Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Polygamie - Maria Teil 04

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

"Aber sie ist gesetzlich verboten."

"Ja, das ist sie. Gesetzlich. Aber wie alt sind diese Gesetze, einhundert Jahre, zweihundert Jahre, wie viel tausend Jahre alt ist die Menschheit. Wer sagt uns, dass unsere Gesetze zur Familie ab jetzt für immer so bleiben. Ich bin fest überzeugt, dass irgendwann, vielleicht in fünfhundert Jahren oder weiter, unsere Gesetze zur Familie sich drastisch geändert haben werden.

Und wo sind diese heutigen Gesetze gültig, doch nur in unserer westlichen Hemisphäre. Die Ureinwohner unseres Kontinents, die Indianer praktizierten Polygamie, sie wissen Pagan und Wizard, die orthodoxen Juden nach ihrem Talmut, die Moslems nach dem Koran. In den arabischen Ländern kann man davon ausgehen, das über Zweidrittel der wohlhabenden Männer in Polygamie leben, in Saudi-Arabien sind es über neunzig Prozent. Von Afrika ganz zu schweigen, über 60 Prozent der Weltbevölkerung lebt in Polygamie und wenn man die in unseren Gesellschaften vorherrschende sukzessive Polygamie, also eine Heirat nach der andern, dazu nimmt und auch noch die heimliche Polygamie, dann denke ich, kommen wir auf fast 90 Prozent."

"Sie schneiden hier einen Aspekt an, auf den ich eingehen möchte. Denken sie, dass Polygamie nur für wohlhabende Männer ist?"

"Ja," sagte Richard knapp und nach einer langen Pause, "Verstehen sie mich nicht falsch. Unsere Kirche, selbst die der Fundamentalisten, sogar der Talmut als auch der Koran sagen, ein Mann solle sich Frauen nehmen um Nachkommen mit ihnen zu zeugen, wenn er in der Lage ist, sie und die Kinder zu ernähren, ihren ein Dach über den Kopf zu geben und er für ihre Sicherheit aufkommen kann. Eine Frau kostet Geld - und mehrere Frauen kosten eben mehr Geld, so wie auch viel Kinder mehr Geld kosten. Aber es ist immer noch besser, das Geld in der Familie auszugeben, als für Vergnügungen neben der Familie. Ich will ihnen das erklären Stacy. Wissen sie, ich habe etliche Geschäftspartner ausserhalb unserer Kirche, die ihre Frau zu Hause und eine Geliebte oder Konkubine nebenher haben. Ich kenne auch einige Politiker, bis hin zu Senatoren, die sich in Washington ihre Sekretärinnen oder Praktikantinnen als Geliebte halten. Glauben sie die kosten kein Geld? Wie viel Geld wird den Familien damit entzogen, mal abgesehen von der ganzen käuflichen Liebe in diesem Land.

Auf einem Kongress für moderne Partnerschaft in London 1995 vertrat die Soziologin Carol Smart die Auffassung, dass die Überbewertung sexueller Treue ein Hauptgrund für das Scheitern von Partnerschaften sei. Durch eine liberalere Einstellung könnten die ständig steigenden Scheidungszahlen verhindert werden. "Nur wer sexuelle Untreue als Verrat verdammt, fühlt sich bei ihrem Auftreten in der eigenen Ehe gezwungen, die Scheidung einzureichen. Statt dessen sollten Paare größeres Gewicht auf Dinge wie gemeinsame Interessen und intellektuelles Verständnis legen." Diese modern anmutenden Gedanken sind bedenkenswert angesichts einer zunehmenden Scheidungsrate mit Millionen von Scheidungswaisen. Die Tendenz in den USA zeigt, dass von vier Ehen drei nur eine Dauer von 4-6 Jahren haben werden. Statt eine Ehe trotz gelegentlich polygamer Tendenzen durchzuhalten, weichen viele in eine Reihe aufeinanderfolgender Beziehungen aus, in eine sukzessive Polygamie. Nach der Scheidung wird dann wieder geheiratet, wieder geschieden und wieder geheiratet. Das kann sehr viel Geld kosten. Abfindungen, vor allen Dingen die Anwälte freuen sich. Wenn man also die normale Polygamie, die sukzessive Polygamie und die heimliche Polygamie zusammen nimmt, dann kann man davon ausgehen, das wohl der grösste Teil der Familien in diesem Land in irgendeiner Art Polygamie lebt. Diese umfassende Polygamie war schon immer in der Geschichte der Menschheit ein nicht zu ignorierender Teil der ehelichen Familie.

