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Göttinnenspiel

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Während er sich von ihr löst, entschuldigt er sich für die Gewalt, die er ihr antut. Bevor er noch fertig ist, hat sie ihm eine schallende Ohrfeige verpasst.

"Schau mich an", sagt sie, und ihre Stimme ist wieder fest und bebt nur noch ein wenig nach. "Du wirst dich nie wieder dafür entschuldigen." Sie zeigt nach unten, wo das Biest zwischen den Beinen, fest geworden, sich regt. "Verstanden?"

"Ja", sagt er leise. Sind das nicht genau die Dinge, über die er mit ihr reden muss? Er weiß nicht, wie er es anfangen soll. Er windet sich.

Sie lässt ihn diesmal nicht duschen. Sie führt ihn ins Wohnzimmer. Komisch, denkt er, das ist das erste Mal, dass ich das Wohnzimmer angezogen betrete. Er will sich auf den Boden setzen, aber sie zwingt ihn neben sich auf die Bank. "Bitte...", sagt sie.

Er fühlt sich eigenartig unwohl. Das Zimmer ist abgedunkelt. Der schwere Eichentisch beherrscht die Mitte des Raums. Eine Uhr tickt laut. Es ist ihm noch nie aufgefallen, dass im Wohnzimmer kein Fernseher steht. Aus irgendeinem Grund macht ihn die Tatsache etwas nervös.

Bernadette sieht ihn an. Diese großen Augen, dieser tiefe Blick. Er möchte, sie sagt endlich etwas.

"Du musst mir verzeihen", sagt sie ernsthaft, mit trockener Stimme.

Winston weicht automatisch zurück. Es gibt Sätze, die Göttinnen nicht sagen sollen.

"Ich habe dich weggeschickt, weil ich wütend war. Und ich war nicht wütend auf dich. Ich war wütend auf mich."

Er sitzt da wie versteint. Er hat sich viele Vorstellungen gemacht. Er ist diese Szene hundert Mal in seinem Kopf durchgegangen, und jetzt sitzt er da wie versteint.

"Du bist mir ans Herz gewachsen, mein Kleiner. Du hast mich verändert. Ich hätte das nicht geglaubt... " Sie atmet tief durch, scheint sich zu überwinden. "So, und jetzt... Jetzt will ich Spaß haben."

Wieder lässt sie ihn sich ausziehen. Wieder soll er die Hände in den Nacken legen. Und sie befiehlt ihm - nein, sie bittet ihn, mit seinen Augen ihren Blicken zu folgen, die ihn abtasten.

"Ich war viel zu schnell", flüstert sie, während sie vor ihm steht, ihn von oben bis unten betrachtet, und wieder von unten bis oben. Er gibt kleine Geräusche von sich; es fühlt sich an, als würden ihre bloßen Blicke seinen Körper berühren, seine Haut durchbohren. Er wünscht sich, er dürfte die Augen schließen, aber sie wiederholt immer wieder, dass er sie offenhalten, auf sie hören soll. Auf sie hören... ihre Stimme in sich lassen, ihrem weichen Mund folgen, und dann, als sie näher tritt, als sie ihn tatsächlich berührt... schreit er auf, als hätte ein Schmerz aus tausend scharfen Nadelspitzen ihn mit einmal durchbohrt.

Ihre Finger tänzeln auf ihm. Er wartet darauf, dass sie ihm wehtut, aber sie streichelt nur sanft, hier und da, haucht über die Brustspitzen, die so empfindsam werden wie Knospen, sich ihr zuneigen, sich ganz dem Gefühl öffnen...

Dann, als ihre Finger weiter nach unten wandern, als er spürt, wie es zu pochen beginnt und zu schlagen, ist er froh, seine Blicke in ihren Augen festkrallen zu können, sodass er es nicht sehen muss, was da unten geschieht. Seine Augen sind schreckensweit.

Sie berührt etwas da unten. Er weicht automatisch zurück. Er hasst sich dafür, dass er diese Gewalt nicht unter Kontrolle hat, und einen Augenblick lang hasst er Bernadette... aber wofür? Es ist sein schrecklicher, dreckiger Körper.

