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Homo Superior 10: Katharina

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Thomas war aufgestanden und hatte seine Arme um mich gelegt. "Heul dich aus. Das hilft."

"Ich — Ich habe mir gewünscht, abschalten zu können, doch es ging nicht."

"Wenigstens hat die Gehirnwäsche bei dir nichts bewirkt."

Ich blickte ihn an und versuchte zu lächeln. "Ganz im Gegenteil. Ohne sie gäbe es mich wahrscheinlich nicht. Ich wurde jedes Mal — wacher. Nachdem Iwan von einer wochenlangen Reise zurückgekehrt war, konnte ich Karina zum ersten Mal dazu bringen, sich Bücher anzuschauen, in denen es keine Bilder gab."

"Irgendwann einmal", meinte Hubert, "aber ganz sicher nicht jetzt, solltest du dich von Psychologen untersuchen lassen."

"Da habe ich mir auch schon überlegt. Ich habe mit Pascal — meinem Bruder — telefoniert, und er will mich so bald wie möglich ins MRT schieben."

"Nackt?", fragte Thomas grinsend.

"Klar. Aus 'rein wissenschaftlichen Zwecken'."

Wir lachten. Es war gut, wieder lachen zu können.

"Also, Papa", sagte Thomas, "ich mache erst einmal Urlaub und kümmere mich fulltime um Katharina."

Hubert lächelte verschmitzt. "Geh' ja nicht ins Detail. Ich will nicht auch noch eine 'körperliche Anziehung' zu meiner Stieftochter entwickeln."

"Sie hat es dir erzählt!"

"Wer?", fragte Thomas. "Wovon redet ihr?"

"Familiengeheimnis", gab ich zurück. "Meine Lippen sind versiegelt."

*

"Du und Mama", sagte Thomas nachdenklich.

"Ich verrate nichts."

"Brauchst du nicht. Ich bin Kriminalkommissar. Vor mir kannst du nichts verheimlichen."

Ich legte meine Handgelenke übereinander und grinste ihn an. "Willst du mich verhaften?"

Er schüttelte lachend den Kopf, war plötzlich wieder ernst. "Diese Perversitäten, die du erwähnt hast —"

Ich winkte ab. "Für einen Erwachsenen fällt das eher unter — wie hat Christian Grey das genannt? 'Vanilla'. Nur für eine so reine Seele wie Karina — Er hat sich einmal von ihr mit einem Strapon in den Hintern ficken lassen und für sie war es nur ein Spiel, wie alles, was sie taten. Was ist eigentlich aus ihm geworden?"

Thomas verzog das Gesicht. "Weg. Die Ärzte wollten ihm eigentlich seinen Penis wieder annähen, doch dann kam eine Gruppe gut gekleideter Herren mit Diplomatenpässen und legte einen Entlassungsbefehl vor, der vom Bundesjustizminister gegengezeichnet war. Iwan solle in eine Klinik in Russland überführt werden. Vom Penis stand nichts auf dem Befehl. Der liegt immer noch in einem Gefrierschrank in der Charité."

Ich lachte auf. "Das geschieht ihm Recht. Aber das bedeutet, dass sein Netzwerk immer noch funktioniert."

"Papa hat nichts davon gesagt, aber sie haben auch Videos von Diplomaten gefunden. Es ist erschreckend, wie weit verbreitet diese Art von Perversität ist."

"Und diese Diplomaten genießen Immunität. Selbst bei so etwas."

"Wir hatten ja schon über den Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit gesprochen."

Ich nickte. Dass Thandi Iwan den Schwanz abgebissen hatte, fand jeder absolut gerecht. Doch sie war nahe dran gewesen, wegen schwerer Körperverletzung angeklagt zu werden. So lief das nun einmal in einem demokratischen Rechtsstaat.

Vater hatte eingegriffen und seine Verbindungen spielen lassen. Ich fand es toll, dass er alles tat, um seine Kinder zu beschützen. Allerdings nur die wenigen, an die er sich erinnerte.

