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Legenda Major

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Noch einmal schaut Meibert mit einem überheblichen Grinsen in die Runde. Dann steht er auf und macht sich ohne Gruß auf den Weg zur Tür. Sein Gefolge macht es ihm nach. An der Tür dreht er sich noch einmal um.

„Ihr werdet diesen Schritt noch bitter bereuen. Das verspreche ich euch!", faucht er gehässig.

Dann reißt er die Tür auf und verschwindet. Im Raum herrscht ein paar Minuten lang betretenes Schweigen. Die Königin des Südens ist auch dieses Mal die erste, die ihre Sprache wiederfindet.

„Keiner, wirklich keiner soll jemals auf die Idee kommen, sich ihm zu widersetzen", wiederholt sie die Worte des Prinzen. „Hochmut kommt vor den Fall."

„Wir haben es also mit zwei Gegnern zu tun?", erkundigt sich Ebur.

„Wie ist das Verhältnis zwischen Meibert und seinem Vater?", erkundige ich mich.

„Sein Vater ist alt und vergesslich geworden. Er hält zwar noch daran fest, der König zu sein, aber in Wirklichkeit regiert bereits der Sohn. In seiner jugendlichen Euphorie glaubt er wohl endgültig, die gesamte Welt beherrschen zu müssen", antwortet Anastasia.

„Wie kommst du auf diese Idee?", erkundige ich mich neugierig.

„Vor einem Jahr, als mein Vater mir die Macht übergeben hat, hat Meibert mich umworben. Er kam ganz überraschend zu Besuch und hat sofort um meine Hand angehalten."

„Einfach so?", erkundige ich mich.

„Einfach so. Das habe ich mir auch gedacht. Normalerweise sollte man sich etwas kennenlernen. Aber ich hatte Meibert bis dahin noch nie gesehen und war genauso verblüfft, wie du jetzt", erzählt sie. „Mir war sofort klar, dass es ihm nicht um mich, sondern um die Macht ging."

„Du hast abgelehnt?"

„Ich habe ihn gebeten, etwas zu warten und uns Zeit zu geben, um uns besser kennenzulernen."

„Diese Antwort hat ihm nicht gefallen, nehme ich an."

„Er hat mir ganz offen erklärt, dass das nicht in seinem Interesse liegt. Er wolle König in beiden Reichen werden und dann auch die übrigen übernehmen."

„Das nenne ich ein Werben aus Liebe", lache ich auf.

„Du sagst es", pflichtet mir die junge Königin bei. Sie lacht mich dabei offen an.

„Es ist schon spät, wir sollten zu Abend essen und uns morgen erneut zusammensetzen", schlägt Winibert vor.

Er scheint müde zu sein. Die Gefangenschaft hat ihn ausgelaugt und seinen Kräften zugesetzt. Deshalb pflichten wir bei und werden von Ebur in den großen Speisesaal geführt.

Das Eis scheint auch bei Anastasia gebrochen zu sein. Da sie nur wenige Jahre älter ist als ich, verstehen wir uns blendend. Wir plaudern über belanglose Dinge. Aber auch das tut unglaublich gut. Ich hoffe, wir beide können Freundinnen werden.

Kapitel 17

Als wir zurück in unsere Zimmer gehen, stelle ich fest, dass ich noch nicht müde bin. Ich habe den ganzen Tag geschlafen und die Besprechung hat mich, auch wenn sie anstrengend war, noch nicht müde gemacht. Deshalb stehe ich wieder auf, schleiche aus dem Schloss und laufe zur Lichtung, die ich bisher immer als Landeplatz verwendet habe. Ich verwandle mich in den Drachen, der ich bin, und erhebe mich hoch in die Lüfte.

Eigentlich will ich nur einen kurzen Erkundungsflug absolvieren. Ich will aber vor allem die Freiheit und Unabhängigkeit genießen, die ich weit oben am Himmel verspüre, und einfach nur entspannen. Stattdessen fliege ich dann doch die Grenzen aller vier Reiche ab. Dabei fällt mir auf, dass vor den Grenzen zum Reich des Ostens so gut wie keine Krieger aus dem Reich der Mitte stehen. Dafür stehen an der Grenze zum Reich des Nordens zahlreiche Kämpfer des Reiches im Osten. Mir kommt ein schrecklicher Verdacht.

