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Mystische Verwandlungen

Geschichte Info
Liebe ist magisch.
9.9k Wörter
4.65
7.7k
4
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Die Sonne war schon untergegangen.

Dämmerung tauchte den großen Park in ein diffuses Licht. Wie sooft hatte ich auf meinem Aussichtspunkt Platz genommen. Einer alten, riesigen Platane. Unter mir die letzten Spaziergänger und die allerersten Nachtschwärmer. Vom nahen Fluss zog der Abendnebel langsam herauf. Noch eine halbe Stunde und man würde kaum mehr die Hand vor Augen erkennen können.

Amüsiert sah ich mir die Menschen an. Wie klein, wie schwach und unwissend sie doch sind. Gefangen in ihrer kleinen Welt, ohne das Große und Ganze zu überblicken. Und ich blieb unsichtbar für die da unten. Obwohl ich durchaus eine aparte Erscheinung bin, war meine Welt doch eher die verborgene.

Schlank, muskulös, fast ein Meter achtzig groß, mit großer Oberweite und festem Arsch. Das alles schön verpackt in schwarzes Leder. Meine langen Stiefel mit Absatz, die knallenge Hose, die, mit silbernen Spangen verzierte Lederkorsage und mein langer Ledermantel. Durchaus sehr sexy. Dazu mein langes, schwarzes Haar, meine helle Haut und meine vollen, knallroten Lippen.

Doch es war selten das mich einer der Menschen dort unten zu Gesicht bekam.

Und wenn, waren es meist das Letzte was sie sahen. Zumindest galt das für jene, auf die ich Jagd machte. Verbrecher, Schläger, Vergewaltiger, Drogendealer.

Der Abschaum der Gesellschaft. Sie vermisste niemand. Und wenn einer verschwand, tauchte meist kurze Zeit später der nächste Kriminelle auf, um seinen Platz einzunehmen. Und ich hatte Nachschub.

Mein Blick streifte durch die beginnende Dunkelheit.

Da. Eine Bewegung. Hinter einem großen Busch ein Mann. Ich folgte seinem Blick, sah wen er da im Visier hatte. Scheinbar ein junges Paar. Vermutlich Studenten.

Ich spürte seine bösartigen Gedanken. Ob er sie „nur" überfallen wollte, oder was schlimmeres plante, spielte für mich keine Rolle.

Er ist ein Verbrecher. Punkt. Und somit ein Opfer. Ein Opfer von mir.

Er sah mich nicht, hörte mich nicht kommen. Als er mich bemerkte, war es eh schon zu spät für ihn. Meine langen, rot lackierten Krallen bohrten sich in sein Fleisch. Keine Chance meiner Kraft zu widerstehen. Und bevor er irgendwas realisieren konnte, schlug ich meine Reißzähne in seinen Hals.

Metallischer Geschmack in meinem Mund. Roter Lebenssaft rann meine durstige Kehle herunter. Leblos sank sein toter Körper ins Gras. Wieder einer weniger.

Doch in dieser Welt gingen solche Kerle leider nicht aus. Oder Gott sei Dank.

Nahrung im Überfluss.

Ja. Ich bin ein Vampir. Ein Geschöpf der Nacht. Unsterblich. Na ja. Zumindest fast. Bin ich eine Verfluchte? In den Augen vieler gewiss.

Besonders natürlich für religiös Verblendete. Doch die Wahrheit ist eine andere.

Ich gehöre einer seltenen Spezies Mensch an. Im Alter von sechsundzwanzig wurde ich verwandelt. Das ist nun auch schon gut sechshundert Jahre her.

Seitdem keinen Tag gealtert. Am Anfang war es schon schwer damit umzugehen, was mir passiert war. Doch man gewöhnt sich an alles.

Und ich fand mich schnell in meiner neuen Rolle zurecht. Das einzige was mir am Anfang wirklich schwer fiel, war die damit verbundenen Einsamkeit zu ertragen.

Und damals waren die Zeiten für meine Art noch deutlicher schwerer. Es wurde Jagd auf uns gemacht. Angestoßen von der Kirche, befördert von Aberglauben und Unwissenheit. Dabei sind wir gar nicht so ganz anders.

