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Sandstürme - Teil 13

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„Warte kurz", sagte ich und stand auf, um den Barkeeper zu fragen, ob ich Xavier kurz was auf der Gitarre, die mutterseelenallein auf der Bühne stand, vorspielen darf. Er verschwand darauf hin und kam ein oder zwei Minuten später mit einem Manager zurück, der mich schon grinsend begrüsste.

„Na, können sie denn überhaupt spielen?", fragte er mich und lief schon Richtung Bühne. Ich folgte ihm.

„Na ja, ich muss meinem Kollegen nur kurz beweisen, dass es auch heute noch gute Gitarrenintros gibt", sagte ich schmunzelnd.

„Hat der noch nie was von Ben Harper oder Jack Johnson gehört?", spottete der Manager.

„Offenbar nicht", sagte ich schmunzelnd. Er schaltete den Verstärker ein. „Nicht kaputt machen. Die kostet ein Schweinegeld. Sie kommen zurecht?", wollte er sich vergewissern. Eigentlich wollte ich garnicht auf die Bühne. Ich wollte nur kurz das Instrument zu uns an den Platz nehmen.

Ich bemerkte, dass mich Sonja und einige von der Crew schon erstaunt beobachteten. Mir war das garnicht recht. Sogar das Mikrofon war jetzt an. „Ich glaube ja", antwortete ich ihm selbstsicher, obwohl ich innerlich etwas zweifelte. Es war schon lange her. Sonja wirkte irgendwie stolz und überrascht, dass ich jetzt auf der Bühne war und schaute mich mit grossen Augen an.

„Also eigentlich will ich nur Xavier zeigen, dass es auch in den 90er noch gute Musik gab. Ihr müsst also garnicht zuhören", sprach ich ins Mikrofon, was den meisten Kollegen ein Lachen entlockte. Ihre Aufmerksamkeit blieb bei mir. Eine der beiden Britinnen filmte mich sogar. Es machte mich nervös. Aber ich hoffte, dass es gut geht. Den Song habe ich schon so oft gespielt.

„Also Xavier, pass mal auf", sagte ich und ein paar Sekunden später erklang die Gitarre. Sie klang wirklich erstaunlich gut. Als er den Riff von „Under the Bridge" hörte, sah ich, wie der Spanier leise zu sich „Red Hot Chili Peppers" sagte und verlegen lachte. Ich glaube, er fand es nicht so schlecht. Es passte.

„Sometimes I feel, like I don't have a partner

Sometimes I feel like my only friend ...", hörte ich mich singen. Sonja schaute begeistert und einige von der Crew begannen mit mir zu singen. Ich fühlte mich erstaunlich entspannt.

Ich glaube, dass wir alle Spass an dem Song hatten. Kurz nach dem die Gitarre verhallt war, stand Xavier auf und lief begeistert zu mir.

„Nicht schlecht, mein Lieber. So, jetzt zeige ich dir, wie Tommy Emmanuel klingt. Kennst du bestimmt", sagte er ziemlich locker. Er nahm an meiner Stelle Platz. Xavier übernahm von mir das Saiteninstrument, schmiegte die Gitarre sanft an seinen Körper und streckte seinen Kopf zum Mikrofon. „So meine lieben Kollegen, das Lied heisst ‚The Mystery' und gehört zu meinen absoluten Lieblingssongs. Ich hoffe, ihr habt etwas Spass", sagte er.

Er legte los und ich war sofort baff. Er war technisch gesehen um Welten besser und das Lied war unglaublich schön. Xavier war voll in seinem Element. Ich liebe meinen Beruf, weil man für kurze Zeit Menschen begegnet, in denen Talente schlummern, die man nicht im Traum hätte erahnen können. Dank Xavier war ich nur noch im Hier und Jetzt.

Ich stand neben ihm noch immer auf der kleinen Bühne und schaute zu Sonja, die mich erfüllt und stolz anlächelte. Csenge, die neben ihr sass, stand auf, um wohl ein Video zu machen. Ich sah, wie Zsa Zsa zu Sonja rüberrutschte und mit ihr zu sprechen begann.

