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Nordlichter - Teil 03

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Ich war etwas enttäuscht und hörte danach plötzlich einen Italo-Pop Song von Ricchi & Poveri. Ich konnte das Lied „Sarà Perché Ti Amo" früher nicht ausstehen und wollte zusammen mit Anouk zurück zu Paola und Vittorio. Doch meine Partnerin zerrte mich ins Festzelt auf die Tanzfläche.

„Ich mag diesen Song. Komm, tanz weiter", sprach Anouk verspielt und voller Vorfreude. Ich wollte sie nicht enttäuschen. Wir tanzen, vollzogen Drehungen und alberten lachend rum. Ich hatte plötzlich ein Mordsgaudi. Und da war es wieder. Dieses Gefühl, mit Leben und Liebe geflutet worden zu sein. Wir drehten uns mehrmals, sodass das Festzelt wie verschwommen im Hintergrund um uns kreiste und nur das Gesicht meiner monegassischen Schönheit eine zauberhafte Konstante war. Ich konnte nicht anders, als mich beim Anblick von Anouk ein weiteres Mal in sie zu verlieben. Es war so, als ob ich mich seit gestern vier oder fünfmal in die gleiche Frau verliebt hätte.

Flüchtig bemerkte ich, dass immer mehr Leute um uns herum tanzten. Unsere Tanzbewegungen waren zum Teil von Ulk sowie Ernsthaftigkeit begleitet. Ich war mental komplett befreit. Nur im Hier und Jetzt, konnte meine Vergangenheit abschütteln und endlich unbeschwert in die Zukunft blicken.

Mich überraschte, dass ich plötzlich diesen Song mochte. Er war auf einmal so stimmig, voller Lebensfreude und passte ideal zu diesem herzlichen und fröhlichen Ort. Ich wäre nirgends lieber gewesen als hier, auf Burano, zusammen mit Anouk, Paola und Vittorio.

Die drei Minuten vergingen wie im Flug. Der Song kam leider viel zu früh zu einem Ende. Wir standen danach noch immer Händchen haltend auf der Tanzfläche und schauten uns schwer atmend und irgendwie komplett überwältigt an, als ob wir gerade unglaublich guten Sex gehabt hätten und Lust auf mehr hätten. Ich umarmte und küsste Anouk zärtlich auf ihre wunderschön geschwungenen Lippen.

Mir war heiss, sodass ich einen weitern Knopf an meinem Hemd öffnete, während Anouk vier Gläser Limoncello besorgte. Wir setzten uns wieder in der gleichen Konstellation wie vor ein paar Minuten an den Tisch. Nur mit der Ausnahme, dass ich fortan meine rechte Hand nicht mehr von Anouk lassen konnte. Wir schauten uns oft verliebt in die Augen. Sie lächelte dabei so wie gestern, als ich ihr beim Abendessen im Restaurant dieses und jenes erzählt hatte. Aber jetzt benötigten wir keine Worte mehr.

Wir lachten viel, lernten weitere Bewohner kennen, die unglaublich starke Persönlichkeiten waren und teilweise äusserst laut sprechen und wild gestikulieren konnten. Es war Italien pur.

Um uns für die unerwartete Teilnahme am Nachbarschaftsfest erkenntlich zu zeigen, suchten Anouk und ich einen Dorfladen und kauften dort ein paar Flaschen Wein, die wir ihnen zum Abschluss überreichten. Die Zeit drängte. Wir mussten mit dem Vaporetto langsam zurück nach Venedig.

Eine ungeahnt lange Warteschlange reihte sich am Anlegeplatz vor uns auf. Ich hatte ernsthafte Zweifel, ob wir alle im heranfahrenden Boot Platz finden werden. Doch glücklicherweise lag ich falsch. Wir hätten noch Sitzplätze einnehmen können, doch überliessen wir diese ein paar älteren Einheimischen, völligen Amerikanern und müden Kindern.

