Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Sin-Skin - Sündige Haut Teil 01

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Dieses Forscherteam hatte sich anhand der Protokolle damit beschäftigt, die künstliche Haut, die hier "Sin-Skin" genannt wurde, optisch aufzuwerten. Vivian war es in erster Linie darum gegangen, Verbrennungsopfern ein lebenswertes Leben zu ermöglichen. Ihre "Kollegen" experimentierten mit erhöhten Glanzgraden und der gezielten Beeinflussung der Hautfarbe. Die Variante "high-gloss-pink" war offenbar als Erstes für einen großen Feldtest fertig geworden. Man hatte sich bei Vivian aber für high-gloss-pearlwhite entschieden.

Abgesehen von den kosmetischen Details war bei der Zellkultur, die Vivian verabreicht wurde, ein Enzymkomplex verändert worden. Vivian erschien diese Änderung auf den ersten Blick unnötig. Es machten den Stoffwechselzyklus sogar komplizierter ohne erkennbare Vorteile. Die weiterführenden Protokolle zu diesem Enzym waren für sie nicht freigegeben. Vivian klickte den Arbeitsordner zu und beschloss, für heute nicht noch mehr Informationen in ihren überforderten Kopf zu hämmern.

*

Unter dem Programmpunkt "Entertainment" stand ihr eine umfassende Medienbibliothek zur Verfügung. Sie wählte ein Stück von Chopin, lauschte den Klängen und konnte dem Klavierstück nichts abgewinnen. Erleichtert über die Erkenntnis, dass Chopin bei ihr keinerlei Reaktionen hervorrief, wählte sie etwas, das ihrem Musikgeschmack entsprach. Es tat gut, etwas zu hören, das sie an ihr altes Leben erinnerte. Sie wusste nicht, wie lange es her war -- vielleicht drei Wochen? Würde sie je wieder ausgelassen zu einem Rocksong tanzen können? Oder ihn laut im Auto mitgrölen, wenn sie im Stau stand und den ersten Kaffee des Tages aus einem Pappbecher schlürfte?

Vivian schloss ihre Augen, ließ die Arme auf die Liege sinken, und empfand zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit eine anregende Entspannung. Sollte sie stattdessen nicht mit den Fäusten gegen die Tür ihrer Zelle trommeln, die Nahrungsaufnahme verweigern und sich sonst auf jede denkbare Art gegen ihre Behandlung wehren? Zu welchem Zweck? Um dann ein Halsband mit einem Chip angelegt zu bekommen, dessen Drähte bis in ihr Gehirn führten?

Ein Zischen in ihrem Buttplug kündigte die nächste Darmspülung an. Diese Routine hatte ihr gerade noch gefehlt. Bisher bekam sie morgens und abends einen Einlauf von Miss Petty verpasst. Das übernahm jetzt die vollautomatische Liege. Der langsam zunehmende Druck in ihrem Unterleib war auf eine subtile Art erregend. Vivian hatte bis vor Kurzem keine Erfahrung mit Darmspülungen. Sie war froh gewesen, dass ihre Verdauung problemlos funktionierte und solche peinlichen Behandlungen bei ihr einfach nicht nötig gewesen waren. Sie lernte, dass es nicht schmerzhaft war, und empfand es in dieser Atmosphäre auch nicht als peinlich.

Es war sehr intim und intensiv. Etwas, das ohne viel Aufsehen in ihr geschah. Etwas, das man mit der entsprechenden Ruhe genießen konnte. Sie entspannte sich auf der weichen, anatomisch perfekten Liege und genoss die Empfindungen in ihrem Unterleib. Sachte streichelte sie über ihre Bauchdecke und ließ eine Fingerkuppe um die Klitoris kreisen. Wer baute solche Multifunktionsliegen? Gab es das auf Bestellung für Superreiche oder war es einer der speziellen Apparate aus der geheimen Ideenschmiede des Konzerns?

