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Strafe 04: Straflager

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Es war eine Überraschung für ihn, dass sich seine Firma offensichtlich um ihn bemühte, so gut sie konnte.

Der Leiter des Zentrums erläuterte ihm den Ablauf seiner Therapie, die auf vier Wochen angesetzt war: Die erste Woche, in der er konsequent isoliert werde, diene dazu, dass er sich seiner Situation bewusst werde, seine Gedanken und Gefühle wahrnehme und ordne und seine Ziele erkenne. In seinem speziellen Fall erwarte er von ihm auch, dass er reuevoll erkenne, dass er die religiösen Gefühle zahlreicher Menschen verletzt habe, indem er einen ihnen heiligen Ort auf schändliche Weise entweiht habe.

Er war schockiert darüber zu hören, dass ihr Eindringen in den Tempel offensichtlich deutlich höhere Wellen schlug, als er das bislang vermutet hatte.

„Es tut mir wirklich sehr leid...", nuschelte er mit gesenktem Kopf.

Der Mönch überging seine für ihn nicht ausreichende Entschuldigung und fuhr damit fort, ihm das Therapieprogramm zu erklären: „Die zweite Woche dient der körperlichen Reinigung, insbesondere der inneren Reinigung von all den giftigen Substanzen, die in deinem Körper stecken. In der dritten Woche wirst du mit Hilfe von Meditation deinen Geist reinigen und deine schlechten Gedanken von dir werfen. In der vierten Woche wirst du deine Seele reinigen und neue geistige und seelische Kräfte aufnehmen."

Reinigung von Körper, Geist und Seele -- das klang ja gar nicht so dumm, dachte er sich. Auch wenn er für Esotherisches eigentlich wenig übrig hatte.

„Deine erste Station wirst du gleich jetzt antreten: Du wirst sieben Tage lang von der Außenwelt und von jeglichem Kontakt abgeschottet sein! Wenn du es nicht aushältst, wird deine Therapie unverzüglich abgebrochen. Wenn es dir gelingt, dich in dieser Zeit auf dich selbst zu besinnen, wirst du gestärkt daraus hervorgehen."

*

Er lag auf seiner Strohmatte und starrte Löcher in die Decke. Er war eingesperrt in einen winzigen Raum, der von einem nicht allzu großen Loch über der Tür erhellt wurde. Unter der Tür, von außen zugänglich durch eine Klappöffnung, stand eine Art Nachttopf, der mit einem Deckel versehen war, und ein Krug Wasser. Mehr gab es nicht.

Gegen Mittag als die Sonne in ihrem Zenit stand wurde es beinahe unerträglich stickig und heiß in seinem Verließ.

Zu essen gab es morgens, mittags und abends eine frisch zubereitete Gemüsesuppe und ein Schälchen Reis, das von Tag zu Tag immer karger gefüllt war.

Die einzigen Möglichkeiten zur Körperpflege bestanden darin, nach Verrichtung der Notdurft sich mit dem Wasser aus dem Krug (der gesammeltes Regenwasser enthielt) den Hintern abzuspülen, sich vor den Mahlzeiten in einer Schüssel die Hände zu waschen und nach dem Essen auf einem lakritzartigen Stäbchen herumzukauen.

Vom Herumliegen auf dem von der Strohmatte nur wenig gepolsterten Dielenboden taten ihm anfangs ziemlich schnell die Knochen weh, doch wurde dies von Tag zu Tag besser.

Er war, bevor er in die Isolationszelle gesperrt worden war, vom Guardien dazu angehalten worden, im Rhythmus des regelmäßigen Glockenschlages zu liegen, im Schneidersitz zu sitzen, zu stehen, in seiner Zelle auf und ab zu gehen und schließlich wieder zu liegen. Er solle darüber hinaus keinerlei sportliche Übungen verrichten und - vor allem: er dürfe auf gar keinen Fall Hand an sich legen...!

Er machte alles brav, wie es ihm aufgegeben worden war, und die Zeit verging ihm schneller, als er dachte. Er merkte es meistens nicht einmal, wenn sich die Klappe in der Tür öffnete und sein Nachttopf ausgetauscht oder seine Suppenschüssel wieder abgeholt wurde.