"Zu schnell?" fragt sie sachte. Er nickt beschämt.

"Darf ich... darf ich mich duschen?" Er fühlt sich so dreckig.

"Natürlich darfst du", kichert sie.

Er verschwindet, so schnell er kann. Er nutzt das eiskalte Wasser mit vollem Strahl. Er schafft es, sich ein wenig zu beruhigen.

Als er zurückkommt, hat sie ein Seil und ein schwarzes Seidentuch bereit.

"Es wird dir helfen, dich zu entspannen", sagt sie. "Ich verzichte nur ungern auf deine Augen, sie sind so schön, aber... ich möchte, dass du dich entspannen kannst."

Wie sanft ihre Stimme ist! Wie Seide auf flaumiger, süßduftiger Haut. Verborgen unter dem schwarzen Samt, lässt er sich von ihr führen. Sie gehen die Treppen hinauf, durch die Tür. Dann gibt sie ihm einen Stoß, und er fällt, fällt, landet so weich wie noch nie, fühlt sich wie schwebend. Sie wendet ihn rasch auf den Bauch. Sie nimmt schnell seine Hände, ein Knoten zurrt fest. Er zieht an den Seilen und kann sich kaum rühren. Er lächelt. Tränen rollen unter der Augenbinde hervor.

Der erste Schlag trifft ihn ohne Vorwarnung, und er zuckt, und er schreit.

"Keine Schreie!" befiehlt sie mit steinharter, trockener Stimme. "Und zähl mit."

Schläge folgen. Er versucht seine Schreie zu beherrschen, zu dämpfen. Bald beißt er auf Stoff, bald hat er sich einmal verzählt, und genießerisch sagt sie, dass sie von vorne beginnen müssen, und diesmal soll er den Unterrücken in die Höhe winden. Er muss grinsen. Er windet sich halb auf die Knie, hält ihr den Unterrücken entgegen, muss beim nächsten Schlag nachgeben und sagt "Eins" unter Tränen.

Die Schläge zucken herab, während er schutzlos hofft, dass jetzt Schluss ist. Die Schläge scheinen ineinander zu gleiten, sie tanzen den Reigen im Rund um Winstons Körper, um Winstons verbotene, gute Gefühle, um Winstons Geist. Bald wird er mitgerissen, eingereiht in den Tanz, und dann lacht er lauthals, ein verrücktes, ein grässliches Lachen, und er ist jetzt ganz durchsichtig, ganz nachgiebig, weich. Dann ist, einen Moment lang, seine flüchtige Seele verschwunden, und er fühlt sich so tief mit Bernadette verbunden, dass er sich wünscht, dass es nie enden wird. Er möchte jetzt ihre Hand halten; zwischen zwei Zählungen hebt er sie, so weit er das kann, und spürt ihre Hand, die seine nimmt und fest hält, lange nur hält, fest lange hält, sanft nur streichelt, bevor sie ihn sacht loslässt und er wieder den Mund gegen das Schreien verschließt, zählt und ins Dunkel starrt.

Schließlich dreht sie ihn auf den Rücken. Ihre Stimme begleitet ihn, geleitet ihn sanft.

"Ja, so gefällst du mir. Erschöpft, nackt, hilflos. Du gefällst mir vom ersten Augenblick an, als ich dich damals gesehen habe. Ich habe keine Sekunde gezögert. Ich habe dich gesehen, und ich habe dich mitgenommen. Erinnerst du dich? Sicher tust du das. Es war ein wundervoller Nachmittag, es war gerade erst Frühling geworden, es war noch kühl in der Stadt, und die Stadt war voll von all den Geräuschen, und zum ersten Mal hast du vor mir gestanden. Wie warst du wunderschön! Und jetzt liegst du hier, du bist rosiges Fleisch, und ich erschaffe ein Kunstwerk. Und du lässt es einfach geschehen, und es ist gar nicht nötig, dass du es zulässt, blind und gelähmt... Ich berühre dich langsam, langsam, wie ein Zauberstab wecke ich dich zu einem neuen Leben, und ich berühre dich überall, wo ich will, was ich will, wie ich will."