Je mehr Reinigungsflüssigkeit in ihren Darm gepumpt wurde, desto intensiver fühlte Vivian die Fingerkuppe über ihren Kitzler streichen. Die künstliche Haut war mindestens so empfindsam, wie ihre echte. Und sie fühlte, dass ihre Vagina feucht wurde: Alle Drüsen funktionierten trotz der künstlichen Haut. Wenn es ihr möglich gewesen wäre, hätte sie spätestens an diesem Punkt vor Lust gestöhnt. Da die Schläuche in ihrer Nase die Luft, an ihren Stimmbändern vorbei, direkt in die Lunge leiteten, war sie zu keinem Laut fähig. Sie konnte nicht einmal kehlig brummen. Einzig ihre Mimik und das verspielte Streicheln ihrer Finger zeugte von ihrem Erregungszustand. Mit zuckender Bauchdecke und erhöhter Atemfrequenz durchlebte sie ihren ersten Orgasmus nach dem "Unfall".

Vivian war sich sicher, dass ein Dutzend versteckter Kameras auf sie gerichtet waren, und irgendwann würde ihr jemand diese Szene vorspielen und sagen: »Sie haben doch mitgemacht. Es hat ihnen sogar gefallen.«

Vivian stellte sich auf einen langen Kampf um ihr Recht auf Freiheit ein. Schnelle Erfolge waren aussichtslos, dafür war sie zu abhängig und hilflos. Gerade deswegen wollte sie kein Leben in Enthaltsamkeit führen, jeder Lichtstrahl, jedes gute Gefühl war kostbar wie ein Tropfen Wasser in der Wüste.

Nachdem Vivian vollautomatisch gefüttert und ihrer Stoffwechselendprodukte entledigt worden war, sank sie in einen erholsamen Schlaf. Die Musik wurde allmählich leiser und die Ambientebeleuchtung verdunkelte sich, bis nur noch wenige Lichtpunkte die Konturen des Raums markierten.

***

Am nächsten Morgen wurde Vivian von Meeresrauschen geweckt, die Beleuchtung war noch dämmerig und entsprach einer halb aufgegangenen Sonne im Sommer. So angenehm war Vivian seit ihrem letzten Strandurlaub nicht mehr aufgewacht. Sie zog den Nahrungsschlauch von dem Kupplungsstück in ihrem Mund ab und löste die Verbindungen zu ihren Schnittstellen am Unterleib. Mit wackeligen Beinen erhob sie sich und ging ein paar Schritte über den schaumstoffartigen Boden. Neben der Tür waren ein Tastenfeld und ein Fingerabdruckscanner. Sie wusste weder den Zahlencode, noch verfügten ihre Fingerkuppen über das individuelle Rillenmuster, mit dem jeder Mensch auf diese Welt kam. Ihre Fingerkuppen waren glatt, makellos -- anonym.

Die Tür würde sie nicht aufbekommen, aber die Edelstahlplatte mit dem Tastenfeld war spiegelblank poliert. Vivian sah ihr Gesicht: Das glamouröse Make-up saß perfekt und um eine Frisur musste sie sich mangels Haaren nicht kümmern. Selbst der Tellerrock und das knappe Oberteil aus Latex spannten sich faltenfrei über ihren schlanken Körper. Vivian war direkt nach dem Aufstehen fertig für den Tag. Sie entfernte sich von der Tür und ging zu einem Laufband an der Seitenwand. Wurde Sport von ihr erwartet oder war das als Zeitvertreib gedacht, so wie man einem Hamster ein Laufrad in den Stall hängte?

Während sie das Laufband argwöhnisch musterte, hörte sie ein Geräusch an der Tür. Das akustische Feedback klang negativ, so wie, wenn man bei einem Computer das falsche Passwort eingab. Vivian ging zurück zur Tür. Erneut hörte sie die Disharmonie, die einen Misserfolg signalisierte. Einige Sekunden geschah nichts, dann ertönte ein harmonisches Klangmuster und die Tür glitt zur Seite. Im Türrahmen stand ein Mann in einer hellblauen Arbeiterkluft. Auf seiner Schildkappe prangte das Logo einer Reinigungsfirma. Ihr war das Logo vertraut. Diese Leute sammelten auf dem gesamten Werksgelände Schmutzwäsche ein, reinigten sie und sortierten die frische Wäsche in die Regale.

»Vivian?!«, sagte der Mann leise, »Vivian Ox?«

Vivian nickte scheu.