"Ach ja", warf Thomas ein. "Vater hat auch dafür gesorgt, dass Iwans Bibliothek ins Resort verfrachtet wurde."

Ich lachte auf. "Wie offensichtlich manipulativ!"

"Er ist nun einmal so. Ich vermute, er denkt sich gar nichts dabei."

"Er ist irgendwie süß."

"Komm", sagte er und streckte grinsend die Hand aus. "Nehmen wir Luigi und du zeigst mir deine Büchersammlung."

"Bücher? Ha! Ich wollte schon immer einen rassigen Italiener unter meinem Hintern."

*

Resort Freiheit, Röbel

"Thandi!" Ich sprang aus dem Auto, noch bevor es komplett angehalten hatte. Dann rannte ich auf Thandi zu und riss sie in meine Arme. Unsere Münder fanden sich zu einem Kuss wie er wohl unter Geschwistern gang und gäbe war.

"Katharina", sagte irgendwann eine junge Männerstimme. "Herzlich willkommen im Resort Freiheit."

Ich wandte mich um. "Warum so förmlich?", fragte ich. "Außerdem könnt ihr mich gerne Kathi nennen. Thandi tut das sowieso." Dann fiel ich ihm um den Hals. "Du musst Pascal sein", keuchte ich, als unsere Münder sich endlich wieder trennten.

Ich wandte mich nach rechts. "Und du bist Ruth, ja?"

*

"Du bist auf jeden Fall sehr impulsiv, dafür, dass du zu den Älteren von uns zählst", sagte Martha, als ich mich von ihr trennte. Ich hatte mich einmal im Kreis herum gearbeitet, und hielt mich nun an Thomas und Thandi fest.

"Naja", gab ich zurück. "Laut meinem Geburtstag vielleicht, aber Lebenszeit habe ich viel weniger als ihr. Nach dem Kalender war Karina sechseinhalb, als ich zum ersten Mal erwachte. Außerdem beschränkt sich meine reale Lebenserfahrung auf das Haus, in dem sie gefangen gehalten wurde. Ich wusste, dass ich ihn Berlin lebte, ich hatte viele Bilder gesehen, aber den Sonnenuntergang von der Siegessäule aus zu erleben —" (leider ohne Sex) "— ist etwas total anderes, als darüber zu lesen. Das Brandenburger Tor, der Potsdamer Platz, der Gendarmenmarkt, das ist alles einfach fantastisch." Ich wirbelte um meine Achse. "Freedom!", rief ich und reckte die Faust zu Himmel.

Allgemeiner Applaus ertönte.

"Yeah, yeah, yeah", schrie Thandi. "Du hast uns gefehlt."

*

Samstag

Als ich am nächsten Morgen erwachte, war das riesige Bett leer. "Gottseidank", murmelte ich. Die Nacht war — und es war natürlich meine Schuld — anstrengend gewesen. Ich war ständig zwischen meinen Geschwistern hin und her gerollt, hatte hier einen meiner Brüder getrunken, hatte mich dort von einer meiner Schwestern mit der Zunge zum Orgasmus bringen lassen, hatte mich von Matt anal nehmen lassen, hatte Ruth gefistet, hatte von Marthas Brüsten Milch getrunken, und so weiter, und so fort. Das Letzte, woran ich mich erinnerte, war es, auf Thomas zu liegen und viele Hände überall auf meinem Körper, die mich sanft streichelten.

Laut der einschlägigen Bücher in Iwans Bibliothek hätte ich jetzt eigentlich nicht mehr laufen können sollen, doch — Supergirl rulez! — wir waren ja schließlich unzerstörbar.

Zumindest nicht durch so etwas Simples wie einen One-Night-Seven-People-Stand.

Also hüpfte ich aus dem Bett und rannte Richtung Toilette.

"Hu!", rief eine Frau im mittleren Alter, die ich auf dem Flur passierte.

Ich blickte kurz zurück — "Eine Sekunde!" — und verschwand im Bad.

Zwei Minuten später war ich wieder draußen. Ich hatte sicherheitshalber einen Bademantel übergeworfen, von dem einige Exemplare im Bad hingen.

