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Heißer Herbst 01

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„Halt die Klappe und lass mich sterben!", forderte Susi theatralisch und rammte ihrer Busenfreundin den Ellbogen in die Rippen. Das Schnarchen brach in einem überraschten Röcheln ab.

„Was soll denn das?", fragte Manu, die irrtümlich getroffen worden war, empört und setzte gleich hinzu. „Uääh, is mir schlecht!"

Susi rappelte sich auf und besah sich das Szenario. Langsam kehrte die Erinnerung zurück. „Hallo, Manu, lebst du auch noch? Mann, warst du besoffen gestern! Ich war ja auch ein wenig knülle und hab jetzt einen Schädel wie eine Trommel, aber im Vergleich dazu musst du ja tot sein."

„Ach, geht so", meinte die tapfer. „Aber wie komme ich in dieses Bett? Wo bin ich eigentlich?"

„Erst soll ich die Klappe halten und dann quasselst du ununterbrochen!", motzte Sabine unter Stöhnen. „Mach endlich die Augen auf, auch wenn es weh tut! Du bist in meinem Bett, weil wir dich da herauf geschleppt haben. Du hast stundenlang im Koma in einer Ecke gelegen, dann auf dem Teppich mitten im Partykeller. Kevin konnte gerade noch verhindern, dass du nackt auf die Straße gelaufen wärst. Da haben wir dir eben Asyl gegeben."

„Nackt auf die Straße?", wunderte sich Manu. „Und wo sind meine Sachen?" Vorsichtig öffnete sie ihre Lider und blinzelte angestrengt. „Au, mir brummt der Schädel, ich hab' gar keine Erinnerung mehr." Sie grübelte. „Das heißt, ich kann mich schon dumpf an einige Sachen erinnern, oh ja, aber ich krieg's momentan irgendwie nicht ganz auf die Reihe."

„Irgendwann, so gegen eins hast du angefangen zu strippen", berichtete Sabine, dann hast du dich nackt auf Kevin gestürzt, der auch nackt war und danach habe ich dich erst wieder gesehen, als du auf dem Teppich gelegen hast. Da war es kurz vor der Dämmerung."

„Soso!" Manu grinste wissend. Ihr Hirn schien langsam wieder auf Touren zu kommen. „Dann ist Bruno wohl doch noch ans Ziel gelangt?"

„Wieso Bruno? Was weißt du von Bruno?"

„Na, der hat doch die ganze Zeit mit mir rumgemacht, damit du eifersüchtig wirst. Wenn du ein paar Stunden nicht auf der Szene warst, kann das nur mit Bruno zusammenhängen. Sonst war ja keiner da, der zu dir gepasst hätte."

„Öööhm, ja, dafür hattest du ja die volle Auswahl!"

„Ach, hör mir doch mit den Kindern auf! Von denen hat sich doch keiner getraut. Der Kevin nicht und die anderen erst recht nicht. Nur große Klappen und nichts dahinter. Hab ich nicht gesagt, dass das Hosenscheißer sind? Ich weiß zwar nicht mehr im Detail, was ich mit denen versucht habe, aber gemacht haben wir gar nichts. Die sind zwar nacheinander wahrscheinlich aufs Klo wichsen gegangen, aber ... Wichser, alle miteinander!", klagte Manu. „Reine Zeitverschwendung!"

„Ihr labert und labert und labert! Jedenfalls scheint es dir schon wieder besser zu gehen. Zumindest das Mundwerk funktioniert wie eh und je! Und mein Kopf ist auch inzwischen auf Wasserballgröße geschrumpft", verkündete Susi. „Ich glaube, ich hätte Lust auf Frühstück."

„Katerfrühstück?"

„Als da wäre?"

„Ich glaube, im Familienkühlschrank finden wir Orangensaft und eine Flasche Sekt. Und Eier. Dazu vielleicht Toast oder Cornflakes? Tee?"

„Klingt lecker. Kaffee?", fragte Manu.

„Kann sein, musst du aber selber machen. Ich trink keinen, ich kenn mich mit dieser Kaffeemaschine nicht aus", wehrte Sabine ab.

