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Thao 10

Geschichte Info
viel Neues.
8.9k Wörter
4.67
9.4k
00

Teil 10 der 48 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 09/23/2019
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19. Ein neuer Tag

„Steh auf, du Penner!"

Das Punkermädchen hielt ihrem Freund die Nase zu. Karl schreckte hoch und stieß mit seinem Kopf gegen ihre Brüste. Thao lachte.

„Was machst du da? Willst mit ihnen die Morgenstunde einläuten, oder was?"

Der Junge grinste zu ihr hoch und griff nach den beiden, über ihm hängenden Brüsten.

„Massierst du sie mir?"

Karl legte den Kopf schief und knetete hingebungsvoll die weiche Masse. Sie sah lächelnd zu ihm hinunter.

„Ein wenig fester kannst du noch!"

Sie genoss seine Berührungen und kam nun mit ihrem ganzen Gewicht auf ihm zu sitzen.

„Das ist schön. Hast du Lust?"

Karl schüttelte den Kopf.

„Lass uns aufstehen, Thao!"

Das Mädchen war überrascht.

„Keine Morgenvögelei?"

Er küsste sie.

„Bin nicht in Stimmung."

Sie dachte an die gemeinsame Nacht, er hatte wirklich sehr unruhig geschlafen.

„Liegt es an mir oder Simon?"

Er tat so, als würde er sie nicht verstehen.

„Was meinst du?"

Sie seufzte.

„Ich merke doch, dass du scheiße drauf bist."

Sie kniff ihm leicht in die Brustwarze.

„Was ist los?"

„Mir sind die Freunde ausgegangen, das ist los."

Seine Antwort kam schärfer, als gewollt. Thao stieg von ihm herunter.

„Warte! Tut mir leid."

Er hielt sie zurück.

„Weißt du, ich habe darüber nachgedacht, was du gestern gesagt hast. Ich habe Schiss davor, dass du recht hast."

Sie sah ihn traurig an.

„Du wirst andere Menschen finden, die dir etwas bedeuten werden, Karl. Du bist cool drauf, das spürt man einfach."

„Da würde dir meine Vergangenheit etwas anderes sagen."

Thao winkte ab.

„Wen interessiert die schon? Die Leute, mit denen ich dich bekanntgemacht habe, können dich gut leiden. Ich bin mir sicher, dass das bei den meisten anderen Menschen auch so ist. Du bist einfach kein Arschloch, Karl, das spürt man einfach."

„Wir werden sehen."

Er stand auf und streckte sich.

„Komm, wir gehen duschen!

„Sind Harald und Katja gar nicht da?"

Karl verneinte.

„Haben dieses Mal dieselbe Schicht. Komisch, dann ist alles viel ruhiger bei uns."

Thao traute sich, zu fragen.

„Und dein Vater? Trinkt er dann weniger?"

Der Junge hob die Schultern.

„Ich weiß es nicht."

Sie stiegen gemeinsam in die Duschkabine. Bevor Thao den Dosierer einstellen konnte, hatte Karl bereits danach gegriffen.

„Oh nein! Du nicht!"

Sie grinste.

„Na gut! Heute Morgen muss ich ja bei dir nichts abkühlen."

„Ich gehe nach der Schule nach Hause, Karl."

Er nickte.

„Willst mit Deiner Mutter reden, oder?"

Thao reichte ihm den Schwamm.

„Wollte ich eigentlich gestern schon. Aber da kam mir Xena dazwischen."

Sie sah Karl nachdenklich an.

„Wenn was wegen Simon sein sollte, rufst du an, ja!? Geh nicht zu ihm, der Freak hat sie nicht mehr alle."

Karl grinste.

„Lass das meine Sorge sein, okay? Ein wenig von meinen Eiern musst du mir schon noch lassen."

Thao lächelte.

„Pass trotzdem auf dich auf!"

20. Verwirrung

„Mama? Maama?! Ich bin wieder zu Hause!"

Thao hängte ihre Lederjacke an der kleinen Garderobe auf. Sie sah zur Wohnzimmertür hinüber.

„Mama?!"

Sie blickte in den Raum hinein, ihre Mutter stand gerade von ihrem Arbeitsplatz auf und schien ihr entgegenkommen zu wollen.