Im alten Rom hiess es: Ein Mann hat die Ehefrau für die Kinder, die Sklavin für die Lust und die Hetäre für das Vergnügen. Dem Mann ging es dabei bei allen dreien letztendlich um das Gleiche, nämlich Sex mit mehreren Frauen.

In christlichen Kreisen wurde seit jeher scheinheilig und heuchlerisch sexuelle Enthaltsamkeit und Abstinenz hochgehalten. Aber in verborgenen Kellergewölben und unterirdischen, klösterlichen Räumen jedoch der fleischlichen Lust und sexuellen Gier ausgiebig Befriedigung verschafft. Manch ein angeblich enthaltsamer Mönch, Kleriker oder Ordensbruder hat sich im Laufe der vergangenen Jahrhunderte für eine bescheidene Gottesgabe ein sündhaftes Weib gekauft. Es ist überliefert, dass so mancher Papst Söhne und Töchter hatte. Papst Johannes XII. kannte in seiner Lasterhaftigkeit weder Schranken noch Grenzen, und so machte er aus dem Vatikan kurzerhand ein Bordell. So hielt er sich dutzendweise Mätressen, Prostituierte, Freundinnen und allerlei Weibervolk, das sich durch die Praktiken der Lust von seiner hochwohlgeborenen Heiligkeit aushalten liess. Nachfolgend war auch Papst Alexander VI., der um das Jahr 1430 als Rodrigo de Borgia geboren wurde und mit verschiedenen Frauen und jungen Mädchen in ehebrecherischer Form acht Söhne und Töchter zeugte. Mit einer seiner Töchter namens Lucrezia, die er durch Zwang und Misshandlung gefügig machte, lebte und verkehrte er während langer Zeit in blutschänderischer Weise in einer Vater-Tochter-Beziehung.

Oder Pabst Clements im Avignon des Mittelalters. Von dem gibt es noch heute eine Linie von Nachfahren, die in Frankreich leben und sich in ihrem Stammbaum nachweislich auf den Pabst zurückführen können. Der lebte mit etlichen Konkubinen zusammen und zeugte Kinder. Offiziell heiraten durfte er nicht, das war Kirchengesetz, aber mit Frauen zusammen leben und Kinder zu zeugen war damals ganz normal und gesellschaftlich anerkannt.

Heute, in unserer Gesellschaft herrscht das "heimliche Fremdgehen" vor. Das heißt auch, dass die Einstellungen in bezug auf außereheliche Kontakte generell konservativer als das in der Wirklichkeit praktizierte Verhalten sind. Es ist eine verlogene Gesellschaft. Die Liebe will Abenteuer und Treue, Abwechslung und Dauer, Freiheit und Bindung. Das läßt sich zwar wissenschaftlich objektiv nicht beweisen, aber als Phänomenologie der Liebe seit der frühen Menschheitsgeschichte aufzeigen. Der Grundkonflikt, den die Liebe mit sich bringt, macht sich so heutzutage verstärkt bemerkbar: Einerseits drängt die Sehnsucht nach stabilen Liebesbeziehungen und der Wunsch, mit einer Liebespartnerin das Leben dauerhaft zu gestalten und mit Kindern fruchtbar zu werden, auf Erfüllung. Andererseits steht dagegen der genetisch bedingte Trieb sowohl des Mannes als auch der Frau nach sexueller Befriedigung und nach Abwechselung, der ebenso auf Erfüllung drängt."

