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Sex in Serie S1E04

Geschichte Info
Lara packt den Stier bei den Hörnern.
9.1k Wörter
4.6
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3
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„Ich muss unbedingt mit Diego sprechen!" Lara stürmte ins Vorzimmer vom Studioboss.

„Er ist nicht da." Kate, auch heute makellos gekleidet im dunkelblauen Kostüm mit elfenbeinfarbener Seidenbluse, rückte ihre Brille zurecht.

„Wann kann ich ihn sehen?" Lara fühlte sich von Kates professionellem Auftreten zwar eingeschüchtert, ließ sich aber nicht abwimmeln. Diego musste unbedingt von dieser ominösen Trish erfahren, die Zoe den Kopf verdrehte und damit womöglich die Romeo-und-Julia-Saga sabotierte. Bestimmt wäre er beeindruckt, dass Lara den beiden auf die Schliche gekommen war. Endlich würde er Lara ernst nehmen.

„Nicht so stürmisch, junge Dame." Kates schnippischer Tonfall klang abweisend. „Er ist überhaupt nicht in der Stadt. Eine E-Mail wäre wohl die bessere Lösung."

Laras Mut sank. E-Mail war nicht, was ihr vorschwebte. Sie wollte Diego unter vier Augen ins Vertrauen ziehen. Wollte ihm ansehen, wie sie in seiner Achtung stieg. Enttäuscht wandte sie sich zum Gehen.

„Warte."

Lara drehte sich zu Kate um.

„Bist du Lara? Von Romeo und Julia?"

„Ja, warum?"

„Gut, dass Du vorbeischaust! Machst du bitte die Tür zu, ja?"

Verwundert schloss Lara die Bürotür. Warum auf einmal so geheimnisvoll?

„Diego möchte mit dir über das Skript sprechen."

„Mit mir?" Die Verblüffung stand ihr ins Gesicht geschrieben.

„Du bist doch Lara, oder? Und Drehbuchautorin? Diego möchte Deine Meinung zum Skript hören."

„Aber ..." Ihr fehlten die Worte. „Ich denke, er ist gar nicht in der Stadt?"

„Richtig, und er ist auch morgen unterwegs, und dann ist schon Wochenende. Er möchte aber unbedingt mir dir reden, bevor am Montag die Dreharbeiten beginnen. Deshalb sollst du bitte Freitagabend zu ihm kommen."

„Zu ihm? Nach Hause?" Lara kam aus dem Wundern nicht heraus.

„Ich gebe dir seine Privatadresse." Kate sah sie nicht an. „Hier ist das Skript ..."

„Das habe ich schon."

„Umso besser." Immer noch mit gesenktem Blick ergänzte Kate: „Und hier die übliche Unbedenklichkeitserklärung. Nur, weil ihr euch in privaten Räumen trefft." Sie versuchte, es unverbindlich klingen zu lassen, aber der sorgsam vermiedene Augenkontakt sprach Bände.

Lara nahm das Formular entgegen und studierte es mit klopfendem Herzen. Im Grunde besagte es nur, dass sie Stillschweigen bewahren und Diego nicht belangen würde, was immer auch geschah. Wieder fand sich die Formulierung, die sie schon kannte: „Alle Handlungen geschehen freiwillig und ohne Zwang, einschließlich eventueller, über das rein Berufliche hinausgehender Handlungen inkl. solcher erotischer oder sexueller Natur." Lara zögerte.

„Du kannst es mitnehmen und mir im Laufe des Tages unterschrieben zurückbringen." Diesmal sah Kate sie wieder an. Mit einem Blick, als wolle sie sagen: „Ich würde es mir gut überlegen."

„Okay." Rasch verließ Lara das Sekretariat, doch auf dem Flur verlangsamte sie ihre Schritte. Diego wollte sie sehen? Privat? Nein, nicht privat, korrigierte sie sich, sondern nur zu Hause. Über das Drehbuch wollte er mit ihr sprechen. Wow. Damit hatte sie nicht gerechnet. Also nahm der Studioboss sie doch ernst, sogar als Autorin! Diego steckte wirklich voller Überraschungen. Sie musste daran denken, wie er sie bei ihrem letzten Treffen auf ganze andere Weise überrascht hatte. Ihr einfach an die Wäsche zu gehen! Unmöglich, aber ... der Mann war einfach unwiderstehlich. Wie würde ein Treffen bei ihm zu Hause ablaufen? Ging es dem Boss wirklich nur ums Drehbuch? Das Formular in ihrer Hand fühlte sich plötzlich schwer an.

