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MachtSpiele Teil 04

Geschichte Info
Für Alessia beginnt der Arbeitsalltag.
7.8k Wörter
4.59
23.5k
7
Geschichte hat keine Tags

Teil 4 der 6 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 09/16/2019
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Der Wecker reißt mich aus einem wunderbaren Traum. So genau weiß ich beim Erwachen nicht mehr, was ich geträumt habe. Eines ist mir aber klar, dass der Traum angenehm war. Darin ist Alessia vorgekommen, weshalb klar ist, dass er schön gewesen sein muss. Doch dann kommt die Erinnerung an einen Abschnitt zurück, der sich beinahe zum Alptraum entwickelt hätte. Wir waren bei Pera und dieser hat mir eröffnet, dass es ein Irrtum war, mich in den Geheimbund aufzunehmen. Er wollte mir Alessia wieder wegnehmen. Zum Glück kam in diesem Moment Serena von irgendwoher auf uns zu und meinte, es würde sich nur um einen Scherz handeln. Es war ein wirrer Traum.

Alessia schläft ruhig neben mir. Sie hat sich in der Nacht von mir gelöst und liegt nun zusammengerollt, wie eine Katze da. Auf meine Nähe wollte sie dann offenbar doch nicht ganz verzichten, denn sie hat trotz allem darauf geachtet, mich zu berühren.

„Nein, ich will bei Sandro bleiben. Ich will nicht weg!", schreit sie. Dabei fuchtelt sie mit den Armen wild durch die Luft und knallt mir beinahe eine.

„Ich bin doch bei dir. Du musst nicht weg", versuche ich sie zu beruhigen.

Ich packe sie an den Schultern und rüttle sie. Nur widerwillig öffnet sie die Augen und blinzelt mich an.

„Wo bin ich?", will sie wissen.

„Bei mir, in meinem Bett", versichere ich ihr.

Alessia schaut mich an und diesen Blick werde ich meinen Leben lang nie mehr vergessen. Als würde eine Riesenlast von ihr abfallen, so schaut sie mich an. Ich nehme sie in den Arm und drücke sie fest an mich.

„Ich habe etwas Fürchterliches geträumt", gesteht sie.

„Ich auch."

Erstaunt hebt sie den Kopf und schaut mir in die Augen. Wir brauchen nichts zu sagen, wir wissen beide, was der andere geträumt hat, weil wir es selbst ja auch haben. Dann legt sie den Kopf wieder an meine Brust.

„Du bist da", flüstert sie leise. „Gott sei Dank."

„Wir sollten uns langsam anziehen", sage ich nach einiger Zeit.

„Muss das sein?"

„Für mich schon."

„Ich bin dabei", versichert sie. „Ich kann doch nicht schon an meinem ersten Arbeitstag blau machen. Was würde ich da für einen Eindruck hinterlassen?"

Ich muss lachen, wie treuherzig sie mich dabei ansieht. Ich gebe ihr noch einen liebevollen Kuss und anschließend einen sachten Klaps auf den Po. Ohne auf sie zu warten, schwinge ich mich aus dem Bett und gehe ins Bad. Alessia folgt meinem Beispiel. Allerdings ist von ihrem Elan noch nicht viel zu erkennen. Sie schlurft vielmehr müde und verschlafen hinter mir her.

---

Diesmal lässt es sich Alessia nicht nehmen, mich zu fahren. Natürlich nimmt sie den üblichen Weg zum Flughafen und ist verwundert, als ich ihr auftrage in eine Seitenstraße abzubiegen.

„Wir müssen doch zum Flughaften", meint sie überrascht.

„Aber nicht zum Terminal."

„Wohin dann?"

„Ich zeige dir den Weg. Regierungsmitglieder fliegen mit Maschinen der Luftwaffe und nicht mit Linienflügen. Diese starten nicht vom Terminal aus."

„Ihr habt auch eine für Euch reservierte Zufahrt?"

„Wir fahren über das Gelände der Luftwaffe", bestätige ich.