"Das sind ja erstaunenswerte Aussage, die sie das machen, Mr. Lafitte. Darf ich die benutzen?"

"Stacy, passen sie mal auf. Ich denke wir beide verstehen uns und können sehr offen mit einander reden. Vergessen sie dies als ein Interview. Machen sie sich Notizen und nehmen sie das Gespräch auf, aber machen sie kein Interview draus. Es ist eine Art Hintergrundgespräch, Benutzen sie einzelne meiner Hinweise und Aussagen als allgemeine Einfügungen, wenn sie mit anderen Menschen korrespondieren. Interviewpartner bringe ich ihnen noch genügend."

"Ja, o.k., Mr.Lafitte, ich verspreche es ihnen. Ich werde es ganz vertraulich halten. Darf ich sie dann etwas spezielles fragen? Ron hat mir erzählt, das sie sich letztes Wochenende bei dem Barbecuefest sehr über das Garment echauffiert hätten. Es ist doch heilig?"

"Das ist so ein Thema, liebe Stacy," stöhnte Richard auf, "Ich will ihnen keine Antwort schuldig bleiben, aber es ist meine persönliche Meinung, was ich ihnen jetzt sage. Wer glaubt, dass das Garment seinen Träger vor der Macht Satans schützt und ihn daran erinnert, welche Bündnisse er im Tempel eingegangen ist, der soll damit selig werden. Aber was ist denn das Garment? Es ist eine Art heilige Unterwäsche. Aber was sollte man sich unter "heiliger Unterwäsche" vorstellen? Kaum ein Kleidungsstück wird so unbedacht und selbstverständlich getragen wie die Unterwäsche. Das Garment soll göttlichen Schutz gegen allerlei Gefahren bieten und man wird aufgefordert es nach Möglichkeit Tag und Nacht zu tragen und es heilig zu halten. Das bedeutet auch, man soll es niemandem zeigen und bevor man es entsorgt, sollte man die "heiligen Zeichen" herausschneiden und verbrennen. Sie wissen, was die heiligen Zeichen bedeuten? Über der rechten Brust befindet sich das Zeichen 'Rechter Winkel', das auch eine entsprechende Form hat, mit den Schenkeln nach unten und zur Körpermitte. Über der linken Brust befindet sich das Zeichen 'Zirkel', ebenfalls aus zwei Nähten im rechten Winkel zueinander bestehend, mit dem Scheitel nach unten. Über dem Bauchnabel befindet sich das Zeichen 'Nabel', eine einfache waagerechte Naht. Die Bedeutung dieser Markierungen wurde ihnen doch auch beim Endowment erläutert.

Ich weiss, jetzt werde ich zum Ketzer. Bei der katholischen Kirche würde ich jetzt bei der Inquisition landen."

"Ich sehe es so," und Richard machte eine Pause, " Das Garment hat nämlich noch mehr Bedeutung als gemeinhin angenommen. Es ist ein einteiliges Wäschestück mit großem Ausschnitt, angesetzten kurzen Ärmeln und angesetzten Beinen, die bis zu den Knien reichten, der Schritt ist offen vom Bauchnabel bis zum Po. Die Fundamentalisten verlangen, dass man das Garment immer trägt, auch nachts, sogar beim Geschlechtsverkehr. Daher sind auch die Öffnungen im Schritt heilig. Die Frau soll symbolisch immer für ihren Ehemann zugänglich sein um seinen Samen jederzeit zu empfangen und der Mann soll die Öffnung für sein Zeugungsorgan haben. Ich akzeptiere den Akt, das heilige Garment zu tragen beim Endowment, aber nur dort und dann aus Materialien, die nicht aus dem vorletzten Jahrhundert stammen, wie Wolle und Leinen. Das Garment für die Frauen kann doch auch aus hauchzartem Seidensatin bestehen, mit Spitzenrändern und Stickereien. Warum nicht?

