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Neues Haus Neue Schule Neues Leben Ch. 02

Geschichte Info
Im zweiten Teil lernen sich die Charaktere besser kennen.
6.5k Wörter
4.64
5.6k
1

Teil 2 der 5 teiligen Serie

Aktualisiert 11/14/2023
Erstellt 09/21/2023
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Hier kommt nun der nächste Teil. Ich hoffe er gefällt euch genauso gut oder sogar noch besser als der erste. Ich habe mich bemüht euer Feedback so gut wie möglich umzusetzen und freue mich auf weiteres. Da die maximale Zeichenanzahl im Titel nicht für eine fortlaufende Nummerierung beim Originaltitel ausreichte, habe ich ihn gezwungenermaßen abgewandelt. Falls ihr irgendwelche Schwierigkeiten hattet die Geschichte infolge dessen richtig zuzuordnen oder ihr es einfach besser fändet, wenn der Originaltitel bleibt und ich stattdessen auf die Nummerierung verzichte, schreibt mir gerne.

Vielen Dank fürs Lesen

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Meine Arme schnitten durch das Wasser und zogen meinen Körper hinterher. Feine Tropfen rannen mir aus den Haaren über das Gesicht. Ich hatte es mir zur Routine gemacht jeden Morgen ein paar Bahnen zu schwimmen. Es ließ mich meine Gedanken ordnen und wenn ich mich in der kommenden Woche bei den Try-Outs blamieren würde, wäre ich dabei wenigstens nicht völlig außer Form.

Am Ende meiner letzten Bahn für heute stützte ich mich auf den Beckenrand und schob mich hoch. Wasser tropfte auf die Steinquader, während ich mir mein bereitliegendes Handtuch schnappte und mich abtrocknete. Die Sonne stand noch nicht hoch am Himmel und in dem vermutlich beheizten Wasser war es wärmer als draußen. Trotzdem atmete ich die kühle Morgenluft tief ein, während ich mich in Gedanken für den Tag wappnete.

Die Fahrt zur Schule war wenig außergewöhnlich. Seit die Middle School am vergangenen Montag begonnen hatte, hatten unsere Eltern es Emily und mir auferlegt unsere Geschwister morgens dort abzusetzen. Zwischen ihr und mir hatte sich ein angenehmes Schweigen während unserer allmorgendlichen Fahrten etabliert. Wir überließen die Unterhaltung meist Sofia und Chris.

Zum Glück lag die Delltown Middle nur wenige Meter von der Delltown High entfernt, sodass wir nicht viel früher aufstehen mussten als zuvor. Nur wenige Minuten nachdem Chris aus dem Auto gesprungen und Sofia gesittet ausgestiegen war, fand ich eine Lücke auf dem Parkplatz der High School und zog die Handbremse an. Wir nickten einander zu und fanden unseren Weg in unseren jeweiligen Kurs.

„Hast du das von Dean gehört?". Peter war neben mir aufgetaucht und folgte mir zu unserem gemeinsamen Chemiekurs. Ich blickte ihn nur fragend an.

„Dean?"

„Dean Thomas, der Kapitän der Eishockeymannschaft", führte Peter aus und sah mich ungläubig an.

In meiner ersten Woche hier hatte ich vor allem eines über den molligen Jungen gelernt. Peter war in manchen Dingen unglaublich intelligent und das Stereotyp eines Nerds, wenn man das Aussehen, seinen Kleidungsstil, seinen Freundeskreis, die fehlende Vorliebe für Videospiele und natürlich die nicht vorhandene Brille außen vor ließ -- also im Grunde alles was dieses Stereotyp ausmachte -- aber er befand sich meist in seiner eigenen Sphäre. Und manche Dinge, wie die, dass ich nicht wie seine restlichen Freunde seit Jahren auf diese Schule ging, drangen nur schwer in diese vor. Er starrte mich einige Momente lang an, dann machte sich endlich Erkenntnis auf seinem Gesicht breit.