Xaviers Lied ging viel zu schnell vorbei. Der Applaus war ungerechtfertigterweise gleich stark, wie bei mir, obwohl er musikalisch gesehen eine Krone hätte tragen müssen.

„Du bist wieder dran", sagte er grinsend und überreichte mir nochmals die Gitarre. Ich erinnerte mich an den Song namens ‚Forever'. Ich mochte das Intro und der Inhalt schien mir genau der Richtige für Sonja und mich zu sein.

„Das ist ein Ben Harper Song, den ich früher oft gespielt habe. Ich habe gehofft, dass ich ‚Forever' irgendwann mal mit jemandem teilen kann. So, Sonja! Das ist mein ‚Forever' für dich", sagte ich eigentlich nur zu Sonja, die mich anschaute.

Ich spielte das Intro und es war sehr ruhig in der Bar. Ich klopfte zweimal auf die Gitarre und begann zu singen.

„Not talkin' about a year

No not three or four

I don't want that kind of forever"

Ich sah, wie Zsa Zsa Sonja etwas ins Ohr zu flüstern schien. Sonjas verträumtes Gesicht wurde auf einen Schlag ernst.

„In my life anymore"

Sie drehte ihr steinernes Gesicht zur Ungarin und fragte wohl „What?".

„Forever always seems"

Zsa Zsa sprach in ihr rechtes Ohr und schaute ernst in meine Richtung. Sie erzählte weiter.

„To be around when it begins"

Ich glaube, Sonja unterbrach sie mit den Worten „No way" und schaute mich fragend an.

„But forever never seems"

Hier war er wieder, Sonjas magnetischer Blick, der mich ohne Worte fragte, ob das alles wahr sein kann.

„To be around when it ends"

Sie stand auf und griff nach ihrem Handy, das auf dem Tisch lag und entschuldigte sich bei meinen Kollegen, die um sie herum sassen. Sie verliess gesenkten Hauptes und schnellen Schrittes die Bar.

Csenge zeichnete noch alles auf Video auf und bewegte ihren Körper wie in Zeitlupe im Rhythmus der Musik. Ich musste das Lied noch zu Ende bringen. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor.

Ich drückte Xavier anschliessend geistesabwesend die Gitarre in die Hand. „Ich bin gleich wieder da", sagte ich ihm und setzte mich in Bewegung, um Sonja zu folgen. Zsa Zsa begab sich auf Abfangkurs und folgte mir.

„Du hast ihr von unserer Nummer auf dem Klo erzählt, richtig?", fragte ich sie emotionslos. Ich wollte nur noch zu Sonja und sie in den Arm nehmen.

„Ja. Weisst du, wie dreckig es mir geht?!", sagte Zsa Zsa.

„Was meinst du, wie es mir gerade geht?!", sagte ich zu der Frau aus Szombathely, die nichts über Sonjas und meine Vorgeschichte wusste.

„Martin, ich hatte meinen Eisprung. Ich habe panische Angst, dass ich jetzt von dir schwanger sein könnte. Tut mir leid, ich musste dich und Sonja darüber ins Bild setzen", sagte Zsa Zsa sichtlich neben den Schuhen. Sie machte mir nichts vor, aus ihr sprachen Ängste und Sorgen.

„Oh Mann, das hat mir gerade noch gefehlt", sagte ich zu Zsa Zsa, als wir die Lobby betraten und ich mit ihr zu einem Lift schnellte.

„Der Abend hatte damals so eine Dynamik und ich war so verliebt in dich und das Bier. Glaub mir, ich wollte dir oder Sonja nichts Böses, geschweige denn euch auseinanderzutreiben. Aber die letzten Tage fühlte ich mich unglaublich allein. Plötzlich warst du weg und ich konnte tagelang nicht mit dir oder irgendjemanden darüber sprechen. Es tut mir leid", sagte die Ungarin, den Tränen nahe. Ich war wütend auf sie und mich. Aber ich wollte und konnte es nicht an ihr auslassen.

„Ich glaube, es kommt alles gut. Wir bekommen das schon irgendwie hin. Willst du denn ein Kind?", wollte ich von ihr wissen.