Ich verweise auf die Bibel. Moses bekam die Anweisung vom Schöpfer, mehr für die Fruchtbarkeit seines Stammes zu tun und Moses befahl den Frauen, auch ihre Brüste zu verschleiern. Was hat Moses denn da getan? Damit wurden die Männer mehr gereizt, mit ihren Frauen zu schlafen und zeugten erfolgreich mehr Kinder. Moses hat also die Reizwäsche erfunden. Sicher gab es damals keine Seide oder Nylons, die gibt es eben heute und bewirken im Grunde genommen nichts anderes, als damals zu Moses Zeiten.

Meine Frauen haben ein hübsches Garment jeweils zum Endowment getragen und sonst nicht mehr. Was ich gar nicht leiden kann, sind einige der fundamentalistischen Alten, die sich im Tempel daran aufgeilen, dass die Frauen letztendlich mit offener Pussy auf der Kirchenbank sitzen. Und mal abgesehen von dem hygienischen Aspekt. So widersinnige Verlangen, das Garment sogar bei Waschungen zu tragen. Gerade während Schwangerschaften ist doch Hygiene das Wichtigste. Dadurch ist es doch auch gelungen die Fehlgeburtenrate und die Kindersterblichkeit auf ein Minimum zu senken.

So, Stacy! Habe ich mich jetzt wieder echauffiert, wie dies vorhin so schön ausdrückten?"

"Mr. Lafitte, ich bin überwältigt. Sie schaffen es auch noch immer Zitate aus der Bibel zur Beweisführung heran zu bringen."

"Ja. In der Bibel steht sehr viel Gutes!"

"Haben noch so ein Beispiel?"

"Kann ihnen einige aufzählen. Aber hier noch ein Lustiges. Regt sich Isabel immer drüber auf, wenn ich es anführe. Wissen sie, ich trinke gerne ein Glas Wein."

"Aber Alkohol ist doch in unserer Kirche verboten!" warf Stacy sofort ein.

"Langsam. Lesen sie in der Bibel mal die Geschichte von der Hochzeit von Kanaan. Als die Hochzeitsgesellschaft schon kräftig gefeiert hatte, war der Wein alle und Jesus verwandelte das Wasser in Wein, damit die Hochzeitsgesellschaft weiterfeiern konnte. Sehen sie, das kann man auch ausweiten. Sie haben Recht, unsere Kirche verbietet Alkohol, sie verbietet generell die Einnahme von Drogen. Ich frage sie, was ist denn das grösste Problem in unserer Gesellschaft in diesem Land, es ist doch das Drogenproblem. Insbesondere bei der Jugend und glauben sie nicht, das bezieht sich nur auf Menschen, die nicht unseres Glaubens sind. Wir verbieten den jungen Leuten Alkohol, Sex vor der Ehe, Kaffee und sogar Tee. Was verbieten wir ihnen noch alles? Ein Verbot richtiger Drogen ist notwendig, mehr noch, ein aktiverer Kampf gegen den Drogenmissbrauch wäre wünschenswert. Treiben wir unsere Jugendlichen nicht mit all den wenig nachvollziehbaren Verboten erst recht zu den harten Drogen? Ich frage sie allen Ernstes, glauben sie, keiner unserer Gemeindemitglieder hat je ein Glas Wein oder ein Bier getrunken. Ist Kaffee eine Droge? Ich bin sehr oft in Europa, alle trinken dort Kaffee und denken sie an England, trinken von morgens bis abends Tee. Sind die schlechter wie wir? Sind die keine guten Christen?

Und keinen Sex vor der Ehe, glauben sie im Ernst daran, so etwas gibt es? Ich glaube es nicht. Ich hatte ihnen gestern schon erzählt, von der gewaltigen Zahl von schwangeren Bräuten selbst im Staate Utah. Ich glaube ganz einfach, dass der Schöpfer den sexuellen Trieb des Menschen, übrigens beiderlei Geschlechts, stärker ausgestattet hat, als Kirchenobere sich das vorstellen. Wissen sie, Stacy, ich finanziere mit einer grossen Summe jährlich die Missionierung. Ich treffe mich jedes Jahr einmal mit den jungen Missionaren, die das Jahr der Missionierung absolvieren. Ich höre ihre Probleme, wie schwer sie es haben, gerade junge Leute zu überzeugen. Wie diese die Versammlungen verlassen, wenn die Verbote zur Sprache kommen.

