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Marion: Roxys Geheimnis 28

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Diese spürte natürlich Marions Verhaltensänderung, die ihre Worte quasi Lügen straften. Vorsichtig löste sie sich um Marion fragend anzuschauen, welche nun hin- und hergerissen war. Einerseits hatte sie unheimliche Lust, sich dieser wundervollen Frau hinzugeben, ihre Wünsche zu erfüllen. Andererseits musste sie an ihre geliebte Roxy denken. Daran, dass das ganz und gar nicht mit ihr abgesprochen war. Dass sie enttäuscht und wütend werden könnte. Davonrennen. Sie für immer verlassen!

„Anni-Schatzi. Sorry. Du, ich.., ich finde dich wahnsinnig aufregend. Und ich meine es ernst. Aber sollten wir das nicht besser vorher mit Roxy und Susi absprechen?"

Anja schien verärgert, aber nicht über Marion:

„Eigentlich ja. Aber ich find's nicht fair. Die zwei fragen uns vorher ja auch nicht, ob's uns recht ist, wenn sie zusammen in die Kiste springen."

„Nein, das tun sie nicht. Weil es schon abgesprochen ist. Also zumindest zwischen mir und Roxy. Und zwischen euch beiden doch auch, oder?"

Anja machte ein missmutiges Gesicht. „Ja schon. Aber irgendwie komme ich nicht so recht klar damit. Ich muss mich immer wieder fragen, was die beiden wohl gerade miteinander treiben."

Marion war perplex. „Wie gerade? Du meinst, die zwei...?" Anja nickte nur, und Marion fuhr es schlagartig in den Magen. Sie war sich zwar von rationaler Seite her sicher, dass es so richtig war. Dass sie es den beiden gönnte. Dass sie Roxy alles Glück erfahren lassen wollte. Aber jetzt, wo es wohl passierte, war es doch alles andere als einfach für sie.

Anja spürte Marions Konflikt und streichelte liebevoll ihre Wange. Und half Marion darin, indem sie über ihre eigenen Gefühle sprach:

„Weißt du, es ist nicht die Tatsache, dass sie mit anderen Frauen und auch Männern Sex hat. Das stört mich nicht. Ich finde es eher anregend. Aber ich will dabei sein. Sehen, was sie treibt. Die Sache steuern. Selbst die Fäden in der Hand haben."

Dieser Gedanke kam Marion unheimlich vertraut vor. Wenn auch aus der anderen Warte heraus. Sie hätte es auch viel lieber, wenn Roxy jetzt hier bei ihnen wäre. Und ihr angeben würde, was sie mit Anja tun und lassen sollte. Wenn sie ihre Göttin glücklich machen konnte, wenn sie mit Anja schlief. Und nicht unglücklich...

Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie gestern Abend schon auf dem richtigen Weg waren, die erotischen Verwicklungen zwischen ihnen in die richtigen Bahnen zu lenken. Und dass es dann aber an ihren Bedenken gescheitert war. Voller Mitgefühl und Bedauern sagte sie:

„Es tut mir leid, dass ich es gestern Abend vermasselt hab."

„Ach nö, dass muss es dir nicht. Zum einen lag es ja nicht nur an dir. Und vielleicht ergibt sich mal wieder eine Gelegenheit, hm?" Sie zwinkerte Marion verschwörerisch zu, so dass diese ein Lächeln nicht verdrücken konnte.

„Doch, doch. Es lag schon an mir. Ich hatte mal wieder zu lange gezögert. Und dann hat einmal mehr Roxy für mich entschieden."

„Und das dann goldrichtig, denn dann warst du eben noch nicht so weit. Oder ärgert dich das?"

„Dass Roxy für mich entschieden hat? Oder dass ich noch nicht bereit war?"

„Beides."

„Also dass Roxy hin und wieder die Initiative übernimmt, wenn ich mal wieder zu sehr die rationalen Argumente abwäge, finde ich sogar gut. Naja, und dass ich mich so geziert hab..."