„Ich glaube, ich bin noch nicht so weit. Aber keine Ahnung, ich bin erst 23. Wenn es jetzt kommt, dann ...", sie verzog bei dem Satzanfang ihr Gesicht und begann fürchterlich zu weinen. Die Lifttür öffnete sich und ich bewegte sie mit mir rein. Gott sei Dank war niemand drin. Ich umarmte sie.

„Beruhige dich erst einmal", sagte ich. Als wir in unserem Stockwerk angekommen waren, ging ich mit ihr ein paar Schritte im Gang. „Schau, wir machen einen Schwangerschaftstest, sobald man das irgendwie nachweisen kann. Ich weiss nicht genau wann, aber dann haben wir es schwarz auf weiss und können überlegen, was wir tun müssen. Gib mir doch deine Handynummer, damit wir in Dubai in Kontakt bleiben können. Macht das so Sinn für dich?", wollte ich von ihr wissen.

Sie nickte und ich zückte mein Handy. Sie diktierte ihre Handynummer relativ zügig. Ich glaube, sie war mit all dem überfordert und ihre Angst vor einer Schwangerschaft war authentisch. Ich gab ihre Nummer in mein Handy ein und rief sie gleich an, damit sie meine Nummer hat. Sie war erleichtert, als ihr Handy aufleuchtete und die Vibration hörbar wurde. Ich speicherte ihre Nummer als neuen Kontakt namens Zsa Zsa. Ich ärgerte mich, dass ihr Name erst so weit hinten im Adressbuch auftauchte. Sogar an letzter Stelle. Angesichts dessen nahm ich sie zu meinen Favoriten. Ich lächelte sie an und umarmte sie freundschaftlich.

„Kannst du kurz draussen warten, ich muss kurz zu Sonja ins Zimmer", sage ich, was die schöne Ungarin offenbar verstehen konnte. Sie ging den Gang entlang und entfernte sich von mir. Ich hielt die Karte ans Schloss und öffnete die Zimmertür nach einem lauten Klickgeräusch des Schlosses. Das Zimmer war noch immer dunkel und ich schaltete das Licht ein. Keine Spur von Sonja. Auch in der Toilette war sie nicht. Ich fühlte mich doof, weil ich daraufhin selbst die Vorhänge abtastete, als ob sie sich dahinter vor mir hätte verstecken wollen.

Ich ging enttäuscht aus dem Zimmer und suchte nun Zsa Zsa, die ich schnell wieder fand.

„Und wie geht es deiner Freundin?", wollte sie wissen.

„Keine Spur von ihr, ich weiss es nicht. Wie geht es dir jetzt, in diesem Moment?", wollte ich wissen.

„Ich hab' panische Angst, dass sich jetzt mein Leben so drastisch ändern könnte und ich weiss nicht, wohin mit mir", sagte Zsa Zsa. Sie wirkte auf mich bildhübsch. Auch wenn ich sie praktisch nicht kenne, strahlte sie für die geschilderte Angst eine Ruhe aus und die stand ihr ausgesprochen gut. Sie hatte fast eine ansteckende Wirkung auf mich.

„Willkommen im Club. Komm her zu mir", sagte ich und umarmte sie. „Sorry, dass ich meinen Teil dazu beigetragen habe, dass du dich in dieser Lage befindest. Ich werde da sein, okay?", wollte ich sie wissen lassen. Sie lächelte schüchtern und schaute mich an.

„Danke", sagte sie leise und streichelte danach sanft und etwas unsicher über meinen Unterarm. „Sorry, dass ich euch in diese Situation gebracht habe", fuhr sie fort.

„Lass uns zurück zu den anderen gehen", sagte ich und griff nach ihrer Hand. Es hatte nichts erotisches oder sinnliches. Ich wollte ihr einfach Halt und Nähe schenken. Etwas, das ihr die letzten Tage vergönnt war.

„Ich habe übrigens mit niemandem darüber gesprochen. Nicht einmal mit Gábor", sagte Zsa Zsa langsam und ruhig in meine Richtung.