Ich halte es für ganz wichtig, dass wir stärker betonen, was uns, was unsere Kirche von den Fundamentalisten unterscheidet. Und da sollen sie helfen und wirken. Unsere Kirche, die UAB, hat einige gute Antworten auf aktuelle Fragen. Mehr als die grosse Kirche in Utah. Und dazu gehört eben auch die Antwort, dass Verlobte, die sich einander versprochen haben den heiligen Stand der Siegelung einzugehen, mit einander Sex haben dürfen. Auch wenn einige der Fundamentalisten dies bei uns immer noch nicht dulden möchten."

"Dann sind sie auch für Empfängnisverhütung?" fragte Stacy vorsichtig.

"Ja, natürlich. Der Schöpfer hat es unserer Medizin ermöglicht, die Pille zu entwickeln. Soll ein Paar vor der Ehe und auch nach der Siegelung schon Kinder bekommen, wenn es nicht klar genug ist, wie eine Familie ernährt werden kann? Wenn ein Verbot der Pille bestehen bleibt, werden wir irgendwann die ganze Missionierung einstellen können, oder aber die Gemeindemitglieder kümmern sich nicht um das Verbot. Was meiner Meinung nach schlimmer wäre. So etwa wie es der katholischen Kirche geht, der reihenweise die Gläubigen davon laufen. Wir müssen uns stetig reformieren. Nicht im Grundsatz, sondern in den Ausrichtungen auf das praktische Leben. Wir dürfen den Blick für die Veränderungen in unserer Gesellschaft nicht ausklammern. Wie sie das so schön gesagt haben."

Stacy hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört und sich eifrig Notizen gemacht.

"Ich will sie aber auch auf etwas Erfreuliches hinweisen. Die Reform des Endowments durch die grosse Kirche 1990. Unsere Kirche hat diese Reform, Gott sei gedankt, nach etlichen Diskussionen zwei Jahre später auch eingeführt. Bei der Siegelung im Tempel im Rahmen der Endowment-Zeremonie müssen die Frauen jetzt geloben "auf den Rat des Mannes" zu hören. Bis 1990 hieß es sogar: Dass sie "dem Gesetz des Mannes Folge zu leisten haben" und dem Gesetz des Gehorsams verpflichtet sind. Sie wissen, als Teil dieser Zeremonie mussten sie eine Anzahl Eide schwören, unter anderem, die des Gehorsams. Die Strafe bei deren Übertretung wird heute, nach der Reform, nicht mehr erwähnt, war aber bis 1990 der Tod auf verschiedene blutige Arten, wie das Aufschneiden der Kehle von Ohr zu Ohr oder Aufschlitzen des Bauches und Herausnehmen der Gedärme."

"Oh, Gott, das ist ja grausam!" entfuhr es Stacy.

"Sehen sie, sie sind auch geschockt. Stellen sie sich vor, das sollen unsere Missionare einer jungen Frau erklären, die zu unserem Glauben eintreten möchte. In der heutigen Zeit."

"Halten sie denn den Gehorsam der Frau gegenüber dem Ehemann auch für zeitgerecht?"

Richard musste lachen: "Ach Stacy, ich sage ihnen ganz offen, ja. Einer muss die Führung in einer Familie übernehmen und das ist der Mann. Ein liebender Ehemann wird keinen Kadavergehorsam verlangen und er wird seinen Frauen auch genügend Freiraum zu ihrer Selbstfindung und Selbstverwirklichung ermöglichen. Das Gesetz des Gehorsams verpflichtet eigentlich alle: Dies bedeutet, daß die Frauen versprechen, nach dem kirchlichen Gesetz ihren Männer zu gehorchen und die Männer den Gesetzen Gottes zu gehorchen haben."