„Quatsch, du hast dich doch nicht geziert. Das ist doch völlig normal, wenn du da nicht einfach so mir nichts dir nichts in deinen ersten Vierer reinstolperst. Ich meine, das wäre ja auch mein erster Vierer gewesen..."

Marions Zahnrädchen begannen zu rattern. Das konnte nur bedeuten, dass Anja umgekehrt schon Erfahrung mit zwei Frauen gleichzeitig haben musste. Das fand sie irgendwie bewundernswert. Auch dass sie offen darüber sprach, ermutigte Marion, ebenfalls ganz offen zu sein.

„Na ja, weißt du -- es war eigentlich nicht so, dass ich nicht bereit gewesen wäre. Ich fürchtete eher, ich wäre euch ZU bereit gewesen."

Anja machte eine fragende Mine. „Wie meinst du das?"

„Hmm... es ist so..." Marion suchte nach den richtigen Worten. „...ich hab meine Sexualität fünfundzwanzig Jahre lang nicht ausgelebt. Und dann kam Roxy, und jetzt... jetzt..."

„...holst du alles nach" half ihr Anja aus. „Ist doch wundervoll!"

„Ja schon. Aber das... das bricht sich so heftig Bahn. Ich mein, ich kann das überhaupt nicht steuern. Ich hab so heftige Fantasien, und Roxy gießt da noch genüsslich Öl ins Feuer..."

„Und dann kannst du dich nicht gehen lassen?"

„Doch. Aber ich kann dann für gar nichts garantieren. Also wenn ich mit Roxy ungestört bin, mach ich mir da keinen Kopf. Sie ist ja so wahnsinnig aufgeschlossen. Aber ich weiß echt nicht, was denn andere so von mir halten würden..."

„Du, das ist völlig unbegründet. Klar hat jede von uns andere Vorlieben und Fantasien. Aber nur weil jemand etwas anderes mag, geht es gar nicht, denjenigen gleich zu verurteilen. Auch wenn mir manche Praktiken sexuell so gar nichts geben, finde ich es trotzdem schön, miterleben zu dürfen, wie andere ihre Erfüllung finden."

Diese wundervolle Aussage nahm Marion eine spürbare Last von den Schultern. Trotzdem waren ihre Bedenken noch nicht ganz ausgeräumt:

„Das ist echt ne wahnsinnig tolle Einstellung, Anni-Schatzi. Mir geht's genauso. Obwohl Roxy und ich bisher noch nichts probiert haben, das mir nicht gefallen hätte. Irgendwie hab ich das Gefühl, ich bin ein wenig...pervers..."

„Quatsch mit Soße. Pervers ist es erst, wenn jemand dabei schlecht behandelt wird. Wenn man aus Eigennutz ignoriert, dass es dem anderen dabei nicht wohl ist."

„Aber genau das ist es ja. Ich hab Bedenken, dass ich zu egoistisch werde, wenn die Lust mit mir durchgeht."

„Das glaube ich nicht. Du darfst ruhig egoistisch sein und deine Lust ausleben. Das ist für jede Partnerin, die dich ehrlich schätzt, grundsätzlich ein wunderschönes Erlebnis. Und selbst wenn es tatsächlich zu heftig werden würde, dann hörst du doch sicher auf ein ‚Stopp'."

„Klar höre ich darauf. Aber dann ist es ja schon zu spät."

„Finde ich nicht. Klar ist dann erst mal die Luft raus. Aber frau darf ja auch mal die Grenzen austesten. No risk no fun, wie man so schön sagt. Und wie schon erwähnt, ich glaube nicht, dass du so schnell an deine Grenzen stoßen wirst."

„Wieso?" fragte Marion jetzt kokett nach. „Hältst du mich für eine solche Spießerin?"

„Nee, ganz im Gegenteil. Aber ich kenne Susi und ihre Community. Die sind ja in diesen Dingen sowas von aufgeschlossen. Roxy gehört doch auch zu den Children of June, oder?"

„Stimmt. Aber was ist mit dir?"

„Ich bin nicht dabei. Zumindest noch nicht."

„Nee, ähm, ich meinte, ob du auch so... aufgeschlossen bist."

