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Neues Haus Neue Schule Neues Leben Ch. 03

Geschichte Info
Die Football Tryouts
7.1k Wörter
4.58
4.5k
0

Teil 3 der 5 teiligen Serie

Aktualisiert 11/14/2023
Erstellt 09/21/2023
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Die hellen blauen Lichter der Sirenen brannten mir noch in den Augen, auch wenn die Polizisten diese längst ausgeschaltet hatten. Wir hatten uns im Esszimmer versammelt -- es war das erste Mal, dass wir diesen Raum wirklich nutzten.

James stand vor dem Fenster, doch er blickte nicht nach draußen auf die Polizeiwagen, die im Licht der Außenbeleuchtung nass vom Regen schimmerten. Stattdessen hatte er sich dem Raum zugewandt und blickte mit versteinerter Miene auf die Uniformierten, die sich mit unseren Eltern unterhielten. Ich drückte sanft Chris Hand und beugte mich zu meinem Bruder.

„Kommst du kurz ohne mich klar", flüsterte ich ihm zu. Er sah mich entschlossen an und nickte, doch seine unruhig umherwandernden Augen zeigten seine Aufregung. Ich lächelte ihm beruhigend zu und wandte mich dann ab.

Mit vorsichtigen Schritten, als fürchtete ich Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, durchquerte ich den Raum. Beide Familien waren hier versammelt, bis auf Sofia, die es vorzog den ganzen Trubel in ihrem Zimmer auszusitzen. Ich konnte es ihr kaum verdenken.

Als ich neben James trat, blickte der nicht auf. Er war ganz auf das Gespräch am anderen Ende des Raumes konzentriert, auch wenn von dort nur vereinzelt gedämpfte Worte zu uns drangen.

„Alles Okay?", wollte ich wissen. Erst jetzt fiel mir der Schweiß auf, der auf seiner Stirn stand. Seine Fäuste waren geballt.

„Natürlich", antwortete er angespannt. Ich schalt mich in Gedanken für diese dumme Frage. Er war von einem Unbekannten mitten in der Nacht in seinem Zimmer überrascht worden, der dort sonst was gesucht hatte. Natürlich war nichts Okay.

„Du kannst mit mir reden", flüsterte ich fast. Er sah mich immer noch nicht an.

„Ich sagte doch, es ist alles in Ordnung." Erschrocken von seinem aggressiven Tonfall zuckte ich zurück.

„Offensichtlich nicht", zischte ich zurück, bevor ich auf die Idee kam, dass Deeskalation in diesem Fall vielleicht eher angebracht war. Endlich drehte er sich zu mir um und sein Blick ließ mich erneut zusammen fahren. Nicht der Zorn - den ich in seiner Stimme gehört hatte - stand darin, sondern nichts als Panik.

„Ich..." Ich stockte, nicht wissend was ich sagen sollte. Sagen könnte.

„Es ist alles in Ordnung", wiederholte er. Diesmal fast flehend.

„Entschuldigung." Eine Stimme ließ uns dieses Mal beide zusammenzucken und herumfahren. Vor uns stand eine der Polizistin. Völlig unberührt von der Spannung zwischen uns, lächelte sie uns freundlich an. Sie wirkte entspannt, ja beinahe lässig. Das war einfach nur Routine für sie.

„Ich bräuchte noch eure Aussagen, besonders deine", sagte sie zu James. Dieser versteifte sich, erstarrte. Ich öffnete den Mund unsicher was oder ob ich etwas sagen sollte.

„Entschuldigung." Ein weiteres Mal innerhalb weniger Augenblicke ließ uns dasselbe Wort herumwirbeln. Diesmal allerdings traf das auf jeden im Raum zu und nicht nur auf James und mich. Jetzt fiel unser Blick jedoch auf keinen Uniformierten, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne.