Anouk und ich fanden ein halbwegs diskretes Plätzchen und umarmten uns. Unsere anfängliche Zärtlichkeit wurde sporadisch von einer spürbaren Gier überrollt. Ich war überrascht, wie bestimmend und auch lustgetrieben Anouks Küsse plötzlich wurden. Als Reaktion auf diese neue Ebene der Sinnlichkeit hatte ich plötzlich eine unglaubliche Beule in meiner Hose, die Anouk keineswegs störte. Sie pendelte kaum spürbar und nahezu in Zeitlupe ihren Unterleib an meinem Ständer entlang.

„Ich liebe dich. Tut mir leid. Ich kann nicht anders. Ich musste es dir jetzt sagen", flüsterte ich sinnlich in ihr Ohr. Ihr Körper war warm, während der kühle Oktoberwind unseren Leibern entlang wehte.

„Ich dich auch. Ich bin unglaublich glücklich", entgegnete Anouk fast betrunken wirkend und küsste mich mit ihren wohltuenden Lippen. Ich drückte sie fest an mich, als ob sie mein Leben oder die Luft zum Atmen wäre.

Nach einigen Stopps kamen wir endlich am Anlegeplatz ‚Fondamente Nove' in Venedig an und spazierten ziemlich speditiv zum Parkplatz unseres Shuttlebusses, der hinter dem Bahnhof lag. Zehn Minuten später sassen wir im Bus und verhielten uns wie Turteltauben in der hintersten Sitzreihe. Wir überquerten die Brücke, die die Altstadt von Venedig mit dem Festland verbindet und fuhren relativ direkt und ohne Geschaukel wie im Wassertaxi unserem Ziel entgegen.

Doch allmählich nahm uns die Müdigkeit wieder ein. Zwar fühlten wir uns nicht wie am Abend zuvor wie seelenlose Zombies, waren aber geschafft von den vielen Kilometern, die wir heute zu Fuss zurückgelegt haben. Auch die vielen Eindrücke des Tages schenkten uns nun eine angenehme Bettschwere. Irgendwie war ich nicht ganz unglücklich darüber, weil so allfällige erotische Begehrlichkeiten vielleicht garnicht erst aufkommen.

Wir assen im Hotelrestaurant noch einen kleinen Happen und jetzt stand ein weiteres Thema an. Gehen wir zu mir oder zu ihr? Nimmt jeder sein eigenes Zimmer? Ich war gespannt.

„Nochmals vielen Dank für gestern und den heutigen Tag, ich habe die Zeit dir mit allen Sinnen genossen", sprach ich zu Anouk.

„Mon Dieu. Das alles kam völlig unerwartet und ist irgendwie unbeschreiblich", erwiderte meine Freundin.

„Ja, lassen wir es einfach zu, ohne gross darüber nachzudenken. Meine Gefühle wurden überrollt, aber auf eine zauberhafte Art und Weise. Es passt einfach", sprach ich aus meinem Herzen.

„Und wie geht es jetzt weiter?", wollte Anouk zu Recht von mir wissen.

„Ich habe gehofft, dass ich dir diese Frage stellen kann", verliess meinen Mund. Vielleicht war die Aussage plump, aber jedenfalls ehrlich.

„Was hältst du davon, wenn wir nach unserer Ankunft in Dubai den darauffolgenden Tag zusammen verbringen würden? Ich hätte gerne mehr Zeit mit dir", wollte Anouk von mir wissen. Ich war selig.

„Das klingt super. Aber ich habe leider keinen Tag Pause. Sie haben mir noch einen Flug nach New Delhi reingewürgt", liess ich sie enttäuscht wissen und sprach diesen Satz mit einem indischen Dialekt und wackelte dabei mit dem Kopf.

„Oh. Welcher Flug?", fragte sie einfühlsam.

„Die Maschine um 21:25 Uhr. Hätte schlimmer sein können", liess ich sie wissen. Es gab mehrere tägliche Verbindungen, eine verliess Dubai sogar morgens um 4 Uhr in der Früh.

„Was meinst du? Liegt vielleicht ein Brunch oder Lunch für uns drin?", wollte sie wissen. Sie hatte zu meiner Freude fast schon eine stürmische Art.

