Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Thao II - Teil 19

Geschichte Info
Thaos neues Spielzeug.
8.2k Wörter
4.77
7.1k
0

Teil 46 der 48 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 09/23/2019
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Ein Abschied

Thao hatte einen schönen Abend und einen noch schöneren Tag mit Aneliese verbracht. Sie half ihr nicht nur bei den Reisevorbereitungen, nein sie gab auch Tipps und ging mit ihr Einkaufen, damit sie sich eine passende Garderobe für ihren zukünftigen Arbeitsplatz im Hotel zusammenkaufen konnte. Dabei versicherte Thao der Freundin das ihre Wahl der Kleidung richtig sein mochte, schlug ihr Kotz- und Würgometer doch zuverlässig bei all den Spießerklamotten aus, die Aneliese dann der Reihe nach anprobieren musste. Dabei war es interessant festzustellen, dass Anelieses Wirkung in einem Businesszweiteiler sich zwar enorm wandelte, aber bei ihr genauso Abscheu auslöste wie bei Thao. Aber was half es? Sie musste sich ihrem Arbeitsumfeld anpassen und dazu gehörte diese Art von Garderobe dazu.

Beladen mit vier riesigen Tüten voller Kleidung, kehrten sie, nachdem sie endlich aus dem Einkaufszentrum wieder herausgefunden hatten, in ein kleines, gemütliches Bürgerlokal ein, das klassische deutsche Küche anbot. Aneliese hatte keine Probleme damit, sie aß gerne Deutsch.

„Wann musst du los?"

Thao legte ihre Serviette beiseite, mit der sie sich gerade den Mund abgetupft hatte.

„Zu Maurice?"

Sie blickte auf ihr Handy.

„Ich habe noch zwei Stunden."

Aneliese hatte bisher am Thema SM kein besonderes Interesse gezeigt, auch nicht an den Seminaren, die sie in der Galerie zu diesem Thema gab.

„Und wie läuft es dort?"

Thao guckte sie erstaunt an.

„Warum interessiert dich das auf einmal?"

Aneliese hob ihre Schultern, ließ sich aber sonst nichts anmerken.

„Nur so. Ich meine du hast auch keine Lust Spießerklamotten zu kaufen oder meine Abreise vorzubereiten und tust es trotzdem."

Thao blieb skeptisch.

„Ach so."

Sie musste zuerst überlegen, was sie der Freundin zumuten durfte und was nicht. Zu ihrer Überraschung waren diese Treffen eigentlich gar nicht so problematisch, wenn man es genau betrachtete.

„Naja. Eigentlich ist es nur halb so interessant, wie es sich anhört. Viel Blabla und Theorie."

Im nach hinein war es für sie selbst erstaunlich, dass man es darauf reduzieren konnte.

„Und das gefällt den Leuten?"

Thao blickte Aneliese nachdenklich an.

„Das letzte Mal haben wir ein Teil des Publikums wieder wegschicken müssen."

Aneliese freute sich wirklich.

„Das ist doch toll. Warum hast du mir das nicht erzählt?"

Thao verstand die Welt nicht mehr.

„Halllloooo?! Es geht um SM. Schmerz, Qual, Lust, Fickificki..."

Aneliese schwieg, peinlich berührt.

„Das hat dich sonst auch nicht interessiert. Nein du findest es sogar falsch, wenn man außerhalb der Ehe vögelt..."

„Thao! Leise!"

Aneliese blickte sich schockiert um.

„Was? Du bist wahrscheinlich die einzige prüde Person in diesem Raum."

Aneliese zögerte, blickte auf ihren leeren Teller herunter und schien unschlüssig.

„Was ist los mit dir? Jetzt raus damit!"

Thao runzelte die Stirn.

„Hans...", kam es piepsig aus dem Mund der Deutschinderin.

Aneliese suchte verzweifelt nach den richtigen Worten, während Thao in ihrer Erinnerung nach einem Zusammenhang forschte. Erst dachte sie an Steven, dann aber erinnerte sie sich an das Konzert. Die beiden hatten sich auffällig gut verstanden und sich die Zeit vor dem Konzert über Indien ausgetauscht.

