dein Vater hat Recht, wir dürfen keine Möglichkeit außer Acht lassen."

„Das heißt?"

„Ich werde auf Peter warten und mir seinen Wagen borgen. Dann fahre ich in die Stadt und rufe erst von dort aus an", erklärt sie. „Sollte er den Anruf zurückverfolgen, locke ich ihn auf eine falsche Fährte."

Fee nimmt aus ihrem Handy den Akku raus und legt es auf die Kommode. Sie wirkt leicht verunsichert. Mit den Handys von mir und meinem Vater ist sie schon lange auf gleiche Weise verfahren. Diese liegen bei Fee zu Hause in einer Schublade.

„Glaubst du wirklich, dass Werner dahinterstecken könnte?", frage ich mit einem besorgten Unterton.

„Er hatte alle Informationen."

„Sicher nicht als einziger."

„Aber der Einzige, von dem ich es mit Sicherheit weiß. Er wusste, dass wir in deine Wohnung fahren, er wusste von der Hütte und er wusste von meinem Haus. Ich habe ihn schließlich ständig informiert, so wie die Vorschriften besagen. Wenn er es keinem weitergesagt hat, dann hatte nur er all´ diese Informationen und hat uns die Verbrecher auf den Hals gehetzt."

„Das könnte auch Zufall sein", werfe ich ein.

„Könnte", meint sie. „Könnte aber auch nicht. Für meinen Geschmack häufen sich die Zufälle. Werner war ständig informiert. Du hast zwar Recht, er könnte diese Informationen auch weitergegeben haben. Allerdings will ich ab jetzt vorsichtiger sein und werde ganz sicher kein Risiko mehr eingehen."

---

„Ich glaube es ist tatsächlich Werner", sagt Fee aufgebracht. „Dieser Scheißkerl!"

Nach der Rückkehr von Peter hatte sie sich mit dessen Wagen auf den Weg gemacht und ist soeben wieder zurückgekommen.

„Wie kommst du darauf?", erkundigt sich Peter.

„Werner wollte unbedingt wissen, wo sich Tomaso und sein Vater versteckt halten und er hat sich in keinster Weise gefragt, wie uns die Typen haben finden können. Jeder halbwegs kluge Polizist muss sich doch diese Frage stellen. Sie drängt sich doch förmlich auf. Wie haben sie uns finden können?", erklärt sie. „Nur wer die Antwort schon kennt, braucht die Frage nicht mehr zu stellen."

„Da hast du Recht", stimmt ihr Peter zu. „Das wirkt verdächtig."

„Was hast du ihm gesagt?", frage ich besorgt.

„Dass Ihr Euch von mir getrennt habt und bei einem Freund in der Stadt Unterschlupf finden wolltet. Ich habe so getan, als wüsste ich im Moment nicht, wo dies ist, weil wir uns nach der Flucht in aller Eile getrennt haben. Ihr hättet versichert, Euch bei mir melden, sobald die Luft rein ist habe ich ihm vorgelogen."

„Hat er es geschluckt?", bohre ich nach.

„Ich fürchte nicht."

„Ist er dir gefolgt?"

„Nein, das hätte ich bemerkt."

„Weiß er von Peter?"

„Wie von Peter? Dass ich bei ihm bin?"

„Nein, dass Ihr ein Paar wart."

„Nein, das war vor meiner Zeit bei Werners Team und erzählt habe ich es auch keinem."

„Gut, dann sind wir vorerst sicher."

„Er wollte mich vom Fall abziehen", meint Fee.

„Schon wieder?"

„Das sei langsam eine Nummer zu groß für mich, hat er gemeint", antwortet sie empört.

„Entweder du bist ihm zu gut und hast bereits zu viele Verfolger abgehängt", mutmaße ich.

„Oder er hat mir angesehen, dass ich an ihm zweifle", ergänzt Fee meinen Satz.

„Es kann auch beides sein", meldet sich Peter zu Wort.

„Egal, welchen Grund er dafür hat, er muss vorerst noch warten, bis ihr Euch bei mir meldet und ich ihm das mitteilen kann. Ohne mich hat er keinen Kontakt mehr zu Euch. Deshalb kann er mich im Moment noch nicht vom Fall abziehen und das weiß er. Aber darauf kann er lange warten", antwortet Fee angriffslustig.