Im Türrahmen stand ein Mann im Anzug. Er war groß, hatte ein markantes Kinn und sein Blick schien jeden im Raum zu fokussieren. Fehlte nur noch der klischeehafte Stöpsel im Ohr.

„Hätten sie die Freundlichkeit uns die Befragungen abschließen zu lassen." Seine Stimme durchdrang den Raum. Ich wagte einen Blick auf die Polizistin vor mir und den Polizisten im Hintergrund. Jetzt wirkten sie ganz und gar nicht mehr entspannt. Sie hatten sogar beide die Hand am Holster.

„Wer sind sie und wie sind sie hier hereingekommen?" Die Polizistin hatte ihre Stimme wohl zuerst wieder gefunden.

„Special Agent Morris und Special Agent Schwartz", antwortete der Mann in schwarz, während er den Raum betrat und den Blick auf eine zweite Person - eine blonde Frau, die nur etwas kleiner als er war -- freigab. „Und es ist vielleicht nicht die beste Idee die Tür zu einem Einbruchstatort unverschlossen zu lassen."

Bei diesen Worten zogen sich seine Mundwinkel leicht nach oben, was seinen grimmigen Auftritt beinahe zunichte machte. Moment -- hatte er Agent gesagt.

„Wir sind vom FBI", schob die Frau hinterher, die uns mit dem gleichen intensiven Blick in Augenschein nahm wie ihr Partner.

„Was bitte will das FBI von meinem Sohn?" James Mutter schob sich an den beiden verwirrten Polizisten vorbei, stellte sich beschützend vor James und mich - naja, vermutlich eher vor James -- und funkelte die FBI-Agenten an.

„Wir waren gerade in der Gegend", antwortete der männliche Agent. „Da hat es sich angeboten." Meine Mutter schnaufte.

„Das FBI mischt sich nicht in einen simplen Einbruchsfall ein, weil sie zufällig davon hört." Sie stand zwar immer noch hinten am Tisch neben dem Polizisten, sowie meinem und James Vater, ihre Stimme hatte jedoch eine Schärfe, die sich an ihrer statt in den Vordergrund schob.

„Sagen wir, wir sind Bekannte von Mr. Grimes und fühlten uns deshalb angesprochen", antwortete die Agentin ungerührt. Meine Mutter setzte zu einer Erwiderung an, die höchstwahrscheinlich die Worte „Paragraph" und „Sie haben kein Recht" beinhaltete, doch scheinbar fühlte sich die Polizistin unterdessen übergangen und fuhr ihr ins Wort.

„Das tut nichts zur Sache", behauptete sie unwirsch. „Wir sind hier zuständig."

„Das waren sie", sagte der Mann im Anzug unbeeindruckt. „Bis wir euren Captain angerufen haben."

„Das kann ich mir kaum vorstellen" Die Polizistin schien aufgebracht.

„Rufen sie ihn an", wies die Agentin sie nur an und sah dann zu James.

„In der Zwischenzeit würden wir ihnen gerne ein paar fragen stellen Mr. Franklin." Sie war in einen professionellen Tonfall gefallen. Oder eher einen noch professionelleren. „Es sei denn sie würden es vorziehen von diesen Polizisten verhört zu werden."

„Ich bin mir sicher er...", setzte die Polizistin an.

„Nein", unterbrach James sie unmittelbar. „Ich rede lieber mir ihnen." Die letzten Worte waren an die beiden FBI Agenten gerichtet. Die Polizistin sah ihn empört an, dann wandte sie sich wieder an seine Mutter.

„Ma´am, sie sollten vielleicht mit ihrem Sohn reden." Diana musterte ihren Sohn einen Augenblick mit gerunzelter Stirn.

„Sie haben ihn gehört", antwortete sie dann nur, was ihr einen ungläubigen Blick von der Polizistin, mir und vermutlich jedem anderen in diesem Raum einbrachte. Mit Ausnahme natürlich von James, der darauf keine sichtbare Reaktion zeigte und den beiden FBI Agenten. Der Mann lächelte wieder sein kaum bemerkbares Lächeln und die Frau sah die Polizistin einfach nur ungeduldig an.