Die Gedanken abschüttelnd rannte Lara zurück zu Halle Eins, wo sie Zoe helfen sollte, ein Markierungssystem für die Scheinwerfer festzulegen. Damit konnten sie den Beleuchtern später einfach sagen: „Wir brauchen einen Spot von C1 auf 3 Uhr", ohne dass es zu Missverständnissen kam. Weil gleichzeitig noch an den Kulissen geschraubt wurde, tobte in der Halle ein großes Durcheinander, was es schwierig machte, zuverlässig Positionen zu ermitteln.

Zoe scheuchte Lara stundenlang herum, ließ sie x-fach Scheinwerfer ein- und ausschalten, bis sie endlich mit dem System zufrieden war, das sie sich dabei notierte.

„Können wir mal eine Pause einlegen?" Lara wischte sich mit theatralischer Geste Schweiß von der Stirn.

„Wenn du eine nötig hast, mach Pause. Ich muss noch mit Spencer sprechen."

Lara fand Zoes Tonfall unnötig überheblich, aber sie nahm das Angebot an. Verschwitzt und mit dreckigen Händen zog sie sich im Aufenthaltsraum eine Zitronenlimo aus dem Automaten. Da sie die Marke nicht kannte, prüfte sie zunächst Etikett und Zutatenliste, als jemand sie von hinten ansprach.

„Na, die passende Geschmacksrichtung getroffen? Oder wieder mal verirrt?"

Lara wirbelte herum. „Oh, hi, Pascal." Verlegen schob sie ihr Haar hinters Ohr zurück und hielt die Flasche hoch. „Zitrone. Wie gewünscht. Alles gut."

Der weißblonde Mann mit den wasserhellen Augen lächelte ihr aufmunternd zu. „Gratuliere. Ich nehme lieber Orange. Ich hab's gern süß." Mit einem Augenzwinkern in ihre Richtung drückte er auf die entsprechende Taste.

Eine leichte Röte legte sich über Laras Wangen. „Wegen gestern, also ... es ist mir wirklich sehr peinlich."

„Kein Thema." Pascal zog seine Limo aus dem Automaten, stellte sich breitbeinig vor Lara, setzte an und trank mit in den Nacken gelegtem Kopf.

Lara konnte nicht umhin, seine Körperspannung zu bewundern. Pascal schien immer auf dem Sprung zu sein. Und sie konnte auch nicht verhindern, dass das Bild von gestern vor ihrem geistigen Auge auftauchte: Pascal im Duschraum, nackt, mit ausgebreiteten Armen und locker schaukelnden Hoden.

„Aah." Als Pascal absetzte, war seine Flasche bereits beinahe leer. „Du trinkst ja gar nicht."

„Oh. Ja." Lara nahm einen Schluck - und verzog das Gesicht. Mit derart saurer Limo hatte sie nicht gerechnet.

Pascal lachte und klopfte ihr beruhigend auf die Schulter. „Überrascht? Nimm nächstes Mal Orange. Wesentlich süßer." Beim Schulterklopfen war er näher an sie herangetreten. Offenbar fiel ihm dadurch auf, wie verschwitzt sie war. „Hast richtig gearbeitet, was?"

Lara senkte den Kopf. Es war ihr peinlich, dass er sie so sah, dreckig und verschwitzt, aber war das ihre Schuld? „Zoe hat mich durch die Halle gejagt wie einen Windhund. Schalte hier was ein, richte dort was aus. Es macht ihr Spaß, mich rumzukommandieren."