»Wow. Ich wusste, dass du lebst, aber ...«

Während er das sagte, zog er sie am Arm aus ihrem Zimmer und schubste sie in einen Transportkübel voller Bettwäsche.

»Verhalte dich ruhig«, flüsterte er und legte einige Laken lose über Vivian.

Vivian wusste nicht, wer der Mann war. Ihr Herz raste, sie wusste nicht, ob sie entführt oder gerettet wurde. Anstatt sich zu beeilen, schob der Kerl den Wäschekübel gemächlich über den langen Flur und begann, eine Melodie zu pfeifen. Der hatte Nerven! Aber vermutlich war es unverdächtiger, den gelangweilten Arbeiter zu mimen, als hektisch durch die labyrinthartigen Flure zu hetzen.

Nach einigen Minuten Fußmarsch und einer Fahrt mit dem Aufzug erreichten sie die Laderampen. Der Mann schob den Kübel in einen Kleintransporter, schloss die Türen und fuhr los. Vivian lag reglos in der Wäsche und hörte das sonore Brummen des Dieselmotors. Sie wusste nicht, wer ihr Retter war und sie war sich nicht einmal sicher, ob es ein Retter war, aber viel schlimmer konnte es kaum werden. Vorsichtig wühlte sie sich aus der Schmutzwäsche und streckte den Kopf aus dem Kübel. Der Mann schaute vom Fahrersitz zu ihr und rief: »Da liegen Klamotten für dich.«

Vivian zog die graue Jogginghose und den Kapuzenpulli über ihr Latexoutfit, dann schlüpfte sie in die billigen Turnschuhe. Alles war zu groß und schlabberte an ihr. Offenbar kannte sie der Mann, aber er hatte keine Ahnung von ihrer Kleidergröße.

»Was haben die mit dir gemacht?«, fragte er. Vivian zog sich die Kapuze über den Kopf und tief ins Gesicht. Unter normalen Umständen wäre ein Mensch dadurch unkenntlich genug für Überwachungskameras, aber ihre perlweiße Haut war an den Händen und im Gesichtsfeld immer noch deutlich zu erkennen.

»Hey! Geht es dir gut, verstehst du mich?«, fragte er mit kurzem Seitenblick, dann musste er sich wieder auf den Verkehr konzentrieren. Unter diesen Umständen war keine Kommunikation mit ihm möglich.

Sie setzte sich neben ihn auf den Beifahrersitz und öffnete ihren Mund. Als er bei nächster Gelegenheit zu ihr herüberblickte, sah er das Schlauchende in ihrer Mundhöhle.

»Fuck! Das muss ich mir in Ruhe anschauen«, sagte er und schaute wieder auf die Straße.

»Du kennst mich wahrscheinlich nicht: Hank Snyder?«

Er schaute sie fragend an. Bei Vivian klingelte nichts, sie hatte diesen Namen noch nie gehört. Sie zuckte mit den Schultern.

»Macht nichts«, sagte er mit einer beschwichtigenden Handgeste, »Ich war ein Semester unter dir an der Uni. Du bist mir damals oft über den Weg gelaufen, hast mich aber nie wahrgenommen. Das ist O. K., ich bin ein unscheinbarer Typ. Die meisten Frauen lernen mich erst richtig kennen, wenn sie tot sind.«

Vivian zuckte zusammen und überlegte, ob sie aus dem fahrenden Auto springen sollte. Bei der Geschwindigkeit würde sie mit erheblichen Verletzungen rechnen müssen. Er drehte den Kopf und lächelte versöhnlich: »Das war ein Witz. Entschuldige bitte, aber ich bin Pathologe, wir haben einen speziellen Humor.«

Vivian entspannte sich nicht, sah aber vorerst davon ab, aus dem fahrenden Wagen zu springen. Er sprach weiter: »Als sie deine angeblichen Überreste auf meinen Obduktionstisch gelegt haben, wusste ich von der ersten Minute an, dass die Leiche nicht Vivian Ox ist. Abgesehen davon, dass die ganze Geschichte mit dem Unfall direkt nach der Pressekonferenz einen faden Beigeschmack hatte.«