„Was für eine Kaffeemaschine? Ist an sich ganz einfach: Wasser rein, Filter drauf, Pulver rein und drücken. Oder hast du Nescafe, das geht noch einfacher."

„Nescafe? Pfff!", empörte sich Susi. „Wir sind doch wohl nicht bei den Barbaren gelandet?"

„Nee, wir haben jetzt so eine automatische aus Italien. Säcko heißt die."

Susi war begeistert. „Ihr habt tatsächlich eine Saeco? Sa -- e -- co heißt das! Da kann man ja sogar Cappuccino mit machen."

„Dann mach, wenn du das kannst. Brauchst du Milch dazu oder Sahne? Egal, beides immer da. Aber dazu sollten wir mal aufstehen, denn das Personal hat heute Ausgang." Sabine kicherte.

Ächzend stemmte sich Manu aus der Matratze. „Und wo sind jetzt meine Sachen?"

„Keinen Dunst." Sabine überlegte. „Die hast du beim Strippen einfach in die Gegend gefeuert. Entweder die liegen noch dort oder jemand hat sie als Souvenir mitgehen lassen. Fans hattest du ja etliche. Jedenfalls haben wir dich nackt gefunden und hier rauf geschleppt. Du hast dich geweigert, ein Nachthemd anzuziehen, also sind wir aus Solidarität halt auch gleich nackt geblieben."

„Wieso geblieben?"

„Weil wir unsere Sachen unten im Keller zur Waschmaschine geworfen haben. Heute ist Wasch- und Putztag. Du darfst gerne mithelfen."

„Uäääh, mir geht's schon wieder ganz schlecht!" Manu grinste breit. „Natürlich helfe ich mit. Hm. Demnach habt ihr jetzt auch nichts zum Anziehen? Cool! Wir bleiben den ganzen Tag nackt. Geil!", begeisterte sie sich.

„Also, ich habe natürlich genug zum Anziehen, schließlich ist das ja mein Zimmer und da gibt's sogar einen Kleiderschrank, guckst du?" Sabine deutete vage im Zimmer herum. „Ich würde euch ja gern aushelfen, aber Kindergrößen habe ich leider nicht im Angebot", spottete sie angesichts ihrer wesentlich kleineren Freundinnen. Sie selber, die Jüngste des frivolen Trios, war im letzten Jahr enorm in die Länge geschossen und hatte eine komplett neue Garderobe gebraucht. Susi hingegen hatte offenbar erst ein wenig Material für einen sich erst kürzlich abzeichnenden Wachstumsschub gesammelt, wobei einerseits ein phänomenaler Busen, andererseits aber auch ein niedlicher Babyspeck hervorgetreten waren. Auf Sabines Größe fehlten ihr noch fast fünfzehn Zentimeter. Das machte ihr aber kaum Kopfzerbrechen. Ihre Nonna, eine wunderbare Frau und auch mit über sechzig noch eine dominierende Schönheit, war nicht einmal eins-sechzig groß. Auf die Größe kommt's nicht an! In dieser Hinsicht traf dieser Spruch gewisslich ins Schwarze.

Bei Manu lag der Fall noch einmal anders. Die schien mit eins-neunundfünfzig schon ihre Endgröße erreicht zu haben. Ein sehr ansehnlicher, gut proportionierter, zarter Körper ließ keine Männerwünsche offen. Mit ihrer roten Wuschelmähne wirkte sie zwar ein wenig größer, doch ganz objektiv gesehen, war sie klein. Klein und zart gebaut. Mit Klamotten konnte sie sich wesentlich leichter in den Kinder- und Jugendabteilungen eindecken, denn Kleidergröße 32 oder XXS war nicht in allen Damenabteilungen der Kaufhäuser verfügbar. Jetzt streckte sie Sabine frech die Zunge heraus und meinte: „Ich brauche gar nichts zum Anziehen, denn ich bin eine Schlampe. Gute Überleitung, denn darüber wollte ich mit euch, bzw. vorerst mit Susi gestern schon reden. Aber, hm, irgendwie habe ich das wohl vergessen. Schon mal was von der Exhibitionistischen Schlampenfraktion gehört?"