Er wunderte sich, dass ihm, wenn er saß oder stand oder ging, ganz andere Gedanken kamen, als wenn er lag. Die wildesten Purzelbäume schlugen seine Gedanken vor allem im Liegen und ganz besonders in der Dunkelheit. Dann erfasste ihn auch wieder die namenlose Angst vor dem Gefängnis oder vor dem Lager, das ihm bald bevorstand. Und ganz besonders panisch vor dem Rohrstock...!

*

Er verließ die Zelle ziemlich verwildert: Sein Gesicht war seit einer Woche unrasiert geblieben, seine Shorts und sein Hemdchen waren geschätzte zwei Dutzend Mal durchgeschwitzt worden, und er stank nach süßlichem und nach ranzigem Schweiß.

Er zog sich aus und durfte in einem großen altmodischen Holzzuber baden. Doch das Wasser war kühl und er durfte nicht länger als sieben Minuten im Wasser bleiben.

Er bekam neuer Kleider: ein weißes ärmelloses Baumwollhemdchen und diesmal weiße Shorts dazu. Als Schuhe bekam er Holzlatschen.

Er wurde einer Gruppe von fünf jungen Männern zugewiesen, in der jedoch absolutes Schweigegebot herrschte.

Die körperliche Reinigung war eine ziemliche Rosskur: Sie mussten über drei Tage verteilt sieben Mal Rizinusöl trinken, um ihre Därme zu entleeren und zu reinigen. Sie saßen nebeneinander aufgereiht auf dem Donnerbalken, krümmten sich und stöhnten, ächzten und furzten und entließen spritzend ihre immer flüssiger werdenden Ausscheidungen. Anfangs stank es noch bestialisch, doch zeitigte ihre innere Reinigung allmählich auch ihre olfaktorische Wirkung.

Er fühlte sich erst furchtbar elend, doch je leerer er wurde, desto besser ging es ihm schließlich. Er bemerkte aber auch, dass einige der Jungs neben ihm ziemlich am Stock gingen: Sie hatten (was für ihn ja gar kein Thema war) gerade erst den kalten Entzug in der Isolationszelle hinter sich gebracht, und ihre gereizten Mägen und Gedärme mussten nun schon wieder neue Torturen auf sich nehmen.

Doch auch für ihn hielt das Arsenal der inneren Reinigung neue Torturen bereit: Die anschließende Wassertrinkkur brachte auch ihn an seine Grenzen.

Sie wurden gezwungen, so viel Wasser zu trinken wie nur irgend möglich war, ja es wurde ihnen förmlich eingeflößt. Anfangs lief das Wasser unten fast so schnell wieder heraus wie es oben nachgefüllt wurde. Ihre Mägen, Blasen, Prostata, Harnleiter und Harnröhren wurden kräftig durchgespült, und allmählich schien sich das Aufnahmevermögen ihrer Blasen zu steigern. Doch dann mussten sie noch mehr trinken, bis sie sich an dem in sie eingetrichterten Wasser schließlich übergeben mussten. Auch diese Prozedur wiederholte sich über drei Tage sieben Mal, an deren Ende alle Fünf völlig durchgeschüttelt und erschöpft waren.

Während sie in den ersten sechs Tagen so gut wie gar nichts gegessen hatten, wurden sie am letzten Tag mit stärkender Hühnerbrühe wieder aufgepäppelt.

Er hatte sich noch nie in so rascher Abfolge wahlweise so elend und so vital gefühlt.

*

Ihr Alltag verlief nun wieder in ruhigeren Bahnen: Ihr Tagesablauf bestand zum größten Teil aus Atem- und Meditationsübungen und vor allem aus Dasitzen und Schweigen.