„Klar. Sonst würde das mit Susi nicht funktionieren."

Marion nickte und musste daran denken, was sie und Roxy wohl gerade oben trieben. Anja schien auch über das anregende Gespräch zu sinnieren, so dass beide schweigend wieder zum Abspülen übergingen, und versuchten, an etwas anderes zu denken.

Wie Marion da so abtrocknend stand, ließ sie ihre Blicke zum Fenster hinaus schweifen. Und sie trafen dann exakt auf die Stelle, an dem am frühen Morgen noch der silberne Golf gestanden hatte. Nicht nur, dass dieser Standort die ideale Stelle gewesen wäre, um zu beobachten, was hier in der Küche und im Esszimmer vor sich ging. Der Wagen stand nämlich auch noch genau dort, wo die Fußspuren aus dem Garten den Hang hoch endeten.

Wenn sie sich es jetzt nochmal recht überlegte, kam ihr die Angelegenheit schon recht spanisch vor. Warum sollte jemand, der offensichtlich nicht von hier war, sein Fahrzeug ausgerechnet am Ende einer Sackgasse parken? Wenn nicht um das Haus hier zu beobachten?

Anderseits: Warum gerade dieses Haus? Warum gerade sie? Dann kam ihr ein besorgniserregender Verdacht. Roxy hatte doch erwähnt, dass zwielichtige Typen hinter ihr her waren. Beziehungsweise hinter ihren Optionsscheinen. Was, wenn sie sie aufgespürt hatten, und sie jetzt beschatteten, um den richtigen Moment zum Zuschlagen abzupassen?

Doch dann konzentrierte sie sich wieder auf die rationaleren Argumente. Wie sollte es jemand die ganze kalte Nacht in einem leicht antiquierten Golf ausgehalten haben? Sich stundenlang die Zeit um die Ohren schlagen, und dann ausgerechnet in dem Moment, in dem wieder Leben in die Bude kam, wegfahren? Das machte wenig Sinn. Wahrscheinlich war das alles nur Zufall.

Was auffällig blieb, waren die Fußspuren, die definitiv auf das Gelände führten. Und zwar mutmaßlich dorthin, wo man unbemerkt einsehen konnte, was in Schwimmbad und der Chill-Out-Lounge so vor sich ging. Das Blut stieg ihr in den Kopf, als sie zur Überzeugung kam, dass sie sehr wahrscheinlich beobachtet wurden, als sie sich nackt im Pool tummelten. Und später, als die drei anderen diese verrückte Pornoszene vorspielten. Oh Gott, Anja und Susi hatten dann noch Sex da unten!

Da Marion instinktiv in der Bewegung verharrte, wurde Anja auf sie aufmerksam. „Alles klar mit dir, Marion?" fragte sie besorgt.

„Oh. Ja, klar. Mir ist nur gerade bewusst geworden, dass wir heute Nacht wahrscheinlich einen Spanner zu Besuch hatten."

„Echt?! Wie kommst du da drauf?"

Marion erzählte ihr von den auffälligen Fußspuren und wohin sie wohl führten. Ihre Überlegungen mit dem Golf ließ sie weg.

Anja versuchte nun auch, plausible Erklärungen zu finden. Vielleicht hatte die Nachbarin tagsüber mal nach dem Rechten geschaut. Aber dann wäre sie doch durchs Haus gegangen, und nicht heimlich durch die Hecke geschlüpft. Oder es waren spielende Kinder. Dagegen sprach, dass es nur ein Beinpaar war. Und mindestens Schuhgröße Vierzig.

Sie spielten noch ein paar Überlegungen durch, während sie nach dem Spülen den Frühstückstisch richteten. Und wie auf Kommando tat sich dann im oberen Stock etwas. Türen wurden geöffnet und geschlossen. Offensichtlich richteten sich Roxy und Susi für den Tag.