„Oh richtig", murmelte er verlegen.

„Was ist denn nun mit Dean Thomas", verlangte ich halb aus Mitleid, halb aus Interesse was die Aufmerksamkeit des sonst gegen Tratsch immunen Jungen vor mir geweckt haben könnte, zu wissen.

„Ach ja." Peter fing sich schnell. „Er wurde niedergeschossen."

„Niedergeschossen", wiederholte ich entgeistert und vergaß meine vorherigen Gedankengänge. Ich war mir beinahe sicher dass Peter etwas falsch verstanden haben musste. Oder ich ihn

„Ja", bestärkte dieser jedoch nickend. „Angeblich ein Raubüberfall." Ich sah ihn ungläubig an. Wir waren High School Schüler. Wir wurden vielleicht mal von Gleichaltrigen verprügelt oder bekamen Hausarrest für eine schlechte Note. Aber wir wurden doch nicht erschossen.

Immer noch mit dem Gedanken beschäftigt holte ich das Heft und einen Stift aus meiner Tasche und verstaute diese unter dem Tisch, den ich mir mit Peter teilte. Ich hatte Glück ihn als Laborpartner zu haben, immerhin gehörte Chemie ganz klar zu seinen besagten Stärken, heute schien jedoch sogar er von den Geschehnissen abgelenkt. Den vermeintlichen Geschehnissen. Trotzdem eine Premiere, auch wenn ihre Bedeutung zugegebenermaßen durch die Kürze unserer Bekanntschaft geschmälert wurde.

Miss Collins betrat das Klassenzimmer. Sie war jung für eine Lehrerin und sicherlich auch wegen ihres Aussehens sehr beliebt bei den männlichen Schülern. Normalerweise begrüßte sie den Kurs mit einem strahlenden Lächeln, heute wirkte sie jedoch angespannt. Auch dass das Geflüster um mich herum nicht abrupt endete passte ins Bild. Ich bezweifelte, dass das was mir Peter erzählt hatte, so stimmte. Vielleicht wollte ich es auch nicht glauben. Aber irgendwas war passiert.

Das wurde spätestens auf dem Weg zur zweiten Stunde immer deutlicher. Überall tuschelten Schüler und verstummten ertappt, wenn man ihnen näher kam. Ich glaubte sogar ein tränenüberströmtes blondes Mädchen zu sehen, die von ihren Freundinnen abgeschirmt wurde. Natürlich konnte das alles bedeuten.

Die Anspannung ließ auch nicht nach, als der Großteil der Schüler sich zur Mittagspause in der Cafeteria versammelt hatte. Nur dass die Gespräche hier lauter waren. Als Steve, der in der Wintersaison selbst Eishockey spielte, mit finsterer Miene verkündete, dass der Trainer ein ungeplantes Teammeeting einberufen hatte, schien die Sache eindeutig.

„Ich weiß nicht mehr als das, was ich gesagt habe", beteuerte er. Der Hüne wurde vom kleineren Patrick bedrängt. „Vielleicht ändert sich das heute Nachmittag, aber bis dahin bringt es nichts mich auszuquetschen." Er wirkte leichter reizbar als sonst. Anscheinend machte er sich wirklich Sorgen.

„Lass ihn in Ruhe, Patrick." Aiden hatte das auch bemerkt und den Mut Taten folgen zu lassen. Nun ja Worte, aber immerhin mehr als ich geleistet hatte. „Wir werden früh genug erfahren, was eigentlich los ist."

Patrick blickte drehte sich hilfesuchend zu uns anderen um. Peter war, wie für ihn typisch, mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Lena starrte völlig untypisch auf ihren Teller, dessen Inhalt noch unberührt war. Und ich blickte schnell woandershin.

