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Nachsitzen

Geschichte Info
Eine noch vollkommen unglaubwürdigere Geschichte.
12.6k Wörter
4.65
26.6k
10
Geschichte hat keine Tags

Teil 2 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 10/12/2023
Erstellt 08/08/2023
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Evelyn sitzt äußerst betrübt und absolut unmotiviert am großen Tisch des Lehrerzimmers. Mit gesenktem Blick verfolgt sie die kleinen Dampfwölkchen, welche vom heißen Kaffee zu ihr heraufsteigen. Es ist Freitagnachmittag gegen 15:30 Uhr, glaubt sie, so genau kann sie das nicht sagen, ohne aufzuschauen zu müssen oder ihr Handy aus ihrer Tasche zu ziehen. Sie ist fertig, fertig vom Tag, von der Woche und auch sonst scheint nicht gerade ihre Zeit sein zu wollen. Hier in der Schule, der Stress, ihre Familie, sie hat das Gefühl, dass es einfach nicht mehr rund läuft, um nicht zu sagen, beschissen. Nirgends, sei es privat oder im Beruf findet sie Ruhe, oder auch nur Bestätigung. Alles geht irgendwie den Bach runter. Keine Motivation, kein Elan und es sind gerade erst die Oktoberferien vorbei.

Das alles wäre noch zu ertragen, wenn es denn nur die Schule wäre, sie hatte es sich ja selbst ausgesucht, aber nein auch zu Hause kriselt es gewaltig. Am liebsten würde sie alles hinschmeißen und einfach nur verschwinden, auswandern wäre eine gute Idee. Frank ist ständig unterwegs, hat Geschäftstermine, wie er immer sagt. Wer's glaubt, wird selig! Meist ist er nur noch am Wochenende da und das in letzter Zeit auch fast gar nicht mehr. Der wird sich wohl eine Geliebte angeschafft haben, doch das ist ihr egal. Schon länger fragt sie sich, was das noch mit ihm soll. Liebe kann es nicht mehr sein, was sie bei ihm hält. Einzig Tom und natürlich das Geld, was Frank nach Hause bringt, lässt sie das alles ertragen. Im Grunde genommen, leben sie gar nicht mehr zusammen, nur noch nebeneinander her, wenn überhaupt. Er interessiert sich nicht für sie und sie sich nicht mehr für ihn, ganz einfach. Einzig das gemeinsame Haus und Tom dienen noch ein wenig als Bindeglied. Und jetzt bringt auch Tom nur noch Ärger mit nach Hause. Es ist zum Verzweifeln.

Mit ihrem Sohn hat sie in den letzten Wochen mehr als nur Probleme, die verspätete Pubertät lässt grüßen. Er hat, aus ihrer Sicht, die falschen Freunde, wird frech, aufmüpfig, ist nicht mehr ihr kleiner Liebling in ihrem Leben. Sie fühlt sich einsam, von der Welt verlassen, alles um sie herum scheint nur noch aus Scheiße zu bestehen. Das mit Tom hatte angefangen, seitdem dieser Kevin zu Schuljahresbeginn in seine Klasse abgestiegen war. Jetzt rennt er dem nur noch hinterher. Er war doch früher so lieb und nett und nun? Er ist jetzt nicht mehr bei den Losern, wie er sagt und Kevin sein Gottvater. Naja und der Kevin färbt halt auf Tom ab. Der ist der Rebell der Schule, hat schon immer Probleme gemacht, ist zweimal Sitzengeblieben, obwohl er eigentlich nicht dumm ist, dafür stinkend faul und das Wort Respekt kennt sein Wortschatz nicht. Kevin ist so ein typisch Halbstarker mit null Bock, null Motivation und der männlichen Großkotzig- und Überheblichkeit, die einen nur noch kotzen lässt. Er denkt, er wäre der größte Macker und so verhält er sich dann auch. Zu allem Überdruss, hat sie ihm nun auch noch in ihrem Deutschunterricht vor der Nase hocken. Normaler Unterricht, unmöglich. Und mit dem zieht nun ihr lieber Tom um die Häuser.