„Was ist mit den Beamten, die vor deinem Haus postiert waren?", frage ich besorgt.

„Wenn Werner die Wahrheit gesagt hat, sind sie nur verletzt. Sie wurden aber beide angeschossen."

„Scheißtyp!", platzt Peter heraus.

„Wir brauchen einen Plan", stelle ich fest.

„Und welchen?", erkundigt sich mein Vater.

Ich sehe ihm an, dass er Angst hat. Der Schreck über den Angriff auf Fees Haus sitzt ihm tief in den Knochen. Er würde es zwar nicht zugeben, aber die Schüsse haben Spuren bei ihm hinterlassen. Dass bei der Polizei ein Maulwurf sitzt und uns verrät, das nimmt ihm den Glauben an die Obrigkeit. Allmählich wird ihm klar, dass ihm die Sache schon lange über den Kopf gewachsen ist.

„Wo ist die Formel?", frage ich meinen Vater.

„In der Firma im Safe."

„Wer kann den Safe öffnen?"

„Nur ich."

„Ist er sicher?"

„Absolut!"

„Gibt es einen Hintereingang?", frage ich.

„Ja, doch, es gab einmal einen Hintereingang. Der müsste immer noch da sein", antwortet mein Vater nach längerem Nachdenken. „Den hätte ich vergessen. Wir benutzen ihn nie. Er ist ganz versteckt an der Rückseite. Ich glaube den haben auch alle anderen vergessen. Der Eingang ist praktisch nur noch vom Nachbargrundstück aus zu erreichen. Vom Firmengelände aus ist alles mit Büschen und Hecken zugewachsen. Die Tür führt in einen Winkel im Keller, in den kaum noch jemand geht. Ich hoffe nur, dass niemand einen Schrank oder sonst etwas Schweres vor die Tür gestellt hat."

„Was ist dein Plan?", will Fee von mir wissen.

„Wir holen die Formel, fahren nach Berlin und melden dort das Patent an. Dann kann niemand mehr die Formel an sich reißen", erkläre ich mein Vorhaben.

„Warum nach Berlin. Es gibt doch auch hier in München ein Patentamt", wirft mein Vater ein.

„Vor dem Patentamt werden sicher einige Typen aufpassen, dass du nicht hineingehst. Wenn erst einmal der Antrag gestellt ist, wird es für sie schwierig, an die Rechte für deine Erfindung zu kommen", erkläre ich meinem Vater.

„Das klingt nicht schlecht", meint Fee nachdenklich. „Dein Plan könnte tatsächlich klappen."

„Dann bleibt uns nachher nur noch die Aufgabe, den Maulwurf zu finden", antworte ich.

„Das sollten wir der Polizei überlassen", meint Fee.

„Wir haben die einmalige Chance, ihm eine Falle zu stellen, wenn wir aus Berlin zurück sind."

„Das finde ich auch", pflichtet mir Peter bei. „Natürlich helfe ich Euch."

„Du bist bei der Drogenfahndung", gibt Fee zu bedenken.

„Ich bin aber auch Bulle. Glaubst du, ich finde es berauschend, wenn es ein korruptes Schwein in unseren Reihen gibt? Egal in welcher Abteilung."

„Ok, dann holen wir die Formel und fahren nach Berlin", resümiert Fee. „Aber mit welchem Wagen?"

„Ich besorge Euch das Passende", beruhigt Peter.

„Einen Polizeiwagen?", erkundigt sich Fee.

„Ein Spezialfahrzeug der Drogenfahndung."

Peter grinst und ist sichtlich stolz auf seine Idee. Er verschwindet wenig später und ist etwa eine Stunde später wieder zurück. Vor dem Haus steht ein relativ normaler 3er BMW. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass es dieser Wagen in sich hat.

---

„Halt du hier die Stellung", meint Fee. „Bis Berlin schaffen wir es locker allein. Niemand wird vermuten, dass wir uns auf den Weg dorthin machen. Dass wir das Patent auch in Berlin anmelden können, darauf kommt hoffentlich keiner. Die Idee ist genial. Doch erstmal müssen wir die Formel holen. Wünsch uns Glück!"