„Ich denke schon. Vielleicht sollten wir unsere Nummern tauschen, damit..."

„Hallo ihr Lieben", hörte ich plötzlich meine Kommandantin zu uns sprechen.

„Hey, Clementine!", neckte ich Stacy, die nicht auf den Spruch einging. Sie kam wohl gerade von ihrem Besuch bei der befreundeten Familie zurück. Stacy trug eine Blue Jeans, kombiniert mit einer weissen Bluse und darüber eine dünne olivgrüne Militärjacke mit der deutschen Flagge darauf, die sie mir stolz aber wortlos präsentierte. Sie tippte mit ihrem Zeigefinger zweimal auf die Flagge und grinste mich an. Stacy sah sehr schnittig aus. Sie drehte sich zu Anouk um.

„War Martin pflegeleicht? Ohne Hose hat er mir wesentlich besser gefallen. Ich habe ihn fast nicht wieder erkannt", scherzte sie zu Anouk.

„Er war pflegeleicht, wenn auch phasenweise unberechenbar", scherzte die Frau aus Monaco.

„Schöööön", sprach Stacy sanftmütig und drehte ihren Kopf strahlend zu mir, nachdem sie das vorherige Wort wie auf ihrer Zunge hat zergehen lassen.

„Ich muss jetzt ins Bett. Die Kinder meiner Freundin waren unglaublich süss, aber stehen jeden Tag schon um 6:00 Uhr auf. Gott, ich muss mich vom Besuch erholen", sprach sie unglaublich kameradschaftlich.

„Dann erzähl mir doch morgen mehr. Ich will alle Details wissen", lies ich mich von Stacys euphorischer Art anstecken. Sie sah müde aber glücklich aus. Erst nachdem sie uns nach etwas belanglosem Geplänkel verlassen hatte, überkam mich ein schlechtes Gewissen, dass ich mit ihr auf den Hinflug gevögelt habe und jetzt mit Anouk zusammen bin.

„Alles klar, Martin?", wollte meine Freundin wissen.

„Ja, wieso meinst du?", wollte ich im Gegenzug von ihr wissen.

„Du wirkst gerade etwas nachdenklich", sprach sie wohlwollend besorgt.

„Ach, es kamen mir nur ein paar Gedanken wegen des morgigen Fluges in den Sinn", versuchte ich zu beschwichtigen.

„Dann ist ja gut", sprach Anouk zufrieden.

„Ach ja. Ich hab noch einen Gedanken auf die Frage, wie es weitergeht. Meinst du, wir können heute zusammen ‚The Tonight Show with Conan O'Brien' anschauen? Ich hätte richtig Lust darauf", sprach ich zu Anouk und sie schaute mich überglücklich an.

„Das ist eine unglaublich tolle Idee", sagte sie begeistert. Wir machten uns auf zu den Fahrstühlen.

„Wollen wir zu mir oder zu dir?", sprach ich derart übertrieben, dass ich diese Frage bewusst ins Lächerliche gezogen habe.

„Ist mir egal, Schatz!", sprach sie so, als ob sie das Wort Schatz ins Lächerliche ziehen wollte. Offenbar gefiel ihr mein vorhin genanntes Kosewort nicht wirklich.

„Dann bin ich ganz Gentlemen und komme zu dir", sprach ich.

„Das ist freundlich von dir, mon Chéri!", sprach Anouk. Wir betraten den Lift und ich drückte mein Stockwerk, damit ich meine Siebensachen packe, um sie ins Zimmer meiner Freundin zu nehmen. Mit einem leichten Rattern ging die Lifttür zu.

Plötzlich spürte ich, wie Anouks Hände ausgestreckt meine Brust berührten und nach oben zu meiner Halspartie glitten. Ihre Daumen ruhten letztlich zärtlich an meinen Wangen. Ein sinnlicher Kuss folgte auf diese überraschende Aktion. Auch mich überkam in diesem Moment die pure Lust. Ich umarmte sie stürmisch mit beiden Armen und drückte ihren Körper an meinen, während sich meine Zunge sinnlich in ihren Mund zwängte. Mit einem bestimmenden Schritt drückte ich sie an die Wand des Fahrstuhls, was ordentlich schepperte. Ich konnte sie so noch intensiver spüren, was auch Anouks Gier nach meinem Körper zu befeuern schien. Ihre Küsse wurde dämonisch sinnlich, eine Hand glitt an meinen Hintern und begann ihn zu kneten. Ein Signalton erklang. Wir hatten unser Stockwerk erreicht, leider. Wir liessen enttäuscht aber doch zufrieden voneinander ab und versuchten wie brave Bürger zu wirken.