"Sind sie dann auch der Meinung, das eine gewisse häusliche Disziplin innerhalb der Familie notwendig ist?"

"Ganz und gar. Erst recht in einer polygamen Familie. Eifersucht, Missgunst und Missachtung unter den Frauen muss der Ehemann unbedingt verhindern. Dieses nicht zu tun, könnte auf eine Zerstörung der ganzen Familie hinauslaufen."

"Wie stehen sie denn zu der in einigen Familien praktizierten körperlichen Bestrafung innerhalb der häuslichen Disziplin?"

"Brisantes Thema, was sie da anschneiden. Kann ich auch ein paar Bibelstellen zu zitieren. Lesen sie nach im Alten Testament, im Buch der Sprichwörter, Kapitel 23, Vers 14. Dort steht: Schlägst Du Dein Weib mit dem Stock, bewahrst Du Ihr Leben vor der Unterwelt" oder Kapitel 22, Vers 15: Steckt Torheit im Herzen des Weibes, die Rute der Züchtigung vertreibt sie.

Verstehen sie mich bitte nicht falsch. Ich mag keinen Sadismus. Ich mag nicht die Kirchenmitglieder der mormonischen Kirchen, die zum Beispiel junge Frauen in eine polygame Ehe peitschen, wie es ja einige gerichtlich bekannte Fälle gegeben hat oder sie mit der Knute zu einem mit blinden Gehorsam dienenden Weib erziehen wollen. Aber einen Klaps, auch einen Echten, bei einem wirklichen Ungehorsam, der schadet nicht und dient mehr der Festigung der jeweiligen Rollen, die nun mal ein jeder in einer Partnerschaft hat."

"Ich gebe ihnen recht. Eifersucht ist eines der hauptsächlichen Diskussions-Themen bei den Frauen in polygamen Ehen, wie ich aus den vielen Zuschriften die ich bekomme und den Chats im Internet weiss. Zum Beispiel, eine Frau hat mir geschrieben, dass sie die Ältere von zwei Ehefrauen ist und ihr Ehemann für sie nur noch am jeweiligen Dienstagabend Zeit hat, besser gesagt mit ihr schläft und sie sich trotz aller Gelöbnisse mit Trennungsabsichten befasst."

"Das ist ein gutes Beispiel. Einmal zeigt es, dass ein Mann, der mit mehreren Ehefrauen zusammen lebt, nicht eine seiner Frauen aus dem Familien- und Eheleben auschliessen kann und darf. Er muss seine Liebe gleichermassen verteilen und erkennbar für alle in der Familie zeigen. Zum anderen zeigt es auch, dass ungestilltes Verlangen der Frau schnell zu Missgunst und Eifersucht führen kann. Dies sollte jeder Mann, der sich mit dem Gedanken trägt, eine zweite oder dritte Frau zu ehelichen, sich gut überlegen."

Richard stand auf und ging zu einem der Schränke, holte dort einen Stoss Papiere heraus und setzte sich wieder zu Stacy.

"Sagen sie mal, Stacy. Hat Ron im Rahmen des Montagabendlichen Gespräches eigentlich mal die schriftlichen Predigten von Bischof Allrose erwähnt?"

"Nein, Mr. Lafitte, das sagt mir nichts."

"Mmh, kann sein, dass er sie nicht hat. Bischof Rudolph Allrose, der mehr als drei Jahrzehnte Präsident der Kongregation unserer Kirche war, hat schon 1948 seine Predigten zum Thema Mann und Frau in der Ehe, insbesondere in der polygamen Ehe aufgeschrieben und weitergegeben. Diese Schriften werden eigentlich von den Vätern auf die Söhne übergeben und sollten den Frauen beim Montagabendgespräch vorgelesen werden. Ich werde Ron einen Kopiesatz geben, mit der Bitte, sie ihnen zum Studium zur Verfügung zu stellen. Will mich an die Regel halten, dass sie nur von Mann zu Mann weitergegeben werden. Aber ich will ihnen hier schon mal einige Auszüge vorlesen.