„Dann wäre das ja geklärt", entschied sie. „Würden sie uns vielleicht in die Bibliothek folgen, dort sind wir ungestörter."

„Ich werde dabei sein." Der Tonfall meiner Mutter ließ keinen Raum für Diskussionen.

„Und in welcher Beziehung stehen sie zu Mr. Franklin?", wollte der Mann im Schwarz mit einer hochgezogenen Augenbraune wissen.

„Ich bin sein Anwalt", antwortete meine Mutter ungerührt.

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Ich hätte erwartet, dass die Bibliothek mehr wie ein Verhörzimmer wirkte, jetzt wo sie eines war. Doch es war immer noch derselbe herrschaftliche Raum mit denselben gemütlich wirkenden Ohrensesseln und komplett ohne verspiegelte Einwegfenster oder Schreibtischlampen, die dem Verdächtigen aggressiv ins Gesicht schienen.

„Haben sie sonst irgendwie mit dem Eindringling interagiert? Hat er etwas zu ihnen gesagt?" Agent Morris lehnte sich in seinem Sessel vor. Er musterte mich intensiv, als erwarte er dass ein Augenblinzeln oder ein Zucken einen Bluff entlarvte. Aber da war nichts zu entlarven.

„Nein, das habe ich doch schon gesagt", antwortete ich erschöpft. In der letzten halben Stunde hatte ich andauernd dieselben Fragen beantworten müssen?

„Haben sie eine Ahnung wonach der Eindringling gesucht hat?", fragte Agent Schwartz. Sie war unerbittlich. „Bewahren sie irgendwelche Wertsachen in ihrem Zimmer auf?"

„Wie ich bereits sagte, nein", erwiderte ich frustriert. „Ich bin gerade erst eingezogen. Mein Laptop und alles weitere ist noch da. Es gibt hier im Haus wertvoll..."

„Haben sie irgendetwas merkwürdigeres in dem Zimmer bemerkt, etwas das ihnen vielleicht unwichtig, aber doch irgendwie seltsam vorkam?" Ich blickte die Agentin verwirrt an.

„Nein, was meinen sie?"

„Wissen sie wie der Einbrecher ins Haus gekommen ist." Agent Morris hatte wieder die Rolle des Befragenden eingenommen.

„Diese Frage haben sie bereits gestellt", unterbrach Emilys Mutter und meine Anwältin -- Mary -- sie. „Genau wie die letzten ihrer Fragen. Die Polizei hat ein eingeschlagenes Fenster in der Gartentür in der Küche gefunden. Ich bin mir sicher das können sie auch in dem Bericht nachlesen, den sie sicherlich anfordern können. Konzentrieren sie sich von jetzt an bitte auf Dinge, die noch nicht zur Sprache gekommen sind, oder ich muss das hier abbrechen."

Ich warf ihr genau wie die Agentin einen Blick zu, doch während meiner eher dankbar war, funkelte sie sie nahezu wütend an.

„Ich denke wir sind hier fertig", sagte sie mit einem Gesichtsausdruck, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. Sie sah ihren Partner ungeduldig an.

Dieser lächelte mir plötzlich überaus freundlich zu und schob mir ein Blatt Papier hin, auf dem er die letzte halbe Stunde auf einem Klemmbrett geschrieben hatte.

„Vielen Dank für deine Kooperation", sagte er und klang dabei überraschend ehrlich. „Du hast es gleich geschafft, wir brauchen nur noch eine Unterschrift unter dem Protokoll."

Mir fiel der Wechsel zum vertraulichen Du durchaus auf, aber ich beschloss es nicht anzusprechen, wenn ich die beiden dafür früher los wurde. Im Protokoll waren kurz und prägnant die Erkenntnisse der Vernehmung aufgeführt.