Gott sei Dank gingen wir auseinander, da ein älteres Pärchen vor unserem Lift stand und ihn übernahm. Wir gingen den fensterlosen Korridor entlang und ich öffnete mein Zimmer und betrat es zusammen mit meiner Traumfrau. Ich weiss nicht warum, aber ich wollte sie noch immer vor mir schützen, sie nicht mit meiner Gier verderben. Anouk wirkte noch immer so unglaublich rein auf mich, sie war so viel besser wie ich. Selbst ihre sinnlichen Vorboten, wie gerade eben im Lift, vermochten daran nichts zu ändern. Ich hoffte, dass sie hier in meinem Zimmer nicht weitermachen will.

Mit ein paar wenigen Handgriffen hatte ich meinen Plunder überraschend schnell beisammen, was Anouk wohl ziemlich beeindruckte.

„Ich hoffe, mein Zimmer ist so aufgeräumt wie deins", sagte Anouk fast etwas verunsichert. „Bist du immer so... ‚strukturiert'? Ich meine, dein Kulturbeutel liegt parallel zum Waschbecken und Deo, Aftershave sowie Parfüm sind in einem 45 Grad-Winkel angeordnet. Du bist mir ein Schlawiner", fuhr Anouk fort und musste sich ein Lachen verkneifen, was ihr nur halbherzig gelang.

„Nicht immer. Na ja, du hast bestimmt viel mehr Make-up und Kleider dabei. Da kann auch mal was durcheinander kommen", spekulierte ich ins Blaue.

„Darf ich kurz dein Bad benutzen?", wollte sie von mir wissen und vielleicht das Thema wechseln.

„Klaro, dann lohnt es sich wenigstens, dass morgen das Zimmermädchen kommt", verliess flappsig meine Lippen. Nach Anouks Pipi-Pause verliessen wir mein Zimmer und machten uns auf den Weg ins Gemach meiner Freundin. Ich hatte mit Koffer, Crew-Bag und meiner Uniform beide Hände voll. „Du glaubst es nicht. Ich habe trotzdem das Gefühl, als ob ich etwas vergessen hätte", sprach ich ein ungutes Gefühl aus. Anouk grinste mich überlegen aber sichtlich verliebt an.

„Hast du auch. Deine Uniformhose. Die müssen wir Morgenvormittag noch in der Wäscherei abholen", sprach sie so, als ob sie alles im Griff hätte und dieses Vorhaben bereits minutiös geplant wäre.

„Siehst du, ich wusste, dass da noch was war", sprach ich bestätigend und schaute sie ebenso verliebt an. Ich gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Backe, als Dankeschön für ihre selbstlose Unterstützung. Wir standen vor ihrer Zimmertür, die die hübsche Frau öffnete. Ihr Körper in dem grünen Kleid sah auch von diesem Winkel unglaublich schön aus.

Ich betrat ihr Zimmer. Es war augenscheinlich wesentlich kleiner, wie jenes von mir.

„Es ist nicht ganz so grosszügig bemessen wie dein Zimmer, für den Fall, dass du zurückmöchtest", sprach Anouk das Offensichtliche aus. Ihrem Gesichtsausdruck war zu entnehmen, dass sie genau wusste, dass ich ohne sie nirgendwo hingehen werde.

„Ich empfinde das Zimmer als kuschlig. Genau richtig für zwei Turteltauben, wie wir es sind", sprach ich überzeugend. Und ja, ich meinte jedes Wort so, wie ich es ausgesprochen habe. Ich war froh, dass wir für diese Nacht zu zweit die Intimität eines Einzelzimmers auskosten konnten, um Anouks Nähe zu spüren.