Er fragte sich, ob die Reinigung des Geistes und der Gedanken nicht die größere Tortur war als das Scheißen und das Pissen und das Kotzen der vergangenen Woche. Vor allem stand seinem Geist sein Körper im Weg: Das stundenlange Sitzen wurde ihm zur furchtbaren Qual - jede Muskelfaser, jede Sehne, jeder Nerv, jedes Stück Knochen an seinem Rücken schmerzte! Und nicht viel besser erging es seinen Hüften, seinen Knien und seinen Fußgelenken.

Doch während der körperliche Schmerz ganz allmählich nachließ, quälte ihn weiter der Strom seiner Gedanken, die ständig um irgendetwas kreisen mussten: mal um die allerbanalsten Dinge, mal um schon längst vergessen geglaubte Erlebnisse und immer wieder um seine verzweifelte Lage. Mehr als einmal musste er die Übungen heulend und am ganzen Körper bebend abbrechen. Nachts im Schlaf träumte er schlimme Träume und schrie sich dabei seine Angst aus dem Leib.

Es gelang ihm bestenfalls für fünf Minuten, seine Gedanken vollkommen auszuschalten, und das waren für ihn selige Momente der Ruhe.

*

Seine letzte Woche in dem Drogencamp der Mönche sollte seiner körperlichen und mentalen Stärkung dienen: Er erhielt etwas reichhaltigeres Essen. Er lernte Übungen des Tai Chi und Chi Gong. Die Meditationen wurden nun kürzer und fokussierter. Es tat ihm gut, seinen Atem, seinen Herzschlag und Puls und jede Faser seines Körpers zu spüren. Er lernte, die Energie in seinem ganzen Leib kreisen zu lassen -- vor allem die überschüssige Energie in seinen Geschlechtsorganen.

Man schärfte ihm ein, dass er sich während seiner (jetzt kurz bevorstehenden) Haftstrafe auf diese einfachen Übungen besinnen müsse. Wenn er dabei bewusst und so tief wie möglich atme, könne er schließlich auch die schmerzhaften Schläge mit dem Rohrstock besser ertragen. Und natürlich auch seine Angst vor dem, was ihm bevorstand...

*

Der Schock hätte kaum größer sein können: Hier innere Reinigung, Selbstbesinnung und meditative Stille, da Hektik, Gebrüll und Brutalität!

Er durchlief nach Ablauf seiner Drogentherapie noch einmal alle Stationen seines ersten Aufenthalts auf der Gefängnisinsel. Sein Aufenthalt in der Gefängniszelle verlängerte sich noch um zwei Tage, da man die Einlieferung eines weiteren zu Lagerhaft Verurteilten abwarten musste.

Zu dritt wurden sie schließlich mit dem Gefängnisboot wieder auf das Festland übergesetzt. Das Straflager lag etwa 30 km außerhalb der Stadt, sodass sie, da sie die ganze Stadt durchqueren mussten, gut eine Stunde unterwegs waren. Die Gefangenen wagten es nicht, während der Fahrt auch nur ein Wort miteinander zu sprechen, ja nicht einmal sich anzusehen.

Das „Straflager für junge männliche Erstdelinquenten mit ausreichend guten Wiedereingliederungsaussichten", wie es im offiziellen Sprachgebrauch sperrig hieß, war am Rande des größten Strafgefängnisses des Landes eingerichtet worden. Sie hatten also tagtäglich vor Augen, was sie erwartete, wenn sie im Lager nicht spurten...!

Das Straflager nahm ausschließlich junge Erstverurteilte bis 25 Jahre auf. Die üblichen Straftaten, die Verurteilte in das Lager brachten, waren Randale, Besäufnisse, Schlägereien, kleinere Eigentums- und leichte Drogendelikte. Die normale Aufenthaltsdauer betrug 6 Monate, die sich durch Disziplinarstrafen jedoch auf bis zu 9 Monate verlängern konnten.

Die Insassen stammten allesamt aus der Mittelschicht des Landes, da man sich die Vorzugsbehandlung, nicht zusammen mit gewöhnlichen Verbrechern hinter Gittern sitzen zu müssen und zudem noch ein Gutteil der Strafe auf Bewährung zu erhalten, finanziell auch leisten können musste. Es gab nicht wenige stramme Väter, die es geradezu darauf anlegten, ihre missratenen und verweichlichten Söhne in diese harte Schule zu schicken - vor allem dann, wenn es dem Sprössling gelungen war, sich um den obligatorischen Militärdienst zu drücken.

