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Neues Haus Neue Schule Neues Leben Ch. 05

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„Touché", antwortete er und warf einen Blick auf die Klassenliste. „Sie müssen dann also Mr. Franklin sein? Das erklärt natürlich einiges!"

„Erklärt was?", fragte Emily neben mir. Immerhin war ich in meiner Verwirrung nicht allein.

„Webster und Franklin", erwiderte Mr. Hermann und schmunzelte. „Ich habe ihre Eltern unterrichtet. Wenn sie auch nur ein bisschen nach ihnen kommen, wird das ein langes Jahr für mich." Ich musterte ihn überrascht. Er schien kein Jahr älter als fünfzig.

„Oh wir sind beide die bestmöglichsten Kombination aus ihnen", behauptete Emily mit einem Grinsen.

„Der Herr helfe uns allen", stöhnte der Lehrer übertrieben und hatte die Lacher damit wieder auf seiner Seite.

„Sucht euch also ein Referatsthema für die kommenden Wochen." Es war kurz vor Ende der Stunde und Mr. Hermann breitete eine Flut von Zetteln auf seinem Schreibtisch aus. Nun ja. Eine geordnete Flut, aber immer noch eine Flut.

„Wie immer möchte ich auf das alte Fort auf dem Plemsborough Hill hinweisen", schlug er vor und entlockte der Klasse ein kollektives Stöhnen. „Es ist immerhin direkt um die Ecke." Ich beeilte mich, mich Emily anzuschließen, die sich bereits in die Reihe auf dem Weg zu Mr. Hermanns Pult eingereiht hatte.

„Schon eine Idee, was du nimmst", fragte ich sie, während wir Schritt für Schritt nach vorne rückten.

„Das Fort klingt doch ganz interessant", erwiderte sie und drehte sich halb in meine Richtung. „Immerhin nicht ganz so trocken und wenn es wirklich so nahe ist, könnte man die Recherche direkt vor Ort machen." Ich nickte.

„Das dachte ich mir auch, aber alle anderen scheinen davon nicht so begeistert zu sein. Irgendwo muss doch ein Haken sein."

„Das liegt daran, dass alle anderen hier aufgewachsen sind", mischte Veronika, die direkt hinter mir stand, sich ein. „Jeder hier war bereits mindestens dreimal dort und hat vier Referate darüber gehalten. Für sich genommen ist es jedoch sicher ein interessantes Thema. Und Mr. Hermann ist ganz versessen darauf, also wird es euer Note sicherlich nicht schaden."

„Und wenn einer von euch es nimmt, bleibt es am Ende nicht bei mir hängen", fügte der etwas untersetzte braunhaarige Junge hinter Veronika hinzu. Das musste Billy sein, jedenfalls saß er diese Stunde neben der blonden Fußballspielerin und unterhielt sich auch ganz angeregt mit ihr, wenn der Unterricht es zuließ.

Inzwischen waren wir zum Pult aufgerückt.

„Wäre es in Ordnung, wenn James und ich unser Referat zusammen halten, wenn wir uns das selbe Thema aussuchen?", wollte Emily mit einem liebenswürdigen Lächeln wissen, meinen fragenden Blick ignorierend. „Sie wissen schon. Weil er neu in der Klasse ist und sich noch zurechtfinden muss." Mr. Hermann legte den Kopf schief und sah sie misstrauisch an.

„Damit ihr noch mehr Zeit zusammenhocken und euch überlegen könnt, wie ihr mir das Leben zur Hölle macht, nein danke." Dann schien er einen Moment nachzudenken und seufzte daraufhin übertrieben. „Andererseits werdet ihr vermutlich auch so genug Zeit dafür finden, also gut. Aber ihr müsst etwas wirklich Spektakuläres abliefern, um euch mit mir wieder gut zu stellen."

„Keine Sorge, wir werden sie nicht enttäuschen", versicherte ihm Emily. „Ist Feuerwerk im Klassenzimmer eigentlich ein No-Go oder eher eine Grauzone?" Mr. Hermann lachte auf.

„Das habe ich mich schon oft gefragt, aber für das Seelenheil unseres Rektors solltet ihr euch auf Wunderkerzen beschränken." Er warf einen prüfenden Blick auf mich. „Und sie Mr. Franklin, ist das auch in ihrem Sinne?"

„Natürlich!", beeilte ich mich zu sagen. Dann schlich sich ein Grinsen auf meine Lippen. „Oh und wir wohnen im selben Haus, also haben wir so oder so genug Zeit, um Pläne zu schmieden, wie wir ihnen das Leben zur Hölle machen können." Emily warf mir einen anerkennenden Blick zu und Mr. Hermann stolperte einen Schritt zurück und fasste sich ans Herz.