„Da darf ich einfach so hinein?"

„Wir werden sehen", necke ich sie.

Zwar hatte ich noch nie den Fall, dass mich jemand mit seinem Wagen zum Luftwaffenstützpunkt gebracht hat, außer es war ein Wagen der Regierung. Allerdings bin ich schon öfters von Florenz aus gestartet und hatte ab und an eine Sekretärin oder sonst eine Begleitung mit im Wagen. Deshalb gehe ich davon aus, dass es kein Problem sein wird, auch mit dem privaten Wagen auf das Gelände der Luftwaffe zu fahren.

„Halt, weisen Sie sich aus!", meint die Wache am Tor.

Ich beuge mich über Alessia hinüber zu ihm und will ihm meinen Ausweis zeigen. Der Posten aber ignoriert mich völlig. Der Soldat hat nur Augen für sie. An seinem Blick kann ich sehen, wie fasziniert er ist.

„Ihren Aufweis bitte!", fordert er Alessia auf.

„Er hat ihn. Er ist der Minister", antwortet sie salopp.

„Ich darf nur den Lenker des Fahrzeugs überprüfen. Die Insassen liegen in Ihrer Verantwortung", antwortet er.

„Dann muss ich den Wagen fahren?", erkundige ich mich.

„Wenn Sie berechtigt sind die Basis zu betreten, dann schon."

Verwundert schauen wir uns an, sagen aber kein Wort. Wir steigen aus und wechseln die Plätze. Vorschriften sind manchmal nicht zu verstehen. Doch wenn unser Problem auf so einfache Weise gelöst werden kann, dann soll er seinen Willen haben.

„Pass mir auf mein Baby auf!", ermahnt mich Alessia als wir uns hinter dem Wagen kreuzen. Dabei lacht sie verschmitzt.

Ich zeige dem Wachposten meinen Ausweis, er salutiert stramm und betätigt einen Knopf, damit sich der Balken hebt.

„Guten Flug, Sir", meint er zackig.

Alessia neben mir grinst ganz ungeniert. Ihr ist dabei völlig egal, dass der junge Mann es mitbekommt. Deshalb gebe ich schnell Gas und fahre weiter zum Hangar. Den Weg kenne ich von meinen früheren Abflügen.

„Der arme Mann erledigt nur seine Pflicht. Der ist beim Militär", versuche ich zu erklären.

„Ja, ja", meint sie. „Aber auf den Arsch glotzen darf er mir."

„Das sollte er eigentlich nicht", gebe ich zu. Ich muss allerdings grinsen. Der arme Bursche hat vermutlich noch nie in seinem Leben so Hammerfrau wie Alessia gesehen. Der konnte doch nicht anders, als ihr auf den Hintern zu glotzen. Aus männlicher Solidarität kann ich locker über diese Unhöflichkeit hinwegsehen.

Ich fahre im Schritttempo die Einfahrt entlang und biege dann links zum Hangar ab. An dessen Seite befinden sich eingezeichnete Parkplätze. Einen davon steuere ich an und stelle den Wagen ab.

„Zufrieden?", erkundige ich mich.

„Womit?", will sie wissen.

„Mit meinen Fahrkünsten", antworte ich.

„Es geht so", meint sie kichernd.

Wir steigen aus und gehen um das Gebäude herum. Auf dem Platz vor dem Hangar wartet ein Airbus 320, die Gangway steht bereits parat und am Fuße der Treppe warten vier Personen. Wir gehen auf sie zu.

„Guten Morgen, Herr Minister, ich bin heute Ihr Pilot", begrüßt mich der ältere der beiden Männer.

„Guten Morgen", grüße auch ich.

„Darf ich Ihnen Leutnant Grillini, meinen Copiloten vorstellen und das sind ihre Flugbegleiterinnen Laura und Giovanna", stellt er die Mannschaft vor.

„Das ist meine Assistentin Alessia", stelle ich meine Begleiterin vor. Auch sie grüßt.

„Dann wollen wir mal", fordere ich die Herrschaften auf.