Der Kaffee stand schließlich auch noch duftend auf dem Frühstückstisch als die beiden im Gänsemarsch die enge Treppe herabkamen. Roxy voraus, und es war, als ginge die Sonne ein weiteres Mal an diesem Tag auf. Jedenfalls strahlte das hübsche Ding Marion an, als hätten sie sich schon tagelang nicht mehr gesehen. Liebevoll nahmen sie sich in die Arme, um sich einen intensiven Guten-Morgen-Kuss zu geben. Anja und Susi taten es ihnen gleich.

Als sich die beiden Neuankömmlinge für das Frühstück bedankt, und sich alle vier gesetzt hatten, erkundigte sich Susi floskelhaft, was es so Neues gab.

„Och nix besonderes" antwortete Anja. „Wir glauben nur, dass heute Nacht ein Spanner ums Haus geschlichen ist."

„Ein Spanner?" lachte Susi auf. „Willkommen auf dem Dorf." Aber Marion war nicht zum Lachen zu Mute, denn Roxy machte einen besorgten und nachdenklichen Eindruck, als Anja die Neuigkeit verkündete. Ihre Blicke trafen sich kurz, und Marion wusste, was ihre kluge, junge Geliebte dachte.

Als Roxy fragte, wie Anja auf die Gewissheit kam, erzählte diese was Marion gesehen hatte. Daraufhin wandte sich Roxy direkt an Marion:

„Ist dir sonst noch etwas aufgefallen?" Dass sie die liebevolle Anrede wegließ, passte so gar nicht zu Roxy.

„Ich weiß nicht. Da war noch so ein Auto. Es stand dort oben, als ich zum Joggen rausging. Und als ich zurückkam, war es weg."

„Was war das für ein Auto?" Knappe präzise Fragen. Marion kam sich vor wie im Verhör.

„Ein silbergrauer VW-Golf. Ca. zwanzig Jahre alt. Kennzeichen S-MK 4386."

„Mein lieber Scholli, Mari-Schatzi. Hast du etwa auch ein fotografisches Gedächtnis?" warf Susi ein, aber Roxy ließ sie mit einer schroffen Geste verstummen. Marions Besorgnis wuchs.

„Ich muss mal telefonieren" sagte die Kleine, angelte sich ihr Handy aus der Gesäßtasche und ging in den Wohnbereich hinüber. Die andern drei sahen sich nur fragend und schulterzuckend an.

„Hi Alex, ich bin's. Wo steckst du gerade? -- Ja. Ich hätte gern, dass du dir was anschaust... Nee, wir sind im Schwarzwald..." Sie schaute auf und fragend zu Susi, die geistesgegenwärtig reagierte, und den Namen des Ortes und die Adresse nannte. Roxy wiederholte dies. Dann wandte sie sich ab und sprach so, dass die drei sie nicht verstehen konnten. Schließlich drehte sie sich aber wieder zu ihnen. „Bis wann bist du da? -- Okay. Danke dir. Bis dann."

Roxy kam zurück und setzte sich schweigend an den Tisch. Marions Magen drehte sich fast vor Besorgnis. Sie schnappte sich Roxys Hand.

„Liebling. Was ist los. Wer war das?"

„Nix. Das war Alex." Immer noch ein unbeteiligtes Vor-Sich-Hinstarren.

„Alex. Wer ist Alex?"

„Ich glaube der Türsteher bei Rosies" beantwortete Susi die Frage, nachdem sie offensichtlich gerade die Einzige war, die einen kühlen Kopf bewahrte. „Er ist nebenher noch so eine Art Privatermittler."

„Roxy! Muss ich mir Sorgen machen?" rief Marion und rüttelte an der Hand ihrer regungslosen Geliebten. Dies schien sie tatsächlich wieder aus ihrem Schneckenhaus zurückzuholen. Sie lächelte Marion liebevoll an und tätschelte ihre Hand. „Nee, Mari-Schatzi. Brauchst du nicht. Ich will nur auf Nummer sicher gehen." Und als ob nichts gewesen wäre, fuhr sie fort: „Und jetzt frühstücken wir. Ihr habt euch so viele Mühe gemacht, und ich hab einen Bärenhunger."

