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Göttinnenspiel

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"Marsch, die Treppen hinauf", befiehlt sie ihm. Ihre Stimme ist flach, wie erschöpft, und ihr Blick geht ins Leere. "Stell dich auf alle Viere aufs Bett und verbinde dir die Augen mit dem Seidentuch. Ich komme später nach."

Winston will gehen, bleibt stehen, legt die Schürze ab. "Oh, und, die Schürze, ja..." Ohne dass Bernadette es ihm sagt, stellt Winston ihr ein Glas hin und füllt es bis beinah zur Hälfte mit Whiskey. Bernadette lächelt. Winston geht.

+++

Er glaubt, Stunden gewartet zu haben. Sein Rücken schmerzt ihn ein wenig, aber es ist leicht zu ertragen im Wissen, dass sie am Ende ja doch kommen wird.

Er hört sie, als ob sie sich an eine Beute anschliche, und dann hört er es rascheln, und dann fällt ihr Gewicht auf das Bett, und dann spürt er sie - weich und samtig wölbt sie sich über ihm. Sie teilt seine Backen und schmiert ihn ausführlich kalt ein. Dann spürt er, wie es hart in ihn eindringt, ihn schmerzvoll und bekömmlich ausfüllt. Sie redet leise mit ihm - er bemerkt, wie er sich entspannt. Er wehrt sich nicht gegen den Schmerz, wehrt sich nicht gegen die Freude. Als ihre Finger unter ihm hingleiten, vernimmt er kurz den Impuls, sich zu versteifen, sie von sich zu schütteln. Bernadette redet mit ihm, flüstert ihm zu, und dann ist er außerhalb, sieht sich selbst, wie er da auf dem reichen Bett steht, kann dieses fremden Männchens Freude mitfühlen und seine Angst begreifen, und auf einmal überkommt ihn ein großes Mitleid mit Winston, eine Gnade für sein lebenslanges Missglück. Während die Finger sich seinem Peewee nähern, ihn sogar berühren, und Winston da unten Gefühle spürt, Empfindungen, die er niemals gespürt, niemals für möglich gehalten hat - hier oben ist Winston sicher, hier überfluten die Gefühle ihn nicht.

Als Bernadette aufhört, ist Winston beinahe enttäuscht.

"Siehst du", flüstert Bernadette, ihn von hinten umfangend, während er seine Augen schließt, um nichts zu sehen, was nicht gesehen sein darf. "Siehst du, es ist doch leichter, als du gedacht hättest. Bald wirst du Dinge sehen, die du nicht glauben würdest. Bald wird das alles so leicht für dich sein, und dann wirst du dich wundern, wie du jemals..."

Sie unterbricht sich. Sie streichelt sanft über seinen Arm. "Dein Peewee ist stark, Winston, gerade und sanft und groß. Und wunderschön. Er fühlt sich gut an."

Wieder stockt sie, schweigt eine Weile. "Winston... ich möchte dich in mir spüren."

Wenig später hört er, wie sie hinter ihm sanft schnarcht. Erfüllt von Gedanken und Bildern, unsicher, denkt er erschöpft, dass er die Nacht wachliegen wird. Dann ist er eingeschlafen.

+++

In der Früh hat Bernadette ihn verabschiedet, und sie ihm gesagt, dass er pünktlich zu Mittag an sie denken wird. Sie hat ihm eine Kette um seinen Hals gelegt, mit einem glitzernden kleinen Herzen daran, zur Erinnerung.

Winston strahlt. Nie zuvor war er mit Bernadette so nahe an einer echten Requirierung. Er fühlt, dass es zwischen ihnen etwas ganz Besonderes ist - nichts Alltägliches, nichts Normales, vielleicht auch nichts ganz Vernünftiges - aber dafür romantisch und aufregend, das Herz durchglutend, einzigartig.

B.S. arbeitet wie besessen. Winston überkommen wieder die Zweifel: Worauf lässt er sich ein, wohin kann denn das führen? Hat sie wirklich gesagt, sie will ihn in sich spüren? Er muss sich verhört haben. Eine Göttin wird sich die Zuckungen eines Peewees nur antun, wenn sie sich Nachkommen wünscht, und das tut sie nur im gerechten, gewaltfreien und vollkommenen Stand der Gehörigkeit.

