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In der alten Fabrik

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Ein unbedarfter Jüngling trifft auf eine junge Ausreißerin.
9.6k Wörter
4.7
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Ein unbedarfter Jüngling trifft auf eine junge Ausreißerin.

********************

Fred, seines Zeichens Hilfsarbeiter und von sehr schlichtem Gemüt, hat sich ein Geheimversteck in einer verlassenen Industriebrache angelegt. Dort kann er nach Herzenslust zu den Bildern in alten Heftchen masturbieren. Eines Tages stößt er dort auf ein Mädchen: Nina ist von zuhause weggelaufen. Die beiden verlorenen Seelen kommen sich näher.

***

Diese Geschichte entstand schon vor vielen Jahren, wurde aber nie ganz fertig. Jetzt habe ich sie überarbeitet und endlich ein vernünftiges Ende gefunden. Ich hoffe, die besondere Atmosphäre in der alten Fabrik gefällt euch. Ebenso wie die vorsichtigen Experimente mit der Lust, irgendwo im Niemandsland zwischen Doktorspiel und Erwachsensein.

Alle beteiligten Personen sind volljährig.

Dingo

********************

.

„Oh je, Fred! Was hast du denn da wieder gemacht?"

Fred duckte sich automatisch beim Ton dieser Stimme. Frau Möck stand neben ihm, die Hände in die Hüften gestemmt, und besah sich sein Werk der letzten Stunden. Sie schüttelte den Kopf. Er hatte also wieder mal Mist gebaut.

„Schau mal", erklärte seine Betreuerin geduldig. „Das kommt hier hin, und das hier. Du hast es andersrum gemacht. Da können die Pflanzen doch nicht richtig wurzeln. Verstehst du das?"

„Ja", brachte er heraus und blinzelte verzweifelt. Jetzt, in diesem Augenblick, da konnte er es nachvollziehen, was sie meinte. Na klar, die Wurzeln mussten in der Erde stecken. Was hatte er sich da nur vorhin gedacht? Er hatte keine Ahnung mehr.

„Es tut mir leid." Er senkte den Kopf. „Ich -- ich mache es gleich nochmal. Richtig."

„Ja, mach das." Sie lächelte und strich ihm mit der Hand über den Kopf. „Das kriegst du noch hin heute, oder?"

„Na klar!" Er wagte ein eigenes Lächeln und reckte sich etwas größer.

„Gut. Das machst du sehr gut."

In den Augen von Frau Möck las Fred die Mischung aus Güte und heimlicher Verzweiflung, die er oft dort sah. Sie lobte ihn fast immer, egal wie geschickt oder wie blöd er sich anstellte. Doch er wusste natürlich, was sie wirklich von ihrem minderbegabten Schützling hielt. Er hatte mal mitgehört, dass die Firma Geld dafür bekam, dass er dort arbeiten durfte. Sonst würden die ihn sicher sofort rauswerfen und jemand anderes einstellen. Jemand, der schlauer war. Praktisch alle waren schlauer als er.

Sie nickte und wandte sich ab, ging durch den Gang in Richtung des nächsten Gewächshauses. Sein Blick folgte ihr. Frau Möck war gar nicht so alt, eigentlich nur ein paar Jahre älter als er selbst. Er mochte sie. Ihre freundliche Art, ihre sanfte Stimme. Und ihm gefiel auch die Art, wie sich ihr Po in der engen Jeans beim Gehen hin und her bewegte. Sie war so hübsch. Wie ein Engel, irgendwie.

Er seufzte und machte sich an die Arbeit, bevor er wieder vergaß, wie genau er die Setzlinge einpflanzen musste.

Eine Stunde später, als der Mittagspausenton erschallte, war er gerade fertig geworden. Oft kam Frau Möck nochmal vorbei und sprach mit ihm, aber heute war nichts von ihr zu sehen. Also zog er den Gärtnerschurz aus und räumte seine Sachen weg. Ein Lächeln spielte um seine Lippen, als er die Großgärtnerei durch den Personaleingang verließ. Jetzt kam der schönste Teil des Tages!

