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Neues Haus Neue Schule Neues Leben Ch. 03

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„Wusstest du, dass es noch vor der Unabhängigkeitskrieg erbaut wurde?", beantwortete mir Mrs. Holmes meine ungestellte Frage. „Angeblich von den Freimaurern. Die Familie Grimes ist erst viel später dort eingezogen, aber auch davor hatte es eine faszinierende Geschichte." Plötzlich bückte sie sich zu ihrer Tasche und hob diese auf den Tisch.

„Ich müsste doch... Ah hier." Sie zog nach kurzer Suche ein kleines zerfleddertes Buch heraus und hielt es mir hin. Mit großen Augen starrte ich auf das Bild vom Grimes Anwesen auf dem Cover.

„Das ist eine der seltenen Ausgaben von ´Die Geschichte von Sanctuary House´. So hieß das Grimes Anwesen früher." Sie hielt mir das Buch mit einem Grinsen hin. „Außerhalb von Delltown hat es sich leider nicht so gut verkauft." Verwirrt nahm ich das Buch entgegen. Es wirkte, als ob es schon zu oft aufgeschlagen wurde.

„Und das tragen sie zufällig mit sich herum?", fragte ich, während ich den abgegriffenen Einband betrachtete. Mrs. Holmes lachte auf.

„Natürlich nicht. Das stammt aus meiner Jugend. Ich war damals ganz begeistert von allem Mysteriösem. Ich habe es erst wieder hervorgeholt, als ich gehört habe, dass du jetzt dort wohnst. Ich dachte mir vielleicht interessiert es dich."

„Danke", sagte ich testweise, nicht sicher was ich davon halten sollte.

„Behalt es ruhig", bot sie an und grinste mir schelmisch zu. „Aber falls du einen Geheimgang oder so findest, sag mir Bescheid."

Als ich aus dem Klassenzimmer kam, das seltsame Buch in meiner Tasche verstaut, wartete dort bereits Nora auf mich, die auch in diesem Kurs war.

„Was wollte die Holmes von dir?", fragte sie mich, kaum dass die Tür hinter mir geschlossen war.

„Sie hat gehört, was gestern bei mir los war und wollte wissen, ob alles okay ist." Nora zog eine Augenbraue hoch als sie sich mir auf meinem Weg zum Haupteingang anschloss.

„Lehrer-Buschfunk?", vermutete sie. Soviel zum Anschein. Ich unterdrückte ein Grinsen und nickte.

„Und?", wollte sie unverhohlen wissen. „Ist alles Okay?"

„Wie ich es bereits dir, Gabe, Nathalie und jetzt auch Mrs. Holmes gesagt habe, es ist alles in Ordnung. Ich habe von dem Einbruch selbst nichts mitbekommen. James hat den Kerl überrascht, nicht ich." Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme leicht genervt klang, also lächelte ich sie an, um dem Ganzen etwas Schärfe zu nehmen.

„Ehrlich, mir geht's gut." Das schien Nora nicht ganz zu überzeugen, immerhin musterte sie mich noch einmal kritisch, doch zumindest fragte sie nicht weiter nach.

Inzwischen hatten wir die Schule verlassen und ich blieb stehen.

„Kommst du nicht mit zum Parkplatz", wunderte sich Nora und verlieh dem mit einem fragenden Blick Wirkung.

„Ich wollte mir die Football Tryouts ansehen", erklärte ich.

„Oh." Ein wissendes Lächeln trat auf Noras Gesicht, dass mich die Augen verdrehen ließ.

Dankenswerter Weise verzichtete sie auf jegliche weitere Kommentare und ich darauf, ihr zu erklären, dass ich eine Abmachung mit James geschlossen hatte, um ihn zu motivieren und nicht... was auch immer sie denken mochte. Ich war dank meiner Unterredung mit Frau Holmes bereits spät dran.

Deshalb drehte ich mich mit einem „Bis morgen" um und machte mich auf den Weg zu den Sportplätzen. Sollte sie doch vermuten, was auch immer ihr in den Sinn kam.

Das Footballfeld der Delltown-High lag am Rande des Campus inmitten von mehreren Sportplätzen. Es wurde von Tribünen umringt, auf denen leicht die gesamte Schule sowie deren Familien und die Fans von einer auswärtigen Mannschaft unterkamen und sah deutlich gepflegter aus, als das was Ich von meiner alten High School gewöhnt war. Das Weiß der Spielfeldmarkierungen strahlte nahezu und der Rasen war leuchtend grün. Etwas verloren stand ich am Fuß einer der Tribünen und musterte die übrigen Schüler, die es sich nicht entgehen lassen wollten einen ersten Blick auf die möglicherweise nächsten Football-Stars zu werfen. Es waren mehr als ich erwartet hatte.

