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Matrix der Gefühle 04

Geschichte Info
Und weiter gehts mit...
16k Wörter
4.36
34.9k
4
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Teil 4 der 6 teiligen Serie

Aktualisiert 08/13/2022
Erstellt 05/14/2006
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Andy43
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Und weiter gehts mit Teil 04. Viel Spaß,

„Guten morgen mein Liebes, sagte Sandra und schaute in Lisas Gesicht. Lisa reckte sich. „Wie hast du geschlafen," fragte Sandra. „Wie ein Stein." „Ich hab uns schon Frühstück gemacht, der Kaffee steht auf dem Tisch." „Du bist ein Engel, Sandra." „Ich weiß," meinte sie schmunzelnd. Lisa stand auf und machte sich frisch. Der Toaster dampfte und spuckte die ersten warmen Toastscheiben aus. „Hmm, dass riecht aber gut." Lisa schaute genüsslich auf den gedeckten Tisch. „Lass es dir schmecken," sagte Sandra mit freudiger Stimme und goss den dampfenden Kaffee ein. Sie aßen.

„Ich habe mir etwas überlegt," fing Lisa an zu erzählen. „Ich bin ganz Ohr."

„Wir besitzen an der Ostsee ein kleines Wochenendhaus, bei Heiligenhafen, ich habe mir gedacht, wir könnten für ein verlängertes Wochenende dorthin fahren, wenn du es einrichten kannst. Nächste Woche ist doch am Freitag ein Feiertag. Wenn wir am Donnerstag nachmittags losfahren, dann können wir am Abend da sein. Was meinst du." Sandra schaute Lisa glücklich an. „Gern, dass wäre toll. Ein paar Tage ganz für uns an der See, ich liebe die See. Aber was ist mit deinem Mann."

„Er fährt für ein paar Tage zu einem Meeting nach München, er hat im Moment nur seine Arbeit im Kopf." Sandra nahm Lisas Hand. „Dann lass uns fahren, es wird sicher ein schöner Kurzurlaub. Ich freue mich riesig. Ich sehe uns schon am Strand barfuß durchs Wasser laufen, Hand in Hand." „Du bist eine kleine Romantikerin, Sandra." „Ja, wahrscheinlich bin ich das. Findest du das albern," fragte sie. „Nein, im Gegenteil, ich bin im Grunde auch eine." „Ich kann es kaum abwarten. Ich bin schon jetzt total aufgeregt." Lisa lächelte sie an. „Na dann Ostsee, wir kommen," rief Lisa und prostete Sandra mit ihrer Kaffeetasse zu. Sie lachten.

*

„Hast du auch an warme Sachen gedacht," fragte Lisa. „Ja, habe ich." Sandra stellte ihre Tasche in den Kofferraum. Sie stiegen ein. „So, es ist jetzt achtzehn Uhr, in etwa vier Stunden sind wir da, meinte Lisa und startete den Wagen. „Ich bin ganz aufgeregt, sagte Sandra, fühl mal ich hab´ ganz kalte Hände." Sie legte ihre Hand auf Li-sas Wange. „Du bist ja aus Eis, sagte Lisa. Wenn wir da sind nimmst du ein heißes Bad, sonst wirst du mir noch krank." „Ich werd schon nicht krank, dass ist bei mir immer so, dass ist die Vorfreude." „Auf was denn, fragt Lisa. „Na auf dich und das Meer, wie es sein wird, ein paar Tage mit dir zu verbringen." Sandra schaute verliebt zu Lisa herüber. Lisa warf ihr einen Kuss zu. „Wenn wir erst mal auf der Autobahn Richtung Bremen sind, dann geht es zügiger. Hier auf der Dreiundvierzig ist um diese Zeit immer alles dicht." „Wir haben Zeit, meinte Sandra, stellte ihren Sitz nach hin-ten und machte es sich gemütlich. Soll ich dich mit dem Fahren später ablösen," fragte sie. „Nein, ich bin das Fahren gewöhnt, ich fahre durch." Sie hörten Radio.

„Hat Dirk dich gefragt, wer ich bin," fragte Sandra plötzlich. „Wieso fragst du."