Wie jeden Tag nach der Arbeit schaute er bei der alten Fabrik vorbei, bevor er nach Hause ging. Seine Mutter kam erst später von der Arbeit, sie würde es nicht bemerken.

Er wusste nicht genau, was früher in der Fabrik hergestellt wurde. Jedenfalls stand der Backsteinbau seit Jahren leer und wartete auf den Abriss. Anscheinend wollte aber niemand etwas anderes an der Stelle bauen, also blieb die Fabrik stehen. Die verschachtelten Gebäude mit dem gewaltigen Kamin im Zentrum witterten unter den Jahreszeiten vor sich hin, mit blinden oder ausgeschlagenen Fenstern und Rostflächen als Türen.

Das große Schild über dem Eingangstor sagte: „Willh. Mayer & Cie. -- gegr. 1883". Nun schrieb man 1992. Deutschland war gerade wiedervereinigt und der Kalte Krieg zu Ende. Seine Mutter redete oft darüber. Er verstand zwar die Zusammenhänge nicht genau, aber die Firma „Willh. Mayer & Cie" gehörte nicht mehr zu dieser neuen Gegenwart, so viel war ihm klar.

Außer ihm kam niemals irgendjemand hierher. Das lag an der Lage außerhalb der Ortschaft, an den hohen Mauern und den verrammelten Türen. Er aber hatte eines Tages einen geheimen Eingang gefunden. Bei einem der Fenster im Innenhof zwischen zwei Nebengebäuden war das Glas von einer weiß gestrichenen Holzplatte ersetzt worden. Diese konnte man auf einer Seite hineindrücken und durch den Spalt ins Innere schlüpfen. Einmal drinnen, erreichte man fast alle Gebäude und Stockwerke.

Das war vor etwa fünf Jahren gewesen, als er noch zur Sonderschule ging. Damals hatten ihn vor allem die großen, leeren Räume und Flure fasziniert, in denen hier und da noch alte Metallteile, Werkzeuge oder leere Flaschen lagen. Er war oft durch die Stockwerke gestromert und hatte sich dabei vorgestellt, er erforsche einen alten Maya-Tempel, eine Raumstation der Aliens oder etwas Ähnliches. Aber dies verlor irgendwann seinen Reiz und er kam nicht mehr.

Erst seit einigen Monaten, etwa seit seinem einundzwanzigsten Geburtstag, hatte er die Fabrik für sich wiederentdeckt. Seitdem schlich er sich fast jeden Tag hierher, um in aller Ruhe zu masturbieren. Das gefiel ihm weit besser, als es abends heimlich und leise unter der Bettdecke zu tun. Abgesehen von der Gefahr, entdeckt zu werden, hielt ihn die Enge und Stickigkeit zuhause oft davon ab. Manchmal hatte er dort das Gefühl, kaum noch Luft zu bekommen.

Hier in der Fabrik war dies ganz anders. Die stille, fast feierliche Atmosphäre passte gut zu den schönen Gefühlen, die sich immer einstellten, wenn er in seiner Sammlung von Busenheftchen blätterte, die er in einem alten Spind versteckt hatte. Dabei massierte er sein Glied, bis es ihm kam.

Ein Mädchen im wirklichen Leben zu finden, hatte er aufgegeben. Oder genauer gesagt: gar nicht erst damit begonnen. Welche Frau gab sich schon mit einem Kerl wie ihm ab, der kaum Lesen und Schreiben konnte, und für den das kleine Einmaleins ein Buch mit sieben Siegeln darstellte? Aber das war okay für ihn. Es war genauso schön, mit den Mädchen in den Heftchen zu spielen, fand er.

Sein Lieblingsplatz stellte ein leerer Eckraum im obersten Stockwerk dar. Die großen Fenster auf zwei Seiten besaßen sogar noch sämtliche Scheiben, fast ohne Sprünge darin. Bei gutem Wetter flutete der Sonnenschein herein und tauchte den alten, honigfarbenen Dielenboden in warmes, weiches Licht.