*

Sie wurden mit dem Gefangenentransporter in die äußere Sicherheitszone des Lagers hineingefahren. Erst nach Durchqueren der Sicherheitsschleuse, die in den inneren Lagerbereich hineinführte, wurden ihnen die Handschellen abgenommen. Sie hatten sich nebeneinander im Hof der Lagerkommandantur aufzustellen. Das Kommandogebäude war das einzige massive Gebäude im Lager. Links und rechts des Gebäudes lagen verschiedene Funktionsbaracken, jenseits des Exerzierplatzes waren die Unterkunftsbaracken für die Lagerinsassen aneinandergereiht.

Vor der Baracke, vor der sie sich aufstellen mussten, war ein improvisierter Aufnahmebereich eingerichtet worden: An drei nebeneinander aufgestellten Tischen saßen je ein Herr in militärischer Uniform, die ihre Lagereinweisung überwachten.

Zu allererst mussten sie sich vor den Herren nackt ausziehen und die Hände in den Nacken nehmen. Alle drei waren an Kopf, Achseln und Scham frisch getrimmt. Die Herren machten, worüber auch immer, ihre Notizen. Es wurden ihre Namen aufgerufen.

Er wurde auf Englisch angesprochen:

„Ralf D., sechs Wochen und 24 Stockhiebe wegen Einbruchs, Verletzung der Würde einer heiligen Stätte und Missbrauchs leichter Drogen."

Er stand stramm und schrie: „Yes, Sir!"

Nun begann wieder die Prozedur der peinlichen Untersuchung: Finger in den Mund, Zurückschieben der Vorhaut und Anheben der Hoden, Bücken, Pobacken auseinanderziehen und Finger in den After und schließlich Begutachtung der Fußsohlen und der Zwischenräume zwischen den Zehen.

Es folgte eine weitere ärztliche Untersuchung und Befragung, obwohl die letzte für ihn gerade einmal 48 Stunden zurücklag. Selbst Erkennungsfotos und Fingerabdrücke wurden nochmals von ihnen angefertigt, obwohl er schon zweimal im Eingangsgefängnis fotografiert und erkennungsdienstlich behandelt worden war.

In der Kleiderkammer wurden Ihnen Kleider und Ausrüstung übergeben: Wieder erhielt er blaue Shorts, ein weißes Trägerhemd, hellblaue Badelatschen und einfachen blauen Sneakern. Zur persönlichen Ausstattung gehörte ferner ein Handtuch, eine Zahnbürste, ein Essgeschirr aus Plastik, eine Trinkflasche aus Blech sowie eine Schlafmatte aus Bast und eine dünne Zudecke. Dazu kam noch die militärische Ausrüstung bestehend aus schwarzen Stiefeln, grauen Socken, olivfarbener Hose, T-Shirt, Mütze und Rucksack, in den die Gebrauchsgegenstände verstaut wurden.

Endlich durften sie Shorts, Hemdchen und Badelatschen anziehen. Auf der Brust seines Shirts war sein neues Lager-Pseudonym „Muller" aufgenäht. Er hatte sich fortan zu melden mit „Sir! Muller -- 6 -- 24 pending, Sir!" - was soviel bedeutete wie: „Ich habe hier 6 Monate abzusitzen und die 24 Stockhiebe stehen mir noch bevor". (Es war übrigens verboten, sich vertraut beim Vornamen zu nennen.) Seine korrekte Meldung war das erste, das er in der Landessprache sagen konnte.

*

Vor ihrer Baracke wurden sie von einem zackigen Armee-Sergeant in die zentralen Regeln eingewiesen.