Gut. Wir trinken Blut. Sind aber auch „normalen" Lebensmitteln nicht abgeneigt. Ich für meinen Teil liebe zum Beispiel die italienische und chinesische Küche.

Oder Steaks. Natürlich noch blutig. (Sorry. Musste sein).

Überhaupt sind wir ganz anders, als die Literatur oder Filme die Menschen glauben machen will.

Wir fürchten uns nicht vor Kreuzen oder Silber, sind nicht allergisch gegen Knoblauch und ein Holzpflock in unser Herz getrieben ringt uns nur ein müdes Lächeln ab. Ach ja. Wir werden auch keine Fledermäuse.Und fliegen geht auch nicht.

Nur das mit dem Sonnenlicht ist eine Tatsache. Unser „Sonnenbrand" ist für uns tödlich. Und so ist meine Art dazu verdammt, ihr Leben in der Dunkelheit zu führen. Doch wie schon erwähnt. Man gewöhnt sich an alles.

Zumindest an fast alles. Die Einsamkeit nagte dann doch oft an mir.

Eine Beziehung nahezu ausgeschlossen. Eine Partnerschaft von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Wie sollte man auch einem Partner erklären, das man selber nicht altert, das man nur nachts das Haus verlassen und unter Menschen gehen kann. Und das man Leute tötet um deren Blut zu trinken. Das hält auf Dauer keine Beziehung aus. Und so lief auch mein Sexualleben auf Sparflamme. Viel mehr als Eigenliebe war kaum drin. Ganz selten mal ein One-Night-Stand.

Aber ich will ja nicht rumheulen.

Es gibt allerdings auch viele Vorteile ein Vampir zu sein.Wir sind viel stärker als normale Menschen. Können uns schneller bewegen, springen locker über Hausdächer und Wunden heilen bei uns innerhalb weniger Stunden.

Mit geübtem Griff in meine Manteltasche zauberte ich ein kleines Fläschchen hervor. Zwei, drei Tropfen würden genügen und von der Leiche würde keine Spur mehr zu finden sein. Nicht einmal DNA blieb übrig. Eine kleine Erfindung, die das Leben als Schattenwesen einfacher machte.

Der heraufziehende Nebel wurde dichter, verschluckte den Park langsam. Längst waren die Bäume der Umgebung nur noch als Schatten zu erkennen. Leichter Rauch stieg auf, wurde vom Wind davongetragen, als der Leichnam sich auflöste.

Der selbe Wind trug mir plötzlich einen Geruch zu, den ich vorher noch nie gerochen hatte. Ein Duft jenseits aller Vorstellungskraft.

So ganz anders wie Menschen riechen. Süß. Verheißungsvoll und irgendwie magisch.

Sofort war meine Neugier erwacht und ich folgte diesem Duft, ließ meine Augen suchend durch den Nebel gleiten. Und in einiger Entfernung bemerkte ich diese Frau. Sie ging langsam über den Rasen. Wobei „gehen" eher der falsche Ausdruck für ihre Bewegungen war. Sie schwebte oder tanzte über das Gras. Barfuß.

Ihre nackten Füße schienen den Boden kaum zu berühren. Anmutig und scheinbar ohne Ziel, den Körper zu einer imaginären Musik bewegend.

Ihre weißblonden Haare wirbelten herum.

Fasziniert schaute ich ihr zu, ging ihr langsam hinterher, konnte meine Augen nicht mehr von ihr lassen. Die unbekannte Schöne drehte sich im Kreis, hob die Arme, hatte die Augen geschlossen, schien zu träumen. Ich war nur noch ein paar Meter entfernt, als sie inne hielt, die Augen öffnete und mich lächelnd ansah.

„Hallo." Ihre sanfte Stimme umschmeichelte mein Ohr, drang tief in mein Bewusstsein, brachte längst verstummte Saiten in mir zum klingen.

Mit offenem Mund starrte ich diese Schönheit an. Und wenn ich schön sage, meinte ich das auch so. Obwohl das eigentlich ein zu schwacher Begriff ist.