Marion war die Sache etwas auf den Magen geschlagen, so dass sie keinen richtigen Appetit hatte. Trotz allem kam aber ihre gute Laune im Verlauf des immer launiger werdenden Frühstücks wieder zurück. Vor allem, als sie sich über ihre Unternehmungen an diesem Silvestertag abstimmten, war die Sache mit dem vermeintlichen nächtlichen Besucher fast schon wieder vergessen. Sie wollten zum Spaßrodeln in das Skizentrum rausfahren, das Marion heute früh entdeckt hatte. Und am Abend ging es ja in die Ü-30 Disco in die Stadt. Zum Reinfeiern ins neue Jahr. Nur beiläufig erkundigte sich Susanne, wann Alex hier sein wollte. Das passte gut mit dem Zeitpunkt am Nachmittag überein, an dem sie ohnehin zurück sein wollten.

Die Idee mit dem Rodeln war ein voller Erfolg. Sie hatten alle vier einen Riesenspaß. Mit wechselnden Untersätzen und Besetzungen ging es wieder und wieder mit dem Sessellift hoch und anschließend im Affenzahn die Piste runter. Die Wettfahrten gewann meist Marion, egal ob sie allein auf ihrer Plastikschale unterwegs war, oder zusammen mit einer der anderen ihrer Freundinnen. Nur die wenige Mal, als sie die Kurven zu schnell nahm, und regelrecht von der Piste abkam, hatte sie das Nachsehen. Dabei machte das sogar am meisten Spaß.

Noch aufregender war es jedoch mit dem riesengroßen aufgeblasenen Gummireifen, auf dem sie zu viert die Piste hinunterrutschten. Der sich dabei immer wieder drehte, die eine oder andere Passagierin abwarf, oder sich gar ganz überschlug, und so die vor Spaß kreischenden Freundinnen schneebedeckt auf der Strecke zurückließ.

Die vier verrückten Pilotinnen waren schnell die Attraktion schlechthin auf dem gut besuchten Rodelhügel. Einmal nahmen sie auf Roxys Initiative sogar ein Kind mit, das unbedingt auch mal rutschen wollte, deren Mutter sich aber nicht traute. Natürlich ging es auf dieser Fahrt dann ganz gemächlich zu. Aber das Mädchen hatte Riesenspaß. Marion auch. Roxy war einfach wundervoll kinderlieb. Diese junge Frau war einfach unverbesserlich.

Als die ihre Klamotten dann vom schmelzenden Schnee immer klammer wurden, war es Zeit, sich bei leckerem Glühwein und Germknödeln in der Hütte aufzuwärmen. Dort wurden sie immer wieder von anderen Gästen angesprochen. Sie seien doch die Mädels, die so viel Spaß verbreitet hatten. Ob sie denn ein Verein seien. Zwei junge Frauen aus einer gemischten Skifahrergruppe hatten ihre Sturzfahrten sogar mitgefilmt, und sie tauschten ihre Handynummern aus, damit sie ihnen die Videos zuschicken konnten. Sich dabei nochmal selbst zuzuschauen machte fast noch einmal so viel Spaß.

Sie lachten und witzelten, neckten und küssten sich. Jede mit jeder, so dass von außen nicht erkennbar war, welche der Frauen jeweils ein Paar bildete. Oder ob es überhaupt Zweierbeziehungen unter ihnen gab. Sie genossen es auch hier, im Mittelpunkt zu stehen, einfach gute Laune zu verbreiten. Roxy und Susi waren die geborenen Entertainer. Marion hatte nie zuvor mehr Spaß.

Drei junge, schnucklige Männer hatten sie sogar auf eine Runde Jagertee eingeladen. Den nahmen sie gerne mit, und auch deren heftiges Anflirten ließen sie sich nicht entgehen. Ihre Handynummern aber rückten sie nicht raus. „Sorry Jungs, wir haben schwanzfreie Woche" lachte Susi sie an. Wie auf Kommando knutschte Roxy sie leidenschaftlich vor deren Augen. Die armen Jungs wussten gar nicht wie ihnen geschah.