„Schön, dass du da bist, Schatz! Ich dachte schon, wir sehen uns nicht mehr. Hast du Karl mitgebracht?"

Das Mädchen sah sie fragend an.

„Nein! Er ist bei sich zu Hause. Ich dachte, du bleibst ein paar Tage?"

Die zierliche Frau schien verlegen zu werden.

„Tut mir leid, Thao! Rüdiger hat Sehnsucht nach mir."

Ihre Tochter sah sie erschrocken an.

„Du willst wieder zu ihm?"

„Ja! Ich vermisse ihn."

Thao glaubte ihr nicht. Irgendetwas in ihrem Gesicht sagte ihr, dass sie log.

„Ich dachte, wir könnten den Abend zusammen verbringen?"

Ihre Mutter schüttelte den Kopf.

„Tut mir leid, Schatz. Ich komme übermorgen wieder, einverstanden?"

Thaos Blick veränderte sich, ihre Mutter wusste ihn zu deuten.

„Bitte, Kind! Keinen Streit! Ich bleibe das nächste Mal länger hier und dann nehmen wir uns Zeit füreinander. Ich habe eingekauft und saubergemacht. Du brauchst dich um nichts kümmern."

„Ist er dir wichtiger als ich?"

Ihre Mutter sah sie bestürzt an.

„Wie kommst du darauf, Thao?"

Ihre Tochter lehnte sich gegen die Wand.

„Ich verstehe es nur nicht. Du hast doch gesagt, du brauchst von ihm Abstand, oder nicht?"

„Thao, bitte! Kannst du lange ohne Karl sein?"

Das Mädchen sah sie böse an.

„Er foltert mich aber auch nicht und schlägt mich kaputt!"

Dieser Gedanke war ihr nicht von ungefähr unangenehm. Thao hielt inne und biss sich auf die Lippen.

„Geh nicht mehr zu ihm! Bitte, Mama!"

Ihre Mutter drängte an ihr vorbei.

„Ich muss, Thao! Auch wenn du mich nicht verstehen kannst."

Das Mädchen sah der kleinen Frau hinterher.

„In zwei Tagen bin ich wieder da, dann reden wir über alles, okay? Ich mache das wieder gut."

Sie wollte ihre Tochter umarmen, doch die stieß sie weg.

„Geh! Mach, was du willst!"

„Thao, bitte! Fang nicht wieder an! Bitte!"

Im Blick ihrer Mutter lag etwas Flehendes.

„Geh einfach jetzt! Wir sehen uns."

Thao hörte, wie die Tür ins Schloss fiel und glitt an der Wand herunter auf den Boden. Sollte sie Karl anrufen? Nein! Er hatte eigene Sorgen und ein wenig Abstand tat ihnen vielleicht auch ganz gut. Sie dachte an die Brücke, vielleicht würde sie dorthin fahren. Thaos Blick fiel immer wieder auf den Computer ihrer Mutter. Warum beschäftigte er sie nur? Sie dachte an den Tag, wo sie mit Xena und Karl nach den Daten Rüdigers gesucht hatte.

Es war die Neugier, die sie antrieb. Sie kannte ja jetzt das Passwort. Kurz zögerte sie, dann war das schlechte Gewissen überwunden. Thao dachte an die Coverseite ihrer Mutter. Hatte sie wieder einen Counter aktiviert? Sie würde es gleich wissen. Das E-Mailprogramm öffnete sich, es war im Autostart hinterlegt. Thao wollte es schon schließen, als ihr Blick auf die Reihe der zuletzt eingegangenen E-Mails fiel. Sie waren alle mit roten Fahnen gekennzeichnet, nur weiter unten gab es auch grüne, deren Eingang aber mehr als drei Monate zurücklag. Sie kannte deren Bedeutung, ihre Mutter hatte es ihr erklärt. Hektisch klickte sie die E-Mails durch.

„Tut uns leid, wenn wir Ihre Anfrage ...."

„Unser Budget ist im Moment bedaurlicherweise ausgereizt ...."

„... haben wir im Moment leider keine weiteren Aufträge zu vergeben."