Einer Eingebung folgend drehe ich erneut ab und fliege auch zu den Bergen, welche die Grenze zwischen dem Reich der Mitte und dem Land der magischen Wesen bilden. Mich interessiert, ob der Kommandeur der Garde den Hauptzugang bewachen lässt. Aus der Luft kann ich die Lage besser überblicken und vor allem kann ich nachts nicht von der Erde aus entdeckt werden, Da ich sowieso eine Runde fliegen wollte, stille ich damit gleichzeitig meine Neugier.

Zu meiner Überraschung stelle ich fest, dass vor den Bergen ebenfalls Krieger Aufstellung nehmen. Offenbar will der Kämmerer auch das Land der magischen Wesen angreifen. Ich verstehe allerdings nicht, wie er von diesem Land wissen kann. Der Hauptzugang ist strengstens bewacht. Nun ist mir auch klar, warum keine Informationen mehr zu uns getragen werden konnten. Unsere Spione haben keine Chance mehr durchzukommen.

Ich habe genug gesehen und mache mich auf den Heimweg. Ich lande erneut auf der Lichtung, verwandle mich zurück und mache mich auf den Weg zurück zum Schloss. Am Tor stehen wieder vier Wachen und zumindest ihren Anführer erkenne ich sofort. Es ist der Mann, der bereits am Tag meiner Ankunft die Torwache angeführt hat.

„Ach, das Prinzesschen treibt sich nachts herum. Warst wohl am Spionieren", meint er.

„Ja, ich war spionieren, aber zum Vorteil deines Königs. Außerdem bin ich dir keine Rechenschaft schuldig", antworte ich entschlossen.

„Werde nicht frech!", fährt er mich an.

Ich bin überrascht vom Ton, den eine Wache mir gegenüber anschlägt. Mir verschlägt es regelrecht die Sprache und ich schaffe es nicht, eine passende Antwort zu finden. Plötzlich jedoch kommt mir eine mir wohlbekannte Stimme zu Hilfe.

„Aaron, ich denke, du wirst die nächsten Monate die Wache im Kerker übernehmen", sagt Ebur gelassen.

„Aber ich ...", will sich dieser verteidigen.

„Du hast noch nicht verstanden, dass Aurora kein Prinzesschen ist. Sie ist eine Prinzessin und Gast des Königs."

„Warum treibt sie sich dann des Nachts in der Gegend herum?"

„Ist sie dir Rechenschaft schuldig?"

„Nein, nicht, äh, direkt. Aber ich bin die Wache."

„Dann meldest du es mir oder meinem Vater. Glaubst du nicht, dass es uns zusteht, dies zu beurteilen?"

„Ja, Prinz Ebur."

„Entschuldige Aurora, noch unterwegs?", wendet er sich nun an mich.

„Ich konnte nicht schlafen. Habe wohl am Tag zu lange im Bett gelegen", grinse ich. „Allerdings muss ich euch morgen bei der Besprechung erzählen, was ich herausgefunden habe."

„Was hast du herausgefunden?", erkundigt er sich neugierig. Ich muss lächeln.

„Ich möchte es nicht jedem einzeln erzählen. Sei mir bitte nicht böse. Bis morgen", antworte ich aber nur.

Er begleitet mich noch bis zu meinem Zimmer. Ich kann spüren, dass er noch einmal nachfragen möchte, er hält sich aber dann doch zurück. Vor meinem Zimmer verabschiedet er sich von mir, wünscht mir eine gute Nacht und verschwindet. Ich lege mich ins Bett. Ich kann einige Zeit nicht einschlafen. Zu viele Gedanken schwirren mir durch den Kopf.