„Äh, ja, nein, keine Ahnung! Ach, hast du das gestern -- oder besser heute -- mit ‚sss --Lampe' gemeint? Was ist damit und wieso willst du darüber mit Susi reden und mit mir nicht?", nörgelte Sabine.

„Wollen wir das nicht bei einem herzhaften Frühstück besprechen? Dazu brauch ich einen klaren Kopf und dafür wiederum Kaffee."

„Gut, so machen wir es!" Sabine begann das Bettzeug zum Lüften auf den Balkon zu hängen. Dabei fiel ihr Blick auf die Terrasse, wo ihr Bruder gemütlich in einem Korbstuhl lümmelte. Neben ihm lag Sabines Kopfpolster auf dem Boden. „Max! Max! He, Max! Magst du nicht das Kopfkissen mit nach oben bringen??"

„Guten Morgen erstmal, Schwesterlein! Schau, wir haben Besuch!"

Nun tauchte Brunos Kopf unter dem großen Sonnenschirm auf. Als er Sabine erblickte, warf er ihr eine Kusshand zu. „Auch dir einen wunderschönen guten Morgen, Blondie. Wenn ich dich so sehe, werde ich gleich wieder spitz!"

Blitzartig wurde Sabine klar, dass sie ja nackt und zumindest ihr Oberkörper für die beiden Burschen deutlich sichtbar war. Die Zeiten, in denen sie von dem Geländer fast vollständig verdeckt worden war, waren ein für alle Mal vorbei. Schnell trat sie einen Schritt zurück. „Haltet eure schmutzigen Gedanken im Zaum! Was ist jetzt mit dem Kissen?"

„Ja, komm doch und hol's dir. Oder umgekehrt!" Er lachte dreckig. "Du musst dir dazu gar nichts überziehen. Wir wissen inzwischen ja beide, wie du nackt aussiehst."

„Benimm dich, du Ferkel, ich bin ja nicht allein!"

Max lachte schallend. „Macht auch nichts! Susi kennen wir auch beide nackt und Manu kennt inzwischen jeder ohne alles, spätestens seit ihrer Mitternachtseinlage."

„Das könnte euch so passen!", mischte sich nun Susi ein. „Wir sind anständige Mädchen, aber ihr seid Schmutzfinken! Sabine, gib mir bitte was zum Anziehen."

Die stand mittlerweile sowieso schon kramend vor ihrem Kleiderschrank: „Hier, Manu, das Ding da ist ein wenig eingelaufen, es sollte dir also passen. Zieh es mal an. Die Kerle kommen sonst noch auf dumme Gedanken." Ein schwarz-weiß gestreiftes Shirt flog auf das Bett, wo Manu immer noch nackt im Schneidersitz saß und angeregt zugehört hatte. Die fing es auf, zog es über und stand auf. Das Ding war wirklich ziemlich klein geworden, es lag eng an Manus schlankem Körper und reichte nur knapp über den Po.

„Von mir aus können sie ruhig mehr, als nur auf dumme Gedanken kommen", murmelte sie und drehte sich vor dem hohen Spiegel. „Wenn sie da nicht auf dumme Gedanken kommen", freute sie sich und schlenkerte versuchsweise mit den Hüften, „dann ist ihnen wirklich nicht zu helfen. Danke, Sabine!"

Die grinste zufrieden, denn genau so hatte sie es sich vorgestellt. „Wie wäre es denn damit, Susi. Ist wie für dich gemacht. Ich hab's von Max geerbt, als es ihm zu klein wurde." Damit warf sie ihrer besten Freundin ein weißes Männerhemd zu. „Es ist angenehm weit geschnitten und die meisten Knöpfe sind auch noch dran."

Susi beäugte das Hemd kritisch, knöpfte über die Hälfte auf, schlüpfte hinein und betrachtete im Spiegel, wie sich die Knopf- und Knopflochleiste über ihren Brustwarzen wölbten. „Du willst mich wohl als schamlos hinstellen? Gut so, ich bin nämlich manchmal schamlos!" Dabei stolzierte sie mit gereckter Brust auf und ab. „Heute aber nicht!", fügte sie noch hinzu und schloss zwei weitere Knöpfe. „Und jetzt? Ziehst du auch was an, oder folgst du den Empfehlungen deines ruchlosen Bruders?"