„Das ist das Ende", hauchte er mit Grabesstimme, dann entspannte er sich abrupt wieder. „Aber richtig, ich habe davon gehört. Im Grimes Anwesen, stimmts? Wie läuft das so?"

„Ganz ehrlich, besser als gedacht", antwortete Emily, während ich mich fragte wer noch nicht davon gehört hatte, und griff nach dem Zettel mit der Überschrift „Plemsborough Hill".

„Oh das Fort", schwärmte Mr. Hermann. „Vielleicht überdenke ich meine Meinung über sie beide noch einmal. Das steigert meine Erwartungen an ihr Referat natürlich nur noch."

„Natürlich", entgegnete Emily.

„Nichts anderes hätte ich erwartet", behauptete ich.

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Emily

„Euer erstes Date", jubelte Gabe und lehnte sich begeistert vor.

„Wurde auch langsam Zeit", kommentierte Patrick. Wir saßen gemeinsam in der Cafeteria und hatten über James und mein Referat gesprochen.

„Das ist kein Date", widersprach ich. „Nur ein..." Ich blickte mich hilfesuchend zu James um.

„... rein platonischer Schulausflug", ergänzte er.

„Wie süß, jetzt beenden sie schon die Sätze des anderen", bemerkte Aiden mit einem breiten Grinsen. Ich verdrehte die Augen und sah James an.

„Wieso hängen wir nochmal mit denen ab", fragte ich ihn.

„Weil unsere Gesellschaft der Wahnsinn ist", erklärte Gabe und hob warnend ihr Messer. „Und wehe jemand sagt etwas anderes."

„Naja, zumindest macht eure Gesellschaft uns wahnsinnig", behauptete James.

„Hey, sie sprechen schon in der Wir-Form", scherzte Lara, während Gabe ihn mit ihrem Messer bedrohte.

„Das tun wir nicht", sagte ich und musste dann selber lachen, da ich wieder die „Wir-Form" genutzt hatte. Statt weiter zu debattieren, schnappte ich mir eine Pommes von Gabes unbewachten Teller.

„Also ich hänge vor allem mit euch ab, weil es so leicht ist euer Essen zu stehlen", behauptete ich, während Gabe und ihr Messer zu mir herumfuhren.

„Das wirst du mir büßen", kündigte sie an. „Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber irgendwann, wenn du nicht damit rechnest, dann wirst du es mir büßen."

„Du bist zu süß, wenn du dich aufregst", behauptete Nora und stahl eine weitere Pommes.

Bevor Gabe sie mit dem stumpfen Cafeteriamesser aufschlitzen konnte, setzte sich Peter mit einiger Verspätung an unseren Mittagstisch.

„Worüber sprechen wir", fragte er in die Runde, während er sein Essenstablett zurechtschob.

„Rache", antwortete Gabe mit finsterem Blick.

„Dates", behauptete Aiden.

„Mrs. Green", schlug ich vor. „Sie fällt für den Rest des Jahres aus, weshalb James jetzt bei mir im Kurs ist."

„Oh, davon habe ich gehört", behauptete Peter. „Stimmt es, dass sie eine Bank ausgeraubt und sich nach Kanada abgesetzt hat?"

„Das ist die bisher wildeste Geschichte", erkläre ich, nachdem das Lachen verstummt war. Offensichtlich war die Vorstellung für alle, die die Lehrerin kannten, sehr absurd. „Also wird sie wohl stimmen."

„Im Ernst, ich hoffe es geht ihr gut." James hatte nicht mitgelacht. „Sie schien nett zu sein." Ich nickte.

„Das hoffe ich auch, auch wenn ich sie noch nicht kennen gelernt habe", entgegnete ich etwas reuevoll. „Ich brauchte nur etwas, um vom Thema abzulenken."

„Von welchem Thema abzulenken?", fragte Patrick sofort.

And here we go again.

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James

„Im Ernst, was ist los", fragte Mark Hall, mein bester Freund aus Kindheitstagen. „Du bist plötzlich schlagfertig, hast Humor und wir sprechen seit 20 min und du hast dich noch kein einziges Mal über das neue Haus, die Schule oder allgemein dein Leben beklagt." Er machte eine kurze Pause. „Oder sollte ich eher fragen: Wer ist los?"

„Ich hatte früher auch Humor", behauptete ich. „Und schlagfertig war ich ebenfalls, ich habe es nur meistens für mich behalten."

„Genau das meine ich", erwiderte Mark. „Du erinnerst mich schon fast an den James von ganz früher. Bevor..."