Aus ihren Augenwinkeln bekommt sie mit, wie sich Birgit neben sie setzt. „Na Evelyn, frustriert!" Sie kann nur stumm nicken. „Kopf hoch, es wird schon wieder besser werden." „Meinst du." „Trink erstmal deinen Kaffee und dann freu dich aufs Wochenende." „Auf was sollte ich mich denn da freuen?" „Stress mit Frank?" Auch hier kommt nur ein Nicken von ihr. „Schieß ihn einfach in den Wind. Du brauchst den Kerl doch nicht!" „Das kann ich nicht." „Wieso?" „Wieso, wieso, wieso?", äfft sie ihre Freundin nach. „Das weißt du doch genau." Birgit schaut sie verständnisvoll an. Evelyn hebt ihren Kopf, in ihrem Blick spiegelt sich Gereiztheit wieder. Sie ist von allem und jeden genervt, kann sie nicht einfach Ruhe geben. Wie sie doch diese Unterhaltungen, dieses Thema hasst.

Sie kennt die Meinung von Birgit, sie weiß, dass sie damit nicht hinter dem Berg hält. Genauso weiß sie, dass sie im Grunde recht hat, das hat sie sich schon seit langem eingestanden. Aber zugeben? Nein, soweit ist sie noch nicht. Noch kann sie sich im Kopf nicht richtig von Frank befreien, er spukt wie selbstverständlich darin herum. Wie sollte es auch anders sein, sie sind verheiratet. „Wenn du dich schon nicht trennen willst, dann hab wenigstens etwas Spaß." Ein laszives Grinsen breitet sich in Birgits Gesicht aus, Evelyn kennt es, weiß genau, was sie damit meint. Und ja, auch damit hat sie recht, wieder einmal. Schon lange nicht mehr, hat sie Frank oder irgendwer gevögelt, schon lange nicht mehr, war sie so richtig Befriedigt gewesen. Sie spürt in sich diesen Frust, den Drang nach Abenteuern, einfach mal nur richtig guten Sex haben. Ja, das wäre es. Diese und ähnliche Gedanken spuken ihr schon länger im Kopf herum, nun sind sie wieder da, ständig präsent, mehr, als nur reine Fantasie, Birgit weiß das.

„Du kannst schöne Reden schwingen, hast ja keine Familie, kein Haus, kein Mann." „Ja und, was behindert dich?" Birgits Stimme wird etwas leiser und sanfter. „Schau mal, Frank ist sowieso nie da und glaub mir, der vögelt mit Sicherheit, nur nicht dich. Und bei Tom brauchst du dir auch keine Gedanken machen, der kommt damit zurecht." „Ich weiß nicht? Wenn er das rausbekommt! Was soll er dann von mir, von seiner Mutter denken?" „Ganz einfach, dass du eine Frau mit Bedürfnissen bist und die sich nimmt, was sie braucht. Ganz einfach." Birgit kann so direkt sein. „Glaubst du, dass er nicht spürt, dass es zwischen Frank und dir nicht mehr läuft. Dass er nicht weiß, dass dein lieber Mann fremdvögelt? Tom ist kein Dummkopf!" „Meinst du?" „Klar, das meine ich. Du weißt es und er weiß es, nur musst du, einfach die Konsequenzen daraus ziehen und dir einen Ruck geben." Ein wenig keimt Hoffnung in Evelyn auf. Es ist gut Birgit als Freundin zu haben.

Ein kleiner Ansatz eines Lächelns huscht über Evelyns Mundwinkel. „Na siehst du. Das wird schon." Verträumt, ihren Gedanken nachhängend nippt sie an ihrem noch immer dampfenden Kaffee. „Komm doch am Wochenende einfach mal mit ins Paradies, das wird dir gefallen." „Das ist doch der Swinger-Club am Waldrand?" „Ja, ich bin gern dort." „Ich weiß nicht?" Ihr Blick fährt an sich herab, Birgits Augen folgen ihm. „Um deine Figur und um dein Aussehen brauchst du dir wirklich keine Gedanken machen. Du siehst spitze aus, alle werden sich die Finger nach dir lecken. Selbst ich würde dich nicht von der Bettkante stoßen." Etwas ungläubig schaut sie ihre Freundin an, dass provoziert einen Kommentar. „Glaubst du etwa, dass ich nur was mit Männern habe?" Stolz drückt sie ihre Brust raus und posiert lasziv vor Evelyn. Beide müssen lachen. „Gut so, dann ist das abgemacht." Zögerlich nickt sie, aber sie nickt. Worauf hat sie sich jetzt wieder eingelassen.