Heute schien die Sonne nicht, aber es war warm -- ein grauer und diesiger Tag im Juni. Fred trottete summend zu seinem Spind und nahm den kleinen Stapel heraus. Damit ging er zu seinem Stammplatz, wo er einige alte Teppiche ausgerollt hatte, und streifte ohne Umschweife Jeans und Unterhose halb die Schenkel hinab. So kniete er sich auf die Teppiche und suchte sich eines der Heftchen aus.

Spontan hatte er Sehnsucht nach der Rothaarigen, die die Hände so schön auf die Innenseiten ihrer Schenkel gelegt hatte. Dazwischen war der rotblonde Busch ihrer Schamhaare zu sehen. Fred stellte sich gerne vor, dass diese ganz drahtig und widerspenstig seien. Darunter lockten die schmalen Lippen, die ganz leicht geöffnet waren. Dies in Verbindung mit den großen, runden Brüsten und dem aufreizend geschürzten Mund wirkte sehr anregend auf ihn.

Wie immer bekam er sofort einen ordentlichen Steifen, den er langsam und hingebungsvoll streichelte. Vage Bilder gingen ihm durch den Kopf. Wie er mit der Rothaarigen sprach, oder wie sie ihm dann ihren Po zeigte. Das waren keine ausgefeilten Phantasien, die brauchte er auch nicht. Fred war von einfachem Gemüt.

Nach einer Weile bemerkte er, dass heute irgendetwas anders war als sonst. Er konnte sich nicht so gut konzentrieren. Die Bilder schienen an diesem Nachmittag flüchtiger zu sein, sich ihm zu entziehen. Dies verwirrte ihn und weckte auch einen Anflug von Angst. Was, wenn der Zauber der alten Fabrik verloren ging? Wenn es hier auch so wurde wie zuhause?

Er versuchte, sich zu entspannen und zurückzufinden zu dem geheimen Raum in seinem Inneren, wo er seine intimsten Bilder aufbewahrte. Aber wieder wurde er von etwas abgelenkt, das er nicht richtig greifen konnte. Schließlich kapitulierte er vor der Mischung aus Beklommenheit, Ärger und Erregung und beeilte sich einfach, die Sache zu Ende zu bringen.

Rein mechanisch wichste er schneller und spritzte bald sein Sperma in das Geschirrtuch, das er in der anderen Hand hielt. Das Tuch hatte er seiner Mutter entwendet, es war schon fast steif von seinen Ergüssen der letzten Wochen. Irgendwann würde er es waschen müssen. Oder wegwerfen und ein anderes holen. Aber vorläufig löste es eine vage Art von Stolz in ihm aus, dass sein Sperma das Ding bald komplett durchtränkt haben würde.

Rasch packte er alles wieder weg und eilte hinaus, als ob er so die verwirrenden Gefühle loswerden könnte.

***

Der nächste Tag war ein Freitag, schon immer der Lieblingstag seiner Woche. Die Hilfsarbeiter-Plackerei am Vormittag war erst mal zu Ende und das Wochenende stand vor der Tür. Zwei Tage fast ohne Verpflichtungen, wenn er nur seiner Mutter aus dem Weg ging. Auch das Wetter war besser: Die Sonne schien, nur vereinzelt trieben kleine Wolken über den blassblauen Himmel.

Um ein Uhr erreichte Fred wieder das Nebentor in der alten Mauer, das er gerade weit genug aufhalten konnte, um sich durch den Spalt zu drücken. Genauso kam er durch das Fenster. Kurz darauf war er oben und genoss erst einmal die Stille, nur unterbrochen vom entfernten Gezwitscher der Vögel und dem leisen Brummen einer Fernstraße.

Er reckte sich und atmete tief durch, roch den besonderen Duft der Fabrik -- Staub, Farbe, altes Metall. So ließ er die Eindrücke und Erinnerungen an seinen Arbeitsalltag von sich abgleiten. Es war wie verhext: So sehr er sich auch bemühte, mehr als eine gerade noch ausreichende Leistung bekam er nie zustande. Und das bei den einfachsten Arbeiten der Gärtnerei.