„Ich verstehe es nur nicht", sagte Patrick schließlich frustriert und verschränkte die Arme. „Wieso Dean? Er ist nicht reich oder so und hat nicht den Ruf sich in gefährlichen Gegenden herum zu treiben. Das ergibt einfach keinen Sinn." Aiden zuckte mit den Schultern.

„Manchmal ist das eben so", behauptete er und wandte sich wieder seinem Essen zu.

Als ich Emily auf dem Schulparkplatz traf, war mir sofort klar, dass sie wie jeder andere auch davon gehört hatte. Dieses Mal war das Schweigen auf der Rückfahrt nicht angenehm, es war erdrückend.

Wenigstens zuhause war die Stimmung besser. Dass sowohl Emily als auch ich nur einsilbig und zurückhaltend auf die Fragen zur Schule antworteten, wurde von unseren Eltern auf die Tücken des erwachsen werden geschoben. Andererseits, zumindest bei mir war es völlig normal. So oder so hielt sie das nicht davon ab herumzualbern und sich aufzuführen, als wären sie acht. Wer hatte nun Probleme mit dem erwachsen werden?

Nach dem Essen ging ich wie jeden Nachmittag hoch in mein Zimmer und ignorierte die zusammengezogenen Augenbraunen, mit denen meine Eltern mich bedachten.

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„Verdammt", kommentierte Gabrielle nur. Anscheinend hatte sie für besondere Fälle eine Alternative zu „Krass" in petto. Wir saßen an dem geräumigen Tisch an der Cafeteria, den wir für uns beansprucht hatten, und starrten in die ausgebreite Zeitung. Es war irgendein Lokalblatt. Ich hatte mir nicht einmal den Namen gemerkt, jedoch war dieser auch unwichtig. Die Head Line lautete heute bei allen gleich: „SCHÜLER DER ÖRTLICHEN HIGH SCHOOL ANGESCHOSSEN".

Auf einer nachfolgenden Seite wurde dann ausführlich darüber berichtet, dass der Kapitän der Eishockeymannschaft der Delltown High am vorgestrigen Abend in einem kleinen Park in der Nähe seines Wohnhauses gefunden wurde. Aus einer Wunde am Bauch blutend. Er kämpfte im Augenblick im Krankenhaus der Stadt um sein Leben. Mehr war nicht bekannt und doch hatte der Autor es geschafft das alles auf einem doppelseitigen Artikel zu strecken. Und genau den hatten wir nun vor uns ausgebreitet.

„Wie schrecklich", hauchte Nathalie. Die quirlige Blondine gehörte zu Gabrielles und Noras besten Freunden und wie die beiden hatte sie mich sozusagen adoptiert. Sie starte mit Tränen in den Augen auf das Bild des 18-jährigen, das über beide Seiten ragte.

Ich fragte mich, ob sie ihn kannte. Vermutlich schon, immerhin wusste vermutlich beinahe jeder an dieser Schule, wer der Eishockeyspieler war, aber ihre Reaktion ließ etwas mehr als bloße Bekanntschaft bedeuten. Ich nickte nur ausdruckslos, da ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Nora legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter.

„Wir sollten am Wochenende etwas unternehmen." Gabrielle hatte die Arme verschränkt und blickte ihre Freundin etwas missmutig an. Nora warf ihr einen warnenden Blick zu.

„Bist du dir sicher, dass das ein passender Moment ist, Gabe", fragte sie und deutete mit dem Kopf auf Nathalie, Gabrielle wischte ihren Einwand jedoch mit einem Schulterzucken zur Seite.

„Das ist der verdammt noch mal beste Moment dafür?", behauptete sie und schob das Kinn streitlustig vor. „Dean wird es sicher nicht besser gehen, wenn wir hier Trübsal blasen. Also Emily, warst du schon am See."

Ich sah Nora hilfesuchend an, nicht sicher wie ich mich verhalten sollte, doch sie zuckte nur hilflos mit den Schultern, was Gabrielle mit einem Schmunzeln zur Kenntnis nahm.