Die Frau stand immer noch da. Lächelnd, aber die Arme über der Brust verschränkt.

"Sorry", sagte ich. "Es war dringend." Dann streckte ich meine Hand aus. "Hallo, ich bin Katharina."

"Ich bin Frau Sägmüller, die Hausdame."

"Oh! Thandi hat mir von Ihnen erzählt. Sie sagt, Sie wären wie eine Mutter für sie gewesen."

Ihr Lächeln wurde breiter und sie akzeptierte meinen Händedruck. "Sie sind also eine weitere von Pascals Töchtern."

Ich grinste. "Sieht man das?" Wenn wir Mädchen uns nebeneinander aufbauten, waren wir fast nicht zu unterscheiden. Naja, die Hautfarben waren unterschiedlich, aber die Gesichter waren sich schon ziemlich ähnlich. Dito die Brüste und Hintern.

"Durchaus, durchaus." Sie musterte mich ernst von Kopf bis Fuß.

"Ich — Haben Sie etwas gegen mich?"

"Natürlich nicht, Fräulein Katharina. Ich bin nur dabei, mir eine Garderobe auszudenken, die Sie von den anderen Mädchen abhebt. Das ist inzwischen schon Routine für mich."

"Das ist toll! Ich laufe die ganze Zeit in Thandis Sachen herum. Ich hatte noch nie etwas Eigenes zum Anziehen."

Mir war klar, dass sie das für eine Übertreibung halten musste. Hätte ich ihr erzählt, dass ich bis vorgestern noch nie im Leben irgendetwas angehabt hatte, hätte sie mich wohl für völlig plemplem gehalten.

"Ach übrigens", sagte ich, "Sie müssen nicht so förmlich sein. Sagen Sie einfach Kathi zu mir."

Sie lächelte jetzt wieder geschäftsmäßig. "Sie müssen entschuldigen, aber das käme mir nie in den Sinn. Ich kann meinem Personal nicht mit schlechtem Beispiel vorangehen."

"O ja, richtig."

"Wollen Sie gleich mitkommen? Ich denke, die jungen Leute wollen Sie beim Mittagessen den Eltern vorstellen."

"Mittagessen?" Mein Blick fiel auf die Uhr. "Oh! Ja, sicher."

*

Mein erstes eigenes Kleid. Ich hatte in der riesigen Auswahl etwas Weißes gesehen und sofort zugegriffen. Ich fand mich einfach sexy darin, auch wenn ich nicht ganz über die notwendige Oberweite verfügte. Aber das ließ sich — laut Thandi — noch ändern.

Etwas ganz Neues waren die Highheels. Ich hatte die letzten beiden Tage Sneakers getragen, aber Iwans Frauen waren immer auf so etwas herumgestöckelt, also wollte ich es auch einmal versuchen. Ganz zu schweigen von den vielen Filmen, wo alle Frauen immer so etwas trugen, sei es im Büro, am Meer oder in den Bergen.

In den ersten Sekunden fühlte es sich sehr seltsam an, doch dann schienen meine Füße irgendwie ihren Winkel zu verändern und ich stand plötzlich bombenfest.

Ich machte ein paar Schritte und merkte, dass sich die Muskeln auf der Rückseite meines Beines spannten. Bis hoch zum Gluteus Maximus. Jepp, das fühlte sich gut an.

Und wie war das? Immer schön in den Hüften wiegen und die Füße gerade voreinander setzen.

Ich erreichte das Haupthaus und war so mit dem Gehen und Wiegen beschäftigt, dass mir erst ein aufbrandender Applaus sagte, dass ich wohl meine Familie gefunden hatte.

Ich blickte hoch. "Und, wie war ich?"

Thandi sprang auf und küsste mich auf die Wange. "Verdammt sexy", flüsterte sie.

"Puuh! Mission accomplished!"

Alle lachten.

Vater kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. "Wie es inzwischen schon zur Regel geworden ist, herzlich willkommen in unser aller Heim, Kathi."