Er muss sich verhört haben.

Um zwölf Uhr bemerkt er, wie seine Finger beginnen, an seiner Kette zu spielen.

In düsterer Ahnung befangen, verlässt Winston das Zimmer, sticht die Stechkarte und rast zum Klo. Dort angekommen, hat er gerade noch Zeit, sich die Hose herunterzureißen, die über dem Peewee spannt. Er verkeilt sich mit beiden Armen in dem Klostall, um nicht hinunterzugreifen - einen Moment fürchtet er, er hätte vergessen, die Tür abzuschließen. Er beißt sich fest auf die Zähne, um nicht laut aufzuschreien.

Ohne dass er es verhindern könnte, starrt er an sich herab: hinab auf das schreckliche Monster, das seinen Peewee verschluckt hat und nun dort wuchert, immer noch wächst, und dabei schrille Stöße von sich gibt wie ein elektrischer, greller Schrei.

Winston weiß nicht, was er tun soll. Er versucht es mit Entspannung. Er versucht, an etwas anderes zu denken. Er gibt auf. Er hat die Pausenzeit längst überschritten. Hoffnungslos, drängt er das Peewee, das sich verzweifelt wehrt wie ein eigenständiges Tier, zurück in die Hose.

Im Büro versucht Winston, ein ausdrucksloses Gesicht aufzusetzen, während sein Geist rast. Wenn Bernadette so eine Macht auf ihn hat, wenn sie ihn zu bestialischen Dingen treiben kann - was wird geschehen, wenn er sich ihr länger hingibt? Wird er zurückfallen auf eine archaische, brutale Stufe? Wird er zum Mörder, zum Tier?

Winston muss mit jemandem reden. Bei Gelegenheit, während B.S. seine Pause macht, fragt er René, ob er am Abend mit ihm einen trinken geht. René scheint selbst erleichtert zu sein. Offenbar braucht er selber ein freundliches Ohr.

+++

Im Lokal an der Ecke sind sie schon öfter gesessen, René und er, und haben Pläne geschmiedet und Träume geträumt. René ist nicht laut, gibt nicht an, tut seine Dinge allein und in Stille. All das macht ihn sympathisch. Außerdem liebt er die klassische Musik - Clara Schumann, Bettina von Arnim, Alma Mahler und Christina Stürmer.

Sie sitzen auf den männchenbunten kleinen Männchenbänkchen und nuckeln an ihren Saftcocktails. Drüben an der Bar lehnen ein paar Göttinnen wohl schon den ganzen Nachmittag, sind laut und fluchen - eine schaut her, deutet auf Winston, überlegt es sich dann aber anders und winkt ab.

In Andeutungen redet Winston. Dass er das Halsband will, dass diese Göttin, die ihn nimmt, ihn nicht ordentlich requiriert hat, dass sie manchmal... seltsame Sachen will. Dass sie ihm einen Brief geschrieben hat, der schön ist, aber... unverständlich.

"Oh, Herzchen - aber das ist schrecklich. Seltsame Sachen? Wie was denn zum Beispiel?"

Erschrocken stellt Winston fest, dass er nicht vorher überlegt hat, was er erzählen darf. Er läuft feuerrot an, stammelt dann etwas von Sachen, die wehtun, und, dass sie eben... "mehr will", in der Hoffnung, dass René versteht, dass er nicht ins Detail gehen will.

"Du musst mit ihr reden", beschließt René kategorisch. "Man muss in Beziehungen offen reden, das ist das Geheimnis. Göttin Angelique", er hebt kurz sein schimmerndes Gehörigkeitshalsband an, das wirkt wie eine instinkthafte Handlung - "Sie macht mit mir jede Woche ein offenes Gespräch, wo wir uns alles sagen, was uns beschäftigt, was in uns vorgeht. Ist es nicht großartig, wenn man in einer Beziehung gut reden kann? Obwohl..." Er nippt an seinem Fruchtsaftgetränk. "Ich habe da auch etwas, das... naja."