„Was ist mit ihm?"

Thao kam ein seltsamer Verdacht.

„Naja, er geht doch auch dorthin, richtig?"

„Ja, er interessiert sich sehr dafür."

Aneliese blickte an sich herunter, um Thaos stechenden Blick auszuweichen.

„Meinst du er kommt heute auch?"

Thao warf ihre Hände in die Luft.

„Scheiße! Ausgerechnet er? Sag mal bist du von allen Geistern verlassen worden?"

Aneliese wurde weiß im Gesicht. Hatte man sie vorher schon wegen Thaos ungehemmten Verhalten beobachtet, waren jetzt sämtliche Blicke im Raum auf sie gerichtet.

„THAO! Wir fallen auf."

„Na und? Was interessieren mich die Deppen hier? Was ist mit dir und Hans, jetzt erzähl´s endlich!"

„Wir haben uns vorgestern und gestern getroffen."

„Als ich bei Xena war?"

Aneliese nickte.

„Wir verstehen uns gut."

Thao dachte an etwas anderes. Sollte sie Aneliese darauf ansprechen und ihr die Illusion rauben?

„Hast du dir die eigentlich mal die Frage gestellt, ob ich dabei eine Rolle spielen könnte?"

Aneliese glaubte, nicht recht gehört zu haben.

„Warum du?"

„Er steht auf SM, wie du weißt und hat mich ständig ausgequetscht nach den Treffen. Er ist verzweifelt auf der Suche nach einer tüchtigen Domina, die das Letzte aus ihm herausholt, sagte er dir das nicht?"

Thao kam noch ein anderer Gedanke.

„Und Steven? Vielleicht steckt auch Steven dahinter? Er hat sicher mitbekommen das du und Hans gut miteinander auskommt. Vielleicht sucht er mich über deine Person zu manipulieren?"

Aneliese schwieg, starrte die Frau an, die sie bisher für ihre beste Freundin gehalten hatte. Einen Menschen, den sie liebte.

„Sag mal, hörst du dir selbst eigentlich zu, während du so etwas sagst?"

Thao kapierte nicht. Ihre Mutmaßungen waren plausibel für sie.

„Aneliese! Jetzt sei nicht sauer..."

Ihre Freundin schob den Stuhl zurück und griff nach den Kleidertüten.

„Fällt es dir so schwer, dass ich einem Mann gefallen könnte?"

Thao blickte hilflos zu ihr auf.

„Ich fahre nach Hause. Das Geld fürs Essen werfe ich dir in den Briefkasten."

Thao war zutiefst erschrocken. Das Aneliese sich nicht alles gefallen lies, hatte sie in letzter Zeit bewiesen, aber solch eine Reaktion...

„Jetzt warte doch!"

Aneliese aber stürmte nach draußen, öffnete umständlich die Tür und war kurz darauf, in der Menge der Passanten, auf der Fußgängerpassage verschwunden.

Thao starrte hinterher und begriff erst jetzt, was sie der Freundin zugemutet hatte.

Thao fuhr über einen Umweg nach Hause. Sie wollte sichergehen, dass Aneliese vor ihr zu Hause war. Die Freundin war wirklich wütend auf sie und Thao konnte es, in gewisser Weise auch nachvollziehen. Ihre Meinung zu der ganzen Angelegenheit, behielt sie aber trotzdem. Hans war Maso durch und durch und Aneliese eines der friedfertigsten Geschöpfe auf Erden. Wie passte solch eine Konstellation zusammen? Niemals würde der Mann auf SM verzichten und seine perversen Wünsche für ihre Freundin unterdrücken. Und Steven? Er besaß über Hans eine Brücke, über die er mit ihr Kontakt halten konnte, auch wenn er so tat, als ob sich die Sache für ihn endgültig erledigt hatte.

Sie dachte die ganze Fahrt darüber nach, doch eine andere Erklärung tat sich nicht für sie auf.

„Aneliese! Komm, mach auf! Ich habe Scheiße gebaut, okay?"