„Gut, vielleicht ist hier nicht alles schlecht", gab ich zu. „Ich habe ein paar Freunde gefunden und ich darf Football spielen."

„Ein paar Freunde", kommentierte Mark. „Vor dem Umzug hattest du nur einen. Mich. Und das zählt nicht."

„Ja, weil Emily mich mitzieht", erklärte ich. „All das hätte ich ohne sie nie geschafft."

„Emily also?" Ich sah sein Lächeln vor meinen Augen. „Wenn sie der Grund ist warum du plötzlich so aus dir heraus gehst und das Selbstvertrauen hast, dich in diese Schlangengrube, genannt Footballteam zu werfen, dann solltest du alles tun um an ihr Festzuhalten."

Darauf konnte ich schwerlich etwas erwidern.

„Nun ja, was hat sie auch für eine Wahl", versuchte ich es trotzdem. „Wir wohnen zusammen und sitzen quasi aufeinander, also müssen wir im Grunde Freunde sein." Ich hörte Mark lachen.

„Niemand ist gezwungen zueinander nett zu sein. Und sicher, in diesem winzigen Haus, in dem ihr jetzt lebt, gibt es quasi keine Möglichkeit sich aus dem Weg zu gehen." Es entstand eine kurze Pause.

„Tu mir einfach den gefallen und hab bei eurem Date Spaß", verlangte er. „Zerdenke nicht alles und denk immer daran, sie hat das vorgeschlagen."

„Es ist kein Date", beharrte ich. „Da sind sie und ich uns einig."

„Wenn du das sagst." Er seufzte. „Hör zu. Normalerweise redest du vor allem dann mit mir, wenn dich etwas beschäftigt. Ob du jetzt Angst hast, nervös bist oder aufgeregt. Auf jeden Fall kümmert dich dein rein platonischer Schulausflug so sehr, dass du mit mir darüber reden willst. Ob es jetzt einfach nur Freundschaft ist oder mehr, ist doch eigentlich gar nicht entscheidend, sie ist dir wichtig und darauf kommt es schließlich an."

„Ich rede gern mit dir und nicht nur, wenn ich etwas von dir brauche", widersprach ich nach einer Weile. Er kicherte.

„Vielleicht kann Emily dir ja auch mit dieser Geistesstörung helfen", schlug er vor. „Ich gebe die Hoffnung nicht auf."

„Es ist immer gut zu hoffen", behauptete ich.

„Das ist der optimistische James, den ich sehen will", erwiderte Mark. „Gib deinen Eltern Umarmungen und dieser Emily einen Kuss von mir."

„Netter Versuch", erwiderte ich mit einem Grinsen, dass ich nicht zurückhalten konnte. „Das mit den Umarmungen kann ich machen."

„Pass auf dich auf", sagte Mark zum Abschied.

Nachdem ich eine Weile auf dem Bett gesessen und auf die Wand gestarrt hatte, warf ich einen Blick auf das Smartphone in meiner Hand. Schon fast Zeit zum Abendessen. Ich stand auf, steckte mein Handy in die Hosentasche und verließ mein Zimmer.

Unten war mein Vater bereits am Herd zugange. In einem gewaltigen Topf köchelte etwas, das verdächtig nach Chilli roch. Meine Mutter saß mit Mary am Küchentisch und blätterte durch einen Stapel Papiere.

Ich trat zu meinem Vater und gab ihm eine kurze Umarmung. Dann tat ich dasselbe bei meiner Mutter.

„Wofür war das denn?", wollte sie wissen. Sie sah mich über die Ränder ihrer Lesebrille aufmerksam an.

„Ach nur so", erwiderte ich und zog einen Stapel Teller aus dem Regal.

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Emily

Donnerstag

„Wartest du noch kurz Emily." Mrs. Holmes Stimme drang durch meine Gedanken und holte mich aus meiner Grübelei. Ich blieb in dem Gedränge der sich nach draußen schiebenden Schüler stehen und teilte das sprichwörtliche Meer.

„Was kann ich für sie tun?", wollte ich wissen, als ich an ihr Pult trat. Der letzte Schüler, mit Ausnahme meiner Wenigkeit, hatte den Raum mittlerweile verlassen und wir waren allein.

„Ich wollte dir nur kurz viel Glück für dein Date übermorgen wünschen", erklärte sie mit einem Lächeln.

„Es ist kein Date", erwiderte ich schnell. „Nur ein Ausflug, zu einem Fort, über das wir ein Referat halten müssen. Aber... Woher wissen sie davon."

„Ich habe dir doch gesagt, dass wir Lehrer mehr tratschen als jeder Schüler", erinnerte sie mich mit einem Kichern. Verdammt. So hätte ich Mr. Hermann nicht eingeschätzt.