Sabine griff wortlos zu Slip, Sporthose und Top, wurde aber sofort von Susi gestoppt. „Nee, nee! Wenn wir uns mit einem Stück begnügen müssen, dann du auch! Wo kommen wir denn da hin, wenn da Extrawürste gebraten werden!" Dabei funkelten ihre dunklen Augen verschwörerisch und abenteuerlustig. „Ich würde gern heute in dem Outfit shoppen gehen. Kommt ihr mit? Traut ihr euch?"

Ächzend kramte Sabine ein etwas längeres Oberteil in pink heraus, während Manu zufrieden meinte: „Ich sehe schon, dass ich mir mit euch die Richtigen herausgepickt habe. Das wird ein Klacks für euch!"

„Was wird ein Klacks?" „Wofür die Richtigen?"

Aber Manu wedelte nur mit der Hand. „Erklär ich euch alles beim Frühstück. Fertig? Gehen wir?" Also gingen sie. In der Küche herrschte noch kein Chaos, die Jungs hatten sich zum Frühstück offenbar mit Bier und Chips begnügt. Ein Kontrollblick im Kühlschrank ergab, dass alles Notwendige da war, aber der Brotkasten war leer.

„Du kannst gleich shoppen und beim Bäcker Brötchen kaufen gehen!" Zunächst aber wollte Sabine ihren Polster holen. Als sie zu diesem Zweck auf die Terrasse trat, taten die beiden Kumpel ihre Enttäuschung darüber, dass sie nicht mehr nackt war, lauthals kund. Doch dann bückte sie sich und Bruno sog scharf die Luft ein. Der kurze Blick unter ihr gar nicht so langes Longshirt war sehr ansprechend gewesen.

„Was?", schnappte Sabine, doch Bruno starrte nur vorgeblich desinteressiert in den klaren Herbsthimmel. „Männer!", schnaubte sie abfällig, streichelte dabei aber zärtlich über seine Schulter. Von der Tür her kicherte es. Dort standen Susi und Manu in aufreizenden Posen und beobachteten alles. Blitzartig hatten Max und Bruno sie erfasst und ließen ihre wohlgefälligen Blicke auf den appetitlichen Mädchen ruhen.

„Sollen wir auch auf der Terrasse frühstücken?", fragte Sabine und ging voraus in die Küche. „Manu kann mir helfen, alles herzurichten, während du zum Bäcker läufst. Mach aber vorsichtshalber noch einen oder zwei Knöpfe zu, sonst hüpft dir der Busen davon. Der ist ja das einzige, was bei dir im letzten Jahr gewachsen ist, wenn man von ..."

„Halt die Klappe, ich geh ja schon!", unterbrach Susi energisch, bevor Sabine etwa Arsch oder Bauch sagen konnte. „Hast du Kleingeld?"

Sabine nahm ein paar Münzen aus der Küchenschublade. „Hier! Aber lass es nicht fallen, denn bücken kannst du dich mit dem Kleidchen nicht. Geh gleich durch den Garten hinten raus, dann rechts. Der Bäcker ist dann an der nächsten Ecke."

Fröhlich sprang Susi davon, dass die Hemdschöße flatterten. Max stöhnte gequält auf.

„Wetten, dass sie sich bücken wird?", fragte Sabine grinsend.

Kapitel 3 - Frühstück um zwölf

Sabine und Manu waren fleißig gewesen, ein Tisch auf der Terrasse war schön gedeckt und mit allerlei Köstlichkeiten aus der Wiechert'schen Küche versehen. Nur Kaffee war keiner dabei, denn auch Manu kannte sich mit dieser Säcko-Maschine nicht aus und kaputt machen wollten sie lieber nichts. Blieb die Hoffnung, dass Susi nicht nur die korrekte Aussprache, sondern auch den korrekten Umgang mit der Magic DeLuxe beherrschte. Doch noch ließ sie auf sich warten.