"Raus damit", sagt Winston, der erleichtert ist, dass René nicht nachbohrt; andererseits hat er sich einen guten Rat erhofft. Immerhin, vielleicht soll er es wirklich mit Ehrlichkeit probieren - hat Bernadette nicht gesagt, dass er ihr seine Meinung ehrlich sagen soll?

Jetzt ist René schon im Plaudern, und es ist keine Zeit zum Nachdenken. "Ich liebe Angelique, wirklich, ich meine, wow... und dann, wenn ich Frau Doktor Schreier sehe, weißt du. Sie ist schon eine sehr starke Göttin, sehr beeindruckend... attraktiv auf ihre Art. Nicht dass ich in sie verliebt wäre, wie B.S., nein nein, wie gesagt, ich liebe ja Angelique. Es... macht mir Angst, Winston. Wirklich. Bin ich ein schlechtes Männchen?"

So treuherzig kann René schauen. So gut kennt Winston diese Gefühle. So meldet sich in ihm jetzt der Zweifel, und er wehrt sich, so gut er kann. Er spürt, es gibt eine Reise, und es gibt einen Weg, und wenn er diesen Weg geht, dann kann er nicht umkehren, und wer weiß so genau, was dann geschieht... es kann alles mögliche sein, es kann sein, dass er alles verliert. Es sind unvorstellbare Dinge.

Winston braucht Luft. Dringend. Winston hört zu, so gut er kann.

"René... René! René!!" Der sieht ihn entsetzt an, Augen weit aufgerissen. "Ich kann jetzt nicht. Wirklich nicht. Die Göttinnen, René..." Plötzlich hat er Renés Arm gefasst. "Die Göttinnen spielen ein Spiel mit uns, René. Oh..." Dann wirft er einen Geldschein auf den Tisch, und dann ist er zur Tür hinausgerannt, verschwunden in der dahingleitenden Menge, die durch die Nacht schon gelichtet ist.

+++

Bernadette lädt ihn zum Samstagnachmittag. Sie hat einen Picknickkorb, und er darf mit ihr in ihrem Elektrocar fahren.

Elektrocars faszinieren Winston. Er bewundert, wie Bernadette die komplexe Schaltung bedienen kann, und dass sie dabei auch noch reden kann, fasziniert ihn besonders.

Sie liegen auf einer Waldlichtung. Die Sonne fällt angenehm durch das Laub, kitzelt die Nase. Winston muss niesen. Bernadette kichert. Winston massiert ihre Beine, sogar ihren Rücken. Winston ist glücklich.

"Gib mir den Wein", sagt Bernadette. Sie schenkt zwei Plastikbecher voll und gibt Winston einen. Er nippt. Es schmeckt ihm. Er nippt weiter. Als er die Weinflasche zurückstellt, bleibt sie an etwas hängen, und Winston sieht nach - etwas Weiches, Gummihaftes. In Plastik gepackt. Ganz ohne zu denken, zieht er es aus dem Korb. "Was ist das?" fragt er, ahnungsvoll erschrocken und auch ein wenig angewidert.

"Komm", sagt Bernadette. "Setz dich." Winston schüttelt den Kopf. "Setz dich - wir hatten es grade so schön."

"Ich möchte wissen, was das in dem Korb ist", beharrt Winston.

"Ich möchte dich in mir spüren." Bernadettes Kopf ist hochrot angelaufen, und sie schafft es nicht, Winston ins Gesicht zu blicken. "Einmal wenigstens. Ich hab sie am Schwarzmarkt gekauft. Ich wollte..."

Da hat Winston schon seine Sachen gefasst und sucht nach dem Weg durch das Dickicht. Hinter sich hört er sie rufen: "Ich möchte... einmal wenigstens..." Dann schlagen wilde, stachelbewehrte Äste nach ihm, während er sich einen Weg bahnt. Er weiß nicht, wie er läuft. Ein paarmal glaubt er, dass sie ihm nachläuft; sein Gesicht ist voller Schrammen, er fühlt sich schrecklich erschöpft, enttäuscht und müde.