„Ich finde es auch schön. Die kommenden Tage werden für mich schwierig sein, ohne dich", stimmte Anouk ein.

„Die Zeit mit dir fühlt sich so unglaublich vertraut an. Und da ist diese Leichtigkeit, diese unaufhaltsame Verkettung von einzigartigen Events", sprach ich eifrig, als ob ich alle Fakten aneinanderreihen und gleich mit der Konklusion auftrumpfen würde.

„Das alles war pure Magie", hauchte Anouk in mein Gesicht, als sie mir näher kam, um mich zu umarmen. Ich hatte sofort eine Gänsehaut, es schoss mir wahrlich kalt den Rücken runter. Sie hatte recht. Es war tatsächlich alles wie von einer höheren Macht gesteuert. Die Einsatzänderung, das mit der Hose, die Buchhandlung, die Oper, die Müdigkeit samt Hotelbesuch, das Quartierfest und die tausend kleinen Berührungen.

Und plötzlich war ich in Gedanken wieder in der Metrostation, nachdem ich mich damals von Sonja verabschiedet hatte. Da war auf einmal dieser Bill, ein wildfremder Mann, der mir einen Zaubertrick gezeigt hatte, um mich über diesen Tiefpunkt, über die Melancholie des Augenblicks, zu trösten. Ich glaubte während seiner Begegnung nicht mehr an die Liebe und an die damit verbundene Magie. Doch seine Worte halten bis heute nach: „Lass die Magie zu und hinterfrage sie nicht", lauteten damals seine weisen Worte. Wie recht er damit hatte. Ich liess mich auf Anouk ein. Versuchte nicht an meine „Frauengeschichten" und die jüngste Vergangenheit zu denken. Ich liess mich ganz auf Anouk und die damit verbundene Magie ein.

Und wie aus dem Nichts hielt ich jetzt dieses wundersame Wesen in meinen Armen, das mein Herz in Windeseile erobert hatte. Sie war wie ein Hase, den ein Magier überraschend aus einem Hut zaubert. Und Anouk fühlte sich so unglaublich vertraut an -- nach meiner Vergangenheit, meiner Zukunft und dem Hier und Jetzt.

„Ja, pure Magie", wisperte ich sanft und umarmte diese Frau noch einen Zacken fester, wie ohnehin schon. Wir beide seufzten zufrieden.

„Was da noch alles kommen wird!?", sprach sie genüsslich und irgendwie verräumt in meine Richtung. Wir schaukelten kaum spürbar im Zuge dieser zauberhaften Umarmung, die für unsere Seelen, nicht aber für unsere Leiber bestimmt war.

„Was wir wissen ist, dass wir vier Kinder haben werden", sprach ich anmassend wie ein Grosskotz. Anouk stiess einen amüsierten Lacher aus.

„Aber vorher steht noch was ganz anderes an. Weisst du noch, wovon ich spreche?", flüsterte Anouk sinnlich und löste damit eine prickelnde Erregung in mir aus. Ich war kurz davor wie vor wenigen Minuten im Fahrstuhl meinen Verstand abzutreten und mich der Lust hinzugeben. Spielte sie damit auf das kurze und überbewertete Wort an, das mit einem S beginnt und mit X aufhört? Ich schüttelte den Kopf und hoffte, sie meint etwas anderes. Hätte sie mich jetzt danach gefragt, den Akt der Liebe gemeinsam zu vollziehen, wüsste ich nicht, wie meine Antwort lauten würde. Ob ich ein weiteres Mal die Kraft hätte, abzulehnen?„Hab' ich dir vor zehn Minuten erklärt. Morgenfrüh, nachdem wir aufgestanden sind, holen wir gleich deine Hose ab, Freundchen. Ich möchte nicht, dass Flüge ohne Uniformhose zu einer Marotte bei dir werden", scherzte sie charmant.