Er vertrieb diese Gedanken. Freitag! Heute hatte er Lust auf die Dunkelhaarige, von der es in dem dicken Heft gleich drei Seiten mit verschiedenen Fotos von allen Seiten gab. Besonders mochte er die ersten Bilder, auf denen sie noch etwas anhatte. Dünne, halbdurchsichtige Fetzchen, die bald fielen und verschwanden.

So stürzte er sich in die Masturbation, um dem komischen Gefühl von gestern erst gar nicht die Möglichkeit zu geben, sich wieder zu melden. Und wirklich ging auch alles gut. Die Dunkelhaarige sah so schön aus wie immer und machte ihn schnell hart und heiß. In seinem Kopf hatte sie eine ganz dunkle Stimme, als sie mit ihm sprach und ihm Koseworte ins Ohr murmelte.

Nach einigen Minuten überspülte ihn ein angenehmer, runder Orgasmus. Leise stöhnend hielt er sein zuckendes Glied über das Geschirrtuch und sah zu, wie der weiße Saft herausschoss, bevor er zufrieden die Augen schloss und verschnaufte.

Als er die Lider wieder öffnete, sah er den Spiegelungsreflex des Fensters eine Bewegung. Sein Herz setzte einen Schlag aus und er fuhr herum. Für einen Sekundenbruchteil erhaschte er einen Blick in große Augen. Dann duckte sich jemand unter die Fensterfront, die zum nächsten Raum führte, einem ehemaligen Büro.

Mit fahrigen Händen zog Fred seine Hose hoch und fummelte den Reißverschluss zu. Was tun? Was sollte er nur tun? Weglaufen? Aber der Weg hinaus führte ohnehin durch den Raum, in dem er den Eindringling gesehen hatte.

Vielleicht hatte dieser ja nicht genau gesehen, mit was Fred beschäftigt war. Ja, bestimmt, so war es! Mit grimmiger Miene und einem Nachdruck, den er innerlich nicht spürte, schritt er hinüber und riss die alte Tür auf.

In dem Büro kauerte ein Mädchen. Es hatte wohl versucht, sich heimlich zu einer Tür zu schleichen, hinter der ehemals ein Putzraum oder etwas Ähnliches gewesen war. Nun fuhr es zu ihm herum und wirkte wie ein gehetztes Tier. Sie war ziemlich klein, ein wenig pummelig, und jünger als er, soweit er das erkennen konnte.

„Was machst du hier?", fragte er drohend.

„Nichts!", versicherte sie schnell mit einer piepsigen Stimme und raffte ihre dünne Jacke um sich.

„Das ist gelogen! Du spionierst mir nach!"

„Nein, nein! Bestimmt nicht!" Sie schüttelte so überzeugend den Kopf, dass er ihr fast glaubte.

„Hmm. Was hast du... gerade gesehen?" Er hielt die Luft an bei dieser entscheidenden Frage.

„Äh, n-nichts..." meinte sie, nun allerdings wenig glaubhaft, und schlug die Augen nieder. Offenbar fühlte sie sich alles andere als wohl in ihrer Haut. Ihre Wangen und Ohren nahmen eine rosarote Farbe an.

Das brachte Fred auf einen anderen Gedanken.

„Du warst gestern schon hier, stimmt´s?"

„N... äh, ja", gab sie gedehnt zu. Immer noch sah sie ihm nicht in die Augen und wurde noch roter.

„Du hast mich gestern schon... gesehen?"

Fred schluckte. Er konnte es kaum fassen, wollte es nicht wahrhaben. Die traute Einsamkeit in seiner Fabrik war zerstört. Vage hatte er das Gefühl, dass es nie wieder wie früher sein würde. Nie wieder würde er sich hier wirklich unbeobachtet fühlen können.

„Tut mir leid!" Jetzt flüsterte sie und ließ den Kopf hängen. „Ich wollte nicht zusehen. Aber..."

Sie verstummte mit einer unbestimmten Handbewegung. Irgendwie verstand Fred sie sogar fast. Umgekehrt hätte er vermutlich auch zugesehen.