Ich sprang in seine Arme. "Danke, danke", und küsste ihn auf den Mund.

Es wurde plötzlich totenstill im Saal.

"Okay", hörte ich den jungen Pascal sagen. "Das war eine Premiere."

Ich blickte mich um. "Wieso?"

Der ältere Pascal lächelte mich an. "Weil die anderen meiner Kinder beim ersten Zusammentreffen irgendwo zwischen zurückhaltend und feindselig reagiert haben."

"Ach so! Denen hast du ja auch nicht das Leben gerettet."

"Das waren doch eher Thomas und Thandi —"

"— und denen habe ich meinen Dank auch schon übermittelt. Einige Male."

Leises Gelächter kam hoch.

Vater drückte mich noch einmal an sich. "Ich freue mich, dass wir dich haben."

Ich setzte mich zwischen die beiden Frauen im mittleren Alter, die neben Vater saßen — die Mütter von Pascal und Ruth. Es gab noch eine andere Mutter — die von Matt, doch ehrlich gesagt, machte sie mir ein bisschen Angst. Sie war — sehr direkt, sexuell gesehen, und machte keinen Hehl daraus, dass sie mit mir — mit jedem hier — ins Bett wollte. Nun, rein technisch gab das kein Problem, und ich hatte meiner Mutter ja auch schon entsprechende Avancen gemacht, aber Franziskas Art war mir dann doch ein bisschen zu forsch.

Stattdessen plauderte ich mit den beiden anderen, und erfuhr einiges über die Jugend meiner Geschwister, während wir aßen.

Irgendwann standen sie auf und wir gingen. An der Tür merkte ich, dass meine Geschwister sitzen geblieben waren. Hätte ich auch bleiben sollen, oder hatten sie ein Meeting ohne mich?

Glücklicherweise enthob Thandi mich der Entscheidung. "Wieso willst du gehen?", rief sie. "Das hier geht dich genauso viel an wie uns."

"Ich —" Ich blickte von einem zum anderen und sah unterschiedliche Gesichtsausdrücke. Nicht alle wollten mich dabei haben. Wieso denn?

Pascal sprang auf. Er kam zu mir gelaufen und nahm mich an der Hand. "Natürlich gehörst du dazu. Es tut mir leid, dass wir dir keine Nachricht hinterlassen haben."

Thomas räusperte sich, doch ich kam ihm zuvor. "Upps! Da war ein gelber Zettel, aber ich bin nicht dazugekommen, ihn zu lesen. Frau Sägmüller — Das Kleid —"

"Eine absolut akzeptable Entschuldigung", meinte Martha. "Klamotten sind viel wichtiger als langweilige Meetings. Können wir jetzt anfangen?"

Ich war mir nicht sicher, ob das jetzt ironisch gemeint war, doch ich setzte mich wieder hin.

Ruth klappte ihren Laptop auf. "Es geht um ein Sicherheitsproblem. Und ja, das betrifft dich auch, Kathi. Ich habe festgestellt, dass der Netzwerktraffic der Berliner Polizei seit vorgestern signifikant angestiegen ist."

"Moment mal", meldete sich Thomas. "Hatten wir nicht vereinbart, dass du dich nicht in die Computer hacken sollst?"

Ruth lächelte verlegen. "Das habe ich strenggenommen auch nicht getan. Ich habe eine Backdoor in einem der Router, die mir einfach nur die Pakete kopiert. Die landen dann hier auf den Server, und der analysiert den Verkehr. Ich sehe nur Zusammenfassungen. Normalerweise."

"Und was ist unnormal?", fragte Thomas.

"Da laufen Attacken. Da geht jemand von außen rein, durchsucht einen Server, lädt sich Dateien runter und geht wieder raus. Dann ist eine Zeitlang Ruhe — wahrscheinlich werten sie in der Zeit die Ergebnisse aus — und es geht mit dem nächsten weiter."

Irgendwie war das Gerede langweilig. Ich blickte auf meine Finger. Vielleicht sollte ich mir meine Nägel anmalen? Feuerrot? Oder jeden in einer anderen Farbe, vielleicht.