Nur zwei kleinere Arbeiten waren von ihrer Mutter noch nicht abgeschlossen worden. Die Termine zur Abgabe standen noch aus und weitere Ergänzungen waren angekündigt worden.

Ihr Blick wanderte über den Schreibtisch. Ein bleischweres Gefühl machte sich in ihr breit. Hektisch durchwühlte sie die Dokumentenablage nach Briefen, dann fand sie die blauen Umschläge der Bank. Da waren sie, die Kontoauszüge des letzten Monats. Hastig suchte sie den aktuellen Stand. Thao war erstaunt. Wie konnte das sein? Es waren einige hundert Euro im Haben verzeichnet. Sie musste sich geirrt haben. Vielleicht gab es noch andere Auftraggeber, die auf anderen Wegen mit ihrer Mutter kommunizierten.

Noch einmal überflogen ihre Augen die einzelnen Posten, dann traf es sie wie ein Schlag. Es gab nur zwei auf der Habenseite. Einer über dreihundertfünfzehn Euro und ein zweiter über eintausendfünfhundert. Der Erste war von einer Internetfirma überwiesen worden, der Zweite kam von einem R. Schraller.

Das Mädchen war fassungslos. Sie suchte nach weiteren Auszügen und fand immer denselben Posten. Wie hieß Rüdiger mit Nachnamen? Sie hatte ihn in ihrem Handy, zusammen mit seiner Adresse, gespeichert. Das Grauen stieg in ihr hoch. Sie hatte jetzt die Gewissheit. Das Geld stammte von ihm.

Thao dachte an den knochigen, hässlichen Mann. War das der eigentliche Grund, warum sich ihre Mutter mit ihm abgab? Verkaufte sie sich an ihn?

Noch einmal sah sie in das E-Mailprogramm. Ihre Mutter hatte in den letzten Wochen dutzendweise Angebote versandt. Das konnte doch nicht wahr sein! Warum passierte das alles nur? Vielleicht war es ein Darlehen? Vielleicht hatte Rüdiger ihrer Mutter nur über eine schlechte Zeit hinweg geholfen? Später würde sie dann das Geld sicher wieder zurückzahlen. Thao schwindelte. Wie könnte sie das? Es waren ja schon jetzt viertausendfünfhundert Euro.

Sie fühlte sich hilflos, wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Ihre Mutter zur Rede stellen? Tränen liefen ihre Wangen hinunter, sie suchte nach einer Erklärung für das, was sie soeben entdeckt hatte. Xena hatte etwas von Rüdigers Bewertungen gesagt. Noch einmal ging Thao auf die Coverseite und sah sich diese genauer an. Rüdiger und ihre Mutter kannten sich anscheinend schon länger. Sie hatten zärtliche Redewendungen ausgetauscht, einmal wurde sogar von Liebe gesprochen. Sicher! Sie hatte sich geirrt. Rüdiger half ihrer Mutter nur.

Entschlossen schaltete sie den Computer aus und sortierte die Briefe wieder in die Ablage ein. Vielleicht war das Wiesel ja doch nicht so ein Arschloch. Die Angst, dass es anders sein könnte, blieb an ihr haften. In zwei Tagen würde sie ihre Mutter ausfragen können.

21. Einen Abend allein

Thao sah zu ihrem Bett hinüber. Sie hatte ihre drei Outfits darauf ausgebreitet, ebenso, auf dem Boden davor, das Zubehör, welches ihr von Rüdiger unfreiwillig überlassen worden ist. So provokativ und konfrontierend sie eigentlich war, sie liebte eine gewisse Ordnung und kam ohne diese nicht aus. Es war nicht das erste Mal, dass sie Inventur über ihre Spielsachen hielt und hatte Spaß dabei.

Sie dachte an ihren Freund. Wie aufopfernd Karl im Bushäuschen seinen Mann für sie gestanden hatte. Der Arme musste sich ständig für sie überwinden. Die Erinnerung an ihn, ließ ihre Augen feucht werden. Er fehlte ihr so sehr, obwohl sie sich doch erst vor wenigen Stunden noch gesehen hatten.

