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Geschichte Info
Eine romantisch lesbische Fantasiegeschichte.
7.2k Wörter
4.43
22.9k
4
3
Geschichte hat keine Tags
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Vorwort allgemein _ Es ist an der Zeit, meinen Nachlaß zu ordnen. Aus den verschiedensten Gründen standen meine Geschichten auf unterschiedlichen Seiten mit wechselnden Pseudonymen. Nun möchte ich die Arbeit von Jahren bündeln. Eine Nachbearbeitung findet nur rudimentär statt.

Alle Personen in dieser Story sind über 18 Jahre alt

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Vorwort speziell _ Keine Ahnung, wann ich das geschrieben habe. Online war das jedenfalls noch nie.

Könnte auch in 'Romantic' oder 'Lesbos' stehen. Sehr leise geschrieben, mit viel Gefühl halt.

Wer den harten Sex sucht sollte hier abbrechen.

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Prolog

Über Nacht war der erste Schnee gefallen. Gnädig hatte er sich über das Grau der Stoppelfelder gelegt, balancierte auf den Ästen kahler Bäume, und auf den zerschlissenen Sitzen von Wippen und Schaukeln thronten plötzlich blütenweiße Kissen. Hannahs Blick glitt über den Kinderspielplatz hinweg, der an Besuchertagen von übermütigem Kindergeschrei und besorgten Elternrufen erfüllt war. Am Ende der Tals, bis weit den Berg hinauf, der Ort, dem das Haus seinen Namen verdankte; Seniorenheim Glücksdünken.

Vorsichtig tastete sich Hannahs Hand an einem Kabel entlang, bis sie am Ende das Kästchen mit den verschiedenfarbigen Knöpfen erreichte. Ein Druck auf die mittlere Taste richtete unter leisem Brummen das Kopfteil ihres Bettes auf. Jenseits der Zimmertüre erwachte der Tag. Hannah hörte gedämpfte Stimmen, das Klappern von Geschirr und das Stakkato von Absätzen. Bald würde ihre Zimmertüre aufgerissen, eine der Schwestern würde hereinwehen, ihr sagen, wie gut sie heute Morgen doch aussähe, das Frühstückstablett auf dem Tischchen abstellen und über sie schwenken. Hannah hustete trocken. Flüssiges Feuer brannte in ihren Lungen und langsam neigte sich ihr Kopf zur Seite. Auf dem Nachttischchen stand ein gerahmtes Bild von Viktor. Ein schwaches Lächeln zog über Hannahs Gesicht. 'Nicht mehr lange, Viktor. Dann sehen wir uns wieder', dachte sie und schloß erschöpft die Augen.

Eine Stunde später befand sich Hannah auf dem Weg zum grünen Salon. Die Gäste, so nannte man die alten Damen im Seniorenheim, wußten nichts von der Existenz dieses Raumes, wenngleich sie davon ahnten. Zwei starke Pfleger hatten Hannah auf ein einfaches Bett gelegt und den ausgezehrten Körper der 92jährigen mit einer blütenweißen Decke zugedeckt. Während die Schwestern die Gäste ihn ihren Zimmern hielten, schoben die Pfleger Hannah zum Aufzug. Der grüne Salon war unmöbliert und die Klimaanlage verteilte eiskalte Luft. Der Atem der Männer gefror zu kleinen Wölkchen.

1

Wildblumenwiesen hatte Hannah schon immer gemocht. Das Nebeneinander verschiedenster Formen und Farben, im Chaos nur der eigenen Ordnung gehorchend, symbolisierten sie auch ein wenig Hannahs Leben. Langsam und vorsichtig richtete sich die Greisin auf. Erst als sie aufrecht inmitten der Farbenpracht saß, wurde sie sich der Trabweite ihrer Tat bewußt. Seit Jahren hatte sie keine Kraft mehr gehabt, sie so zu bewegen. Und jetzt das! Langsam schweifte ihr Blick über das unendliche Farbenmeer. Hannah erfreute sich am Duft der Blüten und Gräser, und als sie ihre Lungen mit der Würze füllte, blieb das angstvoll erwartete Brennen aus. Erschöpft von diesen Eindrücken ließ sie sich wieder auf das Bett aus Gras sinken. Mit einem wohligen Seufzer aus tiefstem Herzen wurden ihre Lieder schwerer und schwerer bis der Schlaf sie zu sich holte.