Natürlich läuft sie ihm nicht nach.

Sie müsste ihm nachlaufen. Wenn sie ihn wirklich liebt, müsste sie das.

An der Straße steht er und streckt den Daumen hinaus. Eine Göttin hält an, nimmt ihn mit. Elektrocars sind jetzt nicht faszinierend. Es sind schreckliche Dinger. Er wäre bereit, mit der Göttin nach Hause zu gehen oder ihr auf dem Weg zu Diensten zu sein - alles, solang er die Augen geschlossen, das Peewee unbewegt halten darf. Die Göttin lässt ihn an der Ampel aussteigen; ihr Blick ist voll Mitgefühl, und sie wünscht ihm noch einen guten Heimweg, und alles Gute.

Sicher hat sie ein sehr braves Männchen, das sie schlägt und das ihr dient und das ihr die Nestwärme gibt, die eine Göttin braucht und verdient. Warum kann Winston nicht so einer Göttin in Zugehörigkeit eignen?

+++

Die Tage schleppen sich hin. Winston wird Bernadette niemals wieder besuchen. Er hat ihre Kette in seinem Geheimfach versteckt. René bemerkt, dass er die Kette nicht trägt; Winston behauptet, er hätte sie verloren. "Oje", sagt René, "da wird deine Göttin nicht glücklich sein."

Neinnein, ist sie nicht. Ist sie hoffentlich nicht.

Am Sicherheitstor tappen die breiten Hände auf ihm herum, und die Sicherheitsgöttin macht Zwinkeraugen, und es ist Winston egal. Er existiert ja kaum. Er ist allein. Er ist zweiunddreißig. Die Chance, dass er jemals noch Zugehörigkeit findet, ist verschwindend gering, und von Tag zu Tag schwindet sie weiter - ein Schiff weit im Nebel draußen. Keine Positionslichter. Niemand an Bord. Ein Geisterschiff.

Adrian schlurft her, stellt seine Frage, hinterlässt einen Brief und schlurft weg. Die Tür fällt ins Schloss. Um elf Uhr sitzen sie wieder im Meetingraum. Das Schachbrettmuster ist langweilig. Winston richtet sich kraftlos seine Krawatte. Der Duft fällt ins Zimmer; Frau Doktor Schreier nimmt Platz.

Sie verkündet, dass sie recht zuversichtlich sei. Sie verkündet die Zahlen. Sie verkündet neue, verbesserte Maßnahmen. Plötzlich hat Winston einen Gedanken an Bernadette. Plötzlich versteift er sich. Plötzlich sieht er ihr Bild. Plötzlich erinnert er sich. Plötzlich ist sein Peewee.

"Winston?" fragt Frau Doktor Schreier nach.

"Wie bitte?"

Frau Doktor Schreier sieht aus, als hätte er ihr einen Topf Maden vorgesetzt. "Wiederhol sofort, was ich gerade gesagt habe."

"Ich, äh... ich..." Winston verstummt. Er blickt fest auf den Tisch. Ihm ist heiß. Sein Kopf ist hochrot. Sein Peewee ist immer noch dieses Monster.

"Wir sehen uns nachher in meinem Büro."

+++

"Du kommst mit mir", sagt Frau Doktor Schreier. Vor dem Sitzungsraum kommandiert sie zwei Sicherheitsgöttinnen ab, die salutieren und ihnen folgen.

Plötzlich kommt Winston das komisch vor: dass Göttinnen einander Befehle erteilen. Wieso ist ihm das bisher nie aufgefallen? Es ist, als hätte die Welt plötzlich mehr Tiefe, als gäbe es überall Seitengänge und versteckte Türen. Doppelte Böden und versteckte, tödliche Fallen.

In ihrem Büro sitzt er auf dem Holzsessel vor ihrem Tisch. Sieht sie ihn von oben her an. Sie steht auf, zündet sich eine Zigarette an und wendet sich gegen das Fenster.

"Ich habe schon lange den Eindruck, dass mit dir etwas nicht stimmt", sagt sie. "Du bist unaufmerksam und nachlässig, und du kannst nicht einmal deine Krawatte richtig binden."