Ich lehnte mich zurück, legte meine Füße auf den Tisch und bewunderte, wie sich das Sonnenlicht in den Pailletten auf meinen Pumps spiegelte.

"Ich habe auch allgemein eine erhöhte Menge von Suchen in Newsportalen nach Jekaterina und Karina Pawlowa und Kevin Mueller gefunden. Ich habe schon unseren Firewall aktualisiert, Aber wir sollten grundsätzlich unsere Sicherheit erhöhen, zum Beispiel den Perimeter des Resorts sichern. Da will jemand sein Mädchen zurück. Wir müssen alles tun, damit das nicht geschieht."

"Nein!" Erst als alle mich anstarrten, merkte ich, dass ich es gewesen war, die gesprochen hatte. Ich zuckte zusammen, und der Stuhl, auf dem ich die ganze Zeit hin und her geschaukelt hatte, machte einen Abgang nach hinten. "Iii—" Dann stoppte mein Fall abrupt.

"Aber, aber, Schwesterchen", kam die leise Stimme meines großen Bruders. "Muss ich dir schon wieder das Leben retten?"

"Ich —" Ich blickte umher. Alle starrten mich in verschiedenen Stadien der Missbilligung an.

Nur Martha lächelte aufmunternd. "Nein, was?"

Ich nahm meine Füße vom Tisch und Thomas stellte meinen Stuhl senkrecht. Ich nickte ihm dankend zu.

"Sie werden nicht aufhören zu suchen", sagte ich und wunderte mich über meine eigenen Worte. Ich hatte eigentlich gar nicht zugehört, und doch war mir das Problem völlig klar. Und auch die Lösung. "Wir müssen ihnen einfach geben, was sie wollen: Mich."

"Was?", fuhr Thandi auf. "Wir können dich doch nicht einfach — Wieso will er dich zurück? Sollte er momentan nicht gewisse gesundheitliche Probleme haben?"

Gekicher unter den Mädchen, lange Gesichter bei den Jungs.

"Sie ist sein Ein und Alles. Er hat dreiundzwanzig Jahre alles dafür getan, dass sie seine perfekte Partnerin wird — Naja. 'Partnerin' klingt zu — äh —"

"Gleichberechtigt?", fragte Thomas nachdenklich.

"Super! Ja, das ist es."

"Vielleicht ist ja 'Spielzeug' das bessere Wort?", schlug Thandi vor.

"Galaktisch! High Five!" Wir schlugen die Hände aufeinander. "Jekaterina Iwanowna Pawlowa, Sexspielzeug par excellence. Kann sein, dass er richtiggehend süchtig nach dem kleinen Mädchen ist. Teuer genug war sie bestimmt."

"Und wie soll das klappen?", fragte Pascal stirnrunzelnd.

"Ganz einfach." Ich sprang auf und begann, hin und her zu laufen. Meine Heels klapperten über den Parkettboden. Klack, klack, klack. "Niemand weiß, wo Karina ist." Klack, klack, klack. "Sie ist seit dem Abend nicht mehr gesehen worden." Klack, klack, klack. "Wie wäre es, wenn die Berliner Polizei entscheidet, dass sie nicht mehr in einem sicheren Haus zu sein braucht?" Ich blieb stehen. "Man gibt ihr einen neuen Namen und bringt sie — Ja! — im orthodoxen Kinderheim unter. Dort sprechen sie schließlich russisch. Und über den ganzen Vorgang schreibt jemand ein streng vertrauliches Memo und legt es auf einem der Server ab, den sie noch nicht durchsucht haben. Bumm!"

Ich blickte in die Runde. Die Gesichtsausdrücke hatten sich von ablehnend zu nachdenklich und besorgt verschoben.

Matt hob die Hand. "Und wer genau soll das Mädchen spielen?"

"Ich natürlich. Thandi muss mir nur beibringen, wie ich wieder zu einer Achtjährigen werde. Wenn sie das kann —"

"Ich — äh — weiß nicht, wie", sagte Thandi.