Pascal fasste Laras Kinn und hob es an, bis sie ihm in die Augen sah. „Lass dich nicht unterkriegen. Am Anfang bekommt hier jeder sein Fett weg, aber du lernst schnell, wie der Hase läuft. Halt dich an Spencer, sie ist die Regisseurin. Zoe organisiert nur Sachen für sie, genau wie du. Zoe hat keinen Grund, auf dich runter zu gucken. Zwischen Nummer Eins und Nummer Zwei in der Regieassistenz gibt's keinen großen Unterschied."

„Danke." Lara freute sich wirklich über Pascals Aufmunterung. Er lud sie sogar ein, sich zu ihm an einen Tisch zu setzen und erzählte ihr von seiner Rolle. Schauspieler, der er war, malte er Benvolio so lebhaft aus, dass Lara aus dem Lachen nicht mehr herauskam. Pascal war wirklich der netteste Mensch, den sie bei D-ream bisher getroffen hatte.

„Kann ich dich was fragen?" Lara biss sich auf die Unterlippe.

„Schieß los."

„Diego möchte mir über die Serie sprechen."

„Der Oberboss? Echt jetzt? Das ist ja der Hammer! Wie ist denn Diego auf Dich aufmerksam geworden?" Pascal lächelte sie verblüfft an.

„Naja ... nicht so wichtig." Lara senkte verlegen den Blick. Die Vibrator-Geschichte wollte sie Pascal nun doch nicht auf die Nase binden. „Was mir nicht behagt, ist das hier." Sie zeigte ihm das Formular.

Pascal überflog den Text kopfschüttelnd. „Bei D-ream muss man dauernd unterschreiben, dass sie nichts falsch machen. Die sind paranoid, was Haftung und schlechte Publicity angeht."

„Schon, aber ... dieser Absatz hier, geht der nicht zu weit? Damit kann er sich doch alles erlauben, ohne auch nur zu fragen."

Pascal stutze und brach dann in lautes Gelächter aus. „Sexuelle Handlungen? Was denkt der sich denn?" Er winkte ab und gab ihr das Formular zurück. „Typisch Diegos aufgeblasenes Ego. Mehr steckt nicht dahinter. Ich habe schon gehört, dass es solche Formulare gibt. Wir sollen die verwenden, wenn wir mit Kolleginnen was anfangen. Macht aber kein Mensch - außer diesem Angeber von Diego. Ich würde mir an deiner Stelle echt keine Sorgen machen. Ein Meeting mit ihm ist eine Riesenchance, lass sie dir nicht entgehen."

„Danke." Lara schenkte Pascal ein erfreutes Lächeln.

„Und selbst wenn er was von dir will ..." Jetzt blitzte der Schalk in Pascals Augen. „Wär's wirklich so schlimm? Die meisten Frauen bei D-ream bekommen schon feuchte Höschen, wenn sie ihn nur aus der Ferne sehen."

Errötend schob Lara die Haare hinters Ohr. „Okay, ich finde ihn auch attraktiv. Aber das heißt noch lange nicht, dass er mit mir machen kann, was er will!"

„Siehst du!" Pascal zeigte breit grinsend mit der leeren Flasche auf sie. „Wusste ich's doch, dass du auf ihn stehst. Wie alle."

„Nicht so laut!" Lara blickte sich nervös um, ob jemand am Nebentisch zuhörte. „Und überhaupt kannst du dich über mangelndes Interesse ja wohl nicht beklagen. Seitdem du diesen Rennfahrer gespielt hast, liegen dir die Mädchen doch zu Füßen."

Pascal nickte zustimmend. „Ich beklage mich ja gar nicht. Obwohl es ziemlich anstrengend sein kann, von wildfremden Menschen angehimmelt zu werden."

Jetzt musste Lara aber doch grinsen. „Na komm. So schlimm kann es nicht sein, sonst würdest du dich nicht so benehmen."

„Wie bitte? Wie benehme ich mich denn?"

„Gestern zum Beispiel hättest du problemlos das Handtuch vor Deine Kronjuwelen halten können, statt mich mit nackten Tatsachen zu konfrontieren."

„Eins zu null für dich. Aber du hättest Dich sehen sollen! Wie puterrot du angelaufen bist! Sorry, Rotbäckchen, du warst einfach zu niedlich, ich konnte nicht anders."

Wie verschmitzt er sie anlächelte, mit diesen unwahrscheinlich hellen Augen ...