2

Auf den eigenen Beinen zu stehen war für Hannah so überwältigend, daß sie die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Minutenlang lies sie sich von der Euphorie tragen, hob die Arme und legte den Kopf in den Nacken. Der Himmel war tiefblau, nur vereinzelt zeigten sich Kumuluswolken, kleinen Wattebäuschchen nicht unähnlich. Leise drang das Plätschern von Wasser an ihr Ohr. Vorsichtig, jeden Schritt sorgfältig planend, bewegte sich Hannah auf das Geräusch zu.

Der Blick auf ihr nacktes Spiegelbild im seichten Wasser ließ die Greisin aufstöhnen. Schlaff hing die Haut an Beinen und Armen herab und vor dem Bauch schien sie eine Schürze zu tragen. Wieder stiegen Hannah Tränen in die Augen, diesmal vor Scham vor ihrem eigenen Abbild. Sachte berührte sie ihre Brüste, auf die sie in jungen Jahren so stolz gewesen war. Schwer wog das schlaffe Fleisch in ihren Händen.

Hannah lies sich langsam in den weißen Sand sinken und schöpfte mit den Händen etwas Wasser. Es war kühl, kristallklar und schmeckte köstlich. Schnell war ihr Durst gestillt und sie blickte sich neugierig um.

Etwa zehn Meter entfernt befand sich eine Gruppe von halbhohen Büschen. Hannah stand auf und betrachtete interessiert die hellgrünen Früchte. Ohne einen Gedanken an die Genießbarkeit zu verschwenden, pflückte sie eine der tomatengroßen Früchte, und zu ihrer Freude war sie weich und ließ sich mit der Zunge am Gaumen zerdrücken.

Der Verlust ihrer Zahnprothese traf Hannah mit voller Wucht. Hatte sie bisher beharrlich vermieden, sich mit ihrer Situation in der sie sich befand auseinanderzusetzen, riß die Banalität fehlender Zähne sie schmerzhaft in die Realität zurück. Realität, fragte sich Hannah zweifelnd. Nichts von alledem kann real sein! Gleichzeitig aber rann etwas Saft aus dem Mundwinkel, tropfte von Kinn herab, und verschwand dort, wo einst blondes Kraushaar ihre Scham bedeckte.

Überwältigt von ihren Gefühlen ließ sich Hannah in den Sand sinken. Noch einmal streckte sie den Arm aus, und während sie ihren Hunger stillte, versuchte sie sich an den Namen der Frucht zu erinnern. Sie war sich aber sicher, niemals zuvor davon gekostet zu haben.

3

Hannah hatte jegliches Zeitgefühl verloren, und so konnte sie weder sagen ob Vormittag oder Nachmittag war, noch wußte sie, wie viele Tage sie schon in diesem schier endlos erscheinenden Grasland weilte. Sie schlief viel, und jedes Mal wenn sie aufwachte, fühlte sie sich besser. Etwas ging mit ihr vor, ohne daß sie aber genau sagen konnte, wie das geschah. Und vor allem, warum?

Auffällig waren ihre körperlichen Erfolge. Hannah schätzte die Strecken, die sie inzwischen zurücklegen konnte, auf mehrere hundert Meter. Auch schien sich ihr Körper zu festigen, und ein leichtes Ziehen in den Brüsten deutete auf eine Straffung der Haut hin. Hingen sie nicht schon deutlich weniger? Das ihr inzwischen die letzten Büschel Schamhaare ausgefallen waren, fiel dagegen nicht ins Gewicht. Seit gestern hatte sie zudem leichte Zahnschmerzen. Als sie mit dem Finger die Stelle abtastete, schüttelte sie verwundert den Kopf. Sie hatte die ersten, zweiten und die dritten Zähne erlebt. Von den vierten hatte Hannah beim besten Willen noch nicht gehört. Aber das was sich da aus ihrem Kiefer drückte, war ganz eindeutig ein neuer Zahn.