Er bog in eine Seitenstraße ab, die in ein Waldstück führte, und sprach weiter: »Du bist ein Rockstar der Wissenschaft. Bei mir hat es leider nur für die Pathologie gereicht. Das ist O. K., ich mag meinen Job. Was ich nicht mag, sind arrogante Staatsanwälte. Bevor wir die Obduktion der verkohlten Frauenleiche begonnen hatten, schloss der Staatsanwalt den Fall ab, da es sich seiner Meinung nach eindeutig um einen tragischen Unfall handelte. Selbst als ich nachweisen konnte, dass die Zahnabdrücke der Leiche nicht zu denen passten, die mir dein Zahnarzt gegeben hatte, wollte das keiner wissen. Ich bekam sogar Ärger deswegen und sollte die Leiche so bald wie möglich an den Bestatter übergeben. Da war mein Interesse endgültig geweckt.«

Sie erreichten einen Parkplatz, auf dem ein Kleinwagen stand. Den Transporter der Wäschefirma ließen sie stehen und fuhren mit dem Kleinwagen zurück auf die Bundesstraße.

»Soll ich dich in ein Krankenhaus oder erst zur Polizei bringen?«

Vivian schüttelte energisch den Kopf. Sie vertraute weder der Polizei noch den Ärzten in den umliegenden Krankenhäusern. Erst recht nicht nach dem, was ihr Hank über ihre Obduktion erzählt hatte. Der Einfluss des Konzerns war in diesem Landstrich nicht zu unterschätzen und sie fiel auf, wie ein bunter Hund. Im Handschuhfach fand sie einen Notizblock und einen Stift.

»WIR MÜSSEN REDEN«, schrieb sie in Blockschrift darauf und hielt ihm den Zettel hin.

***

Vivian kam sich vor wie ein Mönch, als sie Hank durch die Flure der pathologischen Abteilung folgte. Die Kapuze hing ihr ins Gesicht, sie vergrub ihre Hände tief in die Bauchtaschen des Pullis, und ihr Blick war starr auf den Boden gerichtet. Er führte sie in einen kleinen Raum, in dem ein Edelstahltisch stand, und verschloss die Tür hinter sich. Hank atmete tief durch.

»Normal haben meine Patienten keinen Puls mehr«, sagte er und versuchte, die Situation durch ein Lächeln zu entspannen. Vivian deutete auf seine Hosentasche, in der sich die Konturen eines Smartphones abzeichneten. Er reichte ihr das Gerät und sie begann zu tippen. Vivian versuchte, ihm möglichst alles, was sie über ihre anatomischen Veränderungen wusste, mitzuteilen.

Hank las schweigend, was ihm Vivian offenbarte und schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf. Während sie einen neuen Absatz tippte, schaute er in ihr aufreizend geschminktes Gesicht und fragte sich, ob er in dieser Situation so gefasst und rational "funktionieren" würde.

»Meinst du, wir können die Schläuche und Ventile einfach entfernen?«, fragte Hank. Vivian zuckte mit den Schultern und schrieb, dass Mr. Reel von Problemen mit ihren Körperöffnungen gesprochen hatte.

»Ich habe eine Idee«, sagte Hank, »wie gut kannst du dich tot stellen?«

*

Eine viertel Stunde später schob Hank eine Liege in die radiologische Abteilung. Vivian lag flach auf dem Rücken. Sie war nackt, aber von Kopf bis Fuß mit einem weißen Tuch bedeckt und versuchte so flach wie möglich zu atmen. Hank schien die diensthabende Ärztin zu kennen und vermittelte ihr glaubhaft, dass er hier eine Leiche hatte, für die er einen kompletten MRT-Scan in der maximalen Auflösung benötigte. Da die Ärztin kein Interesse daran hatte, die Leiche näher zu begutachten, setzte sie sich hinter ihre Bildschirme und startete die Anlage, während Vivian von Hank in die Röhre geschoben wurde.

Vivian ertrug das beklemmende Gefühl in der Röhre und versuchte, sich so wenig wie möglich zu bewegen. Der Scan schien ewig zu dauern und die Anlage machte dabei einen Höllenlärm. Nach geschlagenen dreißig Minuten ebbte der Lärm ab und Hank zog sie wieder aus der Röhre.