Von seiner Körpermitte geht eine Anspannung aus, die jedes Wort in ihm lahmen und stürzen lässt. Er hört noch die Stimme, er hört wie sie spricht, ein Singsang, ein Hintergrund, berauschend, wortlos. Er schreit unbeherrscht, laut auf, und in diesem Moment ist er jenseits der Schuld, ist es nicht die männliche Schmutzigkeit, die ihn treibt. Schwerelos fällt er dahin durch den Raum, unermesslich und dunkel.

Er hört Bernadette sagen, "Stopp!", und ein kleiner Schalter in seinem Innern fällt um, die Anspannung beginnt sofort abzuebben.

"Siehst du", sagt Bernadette. "Ich kann es beenden, wann immer ich will. Wann immer ich will!"

Er ist außer Stande, zu antworten. Er ist außer Atem, er fühlt sich erschöpft, und... da ist etwas anderes. Winston fühlt sich, als wäre er nicht wirklich hier bei Bernadette. Einige Momente lang fühlt er sich, als schwebte er außerhalb, oberhalb.

"Was war das?" fragt er sie. Und dann, lauter, dringlicher: "Was war das?"

Die Augenbinde verschwindet von seinen Augen. Sanft streicht Bernadette seine feucht verschwitzten Haare aus seiner Stirn. Ihre Stimme ist träumerisch. "Ich weiß nicht, ob du es jemals völlig verstehen wirst. Ich weiß nicht, wie lange es für dich dauern wird. Ich bin nicht einmal ganz sicher, ob ich es selbst völlig verstehe. Aber ich weiß eines, und das weiß ich ganz genau." Ihre Stimme sinkt zu einem Flüstern, als sie sich zu ihm herabbeugt. "Du bist nicht schmutzig. Du bist nicht schuld. Dein Schwanz..." Er dreht seinen Kopf weg. Sie zwingt ihn wieder zu sich. "Das Peewee... Dein Schwanz, dein wunderschöner, lebendiger, pulsender großer Schwanz..." Er stöhnt auf. "Hör mir gut zu, Winston: Dein Peewee wird groß, wenn ich das will, und er wird klein, wenn ich das will."

Jetzt schreit er. Er füllt den Raum mit seinem Schmerz. Er füllt Bernadettes Gesicht mit seinem Fluch, während sie beruhigend auf ihn einredet, und er sachte, sachte wieder zu sich kommt.

"Du wirst viel lernen, Winston. Du bist ein gelehriger Schüler. Und ich möchte gern deine Lehrerin sein."

Ihr Finger neckt ihn.

"Du weißt, was das heißt, Winston?"

Er weiß nicht, welche Antwort sie von ihm wünscht.

"Natürlich nicht." Sie bewegt die Hand wieder nach unten, und er schreit kurz auf. "Groß, wenn ich das will. Klein, wenn ich das will."

Plötzlich bäumt Winston sich gegen die Fesseln und schreit: "Aber ich will das nicht!"

Sein Atem geht keuchend. Er fällt auf den Polster. Sein Puls rast im Schreckenstakt. Noch nie hat Winston eine Göttin angeschrien. "Ich will nicht!" wiederholt er.

Sie springt vom Bett. Sie starrt ihn an, verstört, hält sich den Mund mit der Hand, entsetzt. "Will nicht..." murmelt sie. "Will nicht..."

Dann, laut und stark, schreit sie: "Was willst du nicht, Männchen?"

Er ist zurückgesunken. Es ist aus. Sie wird ihn hinauswerfen. Er wird den Rest seiner Tage verbringen in unerträglicher Schuld. Er hat einer Göttin den Gehorsam verweigert. Er hat sich gegen die Regeln vergangen. Er hat die letzte Chance vertan, jemals gehörig zu sein.

"Sag es! Los, sag es!"

Winston hört sich selbst sprechen. Winston ist nicht, der spricht.

"Ich will nicht, dass Sie Schw... Schw... Ich will nicht, dass Sie es sagen."