„So, nun sollte ich mal nach meinen Schützlingen schauen." Birgit richtet sich auf und streckt sich tatendurstig. „Willst du mitkommen?" „Klar, warum nicht!" „Na weil Tom doch dabei ist?" „Gerade deshalb, er soll spüren, dass sein Verhalten Konsequenzen hat und ich das so nicht hinnehme." Gemeinsam verlassen sie das Lehrerzimmer. „Sag mal, wieso hast du dich heute als Aufsicht für das Nachsitzen eingeschrieben? Das passt irgendwie nicht zu dir?" Birgit grinst. „Ach, ich hatte mal Lust darauf!", wobei sie das Wörtchen Lust, so ungemein komisch betont. „So, so, du hattest Lust darauf? Wen betreuen wir heute noch alles, außer meinem Sohn und Kevin?" Bei der Erwähnung von Kevin kommt ihr ein Verdacht. „Du hast doch nichts mit Kevin vor?" „Nein, was denkst du denn?" Und wieder müssen beide lachen.

„Nein, nicht wegen Kevin. Sandra sitzt auch noch drin." „Etwa, die Sandra?" „Genau, die Sandra. Ich habe vom alten Heller gehört gehabt, dass er sie zum Nachsitzen verdonnert hat. Und die wollte ich mir schon immer mal anschauen, sitzt ja leider nie in meinen Klassen mit drin." „In meinen leider auch nicht, aber man hört vor ihr doch so einiges an Gerüchten. Sie soll mal was mit dem Müller gehabt haben?" „Nichts Genaues, weiß man nicht. Aber dafür bin ich heute da, um der mal auf den Zahn zu fühlen. Vielleicht ergeben sich ja gewisse Perspektiven." Ein kleines Augenzwinkern huscht an ihrem Blick vorbei. Evelyn kennt die Vorlieben ihrer Freundin genau und auch, dass sie vor Schülern nicht Halt macht. Zum Glückt ist das bis jetzt noch nie rausgekommen, das wäre zu schade, denn ohne Brigit würde sie hier fast nichts mehr halten.

Sandra lümmelt sich auf ihrem Stuhl. Gelangweilt blickt sie sich im Raum um. Sie kennt ihn, kennt ihn schon zu genüge, sie ist des Öfteren hier, besonders freitags Nachmittag. Der alte Heller hat sie hier zum Nachsitzen verdonnert, sie hatte es aber auch darauf angelegt. Leicht formen sich ihre Lippen zu einem Grinsen, es ist alles so einfach gewesen. Ja sie wollte, sie will zum Nachsitzen geschickt werden. Hier können sich Dinge ergeben, die sie sonst nicht bekommen würde. Amüsiert verfolgt sie die lautstarke Diskussion zwischen Kevin und Tom. Sie weiß zwar nicht, um was es geht, doch die beiden sind in ihrem Element.

Kevin und Tom gehen in ihre Parallelklasse. Kevin kennt sie schon länger, sitzt er doch oft mit ihr am Freitag hier drin, nur Tom hatte sie bis dahin noch nie beim Nachsitzen gesehen gehabt, das ist neu. Stumm betrachtet sie die Beiden. Es klingt so, als ob sie sich streiten würden, doch das ist nur Show, dass weiß sie. Kevin muss den großen Macker markieren und Tom sich ihm irgendwie beweisen. Im Grunde ist das erbärmlich, doch irgendwie machen die Zwei es so, dass es sie doch ein wenig interessiert. Und eigentlich will sie nur das Eine und genau das findet sie zum Freitag öfter, als man zu denken glaubt.

Erst seit letztem Jahr ist sie an dieser Schule. Nach dem es an ihrer Alten zu einem Eklat gekommen war, durfte oder besser musste sie die 11.Klasse noch mal wiederholen und wurde hierher versetzt. Das Jugendamt hofft wohl damit, sie von ihrem, wie sie sagen, rebellischen Weg abzubringen. Doch die verstanden und verstehen nichts. Dass was sie in sich fühlt, nach dem was es sie drängt, hat nichts mit Trotz oder irgendwelchem Provozieren zu tun, sondern entspringt ihrer Selbst. Sie ist nun mal so, das kann auch ein Schulwechsel nicht verhindern. Das Einzige, was der Verweis mit sich gebracht hat, ist, dass sie nun etwas vorsichtiger und nicht mehr ganz so naiv an die Sache herangeht, mit Erfolg natürlich.

