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Überbordende Gerechtigkeit

Geschichte Info
Kann irgendwas Gutes jemals aus sadistischer Folter kommen?
9.7k Wörter
4.12
18k
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Nochmals mein tiefster Dank an H.C. Waller, dessen Talente und vor allem Geduld als Redakteur und Übersetzer diese Geschichte von Edrider 73 enorm verbessert haben.

*

Ramona wartete in der Schlange, um an der Rezeption auszuchecken, als sie ihn aus dem Aufzug kommen sah.

Sie ließ ihren Koffer stehen und rannte so schnell zu ihm, dass sie ihn um ein Haar zu Boden geworfen hätte, als sie ihn erreichte.

„Danke für gestern, Herr Harfner", rief sie atemlos aus. „Sie wissen nicht, wie viel mir das bedeutet hat."

Zuerst sah er verwirrt aus. Dann begann er sich zu erinnern.

„Kein Grund zum Dank, Frau Müller", entgegnete er. „Ich habe ja nichts getan."

„Doch, das haben Sie, und Sie haben es vor versammelter Mannschaft gemacht. Ich schwebe immer noch auf Wolken."

„Es macht mich froh, wenn Sie zufrieden sind. Ich wünsche Ihnen einen guten Flug, kommen Sie gut nach Hause."

Er nickte ihr leicht zu und ging weiter durch die Lobby. Sie starrte ihm fast eine Minute nach, bevor sie sich nach ihrem Koffer umsah und zu diesem zurück lief.

***************

„Erzähl mir von Herrn Harfner", drängte sie Marie, nachdem sie ihr Handgepäck verstaut und sich auf den Sitzen der Linienmaschine niedergelassen hatten.

„Viele Leute reden über euch beide. Es hat sich herumgesprochen und breitet sich wie ein Lauffeuer aus."

„Macht er so etwas oft?"

„Nein, das ist vermutlich der Grund weshalb sie reden."

„Eigentlich hatte ich nichts Besonderes gemacht. Er stellte eine einfache Frage, die aber hintergründig zu sein schien und zwei andere Leute antworteten vor mir. Er hat sich bei ihnen nur bedankt. Warum er aus meiner Antwort eine so große Sache gemacht hat, weiß ich nicht. Als er allen sagte, sie könnten viel von mir lernen, wurde ich ganz rot."

„Hast du vor dem gestrigen Abend schon jemals mit ihm gesprochen?"

„Nein. Er kannte meinen Namen nicht einmal. Ich habe gesehen, wie er auf mein Namensschild blinzelte, bevor er zu mir sprach."

Marie lachte.

„Was ist so lustig?"

„Fakt ist, du kennst ihn sehr gut."

„Was soll das heißen?"

„Du kennst seinen Ruf."

„Ich weiß nichts über ihn."

„Er ist mit einer schönen Frau verheiratet, aber es ist bekannt, dass er mit Herzen spielt."

Ramona dachte einen Moment nach.

„Ich kann verstehen, warum Frauen ihn attraktiv finden. Normalerweise würde ich jemand in seinem Alter keinen zweiten Blick schenken, aber er hat eine besondere Ausstrahlung. Er scheint verwegen und kultiviert zu sein, mit einem Hauch von Melancholie - weißt du, faszinierend!"

„Vorsicht! Fakt ist, dass bei der Arbeit mehrere verheiratete Frauen dasselbe dachten und es für sie nicht gut endete. Fakt ist auch, dass alle in andere Städte kamen."

„Wurden sie entlassen oder geschieden?"

„Das weiß Niemand, aber entweder führt er eine offene Ehe oder seine Frau ist dumm."

„Was macht er? Stellt er die anderen Frauen zur Schau und demütigt sie?"

„Nein. Er ist diskret. Soweit ich weiß, gibt es keine Beweise. Jedes Mal, wenn er mit einer anderen Frau gesehen wird, ist es an einem öffentlichen Ort. Es könnte ein unschuldiges Geschäftsessen sein, da es keine Berührungen gibt. Aber Fakt ist, dass es mehr geben muss."