Bernadette nickt, halb erschrocken, halb entzückt geht ein Zucken um ihren Mund.

"Ich will nicht,... dass es sich bewegt."

Sie nickt wieder. Dann kommt sie her, löst die Fesseln und küsst ihn.

"Dein erster Schritt in die Freiheit", flüstert Bernadette.

+++

Winston kommt mit federnden Schritten die Stiegen herauf. Er lässt sich von der Menge mitspülen wie von einer warmen Strömung im Ozean, und er summt leise zur Aufzugmusik vor sich hin. Zugegeben, er hat immer noch kein Halsband, und gestern nacht auf dem Heimweg war er verstört, voll von all den Gedanken, die ihn mit ihrer Lautstärke und ihrem Locken verwirrten. Er weiß aber auch, dass er heute abend schon wieder bei Bernadette sein wird, die verschwörerisch meinte, sie könnten doch all das gute Essen nicht einfach verderben lassen.

Freilich versteht Winston nicht, was Bernadette von ihm will. Andererseits, ist das nicht ein Beweis für das, was gesagt wird: dass Männchen nicht zum Verstehen geboren sind; und wie es schrecklich gewesen sein muss damals, in der Brutalzeit, als die Männchen in Horden durchs Land zogen und die Zerstörwut, die aus den Peewees troff, auf die Welt ließen. Winston schüttelt sich und schickt schnell ein Stoßgebet zu Edita. Schnell denkt er daran, wie er heute abend für Bernadette kochen wird. Gleich fühlt er sich wieder gut.

Wie tief ist der Fall aus der Höhe! Entsetzen ist über ihm, als eine Sicherheitsgöttin den Raum betritt, sich grußlos kurz umsieht und dann zu Renés Tisch geht. Sie streckt den behandschuhten Arm aus. "Das Buch", bellt sie tiefstimmig. René ist zuerst zu verwirrt, um zu reagieren, also wird sie lauter: "Das Buch her!" erfüllt ihre Stimme den Raum, und ihr Finger zeigt.

Zitternd nimmt René das Buch in die Hand, streichelt es sanft mit den Fingern, und sieht die Sicherheitsgöttin verunsichert an. "Willst du gern mitkommen?" fragt sie gelangweilt.

René schüttelt den Kopf, wendet den Blick ab und gibt ihr das Buch.

Die Sicherheitsgöttin marschiert hinaus. Die Männchen schauen einander an. Sie sind zu entsetzt, um etwas zu sagen. Als Adrian angequietscht kommt, findet er kaum einen Gruß. Er rückt seine Brille zurecht.

"Brief für B.S." krächzt er und räuspert sich. B.S. steht auf, nimmt den Brief schwankend und dankt tonlos. Das Quietschen verklingt in der Ferne.

"10 Uhr", sagt B.S und versucht einen Scherz. "Soll ich euch meine Lageradresse sagen, wenn ich sie habe?"

Keiner lacht.

Zehn Minuten vor zehn steht B.S. auf, räuspert sich, rückt seine Krawatte zurecht und geht schnell hinaus. René und Winston heben beide die Hand wie Synchrontänzer. René kräuselt die Stirn. Winston starrt eine Weile blicklos auf den leeren Tisch in der andern Ecke, dann beeilt er sich, mit der Arbeit weiterzukommen.

Um zwanzig nach zwölf ist ein Geräusch an der Tür. Ein Luftzug strömt durch den Raum, weht ein Männerparfum mit sich - die Tür schwingt freudig auf, und herein tritt voller Schwung B.S., ein breites Lachen auf seinem Mund.

Er setzt sich auf seinen Platz, legt die Hände gockelhaft stolz in den Nacken.

"Schön, dass du wieder da bist", sagt Winston lächelnd. Die Anspannung macht sich Luft: Alle drei kichern los, dann lachen und kreischen sie. René steht sogar auf und macht ein paar Tanzschritte.

Schließlich haben sie sich beruhigt. "Ist sie nicht großartig?" fragt B.S. in die Runde.

"Was? Wer?"