„Aber, wenn sie Euch dort auflauern?" wirft Peter besorgt ein.

„Wir melden uns, wenn wir Hilfe brauchen. Sonst herrscht Funkstille", antwortet Fee entschlossen. „Je weniger wir auffallen, umso besser. Dazu gehört auch, dass du weiterhin deinen Dienst verrichtest."

„Du hast Recht", lenkt Peter ein.

Draußen ist es inzwischen dunkel geworden. Wir verabschieden uns von Peter und machen uns auf den Weg. In der Nähe der Allianz-Arena lenkt Fee den Wagen auf einen kleinen Parkplatz am Straßenrand. Sie setzt ihr Handy zusammen, schaltet es ein und wählt eine Nummer. Dann wartet sie kurz.

„Hallo Werner, sie haben sich gemeldet", sagt sie.

„Keine Ahnung. Ich soll sie vor der Allianz-Arena treffen."

„Um 21 Uhr, haben sie gesagt."

„Ich bin schon in der Nähe."

„Ok, ich bin vorsichtig. Tschüss!"

Fee beendet das Gespräch und nimmt das Handy sofort wieder auseinander. Sie startet den Motor und fährt los. Die Firma meines Vaters liegt auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt.

Auf dem Weg dorthin haben wir in einem Vorort angehalten und in einem etwas heruntergekommenen Laden dunkle Hoodys gekauft. Die Verkäuferin hat keine Fragen gestellt oder sich gewundert, dass drei Leute alle das gleiche Teil kaufen. Sie wollte vermutlich einfach nur Feierabend machen.

Nachdem wir die Stadt durchquert haben, ist es bereits spät, kurz vor 21 Uhr. Mein Vater hat uns den Weg zum Nachbarbetrieb gezeigt, den wir auch ohne größere Schwierigkeiten erreichen. Da wir aus einer ganz anderen Richtung kommen und nicht am Firmensitz meines Vaters vorbeifahren müssen, können wir von dort aus nicht bemerkt werden. Wir erreichen deshalb auch ganz unbehelligt unser Ziel. Fee parkt den Wagen in einer dunklen Ecke und kontrolliert die Umgebung.

„Die sind aber ausgesprochen nachlässig. Die Rückseite des Gebäudes ist nicht bewacht. Besser für uns", meint sie.

Nun dürfen auch wir aussteigen und machen uns auf den Weg. Das Zufahrtstor ist zwar geschlossen und abgesperrt, aber selbst für meinen Vater ist es kein Problem drüber zu klettern. Er führt uns über den Hof, wobei Fee darauf achtet, dass wir uns immer im Schatten der Büsche am Rande des Platzes bewegen. Auf der Rückseite des Gebäudes kommen wir an einen Zaun.

„Hier müssen wir drüber", flüstert mein Vater. „Der Zaun ist relativ hoch."

„Keine Sorge", beruhigt Fee.

Sie zieht einen Seitenschneider aus der Jackentasche und macht sich dran, den Maschendrahtzaun an einer leichter zugänglichen Stelle zu öffnen.

„Dürfen wir das?", frage ich.

„Auf beiden Seiten befinden sich dichte Sträucher. Bis jemand das Loch im Zaun entdeckt, vergehen Monate", kontert sie. „Außerdem ist niemand da, den wir fragen könnten."

Tatsächlich müssen vor vielen Jahren zu beiden Seiten des Zaunes Sträucher gepflanzt worden sein, um das Drahtgeflecht zu kaschieren. Diese sind in der Zwischenzeit gewachsen und verdecken den Zaun vollständig. Man muss schon wissen, dass da überhaupt ein Zaun ist. Wir mussten uns zwischen zwei Büschen durchquetschen und sind danach vom Platz aus nicht mehr zu sehen. Dasselbe gilt für die andere Seite. Auch dort bilden die Büsche einen optimalen Sichtschutz.

Fee arbeitet ruhig und konzentriert. Es dauert etwas, bis sie ein ausreichend großes Loch in den Zaun geschnitten hat und wir hindurchschlüpfen können.

„Wartet hier!", befiehlt Fee.

Wir bleiben im Schutz der Sträucher zurück, während sie die Gegend erkundet. Nach etwa zehn Minuten ist sie zurück.