*************

Ramona erzählte Bruno über das Lob von einem der Führungskräfte auf dem Ruhesitz der Firma, aber sie erzählte ihrem Ehemann nichts über ihren Eindruck von Herrn Harfner oder darüber, was ihr Marie im Flugzeug gesagt hatte.

Sie war als Bürokaufmann in die Import-/Exportfirma eingetreten, obwohl sie bei ihrem vorherigen Job auf großen Handelskonten gearbeitet hatte. Sie hatte die Belegschaft sieben Jahre zuvor verlassen, um erst ihren Sohn Burghart und dann die Tochter Samantha zu bekommen.

Jetzt war sie zurück. Nachdem ihre Vorgesetzten ihre Talente erkannt hatten, war sie schnell aufgestiegen und innerhalb eines Jahres fast auf dem gleichen Niveau wie vor ihrem vorübergehenden Ruhestand.

Ihr Ehrgeiz wurde von Bruno unterstützt und sie fanden für die Kinder ein wundervolles Kindermädchen, welches sie zusätzlich zu ihrer regulären Arbeit jederzeit zurätzlich einsetzen konnten, wenn für beide gleichzeitig etwas Dringendes bei der Arbeit auftauchte.

Normalerweise gelang es ihnen, die meisten Abende und Wochenenden mit den Kindern zu verbringen. Das einzige, was darunter litt, war ihre gemeinsame Zeit zu zweit, aber sie arbeiteten hart daran, alle paar Monate drei oder vier Tage zusammen zu sein, um ihrer Beziehung den nötigen Pep zu erhalten.

Ramona bemerkte Herrn Harfner erst im Büro, nachdem sie auf ihn getroffen war. Jedes Mal, wenn sie ihn sah, wunderte sie sich über ihn. Andere Frauen bestätigten, dass er Gegenstand vieler Klatschgeschichten war, aber niemand wusste aus erster Hand über eine seiner Eroberungen Bescheid. Für sie erhöhte das Geheimnis die Aura der Gefahr.

Er sprach nie mit ihr und schien gar nicht zu wissen, dass sie existierte. Das störte sie. Schließlich trainierte sie, hielt ihr Gewicht genau unter Kontrolle und bemühte sich, vor allem auch während der Arbeit, um ein perfektes Erscheinungsbild. Auf ihr gutes Aussehen und ihren schlanken Körper war sie immer stolz gewesen und die überraschten und zugleich erfreuten Blicke der Männer, wenn sie von ihnen entdeckt wurde und einen zweiten Blick riskierten, war sie gewöhnt. Diese Aufmerksamkeit gefiel ihr und sie tat nichts, um sie zu entmutigen. Allem Anschein nach wurde aber Herrn Harfners Aufmerksamkeit nicht auf sie gelenkt.

Eines Morgens, als sie sich für die Arbeit anzog, entschied sie, dass sie auf Herrn Harfners Radar erscheinen müsste. Es könnte eine Zeit kommen, in der er ein gutes Wort für sie einlegen könnte. Sie hatte ihn einmal beeindruckt, aber er schien es vergessen zu haben. Unbedingt musste Sie einen Weg finden, ihn daran zu erinnern.

Als sie nach unten kam, warf Bruno, der gerade gehen wollte, einen Blick auf sie und pfiff.

„Wohin gehst du?" Fragte er sie.

„Arbeit."

„So?"

„Was meinst du?"

„Ich denke nicht, dass es angemessen ist, aber ich habe keine Zeit zu streiten. Ich schlage vor, du blickst mal in einen Spiegel, bevor du gehst. Auf Wiedersehen."

Nachdem er gegangen war, betrachtete Ramona sich selbst, lächelte bei dem was sie sah und knöpfte einen weiteren Knopf an ihrer Bluse auf.

In der Firma war sie das Gesprächsthema des Tages und an ihrem Schreibtisch herrschte hohe Betriebsamkeit, sowohl durch vertraute Gesichter als auch durch unbekannte. Herr Harfner gehörte nicht zu jenen, die ihr Dekolleté inspizierten. Das Mittagessen nahm sie außerhalb das Gebäudes alleine zu sich. Währenddessen dachte sie an so manches, entschied sich dagegen und überlegte es sich einige Male anders.

Früh kam sie ins Büro zurück, fuhr mit dem Aufzug in ihr Stockwerk, stellte ihre Handtasche auf ihren Schreibtisch, marschierte zur Treppe und ging schnell ein Stockwerk nach unten. Einen Moment später stand sie vor dem Schreibtisch von Herrn Harfners Sekretärin.

Diese war noch beim Mittagessen. So weit, so gut. Es war ihr bekannt, dass er oft die Mittagspause durcharbeitete. Hinein spähend erkannte sie, dass er saß und sich einige Papiere auf seinem Schreibtisch ansah. Erst holte sie tief Luft und schneite dann in sein Büro.

Er sah zu ihr auf, als er hörte, wie sie zu seinem Schreibtisch ging und sich darüber beugte.

„Herr Harfner. Ich weiß nicht, ob Sie sich erinnern. Ich bin Ramona Müller. Ihr Lob beim letzten Retreat hat mir sehr geholfen."

„Ich dachte, dass ich Ihnen nie richtig für Ihre Freundlichkeit gedankt habe, so bin ich nur vorbeigekommen, um Ihnen zu sagen, dass Sie es mich bitte wissen lassen sollten, wenn ich jemals etwas für Sie tun kann."

Mit den letzten Worten beugte sie sich weiter vor, dann richtete sie sich auf, drehte sich um und verließ schnell sein Büro. Auf dem Flur rannte sie zur Treppe, eilte weiter die Treppe hoch, zum Damensalon und begab sich in eine der Kabinen, schloss die Tür und setzte sich.

Außer Atem knöpfte sie ihre Bluse zu. Eine Million Schläge pro Sekunde musste ihr Herz wohl gerade durchpochen. Sie konnte nicht glauben, was sie gerade getan hatte. Niemand außer Herrn Harfner hatte sie gesehen, aber was, wenn er es jemandem erzählte? Warum hatte sie ihre Karriere in Gefahr gebracht? Schlimmer noch, was, wenn er ihre Einladung ernst nahm?

Allmählich entspannte sie sich genug, um die Kabine zu verlassen, vor den Spiegel zu treten, sich zu erfrischen und wieder an die Arbeit zu gehen. Sie versuchte, ihre Eskapade für den Rest des Tages aus ihren Gedanken zu verbannen. Auf dem Heimweg fragte sie sich, was Bruno sagen würde, wenn sie ihm erzählen würde, was sie getan hatte. Natürlich durfte er es nie erfahren.

**************

Herr Harfner sprach nie mit ihr über die Episode, aber sie bemerkte, dass er sie jetzt kannte. Wann immer sie sich sahen, lächelte er sie an. Sie lächelte zurück und versuchte nicht rot zu werden. Sie begann sich konservativer zu kleiden als alle anderen Frauen im Büro.

Einige Monate später teilte ihr Vorgesetzter ihr mit, dass sie als Vertreterin ihrer Abteilung ausgewählt worden war an einem neuen informellen Ausschuss teilzunehmen, dessen Aufgabe es war, nach Möglichkeiten zu suchen, die Interaktion zwischen verschiedenen Unternehmenszweigen reibungslos zu gestalten. Dadurch gab es nicht mehr Geld, aber es wurde als Ehre angesehen.

Als sie in der ersten Sitzung erschien, stellte sie erschrocken fest, dass Herr Harfner der Vorsitzende war. Er nickte ihr zu und lächelte, als sie hereinkam. Sie fragte sich, ob er darum gebeten hatte, sie in seine Sondereinheit zu bekommen.

Herr Harfner begann mit der Mitteilung an den Ausschuss, dass niemand Zeit seiner regulären Aufgaben als Arbeit im Ausschuss angerechnet würde. Wenn dies ein Problem sei, könnte man sich jederzeit wieder zurückziehen. Die einzige Belohnung für die Mitglieder gäbe es in deren Personalakten, aber er wäre großzügig mit allen notwendigen Ausgaben.

„Das heißt, wenn ein Unterausschuss zusammenkommen muss, kann er ein privates Zimmer in einem guten Restaurant anmieten und wer die Rechnung für alle bezahlt, bekommt den Betrag erstattet."

Allmählich endete das Murren und es wechselte in einige flüsternde Gespräche darüber, in welchen unerschwinglichen Restaurants die Leute schon immer essen wollten.

*************

Ramona drängte darauf, den größten Teil ihrer Ausschussarbeit beim Mittagessen in nahegelegenen Restaurants erledigen zu wollen, weil sie nicht zu spät nach Hause kommen wollte, aber einige der alleinstehenden Männer und Frauen wollten ausgefallene Abendessen genießen, deshalb musste sie manchmal nachgeben und deshalb das Abendessen mit Bruno und den Kindern verpassen.

An den Restauranttreffen war nie das gesamte achtzehnköpfige Komitee beteiligt. In der Regel waren es drei bis sechs Unterausschüsse, die an einem Teil des Prozesses arbeiteten. Herr Harfner war bei einigen ihrer Mittags- und Abendessen dabei. In den kleineren Gruppen begannen sie alsbald mehr miteinander zu interagieren.

Je mehr sie von ihm sah und hörte, umso sympatischer wurde er ihr. Er hatte einen guten Sinn für Humor und konnte sowohl einen Spaß verstehen als auch einen machen. Keiner seiner Witze oder der der anderen war anstößig oder sonst irgendwie riskant. Die ehrgeizigen Mitglieder des Komitees wussten, dass sie unter Beobachtung standen. Selbst mildes Flirten könnte den Eindruck ruinieren, den sie machen wollten.

Eines Abends war sie bei einem Abendessen mit Herrn Harfner und einem anderen Mann vom Komitee, als das Handy des Mannes klingelte. Der sah es sich an, stand auf und ging zu einer ruhigeren Stellle. Kurz danach war er zurück und entschuldigte sich. Wegen eines familiären Notfalls müsse er leider schon gehen.

Ramona und Herr Harfner sahen ihm nach.

„Ich denke, heute Abend bleiben nur wir zwei übrig", schlussfolgerte Herr Harfner. „Es sieht nicht so aus, als hätten wir zu viel zu tun. Bestellen wir also und machen uns an die Arbeit, während wir warten. Wenn das Essen kommt, können wir uns entspannen und es genießen."

Sie begannen, ihre Papiere zu begutachten, und als die kalte Vorspeise serviert wurde, nahmen sie kleine Bissen, während sie weiterarbeiteten. Sowohl die Arbeit als auch die Vorspeise war beendet, bevor die Salate kamen.

„Falls Sie etwas trinken wollen, lassen Sie uns etwas Wein bestellen", bot er an. „Jetzt müssen wir uns keine Sorgen mehr machen, dass wir zu entspannt werden."

„Etwas Wein würde mir gefallen", erwiderte sie mit einem Seufzer. „Welchen würden Sie bevorzugen?"

Er bestellte eine Flasche, von der er behauptete, dass dieser Wein perfekt zu ihrem Steak passen würde.

„Worauf sollen wir anstoßen?" fragte sie, nachdem die Kellnerin ihre Gläser eingeschenkt hatte.

„Da sonst niemand hier ist und wir unsere Arbeit gemacht haben, lassen Sie uns auf uns trinken."

Sie erhoben ihre Gläser und brachten unisono ein „Auf uns" aus. Dann lachten beide und nippte an ihrem Wein.

Als sie die Gläser abstellten, wollten beide gleichzeitig zu sprechen beginnen. Sie lachten kurz auf und es wurde still.

„Sie zuerst", bot er an.

„Es ist nicht wichtig."

„Ich will es trotzdem hören."

„Ich möchte Ihnen nur dafür danken, dass Sie meine Dummheit, die ich in Ihrem Büro begangen habe, nicht angesprochen haben. Ich weiß nicht, was in mich gefahren war. Es war witzig gedacht, aber überhaupt nicht lustig. Deshalb bin ich froh, dass wir in diesem Ausschuss zusammenarbeiten, damit Sie herausfinden können, dass ich nicht so bin."

Er nippte an seinem Wein und blickte sie eine Weile an, bevor er sich äußerte. Ein Gedanke kam in ihren Kopf. Hatte er dafür gesorgt, dass ihr Kollege den Anruf erhielt, damit sie allein sein konnten? Gab es ein hintergründiges Motiv für die Beendigung der Ausschussarbeit, damit sie Wein bestellen konnten?

„Ich bin froh, dass Sie es erklärt haben", antwortete er. „Je mehr ich Sie kennengelernt habe, desto mehr schien es untypisch zu sein. Sie sind selbstbewusst und arbeiten durchdacht. Oder zumindest wissen Sie, diesen Eindruck zu erwecken. Ist das nur eine Strategie?"

Ramonas Mund klappte herunter. Sie war sprachlos. War Herr Harfner ein Gedankenleser oder ein erstaunlicher Kenner des Charakters? Sie richtete ihren Blick von seinen tief gesetzten Augen weg, hatte das Gefühl, dass sie sich in ihre Seele bohrten. Was wollte er von ihr? Verführte er sie? Der Gedanke brachte sie dazu sich in ihrem Stuhl zu drehen. War sie? Nein! Ja sie war! Vielleicht war sie nicht nass, aber sie war definitiv feucht. Sie versuchte sich zu sammeln und lächelte.

„Ich bin nicht sicher, ob ich Ihre Frage verstehe", schwindelte sie.

„Keine Ursache. Es spielt keine Rolle. Die Steaks sind da. Lassen Sie uns speisen."

Sie hatten jeweils ein zweites Glas Wein zum Abendessen, aber nicht mehr. Vorsicht mischte sich in das Gespräch. Er stellte Fragen, und sie redete die meiste Zeit. Als sie sich verabschiedeten und der Parkservice ihr Auto brachte, gaben sie sich gegenseitig einen Luftkuss auf die Wange.

Ein gemeinsames Abendessen ereignete sich nie wieder, aber sie aßen häufig zu Mittag. Seinerseits gab es nie anrufe, sie kontaktierte ihn gelegentlich, um sich über eine Ausschussangelegenheit auszutauschen, wobei sie dann ein Mittagessen vorschlug, welchem er normalerweise zustimmte. Die Mittagessen folgten einem Muster. Sie bestellten nie Getränke oder gar Wein. Das würde schnell dazu führen, dass das Geschäftliche in den Hintergrund rücken würde, und dann würde sie reden, während er zuhörte und gelegentlich eine Frage stellte.

Sie erzählte ihm ihre Lebensgeschichte, die Geschichte von Bruno und die ihrer Kinder von der Geburt bis zum heutigen Tag. Letztlich teilte sie ihre Träume und Ziele, ihre Ängste, ihre Liebe und ihren Hass mit ihm.

Nach jedem ihrer Mittagessen fühlte sie sich so leicht wie Luft, während sie zurück zu ihrem Schreibtisch schwebte. Keine Schuldgefühle kamen in ihr wegen irgendetwas hoch. Nun gut, eine Sache. Sie erzählte Bruno nichts von Bernhard, von ihrem Mittagessen, oder davon, dass sie ihren Chef mittlerweile beim Vornamen nannte, wenn sie alleine waren. Sie machte nichts falsch, aber er würde es vielleicht nicht verstehen. Wozu schlafende Hunde wecken?

Manchmal wunderte sie sich über Bernhard. War das seine Verführungsstrategie? Wenn ja, warum wurde er nicht aktiv? Es gab viele Ansatzpunkte für ihn in ihren Aussagen. Sie war begeistert von seiner Aufmerksamkeit. War sein Plan, zuerst ihren Geist und dann ihren Körper zu verführen?

Was würde sie tun, wenn Bernhard endlich zu ihr kam? Die Idee, Bruno zu betrügen, beunruhigte sie. Bruno war für immer ihr Liebster und ihr Ehemann. Niemand würde jemals seinen Platz einnehmen. Auch war er ein großartiger Vater. Es würde ihn umbringen, einige der Gedanken zu kennen, die sie hegte. Der gute Mann hatte eine Schlampe wie sie nicht verdient.

Es erregte sie sogar als sie sich auf diese Weise selbst peinigte. Je mehr sie sich eine Schlampe und eine Hure nannte, umso feuchter wurde sie. Was war mit ihr los? Warum hat Bernhard nie irgendetwas gemacht?

Sie konzentrierte sich darauf, großartigen Sex mit Bruno zu haben. Dafür recherchierte sie und probierte neue Dinge aus. Von ihren Wochenenden kamen sie erschöpft nach Hause. Dabei hatte er ein Lächeln im Gesicht, doch sie versteckte ihr Stirnrunzeln. Die vielen Orgasmen, die sie hatte, ließen die Wochenenden eher wie Generalproben erscheinen und nicht wie die wirkliche Sache an sich.

Gewissensbisse überkamen sie, so konnte sie nicht weiter machen. Manchmal fühlte sie sich überwältigt und am Rande des Wahnsinns.

*************

Dutzende Male änderte sie ihre Rede, lernte sie dann auswendig und übte sie vor einem Spiegel, als sie allein war. Ihr Gesicht beobachtend, fühlte sie sich hässlich. Trotzdem ignorierte sie ihr Gefühl und übte weiter. Nach fast einer Woche, fühlte sie sich endlich bereit.

Geduldig wartete sie auf ihre Gelegenheit, um einen Moment lang mit Bernhard sprechen zu können, ohne dass jemand anderes in der Nähe wäre. Endlich war es soweit.

„Ich habe über das Rekrutierungsproblem nachgedacht, das alle verblüfft hat. Du weißt, die Einhaltung aller neuen Gesetze, während der Entstehungsphase. Wie auch immer, ich habe ein paar Ideen, die ich gerne mit Dir erörtern möchte. Es dauert aber länger als ein Mittag- oder Abendessen."

„Zum Glück begibt sich Bruno Freitags zu einer Konferenz und wird erst am Sonntagabend zurück sein. Wenn du an diesem Wochenende etwas Zeit hast, stehe ich Dir zur Verfügung und wir würden die Zeit haben, die wir bräuchten."

Seine Augen weiteten sich, als er sie ansah.

„Was ist mit deinen Kindern?"

„Das habe ich bereits mit unserem Kindermädchen geklärt, sie ist dieses Wochenende frei und ich kann auf sie zurückgreifen, wann immer ich sie benöige."

Er sah sie aufmerksam an und senkte dann seine Stimme.

„Bist du sicher, dass du das machen willst?"

Auf diese Antwort war sie nicht vorbereitet. Er tat nicht einmal so, als ob ihr Vorschlag geschäftlich wäre. Seine Stimme war nicht sachlich oder scherzhaft oder gar flirtend. Es war todernst. Was sollte sie sagen? Ihre Gedanken rasten, aber sie fand eine, wie sie meinte, zufriedenstellende Antwort.

„Lass uns daran arbeiten. Vielleicht können wir uns etwas einfallen lassen. Zumindest können wir es versuchen."

Er wirkte in Gedanken versunken. Was dachte er und was würde er sagen?

Als er sprach, klang seine Stimme wie gewöhnlich, angenehm und ohne ein Anzeichen von Bedrohung.

„Gut. Ich werde meinen Zeitplan überprüfen und dir morgen mitteilen, ob sich das einrichten lässt. In der Zwischenzeit solltest du deine Ideen überdenken, damit du sicher sein kannst."

„Gut. Das klingt gut."

Sie drehten sich um und beide entfernten sich eilig voneinander.

*****************

„Ich hole dich Samstag um zwei bei dir zu Hause ab und wir haben den Rest des Tages", teilte er ihr mit.