„Bisher noch nicht", antwortete ich schließlich zurückhaltend.

„Dann haben wir einen Plan." Für Gabrielle war es offensichtlich beschlossene Sache.

„Samstag kann ich aber nicht", sagte ich schnell, bevor sie die Sache abhakte. „Nur Freitag nach der Schule oder Sonntag."

„Hast du Samstag ein heißes Date." Gabrielle hatte wieder ihr anzügliches Grinsen aufgelegt.

„Ja, mit einem Möbelhaus", antwortete ich sarkastisch. Meine Eltern hatten endlich angekündigt ihr versprechen - mein kahles Zimmer aufzuwerten - einzulösen.

„Dann Sonntag", beteiligte Nora sich nun auch an der Planung. „Was meinst du Nathalie, bekommen wir das Bootshaus?" Die Blondine nahm etwas widerwillig den Blick von der Zeitung.

„Sonntag", fragte sie und legte den Kopf schief. „Ich muss meine Eltern fragen, aber ich wüsste nicht was dagegen sprechen sollte."

„Bootshaus?", fragte ich. Nathalie schlug die Augen nieder.

„Ihre Eltern sind reich", klärte Nora mich auf. Nathalie schüttelte den Kopf.

„Nicht meine Eltern, sondern mein Onkel und meine Tante", belehrte sie die Rothaarige in einem Ton, der klarmachte, dass sie diese Diskussion schon dutzende Male geführt hatte. „Und sicherlich nicht so reich, wie Emilys Familie mit dem Grimes Vermögen." Sie hatte mehr oder weniger elegant den Bogen zu mir geschlagen. Ich warf ihr einen Blick in meiner besten Et-Tu-Brutus-Manier zu.

„Nebenbei bemerkt..." Gabrielle ließ mir keine Zeit mich zu verteidigen. „... du hast uns immer noch nicht zu dir nach Hause eingeladen." Sie sah mich herausfordernd an. „Oder willst du etwas vor uns verstecken. Deinen Mitbewohner beispielsweise." Sie grinste mich an, ich verdrehte die Augen. Hatte das Mädchen keine anderen Probleme.

„Wir könnten nach dem See bei dir am Pool entspannen", schlug Nora vor. „Ihr habt doch sicher einen Pool." In diesem Augenblick hätte ich das gerne verneint.

Überhaupt machte es eigentlich wenig Sinn den Mittag am See zu verbringen, um dann abends an einem Pool zu liegen. Andererseits blickte mich jetzt sogar Nathalie gespannt an. Es war klar, dass sie dieses Haus sehen wollten. Schließlich stöhnte ich leicht frustriert auf.

„Ist ja gut", gab ich nach. „Ich muss aber abklären, ob der Zafira frei ist." Ausgerechnet Nathalie winkte ab.

„Musst du nicht, ich kann uns fahren." Offensichtlich musste sie sich ihr Auto nicht teilen. Aber mich bezeichnete sie als reich.

„Du siehst genauso aus wie sie." Ich schrak von dem Aufsatz von Sozialkunde auf und sah James Vater -- Brian -- im Türrahmen stehen.

„Häh", machte ich wenig eloquent. Ich hatte mich wie immer nach dem Essen in die Bibliothek zurückgezogen, um dort in Ruhe zu arbeiten, und keinen Besuch erwartet.

„Wie deine Mutter", erklärte Brian. „Sie hat diesen Raum geliebt. Rupert hat uns gezwungen Stunden hier zu verbringen, damit er bei ihr sein konnte, ohne dass es komisch wurde. Er war damals genauso breit gebaut wie heute und der Star der Footballmannschaft, aber mit Frauen konnte er so gar nicht, selbst wenn sie Freunde von ihm waren."

Die Erinnerung brachte ein warmes Lächeln auf sein Gesicht. „Hier haben sich deine Eltern wohl auch das erste Mal geküsst, als er sich endlich einmal ohne Diana, Norman und mich hier hereingetraut hat. Danach wollte er uns seltsamerweise gar nicht mehr dabei haben."