„Glaub mir. Ich bin froh, wenn ich die Hose endlich mit einem guten Gefühl wieder anziehen kann. Vielen Dank. Für alles", sagte ich und küsste unschuldig, aber dafür umso zärtlicher, abermals ihre warmen und weichen Lippen. Es fiel mir schwer, meinen Mund von ihrem zu lösen. Auch Anouk wollte nicht so recht. Wir küssten uns plötzlich mit Zunge, mein Herz pochte wild.

„Wie spät haben wir es?", wollte Anouk plötzlich von mir wissen, als sie sanft von mir abliess. Ich hatte den Eindruck, sie plane etwas.

„Ich weiss nicht", sprach ich etwas perplex und überlegte, wo ich die Zeit ablesen könnte. Meine bessere Hälfte griff nach ihrem Handy und stellte fest, dass wir in gut einer viertel Stunde eine Aufzeichnung der Conan O'Brien Show anschauen könnten, sofern wir im Hotel einen bestimmten Sender empfangen könnten.

„Ich gehe vorher noch kurz duschen und mache mich frisch. Ich fühle mich total schmuddlig", informierte mich Anouk. Sie betrat das Bad und streifte sich all ihre Kleider der letzten 24 Stunden ab, die ich mittlerweile bestens kannte. So wie sie diesen Plan an mich herangetragen hatte, wirkte es nicht wie eine Einladung ihr zu folgen, sie mit dem Konzept „Dusche à la Martin" vertraut zu machen. Ich wäre ihr gerne gefolgt, platonisch versteht sich, aber ich liess ihr den Freiraum.

Zugegeben, ich hatte Respekt davor, dass sie nach der Dusche plötzlich in einem Hauch von Nichts vor mir stehen würde, sich nach etwas sehnt, das ich ihr nur mit einem schlechten Gewissen schenken könnte. Gott, ist sie mir wichtig.

Meine Sorgen waren glücklicherweise unbegründet, als sie Minuten später in einem Bademantel gehüllt ihren Schlafanzug suchte. Ich versuchte in der Zwischenzeit den Sender zu finden. Anouk setzte sich zu mir aufs Bett und kämmte ihr Haar. Mein Zappen fand plötzlich ein Ende, als ich den rothaarigen und zynisch veranlagten Showmaster irischer Herkunft erblickte. Wir beide grinsten.

Es stellte sich als eine Wiederholung heraus, die vor einer Woche schon über den Äther ging. Ein gewisser Schauspieler namens Jake Gyllenhaal stellte sich den Fragen des gewieften Showmasters. Sein Name, über den sich Conan etwas lustig machte, sagte mir nichts, obwohl mir seine Gesichtszüge unterbewusst irgendwie vertraut waren.

„Sagt dir der Typ was?", wollte ich von Anouk wissen.

„Ja, das ist der Typ aus dem Film Brokeback Mountain", antwortete Anouk postwendend, wie aus der Pistole geschossen.

„Ah, waren das die schwulen Cowboys?", wollte ich meine Zweifel mit der Frage wegwischen. Anouk lachte herzhaft.

„Also wirklich! Schwule Cowboys. Etwas Besseres fällt dir nicht ein?", fragte sie gespielt entsetzt aber doch auch charmant.

„Hä? Ist doch der Film, oder? Ich meine, jeder Film wird in meinem Kopf mit zwei ‚Stichworten' abgespeichert", versuchte ich zu erklären.

„Ja schon. Klang jetzt aber irgendwie doppeldeutig", stichelte die Frau aus Monaco.

„Doppeldeutig? Ich dachte schwule Cowboys sind eine ziemlich eindeutige Definition für den Film. Terminator war für mich der ‚Gnadenlose Killerroboter' oder Indiana Jones der ‚Archäologe mit Peitsche'", versuchte ich zu klären. Anouk schaute mich spitzbübisch an.

„Archäologe mit Peitsche sind aber drei Wörter", zog sie mich durch den Kakao. Ich musste lachen.

„Ja. Aber das mit schwulen Cowboys ist ja nicht despektierlich. Ich meine, schwul zu sein, ist doch ganz okay. Wenn es schwule Piloten gibt, dann darf es doch auch homosexuelle Cowboys geben.