Als mich Sofie am nächsten Tag weckt, ist die Sonne gerade am Aufgehen. Ich gehe mich waschen und anziehen. Erneut hat mir meine Zofe frische Unterwäsche bereitgelegt.

„Fühlst du dich wohl, hier im Schloss?", erkundige ich mich.

Ich rufe die Frage aus dem Bad ins Zimmer, in dem sie auf mich wartet. Sofie hält sich diskret zurück und ich bin froh darüber.

„Ich arbeite gern hier. Allerdings behandeln uns die männlichen Angestellten nicht mit dem nötigen Respekt", antwortet sie.

„Vor allem die Wachen?"

„Die ganz besonders. Aber langsam färbt es auch auf alle anderen ab."

„Bis du alleine oder hast du Verwandte, die ebenfalls im Schloss arbeiten?"

„Wo denkst du hin, ich bin schon froh, dass ich hier arbeiten darf. Das ist eine große Ehre."

„Aber du hast Verwandte, Eltern, Geschwister?"

„Ja, habe ich."

„Nun erzähl schon und lass dir nicht alles aus der Nase ziehen."

„Ich habe Vater und Mutter sowie drei Geschwister."

„Und es geht allen gut?"

„Dank meines Lohnes hier im Schloss, haben sie genug, um über die Runden zu kommen. Nur meine Mutter ist krank und bräuchte dringend einen Heiler. Aber den können wir uns nicht leisten."

„Das ist so teuer?", erkundige ich mich.

„Heiler zu sein, ist ein angesehener Beruf."

„Was hat deine Mutter?"

„Sie leidet schon länger an einer Herzschwäche. Ich habe immer Angst, dass sie nicht mehr ist, wenn ich sie besuchen kann."

„Wie oft hast du frei?"

„Alle zwei Wochen ein paar Stunden am Nachmittag. Meist hängt es auch vom Dienst ab. Wenn ich Pech habe, komme ich einen ganzen Monat nicht aus dem Schloss."

Ich bin inzwischen fertig und Sofie begleitet mich zum Speisezimmer. Während ich mich dort zu Anastasia und Ebur setze, verschwindet sie in der Küche.

„Ebur, ich hätte eine Bitte."

„Ja?"

„Erlaube, dass meine Zofe Sofie ihre Mutter ins Schloss bringen darf, damit der Heiler ihr hilft. Außerdem würde ich mich freuen, wenn sie jede Woche einen freien Tag haben könnte, um ihre Eltern und Geschwister zu besuchen."

Er schaut mich überrascht an. Er sagt aber nicht sofort etwas, er denkt nach. Gespannt warte ich, was bei seinen Überlegungen herauskommt.

„Dir ist schon klar, dass sie eine Zofe ist."

„Auch eine Zofe ist ein Mensch, hat Bedürfnisse und ein Recht auf eine faire Behandlung", sage ich entschlossen.

„Ich kann doch nicht eine Zofe besser behandeln als die anderen", wehrt er sich.

„Da hast du absolut recht", antworte ich nachdenklich. „Wie wäre es, wenn du allen Bediensteten im Schloss eine solche Behandlung angedeihen lassen würdest?"

„Du meinst doch nicht? ..."

„Doch, genau das meine ich", stelle ich klar. „Und außerdem solltest du darauf achten, dass weibliche Beschäftigte im Schloss mit dem nötigen Respekt von den Wachen und den männlichen Kollegen behandelt werden.

„Hat sich Sofie beklagt?"

„Nein, sie hat sich nicht beklagt, ich habe sie danach gefragt. Nachdem mich Aaron Prinzesschen genannt hat, lag der Verdacht nahe ..."

„...dass die weiblichen Angestellten auch nicht korrekt behandelt werden", ergänzt Ebur. „Das leuchtet ein."

„Also?", frage ich.

Der Prinz schaut mich mit einem vielsagenden Lächeln an. Er scheint nachzudenken. Aber auch Anastasia, die unser Gespräch aufmerksam verfolgt hat, wartet gespannt auf seine Reaktion.