Es war irgendwie seltsam solche Geschichten von jemanden zu hören, den ich nicht mal 2 Wochen kannte. Andererseits war ich auch neugierig, meine Eltern erzählten selten von sowas.

„Ich dachte, das war Mr. Grimes -- Normans -- Haus", antwortete ich das erste was mir in den Sinn kam. Er winkte ab.

„Sicher. Aber Diana, Mary und ich haben hier im Grunde mehr Zeit verbracht als seine Eltern. Sie waren ständig unterwegs. Und Mary hat quasi hier gelebt. Schon als Vorschulkind. Sie und Norman waren wie Bruder und Schwester. Die Beziehung zu ihren Eltern war... schwierig." Er blickte mich mit einem Gesichtsausdruck an, den ich nicht ganz einordnen konnte.

„Aber das weißt du sicher", sagte er dann sanft, fast schon entschuldigend. Ich nickte, obwohl meine Großeltern mütterlicherseits ein Tabuthema waren. Ich wusste nur, dass meine Großmutter schon sehr lange tot war.

„Du und Diana habt sicherlich eine ähnliche Geschichte?", vermutete ich aus dem Gefühl heraus auch etwas zu der Unterhaltung beitragen zu müssen. Augenblicklich legte sich seine Stirn in Falten.

„Diana und ich hatten einen etwas umständlicheren Weg", antwortete er schließlich, die Stimme voller Bitterkeit. Bevor ich auf eine Erwiderung kam, die den Schaden, den ich scheinbar angerichtet hatte, wieder gut machen konnte, glättete sich seine Stirn wieder. „Aber letztendlich hat sich ja alles zum Guten gewandelt." Mein Mund reagierte wie immer schneller als mein Gehirn.

„Offensichtlich! Immerhin seid ihr verheiratet." Sein Lächeln, das mich empfindlich an das von James erinnerte, kehrte zurück.

„Scheint so", bestätigte er. „Ich habe übrigens gehört, ihr fahrt Samstag in die Stadt, um neue Möbel zu kaufen. Sag Bescheid, wenn du danach noch bedarf hast. Ich habe beschlossen den Schuppen in eine kleine Schreinerei umzubauen und kann Abhilfe schaffen, wenn du möchtest." Der Themenwechsel erwischte mich kalt, also nickte ich nur.

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„Ready... Set... Hut!" Ich grub meine Zehenspitzen in den Boden und rannte los. Nach etwa zwanzig Yards sah ich mich um und den Ball in meine Richtung kreisen. Ich spurtete die letzten Meter und ließ das Oval in meine Arme plumpsen.

„Klasse Catch", schrie Aiden begeistert, während ich zurück zu ihm trabte. Wir waren allein auf dem Übungsfeld neben dem Stadion. Zu einem kurzen Auffrischungstraining ließ uns der Platzwart nicht auf das offizielle Spielfeld, auch wenn es cool gewesen wäre, einmal vor den breiten Rängen zu spielen.

„Klasse Wurf", konterte ich und warf den Ball locker zu Aiden zurück. Er pflückte ihn lässig aus der Luft. Ich sah auf meine Uhr. „Ich sollte mich allerdings beeilen, sonst lasse ich Emily warten."

„Kein Problem", erwiderte der Lockenkopf. „Ich muss selbst los." Wir schulterten unsere Schultaschen und gingen Seite an Seite in Richtung Parkplätze. Wir hatten nur ein paar Bälle geworfen, erst ich, dann er. Sowas hatte mir gefehlt. Früher hatte ich Mark für sowas, doch der war leider weit weg.

Wir nickten uns noch einmal zu, dann trennten sich unsere Wege. Aiden ging zu seinem alten Camaro, ich zu dem alten Zafira, in dem Emily bereits saß.