„Danke", sagte ich und wir stiegen wieder in den Lift.

„Es tut so gut, dich gerade bei mir zu haben", sagte Zsa Zsa erleichtert und schaute mich etwas verlegen an. Sie gab mir wie als Dankeschön einen schüchternen Kuss auf die Backe.

Zurück in der Bar treffen wir eine fröhliche Besatzung vor. Das Licht im Raum ist in der Zwischenzeit dunkler geworden und viele lachten herzhaft und waren in Gespräche vertieft. Nur von Sonja fehlte noch jede Spur und meine Ungarin setzte sich zu Gábor und lächelte ihn an, als ob sie ihm das noch schuldig gewesen wäre. Er lächelte zurück. Aus einem unbekannten Grund hatte ich das Gefühl, als ob sie ihm tatsächlich nichts über ihr befinden und unsre Situation erzählt hatte. Aber ein alter Freund spürt, wenn es seinen Freunden schlecht geht.

Ich setzte mich zu Xavier, der etwas abseits sass und seinen Körper am Sessel durchstreckte. „Alles okay?", fragte er mich.

„Geht so", sagte ich ehrlich. „Sonja und ich hatten in Koh Samui bisschen Zoff miteinander", sagte ich etwas kryptisch.

„Verstehe. Sag mir einfach, falls du dich übermorgen ‚unfit to fly' fühlst, okay? Ich kann sonst übernehmen und das bleibt unter uns", offerierte mir Xavier. Ich war gerührt, dass mir ein Check-Pilot ein solches Angebot unterbreitet hat.

„Ist nicht nötig. Das sollte gehen", versprühte ich Hoffnung. Ich hoffe, dass es so sein wird.

„Nur für den Fall, man weiss ja nie", erwiderte Xavier und klopfte mir zweimal auf die Schulter und lächelte freundschaftlich. Ich lächelte etwas verlegen zurück.

Ich schaute zur Crew und wie fröhlich sich alle unterhielten. Selbst Zsa Zsa wirkte wieder erleichtert und ich fand es schön, sie fröhlich zu sehen. Mir fiel auf, dass Richard nicht mehr anwesend war.

Ich musste nochmals aufs Klo und wollte jenes nahe der Lobby nehmen. Als ich aus der Bar kam, sah ich sie. Da stand Sonja, die gegenüber meinem australischen Kapitän stand. Er klopfte ihr auf die Schulter.

„Dann sehen wir uns morgen?", fragte er meine „Ex-Freundin".

„I guess. See you", sagte sie etwas teilnahmslos und Richard bewegte sich von ihr weg Richtung Lift. Er bemerkte mich nicht. Sonja erblickte mich dafür gleich im Anschluss und schaute schüchtern und verlegen zu mir rüber.

Ich kochte innerlich vor Wut. Hat sie mit ihm gerade eine Nummer geschoben? Haben sie sich geküsst? Ich tobte innerlich und wollte mich unter keinen Umständen an Sonja auslassen. Ich wollte mich diesmal beherrschen und mein Gesicht wieder im Spiegel anschauen können. Das war mein oberstes Ziel.

Etwas überrascht sah ich, wie sich Sonja niedergeschlagen zu mir bewegte. Auch ich bewegte mich zu ihr rüber. Wir trafen uns in der Mitte der Lobby bei einigen Sofas. Wir nahmen beide auf dem gleichen nebeneinander platz und richteten unsere Körper zueinander aus.

„Was soll ich bloss sagen. Ich hab' keine Worte mehr dafür", sagte Sonja und schaute mir mit einem fragenden Blick ins Gesicht.

„Ich nehme an, es ist aus zwischen uns?", wollte ich wissen.

„Martin. Die Abgründe unserer kurzen Beziehungen sind für uns beide immens. Sie tun so unerhört weh. Ich kann nicht mehr. Tut mir leid. Wenn das alles stimmt, hat mir Zsa Zsa vorhin den Boden unter den Füssen weggezogen", erzählte Sonja. Ich kann ihr nur beipflichten.

„Ja, ich habe es wirklich im Klo nochmals mit ihr getan und bin in ihr gekommen", war ich ehrlich zu Sonja. Sie biss kurz auf Ihre Unterlippe.