„Du hast mich ihm noch nicht vorgestellt, du willst es nicht, stimmt´s,... es ist für mich nicht schlimm, fügte sie noch schnell hinzu. Es ist nur so, er könnte dahinter kommen und fragen wer ich bin, verstehst du. Er kennt doch deinen Freundeskreis gut." „Dirk weiß nicht dass ich mit dir schlafe. Wir haben nie darüber geredet, er ahnt nicht das es so sein könnte, er weiß also nicht, dass du mehr als meine Freundin bist, und im übrigen gehen wir eigenen Wege, was Freundschaften angeht. Dirk trifft sich mit sei-nen Freunden und ich mich mit meinen. Wir gehen zwar ab und zu mit anderen Pärchen aus, aber halt nur mit einem engen Kreis von Leuten, die wir beide kennen. Ich kenne seine Freunde auch nicht alle. Ich weiß, was du mir sagen willst Sandra, fuhr Lisa fort. Mach dir mal keine Gedanken."

„Er hat mit einer anderen rumgemacht," sagte Lisa plötzlich. Sandra schaute sie erschrocken von der Seite an. „Ich habe beim Aufräumen einen Ohrring im Bett gefunden. Es ist nicht meiner gewesen. An dem Abend, als wir beide im Kino waren, da hat er mit ihr im Bett gelegen. Ich habe den Ohrring vor unser Bett auf den Fußboden gelegt, damit er ihn findet. Er war später verschwunden. Wäre es meiner gewesen, dann hätte er was gesagt, oder ihn auf den Frisiertisch gelegt, zu meinen Sachen. Er hat sich nichts anmerken lassen. Sandra schaute bedrückt.

Ich kann ihm nicht böse sein, fuhr Lisa nach einer Weile des Schweigens fort.

Es ist nur ein seltsames Gefühl einen betrogenen Mann zu haben, der einen betrügt." „Liebst du ihn noch," fragte Sandra leise. „Wo fängt liebe an und wo hört sie auf, dachte Lisa laut, hört sie auf, wenn man fremdgeht und beginnt sie, wenn man sich verzeiht, oder ist es umgekehrt." „Ich glaube, meinte Sandra leise, dass es keine Liebe an sich gibt, jedenfalls nicht so, wie es die Luft zum Atmen gibt. Um sie muss man sich immer neu bemühen, sie ist nicht automatisch da, man spürt sie eines Tages im Inneren seines Herzens, hat ein Kribbeln im Bauch und weiß, sie ist da. Aber so schnell, wie sie kommt, geht sie wieder. Man muss immer wieder um sie kämpfen. Sie verwandelt sich von einem tiefen, schönen Schmerz in ein unterschwelliges Grundvertrauen, das einen trägt..."

„Bis sie unter der Last des alltäglichen Einerleis, den stupiden Wiederholungen zusammenbricht und auf der Strecke bleibt. Die Liebe ist wie eine Banane. Je älter und dunkler die Schale wird, desto fauler wird sie von innen. Du kannst es nicht vermeiden. Und wenn du sie schälst und genießt, ist sie schnell gegessen, " führte Lisa Sandras Gedanken weiter.

Sie schwiegen lange. Sandra schaute betroffen aus dem Seitenfenster. Sie merkte, dass es Lisa wehtat.

„Siehst du Sandra, erhob Lisa ihre Stimme. Ich wollte keinen Beziehungsstress, jetzt habe ich ihn. Aber anders als ich mir das dachte. Mein Mann fickt eine andere. Auch wenn ich nicht mit Angela oder mit dir ins Bett gegangen wäre, dann hätte ich den Stress jetzt trotzdem gehabt. Was ich sagen will ist, es ist mir scheißegal. Ich werde mit Dirk reden, ihm vielleicht eine Szene machen und ihm seine Taten vorhalten. Und wenn ich ihn dann runtergemacht und mich daran aufgegeilt habe, wie ihm die Muffe dabei geht, dann werde ich ihm sagen, dass mich das alles gar nicht sehr berührt. Ich werde ihm sagen, dass ich im Kino war und danach mit einer supergeilen Frau gevögelt habe, als er mit seiner Maus zu Hause in unserem Bett war. Ich werde ihn einfach fragen, ob sie gut war und er sie mir nicht mal ausleiht, um es ihr mal richtig zu besorgen." Lisa schmunzelte als sie fertig war.