Sie war einfach............überirdisch schön. Der Vollmond ließ ihr weißblondes Haar regelrecht leuchten. Ihre sagenhafte Figur war wie von einem Künstler modelliert. Und ihre pralle Oberweite stand meiner in nichts nach.

Und dazu dieses engelsgleiche Gesicht.

„Hallo. Ich bin Gwendolyn. Du kannst ruhig Gwen zu mir sagen."

„Ähhhh. Hallo. Ich bin Isabell. Entschuldige. Ich wollte dich nicht stören. Also. Ich meine..", stotterte ich herum. Ich, die coole Vampirin, mir der Erfahrung hunderter Jahre, bin plötzlich schüchtern und verlegen.

Ich verstand mich selber nicht mehr. „Du störst mich nicht, Isabell. Du niemals." Ihr sanftes Lächeln verunsicherte mich noch mehr.

„Ähhh. Ich Habe dich beobachtet." „Ich weiß." „Du bist wunderschön." Moment. Hatte ich das gerade wirklich gesagt?

Sie lächelte geheimnisvoll, kam auf mich zu, legte ihre Arme auf meine Schultern. „Du bist auch wunderschön, Isabell."

Ich war wie paralysiert, unfähig mich zu bewegen, als ihr Gesicht näherkam. Ihre Augen, tiefblau wie zwei Bergseen, riesengroß und traumhaft schön, schienen tief in meine dunkle Seele zu blicken. Als ihre Lippen sich auf meine legten, schloss ich die Augen. Es war nur eine zarte Berührung, ein sanfter Hauch, doch sie ging mir durch und durch. Es war nur ein Moment. Doch er schien ewig zu dauern.

Zumindest wünschte ich mir dies. Doch bevor ich sie umarmen konnte um diesen Moment zu verlängern, löste Gwen schon ihre Lippen von meinen. Ich erwachte nur langsam aus diesem Traum, öffnete meine Augen, sah wieder diese Lächeln, das mich geradezu verzaubert hatte.

„Komm," sagte sie, ergriff meine Hand.„Ich habe Lust was trinken zu gehen."

Ich schaute auf ihre kleine, zartgliedrige Hand, die meine ergriffen hatte, keine Anstalten machte sie wieder loszulassen. Und obwohl sie mich nur sanft an die Hand nahm, spürte ich darin eine immense Kraft. Dann zog sie mich zum Ausgang des Parks. Brav und willig folgte ich ihr. Ich wusste nicht was da mit mir geschah, aber ich wollte ihre Hand nicht mehr loslassen. Nie wieder!

Im Laufe der Jahrhunderte hatte ich unzählige Affären gehabt. Mit Männern und Frauen. Doch dies hier war anders. Ganz anders.

In meinem Kopf war so ein großes Durcheinander, das ich nicht wirklich darüber nachdenken konnte, nachdenken wollte.

Unser Weg führte zum alten Brennerviertel. Den Namen hatte dieser Stadtteil, weil früher hier die Schnapsbrenner ansässig waren. Einst ein Traditionsviertel, war es heute ein sozialer Brennpunkt. Beherrscht von Rockerbanden, die sich dort regelmäßig Straßenkämpfe lieferten. Ich hielt mich normalerweise von hier fern.

Und genau dort hin zog Gwen mich. Wie ich befürchtet hatte, tobte auf der Hauptstraße eine Massenschlägerei. Mindestens fünfzig Rocker prügelten sich dort. Messer und Schlagringe blitzten im Licht der Straßenlaternen auf.

Unbeirrt zog mich Gwen weiter. Genau auf die Kämpfenden zu. Und das Unglaubliche geschah. Wie Noah das rote Meer, so teilte Gwen die Masse der Schläger. Mit mir im Schlepptau. Keiner der Rocker kam in unsere Nähe.

Es schien fast so, als wenn die Kerle sogar kurzfristig ihre Kämpfe einstellten nur um uns durchzulassen. Ich war einfach zu verwirrt um eine Erklärung dafür finden zu können. Und Gwen? Lachte mich an und zog mich einfach weiter.

Kaum waren wir durch die Menge durch, gingen die Kämpfe hinter uns unvermindert weiter.