„Gut, ich werde Sofie erlauben, ihre Mutter zur Behandlung ins Schloss zu bringen...", sagt er.

„Heute Nachmittag?", platze ich dazwischen

„So schnell?"

„Es geht um die Gesundheit der Mutter."

„Gut", lächelt er. „Heute am Nachmittag."

„Und mit dem freien Tag, wie sieht es da aus?", hake ich nach.

„Den werden alle Beschäftigten erhalten", antwortet er lächelnd. „Und ich werde auf den Umgang der Männer mit den Frauen achten."

„Das ist gut!", antworte ich zufrieden.

„Ihr entschuldigt mich, ich habe noch etwas zu erledigen", meint er.

Nachdem wir zugestimmt haben, verlässt er den Speiseraum. Anastasia und ich bleiben allein zurück.

„Du kannst gut verhandeln", stellt die Königin fest.

„Oh, ja, ich versuche es. Aber wie sieht es bei dir, in deinem Reich aus?"

„Ich werde deine Vorschläge auch bei mir umsetzen", antwortet sie lachend.

„Ich werde dich besuchen und es überprüfen", lache nun auch ich.

„Das kannst du. Ich würde mich sogar sehr freuen, wenn du mein Reich besuchen würdest. Dein Vater hat das immer abgelehnt."

„Ach ja, mein Vater. Das ist ein Kapitel für sich. Aber da kommt mir eine andere Frage in den Sinn: könntest du dir vorstellen, dass Meibert gemeinsame Sache mit den neuen Machthabern im Reich der Mitte macht?"

Anastasia schaut mich schockiert an. Sie sagt aber nicht sofort etwas. Vielmehr scheint sei zu überlegen und die Für und Wider abzuwägen.

„Wenn ich mir das genau überlege, dann halte ich das durchaus für möglich. Er will Macht, viel Macht."

„Ich eben auch. Ich kenne Meibert von ein oder zwei Besuchen von früher und ich hatte dabei immer ein komisches Gefühl. Mir kam er immer verschlagen vor."

„Er wirkt kalt und gefühllos", stimmt mir Anastasia zu.

„Du sagst es. Ich würde ihn schon fast für einen Psychopathen halten."

„Wir kommst du zu dieser Frage. Du weißt etwas."

„Ja, komm mit in den Garten. Wir haben noch etwas Zeit und könnten uns die Füße vertreten."

Sie stimmt meinem Vorschlag sofort zu und wir machen uns auf den Weg in den wunderschönen Schlossgarten. Auf dem Weg hadere ich noch kurz mit mir, ob ich ihr wirklich die Wahrheit erzählen soll. Aber ich gebe mir einen Ruck, weil ich ihr vertraue und ich Verbündete brauche. Natürlich werde ich ihr nichts vom Land der magischen Wesen erzählen.

„Was weißt du?", will sie ohne Umschweife wissen, als wir im Garten allein und ungestört sind.

„Ich verfüge über magische Kräfte", beginne ich.

Ich sage zunächst nichts mehr und beobachte ihre Reaktion darauf. Sie wirkt dabei für mich überraschend gefasst.

„Ich wusste, dass es so etwas gibt. Ich habe nur noch nie jemanden getroffen, der diese Fähigkeiten besitzt", meint sie.

„Du nimmst das überraschend locker auf", stelle ich fest.

„Was hast du denn erwartet?", erkundigt sie sich lachend. „Etwa, dass ich schreiend davonlaufe?"

„Nun ja, bei uns im Reich herrscht Panik vor Magie."

„Bei euch wurde schon seit Jahren gegen Menschen mit magischen Fähigkeiten gehetzt und das Volk gegen sie aufgestachelt. Wir sind da deutlich entspannter. Aber welche Fähigkeiten hast du? Erzähl schon!", will sie wissen.

„Ich kann die Elemente beherrschen."

„Echt, zeig mal!", meint sie ganz aufgeregt.

„Hier?"

„Ja, nur etwas Kleines. Bitte!"