»Unter welcher Patientennummer soll ich den Scan speichern?«, fragte die Ärztin.

»Äh, fuck! Ich habe die Patientennummer nicht dabei. Speichere es auf meinem Austauschlaufwerk, ich lege es nachher in der richtigen Akte ab«, antwortete Hank und bekam einen ermahnenden Blick von der Radiologin. Er zuckte verschmitzt mit den Schultern. Als Pathologe kam er mit solchen Nachlässigkeiten durch. Er bedankte sich und schob Vivian zurück in seine Abteilung.

Während sich Vivian den Schlabberlook wieder anzog, speicherte Hank die Datei mit ihrem Körperscan auf einem USB-Stick.

»Wir fahren zu mir und schauen uns das in Ruhe an«, sagte er und führte Vivian zurück zu seinem Auto. Auf dem Weg zu seiner Wohnung spürte Vivian, dass sich ihr Harnröhrenventil ohne Vorwarnung öffnete. In ihrem Schoß wurde es warm und feucht, auf der Fußmatte des Wagens bildete sich eine kleine Pfütze. Sie wedelte mit den Händen und schaute entsetzt zu Hank. Er registrierte das Malheur: »Oh, das ist ... mach dir nichts draus, du kannst nichts dafür, ... wir sind gleich da.«

Vivian war zum Heulen zumute. Sie fühlte sich so hilflos und ... schmutzig. Die Kraft, mit der sie all das ertragen hatte, schien aus ihr herauszulaufen und in der Fußmatte von Hanks Wagen zu versickern. Beschämt legte sie ihre Hände aufs Gesicht und wünschte sich, unsichtbar zu werden, oder einfach zu verschwinden.

Als sie Hanks Wohnung erreichten, legte Hank einen Stapel alte Zeitungen in den Fußraum des Wagens und zeigte Vivian das Bad. Er legte ihr eine frische Trainingshose von sich heraus und lud die Datei ihres MRT-Scans in seinen PC. Vivian benötigte recht lange im Bad. Hank ließ ihr die Zeit, die sie benötigte, und schaute sich die ersten virtuellen Schnitte durch ihren Körper auf dem Bildschirm an. Ihre Augäpfel waren fast vollständig von Speziallinsen umgeben. Die Tränendrüsen und Kanäle waren durch mikrochirurgische Eingriffe entsprechend verlegt worden. Dadurch schwamm der Augapfel zwar in Tränenflüssigkeit, aber sie würde nie wieder eine Träne verdrücken können. Aus diesem Grund blinzelte sie auch nicht richtig. Ihre Augenlider konnten sich nicht so schnell über die Glaslinse bewegen, wie sie das auf einem Tränenfilm taten. Genaugenommen waren ihre Lider nur noch als Schutz vor Sonnenlicht nötig -- abgesehen von den kosmetischen Aspekten.

Als er sich die anatomischen Veränderungen des Nasen- und Rachenraums anschaute, holte er vor Schreck tief Luft. Hank hörte Vivian aus dem Bad kommen und schloss das Programm, bevor sie einen Blick darauf werfen konnte. Er musste es ihr schonend beibringen. Sie kam barfuß in sein Wohnzimmer. Die Trainingshose hing bedrohlich locker auf ihren Hüften, sie war mehrere Nummern zu groß. Dazu trug sie das knappe Oberteil aus Latex und blickte ihn mit einer Mischung aus Scham und Dankbarkeit an.

»Setz dich«, sagte Hank schmallippig und klopfte neben sich auf den Stuhl.

»Hast du etwas herausfinden können?«, tippte sie auf seinem Handy.

Hank rang mit den Worten, dann nickte er und holte tief Luft.

»Ich weiß nicht, wie sie das geschafft haben, aber die Schläuche in deiner Nase führen durch deinen Kehlkopf, und gehen scheinbar nahtlos in die Luftröhre über, während der Schlauch in deinem Mund mit der Speiseröhre verwachsen ist. Sollte man das operativ rückgängig machen können, wirst du trotzdem nicht mehr sprechen können, deine Stimmbänder sind mit den Atemschläuchen verwachsen.