Mit einer einladenden Handbewegung lasse ich Alessia den Vortritt und folge ihr die Treppen hinauf. Beim Vorbeigehen fallen mir die schmachtenden Blicke auf, mit denen der Pilot und der Copilot sie mustern. Anerkennung und Bewunderung liegen in ihren Augen.

An der Tür des Fliegers bleibt Alessia unsicher stehen. Deshalb gehe ich an ihr vorbei und ins Innere des Flugzeugs. Ich weiß bereits was mich erwartet. Meine Assistentin hingegen bleibt mit offenem Mund stehen.

„Das ist alles für uns?"

„Es fliegt sonst keiner mit", antworte ich.

„Wow!", meint sie. „Minister müsste man sein."

„Glaub mir, immer nur zu reisen ist nicht das Wahre. Da ist es zumindest gerecht, wenn es so angenehm wie möglich ist."

Der Innenraum der Maschine ist völlig umgestaltet. Da gibt es keine Sitzreihen. Im vorderen Teil befinden sich vier Schreittische, die links und rechts in Flugrichtung stehen und mit allem ausgestattet sind, was man braucht. Der mittlere Bereich ist zu einem Wohnzimmer umgestaltet worden. Links und rechts vom Gang stehen sich zwei große Couchen gegenüber, die es auch einer größeren Runde von etwa zehn Leuten ermöglichen würden, eine Diskussion zu führen. Einzelne ausgesprochen gemütliche Sessel dahinter sind wohl für Personen, die ihre Ruhe haben wollen. Die Rückwand des Raumes wird von zwei Türen unterbrochen.

„Das Klo befindet sich links, wenn du musst", erkläre ich Alessia.

„Und rechts?", erkundigt sie sich. „Ist da die Küche?"

„Die Küche ist gleich hinter dem Cockpit. Hinter der rechten Tür ist ein kleiner Schlafraum."

„Wozu braucht es hier einen Schlafraum?", will sie wissen.

„Auf dem Flug nach Brüssel ist das nicht erforderlich. Wenn man aber weitere Strecken wie nach Australien oder nach Südamerika zurücklegen muss, ist es von Vorteil, wenn man sich aufs Ohr hauen kann."

„Da braucht es ein Schlafzimmer?", meint sie skeptisch.

„Als Minister muss ich mein Land vertreten. Da geht es oft um wichtige Angelegenheiten. Aus diesem Grund ist es besser, wenn ich ausgeruht ankomme und nicht mit Gliederschmerzen, als hätte ich die Strecke in der Holzklasse zurückgelegt?"

„Ok, ok", lenkt sie ein und lacht verschmitzt. „Ich dachte schon, da drinnen vernaschen die Minister ihre Assistentinnen."

„Bisher habe ich daran nicht gedacht. Aber jetzt, jetzt könnte ich es durchaus testen", antworte ich. „Leider ist bis Brüssel nicht die Zeit dazu. Nicht einmal für einen Quickie."

Wir werden in unserer Blödelei unterbrochen, da eine Flugbegleiterin zu uns kommt. Ich frage mich, ob die auch bei der Luftwaffe Dienst leisten oder ob es sich um ziviles Personal handelt.

„Haben Sie einen Wunsch?", erkundigt sich Laura höflich.

„Könnte ich bitte einen Espresso haben?", meint Alessia.

„Gerne", antwortet Laura. „Und Sie, Herr Minister?"

„Mir auch bitte."

„Das nenne ich Service", flüstert mir Alessia zu.

---

Der Flug verläuft ruhig. Wir landen planmäßig in Brüssel und werden direkt am Flugzeug von einer Limousine abgeholt. Für Alessia ist dies eine ganz neue Welt. Mit einer ausgesprochen liebenswerten Neugier beobachtet sie alles, was um sie herum geschieht, und saugt es förmlich in sich auf.

„Was soll ich tun?", will sie unsicher wissen.

„Du gehst immer neben mir. Wenn wir aus dem Wagen aussteigen, nimmst du die Akten, so als würdest du sie parat halten, um mir immer dann die Passende zu reichen, wenn ich eine brauche", beruhige ich sie.