Schließlich fiel mein Blick auf Steve, den grobschlächtigen Jungen, den Gabrielle als lammfromm beschrieben hatte, der aus der Menge herausragte. Wortwörtlich herausragte, weil er mit Sicherheit der größte dort war, aber auch weil er etwas abseits saß. Ich stieg zu ihm hinauf und ließ mich neben ihn fallen. Er schien nicht sonderlich überrascht zu sein, mich hier zu sehen, und nickte mir freundlich zu.

Ich atmete tief durch. Die frische Luft vertrieb einen Teil meiner Müdigkeit. Wenigstens würde ich so das Ganze durchstehen ohne Einzuschlafen.

„Patrick und Peter wären auch hier", sagte er zur Begrüßung als müsse er die Abwesenheit seiner Freunde entschuldigen. „Aber Patrick hat Wrestling und Peter muss auf seine Geschwister aufpassen." Ich nickte nur, weil ich nicht wusste wie ich darauf reagieren sollte.

„Du spielst auch Football, oder?", fragte ich schließlich, weil ich glaubte etwas in dieser Richtung am Sonntag mitbekommen zu haben. Sonntag war erst gestern gewesen, es schien mir viel länger her.

„Genau, Linebacker", antwortete er mit einem Nicken.

„Schon irgendwelche Talente entdeckt", fragte ich mit einem Blick zu den Athleten auf dem Feld. Es waren etwa dreißig Jungen, die meisten davon vermutlich im ersten Jahr an der High School. Sie trugen alle ihre eigenen Sporttrikots in etlichen verschiedenen Farben. Ich bemühte mich James zu erkennen, konnte ihn jedoch zwischen den übrigen nicht ausmachen.

„Werde ich vielleicht, wenn sie angefangen haben", erklärte Steve mit einem Schnauben.

„James und Aiden werfen sich übrigens dort unten warm." Er hatte offenbar meinen Blick richtig gedeutet und zeigte auf zwei Gestalten, die sich direkt unter der Tribüne, beinahe verdeckt von den Köpfen der Schüler vor mir, einen Football hin und her warfen.

James trug ein grünes Trikot mit einer weißen 8 auf dem Rücken. Ich fragte mich, ob das das Trikot seiner alten Schule war. Er sah konzentriert aus, soweit ich das von hier oben sehen konnte, und der Ball, den er gerade warf drehte sich präzisen Spiralen in Aidens ausgestreckte Arme. Allerdings war das vermutlich auch nicht gerade eine nennenswerte Aufgabe für einen Quarterback.

„Da hinten stehen die Trainer." Steves Stimme riss mich aus meiner Beobachtung. Er zeigte auf acht Männer, die alle denselben schwarz-roten Trainingsanzug trugen und ganz auf die Sportler fokussiert zu sein schienen, die sich auf dem Feld warm machten.

„Der vorne links ist Coach Hudgens, der Headcoach der Mannschaft. Rechts von ihm steht Coach May, der Defensive Coordinator und Assistand Head Coach und neben ihm Coach Hoffmann der Offensive Coodinator. Die Übrigen sind Position und Assistant Coaches. Der Mann ganz hinten rechts ist Coach Smith. Er ist für die Quarterbacks zuständig."

Die Menge an Trainern schüchterte mich einigermaßen ein. Im Fußball hatten wir für gewöhnlich einfach nur einen Coach und einen Assistand Coach.

„Stehen sich so viele Trainer nicht einfach nur im Weg rum?", verbalisierte ich meine Gedanken, was Steve zum Schmunzeln brachte.

„Jeder hat seinen Fachbereich und Coach Hudgens hat den Überblick. Zumindest meistens." In diesem Moment trat der Trainer vor, den Steve als den Head Coach Hudgens vorgestellt hatte. Er pfiff einmal kurz in die klischeeerfüllende Pfeife, die um seinen Hals baumelte und zog die Aufmerksamkeit aller Sportler auf sich.

Der Trainer hielt sich nicht lange mit Begrüßungsfloskeln oder sonstigem auf sondern wies sie mit befehlsgewohnter Stimme an eine Linie zwischen zwei bereitgestellten Hütchen zu bilden und zu einem dritten Hütchen zu rennen.