„Na ja. Es ändert nichts mehr. Wir schenken uns beide nichts. Ich bin so müde und ausgelaugt, können wir morgen darüber sprechen?", fragte mich Sonja kraftlos und mit einem unglaublich traurigen Gesichtsausdruck.

„Komm, lass uns aufs Zimmer gehen. Ich habe auch keine Kraft mehr", sagte ich ihr.

„Kann ich noch eine halbe Stunde oder so Zeit für mich allein haben?", fragte mich Sonja. Obwohl ich wusste, dass alles vorbei ist, hatte ich meine Probleme mit der Frage. Hatte sie mit Richard einen Quickie und braucht die Zeit sich nun sauberzumachen? Oder kommt Richard jetzt aufs Zimmer, während ich wie ein Vollidiot mir die Zeit vertreibe, damit sie sich bürsten lassen kann?

„Hattest du gerade eben was mit Richard?", wollte ich von ihr wissen. Sie schaute mich genervt, aber völlig abgekämpft an.

„Hör auf. Bitte, lass mich jetzt in Ruhe", sagte sie bewegt und den Tränen nahe.

Sie stand auf und klopfte mir dabei mit ihrer Hand zweimal auf meine Knie. Das hatte etwas Altehrwürdiges. Als ob ein Opa seinen Enkel trösten würde, weil er was verkackt hat. Die ganze Situation war sehr traurig, aber diese kleine Geste hatte etwas Respektvolles. Darauf wollte ich die nächsten Begegnungen mit Sonja aufbauen und alles zu einer annehmbaren Trennung führen. Ich sah Sonja vor den Aufzügen stehen. Der Signalton erklang und eine der schweren Schiebetüren öffnete sich. Diese halbe Stunde soll ihr gehören. Ich war mir sicher, dass sie in diesem Zustand Richard nicht empfangen wird.

Ich stand auf und lief noch einmal in die Bar. Ich wollte Zsa Zsa nahe sein. Es musste die Hölle für sie gewesen sein. Zuerst besame ich sie im Bad meines Zimmers, weise sie am Tag darauf zurück und haue mit einer anderen Frau für paar Tage ab. Wäre ich doch nur stark geblieben und hätte es nicht nochmals mit ihr getan. Aber andererseits hätte es nichts geändert. Der Scheiss auf der Insel mit Sonja wäre wahrscheinlich genauso passiert und Zsa Zsa war jetzt der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich weiss nicht warum, aber ich war der Ungarin irgendwie dankbar dafür.

Die Beziehung mit Sonja hatte in dieser kurzen Zeit viele schöne und unvergessliche Momente. Aber all die Enttäuschungen mit der Augsburgerin hatten meine Kräfte aufgezehrt und nur die Hoffnung auf bessere Zeiten hat mich weitermachen lassen. Und jetzt ist er da, der Bruch, der mich irgendwie wieder frei sein lässt. Selbst wenn ich Zsa Zsa geschwängert hätte, fühlt es sich noch immer besser an, als eine nicht mehr enden wollende Achterbahnfahrt mit Sonja durchstehen zu müssen. Es hört sich vielleicht töricht an, aber ich war mit Sonja im Reinen. Es ist durch.

In der Bar erblickte mich Richard und winkte mich zu ihm.

„Ist alles okay zwischen dir und deiner Freundin? Du siehst etwas abgekämpft aus", fragte mich der Australier.

„Na ja, ich glaube, es geht in die richtige Richtung", sagte ich.

„Ehrlich? Ich musste vorhin meinem Bruder zum Geburtstag gratulieren und habe gesehen, wie Sonja ein ernstes Telefongespräch geführt hat und verbittert gewirkt hat. Es ging fast zehn Minuten", sagte er.

„Ich weiss nicht, sie wollte nicht darüber sprechen", tat ich so, als ob ich mehr wüsste.

„Hoffentlich ist es okay für dich, dass ich sie gefragt habe, ob ich ihr helfen kann. Sorry, dass ich vor deiner Abreise so Sprüche gemacht und mich ihr an den Hals geschmissen habe. Ich hoffe, es hat nichts damit zu tun?", fragte er sichtlich besorgt.