War sie wirklich nicht zu Hause? Ashna bellte nicht. Es konnte eigentlich gar nicht anders sein.

„Mein Gott bin ich bescheuert."

Sie griff nach ihrem Handy, wählte die Nummer der Freundin, doch diese war nicht erreichbar. Stattdessen meldete sich die sonore Stimme der automatischen Ansage des Providers.

Ob sie bei ihren Eltern war? Sie griff zum Telefon, besser sie rief an, bevor sie sich wieder ins Auto setzte.

„Sie ist nicht da?"

Thao machte sich jetzt ernsthaft Sorgen.

„Nein, äh, nichts. Ich versuche es später bei ihr. Wahrscheinlich ist sie in einem Funkloch. Danke! Habt einen schönen Tag."

Sie legte auf, krampfhaft darüber nachgrübelnd, wo die Freundin stecken könnte. Sie weinte. Sorge um die Freundin und Wut auf sich selbst, waren der Grund dafür. Sollte sie Maurice absagen? Nein! Hans würde auch an diesem Abend kommen und ihr alles erklären müssen. Seitdem Steven ihn das erste Mal mitgenommen hatte, verpasste er keines ihrer Treffen.

Zerknirscht begann sie damit, sich vorzubereiten. Ein schwarzes, ärmelloses Tanktop, schwarze Cargohosen, der alte russische Armeegürtel. Es war zu ihrem Markenzeichen geworden, das sie sich dadurch in Szene setzte, indem sie ihr Äußeres sehr einfach und praktisch hielt. Auf ihre Schminke mochte sie jedoch nicht verzichten, stylte penibel ihre Haare und suchte sich sogar passende Ohrringe aus. Alles womit sie sich ablenken konnte, war ihr Recht und trotzdem kehrten ihre Gedanken immer wieder zu Aneliese zurück, getrieben durch ihr schlechtes Gewissen.

Immer wieder versuchte sie ihre Nachbarin zu erreichen, rief an, hatte schon drei SMS verschickt, doch das Handy der Freundin blieb für sie unerreichbar. Erst als sie sich den Riemen ihrer großen Umhängetasche über ihre Schulter warf und zum Haustürschlüssel griff, spürte sie, wie das Handy in ihrer Jackentasche vibrierte.

„Wir reden morgen."

Das war so Aneliese. Ihre Freundin war sauer auf sie, wütend und doch wollte sie nicht, dass Thao belastet zu der Veranstaltung ging. Sie würde den Streit mit ihrer Freundin aus der Welt schaffen, komme was wolle.

Der quirlige Galeriebesitzer war froh, das Thao überpünktlich war. Wieder hatte sich eine Vielzahl an Gästen angemeldet und auch heute Abend würde man etliche von ihnen nach Hause schicken müssen. Sie mussten unbedingt Abhilfe schaffen, sonst würde man das Publikum noch verärgern. Aufgeregt sprudelten die Worte aus ihm heraus, Thao hörte ihm zu, aber er fühlte deutlich, dass die junge Frau mit ihren Gedanken woanders war.

„Geht es dir gut, Liebes? Hast du Sorgen?"

Thao rang sich ein Lächeln für ihn ab und verneinte.

„Lass alles so wie es ist, wir reden mit den Leuten drüber."

„Aber warum? Es ist doch unsere Veranstaltung, Thao."

„Maurice! Die ganze Sache hat sich doch längst verselbstständigt. Siehst du das denn nicht? Wir sind ein 300 Mann SM-Stammtisch geworden und müssen langsam eine Grenze ziehen. Aber wenn du dir dein Publikum erhalten willst, müssen wir es mit ihnen zusammen tun."

„Du willst aufhören?"

„Nein! Wer sagt denn das? Ich will ein neues Seminar anfangen."

Maurice kapierte immer noch nicht.

„Und was wird aus dem Alten?"

„Die können sich ja weiter bei dir treffen, aber dann eben ohne mich."

Maurice zeigte eine sorgenvolle Miene.

„Hoffentlich geht das nicht schief. Es läuft im Moment alles so super für mich."