Die Sonne stand schließlich recht tief, als sie sich wieder auf den Heimweg machten. Auf der Fahrt grölten sie noch ein paar der Apres-Ski-Hits, die in der Hütte liefen. Eigentlich hasste Marion den Anton aus Tirol, aber mit den verrückten drei Hühnern in ihrem Wagen machte das Rumalbern richtig Laune: „I bin so blöd, I bin so hohl, i bin der Anton aus Tirol..."

Marion hoffte, dass keine Polizeistreife unterwegs war. Wenn sie angehalten würden, ganz nüchtern war sie sicher nicht mehr. Gott sei Dank war es keine weite Strecke zurück zum Ferienhaus.

Als sie in die Einfahrt einbogen, stand da schon ein anthrazitfarbener A-Klasse-Mercedes neueren Baujahrs. Gleich darauf stieg ein Mann aus. Alex.

Roxy umarmte ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Susi begrüße ihn auf gleiche Art. Anja und Marion gab er nur einen kräftigen Händedruck. So in etwa hatte sie ihn von dem Abend bei Rosis noch in Erinnerung. Kleiner als Marion, aber kräftig, drahtig. Mit wachen Augen und exaktem Militär-Haarschnitt. Er trug Jeans, Lederstiefel und eine gefütterte Lederjacke.

„Bist du schon lange da?" fragte ihn Roxy.

„Check dein Handy, dann weißt du's" antwortete er knapp, aber höflich.

„Oh sorry. Wir hatten so viel Fun. Ich habs schon länger nicht mehr in der Hand gehabt."

„Kein Thema. Ich hab mir die Sache schon mal angeguckt."

„Und?"

Alex schaute sich um und meinte dann: „Lasst uns drinnen reden." Das klang ernst und holte die vier ausgelassenen Hühner wieder auf den nüchternen Boden der Tatsachen zurück.

Anja machte allen zunächst einen Kaffee, und sie setzten sich erwartungsvoll an den Esstisch, alle Aufmerksamkeit auf dem Herrn in der Runde.

„Also da ist tatsächlich jemand auf dem Gelände gewesen. Unautorisiert. Ich habe das mit den Wetterdaten abgeglichen. Das muss irgendwann zwischen gestern Nachmittag und heute früh, so spätestens gegen vier Uhr gewesen sein."

Alle vier nickten nur ernst und Alex wandte sich mit einer Frage an Marion und Anja: „Wo stand der Golf?"

Marion zeigte zum Fenster raus.

„Konntest du im Wagen irgendetwas erkennen?"

„Nein. Also ich hab ja auch nicht drauf geachtet."

„Aber das Nummernschild kennst du?" kam es etwas ungläubig zurück.

„Ja. Ich kann mir Kennzeichen gut merken. Das Auto war das gleiche wie mein erstes. Und die Stadt, ein Buchstabe und zwei Ziffern stimmten auch überein."

„Verstehe" nickte Alex nachdenklich. „Du hast niemanden drinsitzen sehen?"

„Nee natürlich nicht. Das wäre mir aufgefallen." Marion versuchte sich das Bild wieder vor Augen zu holen. Dann fiel ihr erst etwas auf. „Moment mal. Die parkenden Autos auf der Straße waren alle dick mit Reif bedeckt. Der Golf nicht!"

Alex nickte und schaute zu Roxy. Diese meinte: „Standheizung?"

„Yepp. Sehr wahrscheinlich." Das wäre die Erklärung, wie jemand sie trotz der eisigen Temperaturen die ganze Nacht hätte beschatten können.

„Das klingt gruselig" meinte Anja. Und Susi stimmte ihr bei.

„Aber kann es nicht einfach sein, dass jemand die Heizung per Fernbedienung angemacht hatte, weil dasjenige wegfahren wollte. Was dann ja auch geschehen ist?" gab Marion zu Bedenken, ganz im Bemühen, die Sorgen etwas zu glätten.

„Auch denkbar. Aber dann müsste der Fahrer ja irgendwo in der Nachbarschaft übernachtet haben."

„Sollen wir mal rumfragen?" versuchte Susi sich nützlich zu machen.