Überforderte sie ihn? Nein! Nach anfänglichem Zögern hatte auch er seinen Spaß gemacht. Es war Sex gewesen, der ganz anders war, als ihr „Bettgeflüster". Vielleicht war deshalb auch SM so wichtig für sie.

Thao freute sich sehr auf übermorgen, auf das Spielen in einem richtigen SM-Appartement, reichlich ausgestattet mit allerlei Geräten, Spielsachen und passendem Ambiente. Sie wollte Karl endlich dazu bringen, dass es auch ihm wirklich gefiel, er es genoss, sich danach sehnte und nicht nur für sie litt. Bis jetzt war ihr dies nur mit bescheidenem Erfolg gelungen, wie sie bedauernd einsehen musste. Sie dachte an Nummer 12. Nur ein klein wenig von ihm in Karl und er wäre für sie perfekt.

Sie erinnerte sich an Xenas Worte. Sie wollte einen Partner, der für sie litt. Tat nicht Karl genau das für sie? War das nicht ein unglaubliches Geschenk? Vielleicht würde auch sie zum Rüdiger werden, wenn Karl ein Maso wäre. Ständig versucht, die an sich schon weit gesteckten Grenzen noch mehr auszudehnen. Das Mädchen erinnerte sich an den zerschlagenen Rücken ihrer Mutter. Viel hätte nicht gefehlt und auch Nummer 12 hätte so ausgesehen.

Sie nahm den Rohrstock in die Hand und ließ ihn durch die Luft pfeifen. Wie harmlos er wirkte und wir brutal dennoch seine Wirkung war. Sie hätte gern mit Xena über das eine oder andere gesprochen, was SM betraf, aber ausgerechnet die Extremsadistin hielt sich bedeckt und suchte, sie davor zu behüten. Thao hatte sie am Anfang für nicht besonders intelligent gehalten, revidierte jetzt aber ihre Meinung. Xena schien sich und die Welt um sie herum kritisch und nüchtern zu werten, Attribute, welche Frauen mit einem ähnlichen Aussehen in den meisten Fällen nicht zu Eigen war, wie sie zu wissen glaubte.

Kurz überlegte sie, ob sie die Domina anrufen durfte. Sie verbot es sich selbst. Bis jetzt hatte sie sich bei Xena immer nur dann gemeldet, wenn es ihr selbst nicht gut ging. Sie grinste. Auf welch unglaubliche Weise auch diese Bekanntschaft zustande gekommen war. Sie dachte an Xenas Hilfe. Wie besonnen die Domina reagiert hatte, als Thaos Mutter sich nicht mehr hatte melden können. Trotz der düsteren Beschreibung ihrer Kollegen hatte sich Xena für das Mädchen als wertvoller Mensch erwiesen.

Ihre Mutter kam Thao wieder in den Sinn. Würde sie mit Rüdiger wirklich freiwillig Zeit verbringen, weil sie es aufgrund ihrer Veranlagung nötig hatte und selbst auch wollte? Oder musste sie sich an dieses grausame, brutale Arschloch verkaufen, da sie auf dessen finanzielle Unterstützung angewiesen war und ihm als Gegenleistung die Möglichkeit einräumen, seine sadistischen Perversionen an ihr auszuleben? Diese Gedanken waren für Thao nur schwer zu ertragen, sie versuchte, sie mit aller Macht zu verdrängen.

Thaos Handy vibrierte. War es Karl? Nein, sie kannte die Nummer nicht.

„Ja?"

Eine Mädchenstimme erklang.

„Thao? Hier ist Ulla. Wollte fragen, ob du mit zur Abifete kommst in zwei Wochen. Alle drei Jahrgänge aus unserer Schule sind eingeladen, zwei von einer anderen Penne ebenfalls."

Sie hätte fast automatisch abgesagt. Solche Veranstaltungen waren nicht ihre. Aber was war mit ihrem Süßen?

„Rufst du auch für die anderen Klassen an?"

Ulla ahnte schon den Hintergrund von Thaos Frage.

„Nee! Aber Karl hat sich schon auf die Liste setzen lassen, falls du das wissen wolltest."

„Dann setz mich auch drauf!"

Thao seufzte. Vielleicht würde es ja gar nicht so schlimm werden, wie sie befürchtete.

„Du kommst? Wow! Hätte alles dagegen gewettet."