Unwillkürlich mustert sie Tom, bei Kevin braucht sie das nicht mehr, den hatte sie sich schon letztes Jahr gekrallt gehabt, doch Tom. Irgendwie ist er ihr die ganze Zeit durch die Lappen gerutscht. Viel weiß sie nicht von ihm, bisher groß aufgefallen, war er ihr auch nicht, hier und da mal gesehen, mehr nicht. Bisher hatten sie noch nie ein Wort miteinander gesprochen. Tom war bis dahin ein Niemand, keine Beute für sie. Doch letztens ist er ihr ins Auge gefallen, als er immer wieder im Umkreis von Kevin zu finden war, beachtet hatte sie ihn da noch nicht. Erst jetzt, so aus der Nähe betrachtet, scheint er ein geeignetes Opfer werden zu können. Und ja, sie braucht dieses Opfer, das fühlt sie in sich, das Raubtier in ihr ist erwacht.

Lasziv giert Sandra nach Tom, doch der reagiert nicht, ist im Clinch mit Kevin gefangen. Sie merkt, wie sie das ungemein anmacht, nichts ist unbefriedigender, als zu leichte Beute. Die steht bei ihr Schlange. Viel zu oft, wenn sie es einfach nur braucht, ihr Körper braucht, lässt sie sich ficken, von jedem der gerade willig ist. Doch so richtig in Fahrt kommt sie nur bei den schwierigeren Fällen, bei dem man Kniffe und Tricks braucht, die ein gewisses Risiko in sich tragen, bei dem sie all ihr Repertoire herausholen kann. Das Reizvolle ist, nicht schon vorher zu wissen, ob es klappt oder eben nicht. Der Sex ist oft umso befriedigender, als bei der simplen Anmache. Und bis dahin hatte sie noch fast alles erreicht, was sie wollte. Nur das einzige Mal, bei dem sie absolut ins Fettnäpfchen getreten war, brachte sie an diese Schule.

Nebeneinander einhergehend, schlendern Evelyn und Birgit den Flur hinab, dem kleinen Hausaufgabenraum der Schule entgegen. Schon von weitem kann man die offene Tür sehen und daraus hervor schallt eine lautstarke Diskussion zwischen Tom und Kevin. Anhand der Wortfetzten, die man heraushören kann, ist es eher keine Diskussion, sondern männliches Imponiergehabe nach dem Motto, wer ist besser, wer hat den Längsten. „Ich glaube, dass wird Lustig." Birgit grinst. Sie bleiben kurz vor der Tür stehen, sammeln sich, bevor sie beide in den Raum hineintreten. Augenblicklich wird es still.

Birgit sieht sich um, jeder der Drei, Sandra, Kevin und Tom sitzt an einem der kleinen Tische, die in der ersten Reihe stehen. Dahinter sammeln sich noch 5 weitere, mal größer mal kleiner, etwas wilder im Raum verteilt. Vor all dem, mit etwas Abstand befindet sich noch einer, der als Lehrertisch fungiert. Und gleich rechts neben dem Eingang in der Ecke ist eine kleine Sitzgruppe aus 3 Sesseln und einem runden Glastisch. Evelyn kann sich noch gut an die Diskussion erinnern, als der Raum vor ein paar Jahren eingerichtet wurde. Was gab es da für ein Gezeter, die einen wollten ihn, die anderen nicht, wie im Kindergarten. Mittlerweile wird er von den 5. und 6. Klassen für ihre Hausaufgaben genutzt. Es gibt Zeiten, da auch ein Lehrer mit anwesend ist. Es ist erstaunlich, wie gut das von den Schülern angenommen wird. Und freitags dürfen hier die Nachsitzer ihre Strafe absitzen, im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht, dass die hier was machen würden, nein, aber es ist schon Strafe genug, länger in der Schule zubleiben, als alle anderen. Einzig für den Lehrer, der Aufsicht hat, ist das ganze blöd. Und heute hat sich Birgit freiwillig für diesen Job gemeldet und sie selbst ist nur zur Unterstützung da und kann gleich hinterher ihren Sohnemann mit nach Hause nehmen. Sie weiß, wie fies das für ihn ist, besonders vor Kevin, doch genau das ist vollkommen beabsichtigt.