4

Seit Tagen ging Hannah flußabwärts. Nicht das sie einen Plan gehabt hätte, sie hatte ja noch nicht einmal eine ungefähre Zeitvorstellung. Noch nie hatte sie so etwas wie Nacht erlebt. Es war immer gleich hell, egal wann sie aufwachte. Pragmatisch wie Hannah war, hatte sie die Zeit zwischen zwei Schlafphasen kurzerhand als Tag definiert. Das Wetter war konstant, wenn man einmal von den kleinen Regenschauern absah, die sich ungefähr alle drei Tage wiederholten. Die Temperatur war mit geschätzten 25 Grad angenehm, die Luftfeuchte ebenfalls.

Hannah schritt kraftvoll aus. Ihre Leistungsfähigkeit erinnerte sie an die Zeit als sie fünfzig war. Längere Wanderungen mit ihren Freundinnen waren damals an der Tagesordnung, und als passionierte Freikörperkulturanhängerin war das Nacktsein, zumal unter diesem Vorraussetzungen, eine Wohltat für Körper und Geist.

Inzwischen hatte sie eine ganze Reihe von Früchten gekostet, eine köstlicher als die andere. Selbst die etwas härteren Äpfel -- Hannah nannte die Früchte Äpfel, weil die denen am nächsten kamen -- konnte sie mit ihren nachgewachsenen Zähnen gut essen. Manchmal überlegte sie, ob im Wasser nicht irgendwelche Stoffe waren, die sie in einen permanent euphorischen Zustand versetzten. Hannah fühlte sich von Tag zu Tag großartiger. Nur was hier eigentlich mit ihr geschah, davon hatte sie nicht den Hauch einer Ahnung.

5

Nach Luft schnappend blieb Hannah ruckartig stehen und beugte sich nach vorne. Über die Schulter blickte sie zurück, konnte den Baum, an dem sie ihren Lauf gestartet hatte, aber nicht mehr sehen. Zufrieden erhob sie sich, streckte die Arme dem Himmel entgegen und hüpfte leicht auf der Stelle. Seit Tagen fühlten sich ihre Brüste wie zwei Kokosnüsse an. Prall standen sie von ihr ab, die kecken fleischigen Warzen wie Dochte vornweg. Ihre Haare wuchsen dichter und reichten ihr inzwischen bis zur Rückenmitte. Die Beine fest und muskulös, die Arme schlank und kraftvoll, so zeigte sich ihr Spiegelbild, wenn Hannah in das klare Wasser schaute. Hannah sah nicht nur aus wie Mitte zwanzig, die fühlte sich auch so. Am Abend zuvor war ihre Hand wie von selbst zwischen ihre Schenkel gewandert, bis die kehligen Schreie ihrer Lust die Luft erfüllten.

6

Drei Monate? Vielleicht war es aber auch erst einer, oder doch schon drei? Hannah hatte aufgehört sich darüber Gedanken zu machen. Auch dachte sie immer weniger darüber nach, was mit ihr geschehen war. Der Himmel jedenfalls konnte es nicht sein, denn Hannah war nicht vermessen genug, sich vorzustellen, nur sie allein wäre auserwählt worden. Da sie an die Hölle aus Prinzip nicht glaubte, bliebe nur eine noch nicht entdeckte Region der Erde übrig. Aber wo sollte es so etwas noch geben? Sich an einen Roman erinnernd, überlegte Hannah kurz das Vorhandenseins eines Paralleluniversums, aber die Idee war genau so spinnert wie der Gedanke, auf einem fremdem Planeten gelandet zu sein. Viel wahrscheinlicher war es das letzte Aufblitzen elektrischer Ladungen, die sich in ihrem Gehirn abspielten, und ihr eine Traumwelt vorgaukelten. Sie rechnete fest damit, daß eines Tages alles vorbei wäre, und sie für immer einschlafen würde. Seltsamerweise machte Hannah diese Vorstellung keine Angst. Sie hatte sich vorgenommen, ihren Traum bis zum Ende zu genießen.