Winston schielt nach seiner Krawatte. "Sinnlos", sagt Frau Doktor Schreier, ohne sich umzudrehen. "Du kannst sie nicht sehen. Geht nicht."

Sie stößt Rauch aus. "Männchen! Alberne Kindergeschöpfe."

Sie setzt sich wieder. "Na gut, Winston! Schau mich an."

Winston sieht sie an. Stille senkt sich. Dann beginnt Frau Doktor Schreier mit sanfter, leiser Stimme zu reden, die Winston ihr nicht zugetraut hat, und sie sagt, dass er nichts dafür kann, dass sie alles weiß, dass er es ihr ruhig sagen kann, alles, alles, sie ist ja auf seiner Seite und will, dass alles bald wieder gut, gut wird... Plötzlich, wie aus dem Nichts, fühlt Winston den Drang - er fühlt den Drang, aufzustehen, sich vor ihr niederzuknien, sie um Verzeihung zu bitten. Er fühlt das Schuldgefühl. Er fühlt das Pochen, das Ziehen.

Er starrt Frau Doktor Schreier an, hockt festgebannt auf seinem Stuhl, weiß nicht wie tun. Seine Schaltkreise brennen gegeneinander zum Kampf an, Schuld und Scham und Gehorsam und Wille, und er zuckt ein wenig mit den Händen. Und er bewegt sich nicht.

"Was hat sie dir angetan?" fragt Frau Doktor Schreier.

Wie magnetisch gezogen, hockt er sich vor ihr auf die Knie, schließt die Augen, lässt sich den Kopf hinführen.

"Brav... Es wird alles gut", seufzt sie. Winston vergräbt seinen Kopf in ihrem Schoß.

Dann, plötzlich, öffnet Winston die Augen. Winston sieht sich, wie er da kniet. Winston hört, wie Frau Doktor Schreier zu stöhnen beginnt. Winston versteht, wen sie gemeint hat. Winston fühlt etwas, das er noch nie einer Göttin gegenüber gefühlt hat: Winston ist angewidert. Ohne irgend etwas zu verstehen, ein Unbeteiligter an der Szene, ein Zuschauer, sieht Winston sich aufspringen, hört Frau Doktor Schreier fluchen... hört sie befehlen, "Mach sofort weiter!" Er wischt sich den Mund ab. Die Göttin zuckt, führt ihre Hand zwischen die Beine, keucht, "oh verdammt, du Schwein, was hat sie getan", und ihr Atem wird schnell, flach, und sie stöhnt auf...

+++

Winston ist längst aus dem Raum. Er geht den Geheimweg, die Abkürzung. Er hat keine Zeit. Sobald die Sicherheitsgöttinnen hinter ihm her sind, ist es vorbei.

Er stolpert ins Büro. Er nestelt sich an der Krawatte. Er reißt seine Lade auf. Die erstaunten Blicke von B.S. und René missachtet er. Das Geheimfach... das Geheimfach ist abgerissen. Er wühlt in der Lade.

"Wer von euch...?" fragt er. "B.S., du Schwein, wie kannst du nur? Nur für dein Weiterkommen? Nur für deine Beförderung? Du Schlampe!"

B.S. zuckt mit den Achseln. In den Augenwinkeln sieht Winston René, der sich wegduckt. "Und dir hab ich vertraut!"

"Ich konnte nicht... ich musste doch... es ist Pflicht, bei Verdacht..."

Winston rast auf René zu. Ihm ist alles egal. "Wo ist er? Wo ist der Brief?"

René deutet hilflos hinaus. "Du hast ihn schon...?" René nickt. "Scheiße!"

Winston hat nur noch einen Gedanken. Er muss hier hinaus, schnell. Er rast den Gang hinunter, zwei Sicherheitsgöttinnen kommen ihm entgegen, er biegt ab. Dort hinten der Lastenaufzug, vielleicht ist er schnell genug. Er drückt auf den Knopf, da hört er sie hinter sich in den Gang biegen. Die Treppe! Er reißt an der Tür, stürzt ins Treppenhaus. Einen halben Stock weit, warten sie schon unten am Ausgang? Im nächsten Stock flieht er zurück ins Gebäude. Da ist der Aufzug. Er drückt den Knopf für den Keller. Die Türen wollen sich nicht schließen. Es scheint ihm eine halbe Ewigkeit.