"Ich —" Plötzlich wurden alle riesig groß. Meine Füße rutschen aus den Highheels und mein Minikleid hing auf dem Boden.

Thandi lachte auf. "Das muss dir wohl niemand beibringen."

"Aber trotzdem", sagte Thomas. "Mir ist ganz und gar nicht wohl bei dem Gedanken."

*

Etwas später

"Kathi?", hörte ich Marthas Stimme und wandte mich um. "Kann ich mal mit dir reden?"

Ich hatte mir eigentlich eine stille Ecke gesucht und versuchte nachzudenken. Was genau war da eben geschehen? Andererseits — "Klar, Schwesterchen. Whats up?"

"Du weißt, was ich früher war?"

Ich nickte. Thandi hatte mich umfassend über meine Geschwister informiert. "Prostituierte? Oberklasse, nehme ich an. Nicht die billigen Exemplare, mit denen sich Iwans Männer vergnügen mussten."

Sie nickte grinsend und setzte sich neben mich. "Man muss seine Freier gut einschätzen können, wenn man überleben will. Man darf einen Kerl nicht mitnehmen, wenn der einen übers Ohr hauen oder vielleicht sogar abstechen wird."

"Also bist du nebenbei Psychologin."

Sie lachte. "Sozusagen."

"Und du willst mir sagen, wie sehr ich mich daneben benommen habe."

"Das hast du — subjektiv betrachtet."

Ich richtete mich auf. "Und objektiv?"

"Du bist ein süßes Kind, du bist ein rebellischer Teenager und auch noch eine erwachsene Frau mit einem —" Sie suchte nach Worten.

"— rasiermesserscharfen Verstand? Stammt nicht von mir, sondern von meinem großen Bruder."

"Ist aber nicht weniger korrekt."

"Und ich passe nicht zu euch."

"Ganz im Gegenteil. Und genau das ist es, was ich dir — erst einmal in meinem Namen — sagen will, bevor du frustriert von uns abhaust. Wir waren bisher eine viel zu homogene Gemeinschaft."

Ich musste einfach kichern. "Jeder von euch ist anders."

"Wir sind alle ungefähr gleich alt, wir denken und fühlen auf einer Wellenlänge. Wir sagen oftmals dasselbe gleichzeitig. Wir denken manchmal dasselbe gleichzeitig."

"Oh! Das stimmt. Ja."

"Du bist — erfrischend anders. Du tust, was dir gerade einfällt." Sie lachte mich an. "Du bist eine gewaltige Nervensäge."

Ich runzelte die Stirn. "Und das findest du gut?"

"Absolut. Wir brauchen dich. Die anderen werden das noch mitkriegen. Einige haben es schon mitgekriegt, als du deinen Plan geschildert hast."

"Aber sie wollen nicht, dass ich es bin, der ihn ausführt."

Sie winkte ab. "Sie werden stundenlang diskutieren und dann feststellen, dass sie dich nicht —" Sie lachte auf. "— wie ein kleines Mädchen behandeln können."

Ich zog einen Schmollmund. "Aber ich bin doch ein süßes, kleines Mädchen."

Sie schüttelte den Kopf und plötzlich waren ihre Lippen auf meinen. Ich öffnete meinen Mund und legte eine Hand in ihren Nacken. Sie schmeckte so gut!

Irgendwann trennten wir uns. Sie feixte. "Das war nur, um dir das Gegenteil zu beweisen. Kleine Mädchen können nicht so gut küssen. Wenn du Undercover gehst, muss du dir das abgewöhnen."

Ich feixte zurück. "Verstanden — Mama. Hmmm. Kannst du deinen Beweis noch einmal wiederholen?"

*

Sonntagfrüh, irgendwo in Berlin

Ich hatte keine Ahnung, wo wir waren.

Naja, irgendwo in Berlin. Eher im Osten als im Westen.

Am Nachmittag hatte Thomas gemeint, dass er immer noch Bauchweh hätte.