Sandra schaute etwas irritiert.

„Ist das dein Ernst," fragte sie. „Warum nicht, ich bin auf seine Gesicht gespannt." „Würdest du das wirklich tun." „Was." „Seine neue Maus vernaschen." „Wenn sie knackig ist, sicher, er hat einen guten Geschmack."

Lisa musste sich beherrschen um nicht laut loszulachen, während sie das sagte. Sandra verzog entgeistert ihr Gesicht. „Du verstehst nicht, was ich dir in Wahrheit sagen will," meinte Lisa und legte eine Hand auf Sandras Oberschenkel. „Nein," erwiderte Sandra leise. Lisa bemerkte, wie geknickt Sandra war. „Ich werde mich mit Dirk aussprechen und wenn er der Meinung ist, dass er eine Abwechselung braucht, dann ist es o. k.. Er soll seinen Spaß haben. Ich bin unabhängig. Letztlich brauche ich ihn nicht, du verstehst. Es ist doch nur gerecht, wenn ich ihm dass zugestehe, was ich mir vor seinem Seitensprung schon genommen habe. Wir haben uns gegenseitig betrogen und damit uns selbst um unsere Liebe gebracht, die sicher einmal vorhanden war. Wir können nur daraus lernen, es nehmen, wie es nun mal ist und uns arrangieren. Ich habe jetzt kein schlechtes Gewissen mehr. Klar, ich hatte eines... anfangs, jetzt nicht mehr. Er fühlt sich so, wie ich mich. Es ist passiert. Und... ich bin frei, in meinem Denken und meinem Tun. Ich nehme nur noch Rücksicht auf mich... und dich."

Sandra runzelte die Stirn. „Liebes, fuhr Lisa fort. Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Angela hat dir gesagt, ich wolle keine Beziehung zu ihr oder zu einer anderen Frau. Das war vor dem Urknall. Ich habe festgestellt, und darüber bin ich mir in den letzten Tagen klar geworden, dass ich dich sehr liebe und ich mit dir zusammenbleiben will. Vorausgesetzt, du willst das auch. Du musst mir jetzt nicht Antworten. Für dich ist es ja eine neue Situation. Ich will dich nicht verlieren, du bedeutest mir mehr, als ich mir eingestehen wollte."

Sandra war platt. „Du meinst... du willst..." „Ja, ich möchte dich als meine Freundin, als meine Geliebte." Sandra lächelte. „Ich liebe dich auch sehr, erwiderte Sandra. Lass es uns miteinander versuchen, ohne Stress, ohne Bevormundung, ehrlich und offen."

„Dirk wird das lange Wochenende ohne mich wohl genießen, sagte Lisa hintergründig, und ich ebenfalls."

Lisa machte das Radio lauter und trommelte mit ihren Fingern auf dem Lenkrad den Takt der Musik. Sandra kuschelte sich in den Sitz. „Ich höre schon das Meer rauschen," sagte sie zu sich und machte die Augen zu.

Die letzten Kilometer führten durch Wiesen, Felder, kleine Bauernschaften, und schön herausgeputzte Dörfer. Lisa bog von der Landstraße in einen kleinen Weg, der mit Schotter, Bruchstücken alter Dachpfannen und Ziegel gepflastert war und den Bauern als Transportweg für die Früchte ihrer Äcker diente.

Sandra wurde durch das Schaukeln des Autos geweckt. Sie war auf den letzten Kilometern eingedöst und reckte sich nun in ihrem Sitz auf und gähnte.

„Wo sind wir, Lisa, hier ist es stockduster." „Wir sind fast da, noch ein paar Meter." Der Weg verzweigte links und rechts auf die Äcker. Ein Bewegungsmelder schaltete einen Halogenstrahler an, der versteckt in einem Baum angebracht war. Der Weg endete schließlich auf einen gepflasterten, kleinen Hof, der kunstvoll aus gebrannten Ziegeln im Fischgrätenmuster gelegt war. Sie stiegen aus.