Tatsächlich hatte er seinen Umsatz in den letzten Monaten fast verdreifachen können und in erotischer Kunst eine Gewichtung gefunden, die bei seinem Publikum gut ankam. Doch schnell war auch der beste Ruf wieder ruiniert, wenn er den Leuten nicht mehr das zu geben vermochte, was sie sich von ihm wünschten.

Die ersten Gäste trafen ein, immer wieder mussten Thao und Maurice ihr Gespräch unterbrechen. Umarmung, Händeschultern, Fragen nach dem Befinden, es war eine stetige Wiederholung. Wieder kam Thao ihr Gedächtnis zu Gute, sie kannte die Namen und von den meisten auch deren Hintergrundgeschichte. Doch als sich der letzte Gast in den Raum hineinquetschte, fiel ihr auf, dass jemand fehlte. Hans war heute Abend nicht dabei.

Was bedeutete das? Sie blickte in viele erwartungsvolle Gesichter, Menschen die teilweise auf den Boden saßen, oder an den Wänden lehnten, weil sie sonst keinen Platz mehr gefunden hatten. Sie aber machte sich immer noch Gedanken darüber, welche Bindung es zwischen Aneliese und Hans geben könnte. Hatte sie sich vielleicht doch geirrt? Verband die beiden mehr miteinander, als sie wahrhaben wollte?

„Hey! Schönen guten Abend, ihr alle."

„GUTEN ABEND, THAO!"

Sie fand schnell in die Routine zurück.

„Maurice und ich wollen heute, mit euch allen zusammen, etwas besprechen, das vielleicht dem einen oder anderen nicht gefallen wird. Wir bitten euch um Verständnis, dass wir das jetzige Seminar beim nächsten Treffen enden lassen möchten. Ihr seht, wir sind übervoll, viele Fragen gibt es bei euch nicht mehr und die letzten Zusammenkünfte waren eher ein Austausch über das was ihr in Richtung SM erlebt und bereits praktiziert habt."

Sie blickte in erschrockene, traurige und enttäuschte Gesichter.

„Darum bietet euch Maurice einen anderen Termin in der Woche an, damit ihr euch weiterhin bei ihm treffen und Kontakt zueinander halten könnt. Eine Art Stammtisch sozusagen."

„Und was ist mit dir?"

Thao zeigte ein betroffenes Gesicht. Sie hatte Michael und Marielle inzwischen sehr lieb gewonnen, trotz der anfänglichen Schwierigkeiten. Sie würde das Pärchen fast als ihre Freunde bezeichnen.

„Ich werde nicht dabei sein."

Aufgeregtes Gemurmel wurde laut. Es störte die Leute, dass ihrem Treffen, mit dem Verlust Thaos, die Basis entzogen werden sollte. Sie spürte es und versuchte zu beschwichtigen.

„Ihr könnt mich ab und an einladen, einverstanden? Ich bin ja selbst neugierig, wie sich das bei euch entwickeln wird."

Erleichterung machte sich breit, Thao setzte sich auf einen der Tische in der Mitte des Raumes und sprach das eigentliche Thema an. Es dauerte nicht mehr lange und sie waren mittendrin, hörte den Leuten zu, wie diese von ihren gemachten Erfahrungen berichteten, was sie dabei gewonnen oder auch verloren hatten, was für Probleme auftauchten und ob man dabei bleiben wollte oder nicht. Es gab nicht nur Positives, über das gesprochen wurde, sondern auch Enttäuschungen, Missverständnisse und sogar echten Verletzungen.

Thao war schockiert, dass es Menschen unter ihrem Publikum gab, die in der kurzen Zeit schon solche Erfahrungen gemacht haben sollten und ließ sich, soweit man damit einverstanden war, die Vorfälle genau schildern. Vier Frauen hatten Übergriffe erfahren müssen, aber auch ein Mann war in diesem Punkt dem Verlangen seiner Partnerin nicht gewachsen gewesen.