"Wer? Frau Doktor Schreier, natürlich!" Und stürzt sich in seine Arbeit, breit grinsend.

Winston fühlt sich nicht wohl. Das Gefühl steigert sich, als am Nachmittag B.S. plötzlich verkündet, er sei ja so froh, dass alles ein glückliches Ende genommen habe und er endlich verstehe, wie gut es sich anfühle, so produktiv sein zu dürfen.

René und Winston starren einander an.

"Ich werd dir ein neues Buch kaufen", sagt Winston am Abend und legt René freundlich einen Arm auf die Schulter. René lächelt.

+++

Er läutet und steht. Wie gewohnt ihm das ist - beinahe Normalität, stille, bekömmliche Tagesfreude.

Sie öffnet und grinst breit. Sie nimmt ihn in den Arm und schnuppert an ihm. "Du brauchst eine Dusche", sagt sie und gibt ihm einen freudigen Klaps auf den Unterrücken.

Beinahe tänzelnd, gleitet Winston ins Bad. Schwungvoll legt er die Kleider auf den Sessel und springt in die Dusche. Er legt die Hände lächelnd hinter den Kopf.

"Meinem Schatz geht es gut?" sagt Bernadette freudig. Winston nickt.

"Dann sorgen wir dafür, dass es dir noch besser geht, oder?" Sie schwenkt ein dünnes Seil vor seinen Augen. Als sie die Hand öffnet, fällt ein schweres Gewicht heraus. "Hoppla", macht Bernadette. "Augen zu!"

Er tut, wie ihm gesagt wird. Er spürt, wie die Seile sich zuziehen. Kurz darauf jault er vor Schmerz auf. Es ist, als würde ein glühendes Eisen von unten durch seine Lenden in den Bauch fahren. Unwillkürlich geht er in die Knie. Das Ziehen lässt nach.

"So", verkündet Bernadette. "Hier ist deine Schürze. Und jetzt Entengalopp in die Küche. Und die Hände bleiben schön brav heroben!"

Jeder Schritt ist ein Alptraum, während er sich in die Küche schleppt und Bernadette ihn von hinten anstichelt. "Schnell schnell, sonst kommt wieder die Motivationshilfe!"

Schwer stehend, halb im Knieen, eingeknickt wie eine verbogene Büroklammer, beginnt er zu kochen, während sie kichert und seinen Schmerz bissig kommentiert. "Na, tut's auch weh? Nicht dass dein Peewee sich aufstellt. Manchmal haben Männchen ein kleines bisschen Haue gern, findest du nicht?"

Winston zieht Zwiebeln ab und schneidet sie in feine Würfel. Er erhitzt das Olivenöl, dünstet die Zwiebeln glasig und gibt Zucker und Tomatenmark dazu. Das Ganze löscht er mit Dosentomaten und Gemüsebrühe ab, kocht es auf und lässt es köcheln.

Er schält und schneidet Melone und Papaya. Bernadette stiehlt ihm ein Stückchen Melone und küsst ihn.

Er wäscht eine Chilischote, entkernt sie zur Hälfte und schneidet das Fruchtfleisch in kleine Stücke. "Ich hoffe, es ist nicht zu scharf", meint Bernadette. "Sonst darfst du eine Chili essen, schön langsam."

Er macht Spießchen aus den Früchten und Mozzarella, wärmt ein Schüsselchen vor und schmeckt die Suppe ab. Aus Sekt, Gelatine, Zucker und Erdbeeren zaubert er ein Gelee zur Nachspeise, Dann tut er einen Tupfen Creme Fraiche auf die Suppe, zieht mit einem Spießchen ein Herz in die Creme, stellt das Gelee kalt und serviert die Suppe. Bernadette nimmt sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Von Schmerz gezeichnet, keuchend und eingeknickt, schwitzend am ganzen Leib, kann Winston kaum atmen, geschweige denn auf die extravagante Getränkewahl hinweisen.