„Auf dieser Seite gibt es nur Sträucher. Bis vor zum Gebäude. Das ist super", meint sie. „Wo ist die Tür?"

Mein Vater führt uns zur Rückwand des Gebäudes, wobei wir durch ein fürchterliches Gestrüpp hindurchmüssen. Wir versuchen möglichst leise zu sein, doch immer wieder bricht ein Ast. Wir bleiben dann jeweils erschrocken stehen und ducken uns ganz automatisch.

„Die sind zu weit weg", meint Fee.

„Wird das Gebäude bewacht?", frage ich.

„Direkt vor dem Gebäude steht gut sichtbar eine Polizeistreife", meint sie. „Das sind Idioten. Sitzen dort, wie auf dem Präsentierteller. Dabei sehen sie nicht, dass gegenüber vom Haupteingang in den Büschen zwei Männer lauern. Wenn ich mich nicht täusche, dann warten zwei weitere vor der Einfahrt in einem Wagen. Durch den Haupteingang würden wir nie unbemerkt in das Gebäude kommen."

„Zum Glück gibt es diesen vergessenen Hintereingang", grinst mein Vater.

„Dir scheint die Sache Spaß zu machen", stellt Fee fest.

„Du hast als Kind doch auch gerne Räuber und Gendarm gespielt", kichert er.

Ich schaue Fee fassungslos an. Sie aber grinst vergnügt. So kenne ich meinen Vater nicht. Ich erinnere mich nur an den ernsthaften und seriösen Forscher. Als Kind war er mir immer viel zu steif. Außer Schach gab es kein gemeinsames Spiel. Nicht mal dran zu denken, dass er mit mir auf dem Boden herumgerutscht wäre, auch nicht, als ich noch ganz klein war. Und nun findet er es amüsant, sich über den Hintereingang ins eigene Unternehmen zu schleichen, wie ein Dieb.

„Damals war ich ein Kind!", protestiert Fee gespielt.

„Mach dich locker. Wenn man an der Sache Spaß findet, ist doch nichts dabei. Irgendwie ist es doch auch ein Spiel. Sie gegen uns. Erst in den letzten Tagen mit Euch ist mir klar geworden, dass es Wichtigeres im Leben gibt, als ich immer geglaubt habe."

„Und das wäre?", frage ich erstaunt.

„Zeit mit dir und deiner klugen und mutigen Freundin zu verbringen. Dass wir uns wiedergetroffen haben, ist für mich ein Zeichen des Himmels."

„Kommt jetzt. Für tiefgründige Gespräche und Sentimentalitäten ist später auch noch Zeit", treibt uns Fee an. Dabei muss sie aber lächeln und ihre Stimme ist weich.

Wir erreichen die Rückseite des Gebäudes und finden mit Hilfe meines Vaters relativ rasch die Tür. Sie ist abgesperrt. Mein Vater zieht einen Schlüsselbund aus der Tasche und sucht herum. Er probiert drei Schlüssel, die aber alle nicht passen. Als Fee ein Set zum öffnen von Schlössern hervorholt, probiert er noch schnell einen vierten Schlüssel und der ist tatsächlich der Richtige. Mein Vater strahlt stolz.

„Ich hab´s gewusst!", meint er, sichtlich mit sich zufrieden.

Langsam schließt er auf. Fee gibt ihm ein Zeichen und übernimmt. Sehr vorsichtig öffnet sie die Tür und lugt in den Raum hinein. Mit Hilfe einer Taschenlampe räumt sie den Weg frei, der von einigen Kartons verstellt wird. Sie scheinen jedoch leer zu sein, denn sie hat keine Mühe damit. Sobald sie den nötigen Platz freigeräumt hat, winkt sie uns herein und schließt hinter uns die Tür.

„Wohin?", flüstert sie meinem Vater zu.

„Folgt mir!", meint der nur.

Langsam tastet er sich vor. Fee ist voll angespannt. Sie sagt es nicht, aber sie hält es für möglich, dass auch hier drinnen jemand lauern könnte. Das sehe ich ihr an. Inzwischen kenne ich ihren angespannten Gesichtsausdruck. Die Befürchtung ist allerdings auch nicht grundlos. Schließlich hatte sich auch jemand in meine Wohnung geschlichen. Doch entgegen aller Befürchtungen kommen wir unbehelligt in den ersten Stock, wo sich das Büro meines Vaters befindet.