In der Zwischenzeit verschärften die beiden übermütigen Gören die Gangart, kicherten ununterbrochen, kreischten nervend und zogen das volle Zickenprogramm ab. Endlich kapitulierten Max und Bruno kopfschüttelnd -- was war bloß aus den anschmiegsamen Mäuschen von letzter Nacht geworden? - und verzogen sich grollend. Die übergeschnappten Tussen waren ja nicht auszuhalten! So ähnlich hatte das Urteil der beiden ach so erwachsenen Burschen gelautet, als sie sich trollten und auf ihren neuen Motorrädern davon röhrten. Sabine schaute ihnen zufrieden lächelnd nach.

Bruno hatte von seinem Urgroßvater eine rund fünfundzwanzig Jahre alte BMW R 45 geerbt, schon bevor er überhaupt damit fahren durfte. Nun fuhr er sie mit Leidenschaft. Sein altes Moped hatte er an Susi abgetreten -- gegen entsprechende Dienstleistungen natürlich. Max hingegen hatte seine Maschine auf dem Schrottplatz entdeckt. Eigentlich sogar drei davon, beziehungsweise deren Teile. Zum Kilopreis erworben, hatte er jede freie Minute darauf verwendet, aus den vorhandenen Stücken unter möglichst geringem Zukauf ein fahrbereites Gerät zu schaffen. Unter tatkräftiger Hilfe von Bruno, Susi und vor allem Sabine war das auch gelungen.

Sabine und Susi waren sehr geschickte Mechanikerinnen. Vor zwei Jahren hatten sie sich die Mopeds ihrer Brüder ausgeliehen und waren damit durch Feld und Wald gerast. Dabei hatten sie sich getroffen. Sabine war neu in der Stadt, denn ihre Eltern waren in den letzten Jahren aus beruflichen Gründen in Frankreich gewesen, aber nun sollte die Tochter in Deutschland die Schulausbildung abschließen. Doch noch waren Ferien gewesen. Sabines Gedanken schweiften zurück. 2002, Hochsommer. Damals war sie auch noch kleiner gewesen, klein, aber zäh und kampfstark. Und ehrgeizig! Da war jener besondere Tag ...

Ihre Eltern werkten im Haus und im Garten. Da gab es viel zu tun, denn ihre Großeltern waren nach Menorca gezogen, zumindest für den Großteil des Jahres und hatten ihrem Sohn das Haus überschrieben. Für sich behielten sie nur zwei Zimmerchen im Anbau, die sie aber eigentlich nur zu Weihnachten nutzten. Sabines Familie war eben aus Frankreich zurückgekommen, Haus und Garten waren vernachlässigt. Sabine hatte halbherzig ihre Hilfe angeboten, nachdem sie sich aber genügend ungeschickt angestellt hatte, war sie sozusagen verbannt worden. Ihr Bruder Max war mit dem Bus nach Kolzbach gefahren, wo das neue Freischwimmbad eröffnete und eine Woche freien Eintritt versprach. Dort war er sicher auf der Suche nach dem weiblichen Geschlecht, was aber hier in Ovenbuch niemand merken sollte. Daher Kolzbach und daher der Bus. Denn schon in der ersten Woche hatte er Anschluss an eine Gruppe von Mopedfahrern gefunden. Mit seinem eher exotischen Gefährt, einer spanischen Derbi Senda, hatte er deren Interesse geweckt. Wäre er heute damit durch den Ort gedüst, hätte er das Freibad in Kolzbach nie ohne Begleitung erreicht, wenn überhaupt.