Vivian schaute ihn reglos an. Ihr Puls begann zu rasen und die Halsschlagader pochte spürbar, obwohl sie ruhig auf dem Stuhl saß. Sie war anatomisch nicht mehr in der Lage, zu weinen oder zu schreien. Sie konnte ihre Wut und Verzweiflung nur durch heftiges Schnaufen zum Ausdruck bringen. Ihr Körper bebte, dann sprang sie auf und trommelte mit den Fäusten auf den Tisch, aber das reichte nicht. Im Affekt schmiss sie eine Vase durch den Raum und traf Hanks HD-Fernseher, der klirrend von der Wand fiel. Vor Schreck rannte Vivian aus dem Raum und aus der Wohnung heraus.

*

Hank sprang auf und folgte ihr. Trotz all der anatomischen Veränderungen war sie verdammt schnell und agil. Er hörte ihre Schritte im Treppenhaus. Als er den Ausgang erreichte, sah er sie nicht auf der Straße. Wahrscheinlich war sie schlau genug, von Menschen fernzubleiben. Er rannte hinter das Mehrfamilienhaus über die Parkplätze für die Anwohner und schaute sich um. Sie kniete hinter einer Hecke im Gras und starrte mit gekrümmtem Oberkörper auf den Boden. Hank hockte sich neben sie und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Jedes Wort wäre zu viel und er war sich nicht sicher, ob er sie umarmen sollte. Vielleicht wollte sie nicht angefasst werden.

Vivian schaute ihn mit ihren großen Augen an. Wenn sie atmete, bebte ihr Brustkorb. Hank wich dem Blick nicht aus und sagte: »Ich bin da. Was immer du tun möchtest, ich helfe dir.«

Vivian ließ sich nach vorne überkippen, bis sie bäuchlings und mit angewinkelten Beinen im Gras lag. Sie strich mit ihren gefächerten Fingern durch den Rasen und krallte sich in der Grasnarbe fest, als suche sie verzweifelt Halt. Hank legte sich neben sie und streichelte mit zwei Fingern über die Innenseite ihres Unterarms. Minutenlang lag Hank schweigend neben ihr und gab ihr so unaufdringlich wie möglich das Gefühl nicht alleine zu sein. Vivians Atmung wurde ruhiger und gleichmäßiger, bis sie ihren Kopf in seine Richtung drehte.

»Du hast bestimmt Hunger und Durst?«

Vivian nickte. Sie legte ihre Hand auf Hanks streichelnde Finger, da er so oft über die zarte Haut ihres Unterarms gestreichelt hatte, dass diese Stelle langsam zu brennen anfing. Sie umgriff Hanks Hand, zog sie näher zu sich und gab ihm einen Kuss auf den Handrücken.

»Ich bewundere deine Stärke«, flüsterte Hank. Vivian schloss ihre Lider wie in Zeitlupe und ließ ihren Kopf auf ihren ausgestreckten Oberarm sinken, ohne Hanks Hand loszulassen. Es war Spätsommer, die Vögel zwitscherten ihre Abendlieder und die Wiese duftete nach Leben.

*

Es dämmerte bereits, als Hank Vivian zurück in seine Wohnung trug und sie auf sein Sofa legte. Er fuhr in eine Apotheke und kaufte Flüssignahrung sowie isotonische Getränke. Als er zurückkam, war Vivian eingeschlafen. Sie hatte die Trainingshose ausgezogen und sich ein zusammengerolltes Handtuch zwischen die Beine geklemmt, um einen weiteren Inkontinenzunfall zu vermeiden. Sie lag mit angewinkelten Beinen auf dem Sofa. Ihr Hintern zeigte in seine Richtung und das Latexröckchen war so ungünstig verrutscht, dass es nichts verhüllte. Hank betrachtete die schlafende Schönheit. Es war schon einige Wochen her, dass er Damenbesuch über Nacht gehabt hatte. Aber eine Wissenschaftlerin mit weiß glänzender Haut, in deren Po ein roter Plug steckte, hatte er noch nie beherbergt. Das Ventil in der Mitte des Plugs sah wie eine professionelle Schnittstelle aus. Um dieses Detail würden sie sich morgen kümmern müssen.