„Da, du wirst schon wieder rot! Mache ich dich verlegen, Rotbäckchen?"

„Ich muss los." Wie immer verunsicherte es Lara nur zusätzlich, wenn man sie auf ihre Verlegenheit ansprach. „War schön, mit dir zu reden. Danke."

Pascal hob die Flasche, als wolle er ihr zuprosten. „Jederzeit wieder, Rotbäckchen. Und viel Erfolg mit Diego." Täuschte sich Lara, oder hatte er ihr bei den letzten Worten zugezwinkert?

Den Nachmittag verbrachte sie damit, Checklisten für Zoe anzulegen. Jeder Drehtag bekam seine eigene Liste mit nötigen Vorbereitungen. Lara nutzte den Zugang zum Computer, um die Besetzung der Romeo-und-Julia-Saga nach jemandem namens Jörg zu durchsuchen. So hatte Julia gestern den attraktiven Mann genannt, der so aufregend einseifen konnte.

Lara schämte sich abgrundtief fürs gestrige heimliche Zuschauen und ihre peinliche Selbstbefriedigung zwischen Putzlappen und Klopapierrollen. Trotzdem war sie neugierig, welchen Mann sie beobachtet hatte - und entsprechend enttäuscht, keinen einzigen Jörg in der Besetzungsliste der Serie zu finden. Vielleicht ein Techniker oder Handwerker? Aber so toll, wie Jörg aussah, tippte sie doch eher auf Schauspieler. Seltsam.

Als Zoe ihre Sachen zusammenpackte, machte auch Lara rasch Feierabend. So unauffällig wie möglich folgte sie Zoe zum Parkplatz, doch auf halbem Weg fiel ihr das Formular wieder ein. Sie schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Wie konnte sie das nur vergessen!

Wie ein Wirbelwind schoss sie zurück in die Verwaltung, drückte Kate das unterschriebene Papier in die Hand, das diese mit vielsagend hochgezogenen Augenbrauen entgegennahm, rannte wieder zum Parkplatz und blickte sich hektisch um. War Zoe schon weggefahren?

Dort! Völlig außer Atem versteckte sich Lara hinter einem Auto. Zum Glück hatte ein Telefonat Zoe aufgehalten. Das Smartphone am Ohr, schloss sie gerade erst ihren Wagen auf. Geduckt schlich Lara zum Auto, das sie sich von ihrem Mitbewohner Tim geliehen hatte. Anders als Zoe besaß Lara kein eigenes Fahrzeug, woran Zoes Beschattung gestern Abend kläglich gescheitert war.

Mit der Drohung, sich sonst bei Ute über sein unkooperatives Verhalten zu beschweren, hatte Lara Tim dazu überredet, ihr seinen Wagen zu leihen. Das Auto war zwar klapprig und roch nach billigem Raumduft-Aroma, aber von solchen Kleinigkeiten ließ sich Laras detektivischer Spürsinn nicht aufhalten.

Viel zu dicht fuhr Lara hinter Zoe her. Zum Glück wurde es bereits dunkel, so dass Zoe selbst bei einem Blick in den Rückspiegel kaum erkennen konnte, wer im Wagen hinter ihr saß. Und Tims Auto kannte Zoe erst recht nicht. Als die Regieassistentin Nummer Eins in eine Tiefgarage einbog, hielt Lara am Straßenrand und blickte an dem Backsteinhaus hoch, zu dem die Garage offenbar gehörte. Das Licht im Treppenhaus ging an und kurz darauf wieder aus.

Lara stieg aus und schlenderte so unauffällig wie möglich zum Eingang. Studierte die Namensschilder. Da. Zoe Lundgren. Kein weiterer Name auf ihrem Klingelschild, also wohnte die Gute wohl allein. Lara fragte sich, was sie nun tun sollte. Schon morgen Abend wollte Diego mit ihr sprechen. Nur zu gern hätte sie ihm harte Fakten über diese Trish präsentiert, von der sich Zoe herumkommandieren ließ. Spionierte Trish womöglich für einen konkurrierenden Streaming-Dienst? Lara sah sich schon als glorreiche Retterin von D-ream vor krimineller Wirtschaftsspionage.