Die obersten sechs Leitlinien lauteten:

- Gehorsam

- Disziplin

- Eifer

- Pünktlichkeit

- Sauberkeit

- Schweigen

Der Tagesablauf von Montag bis Samstag sah folgendermaßen aus:

04:55 Uhr Wecken

05:00 Uhr Musterung

05:15 Uhr Morgentoilette

05:30 Uhr Frühsport

06:30 Uhr Frühstück

07:00 Uhr Reinigung der Unterkunft

07:30 Uhr Morgenappell

08:00 Uhr Militärische Ausbildung

12:00 Uhr Mittagsverpflegung

17:00 Uhr Reinigung der Ausrüstung

17:30 Uhr Abendverpflegung

18:00 Uhr Abendappell

18:30 Uhr ggf. Strafexerzieren

19:30 Uhr Abendtoilette

20:15 Uhr Musterung

20:30 Uhr Zapfenstreich (samstags 22:00 Uhr)

Der Tagesablauf für Sonntag war folgender:

07:00 Uhr Musterung

07:15 Uhr Morgentoilette

07:30 Uhr Frühstück

08:00 Uhr Reinigung der Unterkunft

09:00 Uhr Reinigung der Ausrüstung

10:00 Uhr Schulung

12:00 Uhr Mittagsverpflegung

13:00 Uhr Sport

15:00 Uhr Wochenappell

15:30 Uhr Vollstreckung von Disziplinarstrafen

16:30 Uhr Freizeit

19:30 Uhr Abendtoilette

20:15 Uhr Musterung

20:30 Uhr Zapfenstreich

Als Disziplinarstrafen konnten verhängt werden:

- Strafexerzieren wochenweise

- Körperstrafen in leichter Form: mit dem Riemen, mind. 12 / max. 36 Schläge

in schwerer Form: mit dem Rohrstock, mind. 6 / max. 24 Schläge

- Arrest 3 Tage bis 3 Wochen

Arrest und Körperstrafen waren grundsätzlich zusammen zu verhängen

- Strafverlängerung je Arresttag um 3 Tage

- Suspendierung Aufhebung der Bewährung und Überführung in ein reguläres Gefängnis

Arrest und Körperstrafen wurden insbesondere verhängt bei:

- Befehlsverweigerung

- Gewaltanwendung

- Selbstverstümmelung

- Unzucht

- Masturbation

*

Wie auf Absprache sahen sie sich gegenseitig mit großen Augen an, als das Wort „Masturbation" fiel. Selbst er hatte es verstanden, bevor es einer seiner beiden Mitgefangenen für ihn ins Englische übersetzte.

Sie waren peinlich berührt, da man es selbstverständlich offiziell sowieso nicht tat. Es war aber allen klar, dass sechs Monate absoluter Enthaltsamkeit nahezu ein Ding der Unmöglichkeit war. Oder würde einem die Geilheit hier sowieso bald vergehen?

Bis die Mannschaft von der militärischen Ausbildung zurück war, mussten sie den Dielenboden der Baracke dreimal von hinten nach vorne und wieder zurück schrubben.

*

Fünf vor Fünf riss ihn der gellende Pfiff der Trillerpfeife aus seinem unruhigen Schlaf.

Um ihn herum sprangen alle sofort auf und stellten sich vor ihren Schlafmatten auf. Schwerfällig tat er es ihnen nach und nahm Haltung an. Der Sergeant schritt die Reihe der 30 mit nacktem Oberkörper und nur in ihren blauen Shorts dastehenden jungen Männer ab. Die Neuzugänge ließ er Meldung machen. Er meldete als erster: „Sir! Muller -- 6 -- 24, Sir!". Der Sergeant bellte ihn an: „10 Push-ups!" Er machte seine Liegestützen und meldete sich noch einmal -- diesmal beinahe schreiend: „Sir! Muller -- 6 -- 24, Sir!". Der Sergeant brüllte ihm ins Gesicht: „20 Push-ups!" Er warf sich wieder zu Boden und pumpte. Er verstand die Welt nicht mehr. Was hatte er nur falsch gemacht? Bei seiner dritten Meldung fiel ihm dann doch noch im allerletzten Moment ein, dass er den korrekten Status seiner Prügelstrafe nicht gemeldet hatte: Er stotterte gerade noch rechtzeitig ein „24 p-pending" heraus. Der Sergeant ließ es großzügig gelten.