„Welche ist aber die Passende? Wie soll ich das wissen?"

„Keine Sorge, diesen ersten Tag bringen wir gemeinsam hinter uns", versichere ich ihr. „Jeder hat einmal angefangen. Ich bin mir sicher, dass du schon bald alles lernst und wir ein eingespieltes Team sind."

„Wollen wir es hoffen", meint sie mehr zu sich selbst, als zu mir.

Wir fahren vor dem Gebäude vor, in dem der Ministerrat tagt. Es geht um die TEN-Projekte, die transeuropäischen Verkehrswege. Ich habe im Flugzeug noch schnell die Unterlagen studiert. Einfach wird diese Sitzung für mich nicht. Ich will mich einsetzen, dass die EU verstärkt auf die Bahn setzt.

„Guten Tag, Herr Minister", begrüßt mich der Portier. Sein Blick klebt allerdings an Alessia. Keine Sekunde lässt er sie aus den Augen und als er mir die Tür öffnen will, greift er daneben, weil er nicht richtig bei der Sache ist.

„Herr Kollege", grüßt mein österreichisches Pendente. Er ist aus dem Wagen nach uns ausgestiegen und mir nachgeeilt. Sein Land führt derzeit den Vorsitz. „Als direkte Nachbarn sollten wir eine einheitliche Linie verfolgen."

„Ich glaube, an Italien soll dies nicht scheitern", antworte ich. „Guten Morgen."

Auch mein Amtskollege hat nur Augen für meine Begleitung. Er ist nicht ganz so abgelenkt, wie der Portier, weil er schließlich nicht unhöflich sein will. Sein Blick wandert aber immer wieder zu Alessia.

„Haben Sie eine neue Assistentin?", spricht er schließlich das aus, was ihm offenbar schon länger auf der Zunge brennt.

„Das ist Alessia", stelle ich die beiden einander vor. „Alessia, das ist Anton Kofler, der Verkehrsminister von Österreich."

Kofler streckt Alessia die Hand hin und schüttelt sie auffallend lange. Das Spiel wiederholt sich bei jedem Minister, der neu hinzukommt. Alessia ist der Hingucker der Runde und ich bin wohl der am meisten beneidete Mann dieses Tages.

„Haben die Typen noch nie eine Frau gesehen?", flüstert sie mir zu.

„Frauen schon, aber vermutlich noch nie eine so hübsche", flüstere ich zurück. „Minister sind eben auch nur Männer."

Wir sind gerade dabei im Sitzungssaal Platz zu nehmen. Bei solchen Sitzungen stehen jeder Delegation drei Plätze zu. Zwar ist es sonst üblich, dass der Minister in der Mitte sitzt, aber da wir nur zu zwei sind, überlasse ich Alessia diesen Stuhl und setze mich außen hin. Damit bleibt zwischen Alessia und der französischen Delegation ein Stuhl frei, zu ihrer Rechten sitze ich. Ich arrangiere es bewusst so, um lästige Flirtversuche zu unterbinden.

Die Verhandlungen ziehen sich unglaublich in die Länge. Wie üblich versucht jeder Minister die Interessen seines Landes zu vertreten. Das ist zwar mehr als legitim, schafft aber natürlich langwierige Diskussionen, wenn so unterschiedliche Vorstellungen aufeinandertreffen, wie bei dieser Frage. Es geht schließlich um eine Grundsatzentscheidung. Im vorliegenden Fall setzen Deutschland, Österreich, ich für Italien und noch einige andere Länder auf die Bahn, vor allem Länder wie Polen und Rumänien wollen die Straße fördern, da dort das Netz noch nicht sonderlich gut ausgebaut ist. Ich halte mich aus der Diskussion zunächst heraus, da ich mir die Argumente der Kollegen anhören und mir ein Bild von den verschiedenen Positionen machen will.