Sie musste unbedingt versuchen, noch heute etwas herauszufinden. Vielleicht brach Zoe ja noch einmal auf? Oder diese Trish kam sie besuchen? Die beiden hatten ja offensichtlich was miteinander.

Zurück ins Auto und abwarten, hieß die Devise. Im Handschuhfach entdeckte Lara eine Trauben-Nuss-Schokolade. Sie nannte sie Abendessen und verputzte sie mit schlechtem Gewissen -- ihrer Figur gegenüber, nicht wegen Tim.

Detektiv spielen konnte ganz schön langweilig sein. Zwei weitere Autos fuhren in die Tiefgarage, ein alter Mann brachte schlurfend den Müll heraus, mehr passierte nicht. Gerade als Lara aufgeben und entnervt heimfahren wollte, ging das Licht im Treppenhaus wieder an. In einem Fenster blitzte etwas Pinkfarbenes auf -- Zoes Haare? Gespannt ließ sie den Motor an und tatsächlich tauchte gleich darauf Zoes italienisches Auto aus der Garage auf. Na also!

Inzwischen war weniger Verkehr auf den Straßen. Lara versuchte, größeren Abstand zu halten, aber das erwies als schwierig, wenn man nicht an der nächsten Ampel abgehängt werden wollte. Wo fuhr Zoe nur hin? Lara hatte diesen Teil der Stadt noch nie betreten.

Plötzlich bog Zoe geschickt in die einzige freie Parklücke vor einer kleinen Kirche ein. Panisch blickte sich Lara nach Parkmöglichkeiten um, konnte aber keine entdeckten. So ein Mist! Im Fernsehen klappte das immer. Als sie in die nächste Querstraße einbog, sah sie durchs Seitenfenster gerade noch, wie Zoe ausstieg. Dort! Oh. Parkverbot. Ach, egal.

Lara sprang aus dem Wagen und spurtete zur Straßenecke zurück. Riskierte einen Blick in Richtung Kirche - niemand zu sehen. Im Schatten der Häuserwände näherte sie sich unauffällig Zoes Auto. Alles blieb still. Neben der Kirche lag eine Art Gemeindehaus, das hell erleuchtet war. Lara versuchte, einen Blick durch die hochliegenden Fenster zu erhaschen, aber sie konnte nur die Decke des Raumes sehen. Was wollte Zoe hier? Gab es neuerdings spezielle Religionsgemeinschaften für Lesben? War Trish eine okkulte Priesterin?

Schritte. Lara drückte sich rasch in die Ecke zwischen Kirche und Gemeindehaus. Zoe tauchte aus einem seitlichen Durchgang auf. Sie war überhaupt nicht ins Gemeindehaus gegangen! Dem schnellen Schritt nach zu urteilen, hatte Zoe schlechte Laune. Das laute Zuknallen der Autotür bestätigte Laras Theorie, der dröhnend aufheulende Motor ebenso.

Für eine Verfolgung war Lara zu weit von ihrem Auto entfernt. Stattdessen schlich sie den Durchgang entlang, aus dem Zoe aufgetaucht war. Er führte zu einem Hinterhaus, einem modernen Betonbau mit großen Balkonen. „Quadratisch, praktisch, gut", dachte Lara angesichts der nichtssagenden Architektur.

Die Außenbeleuchtung ging von allein an, als Lara sich dem Eingang näherte. Ein Blick auf die Klingelschilder genügte, um zu finden, was sie suchte: T. Krieger. Irgendetwas, das sie nicht benennen konnte, irritierte sie am Klingelbrett, aber Krieger war eindeutig der einzige Eintrag mit T. „Hier wohnst du also, Trish", dachte Lara. Immerhin war die Warterei nicht umsonst gewesen.

Auf der Heimfahrt fragte sich Lara, worüber Zoe sich geärgert haben mochte. Neue Anweisungen? Wollte Trish sie zwingen, härter gegen D-ream vorgehen? Dann müsste Lara Diego sofort informieren. Anderseits hatte sie nichts Handfestes in Erfahrung gebracht. Wenn Diego Beweise forderte, stünde sie dumm da. Sollte sie ihm überhaupt schon morgen von der Trish-Zoe-Connection berichten? Vielleicht wäre es geschickter, sich die Trish-Geschichte für ein späteres Date aufzusparen.