"Du kennst doch die Geschichte von Edita", beginnt Bernadette, während sie isst. "Oh, das ist delikat, Schätzchen - da hast du ein Stück. Und nimm dir den Rest von der Suppe, ich bin zu faul um aufzustehen. Jedenfalls, Edita. Sie wurde von einer Männchenhorde aufgegriffen, gequält, gefoltert und vergewaltigt. Ihre tapferen Mitstreiterinnen befreiten sie. Gemeinsam errichteten sie die Gerechte und Gewaltfreie Gesellschaft, die wir jetzt haben."

Sie schlürft laut an der Suppe. "Delikat. Was du vermutlich nicht weißt, ist, wie Edita befreit wurde. Was glaubst du, wie sie das Imperium der Brutalzeit zerschlagen haben? Du solltest mir zuhören, es ist eine spannende Sache. Edita fand heraus, dass ihre Wachen bei ganz bestimmten Formulierungen, bei bestimmten Gesten immer dieselbe Reaktion zeigten. Es war wie ein Mechanismus, wie eine Automatik. Sie begann, die männliche Automatik zu erforschen. Als sie wieder frei war, nahmen Edita und ihre Schwestern ein paar einzelne Männchen gefangen. Sie führten Experimente durch, oh ja. Sie verfeinerten ihre Technik. Sie fanden heraus, wie man Männchen zu praktisch allem bringt. Die Idee ist uralt. Bring sie dazu, dass sie sich schuldig fühlen, und sie tun, was immer du willst, einfach weil sie das Schuldgefühl loswerden wollen. Besonders gut, wenn man schon bei den Kindern beginnt. Herrliche Suppe. Bring mir die Nachspeise!"

Winston freut sich, dass es ihr schmeckt. Er hat versucht, zuzuhören, aber er hat wieder einmal wenig begriffen. Er kriecht halb, geht halb zum Kühlschrank und trägt das Glas mit dem Champagner herbei. "Mund auf!" sagt Bernadette. Sie schiebt ihm ein schönes Stück vom Gelee in den Mund. Leicht prickelnd, süß und mit einem Hauch Säure und einer winzigen, luftigen Prise Bitter, ist es wie ein Flug über Wolken, in einem strahlenden Himmel.

"Wiederhole, was ich gesagt habe!"

Winston gibt wirklich sein Bestes.

"Steh gerade!" Winston stöhnt auf. Der Schmerz ist unerträglich. Er stützt seine Hand auf den Tisch. Bernadette stößt die Hand weg. "Aufstützen darfst du dich, sobald du mir wiederholt hast, was ich sage."

Geduldig, langsam, wiederholt sie die Geschichte von Edita, die ihre Erkenntnisse nutzte, um den Männchen Schuldgeständnisse abzulocken. Wie es ihr zum ersten Mal gelang, ein Männchen dazu zu bringen, dass er beim Anblick einer Banane in Ohnmacht fiel. Wie ihre Schwestern das Werk weiterführten. Wie heute schon im Kindergarten gewisse Handlungen mit bestimmten Gefühlen verbunden würden, und dass den meisten Frauen nicht klar sei, was sie sich selbst dadurch wegnahmen. Eine Gerechte, Gewaltfreie, zu Tode gelangweilte Gesellschaft!

Nachdem er beim Drittenmal unter Weinkrämpfen imstande war, halbwegs zu wiederholen, was sie gesagt hat, befreit sie ihn vom Gewicht und dem Schmerz. Sie nimmt sein Gesicht in beide Hände. "Winston", sagt sie. "Das, was ich dir gerade gesagt habe, darfst du niemals vergessen." Sie wirkt ernsthaft, als würde sie eine Zukunft erahnen. "Du darfst es nicht vergessen, ganz egal was passiert, ganz egal, was sie mit dir tun... und du darfst es auf keinen Fall irgendjemandem sagen. Verstehst du mich?" Winston nickt. "Das ist wichtig, Winston, wichtiger als du dir vorstellen kannst. Wenn jemals irgendjemand erfährt, dass du das weißt... wenn jemals jemand erfährt, dass ich es dir gesagt habe..." Sie verstummt. Sie setzt sich auf ihren Sessel und zündet sich eine Zigarette an.