„Ach was. Ist bestimmt unterhaltsam, eure Hackfessen besoffen rumtorkeln zu sehen."

Entgegen ihren Erwartungen hatte Ulla nicht gleich wieder aufgelegt. Karl hatte ihr anscheinend einiges von dem Ruf der bösartigen Punkerin genommen.

„Jetzt bist du wieder die Alte."

Ulla lachte tatsächlich ins Telefon. Thao dagegen schoss sich mit ihrem ausgestreckten Zeigefinger in den Kopf.

„Können wir jetzt auflegen? Damit du jemand anderen volllabern kannst?"

Ulla hatte andere Pläne.

„Steht keiner mehr auf der Liste, du warst die Letzte."

„Na dann hast ja Zeit, deiner Barby ein Kleidchen zu stricken."

Thao wollte jetzt auflegen.

„Warte! Eine Frage noch. Warum Karl? Ich verstehe das nicht."

Die Punkerin seufzte.

„Wenn man sich nur auf Bravogirl-Typen einen fingert, kann man das auch nicht verstehen. Jetzt lass mich in Ruhe!"

Genervt legte sie auf.

22. Sophie

„Hallo Karl!"

Der Junge war erstaunt.

„Sophie?! Du hier? Ist etwas passiert?"

Das Mädchen schüttelte ihren Kopf.

„Lässt du mich rein?"

Karl trat aus der Tür und ließ Simons Schwester an sich vorbei.

„Gibt es etwas Neues?"

Sophie nickte. Sie folgte dem Jungen ins Wohnzimmer und sah sich um.

„Nett habt Ihr es, Karl."

Karl musste an das Herrenhaus denken, in dem Sophie und Simon wohnten.

„Na ja, ich glaube nicht, dass du dich beschweren musst, oder?"

Das Mädchen lachte verhalten.

„Darüber nicht, nein."

Er nahm ihre Jacke ab. Sie war hübsch, sehr hübsch sogar. Karl dachte an Thao und schämte sich. Das blonde Mädchen indes nahm Platz.

„Ich war heute mit ihm beim Arzt. Simon leidet an schweren Depressionen."

Sophie blickte vor sich auf den Boden.

„Der Doktor hat ihn sogar als suizidgefährdet eingestuft."

Karl war erschüttert.

„Simon? Wie kann das sein?"

Sophie sah ihn traurig an.

„Anzeichen gab es dafür schon immer. Meine Eltern haben es stets auf die Pubertät geschoben."

Karl war verstört. So hatte er seinen Freund nie eingeschätzt.

„Du nicht?"

Sophie wich seinem Blick aus.

„Ich habe wahrscheinlich das Meinige zu seinem Zustand beigetragen, Karl."

Der Junge verstand sie nicht.

„Was? Wie kann das denn sein?"

Sophie legte ihre Hände aufs Gesicht und ließ sie nach unten streichen.

„Ich habe mich nie mit ihm verstanden. Wir haben uns, glaube ich, sogar gehasst. Zumindest ging es mir so."

Karl zeigte eine zynische Miene.

„Was du nicht sagst, da habe ich nie etwas von gemerkt."

Sophie grinste ihn an.

„Entschuldige, Karl."

Der Junge lächelte.

„Na ja, zumindest kennst du ja jetzt meinen Vornamen."

„Simon war auf deine Freundin eifersüchtig?"

Karl nickte. Simons Schwester erinnerte sich.

„Ich habe sie kurz bei uns gesehen, glaube ich. Kenne ich sie? Ist sie von der Schule?"

„Ja. Sie ist in einer Parallelklasse von uns. Thao heißt sie."

Sophie Augen spiegelten ihr Staunen wieder.

„Was? Du gehst mit der Punkerkuh? Und die war in unserem Haus? Da könnte ich ja schon wieder Simon ...."

Karl unterbrach sie.

„Nett, wie du von meiner Freundin sprichst."

Sophie beruhigte sich mühsam wieder.

„Aber Karl! Was willst du denn von der? Das doch eine total gestörte Alte. Warum gerade sie?"

„Sie ist super drauf, wenn man sie richtig kennt."

Sophie starrte ihn ungläubig an.