7

Hannah hatte sich angewöhnt jeden Abend auf die andere Flußseite zu schwimmen. Was sie sich davon versprach wußte sie selbst nicht, aber das Schwimmen war eine willkommene Abwechselung zum täglichen Marschieren. Außerdem erfrischte es und Hannah sah es zudem als tägliches Bad. Vor ein paar Tagen hatte sie die ersten Fische gesehen. Neben den Eichhörnchen -- ob es wirklich Eichhörnchen waren, wußte Hannah allerdings nicht - waren die Fische die ersten Lebewesen, die sie sah.

Als Hannah die kleine Baumgruppe auf der anderen Seite des Flusses sah, wußte sie, daß das ihr Lagerplatz für die Nacht werden würde. Nacht war, wenn sie müde wurde, denn dunkel wurde es an diesem merkwürdigen Ort offensichtlich nie, wie Hannah inzwischen genau wußte. Sie machte ein paar Schritte ins Wasser, warf sich dann mit einem Hechtsprung nach vorne und schwamm mit kräftigen Armzügen der anderen Seite entgegen.

Diese Art von Bäumen hatte sie bis jetzt nicht gesehen. Nicht sehr hoch gewachsen, bildeten ihre weit ausladenden Äste ein natürliches Dach und spendeten einen angenehm kühlen Schatten. Als sie dann die Früchte sah, die schwer an den Ästen baumelten, prustete sie los, bis sie, sich über sich selbst wundernd, die Hände vor den Mund hielt. Irdischen Flaschenkürbissen nicht unähnlich, glichen die mattschwarzen Früchte einen Fußball, dem eine Phallus gewachsen war. Als Hannah eine der Früchte anfaßte, zuckte sie zusammen. Die Auswüchse sahen nicht nur so aus, sie fühlten sich auch so an! Dann bemerkte Hannah einen leichten, längst vergessen geglaubten Geruch zu erkennen. Sie hob eine der geplatzten Früchte vom Boden auf und roch daran. Ein leichter Alkoholduft stieg in ihre Nase. Unverkennbar! Vorsichtig kostete Hannah das pinkfarbene Fruchtfleisch.

Hannah fühlte sich gut. Saugut! Stark wie niemals zuvor, attraktiv und begehrenswert, wie zuletzt in ihrer Sturm- und Drangzeit. Frei und unbeschwingt, und wie das Ziehen in ihrem Unterleib unmißverständlich signalisiert; spitz wie sonst was. Laut kichernd hockte sie sich auf den Boden, kullerte einen der Kürbisse zwischen ihre Schenkel, und sog hörbar Luft ein, als der phallusartige Auswuchs der Frucht ihre Lippen teilte. Es brauchte noch drei weitere Kürbisse, bis ihre Lust gestillt war und sie in einen tiefen traumlosen Schlaf fiel.

8

Paradies hin oder her, die Wirkung von Alkohol auf den menschlichen Körper schien überall die Gleiche zu sein. Hannah erwachte und schloß sofort wieder ihre Augen. Zu grell das Licht, zu laut das Kratzen der Eichhörnchen, die mit ihren kleinen Pfoten in den zerbrochenen Hüllen der Kürbisse gruben.

Als Hannah das nächste Mal aufwachte, war ihr Kopf wieder klar. Ein sorgenvoller Blick zwischen ihre gespreizten Schenkel beruhigte sie. Alles war in Ordnung, wenn man von einer leichten Rötung absah, die ihre Schamlippen überzog. Über sich selbst lachend sprang Hannah auf und lief zum Wasser, in das sie mit einem eleganten Hechtsprung eintauchte. Während sie das gegenüberliegende Ufer anvisierte, versprach sie sich, nie wieder von diesen Früchten zu kosten. Über das Andere könnte man dann ja gegebenenfalls erneut nachdenken. Wenn sich denn die Gelegenheit überhaupt noch einmal anbieten würde.