„Ich sag´s bestimmt niemand!", versicherte sie eifrig und sah wieder zu ihm hoch. Sie hatte große, dunkelbraune Augen und schien noch jünger zu sein, als er ursprünglich gedacht hatte. Wieder glaubte Fred ihr. Vielleicht war doch alles nicht so schlimm.

„Ehrenwort?", fragte er zweifelnd.

„Ehrenwort!", beeilte sie sich, zu versprechen.

Fred suchte nach weiteren Argumenten, aber ihm fiel nichts mehr ein. Was sollte er jetzt noch tun oder sagen? Was sollte er überhaupt mit ihr machen?

„Was tust du eigentlich hier?", fragte er.

Sofort war sie wieder auf der Hut. „Ich kann doch sein, wo ich will, oder? Du bist doch auch hier!"

„Das ist was anderes!", behauptete er. „Ich habe die Erlaubnis des Hausmeisters. Ich passe auf das Haus auf."

Das war eine glatte Lüge, die er sich früher einmal überlegt hatte. Damals allerdings eher für den Fall, dass ein Erwachsener ihn überraschte.

„Das bedeutet, ich muss dich rauswerfen, sonst bekomme ich Ärger!", spann er den Faden weiter. Das trug ihm einen derart panikerfüllten Blick von ihr ein, dass es ihm sofort leidtat.

„Aber... ich kann nicht..." stotterte sie.

„Warum denn nicht?"

„Ich... ich..."

Fred ging ein Licht auf. „Du bist ausgerissen, stimmt´s?", fragte er.

Das Mädchen zögerte kurz und nickte dann seufzend, während sie die Arme um sich schlang. Diese Geste der Hilflosigkeit weckte ihn ihm den Wunsch, ihr zu helfen, sie zu unterstützen.

„Wow, ausgerissen", meinte er bewundernd und überlegte. Er hatte auch schon ein paar Mal mit dem Gedanken gespielt, einfach davonzulaufen. Ganz weit weg. Aber er wusste auch genau, dass er es niemals tun würde. Wohin denn? Selbst ihm war klar, dass er nirgendwohin konnte. Höchstens hierher, in die alte Fabrik. Aber man konnte sich nicht ewig in einem alten Gemäuer verstecken.

„Warum bist du weggelaufen?", wollte er wissen.

„Ach, das ist eine dumme Geschichte", zögerte sie. „Mein Vater... er war ziemlich sauer auf mich. Eigentlich ist er fast immer sauer auf mich. Blöd einfach..."

„Aber du musst doch irgendwann zurück", meinte Fred. „Oder wohin willst du?"

„Keine Ahnung" gab sie kleinlaut zu. „Ich war so wütend, ich habe nur ein paar Sachen geschnappt und bin einfach losgelaufen. Die erste Nacht habe ich in einer Schrebergartenhütte verbracht, die ich schon kannte. Aber da musste ich weg, da kamen Leute. Dann bin ich vorgestern Abend hierhergekommen. Hier gefällt es mir, es ist trocken und warm. Drüben liegt sogar eine alte Matratze, auf der ich schlafen kann."

„Aha."

Sie sah ihn wieder mit diesen weiten, flehenden Augen an. „Bitte verrate mich nicht! Ich will wenigstens noch ein paar Tage hierbleiben, ja?"

Fred überlegte kurz, aber eigentlich stand sein Entschluss schon fest.

„In Ordnung. Ich verrate dich nicht und du verrätst mich nicht!"

Sie nickte bekräftigend. Dann schwiegen beide, unsicher, was nun kommen sollte.

„Brauchst du irgendwas?", forschte Fred. „Was zum Essen oder zum Trinken?"

„Oh, das wäre toll! Kannst du mir was bringen? Ich habe Geld, aber ich traue mich nicht in einen Laden."

„Klar. Was willst du haben?"

„Ach, ein paar Brötchen vielleicht, und Mineralwasser. Und eine Tüte Gummibärchen!"

„Alles klar, hole ich sofort!" Er drehte sich schon um.