Am Ende der Straße war eine Kneipe. Das Haus in dem sie lag, hatte auch schon bessere Zeiten gesehen. Der Laden war, wie für dieses Viertel üblich, etwas schmuddelig. Zwielichtige Gestalten standen oder saßen herum. Nicht unbedingt ein Lokal meiner Wahl.

Gwen zog mich zur Theke. Dahinter ein grobschlächtiger, breit gebauter Mann. Seine Glatze, sein riesiger Schnurrbart verliehen ihm etwas bedrohliches.

Doch als er Gwen sah, mich bemerkte er kaum, zog ein strahlendes Lächeln über das gewalttätige Gesicht. Ungefragt stellte er zwei Gläser auf die Theke, griff dann unter dieselbige und beförderte eine Flasche zu Tage. Zwei Finger breit goss er die bernsteinfarbene Flüssigkeit in die Gläser, ließ die Flasche wieder verschwinden.

„Du magst doch Whisky?" fragte Gwen. Ich nickte nur stumm. Ich war einfach total überfordert mit den Geschehnissen. Gwen schnappte sich ihr Glas, reichte mir das andere, schloss die Augen und schnupperte daran. Ein genießerisches Lächeln.

„Mhhhh. Littlemill Release. Vierhundert Jahre alt." Und wieder starrte ich sie nur an. „Probier mal," forderte Gwen mich auf. Ein vorsichtiger Schluck. Weich, samtig, mit einer deutlichen Torfnote war der Whisky. Ein echter Genuss.

„Sechzehnhundertelf. Ein wirklich guter Whiskyjahrgang," schwärmte Gwen.

Ich fragte mich kurz woher sie so etwas wusste, wurde aber sofort von ihr wieder abgelenkt. „Ich mag dich, Isabell."

Ein Kribbeln machte sich in meinem Nacken breit, lief langsam die Wirbelsäule herunter. Und noch etwas spürte ich. Erregung.

Meine großen Brüste spannten, meine Brustwarzen wurden hart und in meinem Schritt machte sich Wärme und Feuchtigkeit breit. Dazu noch dieses warme Gefühl in der Magengegend. Scheiße. Wann, zum Teufel, war mir das zum letzten Mal passiert? Ich kramte in meinen Erinnerungen, fand jedoch keine Antwort.

Entweder zu lange her, oder so noch nie dagewesen.

Und noch ein anderes Gefühl machte sich in mir breit.

Ein Gefühl, das ich das letzte mal vor meiner Verwandlung verspürt hatte. Seitdem nie wieder. Angst. Aber wovor? Vor Gwendolyn? Vor mir? Vor meinen Gefühlen? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur eins. Ich musste hier weg.

So schnell wie möglich.

Hart setzte ich das Glas auf das Holz der Theke, drehte mich Richtung Ausgang.

Ihr „Besuch mich doch mal" hallte noch in meinen Ohren, als ich fluchtartig die Kneipe verließ.So schnell mich meine Füße trugen machte ich mich auf den Heimweg, hielt erst an, als meine Wohnungstüre hinter mir ins Schloss gefallen war. Erst hier, in der schützenden Umgebung meiner Wohnung, wagte ich es anzuhalten, durchzuatmen. Ich zitterte am ganzen Körper.

Fühlte mich..........erschöpft, hilflos und verunsichert.

Irgendwie gelang es mir dann doch mich aus meinen engen Klamotten zu schälen, warf mir ein langes, wallendes Nachthemd über, das einmal einer russischen Prinzessin gehört hatte. War auch schon fast dreihundert Jahre her.

Ich fror, obwohl mir Kälte eigentlich nichts ausmacht.

Zusammengekauert hockte ich auf der Couch, starrte ins Leere, versuchte die vergangenen Stunden zu begreifen. Keine Chance. Meine Gedanken waren wie im Nebel. Nicht zu greifen. Nicht zu begreifen.

Verzweiflung. Wut. Trauer. Sehnsucht. In mir tobte ein Gewitter.

Hysterisch fing ich an zu lachen. Mein Lachen steigerte sich, endete in einem schrillen, verzweifelten Schrei. Der anschließende Weinkrampf wollte und wollte nicht enden, bis das ich vor Erschöpfung zusammenbrach und einschlief.