„Ich glaub´s einfach nicht, sagte Lisa und stand staunend vor der kleinen Bauernkate. Ich hab´ mir ganz was anderes vorgestellt, ein kleines Bungalow oder so ein Schwedenhaus, wo das Dach bis fast ganz auf den Boden reicht. Aber das hier ist ein Traum," meinte Sandra staunend." Lisa lächelte und schloss die Tür auf. Dirk hat ein gutes Händchen, wenn es um Immobilien geht. Das hier ist ein Einzelstück, das kannst du mir glauben. Es ist ein typisches, kleines Bauernhaus, wie sie früher, vor etwa zweihundert Jahren gebaut worden sind. Wir haben vor fünf Jahren hier in der Nähe Urlaub gemacht. Dirk hatte damals durch Zufall von einem Bauern gehört, dass es zu kaufen sei, er hat es sofort erstanden. Wenn ich dir den Preis sage, fällst du um." „Es war sicher teuer," meinte Sandra. „Nicht viel teurer als mein Golf mit Vollausstattung," antwortete Lisa und ging zum Kofferraum. Sandra ging langsam auf das kleine Haus zu. Regnet es da nicht hinein, meinte sie und zeigte auf das Dach. Sandra lachte. Das ist Reed, es wurde früher als Dacheindeckung benutzt und eignet sich hervorragend dazu. Es nimmt sogar einen Teil des Regenwassers auf und lässt es danach langsam wieder in die Luft ab. Es ist Atmungsaktiv und eine gute Wärmedämmung. Es kann nur im Winter geschnitten werden, dann ist es trocken. Die Herstellung, oder besser gesagt, die Ernte ist zwar recht einfach, aber man kann nur bestimmtes Reed verwenden und es ist nicht so einfach zu verlegen, das können heute nur noch ganz wenige Handwerksfirmen. Und es sieht einfach schön aus." „Ja, es ist ein Gedicht." „Hilfst du mir bei den Sachen, fragte Lisa."

„Sicher, entschuldige, aber ich bin ganz hingerissen." Sie brachten die Sachen ins Haus. Sandra staunte. „Wir haben es restaurieren müssen, es war damals ziemlich heruntergekommen und wurde als Werkstatt und Abstellplatz für die Ackergeräte benutzt. Der Fußboden besteht aus dicken Baumscheiben, hier siehst du, Lisa ging in die Hocke und fühlte mit der Hand über den Boden. Eiche, geschliffen und geölt. Sie war in ihrem Element. Und dort im Wohnzimmer sind die Hölzer quadratisch. Man schneidet dicke Stücke ab und verlegt sie wie Pflastersteine auf dem Unterboden. Dann werden sie poliert und geölt. Wenn man sie alle paar Jahre, je nach Grad der Benutzung nachbehandelt, dann hält so ein Fußboden ein Menschenleben und länger." „Du hast es nach deinen Vorstellungen eingerichtet," meinte Sandra und machte große Augen. „Ja, ich habe es in dem bäuerlichen Stil wieder hergerichtet, wie es in dieser Region damals üblich war. So haben halt die Menschen hier gewohnt. Natürlich gab es da noch kein Badezimmer mit fließendem Wasser und keine Gasheizung. Und der Fußboden war aus gestampftem Lehm. Dort drüben, wo das Wohnzimmer ist, war früher der Stall fürs Vieh. Sandra betrachtete die Inneneinrichtung. „Komm, ich zeig dir was schönes, meinte Lisa und lächelte. Sie ging in einen kleinen abgeteilten Flur, durch den man hinter das Haus in den Garten gelangen konnte. Eine kleine Stiege führte von dort aus nach oben durch eine kleine lukenähnliche Öffnung in den Dachraum. Lisa machte Licht. Ein gelbroter Lichtschein verteilte sich im Dachzimmer und berührte sanft das Mobiliar und das Reed, welches von innen ebenfalls zu sehen war. Sandra stand wie angewurzelt mit geöffnetem Mund und bewunderte was sie sah. „Das Schlafzimmer, sagte Lisa und machte eine Handbewegung, wie bei einer Museumsführung. Na, was sagst du." „Es ist ein Traum. So habe ich mir immer in der Geschichte, der Wolf und die sieben Geißlein, die Stube der Großmutter vorgestellt." Sandra lachte. „Fragt sich nur, wer der Wolf ist." Sandra knurrte und legte eine Hand um Lisas Schulter. Sie mussten lachten. „So, und jetzt lass uns die Sachen hoch holen und in den Kleiderschrank einräumen. Dann machen wir uns noch einen Tee und gehen schlafen, einverstanden. Ich bin müde und morgen stehen wir zeitig auf, ziehen uns mollig warm an und gehen zum Strand," erklärte Sandra.