Nach ein paar Wiederholungen folgten einige Dehnübungen, dann ließ er die Athleten sich am Rande des Feldes versammeln. Um das Gras herum zog sich eine rotgefärbte Bahn, die wohl für Rennen des Leichtathletik Teams gedacht war. An der Gerade war eine 40-yard-Strecke mit Messtechnik präpariert worden. Einer nach dem anderen musste die Strecke entlang Sprinten, wobei seine Zeit elektronisch erfasst wurde.

Steve pfiff leise durch die Zähne.

„James ist schnell", behauptete er, nachdem dieser die Strecke hinter sich hatte. „Er würde einen guten Wide Receiver abgeben."

Es folgten einige weitere Übungen und die Spieler wurden nach und nach in verschieden große Gruppen unterteilt. James und Aiden waren die einzigen Quarterback-Anwärter, also trainierten sie schließlich allein mit Coach Smith und warfen Bälle auf Ziele. James schlug sich soweit ich es beurteilen konnte nicht schlecht, zumindest nicht viel besser oder schlechter als Aiden.

Steve erklärte ein paar der Übungen und ließ sich auch etwas über einige potentielle Mitglieder der Defense aus, wenn diese etwas besonders gut oder schlecht machten. Ansonsten redete er jedoch nicht viel.

Schließlich ließen die Trainer die Sportler noch einmal zusammen kommen und teilten sie in zwei Teams auf. Ein paar der Jungen gingen bereits jetzt leer aus und mit gesenkten Schultern in Richtung Spielfeldrand. Ich stellte zufrieden fest, dass weder James noch Aiden darunter waren.

„Sie lassen die Offense vier Drives gegen die Defense spielen", erklärte Steve. Offensichtlich kannte er den Ablauf. „Ein Drive ist die Summe aller Spielzüge, bis zum Touchdown, Fieldgoal oder Ballverlust. Aiden und James werden sich als Quarterback abwechseln."

„Ich weiß was ein Drive ist, ich habe schonmal Football geguckt", erwiderte ich, mich innerlich fragend, ob ich wirklich so ahnungslos wirkte.

„Trotzdem danke", fügte ich hinzu. Immerhin wollte er nur helfen. Steve brummte nur wohlwollend und konzentrierte sich aufs Spielfeld.

Die Teams nahmen Aufstellung und Coach Hudgens stieß erneut in seine Pfeife. Aiden war zuerst dran. Er fing den Snap, also den Ball, den der Center ihm durch seine Beine zuwarf, und warf einen Pass zu einem seiner Receiver, der ihn ein paar Yards weit trug, bevor er vom Spielfeld gedrängt wurde. Es reichte für mehr als zehn Yards Raumgewinn, also für ein neues Down. Steve murmelte etwas Zustimmendes.

Aiden blieb souverän und führte sein Team schnell über das Feld. Er brauchte nur zwei zweite Versuche für ein neues Down. Auch in seinem zweiten Drive brachte er Leistung, allerdings schaffte die Defense es diesmal ihn etwa zwanzig Yards vor der Endzone, also den Bereich, den sein Team erreichen musste, um einen Touchdown zu machen, zu stoppen. Er hatte bereits zwei Versuche verbraucht und sein dritter Pass war zwar erfolgreich, brachte jedoch nicht genug Yards ein.

Ein Pfiff gellte und der Kicker eilte aufs Feld, um den Ball gleich darauf durch die beiden Torpfosten am Ende der Endzone zu schießen. Ein Fieldgoal.

„Das war ziemlich gut von Aiden", resümierte Steve. „James wird es schwer haben das zu toppen." Er warf mir einen entschuldigenden Blick zu, als wäre ich es, die es vermutlich nicht in die Mannschaft schaffte.

„Kommen nicht beide ins Team, wenn James eine gute Leistung liefert", wollte ich wissen. „Es ist doch nicht entscheidend wer von beiden hier besser ist." Steve schüttelte den Kopf.

„Wir haben bereits zwei Quarterbacks. William Norris und Craig Gibson. Coach Hudgens will nur drei Quarterbacks. Jeder mehr würde laut ihm nur die Mannschaft aufblähen." Craig Gibson, diesen Namen hatte ich schonmal gehört. Ich verzog das Gesicht bei meiner Erinnerung an seine Freundin, Samantha. Steve deutete meinen Ausdruck falsch.

„Warten wir erstmal ab, wie James sich schlägt, vielleicht überrascht er uns ja." Er klang nicht sehr überzeugt.

Ein paar Minuten später stand James auf dem Feld und erhielt seinen ersten Snap. Er machte ein paar Schritte zurück und warf dann einen kurzen Pass zu einem seiner Receiver am Rand des Spielfelds. Der Pass geriet etwas zu kurz und einer der Gegner schaffte es den Ball wegzuschlagen. Steve sagte nichts.