Birgit stellt sich vor die kleine Gruppe. Evelyn schließt die Tür und setzt sich in einen der bequemen Sessel in der Ecke. Von hier aus beobachtet sie das kommende Schauspiel. So richtig aufmerksam verfolgt sie die Ansprache ihrer Freundin nicht. Es ist ja auch egal, was sie sagt, nützen tut es ja eh nichts. Lieber betrachtet sie die 3 Jugendlichen. Zuerst blickt sie zu ihrem Sohn. Der sitzt fast wie verloren auf seinem Stuhl. Mit gesenktem Kopf versucht er sich gefühlt unsichtbar zu machen. Es ist ihm anzumerken, dass er es peinlich empfindet, dass sie hier sitzt, ihn beobachtet. Evelyn grinst, ein klein wenig Schadenfreude schwingt in ihr mit. Die Hoffnung, dass sich etwas bessert, hat sie eigentlich nicht, aber ein wenig ärgern, das wird ja doch wohl noch erlaubt sein.

Dann fokussiert sie Kevin, der lässig auf seinem Stuhl fläzt und so tut, als ob ihm das hier gar nichts angehen würde. Von unten herab mustert er erst Birgit und dann sie. Er lächelt sie verwegen an, fast wie von selbst senkt sich ihr Blick etwas peinlich berührt. Was soll das? Sofort hat sie den Kopf wieder erhoben und schaut zurück. Provozierend zwinkert er ihr auffordernd zu. Ein Kribbeln breitet sich in ihrer Magengegend aus. Nicht jetzt! Ihr Körper reagiert einfach nur. Standhaft versucht sie stark zu bleiben und sich nichts anmerken zu lassen. Sie merkt, wie sich leichte Nervosität in ihr ausbreitet. Was ist nur mit ihr los? Das Kribbeln pflanzt sich nach oben fort, ihre Gedanken schweifen ab, in eine zwar wohlige aber ihr nicht ganz genehme Richtung. Was wäre wenn? Die Worte von Birgit mit den Perspektiven kommen ihr wieder in den Sinn. Etwas in ihr zwingt sie zu einem Lächeln.

Um sich abzulenken, schwenkt ihre Aufmerksamkeit auf die dritte im Bunde, Sandra. Sandra kam erst letztes Schuljahr an ihre Schule. Das erste, halbe Jahr war es ruhig gewesen, doch dann waren Gerüchte in Umlauf gekommen, dass sie mit jedem ins Bett stieg, die machten auch vor der Lehrerschaft nicht halt. Naja an jeder Schule gibt es so eine Schlampe, der man das nachsagt, meist ist das eher haltlos übertrieben, doch bei Sandra halten sich die Gerüchte hartnäckig. Eine ganze Weile war sie das Gesprächsthema Nummer 1 im Lehrerzimmer. Offensichtlich kokettierte sie damit und provozierte selbst diese Gerüchte. Sie machte die Jungs an, machte sich auch an den Lehrkörper heran. Bei Herrn Müller soll sie es geschafft haben. Doch nie gab und gibt es konkrete Beweise, keine Bilder, keine Videos für all die Gerüchte. So bleiben sie es und umhüllen Sandra, sind nebulös und sie spielt damit ihr eigenes Spiel.

Bei genauerer Betrachtung sieht sie gar nicht so typisch nach Schlampe aus, oder was sich Evelyn bis dahin darunter vorstellt hat. Wie sieht schon eine typische Schlampe aus? Unter dem etwas zu klein geratenem Stricktop blitzt ihr nackter Bauch hervor. Etwas zu grell geschminkt, findet sie, aber doch nicht Bitch-typisch. Lange schwarze Haare fallen glatt über ihre Schulter. Nein, das dumme Blondchen spielt sie nicht. Lässig hat sie ihre Beine übereinandergeschlagen und folgt aufmerksam Birgits Worten. Eine gewisse Neugier, Aufgewecktheit sprüht ihr gesamter Körper in den Raum und irgendwie lässt einem die laszive Verruchtheit nicht los, die in ihren wachen Augen liegt. Dumm ist sie nicht, aber so etwas von Geil. Was wird ihr wohl gerade durch den Kopf geistern? Evelyn ist selbst über sich erstaunt, dass muss wohl an den Worten von Birgit liegen, sie weiß es nicht genau.