Wegen der Ordnung und auch aus Rücksicht auf die Simultanübersetzung, muss jeder, der sprechen will, sich über einen eigenen Knopf am Tisch vormerken. Die Reihenfolge der Vormerkungen wird auf einer großen Tafel angezeigt, sodass man jederzeit weiß, wer vor einem zu Wort kommt. Wenn man dann endlich an der Reihe ist, wird von der Regie aus, das Mikrophon eingeschaltet. Mit dieser Prozedur wird vermieden, dass die Sitzungsteilnehmer wild durcheinanderreden und damit die Übersetzer überfordern.

Als ich soweit bin, auch meine Haltung einzubringen, betätige ich den Vormerkknopf. Genau vor mir spricht der polnische Kollege, der sich für den Ausbau des Straßennetzes stark macht. Alessia, die sehr aufmerksam der Diskussion folgt, scheint entschieden für den Bahnausbau zu sein.

„Du musst den Typen sagen, dass sie nicht alle Latten am Zaum haben. Wir ersticken so schon in Abgasen. Da kann die Lösung des Problems doch nicht noch mehr Verkehr sein. Die Bahn fährt sauber und unglaublich wirtschaftlich. Man muss nur das Angebot ausbauen, die Strecken und die Züge modernisieren und die Organisation verbessern, damit die Bahn pünktlicher wird", flüstert sie mir mit Vehemenz zu.

Dummerweise hat die Person, welche die Mikrofone freigibt, nicht bedacht, dass ich nicht in der Mitte sitze und hat Alessias Mikro eingeschaltet. Auch, wenn sie sich mit unterdrückter Stimme an mich wendet, durch die Verstärkung können plötzlich alle mithören. Während mir sofort klar ist, was passiert, bekommt es Alessia nicht mit. Deshalb schaut sie überrascht in die Runde, als alle betreten schweigen.

„Es ist zwar unüblich, dass Assistentinnen das Wort ergreifen und dabei eine eher saloppe Wortwahl verwenden", ergreift Kofler als Sitzungsleiter schließlich das Wort. „Mich würde jetzt aber doch interessieren, was genau Sie vorschlagen."

„Wer ich?", flüstert mir Alessia zu.

„Sie haben alle gehört, was du gesagt hast. Soll ich sprechen oder willst du?", flüstere ich zurück.

„Mach bitte du", fleht sie mich an.

„Liebe Kollegen, was Alessia gesagt hat, war eigentlich nicht für Eure Ohren bestimmt. Aber sie sagt das, was die Menschen in unseren Ländern denken. Wir sollten eine Lösung finden, die allen gerecht wird", wende ich mich an die Runde.

„Mich würde dennoch interessieren, welche Lösungsvorschläge ihre hübsche Assistentin hat", beharrt der Vertreter Polens auf die ursprüngliche Frage.

Ich schaue zu Alessia. Sie hat einen hochroten Kopf, legt mir jedoch beruhigend die Hand auf den Arm. Dann steht sie auf.

„Ich entschuldige mich in aller Form, dass ich so vorlaut war und das mit den Latten am Zaun sollten Sie auch nicht so ernst nehmen. Ich kenne Ihre Häuser und Gärten natürlich nicht. Deshalb war das zugegebenermaßen etwas voreilig", meint sie und hat sofort die Lacher auf ihrer Seite. „Was aber die Verkehrssituation anbelangt, so haben wir -- das muss jeder in diesem Raum eingestehen -- etwas unterschiedliche Ausgangslagen. Ich denke, wir können deshalb unmöglich die eine, ganz große Lösung finden, die für alle gutgeht.

Einige Länder kämpfen mit massiven Abgasproblemen. Dort wäre ein weiterer Ausbau der Straßen nicht zu verantworten. In einigen anderen Ländern dagegen ist das Straßennetz noch ausbaufähig. Übertreiben sollte man es dort aber auch nicht und aus den Fehlern der anderen lernen. Deshalb würde ich vorschlagen, dass generell auf den Ausbau der Bahnstrecken gesetzt werden soll, dass aber für Länder, in denen das Straßennetz zu wünschen übriglässt, auch für dessen Ausbau Geld zur Verfügung gestellt wird. Schließlich ist man auf den kurzen Strecken auf die Straße angewiesen."