James brauchte ein paar Pässe, bis er sich gefangen hatte, schaffte jedoch schließlich einige Yards. Er stellte sich dabei jedoch nicht annähernd so souverän an, wie Aiden, wie ich zu meiner Bestürzung feststellen musste. Gleich zweimal brauchte er ein Third Down, also einen dritten Versuch, und beim zweiten Third Down rettete ihn sein Runningback mit einem 10-Yard Lauf.

Dennoch schaffte er es schließlich bis ca. fünfzehn Yard vor die Endzone. Der Center gab ihm den Ball und er machte ein paar Schritte zurück und suchte angestrengt nach einem Ziel, als einer der gegnerischen Spieler durch die Offensive Line brach, die ihn eigentlich vor so etwas schützen sollte. Der bullige Junge machte einen Satz, riss James von den Füßen und begrub ihn unter sich.

Steves Hand schloss sich um meinen Unterarm und hielt mich zurück. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich aufgesprungen war. Auf dem Feld erhob sich der Spieler, der James zu Fall gebracht hatte und streckte ihm eine Hand entgegen. Besorgt registrierte ich, dass dieser die Hand nicht ergriff, sondern liegen blieb. Einer der Trainer schob den Spieler zur Seite und kniete sich neben James.

„Dieses Tackling war viel zu hart", regte sich Steve auf. Ich hatte ihn noch nie wütend gesehen. Es war zum Fürchten. „Das ist doch nur Training."

Erleichtert sah ich zu wie der Trainer James hoch half und sich kurz mit ihm unterhielt. Schließlich nickte er dem Head Coach zu und trabte vom Spielfeld. Steve seufzte ebenfalls erleichtert auf, was ich zum Anlass nahm mich wieder hinzusetzen.

Wenige Augenblicke später hatte das Team wieder Aufstellung angenommen. James erhielt den Snap und trat ein paar Schritte zurück. Ich hielt den Atem an, doch diesmal hielt die O-Line stand. Er fand ein Ziel, zog den Arm zurück und warf. Der Ball flog durch die Luft, senkte sich und fiel direkt in die Arme eines gegnerischen Spielers. Steve stöhnte neben mir auf.

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Ich blickte angestrengt auf das Gras und blinzelte die Tränen weg, die entschlossen waren sich in meine Augen festzusetzen. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich blickte auf und sah in Aidens Gesicht, der mich aufmunternd anlächelte. Er hatte wohl seinen Platz neben dem Spielfeldrand verlassen.

„Kopf hoch, du hast noch einen Drive", erinnerte er mich leise, während die Spieler neben mir auf ihre Ausgangspositionen zurückkehrten. Ich zuckte mit den Schultern.

„Was bringt das, das kann ich nicht wieder wettmachen", behauptete ich frustriert. Er schüttelte entschieden den Kopf.

„Vergiss es, vergiss diesen Drive, vergiss dieses Tackle, vergiss die Interception", beharrte er. „Der nächste Drive ist alles was zählt." Er blickte mir fest in die Augen, als sei er ganz und gar davon überzeugt.

Eigentlich sollte er doch erleichtert sein, dass ich keine Bedrohung mehr für ihn war. Oder war ihm einfach nie in den Sinn gekommen, dass ich eine für ihn sein könnte. Vermutlich.

Schließlich konnte ich diesem Blick nicht länger standhalten und seufzte auf.

„In Ordnung", sagte ich und drehte mich in Richtung meiner Teamkameraden, die bereits wieder Aufstellung annahmen. Dann zögerte ich nochmal. „Und danke."

Aiden nickte mir zu und trabte wieder vom Feld, während ich zu meiner Mannschaft trottete. Der Weg kam mir so niederschmetternd weit vor. All die Yards, die ich in diesem einen Moment verspielt hatte. All die Yards, die mich wieder von der Endzone trennten. Schließlich stand ich wieder inmitten meiner Mitspieler. Einige blickten mich verurteilend an, einige klopften mir aufmunternd auf die Schultern und einige schienen gar nicht auf meine Anwesenheit zu reagieren. Ich atmete tief durch und lockerte meine Schultern. Ich war der Quarterback verdammt, ich musste den Spielzug ansagen.

„Okay. Shotgun-Formation. Mesh. Also du..." Ich deutete auf einen der Receiver, ich glaubte er hieß Mike. „... läufst eine Corner Route von rechts außen. Ihr..." Ich deutete auf zwei weitere Receiver. „... eine Crossing Route aus den Slots und du..." Ich deutete auf den letzten der Receiver. „... läufst ein Flat Out als H-Back nach links und du..." Ich deutete schlussendlich auf meinen Runningback. „ein Flat Out nach Rechts." Ich sah mich im Huddle um. „Alles klar?"