Endlich, endlich ist er unterwegs.

Er lehnt sich atemlos an die Wand des Aufzugs. Hier gibt es keine Sickermusik. Hier ist er ganz allein.

Die Parkgarage liegt im Dunkel. Es ist still - Winston wagt kaum zu atmen. Von den geparkten Elektrocars geht ein meltallischer, heller Duft aus. Sie sind nicht giftig, aber Winston hatte in ihrer Nähe immer das Gefühl, dass etwas ihn schwächt. Winston schleicht an der Wand entlang, immer im tiefen Schatten, immer gewahr, ob eine Türe sich öffnet oder sonst ein Geräusch ist. Und dann muss er freilich schnell sein, er muss Bernadette warnen. Warum hat er nicht früher begriffen, was alles in diesem Brief steht? Was genau hat er René alles erzählt in den letzten Wochen? Was hat René geahnt, übertrieben, weitergeleitet? Winston schleicht an dem Häuschen des Parkwächters vorbei, der tief schlafend schnarcht. Als er die Luft, das Sonnenlicht auf der Haut spürt, fühlt er sich fast schon sicher. Er erobert ein Taxi und nennt die Adresse.

+++

Er schlägt an die Tür und er läutet Sturm. Er kann sich jetzt nicht darum kümmern. Sein Gesicht tränenverschmiert, als sie öffnet. "Kommen Sie", ruft er. "Sie haben alles herausgefunden."

Sie zieht macht einen knappen, kontrollierenden Blick auf die Straße links rechts, zieht ihn schnell in das Haus, schlägt die Tür zu. "Was... wer weiß was?"

"Der Brief", stammelt Winston. "Mir war ja nicht klar, was das heißt. Und Frau Doktor Schreier, sie, ich war ungehorsam, sie weiß, dass... Sie haben irgendetwas mit mir gemacht, hat sie gesagt. Verdammt, ist das wahr? Ist das wahr?"

Fassungslos starrt Bernadette ihn an. "Ja, vielleicht... ich weiß nicht. Ich meine, ich wollte nicht. Ich wollte..."

"Keine Zeit!" schreit Winston. "Wir müssen verschwinden."

"Ruhig", sagt Bernadette. "Hast du einen Zufluchtsort? Irgendjemand, der dich versteckt?"

Winston weiß es nicht. Es ist keine Zeit, nachzudenken. "Ich habe jemanden, ja. Ich werde schon etwas finden, kommen Sie!"

"Du gehst dorthin. Ich werde erst noch die Kondome vernichten." Sie ist bereits auf dem Weg. "Geh! Geh!"

Winston wendet sich hin und her und entschließt sich. Da hört er einen schrecklichen Krach, dass er die Hände vors Gesicht schlägt. Ätzender Rauch wirbelt um ihn, und er ringt um Atem, fällt zu Boden. "Gesichert", sagt eine tiefe Göttinnenstimme. "Gesichert - hier sind sie nicht."

"Hier!" ruft eine andere Stimme. "Hierher! Ich hab sie! - Auf den Bauch legen! - Keine Bewegung!" Hart stößt ein Stiefel in Winstons Kreuz. "Hände über den Kopf!"

Als sie abgeführt werden, erhascht Winston zum letzten Mal einen Blick in Bernadettes Gesicht. Unter dem zugeschwollenen Auge, der blutverschmierten Haut zwinkert sie ihm zu - dann reißt sie noch einmal mit Armen und Beinen an der Umklammerung von zwei Sicherheitsgöttinnen - das Dreigespann stolpert, zwei weitere Sicherheitsgöttinnen eilen mit Schlagstöcken herbei. Winston jault auf.

+++

Die Zelle ist kalt, die Pritsche aus blankem Metall. Die Wächterinnen klopfen nachts an die Zellentür, um die Gefangenen aus dem Schlaf zu reißen.