Lisa stellte den Tee auf ein Stövchen. Sandra kam aus dem Bad und ging die Stiege hinauf. Lisa schüttelte das Oberbett auf. Sie setzten sich an einen kleinen runden Tisch und tranken Tee. „Es ist doch recht kühl hier am Abend," meinte Sandra und rieb sich die nackten Oberarme. Sie hatte eine Gänsehaut. „Ich hab den Gasofen angemacht, aber es dauert eine Zeit bis es warm wird.

Das Meer ist hier nur ein paar Gehminuten weg. Man schmeckt die salzige Luft, der Wind kommt vom Meer. Du kannst dich gleich an mich rankuscheln, dann wird´ s dir schnell wärmer." Sandra warf ihr einen Kuss zu und nippte an der Tasse mit Tee. Sandra löschte das Teelicht. Sie tranken schnell aus und gingen ins Bett. Lisa machte das kleine Nachttischlämpchen aus und kroch unter das dicke Daunenoberbett unter dem Sandra schon wie ein Eisklotz lag. Sandra kuschelte sich sofort mit ihrem Kopf an Lisas Brust und streichelte über ihre Arme.

„Hast du keinen Schlafanzug mitgenommen, fragte Lisa. Nur im Slip und Oberteil zu schlafen, dazu ist es ein wenig zu kühl."

„Jetzt nicht mehr," antwortete Sandra und kuschelte sich noch näher heran. Lisa gab ihr einen Kuss auf den Kopf, den Sandra vor ihr auf die Brust gelegt hatte. Sie schlossen die Augen. Der Wind ließ das Reed auf dem Dach rauschen und knistern. Ab und zu glaubte Sandra das rauschen der Brandungswellen aus der Ferne zu hören, zwischen dem rhythmischen Schlagen von Lisas Herz.

„Ob es im Paradies auch so schön ist," fragte Sandra leise in die Stille.

„Wie kommst du jetzt darauf, sagte Lisa mit geschlossenen Augen. „Weil ich mich so fühle, jetzt, in diesem Augenblick." Lisa legte ihre Hand auf Sandras Rücken und streichelte ihn.

„Hast du vorhin den schlimmen Unfall auf der Gegenfahrbahn gesehen," fragte Sandra nach einer Zeit. „Ja, ich habe kurz hingesehen," warum fragst du.

„Ich hatte einen Bruder, er war zwei Jahre älter als ich, er ist in so einer schönen Nacht wie heute verunglückt. Mit dem Auto. Wir waren in der Disco. Er ist mit ein paar Kumpel vor uns losgefahren. Er saß hinten. Ich bin mit ein paar Freundinnen mit dem Sammeltaxi später nach Hause. Von weitem sah man schon das Blaulicht. Die Polizei hat uns vorbei gewunken. Ich hab´ das Auto wiedererkannt. Es hatte sich um einen Baum gewickelt. Die Feuerwehr war dabei das Dach abzuschneiden. Sie hatten braune Decken über sie gelegt. Aus der hinteren Decke streckte ein Arm heraus. Man hatte eine Infusion gelegt. Ein Sanitäter hielt eine Flasche hoch. Ich sehe ihn noch in der leuchtend orangenen Jacke stehen.

Manchmal träume ich davon, in Nächten wie diesen, wenn ich alleine bin." Sandras Stimme klang, als würde sie die Inhaltsangabe über eine Filmdokumentation vorlesen.