Fee achtet darauf, dass man von außen nicht den Schein der Taschenlampe sieht. Wenn wir Räume durchqueren, die Fenster zur Vorderseite haben, schaltet sie das Licht aus und wir tasten uns mit dem spärlichen Licht vorwärts, das die Beleuchtung im Hof uns durch die Fenster spendet. Einmal laufe ich voll gegen einen kleinen Schrank, den ich wohl übersehen habe. Nur mit Mühe kann ich einen Fluch unterdrücken. Instinktiv bleiben wir wie angewurzelt stehen und lauschen in die Nacht. Es könnte doch sein, dass das, von mir erzeugte Getöse, jemanden aufgeschreckt hat. Doch es bleibt still und wir schleichen weiter.

„Sei vorsichtig!", flüstert mir Fee in Ohr.

Ich nicke nur schuldbewusst. Fee kann das wegen des schwachen Lichtes und des Hoodys nicht sehen. Das wird mir zwar bewusst, aber ich sage trotzdem nichts.

„Hier hinein!", sagt mein Vater ganz leise.

Er öffnet eine Tür und tritt ein. Allmählich nimmt er Fees Gewohnheiten an, denn er bleibt an der Tür stehen und lauscht in den Raum hinein. Erst dann betritt er sein eigenes Büro. Fee schaltet wieder die Taschenlampe ein, sobald die Tür geschlossen ist. Der Raum geht zum Glück zur Rückseite hinaus. Mein Vater geht zielstrebig auf das Bild hinter seinem Schreibtisch zu. Er hängt es ab und legt es auf den Schreibtisch. Erst jetzt sehe ich, dass es ein Bild meiner Mutter ist. Ich bin überrascht. Er hat sie all die Jahre immer bei sich gehabt.

Hinter dem Bild wird ein Tresor sichtbar. Mein Vater gibt die Zahlenkombination ein, öffnet die Tür und nimmt einen Umschlag heraus. Er hält ihn uns entgegen und steckt ihn dann ein.

„Brauchen wir Bargeld?" erkundigt er sich bei Fee.

„Wenn du welches hast, wäre das super. Ich habe nicht mehr viel", antwortet sie. „Die Kreditkarten sollten wir besser nicht verwenden. Werner könnte sie überwachen lassen."

Mein Vater holt ein Geldbündel aus dem Safe. Es sind alles Fünfziger. Die Hälfte gibt er Fee, den Rest steckt er selbst ein.

„Und ich bekomme nichts", scherze ich.

„Du hast Fee", meint er trocken.

Mein Vater lacht dabei verschmitzt, zwinkert Fee zu und schließt den Safe. Anschließend hängt er das Bild zurück an seinen Platz. Einen Moment lang schaut er das Abbild meiner Mutter mit einem sehr liebvollen Blick an, so als wollte er sie bitten, uns Glück zu bringen. Dann machen wir uns auf den Rückweg. Ich bin froh, dass auch dabei alles problemlos läuft und wir unbehelligt das Gebäude wieder verlassen können. Wir schließen die Tür wieder ab, bahnen uns den Weg durch die Büsche und schlüpfen durch den Zaun. Als wir unseren Wagen erreichen, ist es kurz vor 23 Uhr.

„Auf nach Berlin!", meint Fee.

„Ich habe Hunger", protestiere ich.

„Wir essen an einer Raststätte auf der Autobahn. Im Augenblick ist es wichtig, dass wir München so schnell wie möglich verlassen", antwortet Fee.

---

„Guten Morgen", sagt Fee.

„Guten Morgen", antworte ich noch schlaftrunken.

„Kann mich jemand ablösen? Es sind noch knapp 100 Kilometer", meint Fee.

Ich und mein Vater müssen eingeschlafen sein. Er liegt noch immer zusammengekauert auf der Rückbank und scheint noch zu schlafen. Ich dagegen musste mit dem Beifahrersitz vorliebnehmen und habe die Nacht zusammengekauert verbracht. Fee muss die ganze Nacht durchgefahren sein.

„Wie spät ist es?", erkundige ich mich.