„Nicht dein Sozialkundelehrer", beantwortete sie meine unausgesprochene Frage. „Ein anderer Kollege hat gehört wie sich zwei deiner Mitschüler darüber unterhalten haben." Ich erwog kurz Namen zu erfragen, um zu wissen, wen ich massakrieren musste, aber wahrscheinlich war einer so gut wie der andere. Sie hatten vermutlich alle über unser „Date" fantasiert, nur waren die meisten nicht so dumm sich erwischen zu lassen.

„Und eigentlich...", fuhr Mrs. Holmes fort. „... wollte ich auch fragen, ob du dir mittlerweile das Buch angesehen hast?" Ich dachte an das mitgenommene kleine Buch, das sie mir geschenkt hatte. Es lag gut verstaut und mittlerweile sicher auch verstaubt in dem neuen Regal -- ein Teil der Beute von meinem kürzlichen Ausflug ins Möbelhaus. Ich hatte ehrlich gesagt noch keinen Blick hinein geworfen.

„Ich hatte noch nicht viel Zeit darin zu lesen", erklärte ich. „Sie wissen schon die Schule und all die neuen Kurse, auf die ich mich einstellen musste."

„Und all die neuen Freunde, die es zu gewinnen galt", führte sie lächelnd fort. „Kein Problem, du hast dich ja zu nichts verpflichtet. Ich dachte nur, ich weise dich nochmal darauf hin. Einige Symbole, die du in diesem Fort findest, findest du vermutlich auch in diesem Buch und auch in dem Haus, in dem du lebst. Ich dachte das würde dich interessieren." Ich starrte sie verwirrt an.

„Ich werde danach Ausschau halten und auch einen Blick in das Buch werfen", sagte ich schließlich nach einer kurzen Besinnungszeit. „Vielen Dank für den Hinweis."

„Nur wenn du das möchtest", erwiderte sie immer noch mit einem Lächeln. „Es ist schließlich keine Schularbeit."

Ich bedankte mich höflich und verließ wieder in Gedanken versunken den Raum.

„Haha", rief Gabe triumphierend und schnappte sich den Muffin, den ich mir als Nachtisch gesichert hatte. Ich blickte sie verständnislos an.

„Ich habe dir gesagt, ich würde mich rächen, wenn du nicht damit rechnest", erinnerte sie mich mit einem strahlenden Grinsen. „Dasselbe gilt übrigens auch immer noch für dich." Sie starrte Nora nieder. „Fürchte mich."

„Aber wenn sie dich fürchtet, rechnet sie doch mit deiner Rache", behauptete Patrick und griff nach dem Muffin, den Gabe eben von mir geklaut hatte. Dieses Mal war sie jedoch bereit und schlug ihm auf die Hand.

„Heute nicht", sagte sie verschmitzt, nahm den Muffin und biss gemütlich in ihn hinein.

„Dann eben morgen", schlug ich vor, während sie kaute. „Und übermorgen, und überübermorgen und überüberübermorgen." Sie drehte sich zu Peter um.

„Dein Vater verkauft doch Tresore?", fragte sie, nachdem sie den letzten Bissen fast hinuntergeschluckt hatte. Dank des „Fast" klang es eher nach Treschore. „Gibt es auch ein Modell für Schulessen?"

„Kommt drauf an, was ich dafür bekomme", erklärte er zuckersüß. „Vielleicht einen Muffin?"

„Wieso ist Gabes Tablett noch so voll", fragte Aiden, als er zu ihnen an den Tisch trat und versuchte nach dem halb aufgegessenen Sandwich zu greifen, dass auf ihrem Teller lag. Auch er bekam einen Schlag auf die Finger.

„So das wars, ich setze mich woanders hin." Sie blickte uns entschlossen an, machte jedoch keine Anstalten aufzustehen.

„Ich bin mir sicher an Craigs Tisch ist noch ein Platz frei", schlug Nathalie hilfsbereit vor. Gabe warf einen Blick zu dem Sportler- und Cheerleadertisch. Dann schob sie ihr Tablett von sich.

„Nehmt es", verlangte sie.

„Schon gut, ich habe andere Quellen", behauptete ich, als das Lachen verklungen war. Ich beugte mich zu James vor und zwinkerte ihm zu, während ich langsam über sein Tablett griff. „Du hast doch nichts dagegen."

„Hey, das ist unfair", beklagte er sich, aber ich hatte bereits einen großen Bissen genommen. Er legte den Kopf schief und sah mich mit großen traurigen Augen an.