Und da ist es, ein kurzer Schwenk mit ihren Augen nach rechts in Richtung Tom. Evelyn folgt ihm, blickt zu ihrem Sohn und dann wieder zu Sandra zurück. Hatte er etwa auch schon etwas mit ihr gehabt? Was für ein Gedanke? Nein, wenn doch, lässt er es sich nicht anmerken, noch nicht mal ein musternder Blick geht zu ihr hinüber. Den bekommt aber Birgit von ihm ab. Was macht er da? Evelyn kann genau sehen, wie er immer wieder kurz Birgit mustert, sie anschaut, beglotzt. Um dann schnell den Kopf wieder zu senken. In seinem Blick glaubt sie Begierde zu erkennen, denn da wo er hinblickt, kann man auch nichts Anderes vermuten. Und dann ist da noch ihre Freundin. Auch wenn sie sie nur so schräg von hinten sehen kann, ist es fast zu eindeutig, was sie anstellt. Hier mal ein klein wenig die Brust rausstrecken, wenn er hinschaut, dort mal ein Po-Wackler, eine laszive Pose. Sie provoziert ihn und das kleine Ferkel springt darauf an.

So allmählich dämmert es bei ihr. Birgit hat nicht umsonst den ungeliebten Freitagtermin zum ersten Mal angenommen, denn nicht nur Tom, sondern auch die beiden anderen werden mit ihren Provokationen subtil bedacht. Sie spielt mit den Kids, sie versucht sie aus ihrer Deckung zu locken, schaut, was passiert. Bis auf Kevin hat sie offensichtlich Erfolg damit. Tom rutscht immer nervöser werdend auf seinem Stuhl herum und Sandra geht fast offensiv auf dieses Spiel ein, leckt sich über ihre Lippen, streicht sich ihre Haare aus dem Gesicht. Und ihre Augen blitzen Birgit lasziv an, ein Raubtier auf der Pirsch und dass alles hier in dieser Schule.

Die Aufmerksamkeit von Sandra wird plötzlich zur Tür gezogen. 2 Lehrerinnen betreten den Raum und fast Augenblicklich herrsch Ruhe. Die eine, Frau Pape, positioniert sich gebieterisch vor sie. Die andere, sie glaubt, dass es Frau Wagner ist, schließt die Tür und setzt sich in einem der Sessel in der Ecke. Ok, das Spiel beginnt, sie kennt den Ablauf zu genüge. Als erstes hält der Lehrkörper seine pädagogische Ansprache, allgemeines BlaBla also. Danach sollen sie meist einen Text schreiben, darüber, warum sie denn nun hier sitzen oder man wird dazu bemüht, mit dem Lehrer zu diskutieren. Meist sitzt man dann nur still rum und sitzt seine Zeit ab, das soll wohl aus pädagogischer Sicht die Strafe sein und dadurch eventuell die Einsicht fördern. Wer es denn glaubt.

Auch dieses Mal gibt es den üblichen Auftakt. Sandra hört gar nicht hin, heuchelt aber Interesse vor. Anfangs hatte sie sich gelangweilt abgewendet, doch das ging zu oft nach hinten los. Ihre Aufsichtspersonen nahmen das dann immer als Anlass, eine Diskussion loszutreten, nach dem Motto, dass man es eh nicht begreifen würde. Da war es schon angenehmer zu mindestens so zu tun als ob und schon ließ man sie in Ruhe, jemand anderes in der Runde kam dann in den Genuss der erzieherischen Maßnahmen. Und sie hatte Zeit sich Ziel und Opfer zurecht zu legen, wenn denn welche Anwesend waren. Heute, ja heute erscheint es reichlich Auswahl zu geben. Sie ist sich sicher, dass sie heute noch zum Schuss kommen würde. Mit Wem? Das wird die Zeit zeigen.