Wirre Träume verfolgten mich. Zärtliches, hemmungsloses Liebesspiel wechselte mit grausamen Sequenzen. Ich saugte das Blut aus Gwen´s Adern, vergiftete mich daran, starb in ihren Armen. Dann wieder sanfte Küsse und Streicheln.

In meinen Träumen erlebte ich Himmel und Hölle. Abwechselnd und gleichzeitig.

Wie gerädert erwachte ich Stunden später, schleppte mich ins Bad, drehte die Dusche auf. Lange, sehr lange, stand ich unter dem heißen Wasserstrahl, versuchte halbwegs wieder klar zu kommen. Unmöglich. Zu unsicher, zu verwirrt war ich. Mein Spiegelbild zeigte mir eine Gestalt, die ich so noch nie gesehen hatte. Hängende Schultern, ein verzweifelter Blick und zitternd vor Angst, vor Verzweiflung.

Wo war die stolze Kriegerin, die eiskalte Killerin nur hin?

Ich wusste es nicht. Schien einfach verschwunden. Hatte sich aufgelöst. War nicht mehr existent. Was nur war geschehen? Was war mit mir passiert?

Doch auch mein Spiegelbild hatte keine Antwort. Ich schleppte mich wieder ins Bett, das ich auch die nächsten Tage nicht mehr verließ.

Ab und zu ein Glas Wein, ein kleiner Snack. Zu mehr war ich einfach nicht in der Lage. Und täglich wurde meine Sehnsucht größer. Meine Sehnsucht nach Gwendolyn.

Nach einer Woche gestand ich es mir dann endlich ein. Ich hatte mich in sie verliebt. Eigentlich unmöglich. Ich war eine Vampirin, ein seelenloses Wesen.

Eine gefährliche, eiskalte Frau. Ohne Gefühle. Weder für mich, noch für andere.

Ich konnte mich nicht verlieben. Und doch war es so!

Wieder vergingen Tage. Tage, in denen ich einfach nur so rum saß, überlegte

und Löcher in die Dunkelheit starrte. Tage, in denen meine Sehnsucht nach Gwendolyn übermächtig zu werden drohte. Mein ganzes Denken einnahm. Ich musste sie wiedersehen. Zehn Tage nach unserem ersten Zusammentreffen fasste ich dann meinen Entschluss. Ich würde sie suchen.

Wie hatte Gwendolyn mir noch nachgerufen? „Besuch mich doch mal" .

Wieder kleidete ich mich in schwarzes Leder. Hoffte das diese Kleidung mir ein wenig Schutz bieten würde. Ähnlich einer Rüstung. Doch Schutz wovor?

Müßig darüber nachzudenken. Ich stand auf dem Dach, hielt meine Nase in die Luft. Längst war die Sonne untergegangen. Da! Dieser Duft! Sämtliche Nerven zum zerreißen gespannt. Eine grobe Richtung hatte ich, sprang von Dach zu Dach, überwand Straßen und Häuserschluchten. Niemandem fiel die schwarzgekleidete Gestalt auf, die ihren Weg über die Dächer der Stadt nahm.

Und wenn doch, wäre es mir egal gewesen.

Dann war ich da, schaute auf das Haus gegenüber. Oberstes Stockwerk. Siebter Stock. Große Dachterrasse. Terrassentüre weit geöffnet.

Von dort kam der Duft. Ihr Duft! Ohne ein Geräusch zu verursachen landete ich auf der Terrasse. Jahrelange Übung.

Im Inneren der Wohnung brannten hunderte Kerzen, warfen ihr flackerndes Licht an die Wände. Ich horchte. Leiser Gesang kam aus einem der angrenzenden Räumen.

Die Küche. Leise, fast unhörbar, trat ich näher, blieb im Türrahmen stehen. Gwendolyn stand am Herd, kochte anscheinend, mir den Rücken zugewandt.

Ein weites, wallendes, nahezu durchsichtiges Kleid umschmeichelte ihren schönen Körper. Ihre weißblonden Haare fielen über ihren Rücken.