Ich hatte den Einbrecher scheinbar überrascht, woraufhin dieser geflohen war. Es schien nichts zu fehlen und ich hatte keine Ahnung wer der Mann war und was er hier gesucht hatte. Da er eine Maske trug, konnte ich nicht viel über sein Aussehen sagen, außer dass er groß und breit gebaut war.

Das Ganze nahm erstaunlich wenig Platz ein, wenn man bedachte, wie lange wir bereits in diesem Zimmer saßen. Ich hörte Sessel rücken, als sich die FBI-Agenten offensichtlich erhoben.

„Moment einmal", hielt Mary die beiden Staatsdiener auf. „Wir haben all ihre Fragen offen und ehrlich beantwortet, was -- wie sie sicher wissen -- weit über unsere Verpflichtungen hinaus ging. Also sein sie so freundlich und beantworten sie uns auch ein paar Fragen."

Agent Schwartz sah Emilys Mutter an, als wäre sie ein besonders unansehnliches Insekt.

„Es sei denn natürlich sie wollen, dass ich mit ihren Vorgesetzten darüber rede, warum sich das FBI in einen simplen Einbruchsfall einmischt."

Das hatte gesessen. Die Agentin wechselte einen kurzen Blick mit ihrem Partner. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber er nickte auffordernd. Schließlich ließ sie sich wieder in den Sessel fallen und setzte wieder ihren Zitronenblick auf.

„Also gut, was wollen sie wissen?" Mary erwiderte den Blick unbekümmert und lehnte sich etwas vor.

„Eigentlich geht es mir nur um eines. Wieso sind sie hier?" Sie musterte beide Agenten nacheinander kurz.

„Sie sagten Norman Grimes war ein alter bekannter, aber sie sagten nicht woher sie ihn kennen. Sie lassen sich anscheinend über alles, was mit ihm zu tun hat, auf dem laufenden halten. Weshalb, immerhin ist er tot? Sie kennen das Haus, schließlich haben sie die Bibliothek für diese Unterredung vorgeschlagen. In welcher Beziehung stand Norman Grimes zu ihnen? Haben sie gegen ihn ermittelt? Ermitteln sie jetzt auch gegen uns und falls ja, weswegen? Werden wir zukünftig öfter von ihnen Besuch erhalten?"

Sie verschränkte die Arme und legte den Kopf auffordernd zur Seite. Eine Weile lang duellierten die beiden Frauen im Raum mit Blicken, bis die Agentin schließlich laut aufseufzte.

„Wir haben nicht gegen Norman Grimes ermittelt, im Gegenteil", setzte sie unwillig an. „Er war ein... Informant. Hin und wieder hat er uns bei einigen Dingen geholfen. Mehr kann ich dazu nicht sagen."

„Ihr Freund hatte einige... interessanten Fähigkeiten", schob Agent Morris nach. Mary nickte, als überraschte sie diese Enthüllung nicht.

„Als mein Partner..." Sie warf Agent Morris einen kurzen vorwurfsvollen Blick zu. „... mich auf diese Sache aufmerksam machte, waren wir der Meinung, wir wären es Mr. Grimes schuldig uns diesen Fall näher anzusehen."

„Und was ist ihr Fazit?", wollte Mary unverblümt wissen. „War dieser Mann wegen Normans Verbindungen zu ihnen im Haus? Sind wir irgendwie in Gefahr. Sollten wir vielleicht in Erwägung ziehen umzuziehen."

Ich blickte Mary alarmiert an. Auf diese Ideen war ich noch gar nicht gekommen. Vermutlich hätte ich mich über die Perspektive freuen sollen, vielleicht wieder zu in mein altes Leben zurück zu können, aber im Augenblick war ich einfach nur müde und aufgewühlt.