„Ob wir alle in den Himmel kommen," fragte sie dann. Lisa antwortete nicht. Sie lag mit offenen Augen und hörte Sandra zu. „Wenn ich zur Arbeit fahre und spät dran bin, muss ich an der Stelle vorbei... an dem Baum... Ich sehe Michael manchmal im Traum dort stehen, wie einen alten, zerzausten, heruntergekommenen Bettler, mit blutigem Haar. Er trägt ein Gewand aus braunem, zerschlissenem Sackleinen, das nur noch in schmalen fetzten an ihm herunterhängt und er streckt mir seine offenen Hand entgegen, als wollte er um etwas Betteln, mit leerem Blick, mit geöffnetem, zahnlosem Mund. Er bettelt nicht nach Essen oder Geld, fuhr Sandra mit monotoner Stimme fort. Er bettelt nach Erlösung, nach Freiheit, als wäre er dort an den Baum gekettet."

Lisa streichelte Sandra über den Kopf.

„Ich habe das noch niemandem erzählt, außer dir," setzte sie hinzu.

„Du brauchst keine Angst zu haben, mein Engel," sagte Lisa leise.

„Ich hab´ dich lieb," flüsterte Sandra.

„Schlafe jetzt, morgen wird ein schöner Tag. Dein Bruder ist im Himmel, das glaube ich ganz fest. Er schaut auf dich herab und ist jetzt dein Schutzengel. Er lächelt zu dir herunter, und ab und zu wirft er dir einen Sonnenstrahl ins Herz. Wenn du Glücklich bist, dann ist er vielleicht daran schuld, du weißt es in dem Moment nur nicht."

Sandra atmete einmal tief durch, als hätte sie eine schwere Last abgelegt.

„Du meinst es gut mit mir," sagte Sandra leise, schloss die Augen und schlief ein.

Es war ein Ostseetag. Hellblauer Himmel, weißgraue, gehetzte Wolken, eine kühle Sonne und gepökelte, würzige Luft. Das Meer pustete seinen spröden Charme gegen das Land, wie Blas aus dem Atemloch eines Wales.

Sandra räkelte sich im Bett, reckte die Arme und blinzelte in das helle Licht, das aus kleinen Dachfensterchen hereinstreunte. Lisa war schon aufgestanden.

„Komm runter, du kleines Faultier, rief Lisa durch die Dachluke hinauf ins Schlafzimmer, das Frühstück ist fertig. Sie hörte Sandras Schritte durch den Holzboden.

„Ja, ich komme gleich."

Sandra kam vom Bad ins Wohnzimmer, das durch einen rustikalen, tresenartigen Aufbau in einer Ecke des Raumes unterbrochen wurde und die Küchenzeile abteilte. Ein kleiner Tisch war hübsch fürs Frühstück eingedeckt.

Sandra band ihre Haare hoch. Sie lächelte. Lisa stellte eine Milchkanne auf den Tisch. Sandra gab Lisa einen Kuss auf die Wange und setzte sich zu ihr an den Tisch. „Frische Milch von Bauer Theo´ s glücklichen Kühen." „Du warst schon Milch holen," fragte Sandra erstaunt. „Immer, wenn ich hier bin, fängt der Tag für mich um sechs Uhr an. Dann gehe ich Milch holen, direkt aus dem Stall. Der Bauernhof ist nur ein paar Minuten weg. Bauer Theo ist dann schon beim Melken. Die Milch ist direkt aus dem Tank, die schmeckt noch nach echter Kuhmilch, nicht mit der Tütenmilch zu vergleichen, die wir im Supermarkt kaufen." Das hier ist noch wahrer Reichtum, erzählte Lisa vergnügt und strich sich ein Brot dick mit selbstgemachter Butter ein. Sandra probierte die Milch. „Hmm, die schmeckt aber sahnig," sagte sie und leckte sich den Rahm von der Oberlippe.

Lisa freute sich. Nach dem Frühstück gehen wir zum Strand und machen einen Morgenspaziergang. Was hältst du davon." „Gern, antwortete Sandra. Ich kann es kaum abwarten das Meer zu sehen. Ich habe es gestern Nacht rauschen gehört." „Hast du gut geschlafen," fragte Lisa neugierig. „Besser als sonst, ich war ja nicht allein, meinte sie nachdenklich. Ich freu mich, dass wir beide hier sind, setzte sie dann aber mit fröhlichem Unterton hinzu und biss herzhaft in ihr Brot.

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