„Naja, wenn du meinst. Ich habe das anders in Erinnerung."

Karl wollte wieder zum eigentlichen Thema zurück.

„Was wird jetzt aus Simon?"

Sophie lehnte sich nach hinten und suchte eine bequemere Sitzposition.

„Er wird behandelt werden. Psychiatrisch. Er hat morgen schon seinen ersten Termin. Simon ist ein Notfall sozusagen. Zumindest hat er jetzt Medikamente, die ihn beruhigen. Er schläft die ganze Zeit."

Karl sah sie traurig an.

„Das tut mir alles so leid für Euch. Hast du mit euren Eltern gesprochen?"

Sie nickte.

„Sie versuchen, früher zurückzukommen. Sie zeigen sich aber nicht grade erfreut."

Der Junge sah sie erschrocken an.

„Die spinnen doch!"

Sophie lachte hysterisch auf.

„Vielleicht sind wir ja alle bescheuert? Die ganze Familie?"

Sie sah an die Decke und bekam sich kaum noch in den Griff. Man merkte, dass auch sie an ihrer Grenze angekommen war. Karl stand auf und holte ihr etwas zu trinken. Sie nahm einen Schluck und wandte sich wieder dem Jungen zu.

„Karl, ich entschuldige mich dafür, dass ich immer so scheiße zu dir war. Es tut mir wirklich leid. Und Simon auch. Nur er ist einfach noch nicht in der Lage, es dir zu sagen."

Sie stand auf und wandte sich zum Gehen.

„Bleiben wir in Kontakt? Ich würde dir dann Bescheid geben, wenn es ihm besser geht."

Karl nickte. Sophie gab ihm die Hand.

„Du bist in Ordnung, Karl. Dass dich die Punkerkuh bekommen hat, ärgert mich fast."

Er zog seine Hand aus der ihren heraus.

„Hör damit auf!"

Sophie warf ihm einen merkwürdigen Blick zu.

„Ist ja gut! Zum Glück habe ich nichts mehr mit ihr zu tun."

Sie öffnete die Tür und drehte sich noch einmal zu ihm um.

„Ich rufe dich an, Karl!"

Er winkte ihr nochmal zu und schloss die Tür hinter ihr.

23. Bei Amelie

„Na, wie ist es?"

Das dicke Mädchen zeigte sich erstaunt, als ihre Freundin durch die Tür trat.

„Thao? Du kommst mich wieder besuchen? Schön, dich zu sehen! Sieh mal! Keine Schläuche mehr."

Sofort plapperte sie fröhlich drauflos, sie freute sich über Thaos Besuch. Amelie stieg aus ihrem Bett und umarmte die Punkerin, die es widerwillig über sich ergehen ließ.

„Und schon wieder 2 Kilo weniger!"

Thao lachte.

„Na hoffentlich hört das auch irgendwann wieder auf. Nicht, dass sie dich hier wegrationalisieren."

„Wo ist Karl? Wolltest du ihn nicht mitbringen?"

Thao lächelte.

„Nee! Er ist bei sich zu Hause und ich nur am rumhocken."

Sie las Enttäuschung in Amelies Gesicht.

„Hey! So war das jetzt nicht gemeint. Ich wollte dich doch sowieso besuchen."

„Erzähl mal, Thao! Wie war es im Sexshop? Habt ihr Euch etwas gekauft?"

Die Punkerin grinste.

„Ja! Ein bisschen Reizwäsche für Karl, aber wenn ich dir erzähle, was, dann bringt er mich um."

Amelie war enttäuscht.

„Kannst du mir einen Tipp geben? Vielleicht errate ich es dann?"

Thao schüttelte den Kopf.

„Nee! Lass mal."

Das adipöse Mädchen hakte nicht weiter nach. Es waren diese Charaktereigenschaften, die Thao an ihr mochte.

Amelie sah nachdenklich zu ihr rüber.

„Und dir? Geht es dir gut?"

Die Frage kam überraschend.

„Klar! Warum denn nicht?"

Amelie nahm Thaos Hand.

„Du schaust müde und gestresst aus. Als ob du viel hast, was dich beschäftigt. Mit Karl ist alles okay, oder?"