Unter den Frauen befand sich auch Leila, ein Mädchen, dass sich nur wegen ihrem Freund für das Seminar interessiert hatte. Thao konnte sich noch gut erinnern, wie sie sich zum ersten Mal unterhalten hatten. Sie war verstört, unsicher, konnte sich nicht entscheiden ob sie weiterhin bei ihrem Freund und jetzigen Herren bleiben wollte oder nicht. Thao aber war entschlossen, ihr den einzig richtigen Weg aufzuzeigen.

„Zeig ihm deine Grenzen auf! Meide ihn die nächsten Tage, bis er sich meldet und nachfragt. Er soll ruhig von dir erfahren, wo deine Ängste und Sorgen liegen. Magst du ihn denn noch?"

Leila nickte.

Thao verstand und umarmte die junge Frau.

„Wenn er dich liebt, wird es ihm nicht egal sein, wie du dich bei ihm fühlst und wenn doch, dann warst du nicht mehr als ein Objekt für ihn, das er quälen und leiden lassen wollte. Es gibt auch solche Konstellationen, aber ich glaube das keiner von euch so viele Erfahrungen gesammelt hat, um für sich sagen zu können, dass er sich so etwas für sich wünscht."

Damit kristallisierte sich ein Thema an diesem Abend heraus, das Thao bisher nicht besonders vordergründig behandelt hatte und jetzt unbedingt nachholen wollte. Also berichtete sie ausführlich von den Gefahren, die Sadomaso mit sich brachte, erzählte von erzwungener Hörigkeit, das Verlieren jeglichen Respekts, Selbstaufgabe, unkontrollierten Sadismus und tiefer Depression.

Wie weit durfte ein Dom gehen? Welcher Verantwortung unterlag er? Ab wann hatte er einen Sklaven vor sich selbst zu schützen? Es gab so viele Facetten zu beachten, die das Spiel eines Doms komplex und kompliziert werden ließen, dazu kam noch, dass der Sub ihn für seine eigenen Wünsche instrumentalisieren konnte. Die beste Rettungsinsel für beide Seiten war ein gemeinsames, reales Zusammenleben und echte Zuneigung und Partnerschaft.

Es war leise in dem Raum geworden, als Thao aufhörte zu sprechen, dann wurde die erste Frage gestellt. Es entwickelte sich daraus eine lebhafte Diskussion, die sich irgendwann verselbstständigte. Thao zog sich zurück und hockte sich zwischen zwei Pärchen auf den Boden. Ein wenig folgte sie noch dem Gespräch, dann gesellte sich Leila zu ihr und bat sie um Rat. Thao spürte die Not des Mädchens, schien es doch innerlich zerrissen zu sein, zwischen Liebe und Angst vor ihrem Partner.

Irgendwann war auch Leilas Wissensdurst gestillt und so bekam Thao die Möglichkeit über sich selbst nachzudenken. Erneut drängte Aneliese und Hans in ihre Gedanken, dann aber auch dieser Lenny, mit dem sie sich morgen treffen wollte. Galt das, was sie gerade hier zum Besten gegeben hatte, auch für sie selbst? Der Gedanke störte sie. Sie wollte diesem Kerl gegenüber Genugtuung verspüren und sich leidenschaftlich an ihm ausleben dürfen. Schließlich hatte sie keinen Hehl daraus gemacht und er hatte Erfahrungen. Warum also sollte sie großartig Rücksicht nehmen und von ihrer Vorstellung, sich ein Spielzeug zu halten abweichen?

Hatte sie sich gestern noch sehr gut und frei gefühlt, drückten heute düstere Gedanken auf ihre Stimmung. Sie ärgerte sich darüber, war doch die von ihr ersehnte, emotionale Ruhe wieder unerreichbar für sie geworden.

Irgendwann hörte sie Maurices Stimme, lautes Klatschen, dann wurde sie nach vorne gebeten. Mit einem erzwungenen Lächeln im Gesicht verabschiedete sie sich von den Leuten, nahm Dank und Glückwünsche entgegen und die Hoffnung das man auch nach dem letzten Treffen, das nächste Woche stattfinden sollte, noch in Kontakt bleiben würde.