„Ich glaube nicht, dass sie sich Sorgen machen müssen", erwiderte die Agentin mit einem Hauch von Mitgefühl in der Stimme, das ich mir jedoch auch einfach nur eingebildet haben könnte. „Es ist lange her, dass wir etwas mit Norman Grimes zu tun hatten und dieses Haus stand eine Weile lang leer. Vermutlich wollte der Einbrecher es von oben nach unten nach Wertgegenständen absuchen und war überrascht auf jemanden zu treffen."

Ich dachte an unser Auto, dass wie immer vor der Tür parkte und eigentlich ziemlich offensichtlich machen sollte, dass das Haus wieder bewohnt war. Andererseits schien der alte Zafira so wenig zu diesem Gebäude zu passen, dass der Einbrecher ihn schlichtweg übersehen oder gedacht hatte, jemand hätte den Vorhof als kostenlosen Parkplatz missbraucht.

„Sie sollten vielleicht über eine Alarmanlage nachdenken", schlug Agent Morris vor, bevor ich meine Gedanken äußern konnte. „Ein paar Bewegungsmelder im Garten, Außenleuchten und Sensoren an den Fenstern können Wunder bewirken. Glauben sie mir, im Augenblick ist es viel zu einfach hier hereinzukommen."

Kaum das wir das Esszimmer betreten hatten kam mir meine Mutter entgegen und schloss mich in ihre Arme.

„Alles in Ordnung?" Die Stimme meines Vaters drang durch den Raum. Ich nickte.

„Es ist Okay", behauptete ich und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Mein Vater stand neben Rupert am Tisch und sah mich besorgt an. Chris und Emily standen am Fenster. Er starrte aus dem Fenster, wo die FBI-Agenten vermutlich gerade in ihr Auto stiegen, sie musterte mich. Ich wusste, dass ich mich für meinen Ausbruch vorhin entschuldigen sollte. Sie hatte nur helfen wollen. Doch ich wusste nicht was ich sagen sollte.

„Ich glaube ich gehe ins Bett", sagte ich stattdessen, nachdem ich mich von meiner Mutter gelöst hatte. „Morgen ist Schule." Ich schenkte meinen Eltern ein beruhigendes Lächeln und wollte mich wieder zur Tür drehen.

„Bist du sicher, dass du schlafen kannst... in diesem Raum", sprach mein Vater aus, was vermutlich alle hier dachten. Unwillkürlich musste ich an den Moment denken, in dem ich aufgewacht war. Diese gefühllosen kalten Augen, die auf mir lagen. Dennoch grinste ich schwach und zuckte mit den Schultern.

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Ein durchdringendes Klingeln beendete den Unterricht für diesen Tag. Sofort sprangen die meisten Schüler auf und drangen aus dem Klassenzimmer. Ich gähnte ausgiebig und packte dann meine Unterlagen in die Tasche. Auch wenn unsere Eltern uns angeboten hatten heute auf die Schule zu verzichten, hatten James und ich entschieden nur die ersten zwei Stunden ausfallen zu lassen.

Heute fanden die Football Tryouts statt und auch wenn James nach wie vor behauptete keine Chance, in die Mannschaft aufgenommen zu werden, zu haben, so wollte er es offensichtlich immerhin versuchen. Und wenn er zur Schule ging, obwohl er mitten in der Nacht einen Einbrecher überrascht hatte, konnte ich ja schlecht den ganzen Tag im Bett bleiben. Wie würde das denn rüberkommen?

Trotzdem reichten die zwei zusätzlichen Stunden Schlaf nicht aus um das Defizit auszubügeln, also schleppte ich mich den ganzen Tag schon gähnend durch die Kurse. Es half nicht viel, dass meine Freundinnen mich kaum dass sie die Gelegenheit hatten über jede Kleinigkeit ausfragten.

„Emily, wartest du noch kurz." Die Stimme von Mrs. Holmes drang zu mir durch, bevor ich das Klassenzimmer verlassen konnte. Ich drehte mich in der Tür um und blickte sie fragend an, bevor ich zur Seite trat und einen ungeduldigen Schüler an mir vorbei ließ.