9

Die Stimmen trafen sie völlig unvorbereitet. Hannah hatte sich ein ganzes Stück von Fluß entfernt, um sich eine Baumgruppe näher anzuschauen. Es handelte sich um eine Art Palme, und die Früchte waren ähnlich den irdischen von einer harten, fast undurchdringlichen Schale umgeben. Langsam drang Hannah immer tiefer und tiefer in den Palmenwald ein, bis helles Rufen und Lachen sie erschrocken in die Hocke gehen ließ. Tausend Gedanken wirbelten in ihrem Kopf herum. Hannah versuchte etwas von den Rufen zu verstehen, aber diese waren zu weit weg als das sie auch nur ein Wort verstehen konnte. Außerdem, wer sagt, daß sie meine Sprache sprechen, dachte Hannah über ihre eigene Arroganz erstaunt. Nach einer Weile siegte dann doch ihre Neugier über ihre Furcht, und vorsichtig, auf jeden Schritt achtend, brachte sie sich näher an die Quelle der Geräusche heran.

Es war eine Gruppe von ungefähr zwanzig Frauen, die sich dort voraus in einem smaragdgrünen See tummelten. Was heißt tummelten? Während eine Gruppe auf dem Rücken treibend träge mit den Armen wedelte, und eine andere Gruppe ganz offensichtlich mit der Körperhygiene beschäftigt war, gaben sich vereinzelte Pärchen ungehemmt ihrem Liebesspiel hin. Männer sah Hannah keine. Die Frauen waren jung, höchsten Mitte Zwanzig. Alle waren schlank und hatten durchtrainierte Körper. So unterschiedlich ihre Oberweiten, so gleich ihre Haare. Pechschwarz, lang bis zum Poansatz. Wie inzwischen bei Hannah, fehlte auch ihnen ansonsten jede Körperbehaarung. Es war ein lustiges Völkchen, das sich ständig gegenseitig neckte, mit Wasser bespritzte und übermütig stupste.

Bis eine der jungen Frauen Hannah entdeckte. Sie stieß ein vogelähnliches Zwitschern aus, das jede der Bewegung der anderen erstickte. Alle schauten gebannt auf Hannah, die nicht wußte wie sie sich verhalten sollte. Feindlich erschienen ihr die Frauen nicht, und so verharrte sie in ihrer Position auch dann noch, als die Gruppe auf sie zukam.

"Bist du die Erste?", fragte die Frau, die sich am Nächsten zu Hannah getraut hatte. Sie war etwas größer als Hannah, hatte sympathische Gesichtszüge und streckte die Hände aus, mit den Handflächen nach oben.

Hannah war so überrascht die Frau verstehen zu können, daß sie für einen Moment zu keiner Reaktion fähig war. Dann aber erhob sie sich, streckte der Fremden ebenfalls die leeren Handflächen entgegen und lächelte. "Die Erste? Ich verstehe nicht was du meinst."

Eine zweite Frau war an Hannah herangetreten und trat einen Schritt hinter sie. Vorsichtig griff sie nach Hannahs Haaren und nahm sie zur Seite. "Sie ist es! Sie ist es!", rief sie aufgeregt dann kniete sie vor Hannah auf den Boden. "Sie trägt das Zeichen im Nacken", rief sie den anderen zu, die nun ebenfalls auf die Knie gingen.

Hannah sah die Frauen vor sich knien und ihr wurde das Ganze sichtlich peinlich. "Du meinst das Muttermal? Das ist doch kein Zeichen. Nur ein Muttermal halt."

"Dein Name ist Hannah. Nicht wahr?", fragte die forscheste der Gruppe. "Dein Name muß Hannah sein."

"Ich heiße tatsächlich Hannah", stammelte Hannah erstaunt. "Woher wußtest du das?"

"Nur die Erste darf den heiligen Namen tragen", antwortete die junge Frau und alle um sie herum nickten zustimmend. "Außerdem bist du die erste Frau mit goldenen Haaren, die ich je gesehen habe. Und du trägst das Zeichen! Du bist die Erste!"

"Und wie ist dein Name?", fragte Hannah neugierig.