Keiner antwortete. Ich hatte das Gefühl ich sollte irgendetwas aufmunterndes sagen, nachdem ich den letzten Drive versaut hatte, aber mir fiel nichts ein. Also ließ ich die Spieler zu ihren Positionen traben und nahm meine eigene ein paar Yards hinter dem Center ein.

„Ready." Meine Stimme hallte über das Feld. „Set." Ich atmete noch einmal tief ein und aus. „Hut."

Zeitgleich mit dem Ball, der auf mich zuflog, zerriss ein Pfiff die Luft. Ich fing den Ball und warf einen Blick zum Schiedsrichter, der von einem der Trainer -- dem Offensive Coach, wenn ich mich recht erinnerte -- gemimt wurde.

„False Start", schrie er und ich stöhnte frustriert auf.

Wir fanden uns wieder im Huddle ein.

„Es tut mir leid", entschuldigte sich einer der Offensive Lineman. „Ich glaube ich bin schuld." Ich winkte ab.

„Ich habe eine ziemlich lange Pause zwischen ´Set´ und ´Hut´ gelassen. Was meint ihr, denselben Spielzug nochmal?"

„Denselben Spielzug nochmal?", fragte Mike laut. „Okay!" Das brachte einige zum Lachen und wir kehrten zu unseren Positionen zurück. Diesmal 5-Yards weiter hinten als beim letzten Mal.

Ich lockerte nochmal meine Schultern und sah auf die Tribünen. Ich hatte ein wenig gebraucht, bis ich Steve und Emily erkannt hatte, aber jetzt wo ich wusste, wo sie saßen, fand ich sie schnell wieder. Von hier unten konnte ich ihre Gesichter nicht erkennen.

Ich warf einen weiteren Blick auf die Trainer, die sich am Spielfeldrand versammelt hatten. Nun ja, Coach Hudgens -- der Headcoach -- stand ein paar Meter abseits und sprach in sein Telefon. Er hatte uns den Rücken zugewandt. Er sah nicht einmal zu.

Der Anblick traf mich härter als ich erwartet hatte. Ich hatte jede Chance verspielt, das war mir längst klar. Aber offensichtlich war das auch dem Trainer klar.

Stur wandte ich meinen Blick wieder geradeaus.

„Ready." Meine Stimme klang kalt, kälter als ich es gewohnt war. „Set." Diesmal verzichtete ich auf lange Pausen. „Hut."

Der Ball flog mir entgegen und ich pflückte ihn aus der Luft. Ich sah nach links und nach rechts. Mike wurde vom Cornerback in Beschlag genommen. Meine übrigen Receiver waren ebenso gedeckt. Beinahe hätte ich frustriert aufgeschrien. Einer der Devensive Tackles hatte eine Lücke in meiner O-Line gefunden und kam auf mich zu. Der Anblick erinnerte mich nur zu gut an meine noch immer schmerzende Schulter.

Ich sprang zur Seite und wich damit dem Tackle aus. Mit einigen wenigen Schritten brach ich nach rechts aus meiner Pocket und sah suchte wieder das Feld nach einem Ziel ab. Es gab immer noch keins. Also entschloss ich mich für die pragmatischste Lösung und nahm die Beine in die Hand.

Der Cornerback, der Mike deckte, erkannte zuerst, dass ich einen Lauf startete. Er rannte mir entgegen und ließ Mike ungedeckt, ich hatte die Line of Scrimmage allerdings längst hinter mir gelassen und durfte nicht mehr passen. Auch der gegnerische Safety kam jetzt auf mich zu.

Der Linebacker, der meinen Runningback verfolgt hatte, tauchte urplötzlich rechts von mir auf. Ich deutete an in die Mitte auszubrechen und wirbelte dann gegen den Uhrzeigersinn um die eigene Achse. Der Linebacker sprang an mir vorbei und touchierte mich nur am Oberarm.

Ich setzte zu einem letzten Sprint an, der Cornerback und der Safety baute sich drohend vor mir auf. Sie würden sich nicht so einfach abschütteln lassen. Ohne lange zu überlegen, ließ ich mich fallen, mit den Beinen voraus, um noch den letzten möglichen Yard zu machen.

Es dauerte ein paar Herzschläge bis mein Puls sich beruhigte. Inzwischen war mein Runningback bei mir und streckte mir grinsend eine Hand entgegen. Ich ließ mir auf die Beine helfen.