Jetzt stand die Senda vor dem Haus und Sabine wusste, wo der Schlüssel lag. Der Rest war absehbar, denn Sabine hatte das Mopedfahren schon in Frankreich gelernt, wie manch anderes auch, was man in so einer Mädchengang halt lernt. Zum Beispiel, wie man sich unbemerkt davon macht. Leise schob sie die Maschine ein Stück die Straße hinauf, stülpte sich den Helm über, der am Lenker hing und ließ das Moped dann ohne Motor einige hundert Meter bergab rollen. Erst dann startete sie, fuhr auf Schleichpfaden durch die Wohnsiedlung und erreichte so gleich den Wald. Sie atmete auf. Abseits der öffentlichen Straßen fürchtete sie die Polizei nicht. Sie fühlte sich frei und kurvte kreuz und quer durch Wald und Heide. Auf einmal gelangte sie, angelockt von Motorenlärm, zu einer stillgelegten Kiesgrube, in der etwa ein halbes Dutzend Jugendliche mit ihren aufgemotzten Mopeds Motocross übten.

Vorsichtig, wie ein witterndes Reh, fuhr Sabine näher heran und schaute zu. Große Könner waren eher nicht am Werk, aber es schien Spaß zu machen. Nur so ein Kleiner, ganz in schwarz, fegte wie der Teufel über den Parcours. Plötzlich schien er sie entdeckt zu haben, kam auf seiner KTM querfeldein herangefahren und umkreiste Sabine wie ein Hund, der eine neue Bekanntschaft macht. Schließlich blieb er neben Sabine stehen und zog am Gas.

„Jirrrrrrrrommmtck-tck-tck-tck-grrrommmm!"

„Prrrrauch-ch-ch-cht-t-ooorrrr-rrr-rrr!!", antwortete die Senda.

„Jiuorrrrrr-rrrmm-rummm-rummm!"

Sabine sah sich die Figur näher an. Klein, zart, gut tailliert, unter dem Helm quollen schwarze Locken hervor. Auch ein Mädchen! Sofort kam die eingelernte Straßengangroutine in Fahrt. Revier abstecken, Hackordnung klären, Flagge zeigen! Der Lenker stieg. „Präääääännnnnn-jnnnn-jännnn-srrrrriiiiii-rrr-rrr!"

Die andere nahm die Herausforderung, die sie provoziert hatte, sofort an und raste heulend auf dem Hinterrad davon. Nur Sekundenbruchteile später folgte Sabine, flach über den Lenker gebeugt, um ein Aufsteigen des Vorderrades zu vermeiden.

Der kleine schwarze Teufel knatterte flott zur improvisierten Startlinie und wartete auf Sabine, zeigte dann drei Finger, was diese richtig als Drei Runden interpretierte. Gleich darauf ging die wilde Jagd los.

Sabine, die naturgemäß die Strecke nicht kannte, blieb nichts übrig, als der anderen zu folgen. Aber sie stellte befriedigt fest, dass die französischen Friseure ganze Arbeit geleistet hatten. Max und seine Potes hatten als erstes die Drossel entfernt und dann noch ein paar Optimierungen vorgenommen. So brachte die Senda statt knapp drei, fast fünfzehn PS auf die Räder, einiges mehr, als die KTM leistete, wie Sabine befriedigt registrierte. Die ersten beiden Runden fraß Sabine Staub, dann wollte sie nach vorn, aber da hatte die Gegnerin doch entschieden was dagegen. Überraschend steuerte sie den bisher vermiedenen Steilhang an. Sabine grinste. Was Dümmeres konnte ihr wohl nicht einfallen? Mit der überlegenen Leistung setzte sie zum Überholen an ...

Der KTM ging die Puste aus, die Fahrerin verlor den Mut und schwenkte zur Seite und ehe sie noch den Hang hinunterfallen konnte, knallte ihr die Senda in die Vorderradgabel. In einem Knäuel polterten Mädchen und Mopeds den Steilhang hinunter.

„Putain de merde!", fluchte Sabine und ließ eine Flut französischer Schimpfworte folgen.

„Porca Puttana!", echote die andere und hörte nicht auf, italienisch zu zetern, bis sie nebeneinander zu liegen kamen und gemeinsam ächzten. „Porca puttana!"

„Hure lass ich mich nicht nennen!", stieß Sabine giftig hervor und hob drohend die Faust.

„Was? Du sprichst deutsch?"

„Und du bist auch keine Italienerin?" Sie ließ die Faust wieder sinken und nahm dafür den Helm ab.