„Schön das du da bist, Schatz. Machst du bitte schon mal den Wein auf? Das Essen ist gleich fertig." Ich erschrak. Hatte sie sich doch nicht ein mal herumgedreht. Woher wusste Gwen das ich hier war? Hatte sie mich erwartet?

Langsam drehte Gwen sich herum, lächelte mich an.

„Woher weißt du das ich hier bin?" wollte ich wissen. „Ich habe dich gespürt."

„Aber......?" „Ich wusste das du heute kommst!"

Wusste ich das ich auf weitere Fragen eh keine Antworten bekommen würde?

Oder würden mich ihre Antworten noch mehr verwirren? Keine Ahnung! Ich fragte daher nicht weiter nach.

Gwendolyn kam auf mich zu. Ihre Augen leuchteten, als sie wieder ihre Arme auf meine Schultern legte. Doch diesmal wurde auch ich aktiv, legte meine Hände an ihre Hüften. „Ich freu mich, das du gekommen bist," flüsterte sie.

Sanft legte ich meine Lippen auf ihre. Wir verschmolzen zu einem zärtlichen Kuss, der mir die Tränen in die Augen trieb. Minutenlang standen wir so da und in mir kam der Wusch auf, diesen Moment niemals enden zu lassen.

„Ich habe dich vermisst, Gwen," hauchte ich. „Ich weiß Isabell. Ich dich auch."

„Wir müssen reden." „Nachher Schatz. Erst essen," bestimmte Gwendolyn.

Ich fügte mich. Ich hatte schon gemerkt, das ich einen großen Hunger hatte. Gut. Die letzten Tage war die Nahrungsaufnahme bei mir auch wirklich zu kurz gekommen. Und auf der Jagd war ich ja auch nicht gewesen. Ein Glück für die Verbrecher dieser Stadt.

Gwendolyn ist eine hervorragende Köchin. Selbst in den besten Restaurants hatte ich nie so gut gegessen. Und ich hatte wahrlich viele besucht in meinem Leben. Oder lag es daran, das ich nur hoffnungslos in sie verleibt bin?

Mir brannten viele Fragen auf der Seele. Trotzdem sprachen wir beim Essen kein Wort. Doch als wir dann, mit einem Glas Wein in der Hand im Wohnraum auf der großen Couch saßen, begann ich einfach.

„Gwen. Ich.....ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Es ist alles so....neu für mich." Liebevoll sah sie mich an. Ein wissendes Lächeln lag auf ihren Lippen.

„Ich glaube, das ich mich in dich verliebt habe," fuhr ich fort. „Und das macht mir Angst." „Wovor hast du Angst?"

„Das mich meine Gefühle belügen. Das es keine Zukunft hat," erklärte ich.

„Wir sind gar nicht so verschieden, Isabell." Erstaunt sah ich sie an.

„Gwen. Weißt du überhaupt wer ich bin? Was ich bin?" „Natürlich."

„Ich bin eine Vampirin. Ein Geschöpf der Dunkelheit." „Ich weiß."

„Ich bin sechshundert Jahre alt." Meine Stimme wurde lauter. Gwen begann zu grinsen. „So jung erst?" Ihre Frage brachte mich zu Staunen.

„Hast du denn keine Angst vor mir?" „Nein. Sollte ich das?" Ihr Lächeln verstärkte sich, machte mich nervös und wütend. „Ich könnte dich verletzen, dich töten." „Glaub ich nicht. Kannst du nicht und willst es auch nicht."

Jetzt wurde ich echt sauer. „Wer, zum Teufel, bist du Gwendolyn?"

„Lass Luzifer da raus. Der kann nichts dafür. Ist übrigens ein echt netter Kerl. Also wenn man ihn kennt." Gwen nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Glas, sah mich unverwandt an, lächelte mich weiter an.

„Ich bin Gwendolyn. Die Frau, in die du dich verliebt hast. Was ich bin, ist dagegen nicht so einfach zu erklären. Für mich gibt es viele Namen. Die Kelten nannten mich eine Druidin. Im Mittelalter war ich eine gute Fee oder weiße Hexe.