„Weißt du, ich brauche die Kohlenhydrate, sonst bin ich im Training heute Nachmittag ganz kraftlos." Das musste man ihm lassen. Das mit dem schlechten Gewissen hatte er schon ganz gut drauf. Ich seufzte theatralisch und teilte den Muffin mit meinem Messer in zwei Hälften.

„Und das ist fair?", fragte ich, während ich ihm die kleinere Hälfte gab. Er grinste mich nur an und kaute genüsslich.

„Also gut. Ich will, dass ihr mir alle zuhört." Coach Jones hatte sich vor den aufgereihten Mädchen aufgebaut, während ihre Assistenten mit Hütchen bewaffnet die nahenden Übungen aufbauten. Mit ihrer breiten Statur erinnerte die Trainerin an eine Gewichtheberin von Olympia und ich zweifelte nicht daran, dass sie nicht Zögern würde jedes Mädchen, das ihr Missfallen erregte, zu stemmen und dann etwas Weitwurf zu üben.

„Ich weiß, es ist noch etwas hin bis zu den ersten Spielen und einige von euch sind vielleicht noch ganz entspannt und gewillt es etwas lockerer anzugehen." Auch ihre Stimme hätte eine glanzvolle Karriere im Kraftsport vor sich, wenn sie, naja, nicht nur eine Stimme wäre. So beschränkte sie sich einfach nur darauf in unseren Ohren zu dröhnen.

„Das ist gut", fuhr sie überraschendweise fort. „Wer entspannt ist, soll sich einfach jetzt melden. Nichts was ein paar Minuten anschreien nicht lösen könnte."

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Gestalt mit auffallend blonden Haaren auf uns zu joggen. Ich stöhnte leise auf.

„Sag mir bitte, dass die nicht auch im Footballteam ist", flüsterte ich leise zu Vero und deutete auf Samantha.

Auch wenn sie genau wie ich neu im Team war, war die blonde Fußballerin bereits zwei Jahre lang auf dieser Schule und hatte sich auch bereits zweimal für das Team beworben. Erfolglos, auch wenn ich angesichts ihrer Leistung bei diesen Try-Outs nicht wusste, warum. Jedenfalls würde sie die Teamkonstellation eher kennen, als ich, und bewies das, als sie den Kopf schüttelte.

„Nein, aber Megan Tyler ist ihre beste Freundin. Sie fährt sie nach Hause, wenn Craig sie nicht fährt." Sie deutete mit dem Kopf auf ein großes Mädchen ein paar Meter entfernt, deren Haare genauso rot waren wie Samanthas Haare blond. Nämlich schrill. Ich konnte mir ein witeres Stöhnen nicht verkneifen.

„Lass mich raten, Megan Tyler ist der Teamkapitän?", wollte ich entmutigt wissen. Vero grinste sarkastisch.

„Du lernst schnell."

„Schneider, Webster", blaffte uns plötzlich die kräftige Stimme an. „Wie ich sehe meldet ihr euch freiwillig. Etwas Gebrülle gefällig, damit eure schlaffen Muskeln sich verhärten?" Ich schluckte vernehmlich und warf Vero einen entschuldigenden Blick zu. Ich konnte und wollte mir nicht vorstellen, wie es klang, wenn diese Frau schrie.

„Nein Ma´am", antwortete ich laut, den Rücken durchgedrückt und mit verkrampften Händen, in der Hoffnung so unentspannt wie möglich auszusehen.

„Gut, wenn ihr meine Hilfe nicht wollt, interessiert euch wohl auch meine kleine Ansprache hier nicht", schlussfolgerte Coach Jones. „Vier Runden für euch um den Platz und wagt es nicht zurückzukommen, bevor ich fertig bin."

Ich unterdrückte ein Stöhnen, warf Vero noch einen entschuldigenden Blick zu -- schließlich hatte ich sie dort reingeritten -- und joggte los. Meine neue Freundin oder Feindin, je nachdem ob sie meine Entschuldigung akzeptierte, folgte mir.

„Habe ich die Damen zu einem gemütlichen Spaziergang aufgefordert", rief die Trainerin uns nach. „Den Rücken gerade, nicht so rumschlurfen und etwas mehr Tempo, wenn ich bitten darf."

Während wir das Gesicht verzogen und uns anstrengten, es ihr recht zu machen, winkte mir Samantha vom Spielfeldrand aus hämisch zu.

Als wir die letzte Runde beendeten, hatten die übrigen Spieler bereits mit dem Aufwärmen begonnen, was in der Vorstellung von Coach Jones kurze Sprints bedeutete, bei denen jede, die es wagte zurückzubleiben, in Ungnade fiel.