Im Anschluss an die Musterung liefen sie im Gänsemarsch nach draußen und verteilten sich auf drei Stationen: Je einer zu beiden Seiten der sechs Waschtröge, sechs auf dem Donnerbalken, sechs weitere in der Warteschlange davor und sechs in Reih' und Glied bei der Rasur, die von einem Wärter im Halbminutentakt durchgeführt wurde. Der Ablauf war so gut eingespielt, dass die Morgentoilette von 30 Mann tatsächlich innerhalb von 15 Minuten erledigt war. Er hatte zwar in der Hektik nicht daran gedacht, sein Handtuch mitzunehmen. Doch das war nach der Katzenwäsche, die mit Hilfe eines abgegriffenen Stücks Kernseife und eines Schüsselchens, das man in den Wassertrog tauchte und dessen Inhalt man über Kopf oder Oberkörper goss, auch nicht zwingend nötig.

Der Frühsport wurde ebenfalls mit nacktem Oberkörper absolviert und bestand aus 15 Minuten gymnastischen Übungen, zu denen man sich in Reih und Glied aufstellte. Dann eine halbe Stunde lang um den Exerzierplatz Herumrennen und zum Abschluss nochmals 15 Minuten Gymnastik.

Er verstand nie ganz, warum die Morgentoilette vor und nicht nach dem selbst zu so früher Stunde schon ziemlich schweißtreibenden Sport stattfand. -- Wahrscheinlich hatte das Scheißen und Pissen direkt nach dem Aufstehen Vorrang, und mehr Zeit für die Körperpflege wollte man ihnen wohl nicht zugestehen. So war jedenfalls klar, dass die ganz Mannschaft spätestens nach dem Morgenappell durch die Bank nach Achselschweiß roch.

Um halb Sieben hatten sie wieder vor ihren Bastmatten anzutreten, um eine Schale Reis und eine kräftige Suppe entgegen zu nehmen, die sie im Schneidersitz auf ihren Matten hockend schmatzend und schlürfend zu sich nahmen. Man trank Wasser aus einem Wasserhahn und füllte die Wasserflaschen für das Marschgepäck ab.

Nach dem Frühstück wurden die Matten ausgeschüttelt und abgewischt und der komplette Barackenboden sauber geschrubbt. Die Neuen wurden selbstverständlich zum Reinigen der Latrine eingeteilt, wo sie die stinkende offene Rinne mit einem Wassereimer ausspülen und den Balken davor mit dem Schrubber abschrubben mussten.

Punkt halb Acht hatte die gesamte Lagerbesatzung vor der Kommandantur zum Morgenappell anzutreten. Ein Leutnant gab die Befehle zum Ausrichten und Stillstehen. Zur Begrüßung des Kommandanten wurden aus fast 200 Männerkehlen die Worte „Guten Morgen, Herr Kommandant!" herausgeschrien. Der Lagerkommandant im Range eines Majors gefiel sich darin, seine Häftlinge in langatmigen Ansprachen wortreich an ihre ehernen Pflichten zu erinnern, von denen ihm Gehorsam und Disziplin besonders am Herzen lagen. Er schaffte es grundsätzlich immer, die vorgesehene halb Stunde voll auszunutzen und versäumte es auch nie, seine Ansprache mit der herausgebellten Drohung abzuschließen, dass jeder, der sich nicht füge, mit schwersten Konsequenzen zu rechnen habe.

Er verstand in den ersten Wochen natürlich rein gar nichts von seinem Redeschwall. Nach einigen Wochen konnte er zwar schon ziemlich viele Worte verstehen, doch fand er die Auskunft der Mitgefangenen bestätigt, dass es egal sei, wenn er nichts davon verstehe: Das meiste sei auch für sie unverständlich und würde sich sowieso fast jeden Tag wiederholen. Die große Herausforderung bei den Appellen bestand also darin, eine halbe Stunde lang Haltung einzunehmen, ein bedeutungsvolles Gesicht zu machen und auf gar keinen Fall zu gähnen...