„Entschuldigung, dass du warten musstest", sagte ich, nachdem ich die Tür geöffnet hatte. „Nächstes Mal nehme ich vielleicht lieber den Bus."

„Unsinn", entgegnete Emily und warf mir ein strahlendes Lächeln zu. „Ich habe einfach schon ein paar Hausaufgaben erledigt. Gabrielle hat mir Gesellschaft geleistet, weil sie noch auf ihre Schwester warten musste."

Als ich Einstieg wurde mir schmerzlich bewusst, dass ich eine Dusche hätte brauchen können. Wir hatten zwar nur locker trainiert, doch man sah und roch es sicher. Beiläufig ließ ich das Fenster herunter und warf einen besorgten Blick zu Emily, den diese verpasste, da sie den Wagen gerade auf die Hauptstraße lenkte.

„Gabrielle war die Blonde, oder?", fragte ich. Ich sah aus den Augenwinkeln, wie sie mir einen überraschten Blick zu warf.

„Genau. Ihre kleine Schwester ist im Cross Country Team und hat Donnerstags immer Training." Sie lächelte. „Sie beschwert sich, als müsse sie ihrer Schwester Organe opfern, statt eine dreiviertel Stunde, aber eigentlich ist sie richtig stolz auf sie. Angeblich schafft sie es als Junior sofort in die Auswahl."

Ich wusste nicht viel über das Cross Country Team der Schule, aber offensichtlich stellte das eine ziemliche Leistung dar, weswegen ich anerkennend nickte. Ein paar Augenblicke zu spät viel mir ein, dass sie das vielleicht gar nicht mitbekommen hatte, immerhin fuhr sie und musste auf die Straße sehen. Jedoch wäre es noch seltsamer jetzt noch etwas zu sagen, als überhaupt nichts.

„Ach ja, falls mein Vater dir selbstgemachte Möbel anbietet, lehn ab!" Ich sagte stattdessen das erste, was mir in den Sinn kam, um das Gespräch halbwegs im Gang zu halten. „Ich musste umziehen um die meisten davon loszuwerden." Das brachte sie zum Lachen.

Mittlerweile hatten selbst unsere Eltern von dem Dean-Thomas-Vorfall gehört, was ein etwas seltsames Sechs-Augen-Gespräch mit Emilys Vater -- Rupert -- zufolge hatte, in dem er uns -- ganz der Psychotherapeut -- anbot, jederzeit für uns da zu sein, falls uns die Sache beschäftigt.

Seltsam war das Gespräch vor allem, weil keiner von uns Dean Thomas kannte. Natürlich empfand ich Mitleid, letztendlich war das Ganze aber eher wie ein Verbrechen aus den Abendnachrichten, nur eben mit besserer Live-Berichterstattung. Obwohl die Gerüchteküche der Schule eher der Regenbogenpresse ähnelte, als den Abendnachrichten.

Emily wirkte auch nicht, als würde sie das Ganze stärker mitnehmen, aber was wusste ich schon. Allerdings musste ich Rupert zugestehen, dass er mir so zwei seltsame Vier-Augen-Gespräche mit meinen beiden Elternteilen ersparte, die sich vermutlich nicht damit abgefunden hätten, dass ich nicht viel Redebedarf sah.

Nach diesem Gespräch wurde ich endlich in mein Zimmer entlassen, was ich seufzend damit feierte, mich meinen überfälligen Hausaufgaben zuzuwenden. Im Laufe der letzten beiden Wochen hatte sich mein Anfangsverdacht, dass die Lehrer hier bedeutend mehr von den Schülern erwarteten, leider bestätigt.

Es war noch nicht einmal Wochenende und ich war schon mit zwei Aufsätzen, einen für Geschichte und einen für Englisch im Rückstand. Die Biologie-Aufgaben hatte ich entschieden aus meinen Gedanken verbannt. Sie schwebten über mir wie ein Damokles-Schwert.