Ich halte meine Hand hin und lasse eine kleine Flamme entstehen, diese wird von einer ganz kleinen Wasserfontäne ersetzt und dann wechselt es zu einem kleinen Wirbelsturm. Am Ende bleibt ein kleiner Stein in meiner Hand liegen und ich werfe ihn zu den anderen am Rand des Weges.

„Sieht niedlich aus."

„Ich kann das aber auch größer, dann ist allerdings vorbei mit niedlich", grinse ich.

„Das glaube ich dir gerne."

„Es gibt da aber noch etwas. Erschrick aber nicht."

„Das wäre?"

„Ich bin auch eine Gestaltenwandlerin."

„Was für ein Tier?"

„Ein Drache", antworte ich schüchtern.

„Wow, ein Drache. Kann ich das irgendwann auch sehen?"

„Du hast keine Angst?"

„Warum, der Drache bist doch du."

„Auch wieder wahr. Aber was ich sagen wollte, ich bin letzte Nacht, weil ich nicht schlafen konnte, eine Runde geflogen. Dabei habe ich eine Entdeckung gemacht. Meibert zieht Truppen an der Grenze zum Reich des Nordens zusammen und an der Grenze zum Reich der Mitte haben beide Seiten nur eine ausgesprochen kleine Streitmacht stehen. Diese ist nichts im Vergleich zu den anderen Grenzen."

„Das ist mehr als auffällig."

„Da bist du meiner Meinung?"

„Absolut! Ich würde das auch gerne können, über die Grenzen fliegen und die anderen beobachten."

„Ich könnte dich einmal mitnehmen?"

„Echt?"

„Wenn du das möchtest, können wir es gern machen."

„Unglaublich gern, würde ich das erleben."

„Wir sollten jetzt wieder hineingehen, die Sitzung mit den anderen beginnt gleich."

Wir machen uns auf den Weg. Anastasia hakt sich bei mir unter und drückt sich an mich. Sie hat keine Angst und ich habe das Leuchten in ihren Augen gesehen, als ich ihr angeboten habe, wir könnten zusammen fliegen.

„Ich habe mir schon immer eine Freundin wie dich gewünscht", sagt sie plötzlich.

Damit überrascht sie mich. Ich hatte mir gerade gedacht, ich würde mir wünschen, wir könnten Freundinnen werden. Deshalb entscheide nun auch ich mich spontan zu einer konkreten Zusage.

„Wir fliegen heute Nacht."

„Du bist die Beste!", haucht sie mir zu.

Damit haben wir die Tür zum Kaminzimmer erreicht, in dem wir bereits gestern Abend unsere Besprechung abgehalten haben. Ebur und Winibert erwarten uns bereits, auch Anastasias Berater und Sigur sind anwesend.

„Ist es ein Problem, wenn ich als Einzige Berater habe?", erkundigt sich die Königin des Südens.

„Ich habe damit kein Problem", meint Winibert.

„Ich besitze gar keine Berater außer Sigur natürlich. Er ist mein Vertrauter. Aber, jeder wie er möchte."

„Gut, dann können sie bleiben", meint Anastasia. „Aurora, ich glaube, du solltest beginnen."

Ich nehme ihre Aufforderung dankend an und erzähle, was ich bemerkt habe. Ich lasse dabei natürlich aus, dass ich als Drache geflogen bin.

„Wie kannst du das in einer Nacht entdeckt haben?", will aber Ebur natürlich wissen.

Ich schaue Anastasia an und überlege. Winibert, Sigur und die Königin kennen mein Geheimnis. Es Ebur zu sagen, wäre damit kein Problem. Anastasia scheint aber schnell zu verstehen.

„Geht doch raus. Wir bleiben unter uns", weist sie ihre Berater an.

Diese verlassen etwas widerwillig den Raum. Aber sie gehen und sobald sich die Tür hinter ihnen schließt, beichte ich auch Ebur mein Geheimnis. Dieser schaut seinen Vater überrascht an. Als ihm klar wird, dass dieser nicht überrascht ist, schaut er ihn mit großen Augen an.