„Warte mal! Wie heißt du eigentlich?", fragte sie.

„Äh, Fred. Und du?"

„Nina!"

„Nina", wiederholte er langsam und kostete den unvertrauten, aber schon teuren Klang förmlich auf der Zunge. Auch das Mädchen schien sich jetzt wohler zu fühlen, da sie nun offiziell bekannt waren.

Verstohlen musterte er sie. Lange, dunkelbraune Haare in einer wilden, widerspenstigen Mähne, die ihre Augen halb verdeckte. Dazwischen verbarg sich ein rundes Gesicht, aus dem die Augen hervorstachen. Außerdem eine niedliche Stupsnase und volle Lippen. Unter ihrer Jacke deuteten sich erstaunlich volle Brüste an, darunter stramme Schenkel und einen voll gerundeten Po...

Er nickte ihr zu, männlich knapp und markant, so wie die Typen in der Zigarrettenwerbung, und stürzte los.

***

Keine Stunde später war er zurück, brachte ihr die ersehnten Nahrungsmittel und sah stolz zu, wie sie alles glücklich hinunterschlang. Anscheinend hatte sie schon länger nichts mehr gegessen.

„Mmmh, das war lecker", seufzte sie schließlich und wischte sich den Mund ab.

„Morgen kann ich dir wieder was bringen", beeilte Fred sich, zu sagen. „Ich muss jetzt gleich gehen. Ich habe meiner Mutter versprochen, noch den Rasen zu mähen, und heute Abend kommt so ein blöder Onkel zu Besuch. Aber morgen bringe ich dir ein schönes Frühstück."

„Danke, Fred, das ist echt lieb!", sagte sie mit einem herzerweichenden Augenaufschlag. „Sag mal, gibt es hier irgendwo auch Wasser? Ich möchte mich auch mal wieder waschen..."

„Wasser -- klar! Drüben im Keller des Anbaus ist ein Waschraum, da läuft das Wasser noch. Ich glaube, sogar die Duschen sind noch da."

„Duschen, wow! Das wird ja immer besser!" Sie strahlte in an.

Fred wurde richtig warm ums Herz bei diesen Worten. So nett hatte ihn noch nie ein Mädchen behandelt, soweit er sich erinnern konnte. „Ich kann Dir dann auch Shampoo bringen", meinte er atemlos.

Sie nickte und verhielt dann, den Blick auf ihn gerichtet.

„Fred?", sagte sie zögernd. „Wie alt bist Du denn?"

„Ich bin einundzwanzig. Und Du?"

„Achtzehn", antwortete sie, etwas kleinlaut, und starrte ihn herausfordernd an. Fred musste einen Laut der Enttäuschung unterdrücken. Sie war ja fast noch ein Kind! Dabei sah sie schon so weiblich aus! Dann zuckte er mit den Schultern. Was spielte das Alter schon für eine Rolle?

***

Am Samstagmorgen verließ er das mütterliche Haus so früh wie möglich, um sich mit Nina zu treffen. In seinem Rucksack hatte er alles eingepackt, was er für sie als nützlich erachtete: Mineralwasser, Butter, Tomaten, Kekse, zwei alte Handtücher und Shampoo. Sogar an eine Haarbürste hatte er gedacht, worauf er besonders stolz war. Außerdem ging er bei der Bäckerei vorbei und kaufte einige frische Brezeln und Brötchen.

In der alten Fabrik erklomm er die Stufen vorsichtig. Vielleicht schlief sie ja noch, sagte er sich, den Gedanken unterdrückend, dass er sie vielleicht irgendwie noch in Unterwäsche oder so sehen könnte...

Sie war bereits angezogen. Er erwischte sie dabei, wie sie vor seinem Spind kauerte und seine Busenheftchen durchblätterte. Fred wusste nicht, ob er verärgert, geschmeichelt oder amüsiert sein sollte.

Er trat leise in den Raum und räusperte sich. Sie fuhr mit einem leisen Schrei hoch, atmete erst auf, als sie ihn erblickte, dann sah sie schuldbewusst auf das verblichene Papier in ihren Händen.