„Nein, damit hat es nichts zu tun", sagte ich. Ich hatte dem Thema nichts mehr hinzuzufügen und hoffte, dass er mir keine weiteren Fragen mehr stellen würde.

„Übrigens, ich liebe die Chili Peppers. Du hast es echt gut gemacht vorhin. War nicht so ne lahme Schweisse, wie von Xavier eben", sagte er mit einem Schmunzeln. „Kannst du uns noch einen Song spielen?", wollte er wissen. Ich sah Zsa Zsa auf dem Sofa an der Wand sitzen. Sie lächelte und hörte einem Gespräch aufmerksam zu.

„Richard. Ähm ... ich bin gerade nicht in Stimmung", sagte ich ihm.

„Uhhhhhuuuu, es gibt noch einen Soooong", rief Richard in die Runde. Xavier lächelte und stellte wieder den Verstärker und das Mikrofon ein. „Sorry Dude! Ich will dich einfach noch mal hören", sagte Richard. Ich war sauer und alle Blicke waren wieder auf mir. Dennoch griff ich zur Gitarre, schaute, ob sie noch gut gestimmt war und spielte ein paar Akkorde, die ich für den nächsten Song brauche. Ich hielt mein Kopf ans Mikro und sprach: „Dieser Song regt mich immer zum Träumen an und lässt mich hoffen. Dieses Lied ist von Gabrielle und heisst Dreams".

Meine Kollegen klatschten plötzlich im Takt des Songs, was mich freute. Was mich aber ärgerte, war, dass wieder drei oder vier Handys auf mich gerichtet waren. Ich wünschte mir, dass die Menschen mehr den Moment geniessen als ihn bloss aufzeichnen würden -- ihn mitnehmen, anstatt ihn irgendwo abzulegen. Aber ich weiss auch, dass ihre Absichten gut sind. Csenge war diesmal die Erste, die nach dem Song zu mir kam und mir mitteilte, dass sie zu diesem Lied das erste Mal mit ihrem Freund getanzt hatte. Ich freute mich für sie und bewegte mich mit ihr in die Nähe von Zsa Zsa.

„Hey Zsa Zsa, was hörst du eigentlich für Musik?", fragte ich sie, als ob wir nur Kollegen wären. Aber ich wollte mehr von ihr erfahren. Sie könnte ja die Mutter meines Kindes sein. Irgendwie voll abgefahren.

„Eigentlich höre ich viel Radio, aber auch House", sagte sie etwas schüchtern wirkend. Von allen möglichen Antworten war mir diese Kombi eine der unangenehmsten. Radio ist für mich ein Medium, keine Musik.

„Cool, und welche DJs findest du besonders gut?", machte ich gute Miene zum bösen Spiel und wollte mehr von ihr wissen.

„Also David Guetta und Bob Sinclar höre ich gern. Aber am liebsten Calvin Harris", schwärmte sie. Ich fand das süss, weil ich genau diese drei DJs zu schätzen wusste, obwohl ich nicht sonderlich in der House-Szene zu Hause war.

„Cool, du hast Geschmack", sagte ich. Sie lächelte fröhlich und war sichtlich geschmeichelt. Ich war mir sicher, dass es nicht nur wegen des Musikgeschmacks war. Sie schaute mich bewusst und durchdringend an. Ich blickte nochmals in ihr Gesicht und studierte es penibel. Ihre Augen wirkten jung und wach und zogen mich in ihren Bann. Ihre Iris war am äusseren Rand blau, ging in ein dezentes Grün über, das ihre Pupille mit einem zarten schmalen braunen Ring umgab. Zsa Zsas Augenbraun waren schön geschwungen und ihre Bäckchen so zart, dass ich sie am liebsten mit meinen Fingern gestreichelt hätte. Und ihre Lippen luden mich ein, sie zu küssen. Ihre Unterlippe war etwas grösser als ihre Oberlippe und schenkte ihrem Gesicht Sinnlichkeit.