„Geht es dir gut, Liebes? Du schaust mir ziemlich bedrückt drein. Warst ziemlich ruhig heute."

Thao blickte Maurice nachdenklich an.

„Mir gehen einige Sachen im Kopf rum, aber das habe ich im Griff. Brauchst dir keine Sorgen um mich machen."

Sie gab dem homosexuellen Galeriebesitzer einen Kuss auf die Wange und umarmte ihn lange.

Maurice lächelte.

„Wie könnte ich das? Bist mir doch fast zur Tochter geworden."

Thao konnte nicht anders, sei musste bei dieser Vorstellung lachen.

Maurice aber legte ihr seine Hand auf die Schulter. Er meinte es ernst.

„Thao. Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst, jederzeit. Das weißt du, oder?"

„Danke. Das ist schön zu wissen."

Sie lächelte und schlang noch einmal ihre Arme um den kleinen Mann. Dann aber suchte sie endgültig Abstand, ging den Flur herunter, öffnete die Glastür und trat hinaus in die Dunkelheit.

Maurice blickte ihr noch einen Moment lang nach, dann hatten ihn seine Sorge um die Gäste auch schon wieder eingeholt.

„THAO!"

Aus weiter Ferne klang das penetrante Schrillen der Türklingel an ihr Ohr, wurde deutlicher, bis es zur vollen Stärke anschwoll.

„THAO!"

Wann war sie eingeschlafen? Es war spät geworden, sie hatte lange keine Ruhe gefunden. Ein Blick auf ihren Wecker, es war um 10 Uhr vorbei.

„ICH KOMME!"

Das Schrillen der Türklingel verklang, gerne hätte sie ihre Augen wieder geschlossen und weitergeschlafen.

„THAOOOOOO!"

Anelieses Stimme klang genervt.

„JAAAAAHHHHH!"

Energisch riss Thao die Bettdecke zur Seite, kletterte aus dem Bett und stapfte zur Tür. Sie öffnete, warf einen Blick auf Aneliese, dann registrierte sie Hans, der hinter ihrer Freundin stand und ging wortlos weiter in die Küche.

„Können wir reinkommen?"

„Nein, ich habe für die GEZ aufgemacht."

Aneliese und Hans betraten die Wohnung, dabei unsichere Blicke austauschend.

„Wollt ihr Kaffee? Ich mache mir jetzt einen."

Die beiden baten darum.

Thao goss Wasser in die Filterkaffeemaschine und warf einen Blick auf Aneliese.

„Alles wieder gut zwischen uns?"

Ihre Stimme klang heiser und gereizt.

Aneliese verschränkte ihre Arme vor der Brust, suchte sich damit vor Thao zu positionieren.

„Du warst sehr gemein zu mir."

Thao nickte, ohne die Freundin dabei anzusehen.

„Ich hab´s kapiert. Wie lange seid ihr schon zusammen?"

Aneliese und Hans blickten sich gegenseitig an. Die kleine Inderin war es schließlich, die antwortete.

„Zwei Wochen."

Thao hielt kurz inne, vermied immer noch den Blickkontakt zu den beiden.

„Habt ihr schon was gegessen?"

Aneliese verneinte.

„Thao, wir wollten mit dir sprechen."

„So früh?"

Aneliese hörte die Anklage heraus. Dieses Mal aber war es Hans, der Thao antworten wollte.

„Du hättest mir nicht geglaubt, dass es um Aneliese geht. Und wie wir gestern festgestellt haben, hatte ich Recht mit meiner Annahme."

„Ich frage mich die ganze Zeit, ob ich wirklich so ein Arschloch bin. Weißt du Hans, Aneliese hat vor ein paar Wochen noch bei dem Wort „Muschi" einen Blutsturz bekommen, wie konnte ich da ahnen, dass sie kurz darauf mit einem Frauenheld und Masochisten verkehrt, der noch dazu mit jemanden gut befreundet ist, der mir vor kurzen noch an die Wäsche wollte. Wahrscheinlich bin ich wirr im Kopf und habe die wenigen Zeichen eurer Zusammenkunft falsch gedeutet."