Alessia schaut sich unsicher um und weiß nicht recht, was sie tun soll. Deshalb ziehe ich sie auf den Stuhl zurück und sie setzt sich. Erneut entsteht eine Pause. Niemand ergreift das Wort.

„Wie habe ich das gemacht?", flüstert sie mir unsicher ins Ohr.

„Gut", sage ich zufrieden.

Der Umstand, dass keiner etwas antwortet, zeigt mir, dass ihre Worte Eindruck hinterlassen haben. Erneut ist es der Sitzungsvorsitzende, der als erster das Wort ergreift.

„Ich denke, dieser Vorschlag ist nicht schlecht. Ich würde vorschlagen, wir legen eine Pause ein, damit sich die Delegationen beraten können. Ich würde außerdem anregen, dass wir diese Linie einschlagen und eine Kommission eingesetzt wird, die einen Vorschlag erarbeitet, welche Bahnlinien und welche Straßen mit welchen Mitteln gefördert werden sollen."

Koflers Vorschlag zum weiteren Vorgehen wird angenommen und die Minister ziehen sich in ihre jeweiligen Büros zurück. Kofler scheint Alessias Vorstoß genutzt zu haben, um die Diskussion abzuwürgen. Sie würde sowieso zu keinem Ergebnis führen. Alessias Vorschlag jedoch könnte der Ausweg sein. Das wittert der schlaue Politfuchs sofort. Nun geht es vor allem darum, wer in diese Kommission berufen werden soll. Auch Alessia und ich ziehen uns zurück.

„War das ein diplomatischer Zwischenfall?", erkundigt sie sich schüchtern. „Das wollte ich bestimmt nicht."

„Wenn du kein so heißer Feger wärst, wäre es ein Problem gewesen", antworte ich kichernd.

„Was soll das schon wieder heißen?"

„Dir würden diese Herren vermutlich alles verzeihen", grinse ich. „Die hingen förmlich an deinen Lippen."

„Du meinst, wenn ich ein Mann wäre, hätten sie mich gelyncht?"

„Nun ja, das dann doch nicht", stelle ich lachend klar. „Du hast dich aber auch hervorragend aus der Affäre gezogen. Nicht jeder Assistent hätte in dieser Situation noch den Mumm gehabt, seine Meinung zu verteidigen."

„Sie haben mich doch dazu aufgefordert", meint sie entschuldigend.

„Das schon, aber viele hätten trotzdem den Schwanz eingezogen."

„Das habe ich nicht getan, weil ich keinen habe", kichert sie. Auch ich muss schmunzeln.

„Die Frage ist jetzt, wen schicken wir in diese Kommission", wechsle ich das Thema. „Sämtliche Minister erwarten sich, dass du Italien vertrittst. Dann können sie dich wiedersehen."

„Das kannst du mir nicht antun", wehrt sie erschrocken ab.

„Ich habe auf die Schnelle keinen anderen Vorschlag", antworte ich. Ich will sie etwas zappeln lassen.

„Ich versteh von der Materie doch überhaupt nichts", stellt sie klar.

„Das tun die meisten, die da draußen sitzen auch nicht. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich auch keine blassen Schimmer von dieser Materie, bevor ich Minister wurde."

„Aber du hast dich eingearbeitet", verteidigt sie mich.

„Das kannst du auch."

„Nein, ich will bei dir bleiben", antwortet sie dezidiert. „Ich will nicht allein nach Brüssel fahren müssen."

„Dann musst du dir etwas einfallen lassen", necke ich sie weiter.

Da das Signal ertönt, dass wir in den Sitzungssaal zurückzukehren sollen, stehe ich auf und nehme Alessia um die Taille. Wir können unser Gespräch nicht weiter fortführen.

„Wir müssen raus."

„Das geht nicht. Wir haben noch keinen Vorschlag."