"Mira. Mein Name ist Mira. Und ich bin deine Führerin. Wie die alten Überlieferungen es vorsehen. Ich habe dich zuerst gesehen", fügte sie nicht ohne Stolz hinzu.

"Natürlich darfst du mich führen", versuchte sich Hannah in Diplomatie. Sie verstand zwar nichts von dem was Mira sagte, aber immerhin schien ihr kein Leid zu drohen. "Bringst du mich jetzt in deine Stadt?"

"Stadt?"

"Dorthin, wo ihr lebt. Zu euren Anführern."

"Anführern?"

Hannah war mit ihrem Latein am Ende. Da aber alles friedlich verlief, lies sie sich von der Gruppe in die Mitte nehmen, und lächelte jede der Frauen höflich an. Einige berührten vorsichtig ihre blonden Haare. Dabei zwitscherten sie aufgeregt wie junge Vögelchen.

-

Nach einem halbstündigen Marsch trat die Gruppe aus dem Wald hinaus und Hannah sah sich plötzlich inmitten einer Ansammlung aus einfachsten Behausungen. Genau betrachtet waren es kunstvoll geflochtene Dächer aus Palmwedeln, die von dünnen Stämmen getragen wurden und ausreichend Schutz vor Sonne und Regen boten. Richtige Hütten mit Wänden suchte Hannah vergebens. Von Intimsphäre scheint man hier nicht viel zu halten, dachte Hannah und sah sich genauer um.

Zuerst fiel Hannah auf, daß sie nur Frauen sah. Ein paar Mädchen mit Blumenkränzen in den Haaren spielten mit gefochtenen Ringen, die sie wie Hula-Hoop-Reifen um die Hüften kreisen ließen. Eine Gruppe erwachsener Frauen saß im Kreis und pflückte Beeren von langen Ästen. Eine weitere Gruppe brach die harten Schalen der Kokosnüsse und schälte das weiche Fleisch heraus. Eine Schwangere wurde von zwei Frauen mit einer öligen Substanz eingerieben, während eine dritte die Haare der Frau zu einem dicken Zopf flocht. Alle Erwachsenen schätzte Hannah auf Mitte Zwanzig. Sie ähnelten einander so sehr, das Hannah sofort an Schwestern dachte. Obwohl das bei der Vielzahl der Frauen mehr als unwahrscheinlich ist, dachte Hannah sofort. Ihr fiel auf, das alle Frauen dichtes, pechschwarzes Haar hatten, das sie allerdings zu den unterschiedlichsten Frisuren arrangiert hatten. Bei keiner konnte Hannah auch nur die Spur von Körperhaaren entdecken. Die Frauen trugen keine Kleidung, waren aber durchweg mit Schmuck behangen und kannten sich offensichtlich mit Körperbemalung aus.

Mira hatte Hannahs Hand genommen und zog sie sanft unter eines der Dächer. Die Frauen, an denen sie vorbeigingen, lächelten Hannah freundlich zu. Die Kinder winkten, ohne ihr Spiel zu unterbrechen.

"Bist du durstig? Oder möchtest du etwas zu essen?", fragte Mira, nachdem sie sich auf den Boden niedergelassen hatten.

Hannah nahm dankend einen Schluck, und stellte überrascht fest, daß dem Wasser etwas beigemischt war. Es schmeckte fruchtig und löschte ihren Durst sofort. Als sie zur Seite schaute, sah sie unter dem Dach, das dem ihren am nächsten war, zwei Frauen im Liebesspiel vereint.

"Wo sind denn eure Männer?", fragte Hannah etwas irritiert.

"Männer?"

"Jetzt sag mir nicht, du wüßtest nicht wovon ich spreche", grinste Hannah und deutete auf die Schwangere. "Das kommt schließlich nicht einfach so über Nacht."

"Aber genau so ist es", nickte Mira und sah Hannah mit einem Blick an, der aufrechter nicht sein konnte.

Hannah schüttelte den Kopf. "Ich verstehe das einfach nicht. Wer seid ihr? Und was macht ihr hier. Wo ist eigentlich 'hier'?"