„Du wusstest es?", fragt er.

„Wie glaubst du, sind wir in nur einer Nacht vom Schloss im Reich der Mitte hierhergekommen?"

„Du bist auf ihr geflogen?"

„Ich und Sigur, ihr Begleiter."

„Wie groß ist Aurora als Drache?", will er neugierig wissen.

„Riesig", lacht der Vater. „Aurora muss unglaublich mächtig sein."

„Lassen wir das. Wir haben jetzt ein anderes Problem. Ich glaube, Meibert spielt ein schmutziges Spiel", lenke ich das Gespräch wieder auf den Punkt, der wesentlich ist. Dann berichte ich von meinen Beobachtungen letzte Nacht.

„Er hat Truppen an der Grenze zu unserem Reich aufgestellt. Das ist unerhört", sagt Ebur. „Ich werde gleich Truppen dorthin entsenden."

„Ich glaube, Meibert ist der wahre Feind. Er und der Kämmerer arbeiten zusammen oder der Kämmerer arbeitet für ihn", erkläre ich. „Das ändert allerdings die gesamte Planung."

„Dann ist ja gut, dass er nicht mehr an diesem Tisch sitzt", meint Anastasia. „Ich verstehe nur nicht, warum er Aurora nicht dabeihaben wollte."

„Das ist doch klar", antworte ich. „Wenn wir gewinnen, dann hätte ich Anspruch auf den Thron. Für ihn wäre dann die gesamte Aktion sinnlos gewesen."

„Na klar!", sagt Anastasia. Dabei schlägt sie sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Bei einem Sieg könnte er nicht so leicht eine Angliederung der eroberten Gebiete an sein Reich verlangen."

„Sein Ziel ist es, das Reich der Mitte seinem Reich anzugliedern. Entweder zeitgleich oder etwas später greift er das Reich des Nordens an und verleibt sich auch dieses ein. Das Reich des Südens ist dann nur noch ein kleiner Happen", erkläre ich.

„Das ändert echt alles. Was tun wir jetzt?", will Ebur wissen. Er klingt ratlos.

„Wir bekämpfen das Reich der Mitte, behalten aber auch Meibert im Auge und achten darauf, genügend Kräfte zu haben, um ihn zurückzuschlagen oder gar zu besiegen", erkläre ich.

„Du bist jung und doch bist du eine hervorragende Kriegsstrategin", lobt Winibert.

„Ich bin nur besorgt um die Weltordnung", sage ich. „Bisher gab es vier in etwa gleich starke Reiche und die bildeten einen Ausgleich. Keiner wollte oder konnte aufbegehren. Diese Ordnung steht nun aber auf der Kippe."

„Du übernimmst das Reich der Mitte, nachdem wir es besiegt haben. Was soll daran schwierig sein?", meint Anastasia.

„Wenn wir Meibert aber auch besiegen müssen, dann herrscht wieder ein Ungleichgewicht", wirft Winibert ein.

„Das wäre nicht das Problem", überlege ich.

Alle schauen mich überrascht an. Aber ich sage zunächst nichts weiter dazu, auch wenn mir klar ist, dass die anderen gespannt auf eine weiterführende Erklärung warten."

„Dann haben wir vier Reiche und drei Herrscher. Das geht auch nicht gut", wirft Anastasia ein.

„Wir haben vier Reiche, die man zu zwei zusammenlegen könnte. Dazu haben wir einen König und eine Königin", sage ich.

„Und was ist mit mir?", erkundigt sich Anastasia überrascht.

„Du bist die Königin, sage ich doch", antworte ich schmunzelnd.

„Und du? Du bist doch auch eine Königin?", wirft Ebur ein.

„Ich habe andere Verpflichtungen. Deshalb wäre ich damit einverstanden, dass das Reich der Mitte zum Süden und das Reich des Ostens zum Norden geschlagen wird. Ebur und Anastasia sind die jeweiligen Herrscher."

„Und du", wiederholt Ebur seine Frage.

„Ich bin die Schiedsrichterin", grinse ich.

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