Lara trat so abrupt auf die Bremse, dass der Fahrer hinter ihr verärgert hupte. Date? Hatte sie gerade Date gedacht? Termin! Sie hatte einen beruflichen Termin mit Diego, kein Date. „Reiß dich zusammen, Mädchen", wies sie sich mit zusammengebissenen Zähnen an. Aber sie konnte nicht verhindern, dass es zwischen ihren Beinen zu kribbeln begann.

***

Lara zog sich die Decke über den Kopf, um den Wecker nicht hören zu müssen. Warum klingelte der überhaupt, war denn nicht Wochenende? Ach nein. Auf einen Schlag war sie hellwach und saß aufrecht im Bett. Heute war Freitag. Der Tag, an dem sie Diego treffen würde. Beruflich, ergänzte eine kritische innere Stimme. Um mit ihm über das Drehbuch zu sprechen. Aber nicht im Studio, freute sich eine schwärmerische innere Stimme, sondern bei ihm zu Hause!

Im Studio liefen die letzten Vorbereitungen für den Drehbeginn am kommenden Montag. Zoe ging jeden einzelnen Punkt mit Lara durch, um nur ja nichts zu vergessen. Pläne? Termine? Requisiten? Außenaufnahmen? Je hartnäckiger Zoe nachfragte, desto mehr verzettelte sich Lara in ihren Notizen. Doch letztlich konnte sie alle Fragen zur Zufriedenheit beantworten.

Mitten in ihrer Arbeitssitzung klingelte Zoes Telefon. „Mach schon mal weiter, ich bin gleich wieder da", murmelte sie und verschwand in ein leerstehendes Büro. Kaum war die Tür hinter ihr zugefallen, griff Lara nach Zoes Skript. Sie fotografierte es Seite für Seite, so schnell sie konnte. Zum Glück schien es ein längeres Telefonat zu werden.

„Was tust du da?" So erschreckt, wie Lara aufblickte, als Zoe plötzlich hinter ihr auftauchte, stand ihr das Schuldbewusstsein bestimmt ins Gesicht geschrieben.

„Hast du telefoniert? Du sollst arbeiten." Zoe setzte sich und zog ihr Skript wieder zu sich.

Lara senkte den Blick und sagte nichts. Zum Glück schien Zoe wirklich zu glauben, sie hätte mit dem Smartphone telefoniert und nicht fotografiert. Und darüber konnte die Nummer Eins unter den Regieassistentinnen im Augenblick nicht meckern. Immerhin war sie selbst gerade wegen eines Anrufs rausgegangen.

Durch diesen glücklichen Zufall verfügte Lara, als sie nachmittags nach Hause kam, über einen Fundus kluger Ideen für Verbesserungen am Drehbuch. Sie übertrug die Notizen in ihr eigenes Skript und lernte möglichst viele davon auswendig. „Siehst du", sagte sie zu ihrer kritischen inneren Stimme, „ich nehme den beruflichen Termin mit Diego ernst und bereite mich gewissenhaft vor."

Sie wurde damit rechtzeitig fertig, um noch eine Kleinigkeit zu essen und unter die Dusche zu springen. Als das heiße Wasser über ihre Haut rann, begann sie sich zu entspannen. Wochenende. Diego. Ihre Gedanken schweiften ab. Schon beim anschließenden Haare-Entfernen fragte ihre kritische Stimme, ob das wirklich nötig sei. Heute Abend würde sie ja niemand nackt zu Gesicht bekommen. „Oder?", fügte die Stimme drohend hinzu.

Ins Handtuch gewickelt trabte Lara in ihr Zimmer und begutachtete den Inhalt des Kleiderschranks. Oh, wie ihre inneren Stimmen sich stritten! „Professionelles Auftreten", forderte die eine. „Aber du willst ihm doch gefallen", erinnerte die andere. „Seid still", befahl Lara beiden, „ich muss nachdenken."