„Wie kann ich ihnen helfen?", fragte ich diplomatisch, nachdem ich zu ihr an den Pult getreten war. War mein mangelndes Engagement für den Unterricht der Grund für diese Unterredung?

Mrs. Holmes warf einen vielsagenden Blick auf die letzten Nachzügler, die drauf und dran waren das Klassenzimmer zu verlassen. Als der letzte es endlich geschafft hatte und die Tür ins Schloss gefallen war, wandte sie sich zu mir.

„Ich habe davon gehört, was gestern Nacht bei dir zuhause los war", eröffnete sie mir schließlich. Ich sah sie fast schon geschockt an, was ihr offensichtlich auffiel. Mit einem Lächeln strich sie sich eine Strähne ihres blonden Haares hinters Ohr.

„Die Lehrer und Sekretäre tratschen genauso viel wie die Schüler", erklärte sie. „Wir sind nur besser darin den Anschein zu waren, wir täten es nicht."

Also hatte Mr. Larkin, der das Sekretariat heute morgen besetzt hatte, geplaudert. Auch wenn James und ich 18 waren und uns selbst entschuldigen durften, hatte mein Vater darauf bestanden uns einen Brief mitzugeben, in dem er ausführlich über den Grund unserer Verspätung aufklärte. Vermutlich befürchtete er wir kämen sonst unter den Lehrern in Verruf. Nun, das hatte er offensichtlich verhindert.

Dennoch gefiel mir der Gedanke daran nicht, dass jeder Lehrer in der Schule Bescheid wusste. Ich hatte so schon genug Aufsehen erregt. Das nächste Mal würde ich mich bei einem anderen Sekretär entschuldigen so viel war sicher. Beim nächsten Mal? Es würde doch wohl hoffentlich kein nächstes Mal geben.

„Du bist mir doch nicht böse", fragte Mrs. Holmes als Reaktion auf mein Schweigen. „Verdammt, ich wusste ich hätte es nicht ansprechen dürfen." Für eine Lehrerin wirkte sie unerwartet nahbar. Oder sollte ich sagen zerknirscht.

„Nein, nein", beruhigte ich sie schnell. „Es ist nett von ihnen, dass sie sich Sorgen machen." Sie wirkte erleichtert.

„Gut", erwiderte sie mit einem Lächeln.

„Das ist mein erstes Jahr als Lehrer an dieser Schule und das erste als Lehrer überhaupt, in dem mir niemand über die Schulter guckt", verriet sie mir. „Die Hälfte der Zeit weiß ich nicht was ich tue." Beim letzten Satz zwinkerte sie mir zu.

„Sie sind eine tolle Lehrerin", erwiderte ich sofort und meinte es so. Sie war sicher nicht der Grund, warum ich heute in ihrem Unterricht beinahe eingeschlafen war. Es schien sie zu freuen.

„Danke, dass du das sagst." Schließlich schien sie sich wieder an den Grund für das Gespräch zu erinnern. „Jedenfalls, falls du darüber reden willst, was passiert ist, bin ich gerne für dich da. Es muss seltsam sein plötzlich in so einem großen unheimlichen Haus zu leben."

„Alles in Ordnung", beschwichtigte ich sie. „Ich habe nichts vom Einbruch selbst mitbe..." Ich stockte. „Woher wissen sie in welchem Haus ich lebe?" Sie schien über die Frage amüsiert.

„Jeder in dieser Stadt kennt das Grimes Anwesen", behauptete sie. Diesen Eindruck hatte ich mittlerweile leider auch. „Ich habe in L.A. studiert, aber ich bin hier aufgewachsen." Innerlich unterdrückte ich ein genervtes Stöhnen. Was war an dem verdammten Haus so besonders, außer natürlich, dass